125
bersetzen und durch die Eroberung von Nica und den Sieg bei Dory-Kein in sich den Weg nach Syrien ffnen. Whrend Gottfrieds von Bouillon Bruder, Balduin, die christliche Stadt Edessa am Enphrat eroberte, setzte sich das Hauptheer-in den Besitz der Stadt Antiochien und schlug den gefhrlichen Angriff eines feldschnkischen Entsatzheeres ab. Von hier aus erreichte man im Jahre 1099 das inzwischen durch den fatimidifchen Kalifen von gypten zurckeroberte Jerusalem und nahm es am 15. Juli 1099 mit Sturm. Der Sieg von Askalon der ein gyptisches Heer sicherte die christliche Herrschaft.
Herzog Gottfried wurde zum Beschtzer des hl. Grabes gewhlt, sein Bruder und Nachfolger Balduin nahm den Titel eines Knigs von Jerusalem an. Das neue christliche Knigreich trug vllig abendlndischen, speziell franzsischen Charakter. Die wenigen Europer, welche der die (meist christlichen) Eingeborenen herrschten, teilten sich in ziemlich selbstndige Lehens-leute, an ihrer Spitze die Vasallen von Edessa, von Antiochien und von Tripolis, und in eine mchtige.geistlichkeit, an ihrer Spitze der Patriarch von Jerusalem.
B. Die Zeit Heinrichs Iv. und Heinrichs V. war aber nicht blo die Zeit des Jnvestitnrstreites, sondern auch der Brgerkriege. Das Zu-sammenwirken beider Momente in Verbindung mit neuen wirtschaftlichen Strmungen hatte auch Wirkungen rein weltlicher Art.
a) Das Verhltnis zwischen Knigtum und geistlichem Frstentum wird gelockert, das weltliche Frstentum steigert seine politische Bedeutung auf Kosten beider.
Es ist nicht zufllig, da gerade seit dem Anfange des 12. Jahrhunderts eine Reihe von weltlichen Dynastien, die zum Teil bis auf den heutigen Tag sich erhalten haben, in die Erscheinung treten: Staufer, Welsen, Zhringer, Wittelsbacher, Wettiner. Fortan stehen die frstlichen Interessen im Vordergrunde der Reichspolitik, es folgt eine Zeit dynastischer Kmpfe.
b) In dem Verhltnis der verschiedenen Stnde zu einander treten Zeichen einer tiefen Ghrnng hervor. Die abhngigen Klassen der Bevlkerung beginnen sich unabhngig zu machen, die Zinsleute in den Stdten vom geistlichen Frstentum, die hrigen Bauern und die Ministerialen vom- geistlichen und weltlichen Grogrundbesitz.
Mit anderen Worten, es melden sich die ersten Zeichen des Verfalls des Gro-grundbesitzes, des Aufsteigens derjenigen sozialen Krfte, welche in der Stauferzeit das wirtschaftliche Leben zu beherrschen beginnen, des Brgertums und des Klein-bauerntums.
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Extrahierte Personennamen: Whrend_Gottfrieds Balduin Gottfried Balduin Heinrichs Heinrichs Heinrichs_V. Heinrichs_V.
139
Schon während seines Feldzugs gegen Rom (Frhjahr 1167) hatten sich neben dem Veroneser Bunde auch die Städte Krernoua, Bergamo, Brescia, Mantua und Ferrara zu einem lombardischen Stdtebund zusammen-geschlossen und die Mailnder in die wieder aufgebauten Mauern ihrer Stadt zurckgefhrt. Nach dem Abzge Friedrichs erweiterte sich der Bund zu einem aus 36 Stdten bestehenden Bundesstaate, an dessen Spitze jhrlich gewhlte Rektoren standen. Auch das Freundschaftsverhltnis Englands zum Kaiser hatte sich wieder gelst.
