377
immer warb er jetzt um die Hand der Erzherzogin Maria
Luise, der Tochter desjenigen Kaisers, dem er noch so eben
fast die Hälfte seines Reiches entrissen hatte. Der edle Kai-
ser Franz brachte, wenngleich mit schwerem Herzen, der Hoff-
nung des Friedens auch dieses Opfer. Am 2. April 1810
fand zu Paris mit ungewöhnlichem Gepränge die Vermäh-
lung Statt, und am 20. März des folgenden Jahres ward
Napoleon's sehnlichster Wunsch erfüllt: ihm wurde ein Sohn
geboren, welcher schon in der Wiege den bedeutungsvollen
Titel: „König von Rom" führte.
Per Tiroler Aufstand. — Während des obigen Krieges
waren auch die Tiroler aufgestanden, um das ihnen aufge-
bürdete fremde Joch wieder abzuschütteln. Mit treuer Liebe
hing dieses biedere Bergvolk am alten, väterlichen Fürsten-
hause Oesterreich und wollte sich selbst durch den abgeschlosse-
nen Frieden von demselben nicht losreißen lassen. Der die-
dere Landmann Andreas Hofer, von seinem Wirthshause
zu St. Leonard am Sand im Passeperthale der „Sandwirth"
genannt, stellte sich an die Spitze seiner Landesleute und that
den Feinden außerordentlichen Abbruch. Endlich aber mußte
das Häuflein der Uebermacht erliegen. Hofer flüchtete in's
Hochgebirge und verbarg sich in einer Sennhütte. Sein Au-
fenthalt wurde aber verrathen. Die Feinde umzingelten das
Haus, nahmen ihn gefangen und schleppten ihn nach Man-
tua, wo er am 20. Februar 1810 unter dem allgemeinen
Wehklagen seiner Mitgefangenen Landesleute erschossen wurde.
Er ging dem Tode mit heldenmüthiger Fassung entgegen.
Auf dem Richtplatze stellte er sich vor die zwölf Schützen, die
ihn erschießen sollten, wollte sich aber weder die Augen verbinden
lassen, noch niederknien: „Ich stehe vor dem, der mich er-
schaffen hat," rief er mit fester Stimme, „und stehend will
ich meinen Geist aufgeben." Dann drückte er das Kreuz des
Heilandes an seine Lippen und kommandirte selbst: „Gebt
Feuer!" Wie in Tirol, so erhoben sich auch in Deutschland
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Extrahierte Personennamen: Maria
Luise Maria Franz Franz Andreas_Hofer Leonard
185
und Menschlichkeit allgemeine Achtung erworben hatte. Weil
dieses gräßliche Gewürze um die Vesperzcit anfing, so hat cs
hievon den Namen „sicilische Vesper" erhalten.
Karl von Anjou befand sich eben beim Papste, als die
Schreckensnachricht einlief. Er biß vor Wuth in seinen Stock-
knopf und schwur den Siciliern fürchterliche Rache. Diese aber
schickten eiligst Abgeordnete nach Spanien an Peter von Ara-
gonien und luden ihn ein, als Verwandter und Erbe Konradin's
die Insel in Besitz zu nehmen. Im August kam er auch mit
einer Flotte herüber und ward von den Insulanern als König
mit Jubel empfangen. Alle Bemühungen Karl's, die Insel
wieder zu erobern, blieben fruchtlos; er mußte sich mit Neapel
begnügen. Ueber zweihundert Jahre blieb Neapel von Sicilicn
getrennt. Später kam auch Neapel nach vielfachem Herrscher-
wechsel an Aragonien.
Wie letzten Kreuzzüge.
