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Krieg mit den Türken; Friede zu Pciflarorvitz (1718). —
Gleich nach dem spanischen Erbfolgekriege wurde der Kaiser
Karl Vi. in einen Krieg mit den Türken verwickelt. Diese
hatten unter dem Vorwände, die verweigerte Auslieferung
geflüchteter Montenegriner zu rächen, in der Wirklichkeit aber,
um das im Carlowitzer Frieden verlorene Morea wieder zu
gewinnen, den Venetianern, und als sich der Kaiser zu deren
Vertheidigung rüstete, auch diesem den Krieg erklärt. Der
Prinz Eugen erwarb sich in demselben neue Lorbeeren. Er
erfocht bei Peterwardein im August 1716, und in dem-
selben Monat des folgenden Jahres bei Belgrad, der Haupt-
stadt Serbiens, zwei äußerst glänzende Siege, eroberte dann
Belgrad selbst, welches die Türken als das Hauptbollwerk
ihres Reiches ansahen, und nöthigte sie zu dem Frieden von
Passarowitz (1718). In Folge dessen behielt der Kaiser
die Walachei bis an das rechte Ufer des Altflusses, das Te-
meswarer Banat, die Festung Belgrad, einen Theil Serbiens
und einen Landstrich in Bosnien. Auch Venedig behauptete
in diesem Frieden seine Eroberungen in Dalmatien und Al-
banien; nur Morea mußte es an die Pforte zurückgeben.
Dieser Krieg mit der Türkei bot dem Könige Philipp V.
von Spanien eine erwünschte Gelegenheit dar, dem Kaiser,
der ihn noch nicht hatte anerkennen wollen, Sicilien und Sar-
dinien zu entreißen. Und da Philipp auch noch nach der
französischen Krone strebte, so schlossen jetzt (1718) England,
Frankreich, Holland und der Kaiser die Quadrupelallianz
oder den Viermächtebund und zwangen den König von Spa-
nien, jene Inseln wieder zu räumem und gegen seine Aner-
kennung vom Kaiser auf alle ehemaligen spanischen Neben-
länder in Europa zu verzichten. Der Kaiser tauschte hierauf
von Savoyen Sicilien gegen Sardinien ein, und der bereits
im Utrechter Frieden zum Könige erhobene Herzog von Sa-
voyen nannte sich seitdem König von Sardinien.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Vi Karl Eugen Eugen August Philipp_V. Philipp_V. Philipp Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Belgrad Serbiens Belgrad Serbiens Bosnien Venedig Dalmatien Spanien Sicilien England Frankreich Holland Europa Savoyen_Sicilien Sardinien Sardinien
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Mehrere kehrten sogleich zu Schiffe in ihre Heimath zurück. Das
übrige Heer führte des Kaisers Sohn, Herzog Friedrich, bis zur
Stadt Accon (auch (Ptolemais oder Acre genannt), wo er den
Orden der deutschen Ritter gründete, und belagerte sie. Hier
ereilte auch ihn der Tod. Eine unter dem Kreuzheere ausgc-
brochene Seuche raffte den hoffnungsvollen Jüngling dahin.
Nach ihm führte Leopold von Oesterreich die Deutschen an und
that Wunder der Tapferkeit.
Fortsetzung dieses Kreuzzuges.
51. Philipp August und Richard Löwenherz.
Im Jahre 1190 traten auch der König von Frankreich,
Philipp August, und der König von England, Richard I.,
dem seine Heldenkühnheit den Beinamen Löwen herz erworben
hat, gemeinschaftlich den Kreuzzug an. Sie beschlossen, statt des
mühsamen und gefährlichen Landweges durch Ungarn lieber zur
See die Reise zu unternehmen. Die italienischen Seestädte Ge-
nua, Pisa und Venedig übernahmen die Ucberfahrt und
Versorgung der Heere und wurden dadurch reiche und mächtige
Seestaaten. Bei der Rückkehr beluden sie gewöhnlich die leeren
Schiffe mit Erde aus dem gelobten Lande. Diese wurde in
der Heimath theuer verkauft und auf die Begrübnißplütze ge-
streut; denn seliger glaubte der fromme Christ unter dein heiligen
Sande zu schlummern; und wer nicht so glücklich war, Palästinas
heilige Erde selbst zu betreten, der fand doch darin seinen Trost,
daß sie nach dem Tode seine irdische Hülle bedecken werde. Auch
wurde wohl Wasser aus dem durch die Taufe Christi geheiligten
Jordan mitgebracht, mit welchem Neugeborene in der heiligen
Taufe eingesegnet, Sterbende besprengt wurden.
