64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Eberhard_von_Württemberg Sigismund_( Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Gero Albrecht Waldemar) Karl_Martells Karl
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Philipp_V._König Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Romanow Karl_Xii Karl Karl Karl Peters Friedrichs_I. Albrecht_Achilles Albrecht Joachim Joachim_Ii Friedrich_Ii Friedrich Joachim
— 64 —
Gelübde der Treue. Der Weg nach der Kirche war mit rotem Tuche belegt. Zwei Bischöfe standen an der Kirchthür und riefen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn!" Gepredigt wurde über das Wort: „Wer mich ehret, den will ich wieder ehren." Als der Bischof den König und die Königin an
Stirn und Handgelenk mit heiligem Öle salbte, rief er: „Gott salbe
unsern König und unsere Königin mit seinem heiligen Geiste!" Alles Volk aber rief: „Amen, Anten!
Glück zu dem Könige und der Königin!"
Dem Volke überließ man das rote Tuch aus dem Wege und warf unter Krönungsmünzen dasselbe. Auch für Speise und Trank war
gesorgt. Ein mächtiger gebratener Ochse, gefüllt mit Schafen, Rehen,
Hasen, Hühnern und Ferkeln, gab den Hungrigen Speise, und zwei künstliche Adler sprudelten roten und weißen Wein für die Durstigen. In Berlin und Königsberg wurden neue Armenhäuser gegründet und im ganzen Lande Dankgottesdienste gehalten.
5. Er förderte Kunst und Wissenschaft. Weil der König den Glanz liebte, so verschönerte er Berlin durch allerlei Bauten und Denkmäler. Sein trefflicher Helfer dabei war der Baumeister Andreas Schlüter. Derselbe baute das königliche Schloß, das Zeughaus und andere herrliche Bauten und errichtete das Reiterstandbild des großen Kurfürsten auf der langen Brücke. In Halle gründete der König eine Universität oder Hochschule. An derselben wirkte mit besonderem Segen der fromme Aug. Herrn. Francke. In feiner Liebe zu den Armen und in feinem Gottvertrauen gründete dieser das berühmte Waisenhaus, in dem heute Tausende unterhalten und erzogen werden.
Berlin wurde verschönert, durch die Friedrichstadt vergrößert und die Spree eingedämmt. Die Einwohnerzahl stieg von 20000 ans 60000. Die Handwerker hatten guten Verdienst; mancherlei Waren wurden in Fabriken hergestellt; der Handel mit fremden Ländern hob sich. Nur drückten schwere Schulden das Land, denn der König war zu freigebig gegen feine Günstlinge und sparte nichts, um der jungen Krone Glanz und Ansehen zu geben. Den gütigen und freundlichen König liebte das Volk, aber die Günstlinge haßte es.
6. Er starb gottergeben. Allerlei Kummer im Hause und eine furchtbare Pest in Preußen trübten den Lebensabend des Königs. Ein Jahr vor feinem Tode hatte er die Freude, daß ihm ein Enkel geboren
3v Friedrich I.
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90
Dettweiler (2070 Eiuw.), an der Eisenbahn-
linie Straßburg-Zabern.
2. Manrsmünster [Marmoutier] (1900 Einw.),
an der Eisenbahnlinie Schlettstadt - Zabern, besitzt
Steingrnben, eine Bierbrauerei, eine Mühle und
eine Ziegelbrennerei. Schöne interessante Kirche mit
turmreicher romanischer Fassade und edlem srühgoti-
schen Schiff und Chor. Zwischen Maursmünster und
Zaberu liegen aus dem Gebirge die Trümmer der
Schlösser Groß- und Klein-Geroldseck.
3. Buchsweiler* (3120 Einw.), am Fuße des
Bastberges und an der Eisenbahnlinie Zabern-
Hagenau, ist eine alte Stadt. Sie besitzt ein Gym-
nasium nebst Realschule und eine Industrieschule.
