64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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§ 52. Der Schmalkaldische Krieg und seine Folgen. 89
§ 49. Zwei Unruhen gefährden die Reformation: 1. Die Bilderstürmerei in Wittenberg, deren Luther nur durch persönliches Erscheinen Herr wird (Dr. Karlstadt). 2. Die Bauernkriege. Die aufständischen Bauern werden durch die vereinigten Fürsten geschlagen. Schlacht bei Frankenhausen 1525 (Thomas Münzer).
§ 50. Bündnis der Protestanten zu Torgau 1526. — Reichstag zu Speier 1526: jeder Landesherr soll für sich und sein Land frei über die Stellung zur evangelischen Lehre entscheiden. Zweiter Reichstag zu Speier 1529: Die Evangelischen Protestieren gegen die hier beschlossene Erneuerung des Wormser Ediktes (Protestanten). — Reichstag zu Augsburg 1530: Die Protestanten überreichen das Augsburgische Glaubensbekenntnis (Melanchthon). — Bund zu Schmalkalden 1531. — Vorläufiger Religionsfriede zu Nürnberg 1532.
§ 51. Ausbreitung der Reformation: 1539 Sachsen und Brandenburg. Pommern, Mecklenburg, Anhalt. Württemberg, Oberpfalz u. a. — Unruhen der Wiedertäufer in Münster. — 1545 Eröffnung des Konzils zu Trient, das aber die Protestanten nicht anerkennen. — 1546 vor dem Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen dem Kaiser und dem Schmal* kaldischen Bunde stirbt Luther zu Eisleben.
§ 52. Der Schmalkaldische Krieg und seine Folgen.
Da Johann Friedrich, Kurfürst von Sachsen, und Philipp, Landgraf von Hessen, den Befehl des Kaisers, das Tridentinifche
Konzil zu beschicken, sich aufs bestimmteste zu erfüllen weigerten,
so ergriff jetzt der Kaiser die Waffen. Jene beiden Häupter der Protestanten wurden als Rebellen in die Reichsacht gethan. Überdies erließ der Papst eine Kreuzzugsbulle gegen sie, so daß der Krieg dadurch ein Religionskrieg wurde. Der Kriegsschauplatz war zunächst an der Donau, wo die Evangelischen im Vorteil waren (Schärtlin von Burtenbach). Das Glück aber wandte sich zu Un-gnnsten von Johann Friedrich, als plötzlich sein ehrgeiziger und von selbstsüchtigen Zwecken beherrschter Vetter, Herzog Moritz von Sachsen, den Glaubensgenossen untreu, in das Kurfürstentum einfiel. An der Donau gewann dadurch der Kaiser die Oberhand.
Dann ging er ebenfalls nach Sachsen, und hier wurde Johann Friedrich im Jahre 1547 bei Mühlberg an der Elbe voll- 1547 ständig geschlagen und gefangengenommen. Die sächsische Kurte itr de nahm der Kaiser ihm und gab sie nebst erheblichen Landesteilen an Moritz. Fortan blieb dieselbe in der albertinischen
Linie des Hauses Wettin; die ernestinische war von jetzt an im
wesentlichen auf Thüringen beschränkt. Auch Philipp von Hessen geriet bald darauf in des Kaisers Gefangenschaft.
