§ 83. Die Revolution und Deutschland.
147
Mischen Heeren (Schlacht bei Fleurus). Die Österreicher verloren die Niederlande, und Holland, welches zur Batavischen Republik umgebildet wurde, schloß ein Bündnis mit Frankreich. Preußen aber, das in der Pfalz mit Glück gekämpft hatte, sah' seine Interessen in Polen durch ein geheimes Bündnis zwischen Österreich und Rußland bedroht und entschloß sich, mit Frankreich einen Separatfrieden zu Basel 1795 zu schließen, in welchem 1795 es gegen die Zusicherung einer späteren Entschädigung auf seine linksrheinischen Besitzungen verzichtete. Die Franzosen wandten sich nun mit drei Heeren, von denen das eine, welches durch Italien vordringen sollte, von Napoleon Bonaparte geführt wurde, gegen Österreich. Die beiden ersten Heere waren ohne Glück; um so glänzendere Erfolge errang der 27 jährige Napoleon. Persönlich tapser und darum von seinen Truppen begeistert verehrt, gewann er die Schlachten bei Lodi, bei Rivoli und bei Areole, eroberte Mantua und zwang Österreich zu dem Frieden zu Campo F o rmi o 1797 : Österreich willigte darin in die Abtretung Belgiens 1797 und der Lombardei, sowie des ganzen linken Rheinufers.
Über die Entschädigung der deutschen Reichsfürsten für ihre Verluste auf dem linken Rheinufer sollte der Kongreß zu Rastatt entscheiden. Die Lombardei wurde zur cisalpiuifchen, Genua zur ligurischen Republik umgewandelt. — So ging die Republik, anfangs fchwer bedroht, als Siegerin aus dem ersten Koalitionskriege hervor.
Repetition. A. Zeit der französischen Revolution.
§ 80. Freiheitskampf der nordamerikanischen Kolonien. Unabhängigkeitserklärung (1776) 1783. Washington. Franklin. — In Ostindien Ausbreitung der englischen Herrschaft. — Lord Clive, Warren Hastings.
§ 81- Ursachen der französischen Revolution, a) Große Schuldenlast aus der Zeit Ludwigs Xiv., noch vermehrt durch Ludwig Xv. b) Hoher Steuerdruck, der vor allem auf dem dritten Stande lastet. Vorrechte des Adels und des Klerus, c) Gegenüber der ungerechten Verteilung von Recht und Besitz finden die Theorien von der Gleichheit aller Menschen und die Kritik bestehender Zustände in der Litteratur großen Beifall. Voltaire, Rousseau, Montesquieu.
8 82. Gang der französischen Revolution: Konstituierende Nationalversammlung 1789—1791: Sturm auf die Bastille 14.Juli 1789. Erklärung der Menschenrechte 4. August 1789. König Ludwig gezwungen von Versailles nach Paris zu kommen 5. Oktober 1789. Nach dem Tode Mrrabeaus mißlungener Fluchtversuch des Königs. Verfassung von 1791: Königtum beschränkt; Frankreichs alte Provinzialeinteilung aufgehoben:
83 Departements. — Gesetz gebende Versammlung 1791—1792: Sturm
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Niederlande Holland Batavischen_Republik Frankreich Polen Frankreich Basel Italien Rivoli Mantua Belgiens Lombardei Genua Washington Ostindien Versailles Paris Frankreichs
64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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§ 99. Die wichtigsten Ereignisse in den außerdeutschen Staaten. 177
Infolge derselben kam der bürgerlich gesinnte Ludwig Philipp 1830 1830—1848 aus dem Hause Orleans auf den Thron. Aber bis seine Regierung hielt sich nur mit Mühe gegen die Angriffe einerseits der Bourbonisten und andererseits der Republikaner aufrecht.
