Truppen den Eid der Treue und schuf sich die erste stehende Heeres-macht von 3000 Mann, die er nach und nach auf 8000 Mann brachte. Mit den Schweden schlo er Waffenstillstand. Seine Klug-heit und sein schlagfertiges Heer gaben ihm eine geachtete Stellung zwischen den Parteien und lieen ihn auf die Friedeusverhandlun-gen einen gewichtigen Einflu ausben. Ihm ist es hauptschlich zu danken, da auch die Reformierten gleiche Rechte mit den Lutheranern erhielten. Sein Land erfuhr durch den Friedensschlu eine erhebliche Erweiterung nach dem Innern Deutschlands hin. Zwei Jahre vor dem westflischen Frieden vermhlte er sich mit der ebenso schnen wie gebildeten und edlen Luise Henriette von Oranien, der Tochter des von ihm hochverehrten niederlndischen Statthalters. Vor ihrer Ankunft in Berlin lie er die Spuren der Verwstung so viel als mglich beseitigen, das Schlo ausschmcken und die Lindenallee anlegen.
3. Regierungsmaszregeln. Friedrich Wilhelm strebte nach einer Vereinigung der getrennten Landesteile zu einem Ganzen, nach grerer Unabhngigkeit vom Kaiser, nach unbedingter Obmacht des Regenten und nach Beglckung seiner Unterthanen durch innere Wohlfahrt. Zur Unter-Haltung eines schlagfertigen Heeres brauchte er viel Geld, aber alle Kassen waren erschpft. Da fhrte er die Accife oder Verbrauchssteuer ein, wo-nach alle Waren unmerklich teurer wurden. Mit Ausnahme des bisher steuerfreien Adels befreundeten sich alle Unterthanen mit der neuen Ein-richtnng. Allen Zweigen des Erwerbes wandte der Kurfürst seine Sorg-falt zu, und bald machte sich berall ein Aufblhen bemerklich. In die verdeten Strecken zog er Schweizer und Hollnder; spter nahm er viele aus Frankreich vertriebene Protestanten auf. Um die Baumzucht zu heben, befahl er, da kein Bauer heiraten solle, bevor er nicht 6 Obst-und 6 Eichbume gepflanzt habe. Die Kartoffeln wurden eingebrgert. Er baute Straen und Kanle, so den Friedrich-Wilhelms-Kanal zwischen Spree und Oder. Er fhrte eigene Posten ein, zum groen rger des Grafen Thum und Taxis, der das ganze Postwesen des Reiches in Hnden hatte, legte eine Bibliothek und viele Schulen an, lie Bauten auffhren, Fabriken aller Art einrichten und sogar den Anfang zu einer Flotte machen. An der Goldkste in Afrika und am Senegal lie er Kolouieen unter dem Schutze von Forts anlegen.
4. Seine Gehilfen. In der Verwaltung des Landes war fein treuester Mithelfer der Oberprsident Otto von Schwerin, in mili-Arischen Dingen der Feldmarschall Derfflinger. Es wird erzhlt, da dieser in seiner Jugend Schneider gewesen sei. Als Gesell kam er ^nst aus der Wanderung nach Tangermnde, aber der Ftihrmamt wollte ihn nicht der die Elbe setzen, weil er kein Geld hatte; einen Trupp Kriegsleute dagegen lie er frei passieren. Da warf Derfflinger sein Bndel in die Elbe und lie sich als Dragoner anwerben. Erst in schsischen, dann.in schwedischen und zuletzt in brandenburgischen Diensten
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Berlin Lindenallee Frankreich Hnden Afrika Senegal
Kreuzfahrer dem heißersehnten Ziele ihrer Pilgerfahrt zu und gelangten zuerst nach Betlehem, wo ihnen die Christen Palästinas, Psalmen singend, entgegen kamen. Allen voran eilte Tankred, und als die Kunde zum Heere kam, daß er die Mauer Jerusalems erreicht hatte, kam neues Leben in die zum Tod ermatteten Reihen. Als sie aber gar von den Bergeshöhen die leuchtenden Kuppeln der heiligen Stadt erblickten, kannte ihr Jubel und ihr Dank keine Grenzen.
