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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 108

1892 - Gera : Hofmann
— 108 — ja einmal mußte sie sich von einer Bettlerin in den Kot stoßen lassen. Alles ertrug sie geduldig und ohne Murren. Später reuete ihren Schwager seine Härte, und er rief die unglückliche Frau zurück. Sie aber sehnte sich nicht nach fürstlicher Pflege, sondern zog nach Marburg an der Lahn und lebte da still und einsam ihrem Gott und ihren Nächsten. Alle ihre Habe gab sie den Armen und behielt nur ein graues Kleid, darin man sie begraben sollte. Auf dem Totenbette tröstete sie die Umstehenden und ist dann in Gottes Frieden dahingefahren. 4. Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser. 1. Wie die Kyffhänsersage entlkand. Der Kyffhäuserberg liegt an der „goldenen Aue", südlich vom Harzgebirge, und trug ehedem eine kaiserliche Pfalz oder Burg. Der Name Kyffhäuser bedeutet „Häuser auf der Kippe". Ein alter Turm ist der einzige Rest aus alter Zeit. Jetzt wird dem Kaiser Wilhelm I., dem Weißbart, auf dem Berge ein großes Denkmal errichtet, weil er das deutsche Reich erneuert und die lange Zwietracht geendet hat. Vor mehr als 700 Jahren herrschte in Deutschland gar gewaltig der Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Stammburg seines edlen Geschlechts war die Burg Hohenstaufen in Schwaben, nicht weit von der Zollernburg. Wegen seines rötlichen Bartes wurde der Kaiser in Italien Barbarossa oder Rotbart genannt. Er zog siebenmal über die Alpen nach Italien, um dort die widerspenstigen Städte zu unterwerfen. Mehr als einmal geriet er in Lebensgefahr. Als Greis unternahm er (1190) einen Kreuzzug in das heilige Land, um Jerusalem und die andern heiligen Orter aus den Händen der Türken zu befreien. Siegreich drang er vor. Aber zum großen Jammer seines Heeres ertrank er in einem Flusse und ward im fernen Lande begraben. Das deutsche Volk glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und hoffte in den traurigen Zeiten, die nach ihm kamen, immer auf seine Wiederkehr. Einer erzählte dem andern, er sei nicht gestorben, sondern säße verzaubert in einem unterirdischen Schlosse des Kyffhäuserberges. Er stütze sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein Bart sei durch und um den Tisch gewachsen. Seine Ritter stünden schlafend umher, und seine Tochter lltchen hüte das verzauberte Schloß. Zuweilen zwinke der Kaiser mit den Augen und schicke einen Zwerg hinauf, damit er nachsehe, ob die Raben noch kreischend um den Berg flögen. Sei dies der Fall, dann müsse er wieder hundert Jahre weiter schlafen. (Vergleiche Rückerts Lied: „Der alte Barbarossa —" und Geibels „Tief im Schlosse des Kyffhäuser —".) 2. Wie zwei Soldaten den Turm erstiegen. Der Turnt, in dem der Kaiser unten schlafen soll, hat keinen Eingang. Nur oben sieht man zwei offene Luken, zu denen man auf vorspringenden Steinen emporklettern kann. Zwei Soldaten wollten den alten Kaiser gern einmal sehen. Aus Tille da stiegen sie auf den Berg und kletterten zu den Luken empor, aber sie fanden sie mit eisernen Läden geschlossen. Unverrichteter Sache kehrten sie um. Als aber die Leute in Tilleda von den Läden hörten, da riefen sie: „O ihr Thoren! Hättet ihr die Läden ausgehoben und mitgenommen, so wären sie zu Gold geworden!" Eilig liefen die Soldaten wieder auf den Berg, aber die Läden an den Luken waren verschwunden. 3. Wie der Kirt von Wennnngen Geräte borgte. Der Hirt in Nennungen wollte Hochzeit machen, hatte aber kein Tischgerät dazu. Da

2. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 24

1895 - Straßburg : Heitz
24 ehnheim bis zu ihrer Mündung trägt sie den Namen Er g er s. Von Oberehnheim führt eine Straße durch das Kliugenthal auf den Odilienberg. Dieser Berg ist wohl der merkwürdigste des El- saß. Er bildet einen langen Rücken, dessen südlich vorspringender Teil, der Männelstein, den höchsten Punkt ausmacht. Von den Felsen herab übersieht man fast das gauze Elsaß und den Breisgau1 bis an den Schwarzwald. Am Abhange des Berges erheben sich -die bereits erwähnten Ruinen des Schlosses Landsberg und etwas tiefer die Ruine des ehemaligen Klosters Trnttenhausen. Einige Schritte von dem Felsen des Männelsteins beginnt die merkwürdige Heidenmauer, welche aus großen ungleichen Qnadratsteinen besteht, die ohne Mörtel auseinandergesetzt sind. Der Umfang der Mauer beträgt 10,500 Meter, und die dadurch eingeschlossene Fläche enthält über eine Million Qua- dratmeter. Geht mau vom Männelstein über den Rücken des Berges (die Bloß), so gelangt man zu den schroffen Felsen) wo Hohenburg (Altitona) oder das Odilien-K'loster, 16 Meter tiefer als der Manuel- stein, steht. Hohenburg war iu der zweiten Hälfte des siebenten Jahrhunderts im Besitze des sagenumwobenen Herzogs' Attich oder Eticho, dieser schenkte .es seiner Tochter, der heiligen Odilia, welche hier zu Ende desselben Jahrhunderts ein Frauenkloster errichtete. 1 Landschaft am badischen Oberrhein.

3. Geschichtsbilder aus der alten und der vaterländischen Geschichte für Volksschulen - S. 38

1880 - Berlin : Hofmann
38 stark befestigt und von 60,000 Streitern vertheidigt. Mit ungehenern Anstrengungen schafften die Kreuzfahrer, die kaum halb so viele an Zahl waren, Belagerungsmaschinen, besonders bewegliche Trme, herbei. Zwei Tage wurde mit beispielloser Tapferkeit gestrmt, aber erfolglos. Da pltzlich glaubten die Kreuzfahrer auf dem Olberge einen Ritter in leuchtender Rstung zu sehen. Gott sendet den Erzengel Michael zu Hlfe!" rief man sich zu, und die Begeisterung ward unwiderstehlich. Zuerst erstiegen Gottfried und sein Bruder von einem Turme die Mauer. Ein Thor ward niedergerannt, die erste Ringmauer durch-brechen, der Wallgraben ausgefllt, und hinein strmten die rche-durstigen Scharen mit dem Rufe: Gott will es!" In grauenvoller Metzelei sielen 70,000 Trken; die Juden wurden in ihrer Synagoge verbrannt; bis an die Knchel wateten die Sieger im Blute. Gott-fried aber ging barfu im Bergewande zum heil. Grabe und dankte Gott knieend fr den Sieg. Da warf auch das Kriegsvolk die Waffen weg und zog barfu unter Bugesngen in die Grabeskirche. Man bot dem edlen Gottfried die Krone von Jerusalem an, er aber sprach: Wie sollte ich an der Stelle eine goldene Krone tragen, wo mein Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat!" und nannte sich nur Beschtzer des heil. Grabes. Nachdem er noch ein siebenmal strkeres Heer des Sultans von gypten besiegt hatte, erlag er schon im nchsten Jahre den bermenschlichen Anstrengungen. Sein Bruder-Balduin folgte ihm als König von Jerusalem. 6. Ausgang und Folgen der Kreuzzge. Durch die Uneinig-keit der Christen und die Tapferkeit der Trken ging spter ein Ort nach dem andern wieder verloren. Und obgleich das Abendland in 7 Kreuzzgen gegen 6 Millionen Menschen opferte, so siel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palstina den Trken wieder in die Hnde. Die Kreuzzge sind indessen von wichtigen Folgen gewesen. Das Ansehen der Ppste und die Macht der Kirche wuchs ungemein. Viele Fürsten erweiterten ihre Hausmacht durch erledigte Lehen. Das Ritterthum entwickelte sich zur vollsten Blte. Die Macht der Städte wuchs zusehends durch den lebhaften Handelsverkehr. Viele Leibeigene kauften sich los, und der Bauernstand wurde freier. Die Völker traten sich nher; neue Lnder, Pflanzen und Thiere wurden bekannt, fremde Sprachen studirt, die Werke der gelehrten Griechen und Araber durchforscht, den Malern und Dichtern neue Ge-genstnde fr ihre Kunst zugefhrt. 10. Friedrich I. Sarbarojsa. 11521190. 1. Die Hohenstaufen. Den schnsten Glanz gewann die deutsche Krone unter den 6 hohenstaufischen Kaisern, die von der Burg Staufen in Schwaben stammten. Unter ihnen brach fr deutsche

4. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 13

1904 - Habelschwerdt : Franke
13 Rheinbrohl unterhalb von Neuwied. Der sdliche Teil bestand aus einer hohen Mauer, deren Reste von dem Volke als Teufels- oder Heiden-mauer bezeichnet werden. Der vom Hohenstaufen nach Norden gehende Teil des Limes war ein Erdwall, vor dem sich ein Graben befand. Hinter den Befestigungen lagen gemauerte Kastelle und Wachttrme. Eines dieser Kastelle, die Saalburg bei Homburg, ist in der jngsten Zeit genau untersucht und wiederhergestellt worden. Sie bildet ein Rechteck, das von einer fast 5 m hohen, an den Lngsseiten 221, an den Breitseiten 147 m langen Mauer umgeben war und die Uuterkuufts-, buugs-und Vorratsrume einer Kohorte enthielt. Um das Standlager breitete sich die Lagerstadt mit den Wohnungen des Trosses und den Kauflden aus. Die zahlreichen Funde geben ein anschauliches Bild von der hochentwickelten Provinzialkultur der rmischen Kaiserzeit. Sie werden in dem Reichslimes-museum untergebracht, zu dem Kaiser Wilhelm Ii. im Jahre 1900 auf der Saalburg den Grundstein legte. Um die Lager der rmischen Truppen entstanden blhende Städte, wie Mogontiacum (Mainz), Augusta Treverorum (Trier), Noviomagus (Speyer), Argentoratum (Straburg) in dem oberen, Colonia Agrippinensis (Cln), Castra vetera (Xanten), Bonna (Bonn), Bingium (Bingen), Confluentes (Koblenz) in dem unteren Germanien. Landstraen wurden gebaut, an den Fluufern Reben-Pflanzungen angelegt, wste Strecken in grne Saatfelder verwandelt, und eine reiche Gewerbttigkeit entfaltete sich. Die feste Rhein-grenze zwang die westelbischen Germanen zur Sehaftigkeit. Es entstanden nach und nach friedliche Beziehungen zwischen ihnen und den rmischen Grenzprovinzen, und die berlegene Kultur der Rmer gewann auch bei ihnen Einflu. Die Fortschritte zeigten sich im Ackerbau, in der Anlage der Wohnungen, in der Kleidung und Bewaffnung. Obstbume und Weinreben wurden eingefhrt, und noch heute weisen zahlreiche Wrter der deutschen Sprache auf ihren lateinischen Ursprung zurck, z. B. Mauer (murus), Ziegel (tegula), Fenster (fenestra), Koch (cocus), Kiste (cista), Pfeil (pilum), Wall (vallum), Wein (vinum), Winzer (vinitor), Kirsche (ceresia). (Vgl. Sprachgeschichte.) Zahlreiche rmische Kaufleute durchzogen jetzt Germanien. Gegen Gold- und Silberschmuck, feine Kleider und sdlichen Wem tauschten sie Pserde, Rinder, Rauchfleisch, Pelzwerk, Wolle, ja auch das Haar der Deutschen ein, mit dem die rmischen Frauen sich schmckten. Per Kampf um die rmischen Hrenztnder. 1. Der Markomanilenkrieg, 166180. Whrend der hundert- 166180 jhrigen Friedenszeit hatte sich die Volkszahl der Germanen so vermehrt, da der anbaufhige Boden nicht mehr fr sie ausreichte. Die Land-not zwang sie zur Wanderung und zu Angriffen auf das rmische

