§ 63. Der dreißigjährige Krieg. C. Wallensteins Tod. Ende des Kriegs. 107
Wallenstein hielt sich zunächst in Böhmen, ohne von hier aus den siegreichen Schweden entgegenzutreten. Er beschäftigte sich mit weitausschauenden Plänen: für sich selbst wollte er umfangreiche Teile des Reiches erwerben, durch Friedensschluß mit den Protestanten den Einfluß des bayrischen Kurfürstenhaufes, welches ihm sehr feindlich war, brechen und überhaupt eine Reform der Reichsverfassung herbeiführen. Er sing Unterhandlungen mit den Schweden an, welche die kaiserlich-bayerische Partei erfuhr. Man bezichtigte ihn, um ihn zu stürzen, des Hochverrats. Als er nun gar zu Pilsen die Offiziere feiner Armee ganz und ausschließlich sich verpflichten wollte (Revers zu Pilsen!), brachte feine Gegenpartei, welche sich im Heere besonders auf Dttaoio Piccolomini stützte, feine Absetzung durch. W allenstein, im Begriff feine Pläne in offener Auflehnung gegen den Kaiser durchzusetzen, ward (Februar) 1634 1634 zu Eger ermordet. (Gordon; Butler.)
Die Kaiserlichen waren nun im Vorteil. In der Schlacht bei Nördlingen 1634 siegten sie über Bernhard oon Weimar. 1634 Dadurch kam es, daß:
a) die süddeutschen Protestanten sich völlig den Franzosen anschlössen, die schon lange darauf gelauert hatten, aus den deutschen Wirren Vorteil zu schlagen;
b) die norddeutschen Fürsten (zuerst Sachsen in dem Frieden
zu Prag 1635) mit dem Kaiser Frieden machten. 1635
Fortan geht der Krieg in ein Gewirr oieloerschlnngener Kämpfe
auf, die sich im Westen wie im Osten oollziehen. Schweden und
Franzosen suchten von dem geschwächten Reichskörper die ihnen
zunächst gelegenen Teile abzureißen. Das deutsche Volk litt entsetzlich unter den Grausamkeiten der völlig verrohten und zuchtlosen Söldnertruppen. Der Wunsch nach Frieden wurde in den deutschen Reichsständen allgemein. Nur war es schwer, einen Ausgleich der Interessen herbeizuführen. Seit 1640 schon spielen die Friedens-uuterhandlungen. Endlich kam im Jahre 1648 der West- 1648 fälifche Frieden zu Osnabrück und Münster zustande. Die Hauptbedingungen desselben, die auf Jahrhunderte hinaus der deutschen Geschichte ihren Lauf bestimmten, find:
A. Äußere Veränderungen des Reiches.
1. Die Schweiz und die Niederlande scheiden endgiltig
aus dem Reichsverbaude aus.
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267
Neapel und Sardinien, das er an Savoyen gegen Sizilien austauschte.
England.
I. Die beiden letzten Stuarts, 1660—1688.
1. Karl Ii., 1660—85. Sein verschwenderisches Hofleben, der Verkauf Dünkirchens, Kromwells glänzender Eroberung, an Frankreich und ein unpopulärer, unglücklicher Krieg gegen Holland, der die Ermäßigung der Navigationsakte zur Folge hatte, machten seine Regierung mißliebig. Ein neues Ministerium, nach den Anfangsbuchstaben der Mitglieder das Kabalministerium genannt, schlug zwar eine andere Politik ein, indem es mit Holland und Schweden gegen Ludwig Xiv. die Tripleallianz schloß; doch bald nahm der geldbe-dürftige König von Ludwig Jahrgelder und trat von dem Bunde zurück. Die Schwankungen während seiner Regierung zeigten sich auch in folgenden Gesetzen: a) in der „Duldungsakte" gewährte der König, insgeheim der katholischen Religion zugeneigt, den Katholiken gewisse Freiheiten; b) das widerstrebende Parlament setzte hingegen die „Testakte" durch, welche die Bekleidung eines öffentlichen Amtes von der Leistung des Suprematseides und der Anerkennung der englischen Abendmahlslehre abhängig machte; c) das Bestreben des Königs, seinem katholischen Bruder die Thronfolge zu sichern, führte den Erlaß der „Habeas-Korpus-Akte" gegen willkürliche Verhaftungen herbei.