Die wichtigsten Gebäude sind: die evangelische und
die katholische Kirche, die Synagoge, das alte Colle-
gium, der Holzhof, sowie die Nebengebäude des ehe-
maligen Schlosses, welche jetzt in das Gemeindehans,
die Fruchthalle, in ein Schlachthaus u. s. w. umge-
schaffen sind; von Neubauten: das Spital und auf
der Stelle des alten Schlosses das neue Gymnasium.
Die beträchtlichen Erdanhäufungen un Westen der
Stadt rühren aus der Ausbeutung von Brannkohlen-
lagern her, welche von der „Minen-Gesellschaft" in
bedeutenden Fabrikanlagen' in Angriff genommen
wurden. Nach Erschöpfung der Lager wird von der
genannten Gesellschaft jetzt in mehreren Fabriken —
darunter: eine ans der Reith, 4 km von Buchsweiler
— die Fabrikation von Oxalsäure und Kleesalz, Ber-
liner Blan und Stahlblau, gelbem und rotem blau-
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84
4. Trnchtershe i m ^610 Einw.), am Kochers-
berg, treibt Ackerbau. Endstation einer von Straß-
bürg ausgehenden Straßenbahn.
In diesem Kanton liegen die Dörfer Avenheim
(170 Einw.)-und Küttolsheim (740 Einw.),
welche Mineralquellen enthalten. Beide Quellen wer-
den bloß von den Bewohnern der nächsten Umgebung
benützt.
Der Kochersberg ist ein hügeliges Land zwischen
Straßburg und Zabern, dessen reiche Dörfer noch
viel an alten Bräuchen und Sitten hängen; es be-
finden sich dort mehrere Gipsgruben.
Vi. Der Kreis Hagenau.
73,600 Einwohner. 659 □ km.
1. Hagenau * (14,700 Einw.), an der Moder,
welche die Stadt in zwei Teile scheidet, und an den
Eisenbahnlinien Straßburg-Saargemünd-Metz, Straß-
bürg - Weißenburg und Hagenau - Zabern. Die Stadt
besitzt ein Gymnasium und ein Hauptsteueramt. Garni-
son. Die beachtenswertesten Gebäude sind: die Kirche zu
St. Georg,»welche aus dem 12. Jahrhundert stammt;
die Kirche zu St. Nikolai, ebenfalls aus dem 12. Jahr-
hundert, von Friedrich Barbarossa erbaut; die evan-
gelische Kirche, die Synagoge, das Stadthaus, das
große Zentralgefängnis für Weiber, die Befserungs-
anstatt für junge Sträflinge, das Schulgebäude, das
Theater, die Hopfenhalle, das Bürgerspital.
Die Industrie besteht in einer Baumwollspinnerei
und -Weberei, Getreide-, Oel- und Gipsmühlen, einer
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Extrahierte Personennamen: Hagenau Georg,»welche Nikolai Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
_ 8 —
trieben. Doch ist das Klima auf den Höhen rauh, und der Boden nur in den
Thälern sehr ergiebig. Getreide, Obst, Kartoffeln, Heidekorn, vortreffliche Wiesen,
Wild, Forellen :c. Im westlichen Teile des Odenwaldes, der meist aus Ur-
gebirge (Granit und Syenit) besteht, sind fast alle Höhen mit Laubwald (Buchen
und Wichen) bedeckt, die Thäler und Ebenen sind fruchtbar. Namentlich zeichnet
sich die Bergstraße und das Ried durch Fruchtbarkeit aus. Getreide, Wein,
Kern- und Steinobst, Kastanien-, Mandel- und Nußbäume, Tabak u s. w.
In der Provinz Starkenburg ziehen Eisenbahnen nach allen Richtungen:
1. Die Main-Neckarbahn (Hess. Staatsbahn), Frankfurt—darmstadt—
Bensheim—heidelberg—mannheim; und Frankfurt—offenbach.
