166
Legnno stieen sie auf das kaiserliche Heer. Da sanken die Schlachtreihen der Mailnder in die Kniee und fleheten im Angesichte der Feinde den Himmel um Beistand zu dem bevor-stehenden Kampfe an. Dann begann die blutige Schlacht. Der Kaiser selbst focht heldenmthig an der Spitze; schon neigte sich der Sieg auf seine Seite. In diesem entscheidenden Augenblicke erneuerten jene neunhundert edele Brger Mailands, die Schar des Todes genannt, weil sie geschworen hatten, zu siegen oder zu fallen, mitten in der Schlacht den heiligen Eid und strzten sich mit Ungestm auf den siegenden Feind. Das Hauptbanner des Kaisers wurde genommen, er selbst von seinem Streitrosse gestrzt. Die Seinigen hielten ihn fr todt und wichen bestrzt zurck. Nur ein geringer Theil entkam mit dem Kaiser unter dem Schutze der Nacht dem Nacheschwerte der Lombarden. So vernichtete der blutige Tag bei Legnano im Jahre 1176 die Arbeit von zwanzig Jahren.
Durch den Verlust einer so entscheidenden Schlacht sah sich der Kaiser genthigt, mit seinen aufrhrerischen Stdten einen unrhmlichen Waffenstillstand auf sechs Jahre zu schlieen. Auch mit seinem alten Gegner, dem Papste Alexander Iii., shnte er sich aus und kte ihm zu Venedig ehrerbietig die Fe.
Tief gebeugt kehrte er nach Deutschland zurck, mit Zorn im Herzen gegen Heinrich den Lwen, dessen Widerspnstigkeit er das Unglck bei Legnano hauptschlich zuschrieb. Darum gab er gern den Feinden Heinrich's Gehr, welche alle bittere Klagen fhrten der des Herzoges Stolz und Anmaung. Und in der That konnte der eherne Lwe, den er vor der Burg seiner Residenzstadt Vrannschiveig aufgepflanzt hatte, ebensowohl als Sinnbild seiner Naubsucht und Tyrannei, wie seiner Kraft gedeutet werden. Er wurde deshalb vor des erzrnten Kaisers und seiner Feinde Richterstuhl auf mehre Reichstage vorgeladen, allein er erschien nicht. Da wurde er zur Strafe seiner Herzog-thmer und anderer Lehen verlustig erklrt, und so die Macht des Hauses Welf gebrochen. Sachsen erhielt Graf Bernhard
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Extrahierte Personennamen: Alexander_Iii Alexander Heinrich Heinrich Welf
Extrahierte Ortsnamen: Mailands Venedig Deutschland Sachsen
......
169
betreten, als die heimtckischen Bewohner desselben ihm nach alter Weise Nachstellungen aller Art bereiteten. Isaak, der damalige griechische Kaiser, wollte dem deutschen Kaiser nicht einmal den Kaisertitel geben, sondern nannte ihn nur den ersten Fürsten Deutschlands; sich selbst aber lie er einen Heiligen nennen und legte sich noch andere hohe Titel bei. Ja, einer seiner Gesandten hatte die Verwegenheit, dem deutschen Kaiser unum-wunden zu erklären: er sei dem heiligen Kaiser Isaak Gehr-fam schuldig, und das um so mehr, da er jetzt mit allen seinen Pilgern wie in einem Netze gefangen fei!" Friedrich gab ihm aber zur Antwort: Durch die Wahl der Fürsten und des Papstes Besttigung bin ich Kaiser, nenne mich aber, meiner Snden eingedenk, nicht einen Heiligen. Fr jetzt hat uns Gottes Gnade die Herrschaft auch im griechischen Reiche so weit gegeben, als wir derer zu unserem groen Zwecke bedr-fen; und die Netze, mit denen ihr drohet, werden wir wie Spinngewebe zerreien!" Auf seinem ganzen Zuge durch das griechische Reich hatte der Kaiser mit Nachstellungen zu kmpfen. Nur mit Mhe erreichte er endlich Kleinasien. Nun ging der Zug rasch vorwrts. Bald aber kamen auch sie in wste, waffer-lose Gegenden; es brach ein solcher Mangel ein, da man sogar Pferdefleisch a und Pferdeblut trank. Zudem umschwrmten leichte trkische Reiter das Heer Tag und Nacht. Nie hatten die Pilger Ruhe; in sechs Wochen konnten sie die Rstung nicht ablegen. Ermattet stieen sie pltzlich auf ein trkisches Heer von wenigstens dreimalhundert tausend Mann. Allein Friedrich verzagte nicht. Mit wenigen, aber krftigen Worten sprach er den Seinigen Muth ein. Alle empfingen das hl. Abendmahl und strzten dann, im Vertrauen auf Gott, fr dessen Ehre sie fochten, mit solcher Gewalt in die Feinde, da zehntausend von diesen erschlagen, die brigen nach allen Seiten hin zerstreuet wurden. Dieser Sieg erfrischte den Muth der abgemergelten Pilger wieder. Unter vielen Mhseligkeiten und Gefahren setz-ten sie ihren Zug fort und kamen glcklich zur Stadt Seleucia, am Flusse Kalykadnus oder Saleph in Cilicien. Hier aber war
