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erdichtet und sprach sogleich den Bann der ihn ans. Der Kaiser aber, um zu zeigen, da er es mit dem versprochenen Kreuzzuge ernstlich meine, schiffte sich bald nach feiner Wiederherstellung nach Palstina ein. Jedoch vershnte er hierdurch nicht den Papst. Dieser erlie sogar an die Geistlichen und an die Ritterorden in Palstina die strengsten Befehle, den Kaiser nicht im Geringsten zu untersttzen, weil ein mit dem Fluche der Kirche Beladener des Kampfes fr die Sache Gottes un-wrdig sei. Allein Friedrich war in dem heiligen Lande glcklicher, als man htte erwarten sollen. Er schlo mit den Sa-racenen einen zehnjhrigen Waffenstillstand, in welchem ihm Jerusalem, Bethlehem und Nazareth ausgeliefert wurden, und fetzte uch in der Kirche des heiligen Grabes die Krone eines Kniges von Jerusalem aus.*) Schnell eilte er dann nach Italien zurck, vertrieb bort die Fewbe aus feinen Besitzungen und shnte sich auch mit dem Papste aus.
Bald hierauf brach in Deutfchlanb eine Emprung unter feinem eigenen Sohne Heinrich aus, der in des Vaters Abwesenheit Deutschland verwaltet hatte. Fr seine Untreue mute er nach Italien in einen Kerker wanbern, wo er sieben Jahre nachher starb. Aus bieses traurige Ereigni folgte balb ein frhliches. Friedrich war Wittwer und warb um die fchne Jfabella, Schwester des Kniges von England. Ohne Z-gern kam der Heirathsvertrag zu Stande. Der Kaiser lie durch den Erzbischof von Kln und Herzog von Brabant mit zahlreichem Gefolge feine Braut abholen. Ueberall wurde sie in Deutschland festlich empfangen, besonders aber in Kln-Zehntausend Brger, alle zu Pferde und festlich geschmckt, polten sie feierlich ein. Auch fuhren ihr Schiffe auf trockenem Lande entgegen. Es waren Wagen, wie Schiffe gebauet, mit Flaggen und Wimpeln, die Pferde waren in Purpurdecken verhllt. In den Schiffen saen Snger und lieen zu dem
) Dadurch wurde fortan der Titel König von Jerusalem" Erbtheil des deutschen Kaisers als solchen.
Weller' Wcltgesch. Il 25. Aufl. i o
I
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich_war_Wittwer Friedrich Weller
Extrahierte Ortsnamen: Palstina Palstina Gottes Jerusalem Bethlehem Nazareth Jerusalem Italien Deutfchlanb Deutschland Italien England Brabant Deutschland Jerusalem
156
und fand so großes Wohlgefallen an diesem schönen Beweise
von Liebe und Treue, daß er um der Frauen willen alle Män-
ner begnadigte.
47. Zweiter Kreuzzug (1137).
Eben wollte Konrad nach Italien ziehen, um dort die aus-
gebrochenen Unruhen beizulegen, als auf einmal die Schreckens-
nachricht aus Asien kam: Edessa, die Hauptstadt des gleich-
namigen Fürstenthums, fei von den Saracenen erobert und zer-
stört, sechs und vierzigtausend Einwohner erschlagen worden.
Eine allgemeine Bewegung ging durch die christlichen Länder;
denn Edessa wurde als die Vormauer Jerusalems angesehen.
