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1. Geschichte des Mittelalters - S. 108

1861 - Freiburg : Herder
108 Geschichte des Mittelalters. sahen sich die erbitterten Feinde einander gegenüber; die Ritter stiegen von ihren Rossen und bildeten einen eisernen Schlachthaufen, an welchen sich die Bürger der habsburgischen Städte im Oberlande anschloßen. Die Eidgenossen, fast lauter Bauern oder Hirten aus den Waldstätten, waren ungefähr wie die alten Germanen bewaffnet, nur daß sie statt der framea die furchtbare Hellebarde oder die mit eisernen Spitzen ver- sehene Keule (Morgenstern, Schweizerprügel) führten; sie waren ein leichtbewegliches Fußvolk, während die Phalanx des Adels nur auf ebenem Boden Vordringen und ihren wuchtigen Stoß ausführen konnte. Die Eidgenossen bildeten rasch die altgermanische keilförmige Schlacht- ordnung, stürzten sich auf die Mitte der feindlichen Linie, durchbracheu sie trotz des tapfersten Widerstandes, und da die eisernen Fußgänger zu unbeweglich waren, als daß sie auf beiden Flügeln gegen den Feind in der Mitte hätten einschwenken können, so fielen die meisten, auch Herzog Leopold, unter den Streichen der erbitterten Bauern. Das Schlacht gleiche Schicksal hatte zwei Jahre später ein anderes Heer bei Näfels 5 Aprt! im Glarnerlande; daher schloß Oesterreich und der Adel Waffenstill- 1388. stand und verlängerte ihn von Zeit zu Zeit, die Eidgenossen aber be- sangen ihre Thaten in stolzen Kriegsliedern und galten seitdem als ein unüberwindliches Fußvolk. Krieg der fränkischen und schwäbischen Städte (1387—1389). § 324. Dagegen siegten die Fürsten und der mit ihnen verbundene Adel über die Städte in Bayern, Schwaben, Franken und Schlacht gm Oberrhein. Bei Döffingen, zwischen Stuttgart und Weil, gen 2?Hu0* unterlagen die schwäbischen Städte nach hartem Kampfe dem Grafen 1388. Eberhard von Württemberg, das gleiche Schicksal traf die rheinischen durch den Pfalzgrafen Ruprecht, die Frankfurter 1389. durch den Adel der Wetterau. Darauf schritt Wenzel ein, hob die Städtebündnisse durch kaiserliches Mandat auf und brachte einen all- gemeinen Landfrieden zu Stande; die Kraft der Städte blieb aber seit dieser Zeit gebrochen. Ruprecht (1400-1410). Sigismund (1410-1437). § 325. Derselbe wurde auf einem Fürstentage zu Oberlahn- stein gewählt, vermochte aber weder in Italien noch in Deutschland ein königliches Ansehen zu gewinnen. Nach seinem Tode wählte ein Theil der Fürsten Wenzels Bruder Sigismund, ein anderer dessen Vetter Jodok von Mähren; letzterer starb jedoch bald und Sigis- mund wurde allgemein anerkannt. Sigismund war bereits seit 1378 König von Ungarn, wo das Geschlecht der Arpaden 1301 mit Andreas Iii. erloschen war. Nach längerer Anarchie behauptete Karl Robert aus dem neapvlitani- 1310. schen Hause der Anjou den Thron; sein Nachfolger Ladislaus der Große (1342—1382) regierte kräftig und weise, unterwarf Serbien, Bosnien, Moldau und Walachei seiner Oberherrschaft und entriß den Venetianern Dalmatien; 1370 wurde er auch König von Po- len und dadurch der mächtigste Monarch im östlichen Europa. Seine ältere Tochter Hedwig erbte Polen und heirathete den Großfürsten Witold von Lithaueu, die jüngere die Erbin Ungarns, Maria,