Selbst der kluge Minister G n i z o t konnte sie nicht auf die Dauer festigen. Als nun Ludwig Philipp die in der Presse und auf öffentlichen „Reformbanketts" immer lauter werdenden Forderungen der Republikaner zurückzudrängen unternahm, brach im Jahre 1848 1848 die dritte französische, sog. Februar-Revolution aus. Ludwig Philipp dankte ab und die zweite Republik (1848—1852) 1848 wurde proklamiert. Als Präsident wurde nach längeren Kämpfen Jjts der kluge Neffe Napoleons I., Louis Napoleon, gewählt. Derselbe wußte durch geschickte Benutzung der Parteien und Bearbeitung der öffentlichen Meinung zunächst feine Ernennung zum Präsidenten auf zehn Jahre und dann zum Kaiser der Franzosen als Napoleon Iii. durchzusetzen (1852). Unter ihm und durch 1852 eine Reihe sehr glücklicher Erfolge in der äußeren Politik erhob sich der Einfluß Frankreichs noch einmal zum vorwaltenden in Europa. In dem zwischen Rußland und der Türkei ausgebrochenen Kr im krieg (1854—1856) brachte die Beteiligung der Frau- 1854 zosen gegen Rußland (heldenmütiger Sturm auf den Malakofftnrm bis unter Mae Mahon) die Entscheidung (Friede zu Paris 1856).
Auch die Teilnahme am lombardischen Kriege 1859 zu 1859 Gunsten Italiens gegen Österreich (die französischen Waffenerfolge bei Magenta und Solferino) brachten Napoleon erhöhtes Ansehen und den Erwerb von Nizza und Savoyen. Selbst in Asien (China, Annam, Cochinchina) stärkte sich französischer Einfluß. Aber eine unglückliche und abenteuerliche Expedition nach Mexiko und der mißlungene Versuch einer Vermittlung im deutsch-österreichischen Kriege 1866 erschütterte das Ansehen der Regierung im eigenen 1866 Lande. Das Anwachsen Preußens und die werdende Einheit Deutschlands beunruhigte in Paris. Im Juli 1870 wurde Napoleon ge- 1870 zwnngen, Preußen den Krieg zu erklären. Den für Frankreich verhängnisvollen Verlauf dieses Krieges kennen wir. Napoleon wurde, nach seiner Gefangennahme bei Sedan, am 4. Sept. 1870 für abgesetzt erklärt und die dritte französische Republik proklamiert.
Die republikanische Staatsform besteht noch heute in Frankreich und ist durch die neue Verfassung von 1875 sehr gefestigt
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte. Ii. 12
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§ 99. Die wichtigsten Ereignisse in den außerdeutschen Staaten. 179
vor: 1. der Wunsch nach Beherrschung des Schwarzen Meeres und der Dardauellenstraße. Diesem Ziele näherte sich Rußland durch mehrere Kriege gegen die Türkei, von denen der letzte russisch-türkische Krieg 1877—1878 der wichtigste ist. Vollständig 1877 erreicht haben die Russen dieses Ziel noch lange nicht, da sich mit dem bis türkischen Interesse ein sehr wichtiges allgemein europäisches verbindet.
Das zeigte sich zumal auf dem zur Regelung der orientalischen Frage und durch Vermittlung des deutschen Reichskanzlers Fürsten Bismarck zusammeuberusenen Berliner Kongreß (Juni/Juli 1878). 2. Zurückdrüngung des englischen Einflusses in Asien. 1878
E. Die drei südeuropäischeu Halbinseln haben im Lause dieses Jahrhunderts bedeutende Veränderungen erfahren. Griechenland siel, im Anschluß an einen epirotischen Aufstand des Ali Pascha von Janina, von der Türkei ab und errang nach einem heldenmütig geführten Freiheitskampfe (1821 — 1828; Alexander 1821 Ipsilanti, Graf Capodistrias) mit westeuropäischer Hilfe die Unab- bis^ hängigkeit: Stiftung des Königreiches Griechenland 1830. Erster König Otto, ein bayerischer Prinz, 1832—1862. 1832 Auf ihn, der durch eine Revolution vertrieben wurde, folgte der bis dänische Prinz Georg (seit 1863).
