§ 40. Kaiser Maximilian I. § 41. Die großen Entdeckungen. 69
stand, der das rechte Wort zu finden, die angemessene That zu vollbringen imstande war.
§ 40. Kaiser Maximilian I.
Nachdem im Jahre 1493 Kaiser Friedrich Iii., ein schlaffer, unthätiger Regent, gestorben, folgte ihm sein Sohn Maximilian I. 1493 (1493 — 1519). Von hervorragender geistiger und körperlicher bis Bildung, erweckte dieser auch beim Volke sehr beliebte Kaiser noch -) 9 einmal große Hoffnungen für die Besserung der Zustände im Reich.
Aber es zeigte sich bald, daß sein Interesse nicht sowohl diesem als der Gründung und Förderung habsbnrgischer Hausmacht galt. („Alles Erdreich Ist Ostreich Unterthan!). Dazu boten ihm vortreffliche Gelegenheit: 1. seine erste Heirat mit Maria, Tochter Karls des Kühnen (vgl. § 39) von Burgund; 2. seine zweite Heirat mit einer mailändischen Prinzessin; 3. die Heirat seines Sohnes Philipp mit einer spanischen Königstochter. —
Die große, beständig zunehmende Türkengefahr veranlaßte in diefer Zeit mehrere patriotische Männer (z. B. den Erzbischof Berthold von Mainz), auf Mittel zu sinnen, durch welche das Reich gekräftigt würde. Zunächst suchten sie ein beständiges Reichsregiment, bestehend aus Gliedern des Fürstenstandes, zu errichten. Da ihnen das nicht sogleich gelang, so brachten sie wenigstens das zuwege, daß ein ewiger Landfriede 1495 1495 angefetzt ward, in welchem für alle Zeiten die Fehden verboten wurden. Ebenfo errichtete der Kaiser ein Reichskam me r-gericht. Zur Erhaltung desselben diente eine allgemeine Reichssteuer, der gemeine Pfennig. Und um eine geordnete Verwaltung des Reiches hinfort zu ermöglichen, wurde das ganze Reich (mit Ausnahme von Böhmen und der Schweiz) in Kreise eingeteilt, deren es zunächst 6, dann 10 gab.
Auch durch andere Einrichtungen, wie z. B. die des Post-wesens, ist die Regierung Maximilians vorteilhaft ausgezeichnet.
§ 41. Die großen Entdeckungen.
Gegen das Ende des Mittelalters wurde der Schauplatz der Geschichte bedeutend erweitert durch die großen Entdeckungen. Die Portugiesen hatten es sich zur Aufgabe gestellt, da durch die Os-manen die Laudverbiuduug mit Ostindien vielfach gestört wurde, einen Seeweg nach diesem Lande zu finden. Sie richteten daher
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§ 31. Äußere und innere Gefahren. 71
Die Sage hat diesen Krieg verherrlicht durch die Heldenthaten einzelner römischer Jünglinge und Jungfrauen (Mncins Scävola, Horatius Cocles, Cloelia); aber diese Thaten, auch wenn sie geschehen, haben keine rettende Wirkung gehabt.