2. Geschichte des Mittelalters - S. 72

1861 - Freiburg : Herder
72 Geschichte des Mittelalters. Die Staats- vcrhältniffe zurzeitbar- barossas. 7000 Mann brachten beide Könige im Frühjahr 1078 nach Palästina, mit welchen ste Damaskus und Askalon vergeblich angriffen und dann rühmlos nach Hause zurückkehrten. K 213. Konrad Hi. fand in Deutschland die Feinde seines Hauses in voller Thätigkeit; der alte Welf war ihm aus dem Morgenlande vorausgeeilt und schloß unterwegs mit König Roger in Neapel ein Bündniß gegen Konrad, suchte in Deutschland Konrads Verwandte zu verführen und begann dann offenen Krieg, in welchem er jedoch dem Sohne Konrads, Heinrich, unterlag. Er erhielt Verzeihung, doch starb der hoffnungsvolle Heinrich bald darauf und Konrad Iii. folgte ihm 1152. Friedrich I., der Rothbart (1152—1190). § 214. Sein Neffe Friedrich wurde einstimmig gewählt, ein so gewaltiger Herrschergeist, daß er gewiß Karls des Großen Reich wieder hergestellt hätte, wenn durch das Lehensystem nicht die Macht des Königs gebrochen gewesen wäre. Denn seine Hauömacht, die fränkischen und schwäbischen Lehenträger, konnte er nicht anhaltend zu auswärtigen Kriegen gebrauchen, weil sie durch mehrjährige Kriegs- dienste verarmt wären, und das Reichsheer durfte der König nur mit Bewilligung des Reichstags aufbieten. Dann, bei einem Reichö- kriege, trug ein Fürst das königliche Panner (in demselben ist seit Friedrich I. der einfache schwarze Adler), um das sich die unmittel- baren Vasallen des Königs schaarten, und unter den Pannern der- jenigen Fürsten, welche Inhaber von Fahnenlehen mit herzoglicher Ge- walt waren, folgten die Panuer der Grafen und Freiherren, sowie der freien Stadt- und Landgemeinden. (Auf dieser Ordnung des Reichs- heeres beruhte auch die Eintheilung aller Freien des Reichs in sieben Heerschilde: Kaiser, geistliche Fürsten, weltliche Fürsten, Grafen und Freiherren, Pannerherren d. h. nicht hochadelige Freie, die aber noch Freie zu Vasallen haben, die gemeine Ritterschaft, die Freien nicht ritterlicher Geburt.) Die Heerfahrt nach Rom (Römerzug) mußte Jahr und Tag vorher angesagt werden und mit der Krönung endigte die Dienstpflicht des Reichsheers. Jeder andere Reichsdienst dauerte nur sechs Wochen auf Kosten der Aufgebotenen, und wollte der König die Fürsten mit ihren Mannschaften länger im Dienste behalten, so mußte er ihren guten Willen mit Gnaden und Lehen theuer erkaufen. Friedrichen mangelte also das nothwendigste Werkzeug jedes Eroberers, nämlich ein schlagfertiges, unbedingt gehorsames Heer. Karls des Großen Heerbann war nicht mehr herzustellen, denn das Lehcnsyfiem hatte ihn zerstört, und aus unfreien Bauern ein Soldheer anzuwerben, wäre das Zeichen zu einer Revolution gegen Adel und Lehensystem gewesen, Friedrich selbst aber war zu sehr Adeliger, als daß er nur einen solchen Gedanken hätte fassen mögen. Das Einkommen Friedrichs I. als des Reichs Oberhaupt (also ohne seine großen Familiengüter) bestand: 1) in den Zöllen; 2) in dem Münzregale; 3) in der Steuer, welche die eigentlichen Reichö- güter, so viele deren noch übrig waren, ferner die nicht zum Heerdienst verpflichteten Stifte und die unmittelbar unter des Kaisers Schutz stehenden freien Stadt- und Landgemeinden entrichteten; 4) aus dem

