Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 175

1883 - Berlin : Hofmann
Truppen den Eid der Treue und schuf sich die erste stehende Heeres-macht von 3000 Mann, die er nach und nach auf 8000 Mann brachte. Mit den Schweden schlo er Waffenstillstand. Seine Klug-heit und sein schlagfertiges Heer gaben ihm eine geachtete Stellung zwischen den Parteien und lieen ihn auf die Friedeusverhandlun-gen einen gewichtigen Einflu ausben. Ihm ist es hauptschlich zu danken, da auch die Reformierten gleiche Rechte mit den Lutheranern erhielten. Sein Land erfuhr durch den Friedensschlu eine erhebliche Erweiterung nach dem Innern Deutschlands hin. Zwei Jahre vor dem westflischen Frieden vermhlte er sich mit der ebenso schnen wie gebildeten und edlen Luise Henriette von Oranien, der Tochter des von ihm hochverehrten niederlndischen Statthalters. Vor ihrer Ankunft in Berlin lie er die Spuren der Verwstung so viel als mglich beseitigen, das Schlo ausschmcken und die Lindenallee anlegen. 3. Regierungsmaszregeln. Friedrich Wilhelm strebte nach einer Vereinigung der getrennten Landesteile zu einem Ganzen, nach grerer Unabhngigkeit vom Kaiser, nach unbedingter Obmacht des Regenten und nach Beglckung seiner Unterthanen durch innere Wohlfahrt. Zur Unter-Haltung eines schlagfertigen Heeres brauchte er viel Geld, aber alle Kassen waren erschpft. Da fhrte er die Accife oder Verbrauchssteuer ein, wo-nach alle Waren unmerklich teurer wurden. Mit Ausnahme des bisher steuerfreien Adels befreundeten sich alle Unterthanen mit der neuen Ein-richtnng. Allen Zweigen des Erwerbes wandte der Kurfürst seine Sorg-falt zu, und bald machte sich berall ein Aufblhen bemerklich. In die verdeten Strecken zog er Schweizer und Hollnder; spter nahm er viele aus Frankreich vertriebene Protestanten auf. Um die Baumzucht zu heben, befahl er, da kein Bauer heiraten solle, bevor er nicht 6 Obst-und 6 Eichbume gepflanzt habe. Die Kartoffeln wurden eingebrgert. Er baute Straen und Kanle, so den Friedrich-Wilhelms-Kanal zwischen Spree und Oder. Er fhrte eigene Posten ein, zum groen rger des Grafen Thum und Taxis, der das ganze Postwesen des Reiches in Hnden hatte, legte eine Bibliothek und viele Schulen an, lie Bauten auffhren, Fabriken aller Art einrichten und sogar den Anfang zu einer Flotte machen. An der Goldkste in Afrika und am Senegal lie er Kolouieen unter dem Schutze von Forts anlegen. 4. Seine Gehilfen. In der Verwaltung des Landes war fein treuester Mithelfer der Oberprsident Otto von Schwerin, in mili-Arischen Dingen der Feldmarschall Derfflinger. Es wird erzhlt, da dieser in seiner Jugend Schneider gewesen sei. Als Gesell kam er ^nst aus der Wanderung nach Tangermnde, aber der Ftihrmamt wollte ihn nicht der die Elbe setzen, weil er kein Geld hatte; einen Trupp Kriegsleute dagegen lie er frei passieren. Da warf Derfflinger sein Bndel in die Elbe und lie sich als Dragoner anwerben. Erst in schsischen, dann.in schwedischen und zuletzt in brandenburgischen Diensten