Durch die sogenannte Ausschließungs-Bill wurde zwar der Bruder des Königs, Herzog von York, der Thronfolge für verlustig erklärt, aber schließlich erlagen die Anhänger dieses Gesetzes den Gegnern desselben. Für diese beiden Parteien kamen damals die Namen Whigs (Volks-, Fortschrittspartei) und Tories (königlich gesinnte, konservative Partei) auf.
Es folgte der Bruder des Königs,
2. Jakob ü., 1685—1688. Während er im Innern die Unzufriedenheit des protestantisch gesinnten Volkes dadurch erregte, daß er die Rechte der Katholiken und die unumschränkte Königsmacht wiederherstellen wollte, war auch die äußere Politik, in der er sich an Frankreich anschloß, dem Geiste des englischen Volkes zuwider. Als noch dazu durch die Geburt eines Prinzen die Aussicht schwand, daß seine protestantisch erzogenen Töchter in der Regierung folgten, kam die „englische" oder „glorreiche" Revolution zum Ausbruche. Wilhelm Iii. von Oranien, Statthalter der Niederlande und Gemahl von Jakobs Tochter Maria, landete in England, und es wurde ihm die Regierung von England und Schottland übertragen. In Irland verschaffte er sich mit Gewalt Anerkennung.
Ii. Das Hans Oranien, 1688—1714.
1. Wilhelm Iii., 1688—1702. Seine Aufgabe erkannte er darin, den Protestantismus und das europäische Gleichgewicht durch Widerstand gegen
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Extrahierte Ortsnamen: Neapel Sardinien Sizilien England Frankreich Holland Holland Frankreich Niederlande England England Schottland Irland
298
b) Rußland. Das Verhängnis drohte Polen namentlich von Rußland, wo im Jahre 1762 Katharina Ii., die Gemahlin Peters Iii., mit dessen kurzer Regierung das Haus Holstein-Gottorp begonnen, den Thron bestiegen hatte. Energisch und klug, nahm sie die Überlieferung Peters des Großen mit neuer Kraft auf, nämlich den Verfall der Türkei zu beschleunigen und die Vorposten russischer Macht nach Warschau hin vorzuschieben.
c) Die Lage Preußens. Preußen, dessen natürliche Lage den Nachbarstaaten eine offene, ungeschützte Stellung bot, war nach dem siebenjährigen Kriege erschöpft und entbehrte jeder natürlichen Verbindung mit anderen Mächten: es mußte darum auf den Frieden bedacht sein. Trotzdem verkannte Friedrich nicht die Gefahr, die thnt drohte, wenn durch die einseitige Besetzung Polens von feiten Rußlands die Wucht russischer Macht statt des ungefährlichen Polen sich vor feine Grenzen stellte. Seine Politik mußte daher darauf gehen, die Auflösung Polens möglichst lange zu verhindern und, wenn sie unvermeidlich war, ihr die möglichst günstige Wendung für Preußen zu geben.
d) Die Teilung. Zunächst vereinigten sich Rußland und Preußen in einem Bündnisse, um die Wahlfreiheit in Polen aufrecht zu erhalten, und setzten dann unter militärischer Beeinflussung die Wahl des Stanislaus Poniatowski, eines Günstlings der Kaiserin Katharina, durch. Als aber biefer auf Reformen sann, war Rußfanb um feinen Einfluß besorgt, und die Zarin forderte die Gleichberechtigung der Dissidenten mit den Katholiken und die Aufhebung der Gesetze der neuen Regierung. Diese Gewaltmaßregeln riesen eine gewaltige Aufregung hervor. Die Katholiken schlossen eine Konföderation zu Bar, und man rief die Hilfe Frankreichs und der Türkei an. Das Glück Rußlands in dem nun ausbuchenden russisch-türkischen Kriege, 1768 bis 1774, hatte aber eine Annäherung Preußens und Österreichs zur Folge, und Rußland wurde in seinen Zielen etwas mäßiger. Da aber Österreich einseitig vorging und den Zipser Kreis besetzte, einigten sich Preußen und Rußlaub über eine Teilung Polens, an der and) Österreich teilnahm, 1772. Preußen erhielt Weftpreußen außer Danzig und Thorn und das Bistum Ermlanb, im ganzen etwa 36 500 qkm mit 600 000 Einwohnern. Der gewünschte Zusammenhang Ostpreußens mit
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Extrahierte Personennamen: Katharina_Ii Peters Friedrich Friedrich Stanislaus_Poniatowski Katharina
180
Die sieben nrdlichen Provinzen, die der reformierten Kirche angehrten und von England untersttzt wurden, von Spanien los (1579).