„Jerusalem! Jerusalem!" mit heiligem Schauer rief man es, und die Kreuzfahrer umarmten sich jubelnd. Eingedenk des Schriftworts: „Ziehe deine Schuhe ans; denn der Ort, da du aufstehest, ist ein heiliges Land," legten die Pilger ihre Schuhe ab, küßten den heiligen Boden und eilten auf den steinigen, heißen Pfaden bis nach Jerusalem, wo sie am 6. Juni 1099 anlangten.
Aber die Stadt wurde von einem starken türkischen Heere verteidigt; 40,000 Mann standen gegen 20,000 ermattete Kreuzfahrer, dabei 1500 Ritter. Diefeu gab die Begeisterung Mut, daß sie einen
Sturm auf die feste Stadt wagten. Aber ihr Angriff wurde zurück-
geschlagen, und sie sahen bald ein, daß ihnen zu solcher Belagerung die Werkzeuge fehlten. Unter unsäglichen Mühen und Gefahren wurden Baumstämme aus der Umgegend herbeigeschafft, während viele der Kreuzfahrer angesichts der heiligen Stadt vor Hunger und Elend umkamen. Die Sonnenglut trocknete die Wasserbehälter aus; und fanden die Christen eine Quelle, dann kämpften sie um einen' Trunk Wassers, so daß sich oft ihr Blut mit dem ersehnten Tranke mischte. Nach
vierwöchentlicher, fast übermenschlicher Anstrengung hatten die Belagerer den Bau von zwei Türmen fertig, die Jerusalems Mauern um sieben Ellen überragten. Die Wände der Türme waren mit Tierhäuten umkleidet, die vor Wurfgeschossen schützen sollten, und eine aufgezogene
Fallbrücke kounte auf die Mauer der Stadt hinabgelassen werden. Am 14. Juli 1099 sollte der Sturm auf Jerusalem beginnen. In feierlicher Prozession zogen die Christen um die Stadt, voran die Bischöfe mit aller Geistlichkeit in weißen Kleidern, das Kreuz in den Händen; ihnen folgten die Fürsten, Ritter und übrigen Pilger, alle in Waffenrüstung. Unter heiligen Gesängen bewegte sich der Zug zum Oelberg, wo die Christen niederknieten und von den Anführern zu Mut und Ausdauer ermahnt wurdeu.
Die Türken auf hoher Mauer wußten nicht, was all das zu bedeuten hatte und sandten den Christen höhnend Pfeile zu. Ant andern
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hervorströmende Blut aus dem Antlitz mit dem zärtlichen Dankeswort: „Heinrich, ich gedenke Dir's!" Und zu den Seinen gewandt, meinte er: „So haben wir den Wunsch der Römer erfüllt und das Kaisertum erkauft, nicht mit Geld, aber nach deutscher Sitte mit dem Schwerte."
Ehe Friedrich nach Deutschland zurückkehrte, ließ er das schmachvolle Bild im Lateran verbrennen, das spottend rühmte, wie Lothar „die deutsche Kaiserkrone demütig vom Papste" empfing. Denn Friedrich Barbarossa war sich voll bewußt, die deutsche Kaiserkrone nicht vom Papste, sondern von Gottes Gnaden zu Lehen zu tragen, um gleich Karl dem Großen sein Kaiseramt in heiliger Pflichterfüllung zu verwalten.
In Deutschland galt es zunächst, der Fehdelust und manchen Auswüchsen des Rittertums zu wehren, das in dem ungebundenen Leben der Kreuzzüge vielfach zum Raubrittertum geworden war. Stegreif nannten es die Herren, wenn sie von ihren sicheren Burgen aus Wegelagerer an den Landstraßen wurden und ihre Feinde oder reisende Kaufleute überfielen, ausplünderten und erst gegen ein teures Lösegeld freigaben.