2. Unser Vaterland - S. 321

1900 - Berlin : Bruer
— 321 — Neichsbeschlüssen nicht als Reichsangehörige fügen. Sie brauchten kein Reichskammergericht und wollten keine Steuer zahlen. Der süddeutsche Edelmann, in ewiger Fehde mit dem schweizer Bauer, wollte außerdem endlich einmal große Abrechnung und Entscheidung suchen. Das war der „Schwabenkrieg", der Kampf zwischen „Stiefel" und „Bundschuh", in dessen Verlauf die Eidgenossen Sieger blieben. Auch Maximilian wurde schließlich von demselben Geschick ereilt. Obgleich er in einem verheerenden Kriegszuge mehr als zweihundert Ortschaften der Schweiz zerstörte, unterlag er den Eidgenossen lind mußte im „Baseler Frieden" (22. Sept. 1499) auf alle Rechte an die Schweizer verzichten, welche als Eidgenossenschaft allmählich in 13 Kantonen vereinigt, sich nicht mehr „Glieder", sondern „gehorsame Verwandte" des Reiches nannten. Auch in Italien endete Maximilians nochmaliger Römerzug unglücklich (1504). Das Herzogtum Mailand mußte endlich dem französischen Könige als Mannslehen überlassen werden. Aber das .alles brach Maximilians Kampfeslust nicht. Voll ritterlicher Begeisterung plante er einen Kreuzzug gegen die Türken und begehrte Reichshülfe. Doch meinten die deutschen Fürsten, gegen einen solchen Feind vermöchte nur die vereinte europäische Macht etwas auszurichten, und so unterblieb jeder Widerstand gegen die Osmanen. Gab es doch auch inmitten des Reichs so viele Verhältnisse zu ordnen und Streitigkeiten auszugleichen, deren Stürme an den morschen Säulen des alten Kaiserbaues rüttelten. So verheerte ein neunmonatlicher Erbfolgestreit das bayerische Land, bis Maximilian durch gütlichen Vergleich einen -eil Niederbayerns als besondere Herrschaft Pfalz-Neuburg, Ober-pfalz, abzweigte und dadurch die streitenden Parteien befriedigte (1505). -io wenig das Kriegsglück dem Hause Oesterreich lächelte, Erbschaft nach Erbschaft und manche glückliche Heirat vermehrten unausgesetzt seine Hausmacht. Der Jnfant von Kastilien, Maximilians Schwiegersohn, war wenige Monate nach seiner Vermählung gestorben. Ihm war seine Schwester, die Königin von Portugal und deren Sohn im Tode gefolgt, und der deutsche Kaisersohn Philipp (v. Burgund) wurde dadurch mit seiner Gemahlin Johanna Erbe der Länder ihrer Eltern: Spanien, Sizilien und Neapel. Aber auch er starb bald, und ein Lohn Karl (A .), also der Enkel Maximilians, erhielt die Anwartschaft ans das Erbe seines Vaters (1506), das einst einen Teil Born hak, Unser Vaterland. ,

3. Unser Vaterland - S. 211

1900 - Berlin : Bruer
— 211 — war gestorben, und sein Nachfolger, Cölestin Hs., wollte Heinrich Vi. nur unter Bedingungen zum Kaiser krönen. Dem widersetzten sich die Römer. Nur wenn Heinrich ihnen die von ihm besetzte feindliche Stadt Tuskulum übergeben würde, wollten sie die Kaiserkrönung in den Mauern ihrer Stadt erlauben. Heinrich ging auf diese schmähliche Bedingung ein, und Tuskulum wurde von den Römern auf das Grausamste zerstört, der größte Teil der Einwohnerschaft ermordet. Die Übriggebliebenen bauten sich auf den Trümmern ihrer Vaterstadt in Hütten und Lauben an; es ist das heutige Frascati. Am 15. April 1191 wurde Heinrich Vi. mit seiner Gemahlin vorn Papste gekrönt; aber sein Siegeszug durch Italien wurde von einer furchtbaren Seuche unterbrochen, welche die Reihen seines Heeres lichtete, und ruhelos eilte der Kaiser, selbst schwer erkrankt, nach Deutschland zurück. Die deutschen Reichsfürsten meinten einem so sichtlich gedeinütigten Kaiser mit Erfolg entgegen treten zu können, um vereint eine Erb-Monarchie der Hohenstaufen in Deutschland zu verhindern. So ent-stcrnb^ ein Fürstenbund, besten Haupt Heinrich der Löwe von Braun-schweig war, und dem es nicht unmöglich scheinen mochte, daß die deutsche Kaiserkrone auch das Haupt eines Welfen schmücken könnte. Durch ganz Deutschland zog eine Gährung, ein Murren und Fordern, so daß bei deutsche Kaiser sein ganzes Reich als ein feinbliches Heerlager ansehen konnte, bent von allen Seiten weit über die Grenzen Deutsch -lanbö her Bunbesgenossen zuströmten. Ein Feind des deutschen Kaisers fehlte dem Fürstenbunbe noch, König Richard (Löwenherz) von Englattb, der Schwager Heinrichs des Löwen. Er hatte mit König Philipp August von Frankreich den Kreuzzug gemeinschaftlich aufgenommen, als Friedrich Barbarossa gestorben war. Aber schon in Messina hatten sich beide Könige entzweit, und ihr Bund wandelte sich in bittre Feindschaft, als sie im folgenden Jahre Acre (Accon) belagerten und eroberten. Auch Leopold non ^ Ceiterreich hatte sich diesem Kampfe mit seinen Deutschen angeschlossen und meinte ein gutes Recht an dem Siege zu haben. Die Franzosen besetzten den einen Teil der Stadt, die Engländer einen andern, und Leopold von Oesterreich wollte wenigstens die Reichsfahne auf einem der Stadttürme aufpflanzen. Da riß der stolze Richard das deutsche Fahnentuch herab und trat es in den Koth. Die Deutschen waren Zu schwach, solche Schmach zu rächen; sie zogen in die ferne Heimat 14*