F. Von schweren Erschütterungen, Regierungswechseln und Bürgerkriegen wurde das unglückliche Spanien heimgesucht. Nach dem Falle Napoleons wurde zunächst Ferdinand Vii. als König wieder eingesetzt, und mit Hilfe der europäischen Fürsten (Kongreß zu Verona 1822) schlug derselbe die liberalen Bestrebungen 1822 Zu Gunsten der freisinnigen Verfassung von 1812 nieder. Finsterer Absolutismus erdrückte die Hoffnungen des ritterlichen Volkes auf Freiheit. Als der König kurz vor seinem Tode die seit 1713 bestehende salische Erbfolgeordnung zu Gunsten seiner Gemahlin aufhob und ihm seine Tochter Jsabella (1833—1868) folgte, 1833 brach ein furchtbarer Bürgerkrieg zwischen den „Christinos" und bis den „Karlisten", Anhängern von Ferdinands Bruder Don Carlos,
aus (1833 —1840). Freilich verzichtete der letztere endlich zu 1833 Gunsten seines Sohnes, aber der Thron Jsabellas blieb gefährdet, bis Eine Revolution vertrieb sie im Jahre 1868. Man trug nun die 1840 Krone, nachdem Prinz Leopold von Hohenzollern sie abgelehnt (vgl. § 98), Prinz Amadeo aus dem Hause Sardinien an.
Aber, entmutigt durch die wilden Parteikämpfe, dankte derselbe 1873 1873 ab. Die nun proklamierte Republik konnte sich auch nicht
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352
Preußen das Verdienst erworben, die Revolution niedergeworfen zu haben; es fand jedoch für seine Unionspläne nicht das gewünschte Entgegenkommen. Nachdem es von Österreich in Verbindung mit den süddeutschen Staaten zu der Niederlage von Olrnütz gedrängt worden war, wurde es von ersterem mit Übermut und Geringschätzung behandelt („man muß Preußen erst erniedrigen und dann vernichten"). Doch bildete sich in der preußischen Diplomatie eine Schule aus, die den Berus Preußens, an die Spitze Deutschlands zu treten, als unverrückbares Ziel im Auge behielt. Auf dem wieder eröffneten Bundestage in Frankfurt erwies sich bereits der preußische Gesandte, Herr von Bismarck, als ein entschlossener Vorkämpfer der Interessen seines Landes.
c) Die auswärtige Lage. Das Mißgeschick Preußens in der deutschen Politik bot auch keine Gewähr, den außerdeutschen Ländern gegenüber eine achtunggebietende Stellung einzunehmen. Den Rücksichten auf die Großmächte mußte es mehrmals feine Forderungen unterordnen (siehe S. 348). Der Schwerpunkt der europäischen Politik lag damals in
Frankreich.
Hier hatte der 1848 auf 4 Jahre gewählte Präsident Louis Wapokeon allmählich das Heer auf feine Seite gezogen und durch Aufrechthaltung von Ordnung und Ruhe auch die Sympathieen der Bürgerschaft gewonnen. Um seine Wiederwahl zu sichern, ließ er in der Nacht zum 2. Dezember 1851 die hervorragendsten Mitglieder der Opposition verhaften, warf den infolgedessen in Paris ausbrechenden Aufstand nieder und ertrotzte so eine 10jährige Präsidentschaft. Hierauf erstrebte er die Krone. Nach einer künstlich hervorgebrachten Bewegung des Volkes zu Gunsten des Empire wurde er durch Volksabstimmung zum Kaiser gewählt und nannte sich Napoleon Iii. (1852). Durch die Heirat mit der Spanierin Eugenie von Montijo wollte er offen vor ganz Europa die Stelle eines Emporkömmlings einnehmen. Verschiedene Umstände trafen zusammen, um ihm die erste Stellung in Europa zu geben.