Im Westflischen Frieden wurde ihre Selbstndigkeit anerkannt. Sie bildeten nun die Republik Holland oder die Generalstaaten, während die sdlichen, die katholischen Provinzen bei deni Hause Habsburg blieben.
Als Philipp Ii. starb (1598), war Spaniens Blte dahin; eine Schuldenlast von der 3 Milliarden Mark drckte das Land; der spanische Handel war vernichtet und das gemeine Volk mit hohen Abgaben belastet.
Zweiter Abschnitt.
1618-1648 Der Dreiigjhrige Krieg, 16181648*
Ursachen. Die Ursachen des Dreiigjhrigen Krieges waren die auch von den protestantischen Fürsten Deutschlands geteilten Besorgnisse des utraquistisch-bhmischen Adels, da Ferdinand von Steiermark, der seinem Vetter in Bhmen und Ungarn folgen sollte, von dem ihm als Landesherrn zustehenden Rechte (S. 167), das Bekenntnis seiner Untertanen zu bestimmen, Gebrauch machen wrbe. Damit verband sich das Streben der Tschechen nach nationaler Selbstndigkeit. Zugleich trat bei mehreren deutschen Fürsten das Verlangen nach greren landeshoheitlichen Rechten hervor, während auswrtige Mchte die Gelegenheit benutzten, die kaiserliche Macht zu schwchen und Eroberungen zu machen.
Der Dreiigjhrige Krieg nahm daher den Charakter eines europischen Krieges an und gestaltete das europische Staatensystem um.
Whrend zu Ansang des Krieges die religisen Interessen im Vordergrunde standen, artete der Kampf spter in einen wsten Raub-krieg aus und erlosch endlich infolge allgemeiner Erschpfung.
1618-1623 A. Per kmisch-pfhische Krieg, 16181623.
1. Die Unruhen in Bhmen. Waren die bhmischen Protestanten schon darber ungehalten, da Kaiser Matthias dem Erzherzog Ferdinand von Steiermark, einem eifrigen Katholiken, die Nachfolge gesichert hatte, so kam diese Unzufriedenheit zum offenen Ausbruch, als aus Befehl der Grundherren die protestantische Kirche zu Kl oft er grab im Erz-gebirge niedergerissen und die zu Braunau gesperrt wurde. Die Protestanten beriefen sich in ihrer Beschwerde auf den Majesttsbrief. Der Kaiser aber wies sie mit dem Bescheide ab, da nach demselben nur den protestantischen Stnden und nicht den protestantischen Unter-tauen katholischer Grundherren freie Religionsbuug gestattet sei. Hierber emprt, drangen protestantische Scharen im Mai 1618 in das Prager Schlo ein und warfen die kaiserlichen Rte Mrtinitz
Gindely, Der Dreiigjhrige Krieg. Leipzig 1882.
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Extrahierte Personennamen: Philipp_Ii Philipp Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Matthias_dem_Erzherzog_Ferdinand_von_Steiermark Ferdinand Mrtinitz
Gindely
Extrahierte Ortsnamen: England Spanien Holland Spaniens Deutschlands Ungarn Braunau Prager_Schlo
292
verlassen. Friedrichs Politik war darum vor allem darauf bedacht, einen neuen Krieg zu vermeiden. Um bei der andauernden Unsicherheit der politischen Lage einigermaen gedeckt zu sein, suchte er die Freundschaft Katharinas zu gewinnen. Friedrich war deshalb bereit, Rulands Absichten auf Polen zu untersttzen.