b) Die Auswanderung auf den heiligen Berg. —
Das Volkstribunat. — Coriolan. — Im Innern bildete sich allmählich ein schroffer Gegensatz zwischen den wohlhabenden Patriziern und den armen, obendrein noch durch allerhand ungerechte Verpflichtungen in Schulden geratenen und durch harte Schuldgesetze (Schuldhaft, völliger Verlust der Freiheit) gepeinigten Plebejern. Dieser Gegensatz wuchs zur Erbitterung um das Jahr 494. Die Plebejer weigerten sich Kriegsdienste zu thun und 494 verstanden sich schließlich nur dazu gegen das feste Versprechen einer Besserung ihrer Lage. Aber nachdem der Sieg über die Feinde errungen war, hielten die Patrizier ihr Versprechen nicht. Da verließen sämtliche Plebejer die Stadt und zogen auf den benachbarten sogenannten heiligen Berg. Nun gerieten aber die Patrizier, welche doch auf keine Weise die Plebejer entbehren konnten, in große Verlegenheit. Glücklicherweise gelang es dem besonnenen und klugen Menenins Agrippa, die Plebejer zur Rückkehr zu bewegen (die sagenhafte Gleichnisrede vom Magen und den Gliedern des menschlichen Körpers). Nun erhielten die Plebejer in den 2 (oder 5, später 10) Volkstribunen Beamte, die das Recht und die Pflicht hatten, sie gegen jede Unbill zu schützen. Dieselben waren persönlich unverletzlich und hatten außer anderen Vorrechten das eine unermeßlich wichtige, daß sie gegen jeden Befehl jedes Beamten Einspruch erheben und Aufhebung erwirken konnten („Veto einlegen"). Als Helfer in ihrem Amte wurden den Tribunen (wie den Konsuln die Quästoren) 2 Ädilen des Volkes beigesellt. — Aber wie diese Behörde den Patriziern nur abgezwungen war, so suchten dieselben auch sie unschädlich zu machen. Das gelang jedoch nicht. Als der aristokratische Mareins Coriolanus einen Versuch machte, das Volkstribunat wieder abzuschaffen, erhoben sich die Tribunen gegen ihn und ließen ihn vom Volke verurteilen; er aber ging nach Corioli und würde seine Vaterstadt mit den Waffen in der Hand angegriffen haben, hätten nicht seine Gemahlin und seine Mutter (Veturia und Volumnia) ihn davon zurückgehalten.
Er wandte Rom den Rücken und starb in der Fremde (Shakespeares Ccriolan).
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Zwei Jahre später wurde Wallenstein als „Verräter" ermordet. Man gab ihm schuld, er hätte das kaiserliche Heer den Feinden zuführen wollen. Der Krieg aber wütete nach Gustav Adolfs Tode noch 16 Jahre. Besonders waren es die Franzosen, die das Kriegsfeuer schürten. Sie wollten Deutschland schwächen und das Elsaß gewinnen. Die Heere entarteten zu Räuber- und Mörderbanden. Die entsetzlichsten Greuel verübten sie gegen Bürger und Bauern. Nicht um den Glauben, sondern um Land und Beute stritt man noch. Endlich, endlich machte der westfälische Friede 1648 dem unglückseligen Kriege ein Ende. Die Evangelischen erhielten gleiche Rechte mit den Katholischen. Aber Deutschland verlor an die Schweden den besten Teil von Pommern und an die Franzosen den größten Teil des Elsaß. Das Land war zur Wüste geworden, Dörfer und Städte verbrannt oder verödet, die Einwohnerzahl auf ein Drittel zusammengeschmolzen, das Volk verwildert, alle Bande der Ordnung aufgelöst, Handel und Gewerbe gelähmt, Kunst und gute Sitte verfallen, die Macht des Kaisers zu einem Schatten geworden. Das waren die Früchte eines Religionskrieges zwischen zwei christlichen Bekenntnissen.
Wie Deutschland ein christliches Land wurde und den Papst in Rom als geistliches Oberhaupt erhielt, soll uns ein späteres Geschichtsbild von Bonisatius zeigen.
9. Der erste Kohenzosser Friedrich I. in Brandenburg (1415—1440) und das Mtterlum.
Uv Die alte Burg Hohenzollern. (Blätterbauer.)
1. Was uns an ihn erinnert. Einen Strom verfolgt man gern zurück bis an die Quelle. Die Fürsten aus dem Hause Hohenzollern haben seit fast 500 Jahren Segensströme in unser Vaterland geleitet. Ihre unermüdliche Arbeit hat unser Volk erzogen und unser Vaterland groß und glücklich gemacht. Wo ist nun die Quelle dieses Stromes zu suchen? Der Familienname unserer Herrscher sagt es. Sie heißen Hohenzollern von der Stammburg ihres Hauses in Schwaben. Dort liegt nicht weit von Hechingen auf einem Berge die jetzt neu aufgebaute Burg Hohenzollern.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Friedrich_I. Friedrich_I.