g) Die letzten Kmpfe der Friede von Venedig. Im Herbst 1174 brach Friedrich neuerdings nach Italien auf; nach einem mi-lnngenen Angriff auf die (1168 erbaute) Bundesfestung Alessandria" schlo der Kaiser mit dem in der Ebene von Montebello stehendeu lom-bardischen Entsatzheere einen Prliminarfrieden (1175), der aber nach der Entlastung des kaiserlichen Heeres durch die Mehrheit des lombardischen Stdtebnndes gebrochen wurde. Dem Aufgebote Friedrichs, der fr das Jahr 1176 den entscheidenden Feldzug vor sich sah, leisteten zwar die geistlichen Fürsten Folge, nicht aber der mchtigste Laienfrst, Heinrich der Lwe. 1176 erlag Friedrich bei Legnano nach einem anfnglichen Siege den Lombarden. Damit war der gemachte Versuch, die kaiserfeindliche Koalition durch Vernichtung der Lombarden zu sprengen, gescheitert, aber die Mglich-feit einer Wiederholung dieses Versuchs war damit nicht genommen. Allein die Bischfe, mit deren finanziellen Mitteln und militrischen Aufgeboten Friedrich bisher vornehmlich den Kampf gefhrt hatte, voran die Erzbischfe Christian von Mainz, Wichmann von Magdeburg, Philipp von Kln drangen jetzt auf den Frieden. (Am 1. August) 1177 kam zu Venedig ein sechsjhriger Waffenstillstand mit den Lombarden, ein fnfzehnjhriger Waffenstillstand mit dem König Wilhelm Ii. von Sizilien, der Friede mit der Kirche zu stnde; der Kaiser opferte seinen ohnehin ohnmchtig gebliebenen Gegenpapst Kalixt Iii., den Nachfolger Pafchals Iii., und kehrte in die Gemeinschaft der allgemeinen Kirche zurck.
Das wahrscheinlichste Motiv fr die Hilfverweigerung Heinrichs des Lwen ist in den Verhltnissen beg Sachsenlandes zu suchen. Heinrich verfolgte in Sachsen die doppelte Aufgabe, seine Macht auf Kosten der Slaven wie der geistlichen und weltlichen Groen des stlichen Sachsens, die soviel wie reichsun-mittelbar waren, zu erweitern. Bei der fortdauernden Oppositou der fach-fischen Fürsten glaubte Heinrich das Herzogtum fr den Augenblick nicht verlassen zu knnen, ohne seine ganze Stellung daselbst aufs uerste zu gefhrden. Der Ort der Zusammenkunft war wohl nicht Parten--kirchen, sondern Chiavenna; schon die weite Entfernung Partenkirchens mu angesichts der gefhrdeten Lage Friedrichs eine Zusammenkunft daselbst ausschlieen.
Allerdings gab Friedrich im Frieden von Venedig den Versuch, das Papst-tum in dieselbe Abhngigkeit zurckzufhren, wie sie vor dem Jnvestiturstreite bestanden
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrichs Heinrich Heinrich Friedrich_bei_Legnano Friedrich Friedrich Friedrich Christian_von_Mainz Wichmann_von_Magdeburg Philipp_von_Kln Philipp August Wilhelm Kalixt Heinrichs Heinrichs Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Friedrichs Friedrich Friedrich
94
italienischen Verhltnisse. Italien suchte sich Konrad Ii. dadurch zu sichern, da er die italienischen Bistmer mit deutschen Geistlichen besetzte und die italienischen Laienfrsten mit deutschen Frstenhusern in Verbindung brachte. Dieser kaiserlichen Politik arbeitete Erzbischof Aribert von Mai-l a n d, welcher eine fast unabhngige kirchliche und weltliche Stellung einnahm, entgegen. Auf seinem zweiten italienischen Zuge untersttzte daher Konrad Ii. gegen Aribert und die diesem verbndeten groen Lehenstrger (Kapitne) die gedrckten kleinen Lehenstrger' (Valvasallen, Aftervasallen); doch gelang es ihm nicht, den Trotz des Erzbischofs von Mailand dauernd zu brechen. Um so wirksamer griff er in die unteritalienischen Verhltnisse ein; der gewaltthtige Fürst (Pandulf) von Kayna wurde entsetzt, der von Salerno (Waimar) auch mit Kapna belehnt, der Normanne Rainulf im Besitze der Grafschaft Averfa, in Lehensabhngigkeit von Salerno besttigt und damit die Normannen als neue Macht im staatlichen Leben Italiens anerkannt. Bald nach seiner Rckkehr von Italien ist Konrad gestorben.
In Italien sicherte Konrad durch ein Lehensgesetz (1037) Den kleinen Lehenstrgern Erblichkeit der Lehen zu. Lehensstreitigkeiten zwischen den groen nnb kleinen Lehenstrgern sollten im Lehensgericht durch Schffen Dorn Stande des Angeklagten entschieden werden. uerung Konrads - Si Italia modo esurit legem, concedente Deo bene legibus hanc satiabo."
Neben der Stellung. die er als Stellvertreter Christi", wie ihn Wipo bezeichnet, an der Spitze der Kirche einnahm, tritt doch in ihm das alte, fast ent-schwnndene Bild des germanischen Krieger- und Bauernknigs, der auf und von seinen Hfen aus das Volk regiert, wieder deutlich erkennbar hervor. Er ist noch einmal als König zugleich der grte Hofbesitzer und der grte Haushalter seines Volkes." (Nitzsch.)
