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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 285

1861 - Münster : Coppenrath
285 allmälig kann er für neue Einrichtungen herangebildet und ge- wonnen werden; und darin lag Joseph's Fehler, daß er in seinen Neuerungen viel zu rasch zu Werke ging; daß er, um in einem Bilde zu sprechen, selbst in dem Schatten der Bäume ruhen wollte, die er gepflanzt hatte. Wie in der Natur, so darf es auch in den menschlichen Einrichtungen keine plötzliche Uebergänge oder Sprünge geben. Wie das ausgestreute Sa- menkorn nur allmälig zu einer fruchttragenden Staude her- anwächst, so verhält es sich auch mit den menschlichen Ein- richtungen; auch diese fassen nur allmälig Wurzel. In man- cher Hinsicht verletzte der Kaiser aber auch alte, wohlbegrün- dete Rechte. Es entstand deshalb Unwillen und Gährung in allen Theilen des Reiches und unter allen Ständen; in den Niederlanden kam es sogar zu einer offenen Empörung. Die Niederländer gingen in ihrem Trotze so weit, daß sie dem Kaiser, der eben aus einem Türkenkriege, an welchem er als Verbündeter Rußlands Theil genommen hatte, krank nach Wien zurügekehrt war, den Gehorsam aufkündigten und die kaiser- lichen Beamten verjagten. Obgleich er allgemeine Verzeihung versprach und sogar versicherte, ihnen alle Vorrechte wieder Herstellen, allen ihren Wünschen Genüge leisten zu wollen, so blieben sie dennoch bei ihrem Trotze und verschmäheten jede friedliche Unterhandlung. Zu gleicher Zeit traten die Ungarn mit Beschwerden gegen die österreichische Regierung aus und forderten ihre alten Rechte und ihre alte Verfassung zurück. Der Kaiser versprach, aus dem nächsten Landtage allen ihren Beschwerden abzuhelfen; aber die Ungarn verlangten mit Un- gestüm augenblickliche Abhülse. Da erklärte der tiefgebeugte Kaiser im Januar 1790 alle seit seinem Regierungsantritte gemachten Einrichtungen und Gesetze für aufgelöst und zer- störte so mit einem Schlage den mühsamen Bau seines ganzen Lebens. Alle glänzenden Plane, die er in edlem Jugendeifer entworfen und dann mit leidenschaftlicher Vorliebe verfolgt hatte, mußte er schon jetzt, nach so wenigen Jahren, vereitelt sehen! Er lebte darauf nicht lange mehr. Er starb schon am

2. Geschichte des Mittelalters - S. 285

1861 - Münster : Coppenrath
285 Friedrich Iii. (Iv.)* (1439—1493), Sohn des Her- zoges Ernst von Steiermark. Dieser hat von allen Kaisern am längsten regiert, nämlich über 53 Jahre. Er war ein Alaun von den schönsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens, allein die Zeit seiner Regierung war zu stürmisch bewegt, und nicht immer konnte er seinen wohlmeinenden Absichten und Be- fehlen den erforderlichen Nachdruck geben. Unter seiner Regie- rung eroberten die Türken nicht nur Constantinopel, sondern richteten auch ihre Berheerungszüge selbst nach Ungarn und Krain. Der Papst forderte die Christenheit und insbesondere die deutschen Fürsten zu einem neuen Kreuzzuge auf; auch der Kaiser erließ an sie die dringendsten Mahnungen bei der großen Gefahr des deutschen Batcrlandes. Vergebens! An die Stelle der früheren Begeisterung war jetzt die niedrigste Selbstsucht getreten, und bei der Auflösung aller gesetzlichen Ordnung war jeder Fürst nur bedacht, für seinen eigenen Vortheil zu sorgen. Kein deutsches Heer rückte gegen den Erbfeind der Christenheit in's Feld, um dessentwillen im ganzen Reiche die Türlenglocke zum Gebete rief. Der Kaiser hielt zwar Reichstag über Reichs- tag, allein auf diesen erschienen nicht mehr die Fürsten selbst, sondern nur ihre Gesandten, welche die kostbare Zeit mit leeren Förmlichkeiten hinbrachten, ja sogar darüber stritten, wer am wenigsten zu des Vaterlandes Rettung beizutragen habe. Krieg und Fehde herrschte überall, nicht bloß an den Grenzen des Reiches, sondern auch im Reiche selbst. Am störendsten für die Thätigkeit des Kaisers in den Reichsangelegenheiten war lange Zeit der Zwist mit seinem Bruder Albrecht, dem Mitbesitzer seiner Erblande. Von dieser Drangsal wurde er zwar durch Albrechl's Tod befreit (1463), aber in Oesterreich und den übri- gen Ländern hörte die Unzufriedenheit mit feiner Regierung nicht auf und veranlaßte mehrere höchst gefährliche Ausstände. * Dieser Kaiser wird Friedrich Iii. und auch Friedrich Iv. genannt, jenachdem Friedrich der Schöne von Oesterreich (1313 — 1330) mit ein- gerechnet wird oder nicht. /

