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1. Geschichte des Mittelalters - S. 144

1872 - Münster : Coppenrath
144 44. Belagerung von Antiochia (1098). Jetzt wandte sich das Heer der Kreuzfahrer nach Syrien, dessen Hauptstadt Antiochia am Orontes war. Whrend Bal-duin mit seiner Abtheilung sich der Stadt Edessa am Euphrat bemchtigte und zuerst unter allen Kreitzfahrern sich in den Besitz einer festen Herrschaft in Asien setzte, lagerte sich das ganze brige Heer vor Antiochia. Die Stadt war mit einer doppelten Mauer umgeben, die von solcher Dicke war, da ein Wagen mit vier Pferden bespannt ohne Gefahr auf ihr fahren konnte. Vierhundert fnfzig geschickt vertheilte Thrme dienten zu noch grerer Befestigung. Mit Einschlu der aus den benachbarte Gegenden Geflchteten stieg die Besatzung aus sechs-bis siebentausend Reiter und fnfzehn- bis zwanzigtausend Fugnger. Doch nichts hielt die Kreuzfahrer ab, die Belage-rung zu unternehmen. Es vergingen hiermit mehre Monate, ohne da man das Geringste gewonnen hatte, und die Roth im Lager wurde tglich grer. Die Preise der Lebensmittel stiegen zu einer unerschwinglichen Hhe. Aermere nhrten sich schon von Leder, Baumrinden und anderen widernatrlichen Sachen, ober starben sogar vor Hunger. Bon siebenzigtausend Pferden waren nur noch zweitausend, die nicht umgekommen oder verzehrt worden waren, vorhanden. Regengsse durch-nten die Zelte, und die Pilger ftarben in solcher Menge, da beinahe der Raum fehlte, sie zu begrabm. In solchem Ueber-mae von Unglck aller Art sank Vielen gnzlich der Muth. Mouche suchten zu entschlpfen. Selbst Peter der Einsiedler verzweifelte an dem Gelingen der Unternehmung und floh davon; er wurde aber von Tankred auf der Flucht ergriffen und zu feiner nicht geringen Beschmung in's Lager zurckgefhrt. Dazu blieb von allem, was im christlichen Lager vorging, den Trken nichts verborgen. Kuudschafter gingen aus und ein-Als die brigen Fürsten hiergegen kein Mittel ausfindig zu machen wuten, trat Bohemund auf und versprach, das liebet bald zu beseitigen. Er lie sogleich es war zur Zeit des t

2. Geschichte des Mittelalters - S. 146

1872 - Münster : Coppenrath
146 offene Stadt. Nun begann ein furchtbares Gemetzel. Weder Greise, noch Weibe'r, noch Kinder wurden verschont. Zehntau-send sollen an einem Tage unter dem Mordschwerte gefallen sein; so grausam war ihre Rache wegen des vielfachen Elendes, das sie vor den Mauern erlitten hatten. Doch ein noch gre-res berkam sie jetzt innerhalb derselben. Schon am dritten Tage nach der Einnahme langte der trkische Emir Korboga mit zahllosen Scharen vor Antiochia an und schlo es rings-umher ein. Das christliche Heer, welches in so kurzer Zeit die ausgehungerte Stadt mit den nthigen Lebensmitteln nicht hatte versorgen knnen, gerieth in die schrecklichste Noth. Man a schon Pferde, Kameele, Esel, Muse, gekochte Thierhute und Baumrinden. Durch Hunger und Noth ermattet, auf allen Sei-ten von Gefahr umringt, verloren viele aus dem Volke, ja selbst unter den Vornehmen und Angesehenen, allen Mnth. Sie lie-en sich zur Nachtzeit an Stricken von der Mauer hinab (wo-von sie den Schimpfnamen Stricklufer bekamen) und suchten zu entwischen. Andere gingen sogar zu den Trken der und schwuren ihren Glauben ab. Die Noth der Belagerten war so grenzenlos, da nur durch ein Wunder Rettung mglich schien. Um diese Zeit kam eiligst ein franzsischer Geistlicher, Na-mens Peter Barth elemy, zu den Fürsten und erzhlte mit groer Umstndlichkeit: Der heil. Andreas sei ihm viermal im Traume erschienen und habe ihm aufgetragen, den Fürsten zu verknden, da vor dem Hochaltare der Peterskirche in Antiochia die Lanze vergraben liege, mit welcher die Seite des Heilandes am Kreuze durchstochen worden; auch habe ihm der Heilige genau die Sttte bezeichnet, wo sie zu finden sei. Diese msse ausgegraben und vom Grafen Raimund von Toulouse in der Schlacht vorgetragen werden. Ihr bloer Anblick wrde die Feinde Christi verscheuchen." Alle erstaunten, Alle glheten im heiligen Eifer auf. Sogleich wurden zwlf Männer in die Peterskirche geschickt, und die Threu sorgfltig hinter ihnen geschlossen. Das ganze Volk stand erwartungsvoll um die Kirche- I

