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that er auch viel zur Beseitigung derselben. Er gab dem sächsi-
schen Herzoge, Heinrich dem Löwen, auch das Herzogthum
Bayern zurück, das ihm mit Unrecht war entzogen worden, und
gewann dadurch au diesem jungen Helden einen tapferen und
mächtigen Waffengefährten aus seinen ersten Feldzügen. Derselbe
Heinrich war auch der Gründer der nachher so berühmt gewor-
denen Stadt München. Die bisherige Markgrafschast Oester-
reich wurde dafür zu einem von Bayern unabhängigen Herzog-
thume erhoben und Wien zur Hauptstadt desselben.
Nun richtete er seinen Blick auf Italien. Hier war wäh-
rend der großen Unruhen in Deutschland, welche die ganze
Thätigkeit seiner Vorgänger in Anspruch genommen hatten, das
kaiserliche Ansehen fast völlig erloschen. Ter eigentliche Herd
der Empörung war die Lombardei. Unter dem Schutze freier
Verfassung waren in vielen Städten derselben Handel und Ge-
werbfleiß aufgeblüht und hatten ihnen einen Reichthum und eine
Macht verliehen, welche ihnen mit dem Streben nach Unab-
hängigkeit auch die Mittel gaben, sie mit den Waffen in der
Hand zu behaupten. Der kriegerische Adel des Landes hatte
in den Städten Bürgerrecht genoinmen. Am übermüthigsten
war das mächtige Mailand, welches, kaum selbst frei, alle
benachbarten Städte sich zu unterwerfen suchte. Es hatte seine
Herrschaft bedeutend ausgedehnt, Lodi zerstört, Como unterwor-
fen. In seinem Uebermuthe schien es sogar den Kaiser selbst
herausfordern zu wollen. Ein kaiserliches Schreiben, welches den
Mailändern das Ungesetzliche ihres Verfahrens vorhielt, wurde
zerrrissen und in den Stand getreten; der Gesandte, welcher
dieses Schreiben überbrachte, verhöhnt. Nur durch schleunige
Flucht konnte er sein Leben vor der Volkswuth retten. Solche
Verwegenheit beschleunigte den Zug des Kaisers. Im Jahre
1154 zog er zum ersten Male über die Alpen. Auf der ron-
cali schon Ebene bei Piaeenza hielt er einen Reichstag, zu
welchem die Fürsten und Städte Oberitaliens entboten wurden.
Die kaiserlich Gesinnten oder Ghibelliuen erschienen, die päpst-
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_dem_Löwen Heinrich Heinrich Heinrich Piaeenza
Extrahierte Ortsnamen: Oester- Wien Italien Deutschland Mailand
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reiches und gegen die benachbarten Fürsten. Da aber ergriff
Otto selbst das Racheschwert, zog über die Alpen und nahm den
Berengar gefangen. Er schickte ihn nach Bamberg, wo er in
der Gefangenschaft starb. Nun wurde Otto vom Erzbischöfe von
Mailand zum Könige von Italien gekrönt und im folgenden
Jahre 962 vom Papste zum römischen Kaiser. Seitdem nahmen
die Deutschen als Grundsatz an, daß, da die Kaiserwürde mit
dem Königreiche Italien in genauer Verbindung stehe, die von
der deutschen Nation erwählten Könige eben durch ihre Wahl
zum Throne von Deutschland zugleich auch Könige von Italien
und Kaiser würden, und das deutsche Reich führte fortan den
Namen: „heiliges römisches Reich deutscher Nation."
Indeß blieb eine dreifache Krönung, nämlich von Deutschland,
Italien und Rom mehrere Jahrhunderte hindurch gebräuchlich;
und von Otto dem Großen bis ans Maximilian I?) nahm kein
König von Deutschland den Titel Kaiser eher an, als bis er
zu Nom vom Papste förmlich gekrönt war. Besondere Gesetze
bestimmten später den Beitrag an Geld und Mannschaft, den
die deutschen Stände zu diesen Römerzügen geben mußten.
Diese Kaiserkrone gab dem deutschen Reiche, als der ersten
Macht der ganzen Christenheit, besonderes Ansehen. Man glaubte
hieran eine gewisse Oberaufsicht über alle christlichen Staaten
geknüpft. Wie der Papst als geistliches Oberhaupt über
die Religion und ihre Diener wachte, daß sie ihre wichtige Pflicht
überall recht erfüllten und durch Lehre und Beispiel den ächten
christlichen Sinn unter den Menschen erhielten; so sollte der
Kaiser, als weltliches Oberhaupt mit dem Schwerte der Ge-
rechtigkeit die äußere Ordnung und den Frieden unter den christ-
lichen Völkern erhalten und von ihnen als der erste Richter in
allen weltlichen Sachen geehrt werden.