2. Die Königlich Preußische und Großherzoglich Hessische Staats-
Eisenbahn (vor 1897 hessische Ludwigsbahn):
».) die Links-Main'fche Bahn. Mainz—bischofsheim—frankfurt;
b) die Main-Rheinbahn von Mainz über Groß-Gerau, Darmstadt
nach Aschaffenburg;
e) die Bahn von Frankfurt (Nieder-Rad) über Groß-Gerau, Biblis nach
Mannheim mit der Abzweigung Lampertheim—worms und Mann-
heim—weinheim—heidelberg.
d) die Riedbahn von Darmstadt über Gernsheim, Biblis nach Worms;
e) die Bensheimer Bahn. Bensheim—lorsch—bürstadt—worms;
f) die Odenwaldbahn von Darmstadt über Reiuheim (mit der Ab-
zweigung Wiebelsbach—babenhausen—hanau) nach Erbach und Eber-
bach mit einem 3100 m langen Tunnel dnrch den Krähberg.
3. Nebenbahnen von Reinheim—reichelsheim; Eberstadt—psnng-
stadt; Darmstadt—griesheim; Darmstadt—arheiligen; Darmstadt—
Groß-Zimmern; Weinheim—fürth; Mörlenbach—waldmichelbach—
Wahlen.
4. Die Lokalbahnen Sachsenhausen—offenbach; Offenbach—dietzenbach;
Offenbach —Dieburg —Reinheim; Bickenbach —Seeheim; Arheiligen—
Darmstadt—eberstadt.
5. Die Waldbahn Isenburg—frankfurt.
I. Kreis Darmstadt, mit 22 Gemeinden.
Darmstadt einschließlich Bessungen und des Militärs mit
72400 E., am Darmbach gelegen, ist die Residenzstadt des Landes.
Die Altstadt ist enge und winkelig, dagegen zeichnet sich die Neustadt durch
breite Straßen aus, unter welchen die von dem Schlosse nach dem Rheinthor
führende und mit Linden bepflanzte Rheinstraße die schönste ist. Sie durch-
schneidet den Luisenplatz, dessen Mitte die Ludwigssäule ziert. Diese trägt
auf einer schlanken, 34 m hohen, von Sandstein erbauten Säule das Standbild
Ludwigs I. Das Schloß besitzt ein herrliches Museum mit Sammlungen aus
alter und neuer Zeit, eine schöne Gemäldegallerie, ein Naturalienkabinett und
eine über 600000 Bände zählende, dem Publikum zugängliche Hofbibliothek.
Der mittlere Turm ist mit einem Glockenspiel von 35 Glocken versehen, welches
zu jeder Stunde einen Choral ertönen läßt. Das Großh. neue Palais, das
Elisabethenstift (Tiakonifsenhaus), die Bank, das Postamt, das Ministerium, das
Ständehaus, der Justizpalast, das Theater, die technische Hochschule, der Saal-
bau, die neuen Volksschulhäuser, die neue Viktoriaschule, der großartige Schlacht-
Hof, die Bahnhöfe, die kath. Kirche mit dem Grabmal der Großherzogin Mathilde,
die Johannis- und Martinskirche und die reichverzierte russische Kapelle sind
stattliche Gebäude. In der Nähe der letzteren die Künstlerkolonie. Der Herrn-
garten, vor dessen Eingang die Bildsäulen Philipps des Großmütigen und
Georgsi.stehen, sowiedie prächtigen, mit schönenanlagen verfehenenwaldungen
in der Nähe der Stadt bieten herrliche Spaziergänge. Der Karlshof, die Fasanerie,
das romantische Jagdschloß Kranichstein, die Ludwigshöhe, der Herrgotts-
berg sind vielbesuchte Vergnügungsorte.
Darmstadt besitzt zwei Gymnasien, ein Realgymnasium, eine Oberreal-,
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— 9 —
eine Real- und höhere Töchterschule uebst dem Lehrerinnen-Seminar, einen
botanischen Garten. In neuerer Zeit ist D. auch als Fabrik- und Handelsstadt
bedeutender. Eine Dampfstraßenbahn führt von der Rheinstraße nach Gries-
heim; sowie von Arheiligen über Darmstadt-Eberstadt—elektrische Straßenbahn.