3. Geschichte des Mittelalters - S. 150

1872 - Münster : Coppenrath
150 und langsam unter heiligen Gesngen und Gebeten bewegte sich der Zug zuerst nach dem Oelbergs, wo ein Geistlicher, Namens Arnulf, dann Peter der Einsiedler ihre Stimme er-hoben und in Reden voll Feuer zur Tapferkeit, Ausdauer und Einigkeit ermahnten. Die Saracenen dort oben wuten nicht, was dieses Ziehen hin und her, dieses Singen und Lob-preisen da unten zu bedeuten habe. Sie verhhnten die Chri-ften von der Mauer herab, fften ihre heiligen Gebruche nach und schssen mit Pfeilen nach ihnen. In der folgenden Nacht wurden in aller Stille die beiden Thrme rasch an der ueren Mauer aufgerichtet. Andere brachten Sturmleiter, Wurf-Maschinen und Mauerbrecher herbei. Mit dem Anbruche des Tages begann der Sturm. Gleich wthendeu Lwen rannten die Christen gegen die Mauern an; aber die Saracenen schleuderten Steine, Balken und Gefe mit Schwefel und siedendem Oele angefllt auf ihre Kpfe hinab; brennende Pfeile setzten ihre Kriegsgerthe in Brand. So kam der Abend heran; ermattet muten die Christen sich zurckziehen; alles Blut, aller Schwei war vergebens verrouneu. Nur der Umstand trstete sie, da die Feinde nicht im Stande gewesen waren, das heilige Kreuz zu verletzen, welches man auf dem Thurme Gottfrieds von Bouillon errichtet hatte. Am folgenden Tage erneuerte sich der Kampf noch grimmiger, als am vorhergehenden; denn jener milungene Versuch hatte ihre Wuth nur noch mehr entflammt. Aber alle Tapfer-keit der Christen brach sich an der verzweifelten Gegenwehr der Trken. Sieben Stunden hatte bereits der mrderische Kampf ohne Erfolg gewhrt, viele Christen wichen ermdet zurck und verzweifelten am dem glcklichen Ausgange; da erschien pltzlich auf der Hhe des Oelberges ein Ritter in stralender Rstung und verklrter Gestalt und streckte feine Waffen der die unten tosende Stadt aus, als wollte er die Christen zu rstiger Fort-setzung des Kampfes ermahnen. Er wurde allgemein fr einen Gesandten Gottes angesehen, und neuer Muth kehrte sogleich