i
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Extrahierte Personennamen: Isaak Isaak Isaak Isaak Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
1
173
empfand Keiner grere Freude, als Philipp August von Frank-: reich. Sogleich fiel er der dessen englische Besitzungen in Frank-reich her. Auch untersttzte er Richard's nichtswrdigen Bruder Johann (der, weil ihm sein Vater keine Provinz ausgesetzt hatte, > Johann ohne Land genannt wurde), damit dieser die Krone I Englands erhalte. Aber der grte Theil der Englnder ver-I abscheuete Johann und sehnte sich nach Richard zurck. Endlich I wurde ihre Sehnsucht auch erfllt. Als nmlich der Papst dem Kaiser mit dem Banne drohete, wenn er seinen kniglichen I Gefangenen, der als Kreuzfahrer unverletzlich sei, nicht losliee, und als auch die Neichsfrsten seine Loslassung in entschiedenem Tone forderten, so mute er sich endlich bequemen. Er lie sich i aber ein Lsegeld von beinahe zwei Millionen Thalern zahlen. So entkam Richard seiner fast zweijhrigen Gefangenschaft*) und eilte nach England zurck. Keiner erschrak mehr, als Jo-: Hann. Er erhielt diese Schreckensnachricht von seinem Bundes-genossen Philipp August mit den Worten: Nehmet euch in Acht, der Teufel ist wieder los!" Voll ngstlicher Besorgni warf er sich seinem ankommenden Bruder demthig zu Fen I und bat um Verzeihung. Richard verzieh ihm gromthig. | Nun wandte er sich gegen die Franzosen, welche die Normandie angegriffen hatten, und besiegte sie in einer entscheidenden. Schlacht. Bald darauf aber wurde er bei der Belagerung eines festen Schlosses durch einen Pfeilschu schwer verwundet. Er | starb an dieser Wunde.
Vierter Kreuzzug. Ungeachtet des fruchtlosen Er-folges dieses Kreuzzuges kam elf Jahre nachher auf Betrieb des Papstes Innocenz Iii. ein vierter zu Stande. Im Jahre 1202 schiffte sich ein zahlreiches Heer zu Venedig ein. Dieses rckte vor Constantinopel und nahm die Stadt mit Sturm. Der Graf Balduin von Flandern wurde zum Kaiser eingesetzt.
*) Tie Volkssage und die mittelalterliche Tichtkunst haben diese Haft und die Entdeckung von Richard's Kerker durch den Suger Blondel romantisch ausgeschmckt.
i
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Extrahierte Personennamen: Philipp_August_von_Frank- Philipp August Johann Johann Johann Philipp_August Philipp August Innocenz_Iii Innocenz Balduin Blondel
Extrahierte Ortsnamen: Frank-reich Englands England Constantinopel
I
177
erdichtet und sprach sogleich den Bann der ihn ans. Der Kaiser aber, um zu zeigen, da er es mit dem versprochenen Kreuzzuge ernstlich meine, schiffte sich bald nach feiner Wiederherstellung nach Palstina ein. Jedoch vershnte er hierdurch nicht den Papst. Dieser erlie sogar an die Geistlichen und an die Ritterorden in Palstina die strengsten Befehle, den Kaiser nicht im Geringsten zu untersttzen, weil ein mit dem Fluche der Kirche Beladener des Kampfes fr die Sache Gottes un-wrdig sei. Allein Friedrich war in dem heiligen Lande glcklicher, als man htte erwarten sollen. Er schlo mit den Sa-racenen einen zehnjhrigen Waffenstillstand, in welchem ihm Jerusalem, Bethlehem und Nazareth ausgeliefert wurden, und fetzte uch in der Kirche des heiligen Grabes die Krone eines Kniges von Jerusalem aus.*) Schnell eilte er dann nach Italien zurck, vertrieb bort die Fewbe aus feinen Besitzungen und shnte sich auch mit dem Papste aus.