I. Der Krimkrieg, 1854—1856.
L Veranlassung. Im Jahre 1853 glaubte der russische Kaiser Nikolaus die Gelegenheit ergreifen zu können, der türkischen Herrschaft in Europa, „dem kranken Manne," ein Ende machen zu können. Zwei Umstände bewogen ihn, die Ausführung seiner Pläne zu beschleunigen: a) Napoleon Iii. hatte den Katholiken bei der Psorte den Besuch des heiligen Grabes ausgewirkt; 1)) Österreich hatte mit Erfolg für Montenegro Partei genommen, das sich im Kampfe mit der Türkei befand. Um jeden Augenblick Gelegenheit zu haben, in die türkischen Angelegenheiten sich zu mischen, forderte der Zar die Anerkennung des Protektorats über alle griechischen Christen. Die Pforte aber versicherte sich des Beistandes der Westmächte, lehnte die russischen Forderungen ab und bestätigte den christlichen Unterthanen aufs feierlichste ihre Rechte. Österreich und Preußen wollten in dem voraussichtlichen Kriege
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Frankfurt Frankreich Paris Europa Europa Europa Montenegro
380
Unterbrechung ein liberales Ministerium die Herrschaft, in welchem Lord Palmer-ston die auswärtige Politik leitete. Dasselbe nahm die schon längst beabsichtigte Wahlreform vor, wonach eine Anzahl verfallener Burgflecken das Wahlrecht verlor, das nun den Fabrikstädten gegeben wurde, die bisher im Unterhause nicht vertreten waren. In die Regierung Wilhelms Iv. fällt auch die Abschaffung der Sklaverei in den britischen Kolonieen. Der Einfluß Englands in Europa unter Palmerstons Leitung war nie kräftiger und entschiedener.
Da Wilhelm Iv. kinderlos war, so folgte auf ihn seine Nichte
Viktoria, 1837 bis jetzt. Beim Antritte ihrer Regierung fiel die Personalunion mit Hannover weg, da hier die weibliche Erbfolge nicht galt. (Der Herzog von Curnberland bestieg als König Ernst August den hannoverschen Thron.) Die junge Königin befreundete" sich rasch mit dem parlamentarischen Regiment und gewann dadurch die Zuneigung des Volkes. Sie hatte in ihrem Oheim Leopold, dem Könige der Belgier, einen trefflichen Berater, bis sie 1840 ihrem Vetter, dem'prinzen Albert von Sachsen-Koburg-Gotha, einem Manne von hoher staatsmännischer Begabung, die Hand reichte. Derselbe starb 1861. Auch unter den Premiers der Ministerien tritt eine Reihe bedeutender Männer hervor; außer Peel und Palmerston, die schon unter den vorigen Königen die Regierung geleitet, sind besonders Russell, Disraeli (Lord Beakonsfield) und Gladstone zu nennen.
A. Die wichtigsten auswärtigen Unternehmungen, zu denen der weitverzweigte Kolonialbesitz Veranlassung gab, waren folgende:
1. Ein Aufstand in Kanada wurde unterdrückt und die Grenzlinie gegen die Vereinigten Staaten neu geregelt.
2. In Ostindien, das seit 1774 von General-Gouverneuren verwaltet wurde, hatte sich die englische Herrschaft immer weiter ausgedehnt. Die Habsucht und Grausamkeit der Eroberer rief aber 1857 einen Aufstand hervor, dessen Sitz Delhi war und der die englische Herrschaft ernstlich, gefährdete. Nach Unterdrückung desselben ging die Verwaltung Indiens an das englische Parlament über, und im Jahre 1876 legte sich die Königin von England den Titel „Kaiserin von Indien" bei.
3. China wurde durch 3 Kriege, 1842 (Opiumkrieg), 1857 und 1860, an beren letzten beiden Frankreich teilnahm, gezwungen, dem europäischen Handel neue Plätze zu eröffnen.