Die Engländer schifften sich in Marseille, die Franzosen .
in Genua ein. In Messina vereinigten sich die beiden Könige
wieder. Schon hier entzweite Eifersucht und Nationalhaß die
Könige und ihre Heere. Sie mußten darum einen ganzen Win-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Leopold_von_Oesterreich Leopold Philipp_August Philipp August Richard_Löwenherz Philipp_August Philipp August Richard_I. Palästinas
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England Ungarn Venedig Taufe_Christi Marseille Genua Messina
171
tcr auf Sicilien liegen bleiben. Noch größer wurde der Zwiespalt,
als sie im folgenden Jahre bei der Stadt Accon landeten und
diese belagerten. Endlich erlag die hart bedrängte Stadt den
gemeinsamen Anstrengungen. Jetzt hatte Richard Löwenherz den
frechen Uebermuth, das siegreiche Banner Oesterreichs, welches
der Herzog Leopold zuerst auf den Zinnen aufgepflanzt hatte,
herunterreißen und in den Koth treten zu lassen. Da zog Leo-
pold, zu schwach, um solchen Schimpf an dem Uebermüthigen zu
rächen, mit den Deutschen ab.
Auch der König Philipp August konnte den stolzen hoch-
fahrenden Sinn des Richard nicht länger ertragen und schiffte
sich bald wieder ein; nur den Herzog von Burgund ließ er mit
zehntausend Mann zurück. Richard aber zog weiter vorwärts;
er erfocht manchen glänzenden Sieg über Saladin und erfüllte
das ganze Morgenland mit dem Schrecken seines Namens. Schon
war er Jerusalem nahe, da verließ ihn plötzlich auch der Herzog
von Burgund mit den französischen Truppen; selbst viele Eng-
länder zogen mit den Franzosen ab. Voll Ingrimm trat auch
Richard jetzt mit dem traurigen Ueberbleibsel seines Heeres den
Rückzug an. Er beschleunigte ihn so sehr als möglich, weil er
die Nachricht erhalten hatte, sein Bruder Johann gehe damit
um, sich auf den englischen Thron zu schwingen. Auf der Rück-
reise hatte er das Unglück, vom Sturme in's adriatische Meer
verschlagen zu werden. Bei Aqnileja, unweit Venedig, stieg er
an's Land. Verkleidet nahm er nun seinen Weg durch Deutsch-
land, ja mitten durch Oesterreich. Aber in dem Dorfe Erdberg
(einer heutigen Wiener Vorstadt) wurde er in einer Schenke
erkannt und an den Herzog Leopold ausgeliefert. Sofort ließ
dieser ihn verhaften und aus das Schloß Dürenstein an der
Donau setzen. Später lieferte er ihn als einen Rcichsfeind dem
damaligen Kaiser Heinrich Vi. aus. Dieser hielt den stolzen
Engländer in strenger Haft, aus Rache, weil er früher auch die
unruhigen Sicilier gegen ihn unterstützt hatte. Ueber die Nach-
richt von Nichard's Gcfangennehmung empfand Keiner größere
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Extrahierte Personennamen: Richard_Löwenherz Leopold Leopold Koth Philipp_August Philipp August Johann Johann Leopold Leopold Heinrich_Vi Heinrich
173
welches 57 Jahre, von 1204 bis 1261, unter der Herrschaft
der Abendländer blieb. Alsdann gelang es den Griechen, sich
wieder in den Besitz ihres Reiches zu setzen. Zur Bekämpfung
der Ungläubigen geschah in diesem Kreuzzuge nichts.
Um diese Zeit trieb schwärmerische Begeisterung sogar Scha-
ren von Kindern zur Annahme des Kreuzes. Geleitet von
dem mißverstandenen Ausspruche Jesus, daß man den Kindlcin
nicht wehren solle, zu ihm zu kommen, da solchen das Himmel-
reich sei, verließen im Jahre 1212 über dreißigtansend Kinder
ans Frankreich und zwanzigtausend aus Deutschland das elter-
liche Haus und die Heimat, um in allem Ernste das heilige
Land zu erobern. Den unschuldigen Kindern, glaubte man, wür-
den die Ungläubigen wohl nicht widerstehen können. Aber das
Schicksal dieser kleinen Pilger war ein höchst trauriges. Sie
starben entweder vor Hunger und Mattigkeit, oder fielen sogar
Sklavenhändlern in die Hände, welche ganze Schiffsladungen
derselben nach Aegypten an die Türken verkauften.