6.
Heinrich Iii. (10391056). Das Kaisertum in seiner idealsten
Gestalt.
bersicht. Die von Konrad Ii. hinterlassene Machtflle behauptet sein Sohn und Nachfolger Heinrich Iii. in siegreichen Kmpfen gegen einen panslavistischen Versuch Herzog Bretislavs von Bhmen und erwirbt hiezn Ungarn. Kann er dieses auch fr die Dauer nicht festhalten, immerhin ge-winnt er fr Deutschland die Leitha als sichere Sdostgrenze. Ein Friedens-frst, frdert er fr Burgund den Gottesfrieden, bringt er fr Deutschland einige Jahre des Friedens und der Vershnung durch das unmittelbare Bei-spiel von oben. Im Gegensatz zu seinem Vater ein halb priesterlicher Charakter, befreit er die Kirche vom Schisma, untersttzt er die Bestrebungen gegen die
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Mailand Salerno Salerno Italiens Italien Italien Ungarn Deutschland Burgund Deutschland
212 -
Pfalz und Herzog Ludwig der Reiche von Bayern-Landshut, standen (Sieg Friedrichs bei Seckenheim [das Mahl zu Heidelberg!"^, Ludwigs bei Giengen 1462).t 9?ach der Wahl Maximilians zum rmischen König (1486) brachte Erzbisch of Berthold von Mainz die Reichsreformbewegung in der Richtung nach einem stndischen Reichsregiment, nach einem Reichs-kammergericht, nach Landsriedenskreisen wieder in Flu. Das Ergebnis dieser Reformbewegung in der Zeit Friedrichs Iii. war ein besseres Zu-sammeuwirkeu der Fürsten und Städte, eine geordnetere Stellung der letzteren auf den Reichstagen (als eines dritten Kollegiums neben dem der Fürsten und Kurfrsten), die Grndung eines zweiten schwbischen Bun-des 1488, gerade 100 Jahre nach dem Ende des ersten. Dieser zweite schwbische Bund, der im Gegensatze zu dem ersten aus Stdten und Fürsten und Herren zusammengesetzt war und bald glnzende Erfolge sowohl den Friedensbrechern im Innern als dem Auslande gegenber erzielte, zeigte mit seinem Bundesrate, seiner Bundeskasse, seinem Bundesheere im kleinen, welche Reform dem Reiche not that.
Eine bundesstaatliche oder stndische Reichsreform entsprach einzig und allein den Verhltnissen der Zeit, eine streng monarchische Reichsresorin lag auer dem Bereiche der Mglichkeit. Die Forderung nach einem stndischen Reichsregiment, nach einem ewigen Landfrieden, nach einem Reichskammergericht, nach Landfriedenskreisen find seitdem nicht mehr verstummt und haben, wie die militrischen Reform-bestrebungen der Hussitenzeit, unter Maximilian I. und K a r l V. zu dauern-{jden Institutionen gefhrt.
Gefahren im Osten von Trken und Ungarn. .Inzwischen hatten die Trken Konstantinopel erobert (1453) und die ganze Balkan-Halbinsel ihrer Herrschaft einverleibt; von hier aus bedrohten sie nicht mehr blo Ungarn, fondern auch das Reich, drangen bereits nach Krain und Steiermark vor. Vergebens bemhte sich der Papst Pius Ii., durch einen allgemeinen Kreuzzug der christlichen Fürsten und Völker Europa von den Trken zu befreien. Man hielt Reichstage der Reichstage, ohne aber bei der Engherzigkeit des Kaisers, der lediglich den Schutz seiner eigenen Erb-lande im Auge hatte, und der Lauheit der Fürsten zu Thateu zu kommen. Infolge der Teilnahmslosigkeit des Reiches sahen sich die Ungarn bei ihren Kmpfen gegen die Trken auf sich selbst angewiesen.
Die osmanifchen Trken, ursprnglich eigentlich kein Volk, sondern eine Kriegerschar, stammen, wie die seldschnkischen Trken, aus Turkestan und erscheinen zuerst um 1200 in Kleinasien im Dienste der Sultane von Jkonium. Aber schon um das Jahr 1300 (nach dem Falle des Sultanates von Jkonium) waltete Osman, welcher der Kriegerschar den Namen gegeben, als selbstndiger Sultan. (Hauptstadt des Reiches wurde gegen das Ende seines Lebens Brussa am Olymp. Unter seinem Sohn Urchan, welcher neben der osmanischen Reiterei (denspahis) die Futztruppeder Janitscharen organisierte, rckten die Trken das Reich auf Kosten der byzantinischen
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Die Uebermacht der Kirche im Zeitalter der Kreuzzüge. 499
Gepränge, mit Hosbeamtcn und Dienstmannen gleich den weltlichen Regenten, und angesehene
Standesherren, Grafen und Barone erschienen als bischöfliche Lehnsleute und Besitzer von
Erb- und Ehrenämtern.
