147
Friedrich I. zum größten Staufer? — Deute die Kyffhäusersage! — „Die Weiber
von Weinsberg" von Chamisso. „Hie Welf" von Strachwitz. „Heinrich der
Löwe" von Mosen. Uhlands „Schwäbische Kunde". Rückerts „Kaiser Barbarossa".
„Friedrich Rotbart" von Geibel. — Lessings „Nathan der Weise".
47. Der Staufer Friedrich Ii. (1215—1250).
1. Sein Vater Heinrich Yi. rächt Beleidigungen. Heinrich Vi.
war Barbarossas Sohn und folgte diesem auf dem Kaiserthrone. Er
war ein kluger, entschlossener und tapferer
Mann, aber harten Herzens. Als Gatte
der Konstantia beanspruchte er nach dem
Tode des letzten Normannenkönigs Unter-
italien, aber erst durch den zweiten Römer-
zug setzte er sich in den Besitz dieses Erbes
und strafte die besiegten Gegner grausam.
Mit Heinrich dem Löwen, dem grau ge-
wordenen „Empörer", söhnte er sich endlich
um diese Zeit aus. An dem englischen
König Richard Löwenherz rächte er die
Schmach von Akkon. Derselbe litt auf
seiner Heimfahrt von Palästina im Adria-
tischen Meere Schiffbruch, wurde auf seiner
Wanderung durch Österreich von seinem
F-mde, dem Herzog Leopold, ergriffen und «Ne«"««-"
in Dürrenstein an der Donau eingekerkert.
Heinrich Vi.
Kaiser Heinrich ließ sich den Gefangenen ausliefern und verwahrte ihn
auf der Burg Trifels in der Pfalz, bis das englische Volk ein un-
geheures Lösegeld bezahlt hatte. Heinrich starb im 32. Lebensjahre
infolge einer Erkältung in Messina.
2. Friedrich Ii. beugt sich unter den gewaltigen Papst Jnno-
cenz Iii. Friedrich Ii. war beim Tode seines Vaters noch ein Kind.
Um die Krone stritten lange der Staufer Philipp von Schwaben
und der Welfe Otto von Braunschweig. Als der Sieg auf des
ersteren Seite neigte, wurde er in Bamberg ermordet. Seine zarte
Gemahlin Irene, eine griechische Kaisertochter, starb infolge des Schreckens
kurze Zeit nach ihm. Sie war durch Anmut und feine Sitte aus-
gezeichnet. Ihr berühmter Zeitgenosse Walther von der Vogelweide
nannte sie eine „Rose ohne Dorn, eine Taube sonder Galle". Otto
verscherzte selbst sein Ansehen durch Trotz und Geiz und wurde ohne
Mühe von Friedrich Ii. verdrängt. Diesen hob und trug die Liebe
des Volkes und das Ansehen seines Vormundes, des Papstes Innocenz lll.
Unter diesem Papste (um 1200) erreichte das Papsttum den
höchsten Gipfel der Macht. Alle Fürsten Europas fügten sich
dem Willen dieses gewaltigen Geistes und reinen Charakters. Den
König Johann von England zwang er durch den Bann, sein Land
von ihm zu Lehen zu nehmen. Den König Philipp August von
Frankreich nötigte er durch Bann und Interdikt, d. h. die Untersagung
10*
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Frankreich Philipp August
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem.
(Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.)
6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen
Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle
keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone
geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes".
Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten
besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100
unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König
von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung
der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig,
Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten.
Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der
Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich
das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver-
schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach
200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291
Akkon, den Türken wieder in die Hände.
7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz-
züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht
erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche
Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche
gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die
vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und
Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen
einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten
Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum
erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.
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Extrahierte Personennamen: Kugler Gottfried Balduin
146
und Lieder der Minnesänger bildete
dieses Fest den Glanzpunkt des Mittel-
alters und lebte noch lange in Sagen
und Liedern fort. Zwei Söhne des
Kaisers wurden zu Rittern geschlagen
(Fest der „Schwertleite"), und Friedrich
selbst zeigte sich bei den Kampfspielen
kräftig und gewandt wie ein Jüngling.