4. Geschichte des Mittelalters - S. 177

1872 - Münster : Coppenrath
I 177 erdichtet und sprach sogleich den Bann der ihn ans. Der Kaiser aber, um zu zeigen, da er es mit dem versprochenen Kreuzzuge ernstlich meine, schiffte sich bald nach feiner Wiederherstellung nach Palstina ein. Jedoch vershnte er hierdurch nicht den Papst. Dieser erlie sogar an die Geistlichen und an die Ritterorden in Palstina die strengsten Befehle, den Kaiser nicht im Geringsten zu untersttzen, weil ein mit dem Fluche der Kirche Beladener des Kampfes fr die Sache Gottes un-wrdig sei. Allein Friedrich war in dem heiligen Lande glcklicher, als man htte erwarten sollen. Er schlo mit den Sa-racenen einen zehnjhrigen Waffenstillstand, in welchem ihm Jerusalem, Bethlehem und Nazareth ausgeliefert wurden, und fetzte uch in der Kirche des heiligen Grabes die Krone eines Kniges von Jerusalem aus.*) Schnell eilte er dann nach Italien zurck, vertrieb bort die Fewbe aus feinen Besitzungen und shnte sich auch mit dem Papste aus. Bald hierauf brach in Deutfchlanb eine Emprung unter feinem eigenen Sohne Heinrich aus, der in des Vaters Abwesenheit Deutschland verwaltet hatte. Fr seine Untreue mute er nach Italien in einen Kerker wanbern, wo er sieben Jahre nachher starb. Aus bieses traurige Ereigni folgte balb ein frhliches. Friedrich war Wittwer und warb um die fchne Jfabella, Schwester des Kniges von England. Ohne Z-gern kam der Heirathsvertrag zu Stande. Der Kaiser lie durch den Erzbischof von Kln und Herzog von Brabant mit zahlreichem Gefolge feine Braut abholen. Ueberall wurde sie in Deutschland festlich empfangen, besonders aber in Kln-Zehntausend Brger, alle zu Pferde und festlich geschmckt, polten sie feierlich ein. Auch fuhren ihr Schiffe auf trockenem Lande entgegen. Es waren Wagen, wie Schiffe gebauet, mit Flaggen und Wimpeln, die Pferde waren in Purpurdecken verhllt. In den Schiffen saen Snger und lieen zu dem ) Dadurch wurde fortan der Titel König von Jerusalem" Erbtheil des deutschen Kaisers als solchen. Weller' Wcltgesch. Il 25. Aufl. i o I

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 86

1861 - Münster : Coppenrath
86 lern. Mitten unter den Schrecknissen dieser Belagerung starb der allgefürchtete Sultan. Innerer Gram hatte sein Lebensende beschleunigt. Sein Tod wurde den Truppen lange verheim- licht, um sie nicht zu entmuthigen, und die Stürme währten fort. Als endlich der Großwesir unter den furchtbarsten An- strengungen die ganze äußere Festung in Schutt gelegt hatte, zog sich Zrinpi mit seiner noch übrig gebliebenen Heldenschar in die innere Burg zurück zu neuen Kämpfen und Opfern. Jetzt unternahmen die Türken einen allgemeinen Sturm. Schon brannte die Burg; da versammelte Zrinpi seine Getreuen um sich und sprach: „Gedenket eures Eides! Wir müssen hinaus! Statt hier zu verbrennen oder zu verhungern, laßt uns sterben als Männer! Ich gehe voran, folgt mir nach!" Und unbe- panzert stürzt der Ungarn Leónidas mit seinen sechshundert Kampfgenossen hin über die Schloßbrücke, hin in das Gewühl der Feinde. Da trifft ein Schuß des Tapferen Brust; ver- wundet sinkt er nieder, sterbend kämpft er noch mit der letzten Lebenskraft. Um ihn herum sterben auch die Seinigen. Und kaum sind sie gefallen, da fliegt, wie Zrinpi es angeordnet, der Pulverthurm in die Luft und mit ihm dreitausend der ein- gedrungenen Türken. Die großen Verluste, welche die Türken hier erlitten, vor allem aber der Tod des Sultans selbst, er- leichterten den Abschluß eines Friedens. . Dieser Frieden aber wurde von den Türken schlecht ge- halten. Fortwährend beunruhigten sie die Grenzen. Endlich hielt der Kaiser, um sich des Beistandes des Reiches zu ver- sichern, einen Reichstag zu Regenöburg. Es war der letzte für den Kaiser. Er starb daselbst am 12. Oktober 1576. Rudolf, sein ältester Sohn, war sein Nachfolger. 19. Deutschland unter Rudolf Ii. und Mathias. Vu-otf Ii. (1576—1612). — Mit vielen wissenschaftli- chen Kenntnissen ausgerüstet bestieg Rudolf, Marimilian's Ii. ältester Sohn, den Kaiserthron; aber er täuschte die Hoffnun-