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Schweden Pommern Elsaß Deutschland Rom Brandenburg Schwaben Hechingen
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H2. Die Burg zu Nürnberg. (Blätterbauer.)
Aber auch die Burg in der großen Stadt Nürnberg in Bayern erinnert an den ersten Hohenzoller. Von dort kam er als Retter nach Brandenburg. Auf der Burg wohnte er als Burggraf, d. H. kaiserlicher Beamter der freien Reichsstadt. Cr führte das Kriegsvolk an und sprach in Streitfällen Recht. Seine Feinde gaben ihm später den Spottnamen „Nürnberger Tand" (d. H. Spielzeug), weil die Nürnberger schon damals mit Spielwaren und Lebkuchen handelten.
In der Provinz Brandenburg hört man noch häufig die adeligen Namen Quitzow, Putlitz, Rochow u.a. Sie weisen in die Zeit zurück, da die Ritter dieses Namens sich mit aller Kraft wehrten, den Fremden aus Süden als Herrn anzuerkennen.
Auch die Namen Friefack und Plaue sind mit dem Namen des ersten Hohenzollern in Brandenburg untrennbar verbunden. Beides waren feste Burgen der Quitzows, die dem neuen Fürsten trotzig widerstanden. (Plaue liegt am Anfang'des Plaueschen Kanals zwischen Havel und Elbe, Friesack am kleinen Rhinsluß.) Der erste Hohenzoller belagerte diese Burgen, zerbrach ihre dicken Mauern und unterwarf die Gegner. Gute Dienste leistete ihm dabei eine gewaltige Kanone. Sie war so schwer und die Wege so schlecht, daß immer viele Bauern ihre Pferde vorspannen mußten, um das Ungeheuer fortzubringen. Sie gaben ihr deshalb den Spottnamen „faule Grete". Vor ihren riesigen Kugeln war aber keine Burg und keine Mauer sicher.
Nicht lange vorher hatte der Mönch Berthold Schwarz zu Freiburg am Schwarzwald das Schießpulver erfunden. Er wollte Gold machen und mischte deshalb in einem Schmelztiegel Schwefel, Salpeter und Kohle, woraus noch heute Pulver verfertigt wird. Ein Funke fiel in die Mischung, entzündete sie und schleuderte alles mit furchtbarer Gewalt umher. Bald wandte man die neue Erfindung im Kriege an. Bis dahin hatte man mit Armbrüsten geschossen und mit Maschinen Felsstücke gegen Burgen und Stadt-
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an diesem Ort möchte ich, mit Eurer Heiligkeit Erlaubnis, bisweilen kurze Zeit meinen altersmüden Körper ausruhen und auch nach meinem Tode dort begraben liegen."
4. Wie er den Märtyrertod erlitt. Am Abend seines Lebens erwachte die Sehnsucht in dem Greise, noch einmal nach Friesland zu ziehen, um das Werk zu vollenden, das ihm als Jüngling mißglückt war. Er setzte seinen Lieblingsschüler Sturm als seinen Stellvertreter ein und zog mit vielen Genossen den Rhein hinab nach Friesland. Segen begleitete sein Werk. Er predigte mit Jünglingseifer, zerstörte die Götzenbilder und baute Kirchen und Kapellen. Immer mehr wuchs die Zahl der Christen. Eines Tages wollte er eine Anzahl Nenbekehrter einsegnen, da überfiel ihn eine Schar raublustiger Heiden, die ihre Götzen rächen wollten. Seine Freunde gedachten ihn zu verteidigen. Er aber sprach: „Lasset ab vom Kampfe! Vergeltet nicht Böses mit Bösem! Der Tag der Heimfahrt ist gekommen. Hoffet auf den Herrn, er wird eure Seelen erretten!" Unter den Keulen und Speeren der Feinde fiel er samt den Seinen. Nur wenige entrannen dem Gemetzel. Sie nahmen den Leichnam ihres Meisters und führten ihn zu Schiffe nach Mainz. Von hier wurde er nach Fulda gebracht und dort beigesetzt.