Aber so groß auch die allgemeine Theilnahme war, so würde
dennoch ein neuer Kreuzzug nicht sobald zu Stande gekommen
sein, wäre nicht ein Mann aufgetreten, der die Seele der gan-
zen Unternehmung wurde. Das war der Abt Bernhard
von Clairvaux in Burgund. Schon in früher Jugend zeich-
nete er sich durch unermüdliche Thätigkeit und durch einen ein-
fachen, Gott ergebenen Sinn vor allen seinen Altersgenossen
aus. Gleichgültig gegen alle Ergötzlichkeit des Lebens floh er
das Geräusch der Welt und widmete sich einem beschaulichen
Leben. In einer wüsten Gegend des südlichen Frankreichs grün-
dete er das berühmte Kloster Clairvaux und lebte dort in
größter Strenge. In dieser abgeschlossenen Lebensweise entgin-
gen ihm jedoch die Angelegenheiten der Fürsten und Völker
nicht, und sobald es die Ehre Gottes erforderte, trat er ohne
Menschenfurcht öffentlich auf und ruhete nicht eher, als bis er
sein Ziel erreicht hatte. Diesen frommen und eifrigen Mann sandte
der damalige Papst Eugen Hi. an die Fürsten und Völker, um
sie zu einem neuen Kreuzzuge zu bewegen. Zuerst predigte er
das Kreuz in Frankreich. Durch seine Worte wurden Alle so
begeistert und fortgerissen, daß die von ihm schon vorräthig mit-
gebrachten und in Menge ausgestreueten wollenen Kreuze keines-
wegs hinreichten, sondern er noch seinen eigenen Mantel zu
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Extrahierte Personennamen: Konrad Konrad Bernhard
von_Clairvaux Eugen_Hi Eugen
Extrahierte Ortsnamen: Italien Asien Edessa Edessa Jerusalems Burgund Frankreichs Gottes Frankreich
134
gürtete seinen von Hnnger und Mühseligkeiten aller Art abge-
zehrten Leib mit einem Stricke, nahm ein Crucifix in die Hand
und ritt von Dorf zu Dorf, von Stadt zu Stadt, wie ihm der
h. Vater geboten hatte. Wo er einen Haufen Menschen um
sich sah, hielt er seiuen Esel an, hob das Crucifix in die Höhe
und schilderte mit funkelnden Augen und hinreißender Beredt-
samkeit die Noth der christlichen Brüder im heiligen Lande.
Cr erzählte ihnen, wie er in der Stille der Nacht vor seiner
Abreise nach dem heiligen Grabe gewandert sei. Dort habe er,
umweht von den Schauern der geweihten Stätte, mit heißer
Inbrunst stundenlang knieend gebetet und sei endlich vom Schlum-
mer überfallen worden. Da sei ihm im Traume der Erlöser
erschienen: „Eile," habe er gesprochen, „eile in deine Hei-
math und wecke die Gläubigen zur Reinigung der heiligen
Orte; ihnen allen, die da gehorchen, sollen die Pforten des Pa-
radieses offen stehen." Da sei er aufgesprungen, noch in der
Morgendämmerung ans Jerusalem geeilt und stehe jetzt hier
als Gesandter des Herrn. „Auf, ihr Christen," rief er dann
mit funkelnden Augen, „auf, der Heiland selbst ruft euch!
Wie, und ihr wollet nicht folgen? Er öffnet euch selbst die
Thore des Paradieses, und ihr wollet nicht hineingehen? Das
heilige Grab, der Oelberg, die Höhle zu Bethlehem und die
anderen geheiligten Stätten, sie alle rufen euch zu: „Kommet,
o kommet und rettet uns aus den Händen der Barbaren!"
Ihr seid erkoren vom Heilande selbst, seine heilige Stadt zu
befreien. Ich selbst habe oft gehört, wie die geweihten Orte
tief erseufzten; wie ans allen Winkeln der Weheruf erscholl:
„Rettet, ach rettet uns!" — und ihr wollet noch zaudern, ihr,
die erkorenen Werkzeuge des Herrn?" — Solche Worte ent-
stammten und erfüllten Aller Herzen mit heiligem Grimme gegew
die Muselmänner. Ueberall ging sein Ruf vor ihm her. Vow
allen Seiten strömten die Menschen zusammen, um seine Worte
zu hören. Sein Zug durch Frankreich und Italien glich einer
ununterbrochenen Prozession. Wie ein Bote des Himmels ward
- er überall empfangen und verehrt.
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Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Oelberg Bethlehem Frankreich Italien
149
Kreuzfahrer während dieser Arbeit waren unaussprechlich. Denn
sie waren rings von Feinden umgeben, die hinter Hügeln, Ber-
gen und Höhlen, besonders in der Gegend der Quellen, ihnen
auflauerten, so daß sie oft um einen Trunk Wassers blutige
Kämpfe bestehen mußten. Der Mangel an Wasser war unter
dem glühenden Himmel in der heißen Jahreszeit so groß, daß
die Kreuzfahrer selbst sich oft an den Brunnen darum schlugen
und das wenige Wasser mit ihrem Blute verunreinigten.