Auf einer sechsten friedlichen Fahrt
nach Italien wurden ihm überall in
dem beruhigten Lande die größten Ehren
erwiesen. Er vermählte in Mailand mit
\\o. Siegel Friedrichs I. W. seltenem Glanze seinen Sohn Heinrich
mit Konstantia, der Erbin von Neapel und Sicilien.
10. Wie er auf einem Kreuzzuge den Tod fand. Aus dem
Morgenlande kam die Kunde, daß der edle Sultan Sa lad in von
Ägypten die Christen besiegt und Jerusalem eingenommen habe. Da
stellte sich der greise Held Friedrich an die Spitze eines auserlesenen
Kreuzheeres, zog durch Deutschland, Ungarn und das griechische Reich
und rückte siegreich in Kleinasien vor. Bei dem Übergange über den
Fluß Saleph sprengte, wie berichtet wird, der Kaiser, um schneller hinüber-
zukommen, mit dem Rosse in die Flut, wurde aber vom Schlagfluß
getroffen, von den Wellen ergriffen und als Leiche von den Seinen ans
1190 Ufer gebracht. Wahrscheinlicher aber ist, daß er beim Baden umkam.
Die Trauer des Heeres war unbeschreiblich. Klagen erfüllten bei Tage das
Lager, und Fackeln erleuchteten es schaurig bei Nacht. Der Leichnam
wurde in Antiochien beigesetzt. In Deutschland wollte man nicht an den
Tod des herrlichen Helden glauben. Weil mit ihm des Reiches Herrlich-
keit verschwand, so versetzte ihn die Sage in den Kyffhäuser, und
das Volk wartete sehnlich auf seine Wiederkehr und des Reiches
Erneuerung.
11. Wie der Kreuzzug traurig auslief. Der Kreuzzug endete
erfolglos, obgleich Philipp August von Frankreich und Richard
Löwenherz von England noch zu den Deutschen stießen. Bei der
Eroberung Akkons wurden die Deutschen von Richard Löwenherz
bitter gekränkt, indem letzterer ihnen ihren Beuteanteil verweigerte und
die Fahne Leopolds von Österreich herabreißen und durch den Kot der
Gassen schleifen ließ.
Deutsche und Franzosen zogen heim; die Engländer aber waren zu
schwach, um dem mächtigen Saladin Jerusalem zu entreißen. Durch
einen Vertrag erhielten die Christen einen Küstenstrich und die Erlaubnis
zum Besuche der heiligen Örter. Richard Löwenherz aber kehrte um
im Angesichte Jerusalems mit den Worten: „Wer des Heilandes Grab
nicht befreien kann, der soll es auch nicht sehen!" Lange dauerte es,
ehe Richard nach mancherlei Wechselfällen seine Heimat wiedersah.
Fragen: Welches war das Verhältnis von Kaiser- und Papsttum in dieser
Zeit? — Welches sind die Ursachen der Niederlage bei Legnano? — Was macht
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrichs_I. Heinrich Heinrich Friedrich Friedrich Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Richard
Löwenherz_von_England Richard_Löwenherz Leopolds Richard_Löwenherz
Extrahierte Ortsnamen: Italien Mailand Neapel Sicilien Jerusalem Deutschland Ungarn Kleinasien Deutschland Jerusalem Jerusalems Legnano
150
gegen „Entschädigungen" die Krone einem englischen und einem spanischen
Fürsten übertragen. Beide bekümmerten sich ebensowenig um Deutschland
wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten
waren völlig selbständig geworden. Handel, Gewerbe und Acker-
bau lagen gänzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes
sicher. Die Fürsten und Herren rauften miteinander in endlosen Fehden,
und nur der Stärkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren
Burgen aus, die an den Landstraßen auf geschützten Orten sich zahlreich
erhoben, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich
in den Steigbügel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen
gab, daß Reifende oder Warenzüge nahten, um die reichen Warenzüge
der Kaufleute zu plündern und von den Gefangenen oft ein sehr hohes
Lösegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg-
reif (d. i. Steigbügel) schloffen die Städte, welche unter diesem Unwesen
am meisten litten, Bündnisse zu Schutz und Trutz.
Unteritalien gab der Papst als päpstliches Lehn dem finsteren Karl
von Anjou, einem Bruder Ludwigs des Heiligen von Frankreich.
Karl unterdrückte mit grausamer Härte Adel, Bürger und Geistlichkeit,
und das ganze Land seufzte unter den Händen dieses Henkers.