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Extrahierte Personennamen: Karlstadt Thomas_Münzer Melanchthon Johann_Friedrich Johann Friedrich Philipp Philipp Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz_von_Sachsen Johann_Friedrich Johann Friedrich Moritz Philipp_von_Hessen Philipp
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Professor in Wittenberg und wußte die Stubenten so zu fesseln, daß er oft 2000 Zuhörer hatte. Man gab ihm den Ehrennamen „Lehrer Deutschland". Er überlebte Luther um 14 Jahre und starb mit bent Wunsche, „daß die Kirchen in Christo einträchtig sein mochten". Luther urteilt über sich und ihn also: „Ich bin geboren, daß ich mit Rotten und Teufeln muß kriegen und zu Felbe liegen; barum meine Bücher viel stürmisch und kriegerisch sinb. Aber Magister Philipp fähret säuberlich und stille daher, bauet und pflanzet, fäet und begeußt mit Lust, nach dem ihm Gott seine Gaben reichlich gegeben hat." —
In der Schweiz fing Ulrich Zwingli eine ähnliche Kirchenverbesserung wie die beutsche an und fanb gleichfalls viele Anhänger, die später Reformierte genannt würden. Leiber konnte er sich mit Luthern über einzelne Punkte nicht einigen, und dieser Zwiespalt trennte auch später ihre Anhänger. Zwingli fiel als Felbprebiger in der Schlacht, sein Werk aber setzte der Franzose Johann Kalvin in Gens fort. Ihre Glaubenslehren sinb im Heibelberger Katechismus zusammengestellt. —
Schmerz und Unwillen bewegten Luthers Herz bei den Auswüchsen der Reformation. Dazu gehörte der Bauernkrieg. Die Bauern waren bisher von ihren Herren hart gebrückt worben. Schon mehrmals hatten sie in Sübbentschlanb versucht, das Joch abzuschütteln und ihr Los zu erleichtern, aber immer vergeblich. Jetzt verstauben sie Luthers schönes Büchlein „Von der Freiheit eines Christenmenschen" falsch und beuteten es auf die Befreiung von Fronen, Zehnten u. a. Abgaben und Lasten. Sie stauben in hellen Haufen auf, zerstörten Burgen und Klöster, mißhandelten Abelige und Geistliche und verübten allerlei Greuel. In Thüringen würden sie von Thomas Münzer, einem überspannten Geistlichen zu Mühlhausen, aufgehetzt und angeführt, aber bei Frankenhausen 1525 besiegt und dann härter als zuvor behanbelt. Münzer würde in Mühlhausen grausam gepeinigt und dann hingerichtet. Luther hatte seine Stimme gegen die Bauern mahnenb und brohenb erhoben, aber auch den Fürsten und Herren die Wahrheit gesagt.
Im Jahre 1525 starb Luthers Beschützer Friedrich der Weise. Sein Nachfolger Johann berbestänbige war gleichfalls ein Freunb Luthers und forberte fromm und eifrig das Werk der Kirchenverbesseruug. In bemselben Jahre trat Albrecht von Branbenburg, der letzte Hochmeister der deutschen Ritter, zur evangelischen Kirche über und verwanbelte Preußen in ein weltliches Herzogtum. Auch viele anbere Länber und Städte nahmen die evangelische Lehre an. Nur schmerzte es Luther, daß nicht alle ein evangelisches Leben führten und manche sich nur an den Gütern der Kirchen und Klöster zu bereichern suchten.
10. Wie sich die Reformation in Brandenburg ausbreitete. In dieser Zeit war Joachim I. Kurfürst in der Mark Branbenburg. Sein Wahlspruch lautete: „Durch Gerechtigkeit und Gericht". Mit großer Strenge bekämpfte er die Raubritter, die alle Wege unsicher
Polack, Das erste Geschichtsbuch. 6
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Ulrich_Zwingli Zwingli Johann_Kalvin Johann Thomas_Münzer Luthers_Beschützer_Friedrich Friedrich Johann Albrecht_von_Branbenburg Albrecht
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machten. An seine Thür schrieben sie: „Joachimcheu, hüte dich; sangen wir dich, so hangen wir dich!" Sie legten ihm einen Hinterhalt, er aber entging ihnen durch die Warnung eines treuen Bauern. In einem Jahre ließ er 70 dieser Räuber hinrichten. Ein Oheim warnte ihn, also gegen den Adel seines eigenen Landes zu wüten. Ihm antwortete er: „Nicht adeliges, sondern nur Schelmenblut habe ich vergossen. Wären diese redliche Edelleute gewesen, so hätten sie keine Verbrechen begangen!" In Berlin gründete er das Kammergericht, das in Streitsachen den letzten und höchsten Spruch fällte. Die Juden verfolgte er grausam und jagte sie aus dem Lande. Lnthern und seinem Werke war er feind. Trotzdem breitete sich die neue Lehre in seinem Lande aus, und sogar die Knrfüstin Elisabeth bekannte sich heimlich dazu. Sie mußte aber vor dem Zorn ihres Gatten bei Nacht und Nebel nach Sachsen fliehen. Hier lebte sie in fleißigem Verkehr mit Luther bis nach dem Tode ihres Mannes. Ihre Söhne holten sie dann zurück und traten beide zur evangelischen Kirche über, Kurfürst Joachim Ii. im Jahre 1539. Sein Wahlspruch war: „Allen wohlzuthun ist Fürstenart." Durch einen Erbvertrag mit den schlesischen Herzögen erwarb er das Recht auf Schlesien, das später Friedrich der Große zur Geltung brachte. Auch die Erwerbung Preußens bereitete er vor.