Nach Verlauf von vier Wochen hatte man den Bau von
zwei Belagerungsthürmen vollendet. Sie waren vierseitig, jeder
sieben Ellen höher, als die Hauptmauer Jerusalems und zum
Fortbringen mit Rädern versehen. Sie bestanden aus drei Stock-
werken und sollten, zur Zeit der Bestürmung mit auserlesenen
Streitern besetzt, der Mauer ganz nahe gebracht werden. An
jedem Thurme befand sich eine große Fallbrücke, welche ausge-
zogen die äußere Bekleidung des Thurmes auszumachen schien,
wenn man sie aber niederließ, zum Uebergange von dem Thurme
aus die Stadtmauer diente. Die Wände waren mit Thierhäu-
ten bedeckt, damit sie gegen das feindliche Feuer gesichert wären.
Der vierzehnte Juli des Jahres 1099 ward zum Sturme be-
stimmt. Zn diesem wichtigen Unternehmen wurde zuvor der
Beistand des Himmels angerufen. Es wurden feierliche Pro-
zessionen um die Stadt angestellt. Den Zug eröffneten die
Bischöfe nebst der übrigen Geistlichkeit, alle weiß gekleidet, Kreuze,
Reliquien und Bilder vor sich her tragend. Dann folgten die
Firrsten, Ritter und die übrigen Pilger, Alle in ihrer besten
Waffenrüstung, aber größtentheils mit bloßen Füßen. Feierlich
und langsam unter heiligen Gesängen und Gebeten bewegte sich
der Zug zuerst nach dem Oelberge, wo ein Geistlicher, Namens
Arnulf, dann Peter der Einsiedler ihre Stimme erhoben und
in Reden voll Feuer zur Tapferkeit, Ausdauer und Einigkeit er-
mahnten. Die Saracenen dort oben wußten nicht, was dieses
Ziehen hin und her, dieses Singen und Lobpreisen da unten
zu bedeuten habe. Sie verhöhnten die Christen von der Mauer
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285
Friedrich Iii. (Iv.)* (1439—1493), Sohn des Her-
zoges Ernst von Steiermark. Dieser hat von allen Kaisern am
längsten regiert, nämlich über 53 Jahre. Er war ein Alaun
von den schönsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens,
allein die Zeit seiner Regierung war zu stürmisch bewegt, und
nicht immer konnte er seinen wohlmeinenden Absichten und Be-
fehlen den erforderlichen Nachdruck geben. Unter seiner Regie-
rung eroberten die Türken nicht nur Constantinopel, sondern
richteten auch ihre Berheerungszüge selbst nach Ungarn und
Krain. Der Papst forderte die Christenheit und insbesondere
die deutschen Fürsten zu einem neuen Kreuzzuge auf; auch der
Kaiser erließ an sie die dringendsten Mahnungen bei der großen
Gefahr des deutschen Batcrlandes. Vergebens! An die Stelle
der früheren Begeisterung war jetzt die niedrigste Selbstsucht
getreten, und bei der Auflösung aller gesetzlichen Ordnung war
jeder Fürst nur bedacht, für seinen eigenen Vortheil zu sorgen.
Kein deutsches Heer rückte gegen den Erbfeind der Christenheit
in's Feld, um dessentwillen im ganzen Reiche die Türlenglocke
zum Gebete rief. Der Kaiser hielt zwar Reichstag über Reichs-
tag, allein auf diesen erschienen nicht mehr die Fürsten selbst,
sondern nur ihre Gesandten, welche die kostbare Zeit mit leeren
Förmlichkeiten hinbrachten, ja sogar darüber stritten, wer am
wenigsten zu des Vaterlandes Rettung beizutragen habe. Krieg
und Fehde herrschte überall, nicht bloß an den Grenzen des
Reiches, sondern auch im Reiche selbst. Am störendsten für die
Thätigkeit des Kaisers in den Reichsangelegenheiten war lange
Zeit der Zwist mit seinem Bruder Albrecht, dem Mitbesitzer
seiner Erblande. Von dieser Drangsal wurde er zwar durch
Albrechl's Tod befreit (1463), aber in Oesterreich und den übri-
gen Ländern hörte die Unzufriedenheit mit feiner Regierung
nicht auf und veranlaßte mehrere höchst gefährliche Ausstände.
* Dieser Kaiser wird Friedrich Iii. und auch Friedrich Iv. genannt,
jenachdem Friedrich der Schöne von Oesterreich (1313 — 1330) mit ein-
gerechnet wird oder nicht.