Der Kaiser zog zunächst den Rhein entlang und zerstörte die festen Burgen der ritterlichen Räuber, unter denen auch die Bewohner des flachen Landes, die Bauern und Hörigen, so schwer litten, daß sie sich lieber Bürgerrecht in den Städten erwarben und „Pfahlbürger" wurden.
Die Streitigkeiten der großen Herren schienen ebenfalls gütlich beigelegt zu sein, als Heinrich Jasomirgott freiwillig auf das Heinrich dem Löwen verliehene Bayern verzichtete und dafür seine Markgrafschaft Oesterreich als erbliches Herzogtum erhielt.
Der Kaiser selbst vermehrte die eigenen Besitzungen durch seine Vermählung mit der reichen Beatrix von Burgund und konnte dadurch dem deutschen Kaisertum mehr äußeren Glanz verleihen, als bisher. Gleichwie zu Karls des Großen Zeiten kamen aus fernen Landen Fürsten und Gesandte zu den Hof- und Reichstagen Friedrich Barbarossas, ihm ihre Huldigung darzubringen. So versicherte der Gesandte des englischen Königs bei Ueberreichung kostbarer Geschenke im Namen seines Herrn, daß England und alles was dazu gehöre, nach des Kaisers Wunsch eingerichtet werden und ihm als dem Größeren der Wille des Königs zum Gehorsam nicht fehlen solle.
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Extrahierte Ortsnamen: Schwerte Deutschland Gottes Deutschland Rhein Oesterreich England
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den Pflichten seiner Königswürde ab, für die er an den Erzbischof von Köln 12,000 Thaler, an Mainz 13,000, dem Herzog von Bayern 9000 und an andere deutsche Fürsten 8000 Thaler bezahlt hatte.
Das alles brachte große Verwirrung über Deutschland. Jeder Fürst und jeder Ritter meinte, nehmen zu können, was ihm beliebte. Faustrecht und Raubrittertum wurden ärger, als je zuvor, utib das> Fehdewesen unter Fürsten und Adel konnte sich ungehindert ausbreiten. Die Burgen, einst Sitz und Pflegestätte ritterlichen Familienlebens, waren Raubnester geworden, in denen wegelagernde Ritter ihre Beute verbargen, die sie reisenden Kaufleuten abgenommen oder andern Rittern und geistlichen Herren.
Da erhoben sich die deutschen Städte und vereinten sich um ihrer Selbsterhaltung willen gegen solches Unwesen zu einem Verbände^ der zu einer politischen Macht wurde. Die sechzig Bundesstädte des „Rheinbundes" verpflichteten sich, nur dem als König gehorchen zu wollen, den die Fürsten einstimmig wählen würden; sonst wollten sie feinem beistehn, keinen aufnehmen, ihm Geld leihen oder Dienste leisten (1241). Schon früher war die deutsche Hansa, der norddeutsche Städtebund, entstanden, dem sich Hamburg, Lübeck, Braunschweig und viele andere Städte angeschlossen hatten. Er gelangte erst später zu seiner vollen Bedeutung.
Nicht zufrieden damit, den Hohenstaufen in Deutschland allen Boden entzogen zu haben, arbeitete die päpstliche Partei auch in Italien an dem Untergange Manfreds und des letzten unmündigen Hohenstaufen Konradin. Zunächst bot der Papst dem Bruder des Königs Ludwig von Frankreich, Karl von Anjou, die Krone von Sizilien an, doch kam die Sache nicht sobald zum Abschluß, da der fromme Ludwig auch für seinen Bruder kein unrecht Gut haben wollte.