5. Wie es damals in den Klöstern aussah. In jener Zeit waren die Klöster (Klausen) die Mittelpunkte der Bekehrungsarbeit und der gesamten Bildung. Sie wurden von den christlichen Sendboten oder von Fürsten und Herren an einsamen aber günstig gelegenen Orten gegründet und meist mit Land ausgestattet. Später gehörte es zu den verdienstlichsten Werken, die Klöster mit Land, Wiesen und Wäldern zu beschenken. Die Mönche (d. h. Einsamlebende) gelobten bei ihrem Eintritt, dem Abte oder Vorsteher zu gehorchen, arm und ehelos zu bleiben. Die Mönche beteten, predigten und lehrten nicht nur, sondern bauten auch das Land an, pflanzten Obstbäume und Weinreben, pflegten die Kranken und beschützten die Verfolgten. Viele schrieben Bücher ab und schmückten dabei die Schrift mit künstlichen Verzierungen, andere malten schöne Bilder, manche dichteten fromme Lieder, andere bauten Kirchen, Türme und Klostergebäude, wieder andere verfertigten aus Erz und Stein Bildsäulen oder schnitzten allerlei Zieraten aus Holz. Mit den Klöstern waren oft Schulen verbunden, wo gelehrte Mönche die Knaben unterrichteten. In der inneren Schule wurden mit großer Strenge die künftigen Geistlichen, in der äußeren mit größerer Freiheit die Söhne der Edeln erzogen. Am verdientesten machten sich um die Erziehung des Volkes die Benediktinerklöster, nach ihrem Stifter Benedikt so genannt.
Das Bild führt uns auf den innern Hof eines Benediktiner-klosters. Er wird eingefaßt auf der einen Seite von der Kirche, auf den drei andern von dem Wohn- und Schlafhaus der Mönche, von dem Speisesaal mit Küche und Kellerei, von der Schreibstube mit der Bücherei. Ein Wandelgang, den kunstvolle Säulen stützen, zieht sich an diesen drei Seiten hin. Ein großer Garten, den eine hohe Mauer
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er viele Städte mit Mauern und Gräben. Der neunte Mann vom Lande, wie sehr er sich auch sträubte, mußte in diese „Burgen" ziehen; die Bewohner wurden darum Bürger genannt. Die Bauern lieferten den dritten Teil ihrer Feldfrüchte als Vorrat in die Städte. In Kriegsnöten suchten dann alle Schutz hinter den Mauern. Diese Städte erhielten viele Freiheiten und blühten bald ans. Es wurden hier Märkte gehalten und alle Handwerke ausgebildet. Die Bürger wurden als Fußvolk, die Adeligen als Reiterei fleißig in den Waffen geübt. Mit dem neuen Heere besiegte Heinrich die Wenden an der Elbe und gründete die Mark Meißen, bekehrte die Böhmen zum Christentums und eroberte mitten im Winter Brandenburg, das von Sümpfen umgürtet war.