3. Geschichte des Mittelalters - S. 132

1876 - Münster : Coppenrath
132 dieser abgeschlossenen Lebensweise entgingen ihm jedoch die Angelegen-heiten der Fürsten und Völker nicht, und sobald es die Ehre Gottes erforderte, trat er ohne Menschenfurcht ffentlich auf und rnhete nicht eher, als bis er sein Ziel erreicht hatte. Diesen frommen und eifrigen Mann sandte der damalige Papst Eugen Iii. an die Fürsten und Völker, um sie zu einem neuen Kreuzzuge zu bewegen. Zuerst predigte er das Kreuz in Frankreich. Durch seine Worte wurden Alle so begeistert und fortge-rissen, da die von ihm schon vorrthig mitgebrachten und in Menge ausgestreuten wollenen Kreuze keineswegs hinreichten, sondern er noch seinen eigenen Mantel zu Kreuzen zerschneiden mute, um nur den ersten Andrang zu befriedigen. Der König selbst nahm das Kreuz, auch seine Gemahlin, sein Bruder, viele Grafen, Bischfe und Edele. Nun wandte er sich auch nach Deutschland. Der König Konrad war aber anfangs wenig geneigt, an einem solchen Zuge Theil zu nehmen; die Angelegenheiten seines eigenen Reiches beschftigten ihn zu sehr. Zwar erwies er bei ihrem ersten Zusammentreffen in Frankfurt dem frommen Manne alle Ehre, ja er trug ihn auf seinen eigenen Armen durch die men-schengefllte Kirche, jedoch zu dem gewnschten Versprechen war er noch nicht zu bestimmen; er suchte deshalb auszuweichen. Aber der nnerm--dete Mnch eilte ihm bis Speyer nach und fuhr mit donnernder Beredt-samkeit die dort versammelten Fürsten und Prlaten, vor Allen aber den König selbst an. Und als er zu diesem die ergreifenden Worte sprach: Wie wirst du einst am jngsten Tage Rechenschaft geben kn-nen von d^r Erfllung deiner Pflicht?" stand Konrad gerhrt auf und sprach: Ja, ich erkenne den Willen und die Gnade Gottes; er soll mich nicht undankbar finden." Er nahm das Kreuz, mit ihm Friedrich, sein Neffe, der nachmalige Kaiser, und die meisten Groen des Reiches. Selbst Weiber bewaffneten sich mit Lanzen und ritten gleich Mnnern im Zuge einher. Konrad brach zuerst auf. Denselben Weg, welchen etwa fnfzig Jahre frher Gottfried von Bouillon nach Constantinopel eingeschlagen hatte, schlug auch er ein. Der griechische Kaiser handelte gegen die Kreuzfahrer abermals wenig entgegenkommend. Als sie nach Asien bergesetzt waren, wurden sie durch unvorsichtige Theilung ihrer Truppenmassen und durch sehr schlecht geregelte Verpflegung in dem fremden Lande bald von den schwersten Unglcksschlgen heimgesucht. Die meisten wurden eine Beute entweder der grlich einbrechenden Noth oder des feindlichen Schwertes.

4. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 150

1888 - Habelschwerdt : Franke
150 Statthalter von Mosul, an der Ostgrenze der Franken, der verwundbarsten Stelle des Landes, ein großes Reich und entriß 1144 den Christen Edessa, das als die Vormauer der christlichen Herrschaft galt. Dieser Verlust lenkte die Aufmerksamkeit des Abendlandes wieder aus das heil. Land, und der heil. Bernhard, Abt des Klosters Clairvaux, auf dem Gebiete der Wissenschaft und des politischen Lebens der bedeutendste Mann seiner Zeit, wußte die Begeisterung für einen neuen Kreuzzug anzufachen. b) Die Teilnehmer waren vorzüglich Ludwig Vii. von Frankreich und Kaiser Konrad Iii. von Deutschland. c) Ausgang. Das Unternehmen verlief resultatlos. Dem deutschen Heere wurden von dem argwöhnischen griechischen Kaiser Schwierigkeiten bereitet; durch den Mangel an Lebensmitteln und die Angriffe der Türken wurde es fast ganz aufgerieben. Auch der Versuch beider Herrscher, Damaskus zu erobern, mißlang. Ii. Jriedrich I. Maröarossa, 1152—1190. Er war eine königliche Heldengestalt, kräftig, feurigen Auges, schönen Angesichts, im Gemüte lebensfroh, in seiner Handlungsweise gerecht und konsequent. Durch seine Leutseligkeit wurde er der populärste König, in seinem Streben der glänzendste Vertreter der Idee des Kaisertums. Das nächste Ziel seiner Politik war die Versöhnung der Parteien und die Wahrung der Rechte des Reiches. Ersteres gelang ihm um so leichter, als er durch seine Mutter mit den Welsen verwandt war; das Streben nach Hebung des kaiserlichen Ansehens führte ihn zu harten Kämpfen. A. Die Züge nach Italien. a) Veranlassung. Der Kaiser wollte die Hoheit des Reiches in Italien wieder geltend machen, wo die mächtigen lombardischen Städte sich von der deutschen Oberherrschaft zu befreien suchten und Mailand namentlich auch die Selbständigkeit der übrigen Städte bedrohte. b) Zustand der lombardischen Städte. Die Macht der lombardischen Städte beruhte auf einem außerordentlichen geistigen und materiellen Aufschwünge und einer ungewöhnlichen Regsamkeit der Kräfte, auf Grund deren sie sich unabhängig vom Reiche gemacht hatten und als republikanische Gemeinwesen selbst regierten. Diese Freiheit hatte sich während des Streites zwischen den Kaisern und Päpsten gebildet, als die Gemeinden im Kampfe der Parteien sich selbst zu schützen begannen.

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 84

1881 - Münster : Coppenrath
84 Religionskrieg in immer bedrohlichere Nhe gerckt htte. Zu diesen heillosen Wirren im Inneren fnten schwere Gefahren und angstvolle Kriegsnten von auen. Immer begehrlicher nach europischem Besitze wurden die Trken, seit sie ihren Fu auf diesen Erdteil gesetzt und Constantinopel zu ihrem festen Bollwerk gemacht hatten. Bei ihren gegen Westen gerichteten Eroberungszgen trafen ihre Schlge zunchst stets Ungarn, und da dessen Beherrscher zugleich der Kaiser der deutschen Lande war, so war es unausbleiblich, da auch Deutschland durch die Trkenkriege stets in Atem gehalten wurde. Angesichts dieser Verhltnisse wird der Rckschritt, den Deutschland unter Karls V. nchsten Nachfolgern machte, nur zu erklrlich sein.. Die Thronfolger aber waren: Kaiser Ferdinand I. (1556 1564). Das Konzil von Trient wurde unter ihm, wie oben erzhlt, geschlossen, allein trotz des Segens welcher fr die katholische Kirche aus den Beschlssen dieser Kirchen-Versammlung hervorging, griff auch bei aller Duldsamkeit dieses Kaisers in religisen Fragen dennoch der Streit der kirchlichen Parteien stets weiter um sich. Gegen die Trken hatte Ferdinand fast während seiner ganzen Regierungszeit zu kmpfen, doch war sein Erfolg so gering, da er ihnen gar einen Teil Ungarns abtreten mute. Kaiser Maximilian Ii. (15641576). Selbst durch die grte Milde, welche dieser Kaiser den Andersglubigen gegenber bewies, konnte er die Streitigkeiten der Neligionsparteien nicht beilegen. Viel Strenge aber zeigte Maximilian, als das alte Faustrecht noch einmal wieder aufzuleben schien. Er lie den Ritter Grumbach, welcher den Bischof von Wrzburg mit Fehde berzogen und die Stadt Wrzburg selbst geplndert hatte, martervoll hinrichten. Auch die Trken brachen in seinen Tagen unter dem Sultan Soly-man mit einem groen Heere in Ungarn ein. Aber vor der Festung; Sigeth flausten die wilben Scharen. Dieser Platz, welcher nrblich von der Drau gelegen ist, wurde von dem Grafen Zrini mit solchem Helden-mute verteidigt, da die Trken 20 Ooo Mann verloren und nur die rauchenden Trmmer eroberten, nachdem Zrini mit den Seinigen den Helbentob gestorben war. Kaiser Rudolf Ii. (15761612). - Zur Zeit, als dieser Fürst den deutschen Thron bestieg, ja während der ganzen Dauer seiner Re- 1

6. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 117

1892 - Gera : Hofmann
117 Rmerzug setzte er sich in den Besitz dieses Erbes und strafte die besiegten Gegner grausam. Viele sicilische Groen lie er teils blenden und spieen, teils hngen, vergraben oder verbrennen. Mit Heinrich dem Lwen, dem grau gewordenen Emprer", shnte er sich endlich um diese Zeit aus. Den englischen König Richard Lwenherz, der auf seiner Heimfahrt aus Palstina im Adriatischen Meere Schiffbruch gelitten und auf seiner Wanderung durch sterreich von seinem Feinde, dem Herzog Leopold, ergriffen und in Drrenstein an der Donau ein-gekerkert worden war, lie er sich ausliefern und auf der Burg Trifels in der Pfalz verwahren, bis dessen Volk ein ungeheures Lsegeld be-zahlt hatte. Heinrich starb im 32. Jahre infolge einer Erkltung in Messina. 2. Friedrich Ii. beugt sich unter den gewaltigen Papst Innocenz Iii. Friedrich Ii. war Heinrichs Vi. Sohn, ein Mann von kniglicher Schnheit, hoher Begabung und Bildung und groer Willensstrke. Sein Erbland Unteritalien brachte er zu hoher Blte, und sein Hof in Palermo war der Mittel-Punkt ueren Glanzes und geistigen Strebens. Unter Innocenz Iii. hatte das Papsttum den hchsten Gipfel der Macht er-reicht. Alle Fürsten Europas beugten sich dem Willen dieses gewaltigen Geistes und reinen Charakters. Den König Johann von England zwang er durch den Bann, sein Land von ihm zu Lehen zu nehmen; den König Philipp August von Frankreich n-tigte er, seine verstoene Gemahlin wieder aufzunehmen. berall gab sein Machtspruch als der des obersten Richters den Ausschlag. Er machte die Inquisition, ein geistliches Gericht, das die Ketzer aufsprte, durch Folter-qulen zum Gestndnis brachte und durch Feuer und Schwert vertilgte, zur bleibenden Einrichtung. Gegen die ketzerischen Sekten 86. Friedrich Ii. der Waldenser und Albigenser im sd-lichen Frankreich lie er nach miglckten Bekehrungsversuchen einen Kreuzzug predigen. Bei Innocenz' Lebzeiten wagte der jugendliche Kaiser Friedrich keinen Widerspruch gegen die ppstliche Allgewalt. Auch unter dem folgenden milden Papste blieb das Verhltnis ein sehr freundliches. 3. Friedrich bekmpft den Papst, gewinnt Jerusalem und beruhigt Deutschland. Unter dem leidenschaftlichen Greise Gregor Ix. entbrannten die Kmpfe zwischen Kaiser- und Papsttum heftiger als je. Er that den Kaiser wegen der Aufschiebung eines Kreuzzuges in den Bann. Friedrich unternahm denselben 1228, gewann von dem hoch-