56. Ludwig Ix. von Frankreich.
Um diese Zeit, als in Deutschland rohe Gewalt und Ge-
setzlosigkeit Ucbcrhand nahmen und Alles verwirrten, vom Jahre
1226 bis 1270, erfrcuete sich Frankreich der milden und väter-
lichen Regierung Ludwig's Ix. oder des Heiligen. Dieser war
einer der biedersten und gottcsfürchtigsten Männer, die je das
Scepter geführt haben. Als er im Jahre 1244 von einer hef-
tigen Krankheit befallen wurde, that er das Gelübde, einen
Kreuzzug zu unternehmen, wenn ihm Gott die Gesundheit wieder
schenken würde; denn in demselben Jahre war Jerusalem von
den Saracenen wieder eingenommen worden. Sobald er nur
einigermaßen hergestellt war, dachte er auch an die Erfüllung
desselben; und weder die Vorstellungen seiner Mutter, noch die
seiner Gemahlin vermochten ihn hievon abzubringen. Zunächst
sollte dieser Krcuzzug gegen den Sultan von Aegypten gerichtet
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Extrahierte Personennamen: Karl_von_Anjou Karl Peter_von_Ara- August Ludwig_Ix Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Neapel Neapel Aragonien Frankreich Deutschland Frankreich Jerusalem
285
Friedrich Iii. (Iv.)* (1439—1493), Sohn des Her-
zoges Ernst von Steiermark. Dieser hat von allen Kaisern am
längsten regiert, nämlich über 53 Jahre. Er war ein Alaun
von den schönsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens,
allein die Zeit seiner Regierung war zu stürmisch bewegt, und
nicht immer konnte er seinen wohlmeinenden Absichten und Be-
fehlen den erforderlichen Nachdruck geben. Unter seiner Regie-
rung eroberten die Türken nicht nur Constantinopel, sondern
richteten auch ihre Berheerungszüge selbst nach Ungarn und
Krain. Der Papst forderte die Christenheit und insbesondere
die deutschen Fürsten zu einem neuen Kreuzzuge auf; auch der
Kaiser erließ an sie die dringendsten Mahnungen bei der großen
Gefahr des deutschen Batcrlandes. Vergebens! An die Stelle
der früheren Begeisterung war jetzt die niedrigste Selbstsucht
getreten, und bei der Auflösung aller gesetzlichen Ordnung war
jeder Fürst nur bedacht, für seinen eigenen Vortheil zu sorgen.
Kein deutsches Heer rückte gegen den Erbfeind der Christenheit
in's Feld, um dessentwillen im ganzen Reiche die Türlenglocke
zum Gebete rief. Der Kaiser hielt zwar Reichstag über Reichs-
tag, allein auf diesen erschienen nicht mehr die Fürsten selbst,
sondern nur ihre Gesandten, welche die kostbare Zeit mit leeren
Förmlichkeiten hinbrachten, ja sogar darüber stritten, wer am
wenigsten zu des Vaterlandes Rettung beizutragen habe. Krieg
und Fehde herrschte überall, nicht bloß an den Grenzen des
Reiches, sondern auch im Reiche selbst. Am störendsten für die
Thätigkeit des Kaisers in den Reichsangelegenheiten war lange
Zeit der Zwist mit seinem Bruder Albrecht, dem Mitbesitzer
seiner Erblande. Von dieser Drangsal wurde er zwar durch
Albrechl's Tod befreit (1463), aber in Oesterreich und den übri-
gen Ländern hörte die Unzufriedenheit mit feiner Regierung
nicht auf und veranlaßte mehrere höchst gefährliche Ausstände.
* Dieser Kaiser wird Friedrich Iii. und auch Friedrich Iv. genannt,
jenachdem Friedrich der Schöne von Oesterreich (1313 — 1330) mit ein-
gerechnet wird oder nicht.
/
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Ernst_von_Steiermark Ernst Albrecht Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_der_Schöne Friedrich
— 105 —
41. Leopold I. 165? — 1?05.
Die Türken vor Wien. 1683.
Der Kaiser Ferdinand 111-, unter welchem der westfälische
Friede geschlossen wurde, überlebte diesen noch neun Jahre und
that wahrend dieser Zeit Alles, um die tiefen Wunden des Vater-
landes zu heilen. Er starb im Jahre 1657 und nahm den Ruhm
eines biedern und edlen Fürsten mit sich in's Grab. Ihm folgte
sein Sohn
Leopold I. Dieser war ein frommer, gutmüthiger Mann;
allein cs fehlte ihm an der einem Herrscher so nöthigcn Selbstän-
digkeit und Kraft zur Leitung der Staatsverwaltung. Und mehr
als, sonst bedurfte Deutschland gerade jetzt eines kräftigen Regenten,
der sich dem stolzen landersüchtigen Nachbar, Ludwig Xiv., kühn
gegenüber stellte. Leopold war ihm aber nicht gewachsen, wie
wir dieses oben gesehen haben.
Nicht mit den Franzosen allein, auch mit den Türken-hatte
der Kaiser schwere Kriege zu führen, und beinahe wäre es diesen
gelungen, selbst die Hauptstadt Wien zu erobern. Schon früher
hatten sie die herrschenden Unruhen in Deutschland, besonders
zur Zeit des dreißigjährigen Krieges, zu benutzen gewußt, und mehr
als einmal waren diese Erbfeinde des Christenthums von dem
Könige eines christlichen Volkes, der selbst den Ehrennamen: „der
Allerchristlichst'e" führte, zu unserm Verderben herbcigelockt worden.