52. Heinrich Vi. (1190 — 1197). — Philipp von Schwaben
(1197—1208) und Otto Iv. (1197-1215).
Heinrich Vi. — Nach Friedrich's I. Tode bestieg sein
Sohn, Heinrich Vi., der schon längst von den deutschen Fürsten
zum Könige gewählt und bereits auch gekrönt war, den Thron
und regierte sieben Jahre. Er war gebildet, von festem, ent-
schiedenem Charakter, aber auch hart und grausam. Dieses be-
wies er vorzüglich bei der Unterwerfung Apuliens und Siciliens,
des Erbreiches seiner Gemahlin Constantia. Mit dem Tode
des kinderlosen Königes Wilhelm Ii. war hier das normannische
Haus (1130—1189) erloschen, und die Sicilier hatten aus Ab-
scheu gegen die deutsche Herrschaft den Grafen Tancrcd, und
nach dessen Tode seinen Sohn Wilhelm Iii. zum Könige ernannt.
Diese machten dem Kaiser sein Erbland noch fünf Jahre streitig.
Heinrich jedoch blieb Sieger. Alle Städte, selbst Palermo und
Neapel, leisteten ihm die Huldigung. Furchtbar war jetzt die
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Extrahierte Personennamen: Jesus Heinrich_Vi Heinrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Heinrich_Vi Heinrich Heinrich_Vi Heinrich Constantia Wilhelm Wilhelm Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Deutschland Apuliens Palermo Neapel
186
sein, in dessen Gewalt sich damals Palästina und Jerusalem
befand. Gelang es, Aegypten zu erobern, so mußte das übrige
von selbst fallen. Im Jahre 1248 schiffte er sich mit feiner
Gemahlin, seinen Brüdern und der französischen Ritterschaft ein
und landete bei Damiette. Der Anfang wurde mit dem besten
Erfolge gekrönt. Er eroberte Damiette und erfocht zwei herr-
liche Siege über den Sultan. Aber bald traten die alten Uebel
ein, von denen die Kreuzfahrer schon so oft waren heimgesucht
worden. Hungersnoth und Krankheiten zwangen sein Heer zum
Rückzüge, auf welchem es von den verfolgenden Saracenen fast
gänzlich aufgerieben wurde. Der König that Wunder der Tapfer-
keit, besonders in der Schlacht von Mansura, 1250; allein das
Glück verließ ihn. Er selbst und sein Gefolge nebst dem größ-
ten Theile des Heeres geriethen in die Gefangenschaft der Feinde.
Er bewies aber in seinem Unglücke eine Fassung, welche selbst
dem Sultan Achtung und Bewunderung einflößte. Für seine
eigene Befreiung trat er Damiette ab, für die seiner übriggeblie-
benen Truppen mußte er ein hohes Lösegeld entrichten. So un-
glücklich endete dieser Kreuzzug. Kurz vor dieser Zeit war es
auch, wo sich die Mamelucken, ein Haufen kriegerischer Soldaten,
die der Sultan in seinem Solde hielt, empörten, den Sultan
ermordeten und sich des ägyptischen Reiches bemächtigten.
Nachdem Ludwig aus den Händen der Ungläubigen be-
freiet und in sein Reich zurückgekehrt war, regierte er wieder
sechzehn Jahre hindurch als Landesvater. Er hatte aber keine
Ruhe; denn er glaubte sich seines Gelübdes noch nicht ent-
bunden. Auf Zureden seines Bruders, des tyrannischen Karl
von Anjou, des nämlichen, der den Kouradin zu Neapel
hatte hinrichten lassen, sollte dieser Kreuzzug zunächst gegen den
König von Tunis in Afrika gerichtet sein; dieser war dem Karl
eine große Geldsumme schuldig. Mehr aber wurde Ludwig zu
diesem Zuge durch die Hoffnung bewogen, daß der König von
Tunis das Christenthum annehmen würde. Im Jahre 1270 kam
dieser Zug zu Stande.
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Extrahierte Personennamen: Hungersnoth Ludwig Ludwig Karl
von_Anjou Karl Karl Karl Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Mansura Neapel Tunis Afrika Tunis
140 —
43. Erster Krenzzug (1096).
Endlich kam auch der wohlgeordnete Hauptzug zu Stande.