4. Wie er die Ungarn besiegte (933).
Als der Waffenstillstand abgelaufen war, kamen ungarische Boten und forderten den alten Tribut. Man soll ihnen einen räudigen Hund gegeben und gesagt haben: „Wollt ihr einen besseren Tribut, so holt ihn euch!" Hierauf fielen die Ungarn mit zwei mächtigen Heersäulen ins Land. Aber vergeblich umschwärmten sie die Städte, und nur wenig Beute fanden sie. Als sie eine Burg an der Unstrut belagerten, da kam Heinrich mit seinem Heere über sie. Die Fahne mit dem Erzengel Michael wurde vorangetragen und das Feldgeschrei „Kyrie eleison", d. h. „Herr, erbarme dich!" angestimmt. Die Ungarn schrieen „Hui, hui" und wehrten sich tapfer, aber die Mehrzahl wurde erschlagen oder in die Flucht gejagt. Viele christliche Sklaven wurden befreit und sieben ungarische Führer mit abgeschnittenen Nasen und Ohren andern zur Warnung heimgeschickt. Der zweite
Ungarnhaufe wurde bei Sondershausen vernichtet. Heinrich starb
zu Memleben und liegt zu Quedlinburg begraben.
5. Wie die Städte aufblühten. Anfänglich wollten die Bewohner des Landes nicht in die Städte ziehen, weil sie sich wie lebendig begraben vorkamen. Die Straßen waren nngepslastert, krumm und
eng, die Stockwerke der Häuser so übergebaut, daß man oft den Himmel kaum sehen konnte. Meist umgab eine doppelte Mauer mit Türmchen und ein Wallgraben die Stadt. Die Thore in den Mauern wurden bewacht und jeden Abend geschlossen. Die Dächer waren mit Stroh oder Schindeln gedeckt, die Giebel nach der Straße gekehrt, die Thür quer in zwei Hälften geteilt. Auf den Straßen waren Ziehbrunnen, seltener Laufbrunnen. Das Vieh wurde täglich von dem Hirten ausgetrieben. Die Schweine liefen den ganzen Tag frei auf der Straße umher. Doch mehr und mehr entstand ein Zudrang nach den Städten, als man sah, wie sicher und gut man da lebte. Die einzelnen Hand-
49. Heinrich I.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Michael Heinrich Heinrich Heinrich_I.
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seinen letzten Willen niederschriebe. Heimlich aber bestellte er einen getreuen Knecht mit seinem weißen Hengste „Schwan" an die Saale unter der Burg. Andern Tages klagte der Landgraf, daß ihn heftig fröre. Er legte viele Kleider an, schlich jämmerlich im Gemach einher und öffnete endlich das Fenster, damit ihn die Sonne beschiene und wärme. Die sechs Wächter, die seiner hüteten, waren beim Brettspiel und achteten wenig auf ihn. Plötzlich gewahrte er drunten seinen Knecht mit dem „Schwan". Da schwang er sich ins Fenster und sprang mit kühnem Anlauf hinab in die Saale. Die weiten Gewänder faßten Wind und trugen ihn wie auf Flügeln hinab. Drunten fischte ihn der Knecht aus dem Wasser, zog ihm die nassen Oberkleider aus und half ihm auf den „Schwan". Wie der Wind trug das edle Tier feinen Herrn nach Sangerhaufen. Hier war er gerettet und baute zum Danke die schöne Ulrichkirche, wie er gelobt hatte. —
2. Wie er die Wartburg baute. Über der Stadt Eisenach am Thüringer Walde liegt die schöne Wartburg. Ludwig der Springer hat sie erbaut. Einst versolgte er auf der Jagd einen Hirsch bis auf den Berg, wo jetzt die Burg liegt. Der Berg gefiel ihm über die Maßen. An den Seiten war er steil und fest, oben breit und eben. Dazu schaute man von seinem Rücken weit ins Land hinaus. Da rief der Landgraf: „Wart, Berg, du sollst mir eine Burg werden!" Aber der Berg gehörte einem andern Herrn. Da sann der Landgraf hin und her, wie er ihn durch List gewinnen könne. Endlich ließ er in der Nacht viele Erde in Körben auf den Berg tragen und dort ausbreiten. Darauf begann er eine Burg zu bauen. Der Herr des Berges verklagte ihn darob beim Kaifer. Er aber bestellte zwölf ehrenwerte Ritter, die stießen ihre Schwerter in die aufgeschüttete Erde und schwuren, daß der Landgras die Burg auf feinem eigenen Grund und Boden baue. Also ward ihm der Berg zugesprochen. Die Burg aber baute er in den nächsten Jahren ohne Geld, denn es brach eine große Teuerung aus, und die Leute waren froh, daß sie ums liebe Brot arbeiten durften.