/
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Ernst_von_Steiermark Ernst Albrecht Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_der_Schöne Friedrich
34
Herkommen, daß die königliche Würde vom Vater auf Sohn,
oder wenigstens in derselben Familie forterbte. Für den künftigen
Erben selbst aber war eö ein schöner Antrieb, sich zuvor die nö-
tigen Kenntnisse und Erfahrungen für seinen wichtigen Beruf
einzusammeln. Zugleich wich man auf diese Weise auch allen Strei-
tigkeiten aus, die beim Tode des Königes von anderen Mächtigen
um die Erlangung der Oberherrschaft erhoben werden konnten.
Wir dürfen uns aber unter den ersten Königreichen ja nicht
solche, als die unserigen vorstellen. Jene waren noch äußerst klein
und unbedeutend. Da gab es fast keine Stadt, kein Dorf, worin
nicht ein besonderer König war. In dem einzigen Thale bei
Sodoma wohnten fünf Könige, welche auszogen, vier andere be-
nachbarte zu bekriegen, und Abraham schlug mit dreihundert achzehn
Knechten die letzteren, die seinen Vetter Lot gefangen wegführten.
Josua schlug in Palästina sogar ein und dreißig Könige. — Auch
die Macht dieser kleinen Könige war noch sehr gering und hing
größtentheils von ihren persönlichen Eigenschaften ab. Bei Ange-
legenheiten, die das Volk betrafen, versammelte sich dasselbe auf
einem öffentlichen Platze um seinen König, hörte dessen Meinung
an, zog sie in Überlegung, und was die Menge alsdann beschloß,
nahm der König an. Daher finden wir in den ältesten Zeiten
immer Volksversammlungen, in denen alle gemeinschaftlichen Ange-
legenheit berathen und namentlich Krieg und Frieden beschlossen
wurden. Besonders einflußreich war in denselben die Stimme
der Reichen und Mächtigen; denn der Dürftige hat nirgends große
Macht, am wenigsten unter einem nicht gebildeten Volke.
Allmälig aber wurden diese Königreiche theils durch Erobe-
rungen, theils durch freiwillige Unterwerfung größer. Mit ihnen
auch die Geschäfte der Könige. Damit sie sich aber ausschließlich
dem wichtigen Geschäfte der Regierung widmen könnten, überhob
sie das Volk aller Handarbeit. Es versorgte sie mit den nöthigen
Lebensmitteln und brachte ihnen reiche Geschenke. Aus solchen
freiwilligen Beiträgen entstanden mit der Zeit regelmäßige und
gesetzliche Abgaben, die noch jetzt jedes einzele Volk für seine
Ruhe und Wohlfahrt seinem Fürsten entrichtet.
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224
toer Sohn des Äncas, soll sie in Verbindung mit anderen troja-
nischen Flüchtlingen erbauet haben. Schon im zwölften Jahr-
hundert war diese der Sitz der latinijchen Könige. Von diesen
sind uns wohl einige Namen, aber keine Thaten bekannt. Als
der vierzehnte wird P r o k a s angegeben, der das Reich seinen
beiden Söhnen N u m i t o r und A m u l i u s zur wechselseitigen
Regierung hinterließ. Aber der stolze Amulius, der nach Allein-
herrschaft strebte, verdrängte seinen älteren Bruder, ließ ihn zwar
am Leben, moreete aber dessen Sohn und machte, um vor aller
Nachkommenschaft und Thronbewerbuug gesichert zu sein, dessen
Tochter Rhea Salvia zur Vestalin oder Priesterin der Göttin
Vesta. Als solche durste sie nicht heirathen. Nichts desto weniger
bekam, angeblich vom Gotte Mars, die verstoßene Bruderstochrer
Zwillingsknaben, Romulus und Remus. Hierüber erschrak
der Oheim und verurtheiüe die Mutter mit ihren Kindern zu einem
grausamen Tode. Die Mutter ließ er lebendig begraben, die
Kinder aber in einem Korbe nach der Tiber tragen, sie dort zu
ersäufen. Zum Glücke war der Fluß aus seinen Ufern getreten,
zu dem eigentlichen Bette desselben konnte Keiner kommen. Da-
her setzten die königlichen Diener den Korb vorn auf das seichte
Wasser und gingen davon. Der Korb trieb mit den winunernden
Kindern auf den Wellen hin und her. Wer hätte wohl gedacht,
daß t ie dort schwimmenden Knäblei-n die Stifter des berühmtesten
Volkes der Erde werden würden!