2. Der unglückliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern
am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Sproß der Staufer, Konrads
Sohn Konradin, auf. Zwei Minnelieder in der Manesseschen Samm-
lung bezeugen feine dichterische Begabung. Der Ruf der Italiener, das
Drängen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzens veranlaßten
ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein väterliches Erbe von den
Franzosen zurückzufordern. Vergeblich hatte seine Mutter Elisabeth
von dem Zuge abgemahnt, mit Thränen und trüben Ahnungen in Hohen-
schwangau von ihm Abschied genommen. In Italien wurde der herr-
liche Jüngling überall mit Jubel ausgenommen. Doch der Papst sprach
den Bann über ihn aus. Bei Tagliacozzo siegte Konradin anfänglich
über Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu früh zerstreuten
und zu plündern anfingen, fiel ein Hinterhalt über sie her und brachte
ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht
mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von
Anjou ausgeliesert. Dieser stellte ihn als einen Räuber und Empörer
vor ein Gericht, das ihn aber freisprach. Nur der knechtisch gesinnte
Robert von Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Daraufhin befahl
Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung.
3. Sein rührendes Ende. Das Todesurteil wurde Konradin
vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß.
Gefaßt bereitete er sich zum Tode vor. Am 29. Oktober 1268 bestieg
er mit seinen Gefährten das Blutgerüst. Robert von Bari verlas das
Todesurteil und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt,
Graf Robert von Flandern auf und rief ihm mit drohend ge-
schwungenem Schwerte zu: „Wie kannst du, feiger Schurke, einen so
herrlichen Ritter zum Tode verurteilen!" Und das geschwungene Schwert
traf den bösen Mann. Konradin aber umarmte seinen Freund, befahl
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Extrahierte Personennamen: Karl
von_Anjou Karl Ludwigs Karl Konradins Konrads Konradin Konradin Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradin Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Karl_von
Anjou Karl Robert_von_Bari Karl Karl Konradin Friedrich Friedrich Robert_von_Bari Robert_von_Flandern Konradin Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Unteritalien Frankreich Italien Bayern Manesseschen_Samm- Italien Hohen- Italien
113
Heinrich dem Lwen das Herzogtum Bayern, das dessen Vater, Heinrich dem Stolzen, genommen worden war, zurck,
steuerte dem Raub- und Fehdewesen und vollzog an vornehmen Landfriedens-strern die Strafe des Hundetragens.
4. Wie er Mailand warnte und r-mische Tcke zchtigte. Um die italienischen Verhltnisse zu ordnen, trat Friedrich seinen ersten Zug nach Italien an. Die lom-bardischen Städte waren durch den Handel mit dem Morgenlande reich geworden und hatten sich wenig um die kaiserlichen Hoheits-rechte bekmmert. Besonders trotzte das mchtige Mailand dem Kaiser. Friedrich hatte nicht genug Kriegsvolk, um schon jetzt dessen bermut zu demtigen. Er zerstrte nur zur Warnung einige Städte, welche mit 35. Friedrich I. Mailand verbndet waren. Dann lie er
sich in Pavia mit der eisernen, in Rom mit der goldenen Krone krnen. Den Ketzer Arnold von Breseia, der die christliche Kirche in ihrer ersten Einfachheit herstellen und Rom zur Republik machen wollte, lieferte er dem Papste aus. Dieser lie ihn verbrennen und die Asche des verbrannten Leichnams in den Tiber streuen. Die Rmer aber berfielen am Tage der Kaiserkrnung Friedrichs Lager. Im Kampf-getmmel strzte Friedrich vom Pferde, aber die Tapferkeit Heinrichs des Lwen rettete ihn und scheuchte die Rmer hinter ihre Mauern. Dem verwundeten Lwen trocknete Friedrich das Blut ab und sagte dankbar: Heinrich, ich gedenk' dir's!" Nun kehrte der Kaiser heim; denn das Heer war durch Seuchen geschwcht, und die Fürsten wollten nicht lnger verweilen. Unterwegs berfielen lombardische Wegelagerer den Kaiser an der Veroneser Klause, einem schmalen Engpa an der Etsch, den ein Felsenschlo beherrschte, und wlzten Felsen und Bume herab. Aber Otto von Wittelsbach erkletterte mit 200 Bewaffneten die steile Felswand, nahm die Burg ein und lie die Wege-lagerer der die Klinge springen.