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 215

1861 - Münster : Coppenrath
215 mit seinen Oesterreichern gegen die tapfern Bayern focht. Drei Angriffe der Oesterreicher wurden von diesen heldenmüthig zu- rückgeschlagen. Als beim vierten Sturme der Kurfürst die Franzosen schon in völliger Auflösung und Flucht begriffen sah, da erst gab er verzweifelnd den Befehl zum Rückzuge. Und selbst der Rückzug der Bayern glich keiner Flucht. Geschlossen und in fester Haltung verließen sie die Stätte, die sie so lange und so ruhmvoll vertheidigt hatten. Der Tag bei Höchstädt war ein verhängnißvoller Tag. Zwanzigtausend Franzosen und Bayern lagen todt oder verstümmelt auf dem Schlachtfelde; fünfzehntausend, unter ihnen Tallard nebst seinen zwei Söhnen, waren gefangen. Außerdem fielen alle Kriegeskassen, fünftausend dreihundert Wagen, hundert siebenzehn Kanonen und eine Menge Feldzeichen den Siegern in die Hände. Die Franzosen flohen über den Rhein zurück, und der Kurfürst folgte ihnen. Bayern wurde jetzt von den Oefterreichern besetzt. Dieser glorreiche Sieg erfüllte den alten Kaiser, der bis- her nur Unglück und Demüthigung von seinem stolzen Gegner Ludwig erlitten hatte, mit unaussprechlicher Wonne. Er er- lebte das Ende dieses Krieges nicht, und ein neuer Aufstand in Ungarn trübte den Abend seines vielbewegten Lebens. Hier hatte sich der junge Rügoczy, ein Schwiegersohn des unglück- lichen Tököly, an die Spitze der Unzufriedenen gestellt und drang in kühnen Streifzügen sogar bis vor die Thore Wiens (1704). Mitten unter diesen Kämpfen mit auswärtigen und einheimischen Feinden starb Kaiser Leopold am 5. Mai 1705, nachdem seine Regierung beinahe ein halbes Jahrhundert hin- durch gewährt hatte. Ihm folgte sein Sohn Joseph. 45. Kaiser Joseph 1. (1705-1711). Fortsetzung des Krieges. — Der neue Kaiser unterdrückte zunächst einen Aufstand in Bayern, der hier gegen die Herr- schaft der Oesterreicher ausgebrochen war. Die Kurfürsten von Bayern und von Köln wurden in die Reichsacht erklärt, und

7. Geschichte des Mittelalters - S. 142

1861 - Münster : Coppenrath
142 der ehemaligen Hauptstadt Bithyniens an. Sie war mit hohen breiten Mauern umgeben, aus welchen eine Menge Wachtthürme hervorragte. Innerhalb der Mauer lag ein großes türkisches Heer zu ihrer Vertheidigung. Der Anfang des Feldzuges wurde mit der Belagerung dieser Stadt gemacht. Schon war sie der Uebergabe nahe, als die hinterlistigen Griechen mit den Bela- gerten Unterhandlungen anknüpften, vermöge welcher die Stadt nicht den Kreuzfahrern, sondern dem Kaiser Alexius ausgeliefert wurde. Nun brach das Heer zum weiteren Zuge auf. Anfangs erschraken die leicht bewaffneten Türken, als sie die Menge Reiter in eiserner Rüstung, die großen geharnischten Schlachtrosse und die starrenden Lanzen sahen; aber nach und nach wurden sie des Anblickes gewohnt und lernten sie mit Vortheil angreifen. Die nähere Kenntniß chcr Gegend begünstigte ihre Angriffe. Ganz Kleinasien ist von steilen Gebirgsketten durchzogen, fast nirgends eben, überall schroffes Waldgebirge und Schluchten. Während nun die Kreuzfahrer in langen Zügen durch die Schluchten müh- sam hindurchwanderten, fielen die auflauernden Türken dieselben bald von vorn, bald von hinten an. Machten die Kreuzfahrer Halt, und stellten sie sich in Schlachtordnung; hurtig flohen daun die Türken auf ihren leichten Pferden davon und waren augenblicklich wieder da, sobald sich der Zug in Bewegung setzte. So war nirgends Ruhe, nirgends Sicherheit. Dazu schnitten die Türken alle Zufuhr ab, verbrannten das Getreide auf dem Felde, so daß das Heer der Kreuzfahrer in die höchste Noth gerieth. Der ungewohnte, glühend heiße Himmelstrich dieses Landes vermehrte noch das allgemeine Elend. Die Sonne schoß ihre brennenden Stralen auf die blanken Rüstungen der Pilger hinab, so daß diese unter denselben ersticken zu müssen glaubten. Viele sanken ermattet zu Boden, andere verloren von der Ein- wirkung der glühend wehenden Luft alle Besinnung. Man sah Mütter neben ihren lechzenden Säuglingen sterbend auf dem glühenden Boden sich wälzen. Die Pferde vielen um, und viele Ritter bestiegen Ochsen und andere Lastthiere. Heulend liefen die Hunde auf den Feldern nach einer Quelle umher. Endlich