Au der Spitze desselben standen die Fürsten: Gottfried von
Bouillon, Herzog von Niedcrlothringen (Brabant); Bal-
duin und Eustach, seine Brüder; Raimund, Graf von
Toulouse; Bo hem und, Fürst von Tarent; der edele Tan-
kred, sein Neffe; Robert, Graf von der Normandie, ein
Sohn des Königes von England; Robert, Graf von Flan-
dern, der schon als Pilger in Jerusalem gewesen war; Hugo,
Graf von Vcrmandois, ein Bruder dcs Königes Philipp von
Frankreich; Stephan, Graf von Blois und Chartres, der so
reich war, daß man von ihm sagte, er habe so viele Schlösser,
als das Jahr Tage; der edele Ritter Walther von dem
Thurme zu Limoges mit seinem treuen Löwen, der ihn nie ver-
ließ, weil er ihn einst von einer Schlange gerettet hatte. An
diese Häupter der Kreuzfahrer schlossen sich unzählige Ritter
und Edele mit ihren Mannen und Reisigen an. Der Kern
des Heeres bestand größteutheils aus Franzosen, Lothringern,
Flandern, Normannen und Italienern. Jeder Fürst führte seine
Schar. Aber alle überragte au frommem Sinne und ritter-
licher Würde der edele Herzog Gottfried von Bouillon.
Er war gerade in der Blüthe seiner Jahre, ausgezeichnet durch
schönen Wuchs, voll Anmuth und Menschenfreundlichkeit. In
der Schlacht war er stets der Schrecken seiner Feinde. Er war
dem Löwen vergleichbar nicht nur an Kraft, sondern auch an
Edelmuth. Schon in der Jugend hatte er das Gelübde gethan,
dereinst sein Schwert der Befreiung des heil. Grabes zu wid-
men; jetzt, zum Manne gereift, zog er zur Lösung seines Ge-
lübdes in den heiligen Kampf hinaus. ,
Damit kein Mangel an Lebensmitteln, keine Unordnung
unter der großen Volksmasse eintrete, zogen die Fürsten mit
ihren Scharen einzeln auf verschiedenen Wegen theils zu Wasser,
theils zu Lande nach ihrem Sammelplätze Constantinopel. Der'
Zug dahin ging glücklich von Statten, weil die Fürsten nach
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_von
Bouillon Raimund Robert Robert Hugo Philipp_von
Frankreich Philipp Stephan Chartres Ritter_Walther Gottfried_von_Bouillon
172
Freude, als Philipp August von Frankreich. Sogleich siel er
über dessen englische Besitzungen in Frankreich her. Auch unter-
stützte er Richard's nichtswürdigen Bruder Johann (der, weil
ihm sein Vater keine Provinz ausgesetzt hatte, Johann ohne
Land'genannt wurde), damit dieser die Krone Englands er-
halte. Aber der größte Theil der Engländer verabscheucte Jo-
hann und sehnte sich nach Richard zurück. Endlich wurde ihre
Sehnsucht auch erfüllt. Als nämlich der Papst dem Kaiser mit
dem Banne drohete, wenn er seinen königlichen Gefangenen, der
als Kreuzfahrer unverletzlich sei, nicht losließe, und als auch die
Reichsfürsteu seine Loslassung in entschiedenem Tone forderten,
so mußte er sich endlich bequemen. Er ließ sich aber ein Löse!-
geld von beinahe zwei Millionen Thalern zahlen. So entkam
Richard seiner fast zweijährigen Gefangenschaft*) und eilte nach
England zurück. Keiner erschrak mehr als Johann. Er erhielt
diese Schreckensnachricht von seinem Bundesgenossen Philipp
August, mit den Worten: „Nehmet euch in Acht, der Teufel ist
wieder los!" Voll ängstlicher Besorgniß warf er sich seinem an-
kommenden Bruder demüthig zu Füßen und bat um Verzeihung.
Richard verzieh ihm großmüthig. Nun wandte er sich gegen
die Franzosen, welche die Normandie angegriffen hatten, und
besiegte sie in einer entscheidenden Schlacht. Bald darauf aber
wurde er bei der Belagerung eines festen Schlosses durch einen
Pfeilschuß schwer verwundet. Er starb an dieser Wunde.