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 98

1904 - Habelschwerdt : Franke
98 und bestanden in der Hauptsache aus einem viereckigen oder runden Turm. Die groen Hofburgen umschlo eine starke Umfassungsmauer, die mit Zinnen und Mauertrmen besetzt war. der eine Zugbrcke und durch das uere Burgtor gelangte man in den ueren Hof, den Zwinger, der zu Waffeubungen diente. Eine zweite Ringmauer, die wieder ein starkes Burgtor hatte, umgab den inneren Burghof mit den Hauptgebuden. Hier staud ein hoher, fester Turm, der Bergfried, mit dem Burgverlie. Bei frstlichen Burgen befanden sich im inneren Burghof eiu besonderes Herrenhaus oder der Plas mit dem Rittersaal, die Kemenate fr die Fraueu und die Wirtschaftsgebude. Die innere Einrichtung der meisten Burgen war rmlich. Die Zimmer waren klein und dumpfig. Da es noch keine Glasfenster gab, mute.man bei schlechtem Wetter die Fensterffnungen durch Vorhnge oder Holzlden schlieen. Zur Beleuchtung dienten brennende Holzspne oder Kerzen. Die groen Kamine vermochten die Zimmer nur notdrftig zu erwrmen. Das Leben ans der Bnrg war im Winter unbehaglich und eintnig. Whrend der Ritter dem Waffen-Handwerk und der Jagd oblag, erzog die Ritterfrau die Kinder und besorgte mit den Mgden den Haushalt. Auck> das Spinnen und Weben, wie die Anfertigung der Kleider gehrten zu den Obliegen-heiten der Frau. Die Nahrung der Ritter bestand gewhnlich in Getreidebrei, Brot, Hlsenfrchten, gesalzenem und geruchertem Fleisch. Nur die Jagdausbeute brachte etwas Abwechslung in den knappen Kchenzettel der Ritter. An Getrnken hatte man den aus Hing und Wasser hergestellten Met, ein dnnes Bier und Wein, der gewhnlich stark gewrzt wurde (Klaret, Lautertrank). Gr. Verfall des Rittertums. Die Bltezeit des Rittertums, die etwa ein Jahrhundert gedauert und fr die vornehme Gesellschaft eine Zeit heiteren Lebensgenusses bedeutet hatte, ging mit den Hohen-stanfen zu Ende. Da in der Zeit der sinkenden Kaisermacht und des Interregnums die Ritter fr ihren Tatendurst kein Ziel mehr hatten, verschwendeten sie ihre kriegerische Kraft in zahllosen Fehden. Der hfische Einflu hrte auf; au Stelle des schon in lcherliche Abenteuer-sucht ausgearteten Frauendienstes (Ulrich von Lichtenstein) trat Sitten-lofigkeit, und die Ritter begannen zu verrohen. Die durch die Kreuzzge vermittelte Kenntnis der orientalischen Genumittel hatte einen groen Luxus in der Lebensweise zur Folge. Die Zahl der Ritter nahm Henne am Rhyn, Kulturgeschichte des deutschen Volkes: Die Trachten des Mittelalters. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 44. Die Frauen der hfischen Zeit. Aus dem Frauendienst" Ulrichs von Lichtenstein. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 38 b, c.