3. Wie er Wuße that. Mancherlei schwere Sünden hatte der Landgraf gethan, List und Gewalt geübt und wenig nach Gott gefragt. Das reuete ihn nun. Er zog nach Rom zum heiligen Vater, um dort zu büßen und Lossprechung seiner Sünden zu erlangen. Der Papst legte ihm als Buße auf, ein Kloster zu bauen und der Welt abzusagen. Da zog Ludwig heim, übergab die Regierung des Landes seinem Sohne und suchte eine einsame Stätte, wo er ein Kloster bauen könne. Tief im Walde fand er an einem Brunnen den Töpfer Reinhard. Mit ihm redete er und erfuhr, daß seit einiger Zeit jede Nacht an einem gewissen Orte zwei Lichter erschienen. Da erwarb der Landgraf die Stätte und baute daselbst das Kloster Reinhardsbrunn.
2. Landgraf Ludwig der Eiserne von Thüringen.
1. Wie er hart geschmiedet ward. Landgraf Ludwig war ein milder Herr, der niemand ein hartes Wort sagen konnte. Da achteten ihn feine Beamten gering und beugten das Recht. Die Edelleute wurden übermütig, plagten die Bauern mit schweren Diensten und beraubten die Kaufleute auf den Landstraßen. Der Landgraf erfuhr von diesen Bübereien nichts. Einmal verirrte er sich aus der Jagd und ward im Walde von der Nacht überfallen. Ein Feuer lockte ihn endlich in eine Waldschmiede zu Ruhla,
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_der_Springer Ludwig Ludwig Ludwig Reinhard Ludwig_der_Eiserne_von_Thüringen Ludwig Ludwig Ludwig
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ja einmal mußte sie sich von einer Bettlerin in den Kot stoßen lassen. Alles ertrug sie geduldig und ohne Murren. Später reuete ihren Schwager seine Härte, und er rief die unglückliche Frau zurück. Sie aber sehnte sich nicht nach fürstlicher Pflege, sondern zog nach Marburg an der Lahn und lebte da still und einsam ihrem Gott und ihren Nächsten. Alle ihre Habe gab sie den Armen und behielt nur ein graues Kleid, darin man sie begraben sollte. Auf dem Totenbette tröstete sie die Umstehenden und ist dann in Gottes Frieden dahingefahren.
4. Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser.
1. Wie die Kyffhänsersage entlkand. Der Kyffhäuserberg liegt an der „goldenen Aue", südlich vom Harzgebirge, und trug ehedem eine kaiserliche Pfalz oder Burg. Der Name Kyffhäuser bedeutet „Häuser auf der Kippe". Ein alter Turm ist der einzige Rest aus alter Zeit. Jetzt wird dem Kaiser Wilhelm I., dem Weißbart, auf dem Berge ein großes Denkmal errichtet, weil er das deutsche Reich erneuert und die lange Zwietracht geendet hat. Vor mehr als 700 Jahren herrschte in Deutschland gar gewaltig der Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Stammburg seines edlen Geschlechts war die Burg Hohenstaufen in Schwaben, nicht weit von der Zollernburg. Wegen seines rötlichen Bartes wurde der Kaiser in Italien Barbarossa oder Rotbart genannt. Er zog siebenmal über die Alpen nach Italien, um dort die widerspenstigen Städte zu unterwerfen. Mehr als einmal geriet er in Lebensgefahr. Als Greis unternahm er (1190) einen Kreuzzug in das heilige Land, um Jerusalem und die andern heiligen Orter aus den Händen der Türken zu befreien. Siegreich drang er vor. Aber zum großen Jammer seines Heeres ertrank er in einem Flusse und ward im fernen Lande begraben. Das deutsche Volk glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und hoffte in den traurigen Zeiten, die nach ihm kamen, immer auf seine Wiederkehr. Einer erzählte dem andern, er sei nicht gestorben, sondern säße verzaubert in einem unterirdischen Schlosse des Kyffhäuserberges. Er stütze sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein Bart sei durch und um den Tisch gewachsen. Seine Ritter stünden schlafend umher, und seine Tochter lltchen hüte das verzauberte Schloß. Zuweilen zwinke der Kaiser mit den Augen und schicke einen Zwerg hinauf, damit er nachsehe, ob die Raben noch kreischend um den Berg flögen. Sei dies der Fall, dann müsse er wieder hundert Jahre weiter schlafen. (Vergleiche Rückerts Lied: „Der alte Barbarossa —" und Geibels „Tief im Schlosse des Kyffhäuser —".)