§. 340. Im siebenten und achten Jahrhundert hatte sich im Morgenlande
eine Religionspartei, Paulicianer (Manichäer), von den Ansichten der
herrschenden Kirche losgesagt und als Secte ausgeschieden. Blutige Verfolgun-
gen führten Viele von ihnen durch Bulgarien und Jllyrien nach verschiede-
nen Gegenden des Abendlandes, wo sie unter dem Namen Katharer (= Pu-
ritaner, daher Ketzer), weil sie sich als eine auserwahlte Schaar von Heili-
gen betrachteten und auf eine Reinigung oder Vereinfachung der Kirche in Glau-
den, Cultus und Verfassung hinstrebten, unter allem Druck sich erhielten. — In
Streben und Zweck verwandt mit den Katharern, aber reiner in Wandel und
frei von Schwärmereien, war die im Abendlande entstandene Secte der Wal-
denser, die lange unbeachtet in den stillen Thälern der obern Apenninen gelebt
hatten, bis P et ru s Wa l d u s, ein reicher Kaufmann aus Lyon, der seine Güter
den Armen vertheilte, im 12. Jahrhundert ihren Ansichten größere Ausbildung
und weitere Verbreitung gab. Der Macht, dem Luxus und der Verweltlichung
des Klerus stellten die Waldenser die Lehre von der apostolischen Einfachheit und
Armuth entgegen, verwarfen die Autorität des Papstes, bestritten die durch die
Scholastiker (§. 322.) ausgebildeten Satzungen vom Opfer der Messe, von
der Ohrenbeichte, der Substanzverwandlung u. A., nahmen nur zwei Sacra-
mente, Taufe und A b en d m ah l, an und betrachteten die heilige Schrift als
einzige Quelle des Glaubens.
tz. 341. Die Albigenserkriege. In dem Maße, als diehierarchie
die Einheit der Kirche durch Zwang festzuhalten suchte und die individuelle
Freiheit des Denkens und Glaubens beschrankte, fanden die Grundsätze der
beiden Secten, Katharer und Wald enser, größere Verbreitung. Der
Süden von Frankreich, die Provence und Languedoc, wo unter einem schö-
nen, sonnenreichen Himmel sich ein wohlhabender Bürgerstand gebildet hatte,
wo freie Institutionen und republikanische Städteverwaltung Selbständigkeit
in Thun und Denken erzeugten, wo die Reste griechischer und römischer Cul-
tur, verbunden mit germanischem und spanisch-arabischem Wesen, eine eigen-
thümliche Bildung und eine Fülle heiterer Dichtung und praktischer Wissen-
schaft hervorgebracht, wo die heitere proven Malische Poesie der Trou-
badours ihre Laune und ihren satirischen Muthwillen an Bischöfen und
Priestern ausließ, war der Sitz dieser unter dem gemeinschaftlichen Namen
Albigenser (von der Stadt Alby) zusammengefaßten Secten. Gegen sie
und ihren Schützer, den reichen Grafen Raymund Vi. von Toulouse, ließ
Innocenz Iii. (nachdem seine Aufforderung zur Rückkehr in den Schooß der
Kirche erfolglos geblieben und ein päpstlicher Legat seinen Tod durch Mör-
derhand gefunden) von den Cisterciensermönchen das Kreuz predigen
und verlieh Rapmunds Güter dem harten Grafen Simon von Montfort.
Sofort zogen Schaaren wilder Krieger, vor denen fanatische Mönche mit
dem Kreuz einherschritten, in das blühende Land, zerstörten die reichen
Städte, die prunkenden Paläste, die stolzen Burgen, mordeten Schuldige
32*
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484
Das Mittelalter.