Ein desto weiteres Gewissen hatte dieser, und Papst Urbans Nachfolger, Klemens Vi., krönte den Franzosen Karl von Anjou gegen das Versprechen völligen Gehorsams und einer jährlichen Abgabe von 8000 Unzen Goldes zum König von Sizilien (1266), das doch rechtmäßig Besitz der Hohenstaufen war. Aber Herr des Landes wurde der Franzose erst nach der Schlacht von Benevent, in welcher Manfred gefallen war. Er hatte seinen Tod geahnt. Als er mit einer Schar vorandringen wollte, fiel ihm seine silberne Helmzier, ein Adler, aus den Sattelknopf nieder. Manfred stürmte tapfer in die dichtesten Reihen
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Extrahierte Ortsnamen: Mainz Deutschland Hamburg Deutschland Italien Sizilien Sizilien
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welche begeistert ihrem Rufe folgten, und das Christentum hatte seine Kraft gegen den Muhamedanismus des Morgenlandes siegreich in die Wagschale geworfen. Wie viele Wandlungen des Eifers und der Erfolge die sieben Hauptkreuzzüge während zweier Jahrhunderte haben mochten, die Macht der Päpste war während dieser Zeit derart gewachsen, daß der päpstliche Bann Kaiser Friedrich Ii. treffen konnte, weil er den dem Papste gelobten Kreuzzug verzögert hatte.
Mit dem Falle von Accon war der letzte Besitz abendländischer Christen in Palästina verloren (1291), und sechs Millionen Menschen wären nur einer frommen Träumerei oder dem hierarchischen Gehorsam geopfert worden, wenn die Kreuzzüge nicht auf Sitten und Religion, auf Kunst und Wissenschaft, wie auf geistige und materielle Entwicklung des europäischen Völkerlebens, damit deutscher Kultur, einen überwältigenden Einfluß gehabt hätten. Es mag sich diese Einwirkung am besten bei den einzelnen Ständen erkennen lassen.
Kaiser und Fürstengewalt.
Die Hohenstaufen trachteten zunächst darnach, das unter den letzten Kaisern, besonders unter Lothar von Sachsen sehr geschädigte kaiserliche Ansehen wieder herzustellen. Damit stießen sie auf viel feindlichen Widerstand. Die Herzogswürde war meist erblich geworden, wogegen ein starkes Königtum nur durch die besondre Kraft des jedesmaligen Trägers der deutschen Krone möglich war, die er seinem Erben
nicht ohne weiteres hinterlassen konnte. Denn das Wahlrecht der Deutschen war bei den letzten Königskrönungen sehr in den Vordergrund getreten, und schon jetzt hatten einzelne geistliche und weltliche Fürsten dabei eine maßgebende Stimme gewonnen, obgleich von den eigentlichen Wahl- oder Kurfürsten hier noch nicht die Rede ist.
Das Ringen der Fürstengewalt gegen das Kaisertum, die Spal-
tungen der Welfen und Ghibellinen, veranlaßten die Kaiser oft, Hoheitsrechte und Privatgüter an ihre Anhänger zu vergeben oder sich solche durch Gaben zu gewinnen, so die Städte, oft auch die Geistlichkeit, durch Rechtsverleihungen. Darin lag notgedrungen eine Schwächung des Königstums und damit des Reiches, wodurch Papst und Kirche ein Uebergewicht erhielten. Des alten deutschen Reiches Herrlichkeit, welche Karl der Große begründete, hatte nicht zum wenigsten darin geruht, daß der deutsche Kaiser in unbeschränkter monarchischer Gewalt oberster Lehns- und Schirmherr des Staates und der Kirche war.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Accon Lothar_von_Sachsen Karl_der_Große Karl
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will. So hilft doch eine Zunft der andern, als ob ich spreche: hilf mir, so helf ich dir, damit ist die ganze Gemeinde betrogen. Demnach müßten die Zünfte abgethan werden, dann gäbe es weder kalt noch warm und sei jedermann dem andern gleich."