Bald hierauf brach in Deutfchlanb eine Emprung unter feinem eigenen Sohne Heinrich aus, der in des Vaters Abwesenheit Deutschland verwaltet hatte. Fr seine Untreue mute er nach Italien in einen Kerker wanbern, wo er sieben Jahre nachher starb. Aus bieses traurige Ereigni folgte balb ein frhliches. Friedrich war Wittwer und warb um die fchne Jfabella, Schwester des Kniges von England. Ohne Z-gern kam der Heirathsvertrag zu Stande. Der Kaiser lie durch den Erzbischof von Kln und Herzog von Brabant mit zahlreichem Gefolge feine Braut abholen. Ueberall wurde sie in Deutschland festlich empfangen, besonders aber in Kln-Zehntausend Brger, alle zu Pferde und festlich geschmckt, polten sie feierlich ein. Auch fuhren ihr Schiffe auf trockenem Lande entgegen. Es waren Wagen, wie Schiffe gebauet, mit Flaggen und Wimpeln, die Pferde waren in Purpurdecken verhllt. In den Schiffen saen Snger und lieen zu dem
) Dadurch wurde fortan der Titel König von Jerusalem" Erbtheil des deutschen Kaisers als solchen.
Weller' Wcltgesch. Il 25. Aufl. i o
I
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich_war_Wittwer Friedrich Weller
Extrahierte Ortsnamen: Palstina Palstina Gottes Jerusalem Bethlehem Nazareth Jerusalem Italien Deutfchlanb Deutschland Italien England Brabant Deutschland Jerusalem
203
1714 fortwüthete. Der Krieg wird der spanische Erbfolge-
krieg genannt. Die nähere Geschichte desselben soll unten er-
zählt werden, nachdem wir zuvor eine merkwürdige Begeben-
heit angeführt haben, die sich unter der Negierung des Kai-
sers Leopold ereignete.
43. Deutschland unter Leopold I. (1657—1705).
Die Türken vor Wien (1683).
Der Kaiser Ferdinand 111., unter welchem der westfälische
Friede geschlossen wurde, überlebte diesen noch neun Jahre und
that während dieser Zeit Alles, um die tiefen Wunden des Va-
terlandes zu heilen. Er starb im Jahre 1657 und nahm den
Ruhm eines biederen und edlen Fürsten mit in's Grab. Ihm
folgte, da sein ältester bereits zum Kaiser erwählter Sohn Fer-
dinand Iv. plötzlich an den Blattern starb, sein zweiter Sohn
Leopold 1. Dieser war ein frommer, gutmüthiger Mann,
allein es fehlte ihm die einem Herrscher so nöthige Selbstän-
digkeit und Kraft zur Leitung der Staatsverwaltung. Und
mehr als sonst bedurfte Deutschland gerade jetzt eines kräfti-
gen Regenten, der sich dem stolzen, ländersüchtigen Nachbar,
Ludwig Xiv., kühn gegenüber stellte. Leopold war ihm aber
nicht gewachsen, wie wir dieses oben gesehen haben.
Nicht mit den Franzosen allein, auch mit den Türken
hatte der Kaiser schwere Kriege zu führen, und beinahe wäre
es diesen gelungen, selbst die Hauptstadt Wien zu erobern.
Schon früher hatten sie die herrschenden Unruhen in Deutsch-
land, besonders zur Zeit des dreißigjährigen Krieges, zu be-
nutzen gewußt, und mehr als einmal waren diese Erbfeinde
des Chriftenthums von dem Könige eines christlichen Volkes,
der selbst den Ehrennamen „der Allerchristlichste" führte, zu
unserem Verderben herübergelockt worden. Im Jahre 1529
erschienen sie sogar vor den Thoren von Wien und bedroheten
die Kaiserstadt, wie wir dieses bereits früher gesehen haben.