Im Jahre 1529 erschienen sie sogar vor den Thoren von Wien
und bedroheten die Kaiserstabt, wie wir dieses bereits oben gesehen
haben. Noch größer kehrte die Gefahr unseres Vaterlandes im Jahre
1683 zurück. Damals herrschte in Ungarn eine große Erbitterung
gegen den Kaiser und seine Regierung. Das Volk klagte über
die grenzenlosen Erpressungen und Ausschweifungen der deutschen
Truppen, wie in Feindes Land, über die verfassungswidrige Will-
kür in Besetzung der ersten Stellen des Staates mit Ausländern,
über den Druck der Aussagen. Zudem führten die protestantischen
Unterthancn noch besondere Klagen über die ihnen geschmälerte
Religionsfreiheit. Der allgemeine Druck erzeugte Erbitterung, die
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Extrahierte Personennamen: Leopold_I. Ferdinand_111- Ferdinand Leopold_I. Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Wien Deutschland Wien Deutschland Wien Ungarn
132
dieser abgeschlossenen Lebensweise entgingen ihm jedoch die Angelegen-heiten der Fürsten und Völker nicht, und sobald es die Ehre Gottes erforderte, trat er ohne Menschenfurcht ffentlich auf und rnhete nicht eher, als bis er sein Ziel erreicht hatte. Diesen frommen und eifrigen Mann sandte der damalige Papst Eugen Iii. an die Fürsten und Völker, um sie zu einem neuen Kreuzzuge zu bewegen. Zuerst predigte er das Kreuz in Frankreich. Durch seine Worte wurden Alle so begeistert und fortge-rissen, da die von ihm schon vorrthig mitgebrachten und in Menge ausgestreuten wollenen Kreuze keineswegs hinreichten, sondern er noch seinen eigenen Mantel zu Kreuzen zerschneiden mute, um nur den ersten Andrang zu befriedigen. Der König selbst nahm das Kreuz, auch seine Gemahlin, sein Bruder, viele Grafen, Bischfe und Edele.
Nun wandte er sich auch nach Deutschland. Der König Konrad war aber anfangs wenig geneigt, an einem solchen Zuge Theil zu nehmen; die Angelegenheiten seines eigenen Reiches beschftigten ihn zu sehr. Zwar erwies er bei ihrem ersten Zusammentreffen in Frankfurt dem frommen Manne alle Ehre, ja er trug ihn auf seinen eigenen Armen durch die men-schengefllte Kirche, jedoch zu dem gewnschten Versprechen war er noch nicht zu bestimmen; er suchte deshalb auszuweichen. Aber der nnerm--dete Mnch eilte ihm bis Speyer nach und fuhr mit donnernder Beredt-samkeit die dort versammelten Fürsten und Prlaten, vor Allen aber den König selbst an. Und als er zu diesem die ergreifenden Worte sprach: Wie wirst du einst am jngsten Tage Rechenschaft geben kn-nen von d^r Erfllung deiner Pflicht?" stand Konrad gerhrt auf und sprach: Ja, ich erkenne den Willen und die Gnade Gottes; er soll mich nicht undankbar finden." Er nahm das Kreuz, mit ihm Friedrich, sein Neffe, der nachmalige Kaiser, und die meisten Groen des Reiches. Selbst Weiber bewaffneten sich mit Lanzen und ritten gleich Mnnern im Zuge einher.
Konrad brach zuerst auf. Denselben Weg, welchen etwa fnfzig Jahre frher Gottfried von Bouillon nach Constantinopel eingeschlagen hatte, schlug auch er ein. Der griechische Kaiser handelte gegen die Kreuzfahrer abermals wenig entgegenkommend. Als sie nach Asien bergesetzt waren, wurden sie durch unvorsichtige Theilung ihrer Truppenmassen und durch sehr schlecht geregelte Verpflegung in dem fremden Lande bald von den schwersten Unglcksschlgen heimgesucht. Die meisten wurden eine Beute entweder der grlich einbrechenden Noth oder des feindlichen Schwertes.