d. Die Teilung Polens. Zunchst schlssen Rußland und Preußen ein Buduis, um die Wahlfreiheit in Polen aufrecht zu erhalten, und setzten dann unter militrischer Beeinflussung die Wahl des Stanislaus Poniatwski, eines Gnstlings der Kaiserin Katharina, durch. Als aber dieser auf Reformen sann, wurde Rußland um seinen Einflu besorgt, und die Zarin forderte die Gleichberechtigung der Dissidenten (Nichtkatholiken) mit den Katholiken und die Aushebung der Gesetze der neuen Regierung. Diese Gewaltmaregeln riefen in Polen eine groe Aufregung hervor. Eine Anzahl katholischer Edelleute schlo eine Konfderation (Buud, Buduis) zu Bar in Podolieu und bat Frankreich und die Trkei um Hilfe. Das Glck Rulands in dem nun ausbrechenden russisch-trkischen Kriege (17681774) hatte aber eine Annherung Preuens und sterreichs zur Folge, und Friedrich kam mit Joseph Ii. in Neie zu persnlicher Verhandlung zusammen. Rußland wurde darum in seinen Zielen etwas miger. Da aber sterreich einseitig vorging und den Zipser Kreis im nrdlichen Ungarn besetzte, einigten sich Preußen und Rußland der eine Teilung Polens, an der auch sterreich teilnahm, 1772.
Preußen erhielt Westpreuen auer Dauzig und Thorn, ferner das Bistum Ermeland und den Netzedistrikt, im ganzen etwa 36500 qkm mit 600000 Einwohnern. Der gewnschte Zusammenhang Ostpreuens mit der Haupt-masse des Staates wurde dadurch hergestellt, und Friedrich nannte sich jetzt König von Preußen. sterreich bekam Galizien und Lodomirien, Rußland deu am besten bevlkerten Teil Litauens zwischen der oberen Dna, dem Drntsch und Dnjepr.
1778-1779 B. Der Bayerische Erbfolgekrieg, 17781779. Nach dem Tode des bayerischen Kurfrsten Maximilian Joseph, mit dem die jngere Linie der Wittelsbacher ausstarb, machte Kaiser Joseph Ii. Ansprche auf Niederbayern und Teile der Oberpfalz, da Kaiser Sigismund einst das habsburgische Haus damit belehnt habe. Der Erbe des Kurlandes, Karl Theodor von Pfalz-Sulzbach, ging daranf ein. Friedrich Ii. bewog aber Karl August von Pfalz-Zweibrckeu, den Erben des kinderlosen Karl Theodor, Einspruch zu erheben, und sandte selbst ein Heer nach Bhmen, um mit Waffengewalt den Vergrerungsplnen sterreichs entgegenzutreten. Da auch Rußland eine feindselige Stellung
Ergnzungen Nr. 16.
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrichs Friedrich Friedrich Stanislaus_Poniatwski Katharina Friedrich Friedrich Joseph_Ii Friedrich Friedrich Maximilian_Joseph Maximilian Joseph_Ii Sigismund Karl_Theodor_von_Pfalz-Sulzbach Karl Friedrich_Ii Friedrich Karl_August_von_Pfalz-Zweibrckeu Karl August Karl_Theodor Karl
247
ein Mann mit siechem Körper — er wurde fast immer in der Sänfte
getragen —> aber feurigem, weitschauendem Geiste und rastloser Thätig-
keit. Er durchzog siegreich ganz Deutschland von einem Ende bis zum
andern, und kein Feind war sicher vor seiner Schnelligkeit. Dabei ver-
übten jetzt die Schweden dieselben Greuelthaten
wie die Heere der Kaiserlichen. Aus dem
Religionskrieg war ein Raubkrieg ge-
worden. Bei Leipzig erfocht Torstenson einen
glänzenden Sieg über Pieeolomini und be-
drohte Wien. Den eifersüchtigen Dänenkönig
züchtigte, Böhmen und Schlesien verheerte er.
Doch die Qualen der Gicht entwanden ihm den
Feldherrnstab. Wrangel folgte ihm. Dieser
drang nach Bayern vor und vereinigte sich hier
mit dem französischen General Tu renne. Der
alte Maximilian von Bayern wurde geschlagen. In Böhmen hatte der
schwedische General Königsmark die Kleinseite von Prag eingenommen
und reiche Beute gemacht. Schon begann er die Stadt mit glühenden
Kugeln zu überschütten, da erscholl endlich aus Westfalen das ersehnte
Wort: „Friede!"