Der Handel zur See hatte die Kauf- und Handelsherren großer Städte Fürsten gleich gemacht, und die deutsche „Hansa" umfaßte zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts allein achtzig verbündete Handelsstädte. Sie wurde eine Macht, deren weitreichender Einfluß auf staatliche Verhältnisse heute kaum richtig gewürdigt werden mag. Hatte Deutschland erst in zweiter Linie Vorteil von den Errungenschaften in den neuentdeckten Erdteilen, so bahnten die österreichischen Erbschaften besonders in Spanien bald neue Verbindungen für das Reich an.
Dazu wuchs Macht und Ansehen der Reichsstädte, seit ihnen Rudolf von Habsburg Sitz und Stimme auf den Reichstagen gegeben hatte. Das Bürgertum mochte sich stolz neben Fürsten und Herren erheben und auf den Verfall des Rittertums aufbauen, als dieses seiner Glorie beraubt war, die es auf Kreuzzügen und Römerfahrten einst so glänzend entfaltete. Noch riefen Hoftage zu königlichem Dienst, auch Tourniere sammelten noch zu ritterlichem Kampfspiel; aber die Kriegsmacht des Reiches, die bis dahin auf der Reiterei, den Rittern, beruhte, war durch Einführung der Söldnerheere, durch Verwendung von Fußvolk, der deutschen Landsknechte, neu gestaltet worden. Die Erfindung des Schießpulvers gab der Kriegführung eine neue Wendung. Die persönliche Tapferkeit des Einzelnen kam fast nicht mehr zur Geltung, wo nur die Massen des Heeres wirkten, und die notwendige Uebung in den Schießwaffen rief Berufssoldaten hervor, die oft Freund und Feind gefährlich wurden.
Als mit dem Verfall des Rittertums die Pflege des Minnegesangs und der Kunstpoesie, die einst in den Händen der Herren ruhte, zu Grabe getragen war, erstand die Dichtkunst in den Städten zu neuern Leben.
Es mochte ein Zeichen des Wohlstandes, der Sorglosigkeit, aber auch ein gut Teil gesunder, deutscher Gemütstiefe und vaterländischer Gesinnung sein, daß sich einfache Bürger, Handwerker, mit Heldensagen, mit Gesängen vergangener Zeiten beschäftigten und aufschrieben, was durch Ueberlieferung auf sie gekommen war. Manches verlor dabei seine ursprüngliche Schönheit; wie denn im „Heldenbuch", auch in der Tier-
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf
— 171 —
Dem wachsenden Einflüsse des Papstes, vor allen Dingen aber der Macht der weltlichen Fürsten und Großen des Reichs hatten die Ottonen ein Gegengewicht zu geben versucht in der Belehnung der Bischöfe mit Grafschaftsrechten, und sich in den durch solche Vorteile gewonnenen hohen Würdenträgern der Kirche willige Diener zu schaffen gewußt. Aber bald wurden die Bischöfe Herren inmitten des Reichs und erhöhten allmnlig nur die Macht der Kirche.
Die staatlichen Verhältnisse Deutschlands waren besonders unter Heinrich Iv. stark erschüttert, und statt der unter den früheren Kaisergeschlechtern immer mehr zum Ausdruck gekommenen Erblichkeit der Königswürde war in der Erwählung der Gegenkönige, besonders bei Rudolf von Schwaben, das Wahlrecht wieder zur Geltung gelangt, dagegen die Herzogswürde fast überall erblich geworden, so sehr auch gerade die fränkischen Kaiser gestrebt hatten, die Macht der Herzöge zu beugen.
Die Einheit und damit die Kraft des Reiches war geschwächt, die Erstarkung der Eiuzelstämme und ihre Herrschaft gefördert worden. Das Königsgut war unterdessen zusammengeschmolzen, der König kaum einem ersten Herzog gleich zu achten. Doch hatten sich die fränkischen Kaiser in den Städten durch Verleihung von Rechten eine Stütze zu schaffen gesucht. Diese Vorrechte wurden durch Freibriefe gewährt. Dadurch hob sich der Wohlstand der Städte, die es mit dein Kaiser gegen Fürsten und Adel hielten, welche eifersüchtig die wachsende Macht der Städte zu hindern trachteten und sie befehdeten.