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— 294 —
nannt, stellte sich an die Spitze seiner Landesleute und that den Feinden außerordentlichen Abbruch. Endlich aber mußte das Häuflein derueber-macht erliegen. Hoser flüchtete in's Hochgebirge und verbarg sich in einer Sennhütte. Sein Aufenthalt wurde aber verrathen. Die Feinde umzingelten das Haus, nahmen ihn gefangen und schleppten ihn nach Mantua, wo er am 20. Februar 1810 unter dem allgemeinen Wehklagen seiner Mitgefangenen Landesleute erschossen wurde. Er ging dem Tode mit heldenmüthiger Fassung entgegen. Auf dem Richtplatze stellte er sich vor die zwölf Schützen, die ihn erschießen sollten, wollte sich aber weder die Augen verbinden lassen, noch niederknien: „Ich stehe vor dem, der mich erschaffen hat," rief er mit fester Stimme, „und stehend will ich meinen Geist aufgeben?' Dann drückte er das Kreuz des Heilandes an seine Lippen und kommandirte selbst: „Gebt Feuer!" — Wie in Tirol, so erhoben sich auch in Deutschland überall kühne Männer gegen die Fremdherrschaft, als der hessische Oberst Dörnberg, der preußische Husaren-Major von Schill, der Herzog Friedrich Wilhelm von Braunschweig; und wenn auch das kühne Unternehmen dieser Männer unglücklich endete, so lag doch in demselben ein schönes Beispiel der Thatkraft, die das deutsche Volk entwickeln würde, sobald die Stunde seiner Freiheit schlage. Sie waren die lange vorausfliegenden Sturmvögel einer neuen Zeit.
84. Revolution in Schweden (1809).
In demselben Jahre, in welchem der Schönbrunner oder Wiener Frieden geschlossen wurde, brach in Schweden eine neue Revolution aus.
Seit der Ermordung Gustav's Iii. regierte hier sein Sohn, G u st a v Iv., der wegen Unberücksichtigung der veränderten Zeit und ihrer Verhältnisse großes Unglück über sich und sein Reich brachte. Als erbitterter Feind Napoleon's schloß er sich der Coalition gegen ihn an und reizte ihn noch insbesondere durch unkluge, leidenschaftliche Herausforderung. Die Folge hiervon war der Verlust Pommerns, welches die Franzosen nach dem Frieden zu Tilsit besetzten. Aber damit endete sein Unglück nicht. Der Kaiser von Rußland, Napoleon's Freund, forderte ihn auf, dem Bündnisse mit England zu entsagen und diesem seine Häfen bis zum allgemeinen Frieden zu schließen. Gustav ließ ihm zurücksagen: bevor hieran gedacht werden könne, müßten alle dänischen Provinzen von
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Extrahierte Personennamen: Dörnberg Schill Friedrich_Wilhelm_von_Braunschweig Friedrich Wilhelm Gustav Gustav
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281
.
uais, die ihm keine Kinder geboren hatte, und warb jetzt um die Hand der Erzherzogin Maria Luise, der Tochter desjenigen Kaisers, dem er noch soeben fast die Hlfte^eines Reiches entrissen hatte. Der Kaiser Franz brachte mit schwerem Herzen der Hoffnung des Friedens auch dieses Opfer. Am 2. April 1810 fand zu Paris mit ungewhnlichem Geprnge die Vermhlung statt, und am 20. Mrz des folgenden Jahres ward Napoleons sehnlichster Wunsch erfllt: ihm wurde ein Sohn geboten, welcher schon in der Wiege den bedeutungsvollen Titel: Krnig von Rom" erhielt.
Der Tiroler Aufstand. Whrend des obigen Krieges waren auch die Tiroler aufgestanden, um das ihnen aufgebrdete fremde Joch wieder abzuschtteln. Mit treuer Liebe hing dieses biedere Bergvolk am alten, vterlichen Frstenhanse sterreich und wollte sich selbst durch den abgeschlossenen Frieden von demselben nicht losreien lassen. Der heldenmtige Landmann Andreas Hofer, von seinem Wirtshause unweit St. Leonard am San^-ilnhasse^erthale der Slnhwirt" genannt, stellte sich an die Spitze seiner L^ndslente und that den Feinden auerordentlichen Abbruch. Endlich aber mute das Huflein der berwacht erliegen. Hofer flchtete ins Hochgebirge und verbarg sich in einer Sennhtte. Sein Aufenthalt wurde aber verraten. Die Feinde umzingelten das Hans, nahmen ihn gefangen und schleppten ihn nach Mantna, wo er am 20. Februar 1810 unter dem allgemeinen Wehklagen seiner Mitgefangenen Landsleute erschossen wurde. Er ging ^ dem Tode wit heldenmtiger Fassung entgegen. Aus dem Richtplatz? stellte er ftch vor die zwlf Schtzen, die ihn erschieen sollten, wollte sich aber weder die Augen verbinden lassen, noch niederknieen: Ich stehe vor dem, der mich erschaffen hat," rief er mit fester Stimme, und stehend will ich weinen Geist aufgeben." Dann drckte er das Kreuz des Heilandes an feine Lippen und kommandierte selbst: Gebt Feuer!"