zu dem von ihnen verehrten Salomonischen Tempel gestattet war und der
jede friedliche Uebereinkunft mit den Ungläubigen als einen Verrath an der
heiligen Sache ansah) sogar über die Stadt und das heilige Grab den Bann-
strahl, so daß Friedrich Ii. ohne Messe und geistliche Ceremonie sich selbst die
Krone aufs Haupt setzen mußte. (Dadurch wurde fortan der Titel eines
Königs von Jerusalem Erbtheil der deutschen Kaiser.) Gehaßt von dem
Patriarchen, verrathen und verleumdet von den Ordensrittern, verließ endlich
Friedrich mit seinen deutschen Kriegern, die ihm allein treu geblieben, das
heilige Land, um seine italienischen Staaten wider die von dem Papste unter
Zusicherung großer Vortheile abgeschickten Feinde zu schützen. Erst als
Friedrich diese mit dem Schlüssel Petri bezeichneten Truppen siegreich aus
Apulien getrieben und sich durch einen Bund mit mehreren dem Papste
feindlich gesinnten Adelsfamilien (Frangipani u. a.) den Weg in den
Kirchenstaat geöffnet hatte, ließ sich Gregor zu dem Frieden von St. Ger-
mano 1230 und zur Lösung des Bannes bereitwillig finden. Eine persön-
liche Zusammenkunft des Kaisers mit dem Papste in Gegenwart des Groß-
meisters der Deutschherren, Hermann von Salza, befestigte die Versöhnung
beider Häupter der Christenheit.
§. 327. Die Kämpfe der Guelfen und Ghibellinen. Die
nächsten sechs Jahre widmete Friedrich Ii. dem Wohle seiner Staaten, der
Hebung der Bildung und der Befestigung der Kdnigsmacht. Er beförderte
Handel und Betriebsamkeit, vergrößerte und verschönerte die Städte und
erheiterte seine Muße durch italienische und deutsche Dichtkunst, durch Falk-
nerei und durch schriftstellerische Versuche über die Naturgeschichte der Vögel
und der Pferde. Unteritalien erhielt ein neues Gesetzbuch, das die
Rechte des Bürgerstandes erweiterte und denselben gegen die Gewaltthätig-
keiten der Großen sicher stellte, eine Reichsvertretung, worin städtische Abge-
ordnete neben den Baronen und Prälaten zu Rathe saßen und eine Univer-
sität in Neapel. In Deutschland unterdrückte er die Empörung seines
leichtsinnigen, durch böswillige Rathgeber verleiteten und im Umgang mit
wilden Iagdgenossen und wandernden Gauklern und Sängern verzogenen
Sohnes Heinrich, beraubte ihn seiner Würde und ließ ihn mit Weib und
Kind auf eine Burg Apuliens in Gefangenschaft abführen. lieber seinen
Genossen Friedrich den Streitbaren von Oestreich sprach er die Reichsacht aus.
Dann hielt er in Worms ein glänzendes Hochzeitsfest mit seiner schönen
Braut Isabella aus England, deren Rheinfahrt durch die ritterlichen Ehren-
dienste der jungen Bürger der rheinischen Städte zu einem festlichen Triumph-
1235- zug gemacht worden, ließ seinen jugendlichen Sohn Konrad zu seinem
Nachfolger wählen und steuerte nach Kräften der zunehmenden Anarchie und
dem kecken Raubwesen durch gesetzliche Bestimmungen über Landfrieden und
Fehdewesen. Denn da Friedrich Ii. größtentheils in Italien beschäftigt war,
so war während seiner Regierung Deutschland häufig der Schauplatz wilder
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Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Apulien Unteritalien Neapel Deutschland Apuliens Worms England Italien Deutschland
559
I. Frankreich und England.
werbe- und Handelsftandes, der Beförderung der Wissenschaften und der
Errichtung von königlichen Gerichtshöfen widmete, unter Ludwig dern
Heiligen (§. 333.), bei dem Frömmigkeit und Gerechtigkeit mit Klugheit
und Ritterlichkeit gepaart waren, und unter Philipp dem Schönen, der
durch seinen siegreichen Kampf wider das Papstthum (§.353.), wobei zuerst
städtische Abgeordnete zu den Reichstagen gezogen wurden,
dem französischen Königsthron ein Ansehen verschaffte, wie es bisher nur die
römisch-deutschen Kaiser besessen und seinen Nachfolgern die heilige Pflicht
auflegte, in weltlichen Dingen keine Gewalt auf Erden über sich anzuerken-
nen. Ohne religiöse Begeisterung ließ er sorglos die letzten Besitzungen der
Christen in Syrien, die hauptsächlich durch französische Thatkraft gewonnen
worden, in die Hände der Ungläubigen fallen und zerstörte den Templer-
orden, von dem eine Wiedereroberung hätte ausgehen können. Nur auf die
Größe der Nation und die Stärkung der Kdnigsmacht bedacht, riß er mit
rücksichtsloser Ungerechtigkeit von den Besitzungen des deutschen Reichs
Stadt und Gebiet von Lyon los und führte sie dem sprachverwandten
Königreich bei. In seinen zahlreichen Erlassen findet sich richterliche, gesetz-
gebende und vollziehende Gewalt vereinigt. — Nach dem Tode seiner drei
Söhne, die nach einander regierten, aber keine männlichen Erben hinter-
ließen, ging der französische Thron, in Folge des salischen, durch das
Herkommen sanctionirten, Gesetzes, das weibliche Erbfolge un-
tersagte, auf das Haus Valois über (1328).