Die höchsten weltlichen Reichswürden hatten jetzt die Herzöge von Sachsen, Franken, Schwaben und Bayern. Die höchsten geistlichen Herren waren die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, und da seit den ältesten Zeiten der Erzbischof von Mainz die Königswahlen leitete, so wurde das Reichsoberhaupt in Mainz gewählt, seit Karl dem Großen in Aachen gekrönt.
Die Heeresmacht des Reiches bestand aus 7 Heerschilden, d. i. Heereshaufen. Diese setzten sich nicht, wie einst, zumeist aus dem freien Volke, dem Bauerustaude, zusammen, da der Heerdienst seit Heinrich I. immer mehr Reiter- und Ritterdienst geworden war, der den ärmeren Freien zu viel Kosten machte. Sie gaben lieber ihren Geldbeitrag zu den Kriegskosten, den sogenannten Heerschilling und überließen dem Adel die Ehren des Krieges, zogen aber hier und dort unter den Fahnen der Ritter in den Kampf. So wurde das Land-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iv Heinrich Rudolf_von_Schwaben Rudolf Karl_dem_Großen Karl Heinrich_I.
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Unter dem Haß der Päpste waren die Kaiser, um Friebrichs Ii. Wort zu gebrauchen, ein „gebulbiger Ambos" geworben und die beutsche Krone ein Ding, das gleichsam auf der Straße lag; aber kein beutscher Fürst bückte sich banach. Den Bestrebungen der Päpste war es zu banken, daß frembe Fürsten sich die beutsche Krone kauften.
Währenb so die Kaiserwürbe in den Staub sank, erlangten geistliche und weltliche Fürsten, die bis bahin nur Lehnsherrlichkeit, Heerbefehl und Gerichtsbarkeit in ihren Säubern gehabt hatten, erbliche Laubeshoheit, die ihnen Kaiser Friedrich Ii. durch ein besonberes Reichsgesetz zusicherte. Nur die Geistlichen und Reichsunmittelbaren, zu benen auch viele Städte gehörten (freie Reichsstäbte), stauben, jene
unter Bifchof und Papst, biefe unter dem Kaiser.
Gleich den mächtigen Stäbten suchten sich die lanbsäßigen Ritter von den Fürsten frei zu machen und das um so mehr, ba sich
die Ritter in den Kreuzzügen wohl von mancherlei Sitten itnb Gebräuchen gelöst hatten, aber sich auch vieler Verbienste rühmen
bürsten. Die Ritter, in den Kreuzzügen Schilbträger des Christentums, hatten das Waffenspiel der Turniere zu eblerem Dienst und Ringen erhoben, wie der Solbat erst im Kriege feine volle Bebeutung erhält.
Auch das Volk war sich unter feinen Pflichten, unter der Hülfe, die es Kaiser, Kirche ober Fürsten leistete, feiner baraus erwachsenen Rechte bewußt geworben. Da würden Versammlungen einberufen, Lanbtage, auf benen die brei Lanbstänbe, Geistlichkeit, Ritter und Städte mit ihren Fürsten Verträge schlossen. Noch waren feine Vertreter des Bauernstanbes babei; boch würden im zwölften Jahrhundert 116 geistliche und 100 weltliche Reichsftänbe gezählt.
Durch die Kämpfe der Fürsten mit dem Kaiser hatten die vielfach zersplitterten Herzogtümer anbre Gestaltung, anbre Namen erhalten. So war schon unter dem Salier Heinrich Iii. aus dem Herzogtum Franken die Pfalzgraffchaft am Rhein und anbre kleine Grafschaften gebilbet, auch das Erzstift Mainz, die Bistümer Würzburg, Bamberg, Fulba, Worms und Speyer, ebenso die Burggraffchaft Nürnberg, von den Zollern verwaltet, und verschobene Reichsstäbte, wie Nürnberg und Frankfurt.