4. Im Krimkriege trat England zu Gunsten der Türkei gegen Rußland auf. (Siehe S. 352).
5. Die Interessen Englands und Rußlands mußten auch in Asien einander feindlich gegenübertreten, wo ersteres Afghanistan, das Grenzland Indiens, in Abhängigkeit von sich zu bringen suchte, während Rußland bestrebt war, die Grenzen Turkestans immer weiter vorzuschieben. Als Rußland 1878 mit dem Emir von Afghanistan einen Vertrag abgeschlossen hatte, ließ (Snglanb sofort eine Truppenabteilung in Afghanistan einrücken, die nach dem Tode des Emirs besten Sohn Ejub Khan zwang, die strategisch wichtigen
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267
Neapel und Sardinien, das er an Savoyen gegen Sizilien austauschte.
England.
I. Die beiden letzten Stuarts, 1660—1688.
1. Karl Ii., 1660—85. Sein verschwenderisches Hofleben, der Verkauf Dünkirchens, Kromwells glänzender Eroberung, an Frankreich und ein unpopulärer, unglücklicher Krieg gegen Holland, der die Ermäßigung der Navigationsakte zur Folge hatte, machten seine Regierung mißliebig. Ein neues Ministerium, nach den Anfangsbuchstaben der Mitglieder das Kabalministerium genannt, schlug zwar eine andere Politik ein, indem es mit Holland und Schweden gegen Ludwig Xiv. die Tripleallianz schloß; doch bald nahm der geldbe-dürftige König von Ludwig Jahrgelder und trat von dem Bunde zurück. Die Schwankungen während seiner Regierung zeigten sich auch in folgenden Gesetzen: a) in der „Duldungsakte" gewährte der König, insgeheim der katholischen Religion zugeneigt, den Katholiken gewisse Freiheiten; b) das widerstrebende Parlament setzte hingegen die „Testakte" durch, welche die Bekleidung eines öffentlichen Amtes von der Leistung des Suprematseides und der Anerkennung der englischen Abendmahlslehre abhängig machte; c) das Bestreben des Königs, seinem katholischen Bruder die Thronfolge zu sichern, führte den Erlaß der „Habeas-Korpus-Akte" gegen willkürliche Verhaftungen herbei.
Durch die sogenannte Ausschließungs-Bill wurde zwar der Bruder des Königs, Herzog von York, der Thronfolge für verlustig erklärt, aber schließlich erlagen die Anhänger dieses Gesetzes den Gegnern desselben. Für diese beiden Parteien kamen damals die Namen Whigs (Volks-, Fortschrittspartei) und Tories (königlich gesinnte, konservative Partei) auf.
Es folgte der Bruder des Königs,
2. Jakob ü., 1685—1688. Während er im Innern die Unzufriedenheit des protestantisch gesinnten Volkes dadurch erregte, daß er die Rechte der Katholiken und die unumschränkte Königsmacht wiederherstellen wollte, war auch die äußere Politik, in der er sich an Frankreich anschloß, dem Geiste des englischen Volkes zuwider. Als noch dazu durch die Geburt eines Prinzen die Aussicht schwand, daß seine protestantisch erzogenen Töchter in der Regierung folgten, kam die „englische" oder „glorreiche" Revolution zum Ausbruche. Wilhelm Iii. von Oranien, Statthalter der Niederlande und Gemahl von Jakobs Tochter Maria, landete in England, und es wurde ihm die Regierung von England und Schottland übertragen. In Irland verschaffte er sich mit Gewalt Anerkennung.
Ii. Das Hans Oranien, 1688—1714.
1. Wilhelm Iii., 1688—1702. Seine Aufgabe erkannte er darin, den Protestantismus und das europäische Gleichgewicht durch Widerstand gegen
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Extrahierte Ortsnamen: Neapel Sardinien Sizilien England Frankreich Holland Holland Frankreich Niederlande England England Schottland Irland