4. Deutsche Prosa - S. 332

1900 - Gera : Hofmann
332 Otto Gildemeister. Germain auf die Emporkömmlinge des kaiserlichen Hofes, Kaiser und Kaiserin nicht ausgeschlossen. Und man würde sehr irren, wenn man annähme, diese Hochschätznng des Geblüts finde kein Echo in den Massen des amerikanischen und französischen Volks. Der gewöhnliche Amerikaner hegt eine wahrhaft kindliche Ehrfurcht vor den heraldischen Herrlichkeiten, welche an die Zeiten des Faustrechts erinnern; einen wirklichen Grafen, einen lebendigen Lord zu sehen, ist ihm mehr Ge- nuß, als alle Madonnen Rafaels und alle Aphroditen Griechenlands dem transatlantischen Touristen zu gewähren vermögen. Was den Franzosen betrifft, so wird er lieber die Guillotine wieder in Bewegung setzen, ehe er den „Erben der großen historischen Namen" auch nur den Schatten eines Vorrechts, sei es welcher Art es wolle, wieder ein- räumen möchte; aber der Franzose ist nichts weniger als gefühllos für die dekorativen Vorzüge, welche mit einem echten Herzogstitel oder Marquisat verknüpft sind. Man braucht nur die populäre Litteratur, die gelesensten Blätter, die erfolgreichsten Bühnenstücke zu Rate zu ziehen, um sich hiervon zu überzeugen. Der Lieblingsheld der Pariser Onvriers und Grisetten ist der junge Seigneur mit demokratischen Ge- sinnungen. Der reiche Bourgeois ist eine halb gehässige, halb komische Figur, und nirgends mehr als in Paris, liebt es der emporgekommene Plebejer, sich — sei es auch nur durch den Visitenkartenstecher — ein wenig adeln zu lassen. Am deutlichsten prägt sich die Nachwirkung der feudalen Sitten in England aus. Dort hat das hohe Ansehen der großen grundbe- sitzenden Familien, welches nicht zu verwechseln ist mit der politischen Stellung der Pairie, alle Revolutionen und Reformen und selbst alle Triumphe der Industrie- und Geldwirtschaft überlebt, ohne künstliche Stützen, ohne Majorate, Ahnenproben und kleine Residenzen. Der Reichtum steht bei den Engländern in hohen, sehr hohen Ehren, aber recht respektabel erscheint er ihnen erst, wenn er es zu einem Familien- gute gebracht hat und in Gestalt von „wirklichem" Eigentum (real property, wie sie bedeutsam das unbewegliche Vermögen nennen) auf den ältesten Sohn sich vererbt. Das Kapital, in Grund und Boden angelegt, wirft die niedrigste Rente ab, aber sich in Grund und Boden zu verwandeln, ist das Ziel, auf welches alle Kapitalien, ganz gegen das wirtschaftliche Gesetz, hindrängen. Erst dann haben die großen Geldverdiener der City, die Baumwollenlords von Lancashire, die Magnaten der Aktienbörse nicht vergebens gelebt, wenn sie sich eine stattliche Herrschaft erworben haben und nunmehr, als Beherrscher einer untergebenen Bevölkerung von Pächtern und Häuslingen, aus der Sphäre der „Mittelklassen" hinübertreten in den Kreis der „guten Familien" des Landes. Erst mdem er Gutsherr wird, wird der