7. Bd. 3 - S. 251

1793 - Hannover : Helwing
Die Geschichte nach Christi Geburt, is * Kreuz und rannten nach Asien. Nur dir Könige blieben fürs erste noch von dieser wunderlichen Sucht frey, und eben dieö halte die Folge, daß daö Ansehen der bisher Zu einer großen Macht gestiegenen Echnsleule vermindert und dagegen die Macht der Könlste wieder vergrößert wurde. Diese für den Thron glückliche Veränderung bewerkstelligte vornemlich fchdrvlg der Dicke. Er schwächte den Ueder- ni u ist des Adeln, räumte dagegen den Bürgern mehrere Frcyheiten ein und legte eben dadurch den Grund zu ei- nem neuen Reichsstande, dem Bürgttstllnde, der bisher in Frankreich nichts gegolten hatte. Kaum war das Land v-n dieser Seite zu einiger Rlche gekommen, als die Könige von England den Einfall bekamen, nebst der Nor- mandie und den übrigen Besitzungen noch mehrere fran- zösische Länder zu erobern. Nun hatten also die Franzo- sen außer den Kreuzzügen auch noch beständige Kriege mit diesen ihren nahen Feinden, die 300 Jahre dauerten und zwischen beyden Nationen einen unauslöschlichen Haß er- zeugten. Philipp August, ein listiger, thätiger und tapferer König, war eben mit einem Kreuzzuge beschäf- tigt, als er hörte, daß die Engländer ihm ins Reich ge- fallen feyn. Er kam zurück, schlug sie und eroberte so- gar die Normandie. Um sich gegen die Besiegten sowohl als gegen seine Großen in Respekt zu erhalten, dankte er im Frieden, wie bisher gewöhnlich war, feine Soldaten nicht ab, ì sondern war der erste, der ein stcheudès Heer im Solde behielt. Nicht so glücklich, aber lie- benswürdiger und edelmüthiger, als er, war der hetstge Ludwig, der vom Jahr ¡2-26 bis 1270 regierte und unter die besten französischen Könige gehört. In einet Krankheit gelobte er Gott einen Kreuzzug» Wirklich zog er nach erhaltener Genesung, ganz gegà den Willen seines Volkes, das ihn gerne im Reiche behalten harte, gegen den Sultan von Aezyten, wurde aber von diesem gefan- aeu

8. Teil 3 - S. 24

1889 - Hannover : Helwing
24 Friedrich Wilhelm, der große Kurfürst. lässest du deinen Diener in Frieden fahren!" So ging dem deutschen Reiche eine der wichtigsten Städte, die „Hauptpforte'des Rheins", verloren, von der Karl V. einst gesagt hatte: „Wenn Wien und Straßburg gleichzeitig bedroht wären, so würde ich zunächst dieses retten!" Kaiser Leopold aber that nichts, diese herrliche Stadt zurückzugewinnen; aus dem Reichstage in Regensburg stritten sich die kurfürstlichen und fürstlichen Gesandten darüber, ob erstere auf purpurnem, letztere auf grauem Sammet sitzen, wer mit goldenen und wer mit silbernen Gabeln und Messern speisen dürfe, ob der Protest gegen die Wegnahme Straßburgs in deutscher, französischer oder lateinischer Sprache abgefaßt werden solle. Zuletzt schloß man mit Ludwig einen zwanzigjährigen Waffenstillstand, ohne daß ein Krieg gewesen war. Seitdem hat das herrliche Straßburger Münster, ein Meisterwerk gotischer Baukunst, fast zweihundert Jahre lang wie eine ernste Mahnung zu uns herübergeschaut, bis es endlich in unsern Tagen wieder deutsch geworden ist. g- Krieg gegen die Türken. Während Ludwig Xiv. Deutschlands Westen beunruhigte, stachelte er die Türken auf, von Osten her Einfälle zu machen (Ii. 55 u. 220). Die Kämpfe an der Südostgrenze des Reiches hatten während des 17. Jahrhunderts kaum geruht. Als 1663 ein großes türkisches Heer gegen Ungarn und Östreich heranzog, eilten dem Kaiser nicht nur aus Deutschland, sondern fast aus der ganzen Christenheit, auch vom Papste und von Ludwig Xiv. Truppen zur Hilfe, und mit ihnen errang der kaiserliche Feldherr Montecuculi bei 1664 St. Gotthard an der Raab einen glänzenden Sieg, wodurch der Kaiser indes nur einen zwanzigjährigen Waffenstillstand erlangte. Als aber Kaiser Leopold eine entdeckte Verschwörung der vornehmsten ungarischen Adeligen als Vorwand benutzte, um die Adeligen ihrer großen Vorrechte zu berauben und den evangelischen Glauben in Ungarn ganz auszurotten, als er viele ungarische Adelige auf dem Blutgerüste sterben und Hunderte von evangelischen Geistlichen auf die Galeeren bringen ließ, brach in Ungarn eine allgemeine Empörung aus. Das Haupt derselben, Emerich Tököly, stützte sich auf die Türken, die unter Kara 1683 Mustttpha mit einem Heere von 230000 Mann gegen Wien vorrückten. Der kaiserliche Feldherr, Herzog Karl von Lothringen, war zu schwach, sich diesem großen Heere entgegenzustellen. Der Kaiser verließ kleinmütig seine Hauptstadt, ging nach Passau und erließ einen Hilfe- und Mahnruf an alle Reichsfürsten. Der große Kurfürst war auch zur Hilfeleistung bereit, er wollte sein Heer schon Über Schlesien nach Wien senden; da verzichtete der Kaiser auf Brandenburgs Hilfe, aus Furcht, der Kurfürst möchte diese Gelegenheit benutzen, sich Schlesien anzueignen, und wandte sich um Hilfe an Polen. Obwohl Wien nur schlecht befestigt war, hielt es sich unter dem Kommandanten Rüdiger v o n S ta h r e m b e r g doch dem ungeheuren Heere gegenüber acht Wochen lang; Bürger und Studenten wetteiferten mit den Soldaten in Heldenmut, und der in der Belagerung ungeschickte Feind richtete an den Festungswerken nur geringen Schaven an, obwohl ihm von Paris aus eine genaue Zeichnung derselben übersandt war. Endlich nach sechzigtägigem Harren erschienen der Polenkönig Johann Sobiesky, Karl