Von den Herzogtümern Sachsen und Bayern, einst in Heinrichs des Löwen Hand vereint (1186), war das letztere an Otto von Wittelsbach verliehen worben, boch Steyermark und Tyrol bavon getrennt,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Heinrich_Iii Heinrich Heinrichs Otto_von_Wittelsbach Otto
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hinaustrugen. Am schlimmsten gestaltete sich die Bilderstürmerei in den Niederlanden.
Während Luther sich mühte, durch Kirchen- und Schulordnung, wie durch christliche Schriften dem deutschen Volke die Reformation zu einem geistigen Besitz zu machen, dabei auch das schlechte Kirchenregiment zu verbessern strebte, verstanden das die untern Volksschichten recht schwer. Sie wollten ivohl eine Befreiung von jedem, auch dem Druck der Kirche und der Geistlichkeit; sich selbst aber dafür um so mehr in die eigene Zucht zu nehmen, um errungene Freiheiten brauchen zu können, fiel ihnen am wenigsten ein. Es mochte ihnen zum Bewußtsein kommen, wie sie durch ihre geistlichen Führer und bischöflichen Herren in Unwissenheit und strenger Abhängigkeit gehalten wurden; doch lebte sichs unter dem Krummstabe der Bischöfe gut, aber daneben hatten die Leute um so mehr Muße, sich um Zeitereignisse zu kümmern, die sie im Grunde längst nicht zu verstehen vermochten. Eine andre volkstümliche Bewegung kam dazu.
Das Reichsregimeut, das unter Karl V. wieder eingerichtet war, in welchem Kurfürst Friedrich der Weise eine hervorragende Stellung einnahm, hatte die beste Absicht, deutsch-nationale Interessen gegen päpstliche Uebergrisfe zu wahren. Es bot der Reformation durch seine Beschlüsse einen solchen Schutz, daß das gegeu die Reformation gerichtete Wormser Edikt recht hinfällig geworden war.
Da erhob sich die deutsche Reichsritterschaft unter Franz von Sickingen, der, ein tapfrer lutherischer Ritter, vergeblich Luther sein Schwert zur Ausbreitung der neuen Lehre angeboten hatte, gegen Reichsverfassung und Fürstenherrschaft, deren landesherrliche Gewalt den Rittern unbequem wurde. Sickingen wollte die Reichsritterschaft in seinem Heere vertreten und führte doch zum größten Teile nur Söldner-fchaaren ins Feld, die er mit seinen Freunden zumeist aus den untern Volksschichten geworben hatte. Die Fürsten thaten sich zusammen und belagerten ihn endlich erfolgreich in seiner Burg Landstuhl, bei deren Verteidigung er den Tod fand. Hätten die Fürsten neue Schießwaffen, so habe er neue Mauern, hatte er zuversichtlich ausgesprochen. Aber die Kugeln legten Bresche um Bresche in die 20 Schuh dicken Mauern, bis sie Franz von Sickingen selbst trafen. Als er todeswund auf seinem Lager ruhte, brachen die Sieger herein, und ehrfurchtsvoll knieten die Fürsten an dem Sterbebett eines der edelsten Ritter nieder, ein Vaterunser für die fliehende Seele zu beten. Kurz nach ihm starb, noch
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Friedrich Franz_von_Sickingen Franz Franz_von_Sickingen Franz
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fertigen, oder stellten sie sich gar nicht, so wurden sie verfemt. Über kurz oder
lang fand man sie tot, an einem Baume aufgeknüpft oder mit einein Messer in
der Brust.