2. Wie zwei Soldaten den Turm erstiegen. Der Turnt, in dem der Kaiser unten schlafen soll, hat keinen Eingang. Nur oben sieht man zwei offene Luken, zu denen man auf vorspringenden Steinen emporklettern kann. Zwei Soldaten wollten den alten Kaiser gern einmal sehen. Aus Tille da stiegen sie auf den Berg und kletterten zu den Luken empor, aber sie fanden sie mit eisernen Läden geschlossen. Unverrichteter Sache kehrten sie um. Als aber die Leute in Tilleda von den Läden hörten, da riefen sie: „O ihr Thoren! Hättet ihr die Läden ausgehoben und mitgenommen, so wären sie zu Gold geworden!" Eilig liefen die Soldaten wieder auf den Berg, aber die Läden an den Luken waren verschwunden.
3. Wie der Kirt von Wennnngen Geräte borgte. Der Hirt in Nennungen wollte Hochzeit machen, hatte aber kein Tischgerät dazu. Da
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Wennnngen_Geräte
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Zweiter Abschnitt.
Kaiser aus dem Dause Kommen- Kuseemvueg, 1347-1438.
I. Kart Iv., 1347—1378. Er war ein wissenschaftlich gebildeter und praktischer Fürst, der mehr auf dem Wege der Diplomatie, als durch Waffen erreicht hat. Seinem Erblande Böhmen war er ein Vater, dem Reiche ein „Erzstiesvater."
1. Zug nach Italien. Auf einem Zuge nach Italien erwarb er die lombardische und die Kaiserkrone; doch erfüllte er nicht die Erwartungen der Patrioten, die Parteien zu versöhnen und Recht und Ordnung herzustellen. Daher kehrte er verspottet zurück.
2. Thätigkeit für das Reich. Diese beschränkte sich auf den Erlaß des Reichsgesetzes der „Goldenen Bulle," 1356. Dieselbe enthält: a) Bestimmungen über die Wahl und Krönung des römischen Königs und über die Rechte der Kurfürsten. Letztere erhalten in ihren Ländern die höchste Gerichtsbarkeit, von der eine Appellation an den Kaiser nicht zulässig ist; ihre Länder werden für unteilbar erklärt, und es stehen ihnen die vollen Hoheitsrechte und Regalien zu; b) Bestimmungen über den Landfrieden.
Bedeutung der Goldenen Bulle. Dieselbe stellte die kurfürstliche Oligarchie als gesetzlich fest. Die selbständige Stellung der Kurfürsten mußte schließlich eine Zerstückelung des Reiches zur Folge haben. Karl Iv. glaubte allerdings, durch die Goldene Bulle gewonnen zu haben, da er zwei Kurfürstentümer besaß und seinen Nachfolgern die Krone gesichert hatte.
3. Sorge für die Hausmacht. Zu seinen Erbländern, Böhmen und der Oberlausitz, erwarb Karl die Oberpfalz, Schlesien, die Niederlausitz und im Vertrage zu Fürstenwalde 1373 Brandenburg.