Vierter Kreuzzug. — Ungeachtet des fruchtlosen Er-
folges dieses Kreuzzuges kam elf Jahre nachher auf Betrieb des
Papstes Jnuocenz Iii. ein vierter zu Staude. Im Jahre
1202 schiffte sich ein zahlreiches Heer zu Venedig ein. Dieses
rückte vor Coustantiuopel und nahm die Stadt mit Sturm. Der
Graf Balduin von Flandern wurde zum Kaiser eingesetzt. So
wurde das sogenannte lateinische Kaiserthum gegründet,
*) Die Volkssagc und die mittelalterliche Dichtkunst hat diese Haft
und die Entdeckung von Richard's Kerker durch den Sänger Blon-
del romantisch ausgeschmückt.
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Extrahierte Personennamen: Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Johann Johann Johann Johann Johann Johann Philipp
August Philipp August Balduin
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Englands England
181
zu stürzen, rief der Papst Urban Iv. den Herzog Karl von
Anjou, den Bruder des Königes Ludwig des Heiligen von
Frankreich, herbei und übertrug ihm das Lehen. Der Franzose
kam mit großer Heeresmacht herüber. Manfred rüstete sich zur
Gegenwehr, allein in der Schlacht bei Benevent (am 26. Fe-
bruar 1266) verlor er Thron und Leben. Jetzt nahm der Sie-
ger Besitz von Neapel und Sicilien und herrschte mit eisernem
Scepter. Es entstand bald allgemeines Mißvergnügen über die
Herrschaft der Franzosen. Alle sahen sich nach einem Retter
um. Viele wandten sich an Konradin, der unterdessen zum Jüng-
linge herangewachsen war, und munterten ihn auf, nach Italien
zu kommen, um die verhaßten Franzosen zu vertreiben. Der
hohenstaufische Jüngling folgte endlich diesem Rufe. Begleitet
von feinem treuen Jugendfreunde, dem Prinzen Friedrich von
Baden, der sich „von Oesterreich" zubenannte, weil seine Mutter
eine Babenbergerin war, zog er im Herbste 1267 mit einem
Heere über die Alpen. Seine ersten Unternehmungen versprachen
Glück. Die Städte Obcritalicns und Karl's ehemaliger Bun-
desgenosse, Heinrich von Castilicn, traten auf seine Seite. Auch
auf Sicilien bildete sich ein Aufstand zu seinen Gunsten. Jedoch
den anfänglichen Vortheilen folgte das Verderben aus dem Fuße.
Bei dem Städtchen Tagliacozzo trat ihm Karl von Anjou
entgegen. Hier kam cs am 23. August des Jahres 1268 zu
einer Hauptschlacht. Die Franzosen wurden überwunden und
zurückgetrieben. Allein die Deutschen wußten ihren Sieg nicht
zu benutzen. Alle überließen sich einer grenzenlosen Freude; sie
plünderten das Gepäck und zerstreuten sich der Beute wegen.
Viele auch legten die Panzer und Waffen ab, um von den
Anstrengungen des heißen Sommcrtagcs auszuruhen. Da über-
fiel sie plötzlich ein französischer Hinterhalt und verbreitete all-
gemeine Bestürzung und Verwirrung im deutschen Lager. Wer
fliehen konnte, floh, nur wenige leisteten kurzen Widerstand. So
war das Glück des Tages wieder vereitelt. Konradin eilte mit
feinem Freunde Friedrich, nachdem sie lange ritterlich gekämpft
hatten, nach der Meeresküste, um zu Schiffe nach Sicilien zu
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Extrahierte Personennamen: Urban Urban Karl_von
Anjou Karl Ludwig Ludwig Manfred Konradin Friedrich_von
Baden Friedrich Heinrich_von_Castilicn Heinrich Karl_von_Anjou Karl August Konradin Konradin Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Neapel Sicilien Jüng- Italien Sicilien Sicilien
185
und Menschlichkeit allgemeine Achtung erworben hatte. Weil
dieses gräßliche Gewürze um die Vesperzcit anfing, so hat cs
hievon den Namen „sicilische Vesper" erhalten.