Eine Wasserleitung versorgt von Griesheim her die Stadt mit Wasser.
Großer Woog, Samenhandlungen, Maschinenfabriken und Eisengießereien, Hut-
fabriken, Tapeten- und Kartenfabriken, chemische Präparate (Merck) :c.
Mit Darmstadt ist das 12000 E- zählende Bessungen vereinigt (Idioten-
anstatt). Eberstadt und Pfungstadt (6300 E.) mit einer höheren Bürger-
schule, beide an der Modau gelegeu, besitzen Fabriken und Bierbrauereien. Bei
Griesheim (5500) E-), durch Waldsamen und Gartengewächse (Zwiebeln) be-
kannt, ein großartiger Artillerie-Schießplatz. Bei Eschollbrücken ausgedehnte
Torfgruben. Die Ruine Frankenstein (Eselslehen) bei Eberstadt, in der Nähe
die berühmten Magnetfelsen, das mühlenreiche Ober- und Nieder-Ramstadt,
welche die Eingangspforten zu dem Odenwald bilden, Roßdorf am Fuße des
aus Basalt bestehenden Roßberges (Basaltbrüche), und Arheiligen.
2. Der Kreis Offenbach, mit 35 Gemeinden.
Offenbach mit 50400 E., Garnisonsstadt, am linken Ufer des
Main gelegen und durch eine Steinbrücke mit dem jenseitigen preuß.
Gebiete verbunden, ist die wichtigste Fabrikstadt des Großherzogtums.
Gymnasium, Realschule 1. Ordnung, Portefeuillearbeiten, Chaisen^
Maschinen, chemische Fabrikate, Eisengußwaren, Stickereien in Gold und Seide,
Lichter, Seifen, Leim, Hüte, Wachstücher, Notendruckerei, Tabaksfabriken :c.
Hart am Main liegt das dem Fürsten Jsenbnrg-Birstein gehörende Schloß, in
welchem Gustav Adolf 1631 die Abgesandten von Frankfurt empfing.
Seligenstadt am Main, eine geschichtlich berühmte Stadt; in der dortigen
ehemaligen Benediktinerabtei ruhen langeblich) die Gebeine von Eginhard und
Emma (815); Ludwig der Deutsche hielt L75 hier einen Fürstenkongreß. Bürgel
und Rumpenheim, Dreieichenhain mit den Ruinen eines von Karl d.
Großen erbauten Jagdschlosses, nebst Philippseich, dem Stammsitz des Fürsten
von Jsenburg-Philippseich mit Schloß und Parkanlagen. Neu-Isenburg
1700 von französischen Emigranten erbaut mit 8000 E.; Heusenstamm mit
einem gräflich Schönbornschen Schloß; Langen, in der Nähe das Jagdschloß
Wolfsgarten, Sprendlingen, Egelsbach und Dietzenbach,
ki. Der Kreis Groß-Gerau, mit 31 Gemeinden.
Groß-Gerau mit 4500 E. ist der Knotenpunkt der Eisen-
bahnen Mainz-Darmstadt und Frankfnrt-(Niederrad)-Mannheim. Höhere
Bürgerschule. — Zuckerfabrik a. d. Schwarzbach.
Büttelborn mit Gemüsebau; Crumstadt mit der Landes-Jrrenanstatt
Hofheim; Walldorf, 1700 von französischen Emigranten gegründet; Rüssels-
heim, ehemalige Festung am Main, 1689 von den Franzosen zerstört, Cichorien-
sabrik. Gustavsburg, die Überreste eines schwedischen Kastells (1631); Trebur
an der Schwarzbach, historisch berühmt durch Reichstage und Konzilien, die
dort abgehalten wurden; Ludwig der Fromme und Ludwig der Deutsche hatten
dort ihren Wohnsitz, Karl der Dicke wurde 887 dort abgesetzt. Erfelden mit
der Schwedensäule, durch den Übergang Gustav Adolfs über den Rhein (1631)
bekannt. Wolfskehlen, Goddelau, Stockstadt, Biebesheim, Gerns-
heim, letzteres mit einer höheren Bürgerschule, an der Riedbahn. In Gerns-
heim das Denkmal Peter Schöffers und eine fliegende Brücke über den Rhein.