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 24

1861 - Freiburg : Herder
24 Geschichte der neueren Zeit. Passaucr ständen zum Abschlüsse, demzufolge der Landgraf von Hessen freige- Aug"i552! ^ssen wurde und man sich gegenseitig Frieden, freien und ruhigen Ge- brauch aller Rechte, Länder, Gerichtsbarkeiten und Religionsübungen zusicherte; dieser Vergleich sollte bis zur endlichen Vereinbarung be- stehen und auch dann gütig sein, wenn man sich wegen der Religion nicht sollte vereinigen können. 8 61. Moritz verkündigte bei seinem Aufbruche gegen den Kaiser, daß er „die alte Freiheit der deutschen Stände wieder Herstellen wolle, welche von dem Kaiser mit erblicher, unerträglicher und viehischer Knecht- schaft" bedroht sei. Gleichzeitig nahm der französische König Hein- rich Ii. die Bisthümer Metz, To ul und Verdun ein und besetzte diese Festungen, von denen Metz seitdem der Stützpunkt für die fran- zösischen Operationen gegen Mitteldeutschland ist; auch auf Straß- burg war es abgesehen, der deutsche Sinn seiner Bürger vereitelte aber für diesmal die Anschläge des französischen Königs, der in einer Proklamation die Deutschen seiner Uneigcnnützigkeit und Achtung ver- sicherte und hoch betheuerte, daß er nur für die deutsche Freiheit gegen den Kaiser eintrete. Gegen diesen hatte er auch einen Bund mit Sultan Solpman geschloßen und eine französisch-türkische Flotte erschien vor Neapel, mußte sich jedoch mit Verwüstungen an den Küsten begnügen. Reichskrieg gegen die Franzosen und Türken (1553). § 62. Nach dem Paffauer Vertrage vermochte der Kaiser doch so viel in Deutschland, daß er einige Unterstützung zu einem Feldzuge gegen die Franzosen erhielt und Moritz mit einem Heere gegen die ^/553" Türken nach Ungarn zog. Im Herbste noch brach Karl V. nach Am 4. No- Lothringen auf, schlug die Franzosen in einem Treffen, konnte aber vember. Metz trotz aller Anstrengung nicht erobern, denn der Herzog von Guise vertheidigte die Stadt trefflich und die schlechte Witterung unter- stützte ihn so nachdrücklich, daß der Kaiser im December nach großem Verluste abziehen mußte. Auch Moritz kehrte aus Ungarn zurück, ohne etwas Erhebliches ausgerichtet zu haben. K 63. Der Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulm- bach, ein armer, aber kriegerischer Fürst, der mit Moritzen gegen den schmalkaldischen Bund gefochten und hierauf den Ueberfall gegen den Kaiser hatte ausführen helfen, leistete letzterem große Dienste in dem miß- lungenen französischen Feldzuge. Nach demselben behielt er seine Lands- knechte und Reisigen bei einander und begann einen Raubkrieg gegen die Hochstifte von Trier, Würzburg und Bamberg, wandte sich hierauf, als sich ein großer Bund in Süddeutschland gegen ihn bildete, nach Niedersachsen, brandschatzte ohne Unterschied katho- lische und protestantische Stände und verheerte ihr Gebiet. Endlich Äic lothringischen Festungen den Franzosen ausgeliesert. Tod des Äursürsien Moritz (11. Juli 1553).

