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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 151

1899 - Gera : Hofmann
151* seine Seele Gott und legte geduldig sein Haupt auf den Block mit den Worten: „O Mutter, welchen Schmerz bereite ich dir!" Dann empfing er den Todesstreich. Friedrich schrie ans in namenlosem Schmerze, und das Volk zerfloß in Thränen. Nur der herzlose Anjou, der am Fenster einer nahen Burg stand, blieb ungerührt und sah mit teuflischer Be- friedigung das Ende des letzten Staufers; dann fielen die Häupter Friedrichs und der anderen Freunde Konradins. 4. Die gerechte Strafe des Mörders. Karls Reich hatte keinen Bestand. Sein unbarmherziger Druck und die Willkür seiner französischen Soldaten veranlaßten einen plötzlichen Aufstand, die Sicilianische Vesper, welcher am Ostermontage zur Vesperzeit begann. Alle Fran- zosen auf Sicilien wurden ermordet und die Bewohner von dem Joche der Fremdlinge befreit. In seiner Wut soll Karl den goldenen Knopf von seinem Stocke gebissen haben. Fragen: Woran ging das Geschlecht der Staufer zu Grunde? — Wodurch war das Interregnum eine schreckliche Zeit? — „Konradin" von Schwab. 49. Die Kultur des Mittelalters. 1. Das deutsche Königtum. Die Königswahl geschah durch die weltlichen und geistlichen Reichsgroßen, und zwar in der Regel nur durch die angesehensten, in Aachen, später in Frankfurt am Main. In Aachen krönte und salbte der Erzbischof von Köln, in Frankfurt der Erzbischof von Mainz. Seit 1356 (durch die goldene Bulle) lag das Wahlrecht nur bei den sieben Kurfürsten. Die Reichsgüter bestanden in großem Grundbesitz, Höfen, Dörfern, Forsten. Die Krön rechte waren besonders das Jagd-, Münz- und Zollrecht. Durch die allzu reichliche Vergabung wurde die Macht des Königs außerordentlich geschwächt. Die Landesherren wurden immer mächtiger und unabhängiger. Zuletzt war Deutschland nur ein lockerer Bund kleiner und großer Staaten. Der Reichstag wurde vom Könige berufen. Auf ihm er- schienen die Reichsgroßen und berieten über wichtige gemeinsame An- gelegenheiten, als: Krieg, Landfrieden, Streitsachen der Fürsten u. a. Auch die Belehnung der Großen erfolgte hier in der Regel. Die Herzöge, Markgrafen und Grafen bildeten die weltlichen, die Erzbischöfe, Bischöfe und Äbte die geistlichen Reichsstände; später kamen noch die Reichs- städte hinzu. In den Einzelstaaten bildeten Ritterschaft (der Adel), Geistlichkeit und Städte die Landstände. Sie berieten hauptsächlich über die Bewilligung der Landsteuern, die die Landesherren „erbeten" hatten, und wirkten sich für die Gewährung mancherlei Rechte und Zu- geständnisse aus. 2. Das Rittertum, a) Entstehung. Die Ritterschaft entstand aus den Freigeborenen, welche den Kriegsdienst zu Roß leisteten. All- mählich bildete sich das Rittertum als ein abgeschlossener Stand heraus, und durch die Ritterwürde wurden Fürsten wie einfache 1282