Ludwig Viii. brachte durch seinetheilnahme an den Albigenserkrie- Frank-
gen (§. 341.) den größten Tbeil der südlichen Provinzen unter seine unmittel-
bare Herrschaft. Zwei Drittheile des Landes gelangten sogleich an die Krone, das 1223-'
letzte Drittel behielt Graf Raymund noch auf seine Lebenszeit, übertrug es aber 1226-
bei seinem Tod seiner mit des Königs dritten Sohn vermahlten Erbtochter. —
Ludwig Ix. gab zwar durch einen Friedensschluß die Lander an der Garonne ^'j’x
dem englischen König zurück, erlangte aber dafür von diesem die Anerkennung der (derhei-
französischen Lehnsherrlichkeit über Guienne und die umliegenden Orte, und die
förmliche Abtretung der Normandie und der Gebiete an der Loire. Daß der 1270.
englische König in eigener Person nach Paris kam, um die Belehnung entgegen-
zunehmen, war ein großer Sieg für die französische Königsmacht. Zur bessern
Leitung der Gerechtigkeitspflege theilte Ludwig Ix. das Reich in Gerichts-
bezirke mit königlichen Gerichtshöfen (Parlamenten), vorderen
Forum Falle von größerer Wichtigkeit und alle A p p e l l a t i 0 n e n von den G e -
richten der Gutsherren (P a t r i m 0 n i a l g e r i ch t e n ) gezogen wurden.
Er war der kräftigste Begründer eines geordneten Rechtszustandcs. „Gerechtig-
keit zu handhaben galt ihm für die vornehmste und zwar für die von der Religion
gebotene Pflicht eines Fürsten." Das Verdienst und die Ueberlegenheit der Richter
und die Gerechtigkeit Ludwigs, „der die Berücksichtigung der fremden Rechte so
gut wie der eigenen einscharfte," verschafften dem königlichen Gerichtshöfe überall
Eingang. Das Verbot des g e ri cht lich en Z w e i k a mp fs , die allmähliche
Einführung des Justinianeischen Rechts und die Begründung des Brief- lipviii.
adels, wovon unter seinem Sohn Philipp Iii. das erste Beispiel vorkommt,
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Syrien Lyon Albigenserkrie-_Frank- Paris
6. Ungarn.
601
Sprache und Einrichtungen beibehielten. Sie haben das Land durch Fleiß
und Ausdauer aus einer Wüste in einen blühenden Landstrich mit reichen
Städten und wohlhabenden Dörfern umgeschaffen und sich ihre großen Frei-
heiten — eigene Gerichtsbarkeit, freie Wahl der Beamten und Geistlichen
u. dergl. gegen alle Anfechtungen kräftig gewahrt. Im 13. Jahrhundert er- ,222
zwangen die Großen (Magnaten) von König Andreas Ii., dem Kreuz- Andreas
fahrer (§. 325.), einen Freibrief („die goldene Bulle"), der dem Adel 1205—
und Klerus wichtige Rechte (darunter Steuerfreiheit und persönlichen
Schutz gegen richterliche Willkür) zusicherte und (wie in England die magna
charta [§. 373.]) die Grundlage zu Ungarns freier Verfassung bildete. Eine
Verletzung des „goldenen Privilegiums" durch den König berechtigte den Adel
zu gewaffneter Widersetzlichkeit. Die bald nachher erfolgten grausenhaften
Verheerungen der Mongolen (§. 332.) nach der Schlacht auf dem Mo- 1241.
hyfelde entvölkerten das Land so sehr, daß nach ihrem Abzug König
Bela Iv. gerathen fand, deutsche und italienische Kolonisten herbeizurufen, ^35-70.
was die Gründung von Städten (Ofen 1245), die bessere Bebauung des ®te^an
Bodens, die Anlegung von Weinbergen, die Benutzung der Bergwerke u. dgl.^O]^
zur Folge hatte. Auf ihn folgten noch drei Könige aus dem Herrscherhause
Arpads, Stephanv., Ladislaus der Cumane und Andreas Iii. der Venetianer. )>>-
?#) Ungarn als Wahlreich.