Das sinkende Wasser ließ endlich den Korb auf dem Trockenen
stehen. Eine dürstende Wölfin, so geht die Sage, kam des
Weges. Und als sie das Gewimmer und Geschrei der Kinder
hörte, lief sie eiligst hinzu und säugte sie. So traf sie ein vor-
übergehender Hirt mit Namen Faust ulus. Er hob die Kleinen
mitleidig auf, brachte sie nach seiner Hütte und gab sie seinem
Weibe zur Pflege. Hier, in der Hütte des Hirten, wuchs das
wunderbar gerettete Brüderpaar zu rüstigen Hirtenknaben heran.
Bald weideten sie friedlich ihre Heerden, bald verfolgten sie über
Berg und Thal räuberische Menschen- sowohl als Thiere, die ihren
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38
Wähle, willst du zur Linken ziehen, so bleibe ich zur Rechten;
oder willst du zur Rechten, so ziehe ich zur Linken." Lot wählte .
die schöne wasserreiche Gegend an dem Flusse Jordan, wo die
Städte Sodoma und Gomorrha lagen. Abraham blieb im
Lande Kanaan.
Dem Lot hätte die fruchtbare Gegend fast sein Verderben
gebracht. In Sodoma und den benachbarten Städten lebten die
Menschen in den gröbsten Lüsten und Ausschweifungen. Alle bis
auf den frommen Lot gingen deshalb in einem großen Feuerregen
mit ihren Städten zu Grunde. Die ganze schöne Landschaft
wurde in einen See von Salz und Schwefel verwandelt. Bis
auf den heutigen Tag heißt er das Salzmeer oder auch das
rodte Meer, und bei niederem Wasser ragen noch schauervolle
Trümmer über seinem Spiegel. Kein Fisch lebt in seinem bitteren
Wasser, kein Dorf, keine Hütte sieht man an seinen öden Ufern.
Menschen und Thiere fliehen die schauerliche Wildniß, aus der ein
sichtbarer Fluch des Himmels ruhet, und nur selten nähert sich
ihr ein wißbegieriger Reisender, langsam, mit bebendem Schritte.
Das Wasser des Sees ist so salzhaltig, daß von den Ausdün-
stungen selbst die Kleider der Reisenden mit einer Salzkruste
überzogen werden. Ein schönes Bild der Menschenfreundlichkeit
stellt uns die heilige Schrift bei der Erzählung jener Begeben-
heit an dem um Erbarmung flehenden Patriarchen auf.
Je stärker der Glaube Abrahams wurde, desto bestimmter
wurden auch die Verheißungen Gottes. Er war schon über
hundert Jahre alt, als Gott ihm mit der Sara einen Sohn
schenkte, den Isaak. Als dieser etwas größer geworden war, stellte
Gott den Gehorsam des Abraham noch auf eine sehr harte
Probe. Er befahl, ihm seinen Sohn auf dem Berge Moria
zum Opfer zu bringen. Ohne Verzug stand Abraham auf,
spaltete Holz zum Brandopfer, lud es auf seinen Efel, nahm
zwei Knechte und seinen Sohn Isaak zu sich und zog dort hin.
Am dritten Tage kamen sie an den Berg. Da sagte der Vater
zu den Knechten: „Bleibet ihr mit dem Thiere hier; ich will
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Extrahierte Personennamen: Jordan Abraham Abrahams Isaak Isaak Gott Abraham Abraham Isaak Isaak
74
K a rav anen genannt, unternommen werden. Noch jetzt ziehen
in einigen Gegenden Asiens und Afrikas solche Karavanen um-
her. Sie haben oft mehr als tausend Kameele bei sich, welche
das Gepäck und die Waaren tragen, und welche einzeln hinter
einander gehen, so daß ein solcher Zug bisweilen ein Meile lang
ist. Sie reisen der Hitze wegen meistens nur bei Nacht. Der
gefilmte Himmel ist ihr Wegweiser durch die Wüste.