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 10

1861 - Freiburg : Herder
10 Geschichte der neueren Zeit. in der Engelsburg belagert und durch Hunger gezwungen, einen harten Vertrag abzuschließen, fand jedoch bald Gelegenheit zu entfliehen. § 25. Unterdessen eroberten die Franzosen Genua und den größten Theil der Lombardei wieder und drangen 1528 durch ihre italieni- schen Verbündeten verstärkt mit einem übergroßen Heere durch die Marken nach Unteritalien vor, wo nur Gaöta, Neapel und Man- fredonia Widerstand leisteten. Doch bei der Belagerung Neapels ging der größte Theil des Heeres durch Krankheiten zu Grunde, Genua eroberte der Seeheld Andreas Doria, welchen der französische Ueber- muth auf die Seite des Kaisers getrieben hatte, in der Lombardei siegte Ley va bei Landria no, daher kam bei der Erschöpfung aller Friede von Parteien ein Friede zu Stande (zwischen Karl V. und Franzi, zu Kambray Kambrai 1529). Der Kaiser überließ das Herzogthum Mailand 1529. dem letzten Sforza , gab Genua seine Freiheit wieder und setzte den Alexander von Medici als Herzog von Florenz ein. In Bo- logna krönte Klemens Vii. Karl V. am 22. Februar 1530 mit der eisernen Krone zum König von Italien und den folgenden Tag mit der kaiserlichen. Karl ist der letzte Kaiser, den der Papst krönte, auch der letzte, der neben den Otto, Heinrich, Konrad und Friedrich des alten Reichs einen Platz behauptet. Fortschritte der Ucsormation in Deutschland. 8 26. Während der langen Abwesenheit des Kaisers in Spanien und Italien gewann die Wittenberger Reformation immer größere Ausbreitung. Im Jahr 1525 starb der Kurfürst Friedrich von Sachsen und sein Nachfolger Johann Friedrich bekannte sich feierlich zu Luthers Lehre, die von ihm und seinen Anhängern „das Evangelium" genannt wurde, weil sie nichts enthalte, was nicht in dem Evangelium begründet sei. Mit dem sächsischen Kurfürsten war der Landgraf Philipp von Hessen die Stütze der Reformation; zu derselben bekannten sich nach und nach die Herzoge von Pommern, Mecklenburg, Braunschweig-Lüneburg, Schleswig-Hol- stein, die Fürsten von Anhalt sowie die bedeutendsten Reichsstädte, denn in den Städten war überhaupt die Opposition gegen den Klerus immer am stärksten gewesen. Der Hochmeister des Deutschordens in Preußen, Albrecht von Brandenburg, trat ebenfalls über und erklärte sich zum Herzog und erblichen Landesherrn von Preußen unter polnischer 1525. Oberlehensherrlichkeit. Aehnliches geschah, wiewohl nicht gleichzeitig, von den Ketteler und Plettenberg in Kurland, Esthland und Liv- land, welche Länder seitdem zum Zankapfel zwischen Schweden, Po- len und Rußland wurden. Luther selbst gab seinem Werke eine be- stimmte Form durch die Einrichtung eines geistlichen Standes, des Kul- tus, des Religionsunterrichts (Katechismus), wobei ihn die Landesherren und Stadtmagistrate unterstützten ; denn den weltlichen Obrigkeiten stand nach Luthers Ausspruche die ordnende Gewalt in der neuen Kirche zu. § 27. Davon war übrigens keine Rede, daß den deutschen Bür- gern und Bauern es freigestellt blieb, ob sie bei dem katholischen Glauben ausharren oder sich zu dem neuen bekennen wollten. Wo die Regierung, Cujususret st? Fürst oder Stadtmagistrat hieß, sich dem „Evangelium" zuwandte, ^"eügu). da wurde der katholische Kult nicht mehr geduldet, und ebenso wenig

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 98

1861 - Freiburg : Herder
98 Geschichte der neueren Zeit. 1737 erlosch, erhielt Franz Stephan von Lothringen, des Kaisers Schwiegersohn; August Iii. wurde König von Polen, welches unter ihm noch tiefer herabkam. Die pragmatische Sanktion wurde anerkannt, Eugen aber machte darauf aufmerksam, daß 200,000 Mann die beste pragmatische Sanktion wären. Dieser große Feldherr und Staatsmann, zugleich einer der edelsten Menschen, starb am 21. April 1736. Neuer Türkenkrieg (1737—1739). 8 255. Als Bundesgenosse Rußlands bekriegte Karl Vi. die Tür- ken ein Jahr nach Eugens Tod. Das kaiserliche Heer unter Secken- dorf drang in Serbien vor und eroberte Nissa, das aber bald wieder verloren wurde. Der nächste Feldzug hatte keine Erfolge, 1739 (7. Juli) ließ sich aber Wallis bei Kruzka in der Weise von den Türken schlagen, wie es ihnen selbst vordem von Eugen widerfahren * war, worauf (18. September 1739) im Friedensschlüsse Belgrad und was Eugen von der Walachei und Serbien erobert hatte der Pforte zurückgegeben wurde. Preußen kommt empor. Friedrich 1., König von Preußen (1701). K 256. Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm hatte bereits gegen Frankreich, Polen und Schweden bewiesen, daß Brandenburg- Reg. 1688 Preußen etwas bedeute, und wenn sein Sohn Friedrich auch seinen bis 1713. Besitz nicht vergrößerte und unverhältnißmäßigen Aufwand machte, so erwarb er doch von dem Kaiser 1701 den Titel König von Preußen und spornte dadurch seine Nachfolger an, ihren Besitz zu einem wirk- lichen Königreiche zu erweitern. Uebrigens fochten die preußischen Truppen unter dem Fürsten Leopold von Dessau (später als der „alte Dessauer" berühmt) mit Auszeichnung im spanischen Erbfolge- kriege, besonders in den Schlachten bei Höchstädt und Turin. Friedrich Wilhelm I. (1713-1740). § 257. Dieser König führte die größte Sparsamkeit in der könig- lichen Haushaltung und in der Staatsverwaltung ein, hielt strenge auf Ordnung, Thätigkeit, gute Sitte, Einfachheit und war bei-seinem harten despotischen Charakter gleichsam der Zuchtmeister seiner Unter- thanen. Er war ein großer Freund des Militärs und hielt ein zahl- reiches und gutausgerüstetes Heer bereit, das er und der alte Dessauer mit unerhörter Strenge dressierten, aber dabei die Hauptsache nicht vergaßen, denn namentlich die preußische Infanterie war in der That ausgezeichnet. Er suchte jedoch keinen Krieg und nahm 1715 zögernd an dem gegen Schweden Theil, das ihm einen Theil von Pommern abtreten mußte; die Grafschaft Limburg erbte er. Als er am 31. Mai 1740 starb, hinterließ er seinem Sohne Frie- drich (geb. 1712) ein an Gehorsam und Thätigkeit gewöhntes Volk, keine Schulden, sondern baare 9 Million Thaler, und dazu ein wohl- geübtes Heer von 70,000 Mann.