5. Wie er das widerspenstige Mailand demtigte. Nachdem Friedrich mit Weisheit und krftiger Hand in Deutschland Ordnung geschaffen hatte, unternahm er den zweiten Zug nach Italien mit einem starken Heere. Mailand beharrte auch jetzt noch in seinem Hoch-mut und Trotz und unterwarf sich erst nach vierwchiger Belagerung. Barfu, mit Stricken um den Hals oder Schwertern um den Nacken, muten Brger und Adlige am Throne des Kaisers Gehorsam geloben, Geiseln stellen und alle widerrechtlich angematen Rechte aufgeben. Friedrich lie hierauf durch berhmte italienische Rechtskundige die
Po lack. Geschichtsleitfaden. 12. Aufl. 8
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Extrahierte Ortsnamen: Mailand Italien Mailand Mailand Pavia Rom Rom Friedrichs Mailand Deutschland Italien Mailand
117
Rmerzug setzte er sich in den Besitz dieses Erbes und strafte die besiegten Gegner grausam. Viele sicilische Groen lie er teils blenden und spieen, teils hngen, vergraben oder verbrennen. Mit Heinrich dem Lwen, dem grau gewordenen Emprer", shnte er sich endlich um diese Zeit aus. Den englischen König Richard Lwenherz, der auf seiner Heimfahrt aus Palstina im Adriatischen Meere Schiffbruch gelitten und auf seiner Wanderung durch sterreich von seinem Feinde, dem Herzog Leopold, ergriffen und in Drrenstein an der Donau ein-gekerkert worden war, lie er sich ausliefern und auf der Burg Trifels in der Pfalz verwahren, bis dessen Volk ein ungeheures Lsegeld be-zahlt hatte. Heinrich starb im 32. Jahre infolge einer Erkltung in Messina.
2. Friedrich Ii. beugt sich unter den gewaltigen Papst Innocenz Iii. Friedrich Ii. war Heinrichs Vi. Sohn, ein Mann von kniglicher Schnheit, hoher Begabung und Bildung und groer Willensstrke. Sein Erbland Unteritalien brachte er zu hoher Blte, und sein Hof in Palermo war der Mittel-Punkt ueren Glanzes und geistigen Strebens.
Unter Innocenz Iii. hatte das Papsttum den hchsten Gipfel der Macht er-reicht. Alle Fürsten Europas beugten sich dem Willen dieses gewaltigen Geistes und reinen Charakters. Den König Johann von England zwang er durch den Bann, sein Land von ihm zu Lehen zu nehmen; den König Philipp August von Frankreich n-tigte er, seine verstoene Gemahlin wieder aufzunehmen. berall gab sein Machtspruch als der des obersten Richters den Ausschlag.
Er machte die Inquisition, ein geistliches Gericht, das die Ketzer aufsprte, durch Folter-qulen zum Gestndnis brachte und durch Feuer und Schwert vertilgte, zur bleibenden Einrichtung. Gegen die ketzerischen Sekten 86. Friedrich Ii.
der Waldenser und Albigenser im sd-lichen Frankreich lie er nach miglckten Bekehrungsversuchen einen Kreuzzug predigen. Bei Innocenz' Lebzeiten wagte der jugendliche Kaiser Friedrich keinen Widerspruch gegen die ppstliche Allgewalt. Auch unter dem folgenden milden Papste blieb das Verhltnis ein sehr freundliches.
3. Friedrich bekmpft den Papst, gewinnt Jerusalem und beruhigt Deutschland. Unter dem leidenschaftlichen Greise Gregor Ix. entbrannten die Kmpfe zwischen Kaiser- und Papsttum heftiger als je. Er that den Kaiser wegen der Aufschiebung eines Kreuzzuges in den Bann. Friedrich unternahm denselben 1228, gewann von dem hoch-
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Extrahierte Ortsnamen: Palstina Drrenstein Donau Messina Unteritalien Palermo Europas Frankreich Frankreich Jerusalem Deutschland