Wie in Tirol, so erhoben sich auch in Deutschland berall khne Männer gegen die Fremdherrschaft, so der hessische Oberst Drnberg, der preuische Husaren = Major von Schill, der H^M^Frredrich Wilhelm von Braunscffw^l^und wenn auch das Unternehmen dieser Männer unglcklich endete, so blieb doch ihr mannhaftes Auftreten tn der Nation nicht ohne Wirkung; sie waren die vorausfliegenden Sturmvgel einer kommenden Zeit der Kampfe fr Freiheit und Unabhngigkeit.
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84
Religionskrieg in immer bedrohlichere Nhe gerckt htte. Zu diesen heillosen Wirren im Inneren fnten schwere Gefahren und angstvolle Kriegsnten von auen. Immer begehrlicher nach europischem Besitze wurden die Trken, seit sie ihren Fu auf diesen Erdteil gesetzt und Constantinopel zu ihrem festen Bollwerk gemacht hatten. Bei ihren gegen Westen gerichteten Eroberungszgen trafen ihre Schlge zunchst stets Ungarn, und da dessen Beherrscher zugleich der Kaiser der deutschen Lande war, so war es unausbleiblich, da auch Deutschland durch die Trkenkriege stets in Atem gehalten wurde.
Angesichts dieser Verhltnisse wird der Rckschritt, den Deutschland unter Karls V. nchsten Nachfolgern machte, nur zu erklrlich sein.. Die Thronfolger aber waren:
Kaiser Ferdinand I. (1556 1564). Das Konzil von Trient wurde unter ihm, wie oben erzhlt, geschlossen, allein trotz des Segens welcher fr die katholische Kirche aus den Beschlssen dieser Kirchen-Versammlung hervorging, griff auch bei aller Duldsamkeit dieses Kaisers in religisen Fragen dennoch der Streit der kirchlichen Parteien stets weiter um sich. Gegen die Trken hatte Ferdinand fast während seiner ganzen Regierungszeit zu kmpfen, doch war sein Erfolg so gering, da er ihnen gar einen Teil Ungarns abtreten mute.
Kaiser Maximilian Ii. (15641576). Selbst durch die grte Milde, welche dieser Kaiser den Andersglubigen gegenber bewies, konnte er die Streitigkeiten der Neligionsparteien nicht beilegen. Viel Strenge aber zeigte Maximilian, als das alte Faustrecht noch einmal wieder aufzuleben schien. Er lie den Ritter Grumbach, welcher den Bischof von Wrzburg mit Fehde berzogen und die Stadt Wrzburg selbst geplndert hatte, martervoll hinrichten.
Auch die Trken brachen in seinen Tagen unter dem Sultan Soly-man mit einem groen Heere in Ungarn ein. Aber vor der Festung; Sigeth flausten die wilben Scharen. Dieser Platz, welcher nrblich von der Drau gelegen ist, wurde von dem Grafen Zrini mit solchem Helden-mute verteidigt, da die Trken 20 Ooo Mann verloren und nur die rauchenden Trmmer eroberten, nachdem Zrini mit den Seinigen den Helbentob gestorben war.
Kaiser Rudolf Ii. (15761612). - Zur Zeit, als dieser Fürst den deutschen Thron bestieg, ja während der ganzen Dauer seiner Re-
1
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Extrahierte Ortsnamen: Constantinopel Ungarn Deutschland Deutschland Ungarns Wrzburg Wrzburg Ungarn
Die Geschichte nach Christi Geburt, is *
Kreuz und rannten nach Asien. Nur dir Könige blieben
fürs erste noch von dieser wunderlichen Sucht frey, und
eben dieö halte die Folge, daß daö Ansehen der bisher Zu
einer großen Macht gestiegenen Echnsleule vermindert und
dagegen die Macht der Könlste wieder vergrößert wurde.