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 201

1899 - Gera : Hofmann
Mm — 201 — sind. Darum bitten wir Eure Liebden mit allem Fleiß, Euer gutes Gerücht bei den Frauen nicht also zu verlieren, sondern Euer Gemüt gegen die arme Witwe wieder zu wenden und sie wieder zu dem Ihrigen kommen zu lassen — Nur um 2 Jahre überlebte die Kurfürstin ihren Gemahl. In dieser Zeit verkehrte sie traulich mit ihren Kindern und verwandte ihr reiches Witwengut zu deren Bestem. Ihren Hofhalt vereinigte sie mit dem ihres Sohnes Albrecht, „damit sich derselbe besser erholen könne." Im Kloster zu Heilbronn ward sie an der Seite ihres Gatten bestattet. 65. Die nächsten Nachfolger des ersten Hohenzollern in der Mark. 1. Friedrich Ii., der Eiserne, brach die Macht der Städte. 1440 Er hatte eine tiefe Frömmigkeit des Herzens, aber auch eine unbeugsame Festigkeit des Willens; daher sein Beiname „Eisenzahn". „Beten und arbeiten!" hieß sein Wahlspruch. Ihm machten die Städte, die sich in den langen Wirren viele Freiheiten erkämpft hatten und von der Landes- hoheit des Fürsten nichts wissen wollten, viel zu schaffen, besonders die Doppel- stadt Berlin-Kölln an der Spree. Sie verschloß ihm sogar die Thore. Bei einem Aufruhr der Bürger gegen den Rat drang Friedrich auf den Hilferuf des letzteren in der Ver- wirrung mit 6oo Reitern in die Stadt und trieb die Empörer zu Paaren. Er ließ sich die Schlüssel der Thore ausliefern, stürzte den Roland, das Sinnbild des Blutbannes oder Rechtes über Leben und Tod, und erbaute nach einem zweiten Auf- stande an der Spree zwischen den beiden Städten Berlin und Kölln die Fürstenburg, auf deren Stelle sich heute das alte königliche Schloß erhebt. „Sie sollte der Herrschaft und dem Lande zum Frommen und zur Zierde gereichen." Er bezog sie 1451 und machte damit Berlin 1451 zur Residenz des Kurfürstentums. 2. Er hob die Sittlichkeit. Durch das Raub- und Fehdewesen war der Adel der Mark in üblen Ruf gekommen. „Was man irgendwo vermisse, das müsse man nur in der Mark Brandenburg suchen!" war eine gemeine Rede in deutschen Landen. Um den Adel zu heben, gründete Friedrich den Schwanenorden. Durch ihn sollte Frömmigkeit, Sitten- reinheit und edles Familienleben gefördert werden. Als der Tod seinen einzigen Sohn in blühender Jugend hinwegraffte, da übergab er die Regierung seinem Bruder Albrecht, nahm mit Thränen Abschied von den märkischen Ständen und starb schon im nächsten Jahre in Franken. Wo