8. Geschichte des Mittelalters - S. 144

1861 - Münster : Coppenrath
144 Die Stadt war mit einer doppelten Mauer umgeben, die von solcher Dicke war, daß ein Wagen mit vier Pferden bespannt ohne Gefahr auf ihr fahren konnte. Vierhundert fünfzig geschickt vertheilte Thürme dienten zu noch größerer Befestigung. Mit Einschluß der ans den benachbarten Gegenden Geflüchteten stieg die Besatzung ans sechs- bis siebentausend Reiter und fnnfzehn- bis zwanzigtauscnd Fußgänger. Doch nichts hielt die Kreuz- fahrer ab, die Belagerung zu unternehmen. Es vergingen hiemit mehrere Monate, ohne daß man das Geringste gewonnen hatte, und die Noth im Lager wurde täglich größer. Die Preise der Lebensmittel stiegen zu einer unerschwinglichen Höhe. Acrinere nährten sich schon von Leder, Baumrindm und anderen wider- natürlichen Sachen und starben sogar vor Hunger. Von sieben- zigtausend Pferden waren nur noch zweitausend, die nicht um- gekommen oder verzehrt worden waren, vorhanden. Regengüsse durchnäßten die Zelte, und die Pilger starben in solcher Menge, daß beinahe der Raum fehlte, sie zu begraben. In solchem Ueber- maße von Unglück aller Art sank Vielen gänzlich der Muth, mehrere suchten zu entschlüpfen. Selbst Peter der Einsiedler verzweifelte an dem Gelingen der Unternehmung und floh feige davon; er wurde aber von Tankred auf der Flucht ergriffen und zu seiner nicht geringen Beschämung in's Lager zurückgeführt. Dazu blieb von allem, was int christlichen Lager vorging, den Türken nichts verborgen. Kundschafter gingen ans und ein. Als die übrigen Fürsten hiegcgen kein Mittel ausfindig zu machen wußten, trat Bohemund auf und versprach, das Uebel bald zu beseitigen. Er ließ sogleich — es war zur Zeit des Abend- essens — zwei gefangene Türken tödten, braten und alsdann öffentlich ausrufen: jeder Kundschafter solle von nun an gebraten und verzehrt werden. Das wirkte. Bald verbreitete sich im Mor- genlande das schreckliche Gerücht, daß die Christen nicht nur erober- ten, plünderten und mordeten, sondern auch Menschenfresser wären! In den einzelnen Gefechten, die um die Mauern Antiochias vorfielen, bewährten die Fürsten einen Muth und vollführten