5. Bd. 3 - S. 251

1793 - Hannover : Helwing
Die Geschichte nach Christi Geburt, is * Kreuz und rannten nach Asien. Nur dir Könige blieben fürs erste noch von dieser wunderlichen Sucht frey, und eben dieö halte die Folge, daß daö Ansehen der bisher Zu einer großen Macht gestiegenen Echnsleule vermindert und dagegen die Macht der Könlste wieder vergrößert wurde. Diese für den Thron glückliche Veränderung bewerkstelligte vornemlich fchdrvlg der Dicke. Er schwächte den Ueder- ni u ist des Adeln, räumte dagegen den Bürgern mehrere Frcyheiten ein und legte eben dadurch den Grund zu ei- nem neuen Reichsstande, dem Bürgttstllnde, der bisher in Frankreich nichts gegolten hatte. Kaum war das Land v-n dieser Seite zu einiger Rlche gekommen, als die Könige von England den Einfall bekamen, nebst der Nor- mandie und den übrigen Besitzungen noch mehrere fran- zösische Länder zu erobern. Nun hatten also die Franzo- sen außer den Kreuzzügen auch noch beständige Kriege mit diesen ihren nahen Feinden, die 300 Jahre dauerten und zwischen beyden Nationen einen unauslöschlichen Haß er- zeugten. Philipp August, ein listiger, thätiger und tapferer König, war eben mit einem Kreuzzuge beschäf- tigt, als er hörte, daß die Engländer ihm ins Reich ge- fallen feyn. Er kam zurück, schlug sie und eroberte so- gar die Normandie. Um sich gegen die Besiegten sowohl als gegen seine Großen in Respekt zu erhalten, dankte er im Frieden, wie bisher gewöhnlich war, feine Soldaten nicht ab, ì sondern war der erste, der ein stcheudès Heer im Solde behielt. Nicht so glücklich, aber lie- benswürdiger und edelmüthiger, als er, war der hetstge Ludwig, der vom Jahr ¡2-26 bis 1270 regierte und unter die besten französischen Könige gehört. In einet Krankheit gelobte er Gott einen Kreuzzug» Wirklich zog er nach erhaltener Genesung, ganz gegà den Willen seines Volkes, das ihn gerne im Reiche behalten harte, gegen den Sultan von Aezyten, wurde aber von diesem gefan- aeu

6. Bd. 3 - S. 261

1793 - Hannover : Helwing
26 t Die Geschichte' nach' Christi' Geburt- Bruder, Johann, in Verbindung mit dem treulosen König von Frankreich das ohnehin unglückliche England von al- len Seiten und die erschrockenen Engländer sehnten sich nach ihrem König mit dem heftigsten Verlangen. Da entschloß sich Blondín, des Königs Kapellmeister, sei« nen Herrn aufzusuchen, sollte er auch bis ans Ende der Welt gehen. Er wußte, daß Heinrich ihn gefangen hielt, aber der Ort war ihm ein Gehcimniß. Der treue Diener reiste von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorj> und allenthalben erkundigte er sich nach seinem Könige» Endlich kam er an den Ort, wo der Thurm war und er-- fuhr, daß in demselben rin vornehmer Gefangener ver- wahrt werde. Er eilte dahin, stellte sich an die Thür desselben und fieng ein Lied au zu singen, das Richard in Vereinigung mit dem Blondin ehemals componirt hatte. Mit der ersten Hälfte des Liedes machte der Sän- ger eine Pause, und im Thurme fieng nun der Gefangene die andere Hälfte an. Blondín erkannte seines Königs Stimme, eilte voll Entzücken fort und kam wie geflügelt «ach England, wo er die geängstigten Großen in den Stand setzte, den gefangenen König, wiewohl nicht an- ders , als gegen cm sehr großes Lösegeld, von seinen Fesseln zu befrepen. Wenn Euch diese Treue eines Die- ners gegen seinen Herrn gefallt, so versäumet uicht, ein gleiches zu thun, sobald Euch die Vorsehung die Gele« genheit dazu anbietet. Rlchñl'd eilte sogleich in seine geliebte Insel und grif den eidbrüchigen Philipp gustan. Es kam jedoch zu keiner Hauptschlacht, denn beyde Partheyen verglichen sich« Zuletzt verlohr Richard im Jahr 1199 das Leben, da er das Schloß eines feiner aufrührerischen Großen belagerte. Weil seine ganze Re- gierung kriegerisch war und er außer feiner Güte und sei- nem Edelmuthe beständig eine ausnehmende Tapferkeit zeigte, fo gab man ihm den schönen Namen Löwenherz. Er , R 3 bin«-