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 182

1899 - Gera : Hofmann
182 300 000 beutelustige Krieger schnitten die Stadt von jeder Landverbindung ab, und 70 Schiffe wurden auf Brettern, die durch Fett schlüpfrig ge- macht waren, in den weiten Hafen geschoben, den eine mächtige Kette sperrte. Ungeheure Belagerungs- türme wurden immer näher an die Stadt geschoben, und Kanonenkugeln von gewaltigem Gewicht erschütterten die Grundmauern der Stadt. Bei Nacht umzog das türkische Lager wie ein feuriger Halbmond die Stadt. Bei Tage erscholl das Schlachtgeheul der Belagerer, der Lärm von Trom- peten und Pauken, der Donner der Riesenkanone und das „Kyrie eleison" (Herr, erbarme dich unser!) der Be- *3*. Mohammed Ii. lagerten schaurig durcheinander. In Kupfermedaille im Kgl. Münzkabinett in Berlin. Stadt machten sich in dieser höchsten Not Feigheit und Habsucht geltend. Nur 9000 Streiter folgten dem Rufe des Kaisers. Die Reichen vergruben ihre Schätze. 4. Der mutige, aber unglückliche Verteidiger. Konstantin Xii., ein redlicher Fürst, verteidigt^ seine Hauptstadt mit großer Tapferkeit. Die türkische Flotte wurde geschlagen, der höchste Belagerungsturm durch das flüssige griechische Feuer entzündet, aber trotzdem zog sich die er- würgende Umstricknng immer enger zusammen. Zuletzt stellten sich Mangel und Verzweiflung ein. Konstantin verweigerte indes noch immer die Übergabe. Da begann Mohammed nach fast fünfzigtägiger Belagerung einen allgemeinen Sturm. Die Janitscharen drangen ein. Ihnen stürzte sich der Kaiser, der mit den Seinen das Abendmahl genossen und unter Thränen Abschied genommen hatte, entgegen zum Todeskampfe. Während er das Hauptthor verteidigte, drangen die Türken durch ein anderes, lange verrammelt gewesenes ein. Der Ruf: „Die Türken sind in der Stadt!" raubte den Verteidigern den letzten Rest von Mut und Besonnenheit. Der Kaiser rief verzweifelt: „Ist denn kein Christ da, der mir mein Haupt nehme?" Da trafen ihn die Todesstreiche zweier Türken. Andere Getreue stürzten mit ihm. Des Kaisers Haupt ließ Mohammed auf einer Säule zum Hohne ausstellen und dann ausgestopft durch die Städte Kleinasiens senden. 5. Die traurigen Folgen der Eroberung. Das in die Sophien- kirche geflüchtete Volk verkaufte man in die Sklaverei wie Schlachtschafe. Das Kreuz wurde von der Sophienkirche geworfen und durch den Halb- mond ersetzt. Dieser war bis dahin Stadtzeichen von Byzanz ge- wesen und wurde nun das Wahrzeichen des Islam und des türkischen Reiches. Die Schätze der Bibliothek wurden vernichtet oder zerstreut, die Häuser geplündert, die Kirchen entweiht und die Stadt zur türkischen Residenz gemacht. Entsetzen packte die Christenheit des Abendlandes. Durch das „Mittagsläuten der Türkenglocken" sollte die Christenheit zu

4. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 161

1892 - Gera : Hofmann
und arbeiten" war sein Wahlspruch. Ihm machten die Städte, die sich in den langen Wirren viele Freiheiten erkmpft hatten und von der Landeshoheit des Fürsten nichts wissen wollten, viel zu schaffen, beson- ders die Doppelstadt Berlin-Klln an der Spree. Sie verschlo ihm sogar die Thore. Bei einem Aufruhr der Brger gegen den Rat drang Friedrich auf den Hilfernf des letzteren in der Verwirrung mit 600 Reitern indie Stadt und trieb die Emprer zu Paaren. Er lie sich die Schlssel der Thore aus- liefern, strzte den Roland, das Sinn- ty | - bild des Blutbannes oder Rechtes der Leben und Tod, und erbante nach einem zweiten Aufstande an der Spree zwischen den beiden Stdten Berlin und Klln die Frstenburg, auf deren Stelle sich heute das alte knigliche Schlo erhebt. Dieselbe ' bezog er 1451 und machte damit uo Kiedrich Ii Berlin zur Residenz des Kur- Nach Cernitws und Brkner. frstentums. 2. Er hob die Sittlichkeit. Durch das Raub- und Fehdewesen war der Adel in der Mark in blen Ruf gekommen. Was man irgendwo vermisse, das msse man nur in der Mark Brandenburg suchen!" war eine gemeine Rede in deutschen Landen. Um den Adel zu heben, grndete Friedrich den Schwanenorden. Durch ihn sollte Frmmigkeit, Sittenreinheit und edles Familienleben gefrdert werden. Als der Tod seinen einzigen Sohn in blhender Jugend hinweggerafft hatte, bergab er die Regierung seinem Bruder Alb recht, nahm mit Thrnen Abschied von den mrkischen Stnden und starb schon im nchsten Jahre ans der Plassenburg in Franken. 3. Albrecht Achilles, der gln-zende Vertreter des Rittertums. Er war einer der khnsten und Pracht-liebendsten Ritter seiner Zeit; daher sein Beiname. Turniere, Fehden und 7 Prunkvolle Feste waren seine Lebens- i lust. Die Mark lie er durch seinen Wjf Sohn Johann, den spteren Kur- srsten, verwalten, und wenn er einmal dahin kam, war es meist, um Geld zu u ^ holen. Durch seinen Stolz verletzte er 7 \ den Adel und die Brger. Bei einem /x Feste, das ihm die Stadt Berlin gab, " ^Www. v liefe et beten Sberttetet unbeachtet Zwrecht Achills........ am Kamme stehen. Da die Matket . Sch-.nck und Mwnet. Polack, Geschichtsleitfaden. 12. Aufl. 11

5. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 146

1892 - Gera : Hofmann
146 102. Sophienkirche in Konstantinopel. Todeskampfe. Whrend er das Hauptthor verteidigte, drangen die Trken durch ein anderes, lange verrammelt gewesenes ein. Der Ruf: Die Trken sind in der Stadt!" raubte den Verteidigern den letzten Rest von Mut und Besonnenheit. Der Kaiser rief verzweifelt: Ist denn kein Christ da, der mir mein Haupt nehme?" Da trafen ihn die Todesstreiche zweier Trken. Andere Getreue strzten mit ihm. Des Kaisers Haupt lie Mohammed auf einer Sule zum Hohne aus-stellen und dann ausgestopft durch die Städte Kleinasiens senden. 5. Die traurigen Folgen der Eroberung. Das in die Sophien-kirche geflchtete Volk verkaufte man in die Sklaverei wie Schlacht-schafe. Das Kreuz wurde von der Sophienkirche geworfen und durch den Halbmond ersetzt, der bis dahin Stadtzeichen von Byzanz ge-Wesen war und nun das Wahrzeichen des Islam und des trkischen Reiches wurde. Die Schtze der Bibliothek wurden vernichtet oder zerstreut, die Huser geplndert, die Kirchen entweiht und die Stadt zur trkischen Residenz gemacht. Entsetzen packte die Christenheit des Abendlandes. Durch das Mittagsluten der Trkenglocken" sollte die Christenheit zu Gebet und Wachsamkeit gegen die Trken gemahnt werden, denn der furchtbare Eroberer zog weiter. Bald lag Griechen-land und der grte Teil der Balkan-Halbinsel unter seinem Futritte. Schon hatte Mohammed seinen Fu nach Unteritalien gesetzt; schon frchtete Rom das Nahen des Schrecklichen, da starb er. Dreiig Jahre war Mohammed Ii. der Ruhm des Islam und der Schrecken der Christen gewesen. Fragen: Die Bedeutung Konstantinopels! Wie konnte es sich so lange halten? Woran ging es zu Grunde? Worin lag die Unwiderstehlichkeit der Trken? Wie bereiteten die Sprachstudien, welche die aus Konstantinopel nach Italien geflchteten griechischen Gelehrten im Abendlande anregten, eine neue Zeit vor?