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Extrahierte Personennamen: Leopold Leopold Leopold_I. Ferdinand_111. Ferdinand Leopold_1. Leopold Ludwig_Xiv. Ludwig_Xiv. Leopold Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Wien Deutschland Wien Deutsch- Wien
168
Mit dem Frühlinge des Jahres 1189 versammelten sich
die Kreuzfahrer aus allen Gegenden Deutschlands bei Regens-
burg. Ihre Zahl belief sich auf hundert fünfzig tausend. Der
alte Barbarossa stellte sich an ihre Spitze. Tie Regierung des
Reiches überließ er seinem Sohne, dem nachherigen Kaiser Hein-
rich Vi. Kaum hatte das Kreuzheer den Boden des griechischen
Reiches betreten, als die heimtückischen Bewohner desselben nach
Älter Weise Nachstellungen aller Art bereiteten. Isaak, der
damalige griechische Kaiser, wollte dem deutschen Kaiser nicht
einmal den Kaisertitel geben, sondern nannte ihn nur den ersten
Fürsten Deutschlands; sich selbst aber ließ er einen Heiligen
nennen und legte sich noch mehrere der lächerlichsten Titel bei.
Ja, einer seiner Gesandten hatte die Verwegenheit, dem deutschen
Kaiser unumwunden zu erklären: „er sei dem heiligen Kaiser
Isaak Gehorsam schuldig, und das um so mehr, da er jetzt mit
allen seinen Pilgern wie in einem Netze gefangen sei!" Friedrich
gab ihm aber zur Antwort: „Durch die Wahl der Fürsten und
des Papstes Bestätigung bin ich Kaiser, nenne mich aber, mei-
ner Sünden eingedenk, nicht einen Heiligen. Für jetzt hat uns
Gottes Gnade die Herrschaft auch im griechischen Reiche so weit
gegeben, als wir derer zu unserem großen Zwecke bedürfen;
und die Netze, mit denen ihr drohet, werden wir wie Spinn-
gewebe zerreißen." Auf seinem ganze Zuge durch das griechische
Reich hatte der Kaiser mit Nachstellungen zu kämpfen. Nur
mit Mühe erreichte er endlich Kleinasien. Nun ging der Zug
rasch vorwärts. Bald aber kamen auch sie in wüste, wasserlose
Gegenden; es brach ein solcher Mangel ein, daß mau sogar
Pferdefleisch aß und Pferdeblut trank. Zudem umschwärmten
leichte türkische Reiter das Heer Tag und Nacht. Nie hatten
die Pilger Ruhe; in sechs Wochen konnten sie die Rüstung nicht
ablegen. Ermattet stießen sie plötzlich auf ein türkisches Heer
von wenigstens dreihundert tausend Mann. Allein Friedrich
verzagte nicht. Mit wenigen, aber kräftigen Worten sprach er
den Seinigen Muth ein. Alle empfingen das heil. Abendmahl
And stürzten dann, im Vertrauen auf Gott, für dessen Ehre sie
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Extrahierte Personennamen: Barbarossa Barbarossa Isaak Isaak Isaak Isaak Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
166
Tief geb eil gt kehrte er nach Deutschland zurück, mit Zorn
im Herzen gegen Heinrich den Löwen, dessen Widerspänstigkeit
er das Unglück bei Lcgnano hauptsächlich zuschrieb. Darum
gab er gern den Feinden Heinrich's Gehör, welche alle bittere
Klagen führten über des Herzoges Stolz und Anmaßung. Er
wurde deshalb vor des erzürnten Kaisers und seiner Feinde
Richterstnhl auf mehrere Reichstage vorgeladen, allein er erschien
nicht. Da wurde er zur Strafe seiner Herzogthümcr und an-
derer Lehen verlustig erklärt. Sachsen erhielt Graf Bernhard
von Anhalt, Sohn jenes Albrecht des Bären, welcher den ersten
Grund zu Brandenburgs Größe legte; Bayern aber bekam der
Pfalzgraf Otto von Wittclöbach, Stammvater des noch jetzt
regierenden bayerischen Hauses.
Aber der alte Löwe sah nicht so ruhig der Theilung seiner
Besitzungen zu. Er griff zu den Waffen; allein er war der
vereinigten Macht des Kaisers und der Fürsten nicht gewachsen.
Geschlagen eilte er nach Erfurt, warf sich dort seinem Kaiser zu
Füßen und bat um Gnade. Da gedachte Friedrich des Tages
zu Chiavenna und des Wechsels der menschlichen Schicksale.
Gerührt und mit Thränen in den Augen hob er seinen ehema-
ligen Freund und Waffengeführten auf und sprach: „Dennoch
bist du selbst die Ursache deines Unglückes!" Er begnadigte ihn,
jedoch unter der Bedingung, daß er drei Jahre laug das belei-
digte Vaterland meide, und ließ ihm seine Stammgüter, Braun-
schweig und Lüneburg. Heinrich der Löwe begab sich, von wenigen
Dienern begleitet, im Frühlinge des Jahres 1182 zu seinem
Schwiegervater, dem Könige Heinrich 11. von England, nicht
ahnend, daß sein Stern, nachdem er in Deutschland unterge-
gangen war, glanzvoll dereinst in England wieder aufgehen
würde. Denn fünfhundert Jahre nachher bestiegen seine Nach-
kommen, die Herzoge von Braunschweig - Lüneburg, den engli-
schen Thron.