7. Teil 3 - S. 24

1889 - Hannover : Helwing
24 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. lässest du deinen Diener in Frieden fahren!" So ging dem deutschen Reiche eine der wichtigsten Städte, die „Hauptpforte'des Rheins", verloren, von der Karl V. einst gesagt hatte: „Wenn Wien und Straßburg gleichzeitig bedroht wären, so würde ich zunächst dieses retten!" Kaiser Leopold aber that nichts, diese herrliche Stadt zurückzugewinnen; aus dem Reichstage in Regensburg stritten sich die kurfürstlichen und fürstlichen Gesandten darüber, ob erstere auf purpurnem, letztere auf grauem Sammet sitzen, wer mit goldenen und wer mit silbernen Gabeln und Messern speisen dürfe, ob der Protest gegen die Wegnahme Straßburgs in deutscher, französischer oder lateinischer Sprache abgefaßt werden solle. Zuletzt schloß man mit Ludwig einen zwanzigjährigen Waffenstillstand, ohne daß ein Krieg gewesen war. Seitdem hat das herrliche Straßburger Münster, ein Meisterwerk gotischer Baukunst, fast zweihundert Jahre lang wie eine ernste Mahnung zu uns herübergeschaut, bis es endlich in unsern Tagen wieder deutsch geworden ist. g- Krieg gegen die Türken. Während Ludwig Xiv. Deutschlands Westen beunruhigte, stachelte er die Türken auf, von Osten her Einfälle zu machen (Ii. 55 u. 220). Die Kämpfe an der Südostgrenze des Reiches hatten während des 17. Jahrhunderts kaum geruht. Als 1663 ein großes türkisches Heer gegen Ungarn und Östreich heranzog, eilten dem Kaiser nicht nur aus Deutschland, sondern fast aus der ganzen Christenheit, auch vom Papste und von Ludwig Xiv. Truppen zur Hilfe, und mit ihnen errang der kaiserliche Feldherr Montecuculi bei 1664 St. Gotthard an der Raab einen glänzenden Sieg, wodurch der Kaiser indes nur einen zwanzigjährigen Waffenstillstand erlangte. Als aber Kaiser Leopold eine entdeckte Verschwörung der vornehmsten ungarischen Adeligen als Vorwand benutzte, um die Adeligen ihrer großen Vorrechte zu berauben und den evangelischen Glauben in Ungarn ganz auszurotten, als er viele ungarische Adelige auf dem Blutgerüste sterben und Hunderte von evangelischen Geistlichen auf die Galeeren bringen ließ, brach in Ungarn eine allgemeine Empörung aus. Das Haupt derselben, Emerich Tököly, stützte sich auf die Türken, die unter Kara 1683 Mustttpha mit einem Heere von 230000 Mann gegen Wien vorrückten. Der kaiserliche Feldherr, Herzog Karl von Lothringen, war zu schwach, sich diesem großen Heere entgegenzustellen. Der Kaiser verließ kleinmütig seine Hauptstadt, ging nach Passau und erließ einen Hilfe- und Mahnruf an alle Reichsfürsten. Der große Kurfürst war auch zur Hilfeleistung bereit, er wollte sein Heer schon Über Schlesien nach Wien senden; da verzichtete der Kaiser auf Brandenburgs Hilfe, aus Furcht, der Kurfürst möchte diese Gelegenheit benutzen, sich Schlesien anzueignen, und wandte sich um Hilfe an Polen. Obwohl Wien nur schlecht befestigt war, hielt es sich unter dem Kommandanten Rüdiger v o n S ta h r e m b e r g doch dem ungeheuren Heere gegenüber acht Wochen lang; Bürger und Studenten wetteiferten mit den Soldaten in Heldenmut, und der in der Belagerung ungeschickte Feind richtete an den Festungswerken nur geringen Schaven an, obwohl ihm von Paris aus eine genaue Zeichnung derselben übersandt war. Endlich nach sechzigtägigem Harren erschienen der Polenkönig Johann Sobiesky, Karl

8. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 544

1894 - Gera : Hofmann
544 Zweites Buch. Ii. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der fränk. u. stauf. Kaiser. und Kasten lagen, denn Schaufenster gab es nicht; nur der Goldschmied stellte vielleicht kleine Becherlein und Ketten hinter die grünen Fensterrauten der Werkstatt, vorsichtig und unter Aufsicht, damit nicht ein fremder Strolch hineinschlage und mit der Beute entlaufe. An dem Stadtthor ist Aufenthalt und Gedränge, denn jeder Wagen, der den engen Durchgang passieren soll, wird von den Thorhütern sorglich beschaut wegen der Waren und daß keine Arglist eingefahren werde. Der Fuhrmann zahlt einen Thorzoll und eine Abgabe von den Waren, die Lebensmittel aber, welche die Stadt nicht entbehren kann, werden — zum Teil — frei eingeführt, auch einzelne Rohstoffe, welche eine begünstigte Innung für ihre Arbeit bedarf. Den Karren der Landleute folgen große Frachtwagen, ihr Inhalt ist unter einer Leinwanddecke verborgen, es ist wertvolles Kaufmannsgut, eine schwere Ladung, denn viele Pferde waren nötig, um die Wagen auf den schlechten Wegen fortzuschaffen; bewaffnete Reiter des nächsten Landesherrn haben der Karawane das Geleit bis an die Stadtmark gegeben. Sorgenvoll hat der Eigentümer die Ankunft erwartet, er ist mit seinen Knechten hinausgeritten an die Landwehr, dort hat er das Geleit empfangen und zieht jetzt freudig bei den Wagen ein mit Trabanten der Stadt und seinen Knechten. Der Zug windet sich mühsam durch die Straßen bis zu der Ratswage, wo die Waren gewogen werden und ihre Steuer entrichten. Es ist gute Teilname in der Bürgerschaft und am Rathause bemerkbar, und der Kaufmann wird viel beglückwünscht. Denn obgleich dieser Kaufherr seine Feinde hat, und der Handwerker wenig Untugenden christlicher Menschen so sehr haßt als den Hochmut seiner Geschlechter, so ist glückliches Einbringen einer wertvollen Ladung in die Stadtthore ein ebenso freudiges Ereignis, als die Heimkehr eines Schiffes aus dem Nordmeer. Der Rat hatte mehrmals Boten abgefertigt und Briefe darum geschrieben, und die Bürgerschaft dachte, daß gesichertes Gut der ganzen Stadt zur Ehre gereichte, verlorenes Gut aber mit Gefahr jedes Einzelnen gerochen werden mußte. Es gab deshalb in der Nähe der Ratswage manchen Freudentrunk. Durch die Marktleute und Buden reitet ein edler Herr aus der Umgegend mit seinem Gefolge ein, auch Frauen zu Pferde darunter, er hat einen Reiter vorausgeschickt, dem Rat seine Ankunft zu melden; jetzt steigt er vor ansehnlicher Herberge ab, in welcher die Fremden vom Adel und Ritterstand einzukehren pflegen — sie gilt der Stadt nicht für die beste, und der Wirt, ein reicher Manu, keineswegs für sicher, die Aufnahme in den Rat ist ihm versagt. Kurz darauf schreiten zwei Beamte des Rats würdig die Ratstreppe herab durch die Menge, von Dienern gefolgt, welche den Willkommen tragen, die Weinspende, womit die Stadt den Fremden begrüßt. Ja, diese Gastspenden! Sie sind von der Urväterzeit schönes Zeichen eines freundlichen Herzens und achtungsvoller Gesinnung, aber der Stadt wird das Herz zuweilen schwer bei dem Betrage dieser endlosen Geschenke. Denn jedem vornehmen und ehrbaren Fremden wird geschenkt, jedem, der irgendwie zum Vorteil der Stadt ihre Mauern betritt, und der Vornehmste wie der kleine Bote der Nachbarschaft rechnen sehr genau, ob sich die Stadt mit Schenken auch ehrlich gegen sie gehalten. Ist der Fremde ein kleiner

9. Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 4

1885 - Hannover : Helwing
4 Felsenkuppe hatten sie ihre Opferstätten. Meist floß zur Ehre der Götter das Blut geschlachteter Pferde; nicht selten traf das Messer des Opfer- Priesters auch den gefangenen Feind. 3. Unsere Vorsahren wohnten nicht gern in größeren Städten und Dörfern. Längs der murmelnden Gewässer in den Thälern oder auf offenen Waldstellen fiedelten sie sich an, zuweilen allein, öfter noch der- eint zu einer Gemeinde. Eine solche Gemeinde bestand aus einer Anzahl von Hausstellen, deren jede mit dem zugehörigen Hofplatze und Garten eine Hofreite ausmachte. Der Besitz der Gemeinde an Wiese und Feld war gemeinsam. Ein Teil dieses Gemeindebesitzes wurde nach einer fest- stehenden Ordnung unter die Hauswirte verteilt zu zeitweiliger Benutzung; ein anderer Teil bildete die Gemeinheit, die von allen Gemeinde- gliedern zum Hüten des Viehes benutzt wurde. Erst später wurde den Hausstellen Wiese und Feld dauernd zugeteilt. Ein solches Besitztum nannte man dann eine Hufe. Den Wald dagegen und auch den Weide- platz betrachteten unsere Vorfahren als gemeinsames Besitztum. Meist hatten mehrere Gemeinden Anteil an den einzelnen großen Waldflächen, den Markwaldungen. Aus dem Markwalde nahm man Gras, Eichelmast, Bau- und Brennholz nach Bedarf. — So klein die einzelnen Gemeinden waren, fo herrschte doch in den meisten eine strenge Sonderung nach Ständen. Da gab es zuerst zwei Klassen unfreier Leute. Die verachtetsteu unter diesen waren die Sklaven, Schalke genannt. Es waren meist Kriegsgefangene, oft auch Männer, die ihre Freiheit beim Spiel als Preis eingefetzt hatten. Schwere Arbeit auf den Höfen war ihr Los, und sie konnten wie eine Sache weiterverkauft werden. Die zweite Art der Unfreien waren die Liten. Sie waren auch einem Freien zum Dienst verpflichtet, befaßen aber ein ihnen vom Herrn verliehenes Stück Land zur Nutznießung und durften ohne dieses Grundstück nicht verkauft werden. Ihnen gegenüber bildeten die Freien den Kern des Volkes. Sie saßen auf eigenem Gut und vererbten dieses auf ihre männlichen Nachkommen. War das Besitztum nur klein, so daß der Besitzer es ohne Hilfe von Liten und Schalken bearbeiten mußte, so zählte er zu den Gemeinfreien. Von diesen unterschieden waren die Edelen, die durch großen Besitz und zahlreiches Gesinde einen hohen Vorrang hatten. 2. Die Bekehrung zum Christentum. 1. Im Laufe der Jahrhunderte trat in unserem Vaterlande eine große Veränderung du : fast alle großen Volksstämme bekehrten sich zum Christentum. Nur unsere Vorfahren, die Sachsen, hielten noch immer an ihren heidnischen Göttern und Sitten fest und waren allen Nachbaren durch ihre Raubzüge gefährlich. Besonders hatten die westlichen Nach- baren, die Franken, sehr viel von dem wilden, kriegerischen Sinne der Sachsen zu leiden. Vergebens hatten Karl Martell und sein Sohn Pippin gegen denselben gekämpft; erst dem Sohne des letzteren, Karl dem Großen (768—814), war es beschieden, das Volk zum Christen- tume zu bekehren. Doch gelang ihm dies erst nach harten Kämpfen.

10. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrer- und Lehrerinnenseminare - S. 200

1912 - Habelschwerdt : Franke
200 er dauernd in Regensburg; die Fürsten besuchten ihn nicht mehr persnlich, sondern lieen sich durch Gesandte vertreten. Zur Er-ledigung von wichtigen Angelegenheiten, wie Friedensschlssen, Achtprozessen, wurden aus Mitgliedern der drei Kollegien Reichs-deputationen gebildet, deren Beschlsse (Hauptschlsse") durch Zustimmung des Reichstages und des Kaisers Gesetzeskraft erhielten. Der Reichstag, auf dem sogar Schweden Sitz und Stimme hatte, wurde durch seinen schwerflligen Geschftsgang und die kleinlichen Rangstreitigkeiten unter den Gesandten zum Gesptt bei Deutschen und Auslndern. Das Reich hatte seine Machtstellung den anderen Staaten gegenber verloren. Das Nationalgefhl der Deutschen schwand, und der Einflu des Auslandes wurde auf allen Gebieten magebend. Die vielen Fürsten hatten vollkommene Landeshoheit erhalten; sie beuteten diese nach Belieben aus und schufen stehende Heere als Grundlage ihrer Macht. Es begann jetzt in den deutschen Territorialstaaten die Zeit der absoluten Monarchie. 2. Das Heerwesen. Im Dreiigjhrigen Kriege bestanden die Heere aus Sldnern, die das Kriegshandwerk zu ihrem Lebensberufe machten. Je lnger der Krieg dauerte, desto mehr fremdlndische Soldaten nahmen an ihm teil, und es strmte das Gesindel aus allen Lndern Europas in Deutschland zusammen. (Vgl. Wallensteins Lager".) Die Offiziere waren meist von adliger Herkunst. Sie umgaben sich mit einer zahlreichen Dienerschaft und erhielten hohen Sold. Generale beanspruchten gewhnlich 2000 Gulden monatlich; einige Fhrer erhielten jedoch bis 10000 Gulden. Auch die gemeinen Kriegsleute wurden gut besoldet. Die meisten Offiziere gaben durch ihre Ausschweifungen und ihre Raubsucht den Sldnern das schlechteste Beispiel. Aus den hohen Unterhaltungskosten und dem groen, aus Weibern und Kindern bestehenden Tro, der den Bewegungen des Heeres oft hinderlich war, erklrt es sich, da im Dreiigjhrigen Kriege die grten Armeen hchstens 5060000 Mann an kampffhigen Truppen zhlten. Deshalb war es den Feldherren auch nicht mglich, groe Gebiete lngere Zeit besetzt zu halten und Festungen rasch zu erobern. Da jede andere Verpflegung zu groe Schwierigkeiten bereitete, ging man zur Quartierverpflegung der, d. h. man zwang die Gemeinden, fr Quartier, Sold und Lebensmittel der Truppen zu sorgen. Hierbei begingen die Soldaten nicht selten unmenschliche Grausamkeiten. Die Sldnerheere des Dreiigjhrigen Krieges bestanden aus Fuvolk, Reiterei und Artillerie. Da die zunehmende Verwstung Deutschlands M o s ch e x o s ch, Soldatenleben im 30jhr. Kriege. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 76.
   bis 10 von 11 weiter»  »»
11 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 11 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 7
3 6
4 48
5 12
6 0
7 6
8 6
9 6
10 11
11 13
12 0
13 7
14 0
15 0
16 4
17 0
18 0
19 0
20 0
21 2
22 1
23 0
24 0
25 7
26 81
27 4
28 0
29 3
30 1
31 9
32 0
33 1
34 3
35 1
36 40
37 14
38 10
39 27
40 5
41 0
42 22
43 3
44 0
45 5
46 18
47 7
48 2
49 2