6. Theil 3 - S. 46

1880 - Stuttgart : Heitz
46 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Herr schlug mit dem Schwerte wacker um sich, erhielt einen Hieb in den linken Backen und ergab sich erst, als ihm ein Ritter Moritzens, Thiele von Trotha, zurief: „Er sollte doch seines Lebens schonen." „Ja!" antwortete er, „einem Deutschen ergebe ich mich!" zog zwei Ringe vom Finger und gab sie ihm zum Zeichen der Gefangenschaft. Der Ritter brachte ihn zum Herzoge von Alba und dieser, nachdem er sich drei Mal.geweigert hatte, zum Kaiser. Karl hielt gerade, von seinem ganzen Gefolge umgeben, mitten in der Haide. Da näherte sich ihm Alba mit dem tiefgebeugten Kurfürsten, der allgemeines Mitleiden erweckte. Das Blut lief ihm von der zerhauenen Wange herab; sein Panzerhemde war mit Blut bedeckt. „Herr Gott, erbarme dich mein!" sagte er; „nun bin ich hier!" — Alba half ihm vom Pferde, während aller Blicke auf ihn gerichtet waren und eine Todtenstille herrschte. Er wollte sich auf ein Knie niederlassen; Karl verbat es. Er zog den Blechhandschuh aus, dem Kaiser nach deutscher Weise die Hand zu reichen; Karl wendete sich ab. „Großmächtigster, allergnädigster Kaiser!" fing er an. — „So?" fiel ihm Karl ins Wort, „bin ich nun euer gnädigster Kaiser? Ihr habt mich lange nicht so geheißen!" — „Ich bin," fuhr der Kurfürst fort, „Euer kaiserlichen Majestät Gefangener und bitte um ein fürstliches Gefängniß!" — „Wohl!" sprach Karl kalt und streng, „Ihr sollt gehalten werden, wie Ihr es verdient!" Nun ging Karl vor Wittenberg, wo die Kurfürstin mit ihren Kindern war. Karl verlangte, daß gleich die Thore geöffnet würden, sonst würde er ihnen den Kopf des Kurfürsten hineinschicken. Die muthige Frau ließ sich aber nicht schrecken; auch mochte sie wohl die Drohung nicht für Ernst halten. Da sprach Karl wirklich das Urtheil aus: „Daß Johann Friedrich, der sich Herzog zu Sachsen nenne, wegen seiner Rebellion u. s. w., ihm zur Bestrafung und andern zum Exempel, durch das Schwert vom Leben zum natürlichen Gerichte fürgebracht werden solle," und befahl zugleich, das Urtheil wirklich zu vollziehen. Als die Männer, die es dem Kurfürsten ankündigen sollten, in sein Zelt traten, saß er gerade mit seinem Mitgefangenen, Herzog Ernst von Lüneburg, am Schachbrette. Wie Menschen, die im Glück große Schwäche zeigen, oft im Unglück eine starke Seele offenbaren, zeigte sich auch bei ihm. Ohne zu erschrecken, antwortete er: „Ich kann nicht glauben, daß der Kaiser dermaßen an mir handeln sollte. Ist es aber gänzlich also bei der kaiserlichen Majestät beschlossen, so be-

7. Theil 2 - S. 282

1880 - Stuttgart : Heitz
282 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. dem Markte vorgenommen wurden, gewöhnlich — war bereits geschlossen. Mosen und Schönfels wurden nur verwiesen, aber Hans Schwalbe mit glühenden Zangen gekniffen und geviertheilt. Der brave Schmidt war nun noch zu belohnen. Auf die Frage, was er wünsche, antwortete der bescheidene Mann, er wünsche nichts, als lebenslang frei Kohlen brennen zu dürfen. Das wurde ihm nicht nur gern gewährt, sondern der Kurfürst schenkte ihm auch ein Freigut und verordnete, er solle künftig Triller heißen, weil er den Kunz so derb getrillt (niedergeschlagen) habe, und der älteste seiner Familie bis auf ewige Zeiten jährlich vier Scheffel Korn von der Regierung erhalten. Und dies geschieht noch bis heute. Diese beiden Prinzen find noch darum merkwürdig, weil von ihnen die beiden noch jetzt regierenden sächsischen Linien abstammen: das erixeftinifche und das albertinische Haus. Friedrich Iii. hat bei allen solchen Vorgängen wenig mehr gethan als zugeschaut, und hat so den Namen des Kaisers 54 Jahre geführt, bis er 1493 starb. Wie sehr er neben seiner Trägheit zugleich voll Mißtrauen war, davon gab er einen Beweis in den Verhandlungen mit Karl dem Kühnen, Herzog von Burgund (1467—77). Dieser Karl war der einzige Sohn und Erbe Philipps des Guten, der oben bei der Geschichte der Jungfrau von Orleans erwähnt wurde. Philipp hatte noch 37 Jahre nach der Verbrennung jenes Mädchens (bis 1467) gelebt und galt für den trefflichsten und galantesten Ritter seiner Zeit. Kein Fürst war so reich wie er. Ihm gehörte nicht nur fast das ganze jetzige Königreich der Niederlande, sondern auch Belgien, die Franche-Comte und Bourgogne in Frankreich. In seinen damals überreichen Ländern besaß er eine Menge prachtvoller Paläste, alle mit dem kostbarsten Hansgeräthe und den künstlichsten Tapeten versehen, mit denen man damals großen Luxus trieb. Täglich fand man bei ihm offene Tafel, und wenn er Turniere und Bankette gab, so aß man von goldenem Geschirre, und seine Trinktische strotzten von goldenen Bechern, mit edlen Weinen gefüllt. Alle feine Länder und Reichthümer hatte fein einziger Sohn, Karl der Kühne, geerbt, aber nicht feine Herzensgüte. Karl war ein stolzer, unruhiger, kriegerischer Fürst, der zwar nur 10 Jahre regiert hat, aber in dieser Zeit nie zur Ruhe gekommen ist, weil er, wie die Reichen so oft, statt das ihm verliehene Glück froh zu genießen, sich an feinen Schätzen nicht genügen ließ. So gelüstete es ihm, König von Burgund zu heißen. Dazu bedurfte