Diese für den Thron glückliche Veränderung bewerkstelligte
vornemlich fchdrvlg der Dicke. Er schwächte den Ueder-
ni u ist des Adeln, räumte dagegen den Bürgern mehrere
Frcyheiten ein und legte eben dadurch den Grund zu ei-
nem neuen Reichsstande, dem Bürgttstllnde, der bisher
in Frankreich nichts gegolten hatte. Kaum war das
Land v-n dieser Seite zu einiger Rlche gekommen, als die
Könige von England den Einfall bekamen, nebst der Nor-
mandie und den übrigen Besitzungen noch mehrere fran-
zösische Länder zu erobern. Nun hatten also die Franzo-
sen außer den Kreuzzügen auch noch beständige Kriege mit
diesen ihren nahen Feinden, die 300 Jahre dauerten und
zwischen beyden Nationen einen unauslöschlichen Haß er-
zeugten. Philipp August, ein listiger, thätiger und
tapferer König, war eben mit einem Kreuzzuge beschäf-
tigt, als er hörte, daß die Engländer ihm ins Reich ge-
fallen feyn. Er kam zurück, schlug sie und eroberte so-
gar die Normandie. Um sich gegen die Besiegten sowohl
als gegen seine Großen in Respekt zu erhalten, dankte er
im Frieden, wie bisher gewöhnlich war, feine Soldaten
nicht ab, ì sondern war der erste, der ein stcheudès
Heer im Solde behielt. Nicht so glücklich, aber lie-
benswürdiger und edelmüthiger, als er, war der hetstge
Ludwig, der vom Jahr ¡2-26 bis 1270 regierte und
unter die besten französischen Könige gehört. In einet
Krankheit gelobte er Gott einen Kreuzzug» Wirklich zog er
nach erhaltener Genesung, ganz gegà den Willen seines
Volkes, das ihn gerne im Reiche behalten harte, gegen
den Sultan von Aezyten, wurde aber von diesem gefan-
aeu
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_August Philipp August Ludwig Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Christi Asien Frankreich England
A6o Die Weltgeschichte»
Viele Ursachen halte, ihm nicht zu trauen, nöthigte ih«
Locher zu dem mit einem Eide verbundenen Versprechen,
Daß derselbe bey seiner Ueberkunft nichts feindliches gegen
England unternehmen wolle. Der König von Frankreich
schwor den Eid, brach ihn aber sogleich, als er nach
Hause gekommen war: denn er verband sich mit Richards
häßlichem Bruder Jdhünn, ihn um die Krone zu brin-
gen. Unterdessen verrichtete der König von England
noch ferner so tapfere Thaten, daß fein Ruhm durch ganz
Europa erscholl: denn er brachte dem Salñdin eine
Llutige Niederlage bey, worin dieser 40,000 seiner besten
Leute verlohr, und nöthigte ihn zugleich z« einem dreyjäh-
rigen Waffenstillstände. Als dieser Vertrag geschlossen war,
machte sich Richard auf den Rückzug, um den meinei-
digen König von Frankreich zu züchtigen. Statt zur
See zu reisen, gieng er zu Lande durch Ungarn und Oe-
sterreich; trug aber, um nicht erkannt zu werden, Pil-
grims - Kleider, weil er sich sowohl vor dem Herzog
Leopold von Oesterreich, als auch vor dem Kaiser Heilv
rich 6 fürchten mußte. Jenen, der den Kreuzzug mit
ihm gemacht hatte, und mit ihm bey der Belagerung der
Stadt Ptolemaiö gegenwärtig gewesen war, hatte Richard
von einem Thurm herab, wiewohl unvorsetzlicher Weise,
mit einer Fahne, die er herunter warf, an den Kopf ge-
troffen ; der Kaiser Heinrich aber haßte ihn unversöhn-
lich, weil Richard der Schwager des letztverstorbenen
Königs von Sccilicn war, welches Reich Heinrich in
Besitz zu nehmen gedachte. Der als Pilgrim gekleidete
König glaubte in seiner Maske glücklich durch Deutsch-
land kommen zu können; allein er wurde schon in Wien
§n emem prächtigen Ringe erkannt, auf àopvlds Be-
fehl gefangen genommen und an den Kaiser Heinrich ver-
kauft. Dieser lteß ihn in einen entlegenen Thurm werfen,
und niemand wußte nun, wo (Aaladinö Ueberwindec
hlngekommen war. Unterdessen ängstigte des Gefangenen
Bruder
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Extrahierte Personennamen: Richards Richard Leopold_von_Oesterreich Leopold Heilv Heinrich Heinrich Sccilicn Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Aaladinö_Ueberwindec
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich England Europa Frankreich Ungarn Deutsch- Wien