Seine landesväterliche Sorge erstreckte sich vorzüglich auf Böhmen.
a) Er gründete in Prag die erste deutsche Universität, 1348;
b) er ließ Böhmen durch deutsche Ansiedler germanisieren und kul-
tivieren;
c) die Stadt Prag, seine Residenz, wurde verschönert;
d) die Badeorte Karlsbad und Teplitz verdanken ihm ihre Entstehung ;
e) er hob den Berg- und Weinbau, Handel und Verkehr.
Vor seinem Tode gab Karl Iv. seinem bereits zum Kaiser ge-
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Karl Karl Karl_Iv Karl
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der Erzbischof von Köln als Herzog von Westfalen; derselbe belehnte die Freigrafen. Das Entstehen geordneter Rechtszustände machte der Feme ein Ende.
3. Wenzels Thätigkeit im Reiche. Seine Versuche, den Landfrieden zu befestigen, hatten keine Erfolge. Seitdem überließ er sich der Trägheit und Trunksucht und verlor dadurch, sowie durch seine Härte gegen die Geistlichkeit (Johann Nepomuk) die Achtung des Volkes. Als er das Reichslehen Mailand veräußert hatte, ward er abgesetzt, 1400.
Iii. Uuprecht von der Wfatz, 1400—1410. Es gelang ihm nicht, sich Anerkennung zu verschaffen. Auch die Bemühungen, Mailand wiederzuerwerben, waren erfolglos.
Iv. Sigmund, 1410—1437. Für seine Wahl hatte besonders Friedrich Vi. von Hohenzollern, Burggras von Nürnberg, gewirkt. Beim Antritte seiner Regierung war er bereits Kurfürst von Brandenburg und König von Ungarn; am Ende derselben wurde er auch als König von Böhmen anerkannt.
1. Kampf um Ungarn (vor Antritt seiner Regierung). Ludwig der Große, König von Ungarn, 1342—82, hatte seine älteste Tochter Maria mit Sigmund verlobt. Letzterer musste sich aber die Krone Ungarns gegen einen von den Ungarn gewählten Prätendenten erkämpfen. Bald darauf bedrohten ihn die Türken.
a) Ansturm der Türken. Das seldschukische Fürstentum Jkonium war durch die Mongolen aufgelöst und dann unter 10 turkomannische Häuptlinge geteilt worden. Einer derselben, Osman, legte durch Eroberung Bithyniens den Grund zum „Osmanischen Reiche." Seine Nachfolger find: Drchan, der die Janitscharen gründete, Miirad I., der bis Adrianopel vordrang, und Bajazeth, „der Blitz." Letzterer besiegte Sigmund bei Nikopolis, 1396.
b) Rettung. Die Rettung aus der Gefahr brachten die Mongolen, die unter Timur Lenk her anstürmten und Bajazeth bei Angora 1402 besiegten.
2. Die bedeutendsten Ereignisse unter Sigmunds Regierung sind das Konzil zu Konstanz und der Hussitenkrieg.
A. Das Konzil zu Konstanz, 1414—18, das größte im Mittelalter, hatte eine dreifache Aufgabe:
a) Die Beilegung des Kirchenschismas. Nachdem die Päpste ihren Sitz von Avignon, wo sie in großer Abhängigkeit von Frankreich gestanden, wieder nach Rom verlegt hatten (1377), fanden doppelte Papstwahlen statt (zu Avignon und in Rom). Das Schisma wurde vergrößert, als das Konzil zu Pisa 1409
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Extrahierte Personennamen: Wenzels Johann_Nepomuk) Johann Friedrich_Vi Friedrich Burggras_von_Nürnberg Ludwig_der_Große Ludwig Maria Maria Timur_Lenk
Extrahierte Ortsnamen: Westfalen Mailand Mailand Brandenburg Ungarn Ungarn Ungarn Ungarn Nikopolis Angora Avignon Frankreich Rom Avignon Rom