6. Der Westfälische Friede war nach jahrelangen Verhandlungen
zwischen den Streitenden in Münster und Osnabrück zustande ge-
kommen (1648). Die hauptsächlichsten Bedingungen waren: Lutheraner 1648
und Reformierte bekamen freie Religionsübung und gleiche
Rechte mit den Katholischen. Der Augsburger Religionsfriede wurde
bestätigt, der „geistliche Vorbehalt" aber nicht beseitigt. Die Verteilung
der Kirchengüter zwischen Evangelischen und Katholischen regelte sich nach
dem Besitzstände des Jahres 1624. Die Reichsfürsten erhielten die
Landeshoheit und das Recht, Bündnisse zu schließen. Der
Kaiser durfte von jetzt ab nur mit Zustimmung der Reichsstände
Krieg führen, Gesetze geben und Steuern auferlegen. Schweden
bekam den größten Teil von Pommern und 15 Millionen Mark Kriegs-
kosten, Frankreich ein gut Stück vom Elsaß, Brandenburg Hinter-
pommern und die Bistümer Minden, Halberstadt, Kammin und Magde-
burg, Sachsen die Lausitz, Bayern die Oberpfalz, während die Unter-
pfalz dem Sohne des unglücklichen Friedrich V. mit einer achten Kurwürde
zurückgegeben wurde. Mecklenburg und Hessen-Kassel erhielten kleine
Entschädigungen. Die hessische Landgräfin Amalia war die treuste
Verbündete der Schweden gewesen. Wegen ihrer klugen Verwaltung in
den schwierigsten Lagen, wegen ihrer Standhaftigkeit im evangelischen
Glauben und wegen ihrer Bundestreue ist sie viel gepriesen worden. Die
Schweiz und die Niederlande wurden für unabhängig erklärt.
7. Die verderblichen Folgen des Krieges. Durch den West-
fälischen Frieden war Deutschlands Ohnmacht besiegelt. Deutsch-
land als europäische Macht bestand nicht mehr; es gab nur noch einen
deutschen Staatenbund von mehr als 300 unabhängigen kleinen
und großen Herrschaften. Die Fürsten ergötzten sich an Hetzjagden und
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Bayern Maximilian Friedrich_V. Friedrich_V.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Prag Westfalen Katholischen Pommern Frankreich Brandenburg_Hinter- Halberstadt Kammin Sachsen Hessen-Kassel Schweden Deutschlands
230
Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland.
geschlossenen gesetzlich vorbehalten. Und für die östreichischen Erb-länder galt nicht einmal das Normaljahr.*)
In politischer Beziehung sollte in Deutschland zwar die Oberhoheit des Kaisers und des Reiches fortbestehen, aber sämmtliche Reichsstände erhielten das Recht der Landeshoheit; sie dursten unter sich und mit Auswärtigen Bündnisse schließen. Die Niederlande und die Schweiz wurden als unabhängige Staaten anerkannt. Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen und einen Theil des jetzigen Königreichs Hannover (die Bisthümer Bremen und Verden); Frankreich: den Elsaß**) und die Bestätigung des Besitzes von Metz, Toul und Verdun; Brandenburg: Hinterpommern, das Erzbisthum Magdeburg und die Bisthümer Minden, Halber-stadt und Camin. Die Rheinpfalz wurde dem Sohn Friedrichs V. zurückgegeben und für ihn eine achte Kurwürde errichtet, die Oberpfalz dagegen an den Kurfürsten von 93dient abgetreten.
Da nun der furchtbare dreißigjährige Krieg vorüber war, so hätte man glauben sollen, daß auch der Papst darüber seine Freude hätte bezeigen müssen. Aber im Gegentheil erließ der heilige Vater der Gläubigen eine Bulle: „Daß er aus apostolischer Machtvollkommenheit diesen Frieden verdamme, vernichte und aufhebe." Und noch heute hat bei jeder Gelegenheit der Papst den westphälischen Frieden verdammt. Papst Urban Vii. hatte kurz vorher die berüchtigte Gründonnerstagsbulle (die am Gründonnerstag öffentlich verlesen wird) erneuert. Darin verflucht der Papst noch jetzt in jedem Jahre alle Lutheraner, Calvinisten und Zwiug-liauer, desgleichen alle ihre Beschützer und alle, welche ihm nicht Gehorsam leisten.