9. Theil 2 - S. 140

1880 - Stuttgart : Heitz
Mittlere Geschichte. 3. Periode. Kreuzzüge. schlagen worden; die wenigen Geretteten suchten in den Gebirgen Zuflucht. So endete einer der schändlichsten Kriege, zu dem die Verkehrtheit religiöser Ansichten geführt hatte. Ein schreckliches Denkmal aber hinterließ er in der Stiftung des Jnquisitiousgerichtes, welches zur Aufspürung der Ketzereien gegründet wurde. (Abschnitt 70.) Bald nach Ludwigs Ix.f-Tode hörten die Züge nach Palästina ganz auf; denn 21 Jahre darauf (1291) nahmen die Mu-hamedauer die letzte Stadt, welche die Christen dort gehabt hatten, Acre, ein, und überdies war der Eifer für die Eroberung des heiligen Grabes ziemlich abgekühlt. Man kann annehmen, daß diese Züge, aber freilich mit Unterbrechungen, etwa 200 Jahre, d. i. von 1096—1291, gedauert haben. Sie sind nicht allein als eine sonderbare Erscheinung der religiösen Schwärmerei merkwürdig, sondern auch hohe Zeugnisse des Glaubenseifers jener Zeiten, wo der Einzelne durch eine begeisternde Idee aus dem gemeinen Verlaufe des Lebens herausgerissen wurde und alle Mühen und Gefahren, ja den Verlust des Lebens selbst nicht achtete. . Es ist wohl sehr natürlich, daß so große Bewegungen, wie die Kreuzzüge waren, wichtige Folgen für Europa haben mußten. Wenn auch diesen Kriegsfahrten des Abendlandes nach dem Morgenlande die klare Erwägung des erreichbaren Ziels und der zu Gebote stehenden Mittel fehlte, und wenn auch bei ihrer Ausführung vieles kurzsichtig und verkehrt angefangen wurde, fo hat doch das Walten der Vorsehung auch aus diesen großen und langdauernden Unternehmungen reiche und mächtige Erfolge hervorgehen lassen. Die bedeutendsten derselben waren folgende: 1) Der Geist des Ritterwesens wurde durch die Kreuzzüge veredelt. Bisher "hatten die Edelleute nur untereinander, gegen die Städte oder gegen ihre Lehnsherren Fehden geführt, und dadurch konnte nichts als Unordnung und Verwilderung entstehen. Nun aber wurde ihnen ein höheres, edleres Ziel gegeben. Ihre Thaten wurden nun von ganz Europa beobachtet und bewundert, und das Bewußtsein, für die Eroberung des heiligen Grabes zu fechten, gab ihnen eine schwärmerische Tapferkeit. Die Religion milderte ihre Roheit, und bald wurde es allgemeiner Grundsatz, daß es Schande sei, den Schwachen und Wehrlosen zu beleidigen und ihm Hülfe zu versagen.— (Wie aber die Kreuzzüge eine idealere und feinere Seite des Ritterthums entwickelten, so wurde durch dieselben auch das Verderbliche des ritterlichen