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 12
2 0
3 4
4 2
5 0
6 0
7 26
8 5
9 23
10 0
11 2
12 1
13 3
14 2
15 0
16 9
17 61
18 0
19 3
20 5
21 5
22 0
23 23
24 0
25 2
26 2
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 0
34 3
35 1
36 2
37 22
38 4
39 5
40 1
41 24
42 1
43 6
44 1
45 0
46 2
47 0
48 1
49 0
50 0
51 0
52 1
53 0
54 11
55 1
56 12
57 3
58 3
59 14
60 5
61 1
62 0
63 3
64 3
65 3
66 3
67 4
68 37
69 8
70 2
71 23
72 7
73 11
74 3
75 5
76 16
77 12
78 2
79 0
80 3
81 0
82 10
83 22
84 1
85 1
86 12
87 3
88 0
89 1
90 5
91 4
92 30
93 0
94 19
95 1
96 8
97 0
98 55
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 2
3 1
4 14
5 5
6 1
7 10
8 0
9 9
10 5
11 0
12 1
13 4
14 0
15 0
16 24
17 0
18 4
19 7
20 0
21 4
22 0
23 0
24 0
25 0
26 6
27 1
28 1
29 0
30 2
31 5
32 0
33 40
34 2
35 8
36 0
37 0
38 1
39 32
40 3
41 0
42 0
43 4
44 4
45 0
46 0
47 0
48 14
49 6
50 7
51 1
52 17
53 0
54 20
55 5
56 0
57 6
58 2
59 43
60 5
61 8
62 8
63 2
64 2
65 11
66 1
67 3
68 0
69 0
70 0
71 12
72 0
73 6
74 0
75 4
76 1
77 3
78 2
79 6
80 7
81 27
82 2
83 0
84 0
85 1
86 0
87 0
88 28
89 0
90 0
91 3
92 0
93 0
94 1
95 0
96 0
97 1
98 0
99 10
100 22
101 1
102 8
103 4
104 0
105 1
106 2
107 0
108 0
109 0
110 1
111 2
112 6
113 1
114 3
115 0
116 2
117 0
118 1
119 2
120 0
121 7
122 0
123 0
124 3
125 3
126 2
127 2
128 13
129 2
130 0
131 4
132 4
133 4
134 0
135 0
136 19
137 0
138 0
139 0
140 8
141 0
142 4
143 18
144 1
145 55
146 1
147 2
148 2
149 0
150 2
151 17
152 11
153 1
154 5
155 37
156 18
157 19
158 7
159 0
160 0
161 2
162 3
163 1
164 0
165 10
166 25
167 0
168 0
169 6
170 0
171 13
172 3
173 7
174 0
175 13
176 2
177 49
178 0
179 6
180 0
181 0
182 23
183 13
184 0
185 0
186 1
187 2
188 2
189 2
190 0
191 2
192 1
193 0
194 4
195 1
196 12
197 7
198 1
199 3