100. Sitten jener Zeit.
Es ist nicht möglich, hier eine umständliche Schilderung des traurigen Zustandes des deutschen Reiches nach dem dreißigjährigen Kriege zu geben. Viele Städte und Dörfer waren nicht
*) In Schlesien behielten nur die evangelischen Herzoge und die Stadt Breslau freie evangelische Religionsübung; in jeder der drei Städte Schweidnitz, Jauer und Glogau durften die Evangelischen eine Kirche erbauen, jedoch außerhalb der Stadtmauern. Diese drei Kirchen heißen daher Friedenskirchen.
**) Für die Reichsstadt Straßburg aber und noch zehn andere Reichsstädte dieses Landes wurde die Verbindung mit dem deutschen Reiche und pieichsfreiheit vorbehalten.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Ii., Friedrich I., Barbarossa. 4. Der Friede zu Venedig. 477
befestigte die Burgen des Landes, um sich hier gegen die Angriffe des Kaisers zu sichern Denn seine Hoffnung auf Unterstützung durch seinen Schwiegervater Heinrich Ii. von England und auf die Hilfe Frankreichs erwies sich als eitel, und auch sein bisheriger Bundesgenosse Waldemar von Dänemark zeigte sich in der Not als untreuer Freund. Heinrich war nur auf die Kraft seiner wenigen Getreuen und seine Kriegstüchtigkeit angewiesen. Gleichwohl glaubte er den Angriff des stattlichen Heeres, welches der Kaiser (Juni 1181) gegen ihn führte, bestehen zu können. Alles, was ihm an tüchtigen Streitkräften noch geblieben war, zog er in Lübeck zusammen, dessen Bürgerschaft ihm treue Anhänglichkeit bewahrte. Aber als der Kaiser, von Pommern und Abodriten unterstützt, die Stadt zu Land, König Waldemar sie zu Wasser angriff, ergaben sich die Lübecker mit Einwilligung Heinrichs dem Kaiser, der ihre Freiheiten und Gerechtsame bestätigte. Nun unterwarf sich alles in den überelbischen Landen. Auch Heinrich mußte endlich einsehen, daß ihm nichts übrig blieb, als sich dem Kaiser zu unterwerfen. Aber wenn er gehofft hatte, denselben wieder zur Milde stimmen zu können, irrte er sich. Denn Friedrich hatte die Entscheidung in die Hände der Fürsten gelegt, und diese verlangten auf dem Erfurter Reichstag (Nov. 1181), daß die Würzburger-Beschlüsse an Heinrich vollzogen würden; nur mit Mühe erreichte es der Kaiser, daß ihm wenigstens seine Stammgüter Braunschweig und Lüneburg gelassen wurden. Überdies mußte Heinrich Deutschland auf 3 Jahr verlassen und schwören, ohne Erlaubnis des Kaisers dasselbe nicht wieder zu betreten. Er begab sich daher im nächsten Jahre nach England an den Hof seines Schwiegervaters.
Der Sturz Heinrichs war ein Weltereignis: der Sieg über diesen gewaltigen Feind hob das Ansehen des Kaisers sowohl in Deutschland als im Auslande unermeßlich. Des Kaisers Waltung reichte jetzt bis zur Ostsee, und er verfügte über die gesamten Kräfte des geistlichen und weltlichen Fürstentums mit fast unbeschränkter Gewalt. Kein Fürst konnte mehr an Widerstand denken, und kein Monarch des Abendlandes vermochte sich ihm an Macht und Ruhm zu vergleichen. Aber die Art, wie Friedrich mit den Heinrich entzogenen Herzogtümern verfuhr, lag nicht im Interesse des Reichs; denn durch Zerstückelung der beiden letzten Stammesherzogtümer, durch welche er, wie einst die Karolinger, der Gefahr der Auflösung des Reichs in einzelne Stammesreiche vorzubeugen suchte, förderte er die Auslösung der deutschen Monarchie in jene bunte Menge von Kleinstaaten, in welche Deutschland nach und nach zerfallen ist; denn nun wurden die Bischöfe und Grafen, welche bis dahin durch den Herzog niedergehalten worden waren, während sie ihrerseits den Herzog beständig in Schach geholten hatten, selbst zu kleinen regierenden Herren, deren ganzes Streben sich wie früher gegen den Herzog, so nunmehr gegen den Kaiser richtete.