1301.
tz. 406. Als mit Andreas 111. die arpadische Dynastie ausstarb,
wankte der Thron einige Jahre bis Karl Robert von dem zu Neapel6 V^J,08
regierenden Hause Anjou (§. 391.) ihn befestigte und gesichert seinem u
Sohne Ludwig dem Großen hinterließ. Unter diesem als Kriegs h eld^Große
und Regent gleich ausgezeichneten König gelangte Ungarn auf den Gipfel
äußerer Macht und innerer Cultur. Ludwig erwarb die Krone von Polen,
dehnte Ungarns Grenzen an der Niederdonau über Bulgarien, die Wa-
lachei u. a. O. aus und zwang die Venetianer zu einem jährlichen Tribut.
Sein Reich berührte die Küsten des schwarzen, adriatischen und baltischen
Meers und begriff Völker von sehr verschiedenen Sitten, Sprachen und
Culturstufen in sich; aber so groß war sein Herrschergeist, daß er an der
Mündung der Weichsel wie an der Save gleich geliebt und gefürchtet war.
Durch seine italienischen Kriegszüge (§. 391.) wurden die Ungarn mit den
Vortheilen der Civilisation vertraut und folgten nun gerne seinen Anord-
nungen. Die Hügel um Tokay wurden mit Reben bepflanzt, die Gesetz-
gebung erhielt treffliche Verbesserungen, die Bürger und Bauern wurden
gegen Druck und Willkür sicher gestellt; Bildungsanstalten (Universität in
Fünfkirchen) traten ins Leben. — Nach Ludwigs Tod wurde Ungarn aber-
mals die Beute wüthender Parteien und Thronkämpfe, bis sich zuletzt sein
Schwiegersohn, der deutsche Kaiser Siegmund, mehr durch Nachgeben
als Kraft, sowohl gegen die Großen, die ihn sogar einige Monate gefangen
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König], T153: [Donau Ungarn Land Hauptstadt Böhmen Königreich Wien Stadt Galizien Siebenbürgen], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen]]
Extrahierte Personennamen: Andreas_Ii Andreas Ladislaus Andreas_Iii Karl_Robert Karl Ludwig_dem_Großen Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwigs Siegmund
602
Das Mittelalter.
hielten, als gegen die Osmanen und andere Feinde, behauptete und bei seinem
1437- Tode die ungarische Krone seiner zuerst mit A l bre ch t v o n Oeftreich, dann
mit Wladislav von Polen vermahlten Tochter Elisabeth hinterließ.
Unter Siegmund erhielt die Nationalreprasentation ihre Aus-
bildung. Vier Stande, Prälaten, hoher und niederer Adel und
Stadteabgeordnete sollten über Noth und Nutzen des Reichs berathen und
beschließen; die beiden erstem führen den Namen Magnaten, wahrend unter
der Benennung Stande meistens nur die beiden letzrern verstanden werden.
1444. §. 407. Nachdem Wladislav in der Schlacht von Varna
(§. 413.) wider die osmanischen Türken gefallen, führte der heldenmüthige
Hunyad (Woiwode von Siebenbürgen) die Reichsverwesung von Ungarn
für Alb rechts minderjährigen Sohn Ladislaus (Posthumus) und be-
1436. kämpfte zuerst die streitbaren Osmanen mit Glück und Ruhm. Nach seinem
Tode verhängte der undankbare, mit Mißtrauen erfüllte König schwere Ver-
folgungen über dessen Geschlecht, das er ganz ausgerottet haben würde, wäre
i4.>7. er selbst im nächsten Jahr ins Grab gesunken. Nun führte die unga-
Matthi'as rische Nation Hunyads kräftigen Sohn Matthias Corvinus aus dem Ker-
1438-90. ker auf denthron, wo er sich während einer 32jährigen ruhmvollen Regierung
als würdigen Nachfolger Stephans des Heiligen und Ludwigs des
Großen bewies. Matthias glänzte in den Künsten des Krieges wie des
Friedens und alle seine Handlungen tragen eine großartige Prägung. Er
hielt die Macht der Osmanen in Schranken und entriß ihnen Bosnien;
er zwang Friedrich Iii. zur Flucht aus Wien und zu beträchtlichen Abtre-
tungen in den ostreichischen Staaten; er brachte Mähren, Schlesien und die
Lausitz auf einige Zeit an Ungarn und verbesserte das Kriegswesen. Seine
„schwarze Legion" war der Schrecken seiner Feinde. — In Ofen (Buda)
und Preß bürg wurden durch ihn neue Universitäten gegründet, mit großen
Kosten eine herrliche Bibliothek angelegt und die Cultur des Volks durch
Herbeiziehung fremder (besonders italienischer) Gelehrten und Künstler, Buch-