Unterdessen war die Zeit des Waffenstillstandes mit den
Lombarden abgelaufen. Allein das gegenseitige Unglück hatte
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Bernhard
von_Anhalt Albrecht_des_Bären Albrecht Otto_von_Wittclöbach Otto Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich_11._von_England Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Sachsen Brandenburgs Erfurt Chiavenna Lüneburg Deutschland England Braunschweig Lüneburg
172
Freude, als Philipp August von Frankreich. Sogleich siel er
über dessen englische Besitzungen in Frankreich her. Auch unter-
stützte er Richard's nichtswürdigen Bruder Johann (der, weil
ihm sein Vater keine Provinz ausgesetzt hatte, Johann ohne
Land'genannt wurde), damit dieser die Krone Englands er-
halte. Aber der größte Theil der Engländer verabscheucte Jo-
hann und sehnte sich nach Richard zurück. Endlich wurde ihre
Sehnsucht auch erfüllt. Als nämlich der Papst dem Kaiser mit
dem Banne drohete, wenn er seinen königlichen Gefangenen, der
als Kreuzfahrer unverletzlich sei, nicht losließe, und als auch die
Reichsfürsteu seine Loslassung in entschiedenem Tone forderten,
so mußte er sich endlich bequemen. Er ließ sich aber ein Löse!-
geld von beinahe zwei Millionen Thalern zahlen. So entkam
Richard seiner fast zweijährigen Gefangenschaft*) und eilte nach
England zurück. Keiner erschrak mehr als Johann. Er erhielt
diese Schreckensnachricht von seinem Bundesgenossen Philipp
August, mit den Worten: „Nehmet euch in Acht, der Teufel ist
wieder los!" Voll ängstlicher Besorgniß warf er sich seinem an-
kommenden Bruder demüthig zu Füßen und bat um Verzeihung.
Richard verzieh ihm großmüthig. Nun wandte er sich gegen
die Franzosen, welche die Normandie angegriffen hatten, und
besiegte sie in einer entscheidenden Schlacht. Bald darauf aber
wurde er bei der Belagerung eines festen Schlosses durch einen
Pfeilschuß schwer verwundet. Er starb an dieser Wunde.
Vierter Kreuzzug. — Ungeachtet des fruchtlosen Er-
folges dieses Kreuzzuges kam elf Jahre nachher auf Betrieb des
Papstes Jnuocenz Iii. ein vierter zu Staude. Im Jahre
1202 schiffte sich ein zahlreiches Heer zu Venedig ein. Dieses
rückte vor Coustantiuopel und nahm die Stadt mit Sturm. Der
Graf Balduin von Flandern wurde zum Kaiser eingesetzt. So
wurde das sogenannte lateinische Kaiserthum gegründet,
*) Die Volkssagc und die mittelalterliche Dichtkunst hat diese Haft
und die Entdeckung von Richard's Kerker durch den Sänger Blon-
del romantisch ausgeschmückt.
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Johann Johann Johann Johann Johann Johann Philipp
August Philipp August Balduin
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Englands England
285
Friedrich Iii. (Iv.)* (1439—1493), Sohn des Her-
zoges Ernst von Steiermark. Dieser hat von allen Kaisern am
längsten regiert, nämlich über 53 Jahre. Er war ein Alaun
von den schönsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens,
allein die Zeit seiner Regierung war zu stürmisch bewegt, und
nicht immer konnte er seinen wohlmeinenden Absichten und Be-
fehlen den erforderlichen Nachdruck geben. Unter seiner Regie-
rung eroberten die Türken nicht nur Constantinopel, sondern
richteten auch ihre Berheerungszüge selbst nach Ungarn und
Krain. Der Papst forderte die Christenheit und insbesondere
die deutschen Fürsten zu einem neuen Kreuzzuge auf; auch der
Kaiser erließ an sie die dringendsten Mahnungen bei der großen
Gefahr des deutschen Batcrlandes. Vergebens! An die Stelle
der früheren Begeisterung war jetzt die niedrigste Selbstsucht
getreten, und bei der Auflösung aller gesetzlichen Ordnung war
jeder Fürst nur bedacht, für seinen eigenen Vortheil zu sorgen.