Jedoch war und blieb Italien selbst ein unsicherer Besitz.
Otto mußte dreimal dahin ziehen. So lange er mit einem wohl-
*) Maximilian I. legte sich im Jahre 1508 den Titel: erwählter
Kaiser, bei, welchen seine Nachfolger bis zur Auflösung des deutschen
Reiches, 1806, beibehalten haben.
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Extrahierte Personennamen: Otto Otto Otto Maximilian_I Maximilian Otto Maximilian_I.
Extrahierte Ortsnamen: Bamberg Mailand Italien Italien Deutschland Italien Deutschland Italien Rom Deutschland Italien
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deutendes Städtchen auf der schwedischen Insel Gothland ist,
wohnten damals zwölftauseud Kaufleute. Vorzüglich berühmt
wurde diese Stadt durch „dat Mater-Recht, dat de Kooblüde
und de Schipers gemaket hebben to.wisby". Auch mit dem
russischen Nowgorod wurde eine höchst ergiebige Verbindung an-
geknüpft, und auf den Wegen des Handels zugleich auch das
Christenthum in ferne Heidenländer gebracht. — In den Nieder-
landen blühete der Handel am meisten zu Brügge, Brüssel und
Antwerpen. In Antwerpen insbesondere schwang er sich bald
zu einer fast unglaublichen Höhe empor. In dem Hafen desselben
sah man oft über zwölfhundert Schiffe. Kein Tag verging, an
dem nicht fünfhundert Schiffe ein- und ausliefen; an den Markt-
tagen stieg diese Anzahl auf acht- bis neunhundert. Täglich
fuhren in 'der Regel zweihundert Kutschen durch die Thore der
Stadt. Ueber zweitausend Frachtwagen und zehntausend Bau-
ernkarren kamen wöchentlich nach Frankreich, Deutschland und
Lothringen.
Der Reichthum, welcher auf diese Art in die Städte floß,
erhöhete der Bürger Selbstgefühl und weckte in ihnen das
Streben nach immer größerer Freiheit und Selbständigkeit. Die
' Schwäche der damaligen Fürsten begünstigte ein solches Streben.
Die lombardischen Städte gingen allen übrigen mit ihrem Bei-
spiele voran. Sie machten sich los vom Kaiser und Reich und
bildeten eben so viele Freistaaten. Solche waren Mailand,
Pavia, Tortona, Asti und mehrere andere. In Deutschland gab
ebenfalls der Reichthum der Bürger die Mittel her, mit welchen
sie sich bei ihren Fürsten, die sich oft in großer Geldverlegenheit
befanden, Freiheit und Unabhängigkeit erkauften. Eine solche
Stadt erkannte alsdann nur den Kaiser als ihren Oberherrn an
und hieß sreie Reichstadt. Die Kaiser begünstigten die Städte
ganz vorzüglich, um an ihren Einwohnern eine desto festere
Stütze gegen den unruhigen und mächtigen Adel zu haben.
Dieser sah deshalb mit neidischen Augen auf den Reichthum
und Glanz der Städte herab, beobachtete genau ihr Treiben und
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Extrahierte Ortsnamen: Gothland Antwerpen Antwerpen Frankreich Deutschland Lothringen Mailand Pavia Tortona Asti Deutschland
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so gingen die großen Erwartungen, die sich die Fürsten und
Völker von dieser glänzenden Versammlung gemacht hatten, nur
halb in Erfüllung. Als die Versammlung auseinander ging,
ritt der Papst in einem golddurchwirkten Meßgewaude auf ei-
nem reich geschirrten milchweißen Pferde, welches der Kaiser
selbst am Zügel führte. Vier Grafen trugen über dem Papste
den Baldachin, und vier Fürsten hielten die Zipfel der schar-
lachencn Decke, mit welcher sein Pferd geschmückt war.