Wallerstädten mit großer Baumschule.
4. Der Kreis Bensheim, mit 48 Gemeinden.
Bensheim am Winkelbach mit 7200 E., einer der ältesten Orte des
Landes, besitzt ein Gymnasium, ein Schullehrerseminar, eine Taubstummen-
und eine Lehrmittel-Anstalt; Weinbau, Tabaksfabriken, Syenitschleiferei.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Eginhard Emma_( Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl_d Karl Ludwig Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Peter_Schöffers
Extrahierte Ortsnamen: Rheinstraße Griesheim Pfungstadt Griesheim Frankenstein Nieder-Ramstadt Odenwald Offenbach Offenbach Main Main Frankfurt Seligenstadt Main Rumpenheim Dreieichenhain Neu-Isenburg Heusenstamm Langen Sprendlingen Egelsbach Dietzenbach Groß-Gerau Frankfnrt-(Niederrad Schwarzbach Hofheim Walldorf Main Gustavsburg Rhein Goddelau Biebesheim Rhein Bensheim Bensheim Winkelbach
— 14 —
Teil der ganzen oberrheinischen Tiefebene. In den Thälern finden sich Weizen.
Roggen, Raps, Gerste, Kartoffeln, Obst- und Nußbäume, an den Abhängen
fast durchweg zusammenhängende Weinberge, so daß die ganze Provinz einem
einzigen großen mit einem Kranz von Rebenhügeln besetzten Ackerfelde gleicht,
das durch die darin auftauchenden Ortschaften eine angenehme Abwechslung
erhält. Liebfrauenmilch und katterlöcher bei Worms, Niersteiner, Oppen-
heimer, Guntersblumer und Scharlachberger bei Bingen sind weltbekannte weiße
Weine; ebenso roter Wein bei Ingelheim und bei Gundersheim. Die Wiesen
fehlen fast vollständig, wofür „ewiger Klee" als Futtergewächs gebaut wird;
der Spargel-, Gurken- und Zuckerrübenbau (Zuckerfabrik bei Offstein) ist im
Kreise Worms sehr ausgedehnt und einträglich. Waldungen finden sich nur auf
den stärker ansteigenden Höhen des westlichen und nordwestlichen Teiles der
Provinz, so daß nicht mit Unrecht gesagt wird: „Wenn die Pfalz hätt' Heu
und Holz, wär' sie noch einmal so stolz/'
Das Ufergelände des Rheines ist häufigen Überschwemmungen ausgesetzt,
liefert jedoch an Rohr und Weiden (Hamm, Eich, Gimbsheim) bedeutenden Ertrag.
Die Königlich Preußische und Großherzoglich Hessische Staats-
Eisenbahn, welche ihren Centralpunkt in Mainz hat, besitzt folgende (teilweise
nach der bayr. Pfalz laufende) Linien:
a) Worms—alzey—armsheim—bingen; fj Worms—monsheim—dürk-
b) Alzey—armsheim—mainz; heim—neustadt:
c) Alzey—kirchheimbolanden - Marnheim; g) Mainz— Worms—ludwigs-
d) Alzey—armsheim—flohnheim; Hafen—neustadt;
e) Worms—monsheim—marnheim—lang- Ii) Mainz—bingen.
meil—kaiserslautern;
Ferner Nebenbahnen Worms—offstein—grünstadt; Osthofen—west-
Hofen; Bodenheim-Alzey-Osthosen; Sprendlingen - Wöllstein-Fürfeld; Finthen-
Mainz-, Hechtsheim—mainz; Osthofen-Rheindürkheim—guntersblum; Ost-
Hofen—odernheim; Armsheim—wendelsheim; Nierstein—undenheim.