11. Wie Luther in seiner Familie lebte. Luther verheiratete sich 1525 mit Katharina von Bora und führte mit ihr ein glückliches Eheleben. Er rühmte selbst: „Mir ist's, gottlob, wohlgeraten, denn ich habe ein frommes und getreues Weib!" In seinem Testamente bezeugte er seiner Käthe, „daß sie ihn allezeit lieb und wert gehalten habe". Luther wohnte in dem Augustinerkloster, das ihm der Kurfürst schenkte, als es die Mönche verlassen hatten. Käthe war eine fleißige und sparsame Hausfrau. Sie baute den Garteu, mästete alljährlich ein Schwein, hielt Kostgänger und vermehrte die Einnahmen, wo es ging. Und das war nötig, denn Luther war sehr gastfrei und freigebig,' fein Einkommen aber gering, da er von seinen Büchern nie einen Gewinn nahm. Kein Armer ging nngespeist und nnbeschenkt aus seiner Thür. Weil er alles für andere that, fehlte es ihm oft selbst an dem Nötigsten. Durch Geschenke half ihm oft der Kurfürst aus dieser und jener Verlegenheit. Seine Kinder lieble Luther gar zärtlich, aber streng erzog er sie in der Zucht und Vermahnung zum Herrn. Sein liebes Söhnlein Hans, dem er den lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, durfte einmal drei Tage nicht vor fein Angesicht kommen. „Ich will lieber einen toten als einen ungeratenen Sohn!" sagte er. Groß war sein Schmerz, als seine vierjährige Magdalene auf dem Sterbebette
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Joachim_Ii Friedrich Katharina_von_Bora Hans
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von 1025 an eine gemeinsame Herrschaft, und Ludwig der Bärtige
ward 1039 der erste erbliche Landgraf von Hessen und Thüringen.
Die Trennung dieser beiden Länder erfolgte 1247, als mit Heinrich
Raspe der Mannesstamm der Grafen von Thüringen ausgestorben war.
In den darauf folgenden, lange dauernden Erbschafts-Streitigkeiten
wurde endlich einer thüringischen Prinzessin, welche mit dem Herzog
Heinrich von Brabant vermählt war, als Erbteil die Landgrafschaft
Hessen für ihren dreijährigen Sohn, Heinrich das Kind, zugesprochen,
welcher 1292 als Heinrich I. den Titel Landgraf von Hessen an-
nahm und Kassel zu seiner Residenz machte. Er ist der Stammvater
des heutigen großherzoglichen Hauses.
Keiner unter seinen Nachfolgern erlangte jedoch eine größere Be-
rühmtheit als Philipp der Großmütige.
Zu Marburg 1504 geboren, wurde der durch glänzende Geistesgaben her-
vorragende junge Fürst schon im 14. Jahre für volljährig erklärt. Seine sieg-
reichen Kämpfe gegen den gewaltigen Ritter Franz von Sickingen und gegen
den Bauernfeldmarschall Thomas Münzer bei Frankenhausen lenkten schon frühe
die allgemeine Aufmerksamkeit auf ihn. Mit stattlichem Gefolge erschien er 1521
auf dem Reichstage zu Worms. Durch die Landessynode zu Homburg 1526
führte er die Reformation in seinem Lande ein; 1527 gründete er die Universität
Marburg. Den aus seinem Lande vertriebenen Herzog Ulrich von Württemberg,
den er längere Zeit auf dem Alsbacher und Auerbacher Schlosse verbarg, führte
er in uneigennützigster Weise auf den Thron zurück und erwarb sich dadurch
den Namen „Der Großmütige". Als Karl V sich mit Waffengewalt gegen den
Schmalkaldischen Bund wandte und den Kurfürsten von Sachsen gefangen nahm,
mußte auch Philipp sich unterwerfen und wurde 5 Jahre lang in schmachvoller
Gefangenschaft gehalten, bis ihn 1552 sein Schwiegersohn Moritz von Sachsen
befreite. Das Standbild Philipps d. Gr. hat an dem Luthermonumente in
Worms neben Kurfürst Friedrich dem Weisen einen Ehrenplatz erhalten.