8. Theil 2 - S. 164

1880 - Stuttgart : Heitz
Iß4 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. aufmerksamer Blick auf das bisher Erzählte wird die Hauptursachen leicht finden. Da war der Widerstand der Päpste, da waren die verderblichen Züge nach Italien (Römerzüge) und die das Reich zerstörenden Parteiungen. Die Fürsten, die kleinen wie die großen, welche doch eigentlich im Namen des Reichs ihre Gebiete verwalten und die Gebote des Kaisers ausführen sollten, strebten nach Begründung ihrer Familienmacht, nach einer wirklichen Hoheit in ihren Ländern und nach möglichster Unabhängigkeit von den Kaisern. Diese waren entweder zu schwach, um ihren Befehlen Nachdruck zu geben, oder sie mußten dem oder jenem Fürsten manches nachsehen und einräumen, um sich ihren Beistand gegen andere Fürsten zu sichern. So widerspenstig, wie sich die Fürsten gegen ihr Reichs-vberhaupt bezeigten, so ungehorsam waren auch die Edelleute gegen ihre Fürsten. Jeder glaubte ein Recht zu haben, zu rauben und sich mit Andern herumzuraufen, so viel wie er wollte, und so entstand denn eine allgemeine Unordnung. Mit seinen Unterthanen verfuhr jeder wie ihm beliebte, und untereinander wurde jede Streitigkeit gleich mit dem Schwerte abgemacht. Ein Pfalzgraf ließ einmal seiner jungen Frau, bloß weil er einen Verdacht auf sie geworfen hatte, von einem seiner Knechte den Kopf abschlagen, ohne daß Jemand nur daran dachte, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Was noch .das Uebel vermehrte, war, daß die Kaiser im 11. und 12. Jahrhundert mehr in Italien als in Deutschland zu thun hatten und daher nicht einmal viel Zeit behielten, die Ruhestörer in Deutschland zur Ordnung zu bringen. Es ist schon gesagt worden, daß man diese Unordnungen, wo jeder sich nach Maßgabe seiner Kräfte selbst Recht verschaffte, das Faustrecht nannte. Die wilden Raubritter lauerten besonders auf die Kaufmannswagen und Schiffe. Sahen sie von ihren Burgen herab in der Ferne einen Frachtwagen kommen, so saßen sie mit ihren Knechten zu Pferde, legten sich in einen Hinterhalt und brachen auf die sorglos einherziehenden Kaufleute los, die dann alle Habe verloren und noch froh sein mußten, wenn sie mit dem Leben und gesunden Gliedern davonkamen. Eben so ging es den Schiffen, die auf dem Rheine, der Elbe und andern deutschen Strömen die Waaren von Stadt zu Stadt führten. Da nun alle Klagen darüber bei dem Kaiser ohne Wirkung blieben, so dachten die Kaufleute selbst auf Abhülfe. Hamburg und Lübeck schlossen zuerst einen Vertrag, gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts, und bald trat auch Braunschweig dazu. Sie nannten das Bündniß Hansa. (Hansa hieß