drucker und Baumeister, Gärtner, Oekonomen (Ackerbauverständiger) und
Gewerbsleute nach allen Seiten gehoben. Dabei sicherte er den Landfrieden
und handhabte Recht und Gerechtigkeit mit solcher Kraft, daß sein Name noch
lange im Munde des Volkes fortlebte. („Matthias ist tobt, die Gerechtigkeit
kj 1493 ward mit ihm begraben.") — Unter seinen Nachfolgern Wladislav von
Ludwig' Böhmen und dessen Sohn Ludwig Ii. gingen alle diese Vortheile wieder ver-
1516-^6 ^oren. Die Türken eroberten Bosnien und erstürmten Belgrad; schimpf-
liche Friedensschlüsse und Verträge lösten die westlichen Erwerbungen wieder
von Ungarn los; die Fehden zwischen dem Adel und den Prälaten brachen
ungehindert aus; „ein Feldzug gegen die Türken verwandelte sich in einen
Aufstand der Bauern, in Morden und Sengen gegen Städte und Schlösser
der Edelleute bis die Bauernheere endlich gesprengt und deraufruhr in einem
Blutbade ersäuft war." Dabei wurde die Königsmacht durch eine Capitula-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Elisabeth Siegmund Ladislaus Matthias_Corvinus Ludwigs Matthias Friedrich_Iii Friedrich Ludwig' Ludwig Ludwig_Ii Ludwig
Die Begründung der neuen Zustände unter Karl V. 331
unermüdlicher Thatkraft; groß im (Labinet als kluger Ordner der Staats-
geschäfte und tapfer im Felde als Führer der Heerschaaren. Alle Fä-
den der Politik hielt er in seiner Hand und lenkte sie nach seinen in
schweigsamer Seele verschlossenen Plänen, bei deren Ausführung ihm
jedes Mittel selbst Falschheit und Wortbrüchigkeit dienen mußte. In
minderjährigem Alter war er schon Herr der reichen Niederlande,
die ihm als väterliches Erbe zugefallen, als Jüngling gelangte er (nach
dem Tode seines mütterlichen Großvaters Ferdinands des Katholischen)
zu dem Besitz der vereinigten spanischen Monarchie mit dem
reizenden Königreiche Neap el und Sicili en, den neuentdeckten Län-
dern A m e r i k a' s und den fruchtbaren Inseln W e st i n d i e n s, und als
angehender Mann erbte er die habsburgisch-östreichischen Staa-
ten (die er seinem Bruder Ferdinand zur Verwaltung und dann
zum Besitz überließ) und ward durch die Wahl der Kurfürsten der
Nachfolger seines Großvaters Maximilian auf dem deutschen Kai-
serthron. Mit Recht konnte er also sagen, daß die Sonne in
seinem Reiche nie untergehe.
§. 411. In allen diesen Staaten standen dem Monarchen feind-
liche Mächte gegenüber, zu deren Bezwingung verschiedene Kräfte und
Mittel erforderlich waren. In den Niederlanden bewachte ein
mißtrauischer, von stolzem Zunftgeist durchdrungener Bürgerstand jede
Handlung des Landesherrn, damit kein Eingriff in ihre Gerechtsame
geschehe, und war stets bereit, alter Sitte gemäß sich bei der ersten
Gelegenheit um die Fahne des Aufruhrs zu schaaren und mit Schwert
und Armbrust zu streiten; in Spanien konnte der hochfahrende Sinn
des mächtigen Feudaladels und die trotzige Kraft eines freien Bürger-
standes nur mit Gewalt unterdrückt werden und drohten, auch nach
der Vernichtung der ständischen Rechte, zum Aufruhr loszubrechen;
in Unteritalien undsicilien wurden die schönen Fluren von den
Osmanen und den nordafrikanischen Seeräubern (Corsaren) heimge-
sucht, die Handel und Wandel störten und gefangene Christen in Scla-
verei schleppten; an der Gränze der östreichischen Staaten wüthete
das Schwert der Türken und die ungestümen Ianitscharen brannten
vor Verlangen, den Halbmond auf den Zinnen von Wien aufzupflan-
zen; in Deutschland fürchteten die zahlreichen Fürsten und Edlen
die Rückkehr eines kräftigen Kaiserregiments, wodurch sie ihrer ange-
maßten oder erworbenen Besitzungen und Rechte verlustig gehen könn-
ten und suchten ihm daher bei der Krönung durch einen beschränkenden
Vertrag (Capitulation) die Hände zu binden. Die größten Verwicke-
lungen jedoch führte die religiöse Spaltung herbei, wobei seine
1316.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Ferdinands Ferdinand Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Niederlanden Spanien Unteritalien Wien Deutschland