So führten sich nun selbst die entferntesten Länder gegen,
seitig die Erzeugnisse ihres Bodens zu. Völker, die seit den
ältesten Zeiten getrennt gewesen waren, näherten sich jetzt brüder-
lich wieder gegen einander und theilten sich ihre Erfindungen mit;
es entstand ein heiteres, geselliges Leben unter den Menschen. Rauhe
Gegenden wurden geebnet, Straßen angelegt-, Herbergen errichtet,
Brücken über die Flüße geschlagen, um dem fremden Kaufmanne
den Zugang so leicht als möglich zu machen. In den Städten
selbst suchten ihn die Einwohner für die Beschwerden der weiten
Reise durch manche für Bequemlichkeit und Vergnügen getroffene
Vorkehrungen aufzuheitern und so seinen Unternehmungsgeist
immer mehr zu beleben.
25. Entstehung der Jahrmärkte.
Um eines großen Absatzes der Waaren gewisser zu sein,
merkten sich die Kaufleute die besonderen Zeiten, wann die Men-
schen in großen Haufen an einem und demselben Orte zusammen
zu kommen pflegten. Solches geschah in der Regel an hohen
feierlichen Festen, an welchen weit und breit die andächtige
Volksmenge nach der Stadt zu den Tempeln strömte, dort anzu-
beten und zu opfern. Woher dann der Hauptzug des Volkes
seine Richtung nach dem Tempel nahm, da stand, bis zum Ein-
gänge hin, Bude an Bude, in unabsehbarer Reihe neben einander,
mit den verschiedenartigsten und buntesten Waaren angefüllt, daß
es eine Freute war, sie anzusehen. Sogar in den Vorhöfen der
Tempel standen oft die Kausieute aus. Wir lesen in den heil.
Evangelien, daß Christus einst aus dem Tempel des Salomo die
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348
82. Revolution in Griechenland.
Otto, König des neuen Staates.
Wenden wir uns jetzt von den heillosen Wirren im We-
sten Europas hinweg nach dem Osten desselben, wo wir ein schwer-
gedrücktes christliches Volk im heißen Kampfe gegen den übermü-
thigsten Feind seines Glaubens finden. Seit 1453 schmachteten
die Griechen unter dem harten Joche der Türken und waren Be-
leidigungen und Mißhandlungen aller Art ausgesetzt. Umsonst sa-
hen sie sich schon lange nach einen Retter um, als endlich im
Marz 1821 bei einem ausgebrochenen Aufruhrs in der Wallache!
der Fürst Alexander Ppfilanti, früher russischer General,
in der Moldau auftrat und die Griechen zum Kampfe für ihre
Unabhängigkeit aufrief. Vermuthlich rechnete er bei diesem küh-
- nen Wagestücke auf die Hülfe des russischen Kaisers, allein er
irrte sich. So sich selbst überlassen, wurde er mit seinem Häuf-
lein bald überwältigt, und nun begann zugleich ein furchtbares
Blutbad gegen die Griechen in Konstantinopel, die der Sultan
Mahmud Ii. im Verdachte der Theilnahme hatte. Selbst der
Patriarch Gregor, ein zwei und siebenzigjahriger Greis, fand
kein Erbarmen; er wurde vor seiner Kirche aufgehenkt, die Kirche
aber nebst fünfzehn andern dem Boden gleichgemacht. Ver-
gebens verwendete sich der russische Gesandte für seine christlichen
Mitbrüdcr; vergebens bct Ostreich Vermittelung an. Dagegen
brach der Aufstand auch auf Morea, (dem ehemaligen Pelo-
ponnes) und den Inseln aus und verbreitete sich bald über ganz
Griechenland. Au Wasser und zu Lande entbrannte der Krieg,
und in demselben wurden sowohl von Seiten der Griechen, als
auch der Türken die empörendsten Grausamkeiten verübt. Am
glücklichsten kämpften die Griechen zu Wasser, weil sie von jeher
große Schiffahrt trieben. Mit ihren Brandern griffen sie die
feindlichen Schiffe an und steckten sie in Brand. Canaris,
Sachturis, emiaulis und mehre andere Seehelden verrichte-
ten Thaten, welche die der alten Griechen fast übertrafen. Der
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Extrahierte Personennamen: Otto Alexander_Ppfilanti Alexander Gregor Gregor Canaris
Extrahierte Ortsnamen: Griechenland Europas Konstantinopel Morea Pelo- Griechenland Sachturis