1. Der Kreis Mainz, mit 23 Gemeinden.
Mainz mit Zahlbach, hat 85200 E., schon 38 v. Chr. als eine
römische Niederlassung bekannt, seit 719 durch Bonifatius der Sitz
eines Erzbischoss, gegenwärtig noch eine Festung, der Mündung des
Mains gegenüber am Rheine gelegen und durch die neuerbaute fest-
stehende steinerne Brücke mit Kastel, sowie durch eine großartige eiserne
Elsenbahnbrücke mit der Gustavsburg verbunden.
Mainz ist die größte Handelsstadt des Landes; Früchte, Öl, Leder, Stein-
kohlen, Möbel, Tapeten, Bierbrauereien, bedeutender Weinhandel Obgleich die
Straßen enge sind, so finden sich doch schöne Plätze und herrliche Gebäude in
dem „goldnen Mainz". Der prachtvolle Bahnhof, der Gutenbergplatz mit
dem 1837 errichteten Denkmal des Joh Gutenberg, das Großh. Schloß (ehe-
mals das Deutsch-Ordenshaus), das Kurfürstl, Schloß mit Museum, Naturalien-
kabinett und einer ansehnl, Bibliothek, das Zeughaus, das Theater, die Stadt-
Halle mit dem zweitgrößten Saale Deutschlands, die prachtvollen Anlagen längs
des Rheines :c. sind sehenswert. Unter den 9 Kirchen ragt der unter Erzbischof
Willigis 978 begonnene Dom mit 6 Türmen und die Stephanskirche weit hervor.
Mainz besitzt 2 Gymnasien, eine Realschule und ein P rieft er fe min ar.
Schwere Zeiten erlebte es unter Adolf von Nassau 1462, im 30 jährigen und
spanischen Erbfolgekriege, sowie zur Zeit der franz. Revolution von 1792—1814.
Die über Zahlbach führende Wasserleitung, der auf der Eitadelle befindliche
(Drufus gewidmete) Eichelstein, die im Paulusmuseum zu Worms aufbewahrten
Pfeiler der ehemaligen Drufusbrücke und vieles andere erinnern an die alte
Römerzeit. Kastel mit 8000 E und Kost heim mit 6000 E. liegen auf dem
rechten Rhein- und Mainufer. Größere Orte find noch Mombach, Goufen-
heim, Finthen (Quelle der röm. Wasserleitung, Ob.-Olm, Harxheim,
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heim und Gau-Odernheim; letzteres ehemals freie Reichsstadt mit einer
im 15. Jahrhundert erbauten Kirche.
5. Der Kreis Worms, mit 40 Gemeinden.
Worms mit den eingemeindeten Orten Neuhausen, Hochheim und
Pfiffligheim mit 40 700 E., schon den Römern bekannt und ein
Lieblingsaufenthalt Karls d. Großen, durch die neu erbaute prachtvolle
Ernst-Ludwigsbrücke mit dem jenseitigen Ufer (Rosengarten) verbunden, ist
eine durch Reichstage und andere Begebenheiten (Siegfried und Chriem-
Hilde, Luther ?c.) historisch berühmte Stadt. Garnison, 113. Jnf.-Reg.
Seit 1076 durch Heinrich Iv. zur freien Reichsstadt erhoben (Wandge-
mälde im Stadthause), war Worms viele Jahrhunderte hindurch von hervor-
sagender Bedeutung; aber durch den 30 jährigen Krieg zerstört und am 3l.
Mai 1689 durch die Franzosen vollständig niedergebrannt, hat es erst in
neuerer Zeit angefangen, sich zu heben und zu vergrößern.