3. Begründung der Dessen-Darmstädter Kinie.
Nach dem Tode Philipps d. Gr. 1567 teilten sich seine vier Söhne
in die Landgrasschast. Wilhelm erhielt etwa die Hälfte des Landes,
nämlich Niederhessen, die Grafschaft Ziegenhain und einen Teil von
Schmalkalden mit der Hauptstadt Kassel; Ludwig Oberhessen und
die Grafschaft Nidda mit Marburg; Philipp die Niedergrafschaft
Katzenellenbogen mit Rheinfels und St. Goar; Georg Oberkatzen-
ellenbogen mit Darmstadt. Ans diese Weise wurde Landgraf Georg I.,
der Fromme, 1567—1596, Begründer der Hessen-Darmstädter Linie.
Sein Erbteil betrug nur ^/s der hessischen Stammlaude und war da-
mals am wenigsten bevölkert, aber sein Vater hatte die Hoffnuug aus-
gesprochen, „daß Georg als guter Haushalter mit Wenigem auskommen
und seinen Besitz durch gute Wirtschast verbessern würde". Und der
Sohn erfüllte glänzend die Hoffnungen des Vaters. Nach dem Tode
seiner Brüder Philipp (1583) und Ludwig (1604) fiel der größte Teil
vou Oberhessen nebst Hessen-Homburg an sein Haus, so daß Hessen
zu jener Zeit nur in zwei Linien, nämlich in die von Hessen-Kassel
und in die von Hessen-Darmstadt geteilt war.
Unter der segensreichen Regierung Georgs I. erblühte Hessen immer mehr.
Wein- und Seidenbau; Schulen und Kirchen; Entwässerung des Riedes durch
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Raspe Heinrich Heinrich_von_Brabant Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich_I. Philipp Franz_von_Sickingen Franz Thomas_Münzer Ulrich_von_Württemberg Karl_V Karl Philipp Philipp Moritz_von_Sachsen Philipps Philipps Friedrich Friedrich Philipps Philipps Wilhelm Ludwig Philipp Philipp Georg_Oberkatzen- Georg_I. Georg Philipp_( Philipp Ludwig_( Ludwig
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossas Friedrich Barbarossas Heinrich_I. Heinrich_I. Hedwig Heinrich_Ii Heinrich Johann_von_Böhmen Johann Johann Kasimir_Ii Karls
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nahm einen glücklichen Zug gegen ihn, eroberte Tunis und befreite viele Christensklaven.
b) Zug nach Algier, 1541. Nicht so glücklich mar der Zug gegen die Seeräuber in Algier. Die kaiserliche Flotte wurde zerstreut.
6. Krieg gegen die Türken. Sultan Soliman Ii., „der Prächtige," 1519 1566, ist der letzte von den 12 gewaltigen Kriegssürsten, die seit dem Jahre 1300 den Thron der Osmanen inn'e hatten und ihre Herrschaft weit ausgebreitet haben. Sein Plan ging aus die Unterwerfung des Abendlandes; darum machte er einen Angriff auf Ungarn, des natürlichen Mittelgliedes zwischen dem Osten und Westen.
Nachdem Soliman das wichtige Belgrad, „das eine Auge der Christenheit," 1521 genommen, entriß er den Johannitern nach heldenhafter Verteidigung auch das andere, Rhodus. (Die Johanniter verlegten ihren Sitz nach Malta.) Im Jahre 1526 besiegte er den jungen König Ludwig Ii. von Ungarn in der Schlacht bei Mohacz, in der letzterer fiel, und begünstigte nun den Woywoden Johann Zapolya, den der lutherische Adel Ungarns dem Schwager und Nachfolger Ludwigs, Ferdinand von Österreich, gegenüber als Kronprätendenten aufgestellt hatte. Jedoch vergebens belagerte der Sultan Sbiert (1529). Als der Kaiser in dem Nürnberger Religionsfrieden die Unterstützung durch die Protestanten gewonnen hatte, wurde Soliman bei Graz zurückgeschlagen. Doch mußte es Karl erleben, daß 1541 ein türkischer Pascha seinen bleibenden Sitz in Ösen ausschlug.