10. Deutsche Fürsten- und Ländergeschichte, deutsche Reformationsgeschichte - S. 285

1895 - Gera : Hofmann
6. Karl V. 285 daß er in feiner Entwickelung dahin gewesen wäre, sie zu übernehmen. Lange war man versucht, einen Spottnamen, den fein Vater gehabt, weil er seinen Räten allzuviel traute, auch auf ihn zu übertragen. Sein Schild führte das Wort: „Noch nicht." Ein Croi leitete ihn und feinen Staat vollkommen. Selbst während feine Heere Italien unterwarfen und wiederholte Siege über die tapfersten Feinde davontrugen, hielt man ihn, der indes ruhig in Spanien faß, für unteilnehmend, schwach und abhängig. Man hielt ihn so lange dafür, bis er im Jahre 1529, im dreißigsten feines Lebens, in Italien erschien. Wie viel anders zeigte er sich da, als man erwartete! Wie zuerst so ganz fein eigen und vollkommen entschieden! Sein geheimer Rat hatte nicht gewollt, daß er nach Italien ginge, hatte ihn vor Johann Andrea Doria gewarnt und ihm Genua verdächtig gemacht. Man erstaunte, daß er dennoch nach Italien ging, daß er gerade auf Doria fein Vertrauen fetzte, daß er dabei blieb, in Genua ans Land steigen zu wollen. Er war durchaus derselbe. Man nahm keinen überwiegenden Einfluß eines Ministers wahr; an ihm selber fand man weder Leidenschaft noch Übereilung, sondern alle feine Entschlüsse waren gereift; es war alles überlegt; fein erstes Wort war fein letztes. Dies bemerkte man zuerst an ihm; darauf, wie selbstthätig, wie arbeitsam er war. Auch begann er feine Unterhandlungen persönlich zu leiten, feine Heere selber anzuführen; er fing an von Land zu Land und immer dahin zu eilen, wo das Bedürfnis und die Lage der Geschäfte feine Gegenwart erforderten. Wir sehen ihn bald in Rom sich bei den Kardinälen über die unversöhnliche Feindschaft Franz' I. beklagen, bald in Paris die Gunst der Eftampes suchen und gewinnen, bald in Deutschland dem Reichstage Vorsitzen, um die religiöse Entzweiung beizulegen, bald in den caftilifchen Cortes bemüht, im Servicio stimmen zu lassen. Das sind friedliche Bemühungen; öfter aber steht er an der Spitze seiner Heere. Er bringt über die Alpen in Frankreich vor und überschwemmt die Provence; er setzt Paris von der Marne ans in Schrecken. Dann kehrt er um nach Osten und ©üben. Den Siegeslauf Solimans hält er ein an der Raab; er sucht den Halbmonb bei Algier auf. Das Heer, welches ihm in Afrika gebient, folgt ihm an die Elbe, und auf der Lochauer Heibe hört man das Felbgefchrei: „Hifpania". Da ist Karl das am meisten beschäftigte Haupt der Welt. Gar manchmal schifft er über das Mittelmeer, über den Ocean. Jnbeffen finb feine Seeleute Entbecker in früher nie befahrenen Meeren, feine Krieger Eroberer von früher nie betretenen Erben. In so weiter Ferne bleibt er ihr Regierer und Herr. Sein Wahlfpruch: „Mehr, weiter!" hat eine glorreiche Erfüllung. So ist fein Leben, wenn wir es im ganzen betrachten, nach ungewöhnlich langem Ruhen voller Thätigkeit. Nun ist es merkwürbig genug, daß die nämliche Erscheinung, anfangs Ruhen, Warten, Zusehen, spät die That, auch währenb seines bewegtesten Lebens in den einzelnen Ereignissen immer wieberkehrt. Obwohl in der allgemeinen Willensrichtung völlig entfchieben, faßte er, Fall für Fall, boch nur langsame Entschlüsse. Auf jeben Vortrag antwortete er anfangs unbestimmt, und man mußte sich hüten, feine viel-
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