9. Geschichte des Mittelalters - S. 148

1861 - Münster : Coppenrath
— 148 Tankred und wagte sich sogar bis zu den Mauern der Stadt. Sobald die Ritter zum großen Heere zurückgekommen waren und die frohe Botschaft brachten, sie hätten Bethlehem und Jerusalem gesehen, ergriff heiße Sehnsucht die Pilger. Alle Müdigkeit war verschwunden, rastlos eilten sie vorwärts, Jeder wollte die heiligen Orte zuerst erblicken. Endlich erreichten sie den Gipfel eines Berges. Da lag sie vor ihnen, die heilige Stadt, vom Glanze der Abendsonne erhellt, mit ragenden Zin- nen und Thürmen! In einem Augenblicke verbreitete sich durch das ganze Heer der Freudenruf: Jerusalem! Jerusalem! Vom heiligen Schauer ergriffen wiederholten Alle mit vereinter Stimme das Jubelgeschrei: Jerusalem! Jerusalem! und helle Thränen der Freude und Wehmuth stürzten ihnen aus den Augen. Andächtig sanken Alle auf ihre Kniee und küßten den heiligen Boden, auf dem der Erlöser der Welt einst wandelte. Viele zogen auch ihre Schuhe aus, eingedenk des biblischen Spruches: „Lege ab deine Schuhe, denn der Ort, wo du stehest, ist heilig." Singend und betend rückten sie hierauf ihrem Ziele näher. Es war der sechste Juni des Jahres 1099, als sie vor den Thoren anlangten. Nun galt es, die mit einer doppelten Mauer stark befestigte, auf vier Bergen gelegene Stadt, die von einem 40,000 Mann starken, türkischen Heere vertheidigt wurde, zu erstürmen. Da- gegen zählte das Heer der Kreuzfahrer nur noch 20,000 rüstige Fußgänger und 1500 Ritter. Aber Muth und Begeisterung ersetzten, was ihnen an Menge abging. Schon am fünften Tage wagten sie einen Sturm auf die äußeren Mauern. Mit wildem Muthe erkletterten sie zwar dieselben, fanden aber bei diesem kühnen Wagnisse ihren Untergang, indem sie oben von den Ver- theidigern jählings wieder hinuntergestoßen wurden. Nun sah man ein, daß die Stadt ohne Belagerungswerkzeuge nicht zu erobern sei. Sie zerstreuten sich deshalb in die Umgegend und brachten mit großer Mühe aus der holzarmen Gegend die nö- thigen Baumstämme zusammen. Die Gefahren und Leiden der

10. Geschichte des Mittelalters - S. 100

1861 - Münster : Coppenrath
100 in welchem ihr König Lothar unter feierlichem Eide auf Loth- ringen für ewig verzichten mußte. Nicht so glücklich war Otto in Italien. Nachdem er die Unruhen in Rom gedämpft hatte, wandte er sein Auge auf Unteritalien, in dessen Besitz noch immer die griechischen Kaiser waren. Durch die Vermählung mit der griechischen Fürstin aber glaubte er rechtmäßige Ansprüche auf dieses Land erworben zu haben. Er machte große Kriegsan- stalten; allein der Erfolg entsprach nicht seinen Bemühungen. Die dortigen Griechen riefen schleunigst die Araber aus Sicilien und Afrika zu Hülfe und rückten dem Kaiser entgegen. Bei Basantello, unweit Tarent, kam es zur Schlacht (982). Hier zeigte sich recht die Hinterlist der Italiener. Im entscheidenden Augenblicke des Kampfes verließen sie plötzlich den Kaiser, und sein Heer wurde nun völlig geschlagen. Beinahe wäre er selbst gefangen worden. Er rettete sich nur durch einen kühnen Sprung in's Meer, wo ihn ein feindliches Schiff, ohne ihn zu kennen, an Bord nahm. Die Schiffsleute wollten ihn nach Constan- tinopel führen; aus sein Begehren aber steuerten sie zuvor nach Rossano, in Kalabrien, wo er, wie er vorgab, Geld und Schätze zu sich nehmen wollte. Kaum aber war er der Küste nahe ge- nug, so stürzte sich der kühne Schwimmer abermals in's Meer und entkam glücklich ihren Händen. Voll Rache im Herzen ging er nach Nom. Hier rüstete er sich zu einem neuen Feldzuge. Er starb aber während dieser Rüstung, im Jahre 983. Seine zehnjährige Regierung war für Deutschland fast ohne Segen. Otto Iii. (983—1002), sein Sohn und Nachfolger, war bei dem Tode seines Vaters erst ein dreijähriges Knäblein. Seine Mutter Theophania übernahm deshalb die vormundschaftliche Regierung, wurde aber von den Großen des Reiches, denen die Regierung eines ausländischen Weibes unerträglich schien, nicht wenig beunruhiget. Der junge König erhielt eine seine griechische Bildung. Seine Anlagen entwickelten sich so glän- zend, daß ihn seine Lehrer ein Wunderkind nannten. Schon in seinem sechszehnten Jahre machte er einen Heereszug nach Italien,
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