Kein deutsches Heer rückte gegen den Erbfeind der Christenheit
in's Feld, um dessentwillen im ganzen Reiche die Türlenglocke
zum Gebete rief. Der Kaiser hielt zwar Reichstag über Reichs-
tag, allein auf diesen erschienen nicht mehr die Fürsten selbst,
sondern nur ihre Gesandten, welche die kostbare Zeit mit leeren
Förmlichkeiten hinbrachten, ja sogar darüber stritten, wer am
wenigsten zu des Vaterlandes Rettung beizutragen habe. Krieg
und Fehde herrschte überall, nicht bloß an den Grenzen des
Reiches, sondern auch im Reiche selbst. Am störendsten für die
Thätigkeit des Kaisers in den Reichsangelegenheiten war lange
Zeit der Zwist mit seinem Bruder Albrecht, dem Mitbesitzer
seiner Erblande. Von dieser Drangsal wurde er zwar durch
Albrechl's Tod befreit (1463), aber in Oesterreich und den übri-
gen Ländern hörte die Unzufriedenheit mit feiner Regierung
nicht auf und veranlaßte mehrere höchst gefährliche Ausstände.
* Dieser Kaiser wird Friedrich Iii. und auch Friedrich Iv. genannt,
jenachdem Friedrich der Schöne von Oesterreich (1313 — 1330) mit ein-
gerechnet wird oder nicht.
/
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TM Hauptwörter (200): [T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T157: [Friedrich Wilhelm Iii Kaiser König Karl groß Preußen Kurfürst Jahr], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Ernst_von_Steiermark Ernst Albrecht Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_der_Schöne Friedrich
26
Hand von einer feindlichen Kugel getroffen und sank. Des Her-
zoges Tod aber feuerte die Stürmenden nur zur größeren Tapfer-
keit an. Endlich ward die Sadt von den ergrimmten Kriegern er-
obert, und die Gräuel, welche verübt wurden, grenzen an's Un-
glaubliche. Kein Alter, kein Rang, kein Geschlecht schützte vor
den empörendsten Mißhandlungen; nichts vermogte die Wuth der
Sieger zu entwaffnen. Die Spanier und Italiener beschrankten
sich hauptsächlich auf die Plünderung der Hauser und Paläste;
die Deutschen, welche Luthec's Lehre angenommen hatten, beraub-
ten Kirchen und Klöster. Rom litt jetzt mehr durch ein christ-
liches Heer, als es je durch heidnische Barbaren gelitten hatte.
Der Papst, welcher in die Engelsburg geflohen war, ward gezwun-
gen, dem deutschen Heere 400,000 Dukaten zu versprechen, und
wurde bis zu deren Bezahlung in Gefangenschaft gehalten. Sechs
Monate nachher gelang es ihm jedoch zu entfliehen und die Hälfte
der versprochenen Summe zu retten.
Dieser Vorfall erregte die größte Bestürzung und reizte
Alle zum Unwillen und Zorne gegen den Kaiser. Karl aber schickte
Briefe an alle christliche Fürsten, in welchen er sich sehr sorgfältig
wegen jener Auftritte entschuldigte, die ganz ohne sein Wissen und
seinen Willen geschehen seien. Er ließ allgemeine Trauer anlegen
und sogar für die Befreiung des Papstes in den spanischen Kirchen
öffentlich beten. .
Das kaiserliche Heer, welches durch die vielen Ausschwei-
fungen sehr geschwächt war, zog sich nach Neapel zurück und wurde
von den nachrückcnden Franzosen ausi das hitzigste verfolgt. Selbst
Neapel würde in des Königes Gewalt gekommen sein, wenn nicht
der berühmte Seeheld, Andreas Doria, unerwartet zu Karl
übergetreten wäre. Dazu brachen Krankheiten im französischen
Heere aus, so daß bei dieser zerrütteten Lage der Dinge der König
nichts sehnlicher wünschte, als den Frieden. Auch der Kaiser
wünschte ihn; denn wichtige Angelegenheiten warteten seiner in
Deutschland. So führte die beiderseitige. Ermüdung den Frieden
voncambray 1529 herbei, in welchem Franz, wie im Frieden von
Madrid, auf Italien, namentlich auf Mailand, verzichtete und
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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TM Hauptwörter (200): [T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Karl Andreas_Doria Karl Karl Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Engelsburg Neapel Neapel Deutschland Madrid Italien Mailand