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 20

1861 - Freiburg : Herder
20 Geschichte der neueren Zeit. Am 14.April 1544. Friede von Krespy 18. Sept.1544. Ulrich von Württem- berg reg. 1504 bis 1550. Larls V. unglückliche Unternehmung gegen Algier (Vkt. und Uov. 1541). § 49. Weil der Raubstaat Algier, der sich Solymans Schutz unterworfen hatte, den Spaniern und Italienern großen Schaden zuzu- fügen fortfuhr, führte der Kaiser im Spätherbste 1541 einen Rachezug dahin aus, obwohl der erfahrene Admiral Doria wegen der in dieser Jahreszeit herrschenden Stürme ihm dringend abrieth. Die Uebersahrt war glücklich, die Truppen, auserlesene Mannschaft, wurden gelandet, aber ein furchtbarer Sturm zerschellte darauf viele Schiffe an der Küste und brachte den schutzlos lagernden Soldaten furchtbares Ungemach. Die Barbaresken sahen in dem Unwetter die Hilfe Allahs und mach- ten wiederholt wüthende Angriffe. Dieselben wurden zwar blutig zurück- gewiesen, doch mußte sich der Kaiser bei dem erlittenen Verluste an Schiffen und Kriegsmaterial zur Einschiffung entschließen, die er, wie früher die Gefechte, persönlich leitete. Ein solches Unglück war ihm noch nie widerfahren, er trug es aber mit bewundernswerther See- lenruhe. Franzosen- und Türkenkrieg (1542—1544). § 50. König Franz glaubte jetzt, daß seine Zeit gekommen sei, schloß mit dem Sultan Solyman ein Bündniß und nahm dessen Admiral, den 84jährigen Haireddiu, mit seiner Flotte im Hafen von Marseille auf, während in Deutschland der Herzog von Kleve, der Geldern und Zütphen ansprach, sich mit einer französischen Prinzessin verlobte und im Vertrauen auf seinen neuen königlichen Vetter Franz gegen den Kaiser die Waffen ergriff. Dagegen gewann Karl den englischen König Heinrich Viii., der gegen Franz erbittert war, weil dieser sich Schottlands gegen England zu bedienen strebte. Haireddin eroberte und zerstörte Nizza bis auf die Citadelle und richtete an der italieni- schen Küste furchtbare Verwüstungen an, das französische Landheer er- focht bei Cerisoles in Piemont durch die Tapferkeit der Schweizer einen blutigen Sieg über das kaiserliche Heer, dagegen mißlang der französische Angriff auf Perpignan, eroberten die Engländer B o u- logne, trieb der Kaiser den Herzog von Kleve zu Paaren und rückte endlich bis auf zwei Tagemärsche von Paris vor. Dadurch fand sich Franz zum Friedensschlüsse zu Krespy genöthigt, in welchem der Kaiser seinen Besitz behauptete (Franz starb 31. März 1547). Fortschritte der Reformation in Deutschland (1534—1545). § 51. Der Landgraf Philipp von Hessen war ein entschlosse- ner, unternehmender Mann, der nur durch die Bedenklichkeiten seiner Glaubensgenossen, besonders des sächsischen Kurfürsten, abgehalten wurde, die Abwesenheit des Kaisers sowie die Bedrängniß Ferdinands durch die Türken zu benutzen und loszuschlagen, während der von Lu- ther geleitete Kurfürst der Hoffnung lebte, die Reformation werde aus dem bisher eingehaltenen Wege in Deutschland herrschend werden. Der Landgraf führte daher 1534 auf eigene Faust gegen den Kaiser einen Streich, der auch vollkommen gelang. § 52. Der wilde und verschwenderische Herzog Ulrich von Württemberg hatte durch unleidliche Bedrückungen 1513 einen