72. Johann Huß und die Hnssiten.
Noch eine andere Angelegenheit war auf der Kirchcnver-
sammlung zu Kostuitz verhandelt worden, welche die wichtigsten
Folgen nach sich zog, nämlich die Entscheidung über die Lehre
von Johann Huß. Auf der vom Kaiser Karl Iv. gestifteten
Universität Prag hatten die Deutschen, weil sie die Mehrzahl
ausmachten, vor den Böhmen große Vorrechte, worüber die
Letzteren höchst unzufrieden waren.*) Im Jahre 1409 setzten
diese es bei Wenzel, der in Böhmen noch König war, endlich
durch, daß diese Vorrechte den Deutschen genommen und ihnen
selbst übertragen wurden. Hierüber aufgebracht verließen Tau-
sende von fremden Studenten mit ihren Lehrern Prag und
stifteten und vermehrten andere Schulen, unter diesen Leipzig,
Ingolstadt und Krakau. Jetzt wurde Johann Huß, der Sohn
eines armen böhmischen Landmanues, zum Rector der Univer-
sität ernannt. Schon längst hatte er sich als eifriger Lehrer
großen Ruf erworben, auch war er wegen seiner Predigten sehr
beliebt. Denn er berührte in denselben mit offener Freimüthig-
keit solche Gegenstände, auf welche gerade damals Alles gespannt
war, nämlich die Verbesserung der Kirche an Haupt und Glie-
dern. Bald aber äußerte er auch solche Grundsätze und trug
*) Der Zudrang zu den Universitäten war außerordentlich. Prag
zählte damals, im Jahre 1408, nicht weniger als 36,000 Studirende und
700 Lehrer. Oxford in England hatte cs schon im Jahre 1340 auf
30,000 Studirende gebracht, und Paris hatte noch im Jahre 1538
an 20,000.
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Extrahierte Personennamen: Johann_Huß Johann Johann_Huß Johann Karl_Iv Karl Johann_Huß Johann
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Ingolstadt Krakau Prag England Paris
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Friedrich Iii. (Iv.)* (1439—1493), Sohn des Her-
zoges Ernst von Steiermark. Dieser hat von allen Kaisern am
längsten regiert, nämlich über 53 Jahre. Er war ein Alaun
von den schönsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens,
allein die Zeit seiner Regierung war zu stürmisch bewegt, und
nicht immer konnte er seinen wohlmeinenden Absichten und Be-
fehlen den erforderlichen Nachdruck geben. Unter seiner Regie-
rung eroberten die Türken nicht nur Constantinopel, sondern
richteten auch ihre Berheerungszüge selbst nach Ungarn und
Krain. Der Papst forderte die Christenheit und insbesondere
die deutschen Fürsten zu einem neuen Kreuzzuge auf; auch der
Kaiser erließ an sie die dringendsten Mahnungen bei der großen
Gefahr des deutschen Batcrlandes. Vergebens! An die Stelle
der früheren Begeisterung war jetzt die niedrigste Selbstsucht
getreten, und bei der Auflösung aller gesetzlichen Ordnung war
jeder Fürst nur bedacht, für seinen eigenen Vortheil zu sorgen.
Kein deutsches Heer rückte gegen den Erbfeind der Christenheit
in's Feld, um dessentwillen im ganzen Reiche die Türlenglocke
zum Gebete rief. Der Kaiser hielt zwar Reichstag über Reichs-
tag, allein auf diesen erschienen nicht mehr die Fürsten selbst,
sondern nur ihre Gesandten, welche die kostbare Zeit mit leeren
Förmlichkeiten hinbrachten, ja sogar darüber stritten, wer am
wenigsten zu des Vaterlandes Rettung beizutragen habe. Krieg
und Fehde herrschte überall, nicht bloß an den Grenzen des
Reiches, sondern auch im Reiche selbst. Am störendsten für die
Thätigkeit des Kaisers in den Reichsangelegenheiten war lange
Zeit der Zwist mit seinem Bruder Albrecht, dem Mitbesitzer
seiner Erblande. Von dieser Drangsal wurde er zwar durch
Albrechl's Tod befreit (1463), aber in Oesterreich und den übri-
gen Ländern hörte die Unzufriedenheit mit feiner Regierung
nicht auf und veranlaßte mehrere höchst gefährliche Ausstände.
* Dieser Kaiser wird Friedrich Iii. und auch Friedrich Iv. genannt,
jenachdem Friedrich der Schöne von Oesterreich (1313 — 1330) mit ein-
gerechnet wird oder nicht.
/
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht], T9: [Krieg Deutschland Reich Frankreich Preußen Macht Zeit Kaiser Jahr Frieden], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Ernst_von_Steiermark Ernst Albrecht Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_der_Schöne Friedrich