Karl von Anjou befand sich eben beim Papste, als die
Schreckensnachricht einlief. Er biß vor Wuth in seinen Stock-
knopf und schwur den Siciliern fürchterliche Rache. Diese aber
schickten eiligst Abgeordnete nach Spanien an Peter von Ara-
gonien und luden ihn ein, als Verwandter und Erbe Konradin's
die Insel in Besitz zu nehmen. Im August kam er auch mit
einer Flotte herüber und ward von den Insulanern als König
mit Jubel empfangen. Alle Bemühungen Karl's, die Insel
wieder zu erobern, blieben fruchtlos; er mußte sich mit Neapel
begnügen. Ueber zweihundert Jahre blieb Neapel von Sicilicn
getrennt. Später kam auch Neapel nach vielfachem Herrscher-
wechsel an Aragonien.
Wie letzten Kreuzzüge.
56. Ludwig Ix. von Frankreich.
Um diese Zeit, als in Deutschland rohe Gewalt und Ge-
setzlosigkeit Ucbcrhand nahmen und Alles verwirrten, vom Jahre
1226 bis 1270, erfrcuete sich Frankreich der milden und väter-
lichen Regierung Ludwig's Ix. oder des Heiligen. Dieser war
einer der biedersten und gottcsfürchtigsten Männer, die je das
Scepter geführt haben. Als er im Jahre 1244 von einer hef-
tigen Krankheit befallen wurde, that er das Gelübde, einen
Kreuzzug zu unternehmen, wenn ihm Gott die Gesundheit wieder
schenken würde; denn in demselben Jahre war Jerusalem von
den Saracenen wieder eingenommen worden. Sobald er nur
einigermaßen hergestellt war, dachte er auch an die Erfüllung
desselben; und weder die Vorstellungen seiner Mutter, noch die
seiner Gemahlin vermochten ihn hievon abzubringen. Zunächst
sollte dieser Krcuzzug gegen den Sultan von Aegypten gerichtet
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Anjou Karl Peter_von_Ara- August Ludwig_Ix Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Neapel Neapel Aragonien Frankreich Deutschland Frankreich Jerusalem
285
Friedrich Iii. (Iv.)* (1439—1493), Sohn des Her-
zoges Ernst von Steiermark. Dieser hat von allen Kaisern am
längsten regiert, nämlich über 53 Jahre. Er war ein Alaun
von den schönsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens,
allein die Zeit seiner Regierung war zu stürmisch bewegt, und
nicht immer konnte er seinen wohlmeinenden Absichten und Be-
fehlen den erforderlichen Nachdruck geben. Unter seiner Regie-
rung eroberten die Türken nicht nur Constantinopel, sondern
richteten auch ihre Berheerungszüge selbst nach Ungarn und
Krain. Der Papst forderte die Christenheit und insbesondere
die deutschen Fürsten zu einem neuen Kreuzzuge auf; auch der
Kaiser erließ an sie die dringendsten Mahnungen bei der großen
Gefahr des deutschen Batcrlandes. Vergebens! An die Stelle
der früheren Begeisterung war jetzt die niedrigste Selbstsucht
getreten, und bei der Auflösung aller gesetzlichen Ordnung war
jeder Fürst nur bedacht, für seinen eigenen Vortheil zu sorgen.
Kein deutsches Heer rückte gegen den Erbfeind der Christenheit
in's Feld, um dessentwillen im ganzen Reiche die Türlenglocke
zum Gebete rief. Der Kaiser hielt zwar Reichstag über Reichs-
tag, allein auf diesen erschienen nicht mehr die Fürsten selbst,
sondern nur ihre Gesandten, welche die kostbare Zeit mit leeren
Förmlichkeiten hinbrachten, ja sogar darüber stritten, wer am
wenigsten zu des Vaterlandes Rettung beizutragen habe. Krieg
und Fehde herrschte überall, nicht bloß an den Grenzen des
Reiches, sondern auch im Reiche selbst. Am störendsten für die
Thätigkeit des Kaisers in den Reichsangelegenheiten war lange
Zeit der Zwist mit seinem Bruder Albrecht, dem Mitbesitzer
seiner Erblande. Von dieser Drangsal wurde er zwar durch
Albrechl's Tod befreit (1463), aber in Oesterreich und den übri-
gen Ländern hörte die Unzufriedenheit mit feiner Regierung
nicht auf und veranlaßte mehrere höchst gefährliche Ausstände.
* Dieser Kaiser wird Friedrich Iii. und auch Friedrich Iv. genannt,
jenachdem Friedrich der Schöne von Oesterreich (1313 — 1330) mit ein-
gerechnet wird oder nicht.
/
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Ernst_von_Steiermark Ernst Albrecht Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_der_Schöne Friedrich