3. |>ie Entwickelung der Hleformaliou öis zum Ueichs-lage zu Würnöerg, 1532. Karl V. hatte während feiner Abwesenheit die Regierung dem Reichsregimente übergeben, an dessen Spitze der Kurfürst von Sachsen stand, welcher der Reformation günstig gesinnt war. Daher schritt dieselbe weiter fort.
A. Die Anhänger Luthers. Unter ihnen traten vier Gruppen hervor:
a) Die Humanisten. Da der jüngere Humanismus schon eine kirchenfeindliche Richtung eingeschlagen hatte, so schlossen sich seine Vertreter der reformatorifchen Bewegung an. Philipp Melanchthon (Schwarzerd), geb. 1497, gest. 1560, ein Großneffe Renchlins, war bereits Luthers Begleiter bei der Leipziger Disputation gewesen. Er war Professor in Wittenberg, unterstützte Luther, indem er dessen Lehrbegriff in ein System brachte, und organisierte später das sächsische Schulwesen auf reforma-torischer Grundlage. Karlstadt stellte sich in Wittenberg an die Spitze einer fanatischen Schar, die mit Gewalt alles, was an den katholischen Gottesdienst erinnerte, aus den Kirchen ent-
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zu verhüten, indem er die Geschwister aus andere Weise entschädigte. Dadurch trug die Idee des Staates den Sieg über die familiären Ansprüche davon. Zugleich übernahm er in dem Minister von Dunkelmann einen Mann voll Entschlossenheit und Thatkraft.
A. Friedrich Iii. als Kurfürst, 1688—1701.
1. Seine Teilnahme an den europäischen Streitigkeiten.
a) Die europäischen Verhältnisse wurden damals von „der Verbindung Ludwigs Xiv. mit Jakob Ii. von England beherrscht. Da dieselbe eine Gefahr für Deutschland und die Niederlande in sich schloß, so unterstützte Friedrich trotz der verlockendsten Anerbieten von seiten Frankreichs die Expedition Wilhelms Iii., des Statthalters der Niederlande, nach England, durch die sich derselbe als Schwiegersohn Jakobs Ii. die Krone Großbritanniens erwarb, 1688. Auch den Kaiser und Spanien hatte der Kurfürst zur Zustimmung veranlaßt.
b) Gleichzeitig hatte Friedrich Gelegenheit, für Deutschland einzutreten, als Ludwig Xiv. die Ansprüche auf die erledigte Pfalz mit einer furchtbaren Verwüstung derselben durchzusetzen begann (der pfälzische Krieg, 1688—1697). Der Kurfürst sandte ein Heer an den Niederrhein, während die Reichstruppen sich gegen Mainz wandten. Trotz des Bündnisses, das der Kaiser mit Holland, Spanien und England schloß (erste Koalition katholischer und protestantischer Fürsten gegen eine Macht), und trotz bedeutender Anstrengungen Brandenburgs brachte der Friede zu Ryswijk 1697 den Verbündeten keinen Gewinn, und er war nur als ein Waffenstillstand anzusehen.
e) Endlich stellte der Kurfürst dem Kaiser Hilfstruppen im Kriege gegen die Türken, 1683—1699, die, von Ludwig Xiv. angetrieben, unter dem Großvezier Kam Mustapha gegen Wien vorgerückt, von deni Polenkönige Johann Sobieski aber auf dem Kahlenberge zurückgeschlagen worden waren. Die Brandenburger kämpften in den Schlachten bei Salankemen und Zenta, welche die Entscheidung und den Frieden zu Karlowitz herbeiführten.
2. Die Erwerbung der Königskrone, 1701. Der Friede zu Ryswijk hatte, da die brandenbnrgifchen Gesandten von den Verhandlungen ausgeschlossen waren, die Unzulänglichkeit der Stellung Brandenburgs hinlänglich bewiesen. Der Kurfürst schrieb diese Mängel
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