9. Theil 2 - S. 184

1880 - Stuttgart : Heitz
184 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. stehen zu geben, bctfi er sie nicht mehr liebe. Währenb ihre heimlichen Feinde so baraus bachten, sie vom Hofe zu entfernen und sie dem jungen Landgrafen zu verleiben, erweckte ihr Gott einen Freuub in der Noth, den ebeln Walther von Vargila, der zu der Gesanbtschast, die sie aus Ungarn nach Thüringen begleitet, gehört hatte. Er hatte immer im Stillen ihre nngeheuchelte Frömmigkeit bewuubert, und ba sie dem alten Manne jetzt ihre Herzensangst klagte, entschloß er sich, für sie zu handeln. Auf einer Reise, die er mit dem Lanbgrasen machte, näherte er sich biesem und fragte ihn feierlich: „Wozu seib Ihr entschlossen: Euch mit des Königs Anbreas Tochter zu vermählen, ober sie ihrem Vater zurückzuseubeu?" Da zeigte Ludwig auf einen Berg, der vor ihnen lag, und sprach: „ Siehe biesen Berg! wenn er vom Fuße bis zur Spitze von Golb wäre, so würde ich ihn bennoch verschmähen um meiner verlobten Braut willen. Mögen Anbere über sie beukeu, was sie wollen, ich liebe meine Elisabeth einmal nnb ziehe sie allen andern vor." — „Darf ich ihr das verkünbigen?" fragte Vargila. — „Thue es," antwortete der Lanbgraf, „und reiche ihr bies Geschenk." Es war ein boppelter Taschenspiegel, mit einer metallenen Einfassung und -dem Bilbe des gekreuzigten Jesus geziert. Wie freute sich Elisabeth über bies Geschenk,'noch mehr aber über die Nachricht, von der es begleitet würde. Die Erklärung des Lanbgrasen hatte, wie es an Höfen zu geschehen pflegt, das Benehmen der Höflinge plötzlich geänbert. Jetzt schwiegen sie nnb stellten sich wieber sreunblich gegen Elisabeth, die auch, sobalb sie 14 Jahre alt war, ihre Vermählung mit Ludwig feierte. Von nun an fühlte sie sich sehr glücklich; aber ihr Eifer, Gott nach ihrer Weise zu bienen, verboppelte sich zugleich. Sie glaubte nämlich, nur baburch könne sich der Mensch der Seligkeit des Himmels und des Beifalls Gottes recht würbig machen, wenn er sich hier recht abquäle und alle irbische Freuben sich versage. Dies that sie bettn nun auch mit dem größten Eifer und machte sich aus jebem uuschulbigeu Genusse eine Sünbe. Diesen traurigen Irrthum ihres Verstanbes müssen wir freilich beklagen, aber boch die fromme Hingebung, mit der sie ihren Vorsatz burch-siihrte, betvunbern. Keine Nacht schlief sie hintereinanber; in jeber ftanb sie auf, tnieete ttteber und betete oft so lange, bis sie im Schlummer ganz niebersank. Alle Bitten ihres Mannes, sich zu schonen, waren vergebens; eine ihrer Kammerjungfern mußte wachen und sie zur bestimmten Zeit znm Gebet wecken. Doch das