Inzwischen war der Waffenstillstand mit den Lombarden nahezu abgelaufen, ohne daß sich Aussicht auf einen definitiven Frieden gezeigt hatte. Schon stand man vor dem Ausbruch eines neuen Kriegs: da traten die Lombarden unerwartet — wahrscheinlich in der Überzeugung, daß sie dem erstarkten Kaisertum nicht mehr gewachsen waren — mit dem Kaiser in Unterhandlung (Winter 1182/88) und legten ihm einen Friedensentwurf
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
5. Gustav Adolf in Deutschland. 467
Winterfeldzug — damals ein unerhörtes Unternehmen — gingen und untereinander, sowie gegen die Einwohner strengste Mannszucht übten, geriet die geplagte' kaiserliche Armee in volle Auflösung. Scharenweise fielen die hungrigen halbnackten Soldaten vor Ermattung auf die Straßen. Die schwedischen Reiter waren hinterdrein und machten große Beute an Wagen, Gerät und Gefangenen. Am Ende des Jahres 1630 waren ganz Pommern
mit Ausnahme von Demmin, Greifswald und Kolberg — sowie die
Neumark in der Hand der Schweden. Das stattliche kaiserliche Heer, dav mehr als drei Jahre lang diese Gegenden unter furchtbarem Drucke gehalten hatte, war vor dem bloßen Erscheinen der kleinen schwedischen Macht wie Schnee vor der Sonne zergangen.
Die unverhofften Erfolge des nordischen Monarchen erregten in ganz Europa das größte Aufsehen. In Deutschland zumal priesen die Protestanten seine Thaten als „Wunder über Wunder," während die Katholiken, nach der Redeweise Zeit, „die Mäuler hingen."
Tilly hatte den besten Willen gehabt, dem Schweden Abbruch zu thun, allein die Verhältnisse hatten ihn daran gehindert. Während des Sommers hatte er die Holländer beobachten müssen, die mit einem Einfalle in das Reich drohten. Erst spät im Herbste zum kaiserlichen Oberbefehlshaber ernannt, brach er sofort ostwärts aus, überall die zerstreuten Truppenabteilungen an sich ziehend. Seine Fahne zeigte den kaiserlichen Adler, in den Fängen Wage und Schwert, mit der Umschrift: „Für Kirche und Reich." Zunächst wollte er Gustav Adolf sich mit den kaiserlichen Besatzungen im Nordosten herumschlagen lasten, selber aber an die Eroberung Magdeburgs gehen, als des Schlüssels des Elbstromes und Niedersachens. Der Gewinn dieser wohl gelegenen, festen und leicht zu verproviantierenden Stadt würde ihm einen trefflichen Stützpunkt für seine Defensiv- wie Offensivoperationen verleihen und zugleich den Evangelischen eine nachdrückliche Warnung geben, sich nicht allzu tief mit den Schweden einzulassen.
Anderseits bestimmten aber die Erfolge Gustav Adolfs Frankreich, sich offen für ihn zu erklären. Schon bald nach seiner Landung in Pommern war Baron (Eharnace wieder bei ihm erschienen und hatte ihm Geldunterstützung angeboten. Damals hatten die Unterhandlungen nicht zum Ziele geführt: allein Anfang 1631 zu Bärwalde wurden sie wieder ausgenommen, und dieses Mal meinte Richelieu es ernst. Am 23. Januar 1631 wurde dort aus fünf Jahre der Bündnisvertrag abgeschlossen. Alles im Reiche soll auf den Stand vor dem Kriege zurückgebracht werden. Zu diesem Behufe unterhält Schweden ein Heer von 36000 Mann, zahlt Frankreich ihm jährlich 400000 Reichsthaler. Sämtlichen deutschen Fürsten wird der Beitritt zu diesem Bündnis offen gelassen. Keiner der beiden Kontrahenten darf ohne den anderen Friedensverhandlungen beginnen.
So weit hatte es also der unselige Glaubenszwist in Deutschland gebracht, daß Fremde sich zu Schiedsrichtern über das Reich aufwarfen! Freilich hatte weder Frankreich noch selbst Schweden bei ihrem Kriege gegen die Habsburger die Religion im Auge; allein das Restitutionsedikt stempelte dennoch den Kampf zu einem Glaubensstreit.
Vernunft und Vaterlandsliebe waren nicht ganz aus Deutschland ver--
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