12. Rudolf von Habsburg (1273—1291).
1. Das Zwischenreich (Interregnum) nach dem Tode des letzten Hoheir-
staufen ist die kaiserlose, die schreckliche Zeit, in der kein Richter in deutschen
Landen war und Gewalt vor Recht ging. Handel, Gewerbe und Ackerbau lagen
darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes sicher. Die Fürsten und
Herren rauften sich ungestraft in endlosen Fehden, und nur die stärkste Faust
behielt Recht. Die Raubburgen wuchsen wie Pilze auf allen Anhöhen. Hier
hielten die Raubritter Wacht, ob nicht Warenzüge sich nahten. Kam eine Beute
in Sicht, so schwangen sie sicb in den Steigbügel, überfielen und plünderten die
Warenzüge und erpreßten für die Gefangenen ein Lösegeld.
2. Rudolfs Wahl. Ganz Deutschland war die
traurigen Zustände müde und wünschte einen kräftigen
Regenten an die Spitze. Da traten endlich die Fürsten
zusammen und suchten nach einem Manne, der nicht zu
mächtig, aber doch kräftig und weise genug sei, um die
Ordnung wieder herzustellen. Die Wahl siel auf den
Schweizer Rudolf von Habs bürg, der einst den
Erzbischof von Mainz auf einer Reise nach Nom durch
die Alpen geleitet und diesem gar wohl gefallen hatte.
Bei Rudolfs Krönung in Aachen war das Zepter ver-
gessen. Nasch besonnen nahm er das Kruzifix vom Altar
und sagte: „Das Zeichen, in dem die Welt erlöst ist, mag
auch wohl als Zepter dienen!"
3. Seine Kämpfe. Rudolf wußte sich überall
Achtung zu verschaffen. Alle Zeit und Kraft widmete er
der Wiederherstellung der Ordnung in Deutschland. Um
Italien kümmerte er sich nicht. „Ich sehe wohl die Fuß-
tapfen derer, die glücklich hineingekommen, nicht aber
derer, die wohlbehalten herausgekominen sind!" pflegte i6. Rudols vo>, Habsburg.
er zu sagen. Der schlimmste Feind für Deutschlands Ruhe war der Böhmcnkönig
Ottokar, der Rudolf nicht anerkennen und das angemaßte Österreich nicht
herausgeben wollte. Rudolf zog mit geringer Macht und ohne Geld gegen ihn.
„Ich habe kein Geld in der Kriegskasse als diese 5 Schillinge," sagte er, „aber
der Herr, der immer geholfen hat, wird auch jetzt sorgen!" Ottokar verlor in
der Schlachthaus dem Marchfelde(1278) sein Leben, und Rudolf belehnte seine
Söhne mit Österreich. So wurde er der Stammvater der Habsburger in Äster-
reich. Im ganzen Reiche stellte Rudolf die Ordnung wieder her , indem er den
Fehden Halt gebot, die Raubburgen zerstörte und die Raubritter hängen oder
köpfen ließ, so in Erfurt auf einmal 29.
4. Sein Charakter. Er war von hohem Wüchse, hatte eine große gebogene
Rase, eine etwas dicke Unterlippe, viele Stirnfurchen und ein mild-ernstes Gesicht.
Er trug beständig ein graues Wams, das er auf Kriegsfahrten selber flickte.
Im Kriege teilte er alle Beschwerden und Entbehrungen mit den Soldaten.
Gegen Freund und Feind war er gerecht; jedem gestattete er auf Reisen durchs
Reich freien Zutritt; für alle Hilfsbedürftige hatte er eine offene Hand. Wie
uneigennützig und redlich er war, das drückte das Volk dadurch aus, daß es von
manchem feiner Nachfolger sagte: „Der hat Rudolfs Ehrlichkeit nicht!"
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_von_Habsburg Rudolf Rudolfs Rudolfs Rudolf_von_Habs Rudolf Rudolfs Rudolf Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Ottokar Ottokar Rudolf Rudolf Rudolf Rudolf Rudolfs
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Mainz Rudolfs Aachen Deutschland Italien Habsburg Deutschlands Äster- Erfurt Rudolfs