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 49

1861 - Freiburg : Herder
Deutschland von dem Passauer Bertrage bis zum dreißigjährigen Kriege. 49 daß die kirchliche Disciplin in seinen Ländern wieder hergestellt wurde und das gemeine katholische Volk in der Religion genücsinden Unter- richt erhalte (Katechismus des Kanisius). Er führte nur mit den Türken Krieg, mußte aber einen nachthei- ligen Waffenstillstand schließen, weil eine starke ungarische Partei sich lieber von dem Sultan einen Fürsten geben ließ, als daß sie dem deutschen Könige gehorchte. Seine Länder theilte Ferdinand I. unter seine drei Söhne: Mar, Ferdinand, Karl. Die Grumbachi- schen Hän- del. Mar Ii. (1564-1576). § 123. Max hatte als Prinz eine gewisse Hinneigung zum Pro- Des Kaisers testantismus gezeigt, so daß manche sogar seinen Uebertritt erwarteten; ^"leranz. solcher erfolgte keineswegs, aber der Kaiser gewährte in seinen Erblanden den Protestanten Freiheiten wie kein anderer katholischer Fürst, und noch weniger ahmte des Kaisers Toleranz irgend ein protestantischer Fürst in Betreff der Katholiken nach. Die Folge war, daß sich der Protestantismus in den österreichischen Städten, unter dem Abel und dessen Unterthanen sehr ausbreitete. Mar Ii. machte lieber diese Zugeständnisse, als daß er es zu Unruhen und Ausständen kommen ließ, und glaubte überdies die Vertheidigung der Kirche ihrer geistigen Macht überlassen zu dürfen. s 124. Unter seiner Regierung ereignete sich die letzte große Fehde in Deutschland. Der fränkische Edelmann Wilhelm von Grumbach hatte mit seinem Lehensherru, dem Bischof von Würz- burg, einen langjährigen Streit, und griff zweimal zu den Waffen. Als bei einem Ueberfalle der Bischof am 15. April 1558 erschossen wurde, verfiel Grumbach der Acht, gewann aber den Herzog Johann Friedrich von Sachsen-Gotha, den Sohn des bei Mühlberg gefangenen Kurfürsten für sich, der sich abenteuerlichen Hoffnungen hingab. Allein seine nächsten Verwandten vollstreckten die Reichsacht gegen ihn und nöthigten Gotha zur Uebergabe (1567); er starb nach vielen Jahren als Gefangener des Kaisers, Grumbach aber wurde auf un- menschliche Weise hingerichtet. § 125. Mar Ii. war kein Feldherr und überdies beständig in Geld- verlegenheit, daher blieb er auch im Kriege gegen die Türken im Nachtheile. Im Jahre 1566 stürmte der alte Svlyman noch einmal mit aller seiner Macht gegen Oesterreich vor, fand aber vor Szigeth, in welchem der kroatische Held Graf Zr in yi befehligte, einen ganz uner- warteten Widerstand; während er die kleine Feste mit Geschütz und wüthenden Stürmen bedrängen ließ, starb er (4. September), Zrinyi aber siel am 7. bei einem Ausfälle und der Rest der Besatzung sprengte sich selbst mit den stürmenden Türken in die Luft. Mar Ii., der mit wenigstens 80,000 Mann ein festes Lager bei Raab bezogen hatte, schloß mit Solymans Sohn Selim Ii. einen Frieden auf acht Jahre, der nach seinem Ablause verlängert wurde; der gute Kaiser starb 12. Oktober 1576. Ihm folgte sein ältester Sohn: Rudolf Ii. (1576—1612), Türken- krieg c. Svlyman f am 4. Sep- tember 1566 vor Szigeth. § 126. Den er noch bei seinen Lebzeiten zum Könige von Un- garn und Böhmen hatte krönen lassen. Rudolf war ein Freund von schönen Pferden und Kunstwerken, beschäftigte sich viel mit Chemie Lumüuer, Wrltg. Iii. «