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 107

1904 - Habelschwerdt : Franke
107 einen Vertrag, nach welchem sie 40 60 oder mehr Hufen Landes zu Lehen erhielten. (Eine Hufe hatte gewhnlich 60 Morgen oder etwa 15 ha.) Zwei bis vier Hufen gehrten dem Unternehmer, zwei waren fr die Pfarrei bestimmt, die brigen Hufen erhielten die Ansiedler. Der Unternehmer wurde der Erbschulze des Dorfes. Er war frei von Abgaben, mute aber dem Landeshern ein Lehns-pferd stellen und selbst Reiterdienste leisten. Die angesiedelten Bauern zahlten Grundzins und Zehnten. Bei der Grndung neuer Städte verfuhr man hnlich, nur war die erworbene Bodenflche grer. Diese neuangelegten Städte zeigen fast alle denselben Banvlan. In der Mitte wurde der vier-eckige Marktplatz (Riug) angelegt, auf dem das Rathaus feinen Platz fand. Vom Markte gehen rechtwinklig die Straen aus. Die Pfarr-kirche baute man anf einen Platz in der Nhe des Marktes. Whrend unter den letzten Hohenstaufen die Kaisermacht verfiel, befestigten deutsche Bauer, Brger, Mnche, Priester und Ritter zum Teil auf friedlichem Wege die Herrschaft ihres Volkstums der ein Gebiet, das jetzt etwa 3/ des Deutschen Reiches bildet. Mit Recht hat man darum die Besiedlung und Germauisieruug der Slawen-lnder als die Grotat des deutscheu Volkes im Mittelalter" bezeichnet. Ircrnkreich und gngcan zur Zeit der stcrusifchen Kcriser. Frankreich. Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts fanden die Kapetinger in ihrem Streben, einen Einheitsstaat zu grnden, Untersttzung an den Bauern, die sie vor dem raubgierigen Adel schtzten, an der Geistlichkeit und an den Stdten, in denen sich die Selbstverwaltung entwickelte. Ludwig Vii. (11371180) beteiligte sich mit Konrad Iii. am 2. Kreuzzuge. Als sich seine von ihm geschiedene Gemahlin Eleonore von Poitiers mit dem Thron-erben von England verheiratete, kam die ganze westliche Hlfte von Frankreich in englischen Besitz. Ludwigs Sohn Philipp Ii. mit dem Beinamen Angustns, d. h. Mehrer des Reichs (11801223), ist einer der grten Kapetinger. Er nahm mit Friedrich Barbarossa und Richard Lwenherz an dem 3. Kreuzzuge teil. Seiner klugen und rcksichtslosen Politik gelang es, die Macht des Knigs zu strken und die englischen Besitzungen in Frankreich zu gewinnen. 1214 schlug er die Englnder und den mit ihnen verbndeten Kaiser Otto Iv. in der Schlacht bei Bonvines. Gegen Ende seiner Regierung brachen die Albigenserkriege aus, die schlielich 1243 zur Ausbreitung der kapetingischen Macht der Sdfrankreich fhrten. Unter Philipp Ii. August erwachte das franzsische Nationalbewutsein. Da die Ppste in den Kmpfen mit Kaiser Friedrich Ii. sich auf Frankreich sttzten, so be-gann dessen Ansehen und Einflu auf Kosten Deutschlands zu steigen. Unter Philipps Ii. Enkel Ludwig dem Heiligen (12261270), fr den anfangs seine kluge Mutter Blanka regierte, stieg die Knigsmacht immer mehr und schlug im Herzen des franzsischen Volkes tiefe Wurzel. Ludwig stellte die

7. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 108

1904 - Habelschwerdt : Franke
108 ffentliche Sicherheit her, frderte die Entwicklung der Städte durch Regelung der Abgaben, der Zlle und des Mnzwesens und durch Begnstigung von Handel und Gewerbe. Die Rechtspflege ordnete er durch Errichtung eines obersten Gerichtshofes, des Parlaments, in Paris. In den unmittelbar unter der Krone stehenden Gebieten setzte der König seine Beamten ein und erhob regelmige Steuern. Auch nach auen wuchs der franzsische Einflu. Karl von Anjou, der Bruder Ludwigs Ix., wurde 1267 König von Sizilien. In seinem Glaubenseifer unternahm Ludwig zwei Kreuzzge (1248 und 1270), die aber beide erfolglos blieben. Auf dem letzten Kreuzzuge starb er vor Tunis. Er gilt als das Ideal der mittelalterlichen Könige Frankreichs. Whrend der Kreuzzge erwachte in der franzsischen Ritterschaft eine hohe religise Begeisterung und eine Abenteuerlust, die auf das ganze geistige Leben der Nation einwirkte. Die ritterliche Poesie blhte, und die bildenden Knste nahmen einen hohen Aufschwung. Im nrdlichen Frankreich schuf die sich rasch entwickelnde Gotik herrliche Bauwerke und verbreitete sich von hier aus der das ganze Abendland. England. Im Jahre 1154 kam mit Heinrich Ii. (bis 1189) das Haus Plantagenet (plntedschenet) auf den englischen Thron, den es bis 1399 innehatte. Heinrich stammte aus der Ehe, welche die englische Knigstochter Mathilde, die kinderlose Witwe Kaiser Heinrichs V., mit dem Grafen von Anjou, Gottfried Plantagenet, geschlossen hatte. Durch seine Heirat mit der geschiedenen Gemahlin Ludwigs Vii. erhielt Heinrich Ii. das westliche Frankreich, womit der Anla zu langen Kmpfen gegeben war. Er erwarb auch die Lehnshoheit der Irland. Die Emprung seiner Shne (vgl. Bertran de Born von Uhland) verbitterte Heinrichs letzte Lebensjahre. Sein Sohn, Richard Lwenherz, ein tapferer, abenteuerschtiger und grausamer Fürst (11891199), war der Schwager Heinrichs des Lwen und ein Gegner der Hohenstaufen. Er nahm am 3. Kreuzzuge teil und wurde von Kaiser Heinrich Vi. lnger als ein Jahr gefangen gehalten (S. 83). Nach seiner Rckkehr fhrte er mit Philipp August, der die Normaudie angegriffen hatte, Krieg. Richards Bruder und Nachfolger, der genuschtige Johann ohne Land, verlor fast alle Besitzungen in Frankreich an Philipp August und ge-riet auch mit dem Papste in Streit. Da ihn seine Vasallen zu verlassen drohten, mute er die Magna Charta, den groen Freiheitsbrief, unterzeichnen, wodurch der Grund zu der englischen Verfassung gelegt wurde. Die wichtigsten Bestimmungen der Magna Charta waren, da niemand verhaftet und mit Ber-lnst des Eigentums oder Verbannung bestraft werden solle, wenn er nicht durch gesetzmigen Spruch seiner Standesgenossen verurteilt sei, und da ohne Zustimmung des Reichsrats (der Groen) keine auerordentlichen Ab-gaben erhoben werden drfen. Ein Ausschu von Baronen sollte der die Ausfhrung dieser Bestimmungen wachen. Die Regierungszeit Heinrichs Iii. (12161272), dessen Bruder Richard von Eornwallis zum deutschen

8. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 140

1904 - Habelschwerdt : Franke
140 einen Angriff vorbereitet sein. Zahlreiche Kirchen, Trmchen und Erker belebten das Bild, wie es heute noch Nrnberg und ganz besonders Rothenburg an der Tauber zeigen. In ruhigen Zeiten wurde vor den Mauern eifrig Ackerbau. Obst-. Wein- und Gemsebau getrieben, da selbst unter den Einwohnern grerer Städte sich noch viele Ackerbrger befanden. Grostdte gab es in Deutschland nicht' um 1450 war Nrnberg mit etwa 20 000 Einwohnern die grte deutsche Stadt; Straburg und Danzig zhlten zu derselben Zeit der 16000, Frankfurt a. M. nur 7 000, Mainz gegen 6 000 Einwohner. Whrend die Kirchen. Rathuser und Kaufhuser monumentalen Eharakter trugen und von der Schaffensfreude des selbstbewuten Brgertums zeugten, waren die Brgerhuser im 14. Jahrhundert meist ans Holz oder Fachwerk gebaut, mit Stroh oder Schindeln gedeckt und standen dichtgedrngt in engen Straen. Da die Huser nicht blo als Familienwohnung, sondern auch als Lagerraum, als Arbeits- und Verkaufssttten dienten, waren sie eng und unbehaglich, llnt bei dem Mangel an Bauplnen innerhalb der Stadtmauern Wohn-rume fr die wachsende Bevlkerung zu gewinnen, wurden die mit ihren schmalen Giebelseiten nach der Strae gekehrten Huser mehr-stckig gebaut und die oberen Stockwerke der die unteren hinausgeschoben. Da mau die ersteren durch Pfeiler sttzen mute, entstanden La b eng uge. Diese bentzten die Handwerker im Sommer mit Vorliebe als Arbeitssttten. Im 15. Jahrhundert traten an die Stelle der stets durch Feuers-6fnfte bedrohten Holzhuser Stein- und Ziegelbauten. Die wohlhabenden Handelsherren schmckten ihre groen, bequemen Wohnungen mit Schnitzwerk und Malereien; auch begann man im 15. Jahrhundert die Fenster aus kleinen runden Glasscheiben (Butzenscheiben), die in Blei gefat wurden, herzustellen. Die Reinlichkeit der fptmittelalterlichen Städte lie viel zu wnschen brig. Die Straen waren meist nugepflastert und darum bei langdauerndem Regen kaum zu berschreiten. Gewhnlich waren nur der Marktplatz als Mittelpunkt des stdtischen Lebens und Handels und die Hauptstraen mit unbehauenen Steinen gepflastert oder mit Kies und kleinen Steinen beschttet. Da man die Kanalisation noch nicht kannte, sammelte sich der Schmutz in den meisten Stdten massenhaft an, und das Wasser der Brunnen wurde oft verunreinigt. Darum verbreiteten sich Seuchen sehr schnell (vgl. der Schwarze Tod S. 115), Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit: Das Fehdewesen im im 14. und 15. Jahrhundert. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 54. Lehmanns kulturgeschichtliche Bilder: Inneres einer Stadt im 15. Jahrhundert.