Lederfabriken von Heyl, Dörr und Reinhart, Schnellpressensabrik, Kunst-
wolle-, Cichorien-, Malz- und chemische Fabriken, Bierbrauereien von Werger,
Oertge, Rühl :c., Weinhandlungen von Valckenberg und Langenbach, Holz-
und Steinkohlenhandlungen. Gymnasium und Realschule, die vier
Volksschulhäuser, die neue Gewerbeschule, der Wasserturm, derpracht-
volle, weithin sichtbare Dom, die Liebfrauenkirche (Liebfrauenmilch), die
alte Martinskirche, an die Zeit Julians erinnernd, uuter welchem der heilige
Martinas 355 den Märtyrertod erlitt, die byzantinisch-gotische Paulskirche,
zur Aufbewahrung hier und in der Umgegend gefundener Altertümer «zum
Teil aus römischen und fränkischen Gräbern stammend) hergerichtet; die Drei-
faltigkeitskirche mit einer prachtvoll von W. Sauer aus Frankfurt a. O. 1881
erbauten Orgel; die aus den ersten christl. Jahrhunderten stammende und bei
dem Stadtbrande 1689 vollständig erhaltene Synagoge, wohl die älteste
Deutschlands, das neue Gymnasium, der Bürgerhof (Stadthaus), das Kaiser-
liche Postamt, das zwischen dem Bahnhofe und Dom befindliche, weithin
sichtbare Volkstheater (Festhaus), das Lazarett, die neue Kaserne und der
Wasserturm sind stattliche Gebäude. Der Garten des H. v. Heyl mit großen
Gewächshäusern, sowie die um die ganze Stadt ziehende, mit Ziergehölzen be-
wachsene Promenade sind sehenswert. Das 1868 errichtete Lutherdenkmal
mit 12 stattlichen Bildsäulen erinnert an den Reichstag von 1521 und die
Reformationszeit; das Luginsland, der höchste Punkt des Walls, an Friedrich Ii.
<1235), der hier seinen Sohn gefangen hielt. Ein neuer großer Hafen nebst
schönem Lagerhause und die neue Eisenbahnbrücke über den Rhein, die
neuen Straßen, besonders die nach dem Bahnhof führende schöne Kaiser-
Wilhelm-Straße zeigen, daß Worms in raschem Aufblühen begriffen ist.
Bei dem nahen Pfiffligheim steht der Lutherbaum, eine Ulme, die
1870 von einem Sturme abgebrochen wurde, jedoch wieder neue Schößlinge
trieb; Osthofen, Sitz eines Amtsgerichts mit 3700 E-, Westhofen, Möls-
heim, Bechtheim, Mettenheim und Alsheim mit ausgedehntem Wein-
bau; Pfeddersheim mit neuem Amtsgerichtsgebäude, früher Festung (Schlacht
1525); Monsheim, Knotenpunkt dreier Eisenbahnen; Ossstein an dem Eis-
bach (Zuckerfabrik), Heppenheim a. d. W- mit einträglichen Obstbau; Dals-
heim mit sehenswerten Überresten früherer Befestigungen, Wachenheim an
"der Pfrimm, Gundersheim (roter Wein), Eppelsheim, bekannter Fundort
vorweltlicher Tiere, Dittelsheim mit schöner Kirche im roman. Stile; Herrns-
heim mit Dalbergschem Schloß und Park, dem Freiherrn Heyl von Herrns»
heim gehörend, mit schönen Jagdgebiet (Fasanen); Weinhandlung von
W. Mahler; ferner nach dem Rheine zu das von Mennoniten bewohnte Ibers-
heim; Hamm, Eich und Gimbsheim mit Weidenbau und Rohr.
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Druck von Theodor Hofmann in Gera.
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Extrahierte Personennamen: Karls Siegfried Siegfried Hilde Luther Heinrich_Iv Heinrich Heyl Reinhart Werger Martinas W. Friedrich_Ii Friedrich Dalbergschem_Schloß Heyl_von_Herrns» W._Mahler Theodor_Hofmann