8. Geschichte der Neuzeit - S. 10

1883 - Freiburg : Herder
10 Von der Reformation bis zum westflischen Frieden. fiel in Gefangenschaft. Frundsbergs Landsknechte stachen die schwarzen Banden" und 6000 schweizerische Sldner nieder und nahmen den Rest gesangen. So wurde der herrliche Sieg bei Pavia erfochten (24. Februar 1525). Als Gefangener mute Franz in Madrid am 14. Januar 1526 einen Friedensvertrag unterzeichnen. Karl V. sprengt die Liga. (15261529.) 9. Kaum in Freiheit gesetzt, brach Franz den Friedensvertrag und schlo mit Papst Klemens Vii., Venedig und Heinrich Viii. von England einen Bund (Liga), angeblich um Italien von den Spaniern und Deut-schen zu befreien. Das kaiserliche Heer in Oberitalien war damals wieder ohne Sold und drohte sich aufzulsen. Da griff Karl von Bourbon, ein Vetter des franzsischen Knigs, der aus Rache in den Dienst des Kaisers getreten war, zu einem verzweifelten Mittel. Er fhrte das kaiserliche Heer in starken Mrschen vor Rom und strmte die Stadt; ef selbst fiel zwar durch einen Schu, die spanischen und deutschen Fusoldaten erstiegen aber die Mauer und plnderten Rom so grndlich aus, wie einst die Goten und Vandalen (6. Mai 1527; il sacco di Roma). Der Papst wurde in der Engelsburg belagert und durch Hunger zu einem harten Frieden gezwungen; er fand jedoch bald Gelegenheit, zu entfliehen. Der Kampf dauerte in Oberitalien noch eine zeitlang fort. Als aber der Seeheld Andreas Doria Genua auf die Seite Karls V. gebracht hatte, schlo Franz I. zu Cambray Frieden (1529). Der Kaiser berlie Mailand dem Herzog Franz, dem letzten Fürsten aus dem Hause Sforza, gab Genua frei und setzte in Florenz den Alexander von Medici als Herzog ein. Am 23. Februar 1530 krnte Klemens Vii. Karl V. zu Bologna als rmischen Kaiser; Karl ist der letzte von dem Papst gekrnte Kaiser, auch der letzte, der den groen Kaisern des alten Reichs durch hohes Streben und Thatkraft hnlich war. Fortschritte der Deformation in Deutschland. 10. Whrend der langen Abwesenheit Karls V. in Spanien und Italien breitete sich die Wittenberger Reformation in Deutschland immer weiter aus. Im Jahr 1525 starb Kurfürst Friedrich von Sachsen und sein Nachfolger Johann Friedrich bekannte sich feierlich zu Luthers Lehre, die von ihm und seinen Anhngern das Evangelium genannt wurde, weil sie nichts enthalte, was nicht in dem Evangelium begrndet sei. Mit Johann Friedrich war der Landgraf Philipp von Hessen die Sttze der Reformation; zu derselben bekannten sich nach und nach die Herzoge von Pommern, Mecklenburg, Brauuschweig-Lne-