119
47. Konradin, der letzte Staufer.
1. Die traurigen Zustnde in Deutschland. Das Jnter- 1256 regnum oder Zwischenreich ist die kaiserlose, die schreckliche Zeit, in bis der kein Richter in deutschen Landen war und Gewalt berall vor Recht ging. Einige Wahlfrsten hatten nach dem Tode Wilhelms gegen Entschdigungen" die Krone an Richard von Cornwallis, die anderen an Alphons von Kastilien bertragen. Beide bekmmerten
sich ebensowenig um Deutschland, wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten waren vllig selbstndig geworden. Handel, Gewerbe und Ackerbau lagen gnzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes sicher. Die Fürsten und Herren rauften mit einander in endlosen Fehden, und nur der Strkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren Burgen aus, an den Land-straen, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich in den Steigbgel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen gab, da Reisende oder Warenzge nahten, um die reichen Warenzge der Kaufleute zu plndern und von den Gefangenen ein oft sehr hohes Lsegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg-reis1) schlssen die Städte, welche unter diesem Unwesen am meisten litten, Bndnisse zu Schutz und Trutz.
In Unteritalien folgte auf Konrad Iv. sein edler, hochgebildeter Bruder Manfred. Der Papst aber gab dessen Land als ppstliches Lehen dem finstern Karl von Anjou. Manfred wurde im Helden-kmpfe gettet und als staufische Ketzerleiche" am Fluufer eingescharrt.
Karl unterdrckte nun mit grausamer Hrte Adel, Brger und Geist-lichkeit, und das ganze Land seufzte unter den Hnden dieses Henkers.
*) Der Stegreif = der Steigring oder Steigbgel. Aus dem Stegreif", eigentlich = ohne abzusteigen, dann = ohne Vorbereitung.
2. Der unglckliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Spro der Staufer, Konrads Sohn Konradin, auf. Der Ruf der Italiener, das Drngen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzen veranlaten ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein vterliches Erbe von den Franzosen zurckzufordern. berall wurde der herrliche Jngling mit Jubel aufgenommen. Bei Tagliacozzo (spr. Taljakozzo) siegte er anfnglich der Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu frh zerstreuten und zu plndern anfingen, fiel ein Hinterhalt der sie her und brachte ihnen eine gnzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von Anjou ausgeliefert. Dieser stellte ihn als einen Ruber und Emprer vor ein Gericht, das ihn aber frei sprach. Nur der knechtisch gesinnte Robert von Bari erklrte ihn des Todes schuldig. Darauf hin befahl Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung.
3. Das rhrende Ende Konradins. Das Todesurteil wurde Konradin vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schach-
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Extrahierte Personennamen: Konradin Konradin Wilhelms Wilhelms Richard_von_Cornwallis Alphons_von_Kastilien Konrad_Iv Konrad Manfred Karl_von_Anjou Karl Manfred Karl Karl Konradins Konrads Konradin Konradin Karl_von_Anjou Karl Konradin Konradin Friedrich_von_Baden Friedrich Karl_von_Anjou Karl Robert_von_Bari Karl Karl Konradins Konradin Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Deutschland Unteritalien Italien Bayern Italien Konradins
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betretenen Mienen darin eine ble Vorbedeutung sahen, rief er, mit ausgebreiteten Armen auf der Erde liegend: Ich halte dich, England!" 1066 Bei Hostings entbrannte die Entscheidungsschlacht. Harald war mit geringer Heeresmacht herbeigeeilt und wurde trotz beispielloser Tapferkeit besiegt und gettet. Wilhelm verfuhr nun mit schonungsloser Hrte gegen die Angelsachsen. Seinen normannischen Rittern gab er die besten Sehen; die normannische Sprache machte er zur herrschenden, und die Angelsachsen drckte er mit hohen Steuern. Jahrhunderte dauerte der Verschmelzungsproze der beiden Nationen. Die englische Sprache, der englische Charakter und die englische Sitte ist ein Gemisch deutscher, franzsisch-normnnischer und alt-britischer Eigentmlichkeiten.