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 154

1899 - Gera : Hofmann
154 der Burggarten war hier. Die eigentliche Burg umschloß eine innere Ringmauer. Durch einen Thorturm führte eine gewundene Thor- halle auf den inneren Burghof. Außer den Thorflügeln schützte ein Fallgitter auch dieses Thor. Durch eine steinerne Rinne oder Pechnafe darüber ließ man bei Stürmen siedendes Pech auf die Angreifer herabfließen. Der stärkste und wichtigste Bau war der Bergfried, der letzte Bergeort der Burgbewohner. Er war ein fester, hoher, meist runder Turm, auf dem der Wächter Umschau hielt und mit Gesang den Morgen, mit Hornstößen die Annäherung von Gästen oder Feinden verkündete. In ihn flüchteten die Burgleute, wenn der Feind die übrige Burg ein- genommen hatte. Er war mit allerlei Vorräten wohlversorgt. Seine 4—5 Stockwerke dienten den verschiedenen Zwecken des Haushaltes. Der Zugang lag etwa 10 Meter über der Erde und wurde durch Leitern erreicht. Oft widerstand der Bergfried monatelang den Feinden,' bis Hilfe nahte oder Hunger und Durst zur Übergabe nötigten. Den inneren Burghof umgaben die Wohngebäude. Das statt- lichste war der steinerne Palas oder das Herrenhaus (links vom Berg- fried) mit der Burgkapelle, in der die Bewohner täglich die Messe hörten, nachdem sie ein Bad genommen und die Morgensuppe verzehrt hatten. Zum Rittersaale im oberen Stock führte von außen eine Freitreppe. Gegenüber (rechts vom Bergfried) lag die Kemenate (von Kamin) oder das Frauenhaus mit feinen verschiedenen Abteilungen. Hier wurde unter der Aufsicht der Herrin von den Mägden Wolle und Flachs gesponnen, gewebt, genäht und kostbare Gewänder mit Gold und Seide gestickt. Der freie Erker gestattete einen Auslug ins weite Land. Im Schnitzhause arbeiteten Knechte und Knappen an den Jagd- und Kriegs- geräten. In der Rüstkammer hingen allerlei Schutz- und Trutzwaffen und lagen mancherlei Schätze in Truhen aufgespeichert. Die meisten Räume wurden durch offene Kamine geheizt und schickten den Rauch durch Schlote zum Dache hinaus. Aus dem Burghofe oder im Bergfried war der tiefe Burgbrunnen, der bis zur Thalsohle reichte. Aus ihm wurde das Wasser mühsam in Eimern an Seilen oder Ketten emporgewunden. f) Burgleben. In den Ritterburgen wurde nach bestimmten Regeln „höfische Sitte" und der Minnegesang, eine eigentümliche Art Ritterpoesie, gepflegt. Das Leben auf der Burg war einförmig und wurde nur durch die Besuche von Genossen, Pilgern und fahrenden Sängern oder durch Turniere, Jagden oder Fehden unterbrochen. Ein Kaplan oder Burgpfaffe war meist der Berater und der Geschäftsführer der Familie. Die meisten Ritter konnten nicht lesen und schreiben. Durch die Fehdesucht und das Faustrecht entartete das Rittertum und sank zum Raubrittertum herab. Das Schießpulver machte dem Rittertum ein Ende. g) Ritterspiele. Ritterlicher Sinn und äußere Pracht des Ritter- tums entfalteten sich hauptsächlich bei den Turnieren oder Waffenspielen. Besondere Boten luden dazu ein, und mancherlei Vorbereitungen wurden dafür getroffen. Ein weiter Platz wurde mit Sand bestreut und von Schranken eingefaßt. Schaubühnen mit Sitzen, Buden und Zelte um-

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 141

1899 - Gera : Hofmann
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem. (Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.) 6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes". Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100 unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig, Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten. Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver- schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291 Akkon, den Türken wieder in die Hände. 7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz- züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.
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TM Hauptwörter (200)200

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