9. Geschichte der Neuzeit - S. 119

1883 - Freiburg : Herder
Josephs Ii. Kriege und Regierung. 119 scheu Schiffen geschloffen hatten, weigerten sie sich beharrlich, und da sie von Frankreich, England und namentlich von Preußen untersttzt wurden, mute sich der Kaiser mit unbedeutenden Zugestndnisfen und einer Geld-summe begngen. (Vertrag zu Fontainebleau 1785.) Ariedrich Ii. und der Arstenund. (1785.) 82. Im Jahr 1785 kam zwischen Joseph Ii. und dem Kurfrsten Karl Theodor von Bayern ein Vertrag zustande, nach welchem letzterer Bayern an sterreich berlassen und dafr Belgien mit der Knigswrde erhalten sollte. Dadurch wre sterreich des fernen, abgetrennten, von Frankreich immer bedrohten, schwer zu verteidigenden Belgiens los geworden, htte sich durch Bayern ausgerundet und das entschiedene bergewicht in Deutschland erworben, aber eben deswegen widersetzte sich Friedrich Ii. und bewirkte den bcutfdjctt so da der Kaiser seinen Plan aufgeben mute. Josephs Ii. Hrkenkrieg. (17881790.) 83. Joseph Ii. lie sich von Katharina Ii. zu einem Bunde und Kriege gegen die Trken bereden und erffnete den Krieg mit dem schnsten Heere, das bis dahin unter den sterreichischen Fahnen vereinigt war. Allein er bertrug die Leitung des Krieges nicht dem erprobten Laudon, sondern dem bedchtigen Grafen Lascy, der die Haupt-armee in einem weiten Kordon an der Grenze aufstellte. Sie verlor bei 30000 Mann in den ungesunden Ebenen Niederungarns durch Krank-heiten, die Trken durchbrachen den Kordon an mehreren Stellen und brachten selbst der Hauptmacht bei Karansebes und Lngos (20. toept.) betrchtliche Verluste bei. Im folgenden Jahre fhrte Laudon den Ober-befehl, eroberte nach 36tgiger Belagerung Belgrad und warf die Trken bis hinter Nissa zurck, wodurch er die trben letzten Tage des Kaisers erhellte, der den Ausgang des Krieges nicht mehr erlebte. Joseph Ii. afs Wegent und Gesetzgeber. 84. So sah der Kaiser alle seine Entwrfe, um die Macht-stellung sterreichs zu verstrken oder zu sichern, milingen; noch unglcklicher war er teilweise als Gesetzgeber, obwohl er nur das Beste seiner Völker wollte. Viele seiner Entwrfe waren vortrefflich, aber er verfuhr zu schnell, wollte nicht vorbereiten und anbahnen, nichts der Zukunft berlassen, sondern sogleich durchfhren, nahm keine Rck-ficht auf Vorurteile und Gewohnheiten, oft nicht einmal auf die bestehenden Rechte und Vertrge. Er verbesserte das Heerwesen, die Verwaltung der Rechtspflege, den Zustand der Bauern und Juden, befrderte Ge-

10. Geschichte der Neuzeit - S. V

1883 - Freiburg : Herder
Inhalt: Heue Zeit. Erstes Auch. Von der Reformation bis )Um westflischen Frieden. Seite Die Reformation gewinnt im nrdlichen Europa die Herrschaft. Z e r- rttung des Staates und der Kirche zu Anfang des sechzehnten Jahrhunderts. Dr. Martin Sitthers 95 Thesen gegen den Abla. Kaiser Karl V. Das spanische und das deutsche Haus Habsburg. Der Wormser Reichstag. Das Reichs-regiment. Der Ritterkrieg des Franz von Sickingen. Der Bauern-krieg. Karls V. erster franzsischer Krieg. Schlacht bei Pavia. Karl V. sprengt die Liga. Fortschritte der Reformation in Deutsch-land. Reichstag zu Speyer. Reichstag zu Augsburg. Confessio Augustana. Bndni zu Schmalkalden. Nrnberger Friede . 1 12 Die Reformation in der Schweiz. Die Eidgenossenschaft seit 1477. Ulrich Zwingli. Religionskrieg. Schlacht bei Kappel. Die Wieder-tnfer. Die Trkennot. Die Sultane cltm I,, und Soliman. Karl V. erobert Tunis. Franzsischer Krieg. Karls V. unglckliche Unternehmung gegen Algier. Trken- und Franzosenkriege. Soliman in Ungarn. Fernere Fortschritte der Reformation in Deutschland. Der schmalkaldische Krieg. Das Augsburger Interim. Kurfürst Moritz berfllt den Kaiser. Der Passauer Vertrag. Die lothringischen Festungen französisch. Reichskrieg gegen die Franzosen und Trken. Schlacht bei Sievershausen. Der Augsburger Reli-gionsfriede. Karls V. Abdankung und Tod. Das Konzil von Trient............1225 Bumller, berblick. Iii. 3. Aufl. **
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