Von Wilhelms Nachkommen eroberte Heinrich Ii. die Ostkste der Insel Irland. Als er die bermacht der Kirche brechen und die Geistlichen der weltlichen Gerichtsbarkeit unterwerfen wollte, fand er in dem Erzbischof Thomas Becket einen zhen Widersacher. Auf ein zorniges Wort des Knigs ermordeten vier Ebelleute den Erzbischof an den Stufen des Hochaltars. Heinrich wurde in den Bann gethan; seine Gattin hetzte seine eigenen Shne zur Emprung auf, und berall im Lande regte sich Zwietracht und Aufruhr. Da mute der König nachgeben und reuig zum Grabe feines ermordeten Gegners pilgern. Ihm folgte sein abenteuerschtiger Sohn Richard Lwen-herz. Nach seiner Heimkehr aus Palstina ttete diesen ein Pfeilschu bei der Belagerung eines franzsischen Schlosses. Sein treuloser und wankelmtiger Bruder Johann ohne Land verlor durch unglckliche Kriege alle seine franzsischen Besitzungen. Im Streite mit dem Papste mute er endlich sein Land von diesem zu Lehen nehmen. Nach langem Hader mit seinen Unterthanen zwangen sie ihm mit den Waffen in der Hand die Magna Charta ab, b. i. den groen Freiheitsbrief, der die Grundlage der englischen Volksfreiheit und Staatsverfassung ist.
Fragen: Was lockte die Dnen nach England? Warum heit Alfred der Groe"? Aus welchen Elementen ist das englische Volk und die englische Sprache entstanden? Taillefer" von Uhland. Bertran de Born" von Uhland (Aus den Kmpfen Heinrichs Ii. mit seinen Shnen).
50. Rudolf von Habsburg (12731291).
1. Er war weife im Rat. Ganz Deutschland war die traurigen Zustnde der kaiserlosen, schrecklichen Zeit mde und wnschte einen weisen, krftigen Regenten an die Spitze. Da traten die Fürsten zur Kaiserwahl zusammen und suchten nach einem Manne, der nicht allzu begtert und mchtig, aber durch Thatkraft und Weisheit imstande sein sollte, die Ordnung wieder herzustellen. Der Erzbischof von Mainz wute die Wahl auf den Schweizer Grafen Rudolf von Habsburg zu lenken. Derselbe hatte ihn einst auf einer Reise nach Rom sicher 1273 der die Alpen geleitet. Bei Rudolfs Krnung in Aachen war das
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Extrahierte Ortsnamen: England Irland Palstina England Deutschland Mainz Rom Rudolfs Aachen
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unternahm mit Barbarossa und Richard Lwenherz den dritten Kreuzzug. Dem schwachen Johann ohne Land entri er den grten Teil der englischen Besitzungen.
1300 Philipp der Schne machte sich um 1300 durch List und Gewalt zum unumschrnkten Herrscher. Die Templer rottete er aus und eignete sich ihre Gter an. Die Juden beraubte und vertrieb er. Den herrschschtigen Papst Bonisaz lie er gefangen nehmen, und
1309 dessen Nachfolger ntigte et, seine Residenz von Rom nach Avignon zu verlegen. Seit dieser Zeit sank die ppstliche Macht von ihrer Hhe. Man nennt die folgenden 70 Jahre, in denen die Ppste zu Avignon nur Spielblle in der Hand der sranz-sischen Machthaber waren, die babylonische Gefangenschaft der Kirche".
2. Die Englnder bedrngten Frankreich. Das Haus Valois kam nach den Capetingern auf den Thron. Aber der König von England erhob Ansprche auf Frankreich, und nun begann ein der
1339 hundert Jahre dauernder Krieg zwischen England und Frankreich. Die Englnder gewannen den Norden Frankreichs und drohten, Karl Vii. das ganze Land zu entreien. Das Volk war mutlos, ja teilweise dem Könige feindlich gesinnt. In der grten Not kam wunderbare Hilfe durch eine Jungfrau, deren Leben von der Sage spter vielfach ausgeschmckt worden ist.