10. Bilder aus der Alten und vaterländischen Geschichte - S. 34

1901 - Leipzig : Hofmann
— 34 - I so daß der heiße Wüstensand mit Leichen bedeckt war. Nach großen Opfern wurden einzelne Festungen genommen, so Antiochia; aber kurze Zeit nach der Einnahme wurden die Sieger von einem' türkischen Heere eingeschlossen und in die entsetzlichste Not gebracht. Plötzlich ward der gesunkene Mut der Belagerten wunderbar gehoben durch Auffindung der heiligen Lanze, mit der Jesu Seite-durchbohrt worden sein sollte, ^nler Gesang 'und mit Todesverachtung stürzten sich die halb verhungerten Kreuzfahrer auf die Feinde und schlugen sie in die Flucht. Durch den Libanon zog nun der Rest des stolzen Kreuzheeres nach Süden und erblickte in der Morgendämmerung von Emmaus' Hohe die heilige Stadt. „Jerusalems-Jerusalem!" riefen die erschöpften Krieger mit Entzücken, sanken wettienb nieder und küßten die Erde. 5. Die Eroberung Jerusalems (1099). Aber die hl. Stadt war stark befestigt und von 60h00 Streitern verteidigt. Mit ungeheuren Anstrengungen schafften die Kreuzfahrer, die kaum halb so viel an Zahl waren, Bela'gerungs-maschinen, besonders bewegliche Türme, herbei. Zwei Tage wurde mit" beispielloser Tapferkeit gestürmt, aber erfolglos. Da glnbten die Kreuzfahrer plötzlich auf dem Djberge einen Ritter in leuchtender Rüstung zu sehen. „Gott sendet den Erzengel Michael zu Hilfe!" rief man sich zu, und die Begeisterung ward unwiderstehlich. Zuerst erstiegen Gottfried und sein Bruder von einem Turme die Mauer. Ein Thor ward niedergerannt, die erste Ringmauer durchbrochen, der Wallgraben ausgefüllt, und hinein stürmten die rachedurstigen Scharen mit dem Rufe: „Gott will es!" In grauenvoller Metzelei fielen 70000 Türken; die Juden wurden in ihrer Synagoge verbrannt; bis an die"knöchel wateten die Sieger im Blute. Gottfried aber ging barfuß im Büßergewande zum beiliaen Grabe und dankte Gott knieend für den Sieg. Da warf auch das Kriegsvolk die Waffen weg und zog barfuß unter Bußgesängen in die Grabeskirche. Man bot dem edlen Gottfried die Krone von Jerusalem an, er aber sprach: „Wie sollte ich an der Stelle eine goldene Krone tragen, wo mein Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat!" und nannte sich nur Beschützer des heiligen Grabes. Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer dessmans von Ägypten besiegt hatte, erlag er schon im nächsten Jahre den übermenschlichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König von Jerusalem. 6. Folgen der Kreuzzüge. Durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der Türken ging später ein Ort nach dem andern wieder verloren. Und obgleich das Abendland in T-Ereu^ügen gegen 6 Mill. Menschen opferte, so fiel doch nach 200 Jahren die letzte 'christliche Besitzung in Palästina den Türken wie^ ffllne"hände. Die Kreuzzüge sind indessen von wichtigen Folgen gewesen. "Das Ansehen der Päpste und die Macht der Kirche wuchsen ungemein. Viele Fürsten erweiterten ihre Hausmacht durch erledigte Lehen. Das Rittertum entwickelte sich zur vollsten Blüte. Die Macht der Städte wuchs zusehends ?urch den lebhaften Handelsverkehr. Viele Leibeigene kauften sich los, und der Bauernstand wurde freier. Die Völker traten sich näher; neue Länder, Pflanzen und Tiere wurden bekannt, fremde Sprachen studiert, die Werke Der gelehrten Griechen und Araber durchforscht, den Malern und Dichtern neue Gegenstände für ihre Künste zugeführt. 1«. Friedrich I. Barbarossa (1152-1190), 1. Die staufischen Kaiser (Hohenstaufen). Nach den fränkischen Kaisern regierte Lothar von Sachsen (1125—1137). Dann gelangten die Staufer, welche von der Burg Staufen in Schwaben stammen, auf den Thron. Unter
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