3. Eine begeisterte Jungfrau verhie Hilfe. In einem lothringischen Dorfe lebte der Bauer Thibaut d'arc. Seine Tochter Johanna war ein stilles, schwrmerisches Mdchen. Als sie von der Not des Knigs und des Vaterlandes hrte, flehte sie Gott inbrnstig um Rettung an und hing beim Weiden ihrer Herden unablssig dem Gedanken nach, wie dem Könige in seiner Not zu helfen sei. Da sah sie in ihren Trumen unter ihrem Lieblingsbaumeden Erzengel Michael erscheinen, der sie zur rettenden That aufforderte; ihre Gedanken und Trume wurden ihr zur gttlichen Offenbarung. Sie verlie ihre Herden, lie sich von einem Oheim zu dem Befehlhaber der nchsten
1429 Stadt führen und teilte ihm die gttliche Botschaft mit. Dieser ver-lachte sie anfangs, wurde aber dann durch ihre unerschtterliche Festig-fett besiegt und beschlo, sie zum Könige geleiten zu lassen. Das be-geisterte Volk gab der Jungfrau ein Pferd, Waffen und mnnliche Kleidung, und zwei Ritter geleiteten sie unter vielen Gefahren zu dem Könige. Diesem sagte sie, da Gott sie berufen habe, Orleans zu befreien und den König zur Krnung nach Reims zu führen. Der König stellte sie vielfach auf die Probe, um sich zu berzeugen, ob sie nicht eine Betrgerin oder Zauberin sei, aber sie bestand in allen Stcken die Prfung.
4. Sie verrichtete Thaten des Mutes und Edelsinns. Nun stellte sich die Jungfrau mit einer weien Fahne in der Hand an die Spitze eines Heerhaufens, den sie in strenger Zucht hielt, und zog gegen die Englnder vor Orleans. Sie begann den Sturm auf ihre
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Extrahierte Personennamen: Barbarossa Barbarossa Richard_Lwenherz Johann Philipp_der_Schne Philipp Bonisaz Karl_Vii Karl Johanna Michael
Extrahierte Ortsnamen: Rom Avignon Avignon Frankreich England Frankreich England Frankreich Frankreichs Reims
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gewande zum heiligen Grabe und dankte Gott knieend fr den Sieg. Auch das Kriegsvolk hrte auf zu morden und zog barfu und entblten Hauptes unter Bugesngen nach der Grabeskirche, um inbrnstig zu beten.
6. Das schwache Knigreich Jerusalem. Man bot dem edlen Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornen-krne geblutet hatte, und nannte sich nur Beschtzer des heiligen Grabes". Nachdem er dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der unsglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung der Kstenstdte und durch ein Bndnis mit den Handelsstdten Venedig, Genua und Pisa, die unablssig Ver-strkungen brachten.
Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der Trken ging spter ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich das Abendland in sieben Kreuzzgen seine beste Kraft im Orient ver-schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palstina, die Festung Akkon, den Trken wieder in die Hnde. 1291
7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzge. Der Zweck der Kreuz-zge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einflu auf das ffentliche Leben und die Kulturentwickelung im Abendlande ausgebt. Die Kirche gewann an Macht. Herzge und Grafen zogen erledigte Lehen ein. Vor allem aber brachten die Kreuzzge den greren Stdten Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum erkauften sie leicht von den geldbedrftigen Fürsten grere Vorrechte. Nicht minder wuchs das Ansehen des Ritterstandes, dessen eigenartige Sitten und Einrichtungen sich damals ausbildeten. In den geistlichen Ritterorden, welche infolge der Kreuzzge entstanden, offenbart sich der edelste Charakter des Rittertums. Im allgemeinen erweiterten die Kreuzzge den geistigen Gesichtskreis und fhrten einen Aufschwung des Handels, des Gewerbes, der Knste und auch der Wissenschaften herbei.
Fragen: Welchen Einflu hatten die Kreuzzge in Bezug auf die Staaten.
blldung Europas? Wie untersttzten sie das Streben der Ppste nach der Oberherrschaft der die weltliche Macht? Wie frderten sie die Entwickeluna des Brgertums? Welchen Vorteil hatten Knste und Wissenschaften davon? Wte wurden Handel und Gewerbe gefrdert? Wie trugen sie zur Veredeluna des Rittertums bei? Welchen Einflu hatten sie auf die Sittlichkeit?
"Tasso" (Verfasser des befreiten Jerusalem") von Goethe.
45. Friedrich I. Barbarossa (11521190).*)
1. Wie sein Oheim, der erste Staufer Konrad Iii., zur Regierung gelangte. Nach dem Erlschen des frnkischen Kaiserhauses lenkte die ppstliche Partei die Wahl auf den sechzigjhrigen Lothar
*) A. Richter, Bilder fr Schule und Haus. Heft: Deutsche Kaiser".
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Extrahierte Personennamen: Gott Gottfried Balduin Goethe Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Konrad_Iii Konrad Lothar
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Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Jerusalem Venedig Genua Orient Palstina Europas