309
und mußten bei allen darin nicht vorgesehenen Fällen bei ihm
anfragen. Den Provinzialen wurde auch die Befugniß einge-
räumt, in allen streitigen Rechtsfällen, welche vor das Forum
des Statthalters gehörten, von diesem an den Kaiser zu appel-
liren. Daher war auch von nun an die Stimmung in den
Provinzen im Allgemeinen eine sehr günstige;:).
5. Das Heerweesen-. Früher hob jeder Consul, wenn er
in's Feld zog, erst ein Heer aus. Jetzt wurden stehende Heere
eingeführt und größtcntheils an den Grenzen des Reichs, am
Rhein, an der Donau, am Euphrat in festen Standlagern zum
Schutze ausgestellt. Nach dem Lande, wo sie standen, wurden
sie benannt, z. B. legiones Germanicae, Illyricae, Syriacae u.
s. w. Aus solchen Standlagern (castra stativa) erhoben sich
allmälig Festungen und Städte, wie Mainz (Moguntiacuin),
Cöln (Colonia Agrippina), Augsburg (Augusta Vindelicorum),
Pa stau (Castra Batavto, Negensburg (Regina castra) u. a.
Das stehende Heer war seitdem vom Bürger scharf getrennt
und durch Oberbefehl und Sold unbedingt an den Fürsten ge-
knüpft. Die ganze besoldete Streitmacht zählte gegen 450,000
Mann, mit Einschluß der Mannschaft auf den Flotten, welche
in dem Hafen von Misenum, Ravenna und Forum Julii (Fre-
jus), aufgestellt waren und die Sicherheit der Meere überwach-
ten. Der Soldat war zu zwölf bis sechzehn Dienstjahren ver-
pflichtet und wurde bei seiner Entlassung nicht mehr durch Land-
anweisung, sondern Geld belohnt/
6. Das Finanzwesen erlitt durch diese Veränderungen
eine wesentliche Reform. Neben der Staatskasse (aerarium),
aus welcher der Senat die öffentlichen Ausgaben bestritt, und
worein die Einkünfte der senatorischen Provinzen flössen, errich-
tete er noch eine Krieg es lasse (aerarium militare), dessen
Verwendung ausschließlich für das Heer bestimmt war, und
eine Privatkasse des Kaisers (fiscus) als Inbegriff der dem
Kaiser eigenthümlich zustehenden Einkünfte. Dem festgesetzten
Tribute der Provinzen, den Einkünften aus den Staatslände-
a) Neque illum rerum statum abnuebant, suspecto senatus populi-
que imperio ob certamina potentium et avaritiam magistratuum, inva-
lido legum auxilio, quae vi, ambitu, postremo avaritia turbabantur.
Tac. annal, I. 2.
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68
vius, so kraftlos er auch war, dahin und hielt dem Empörer
sein Unrecht vor. Bei dem Tumulte, der jetzt unter den beider-
fettigen Anhängern entstand, ergriff Tarquinius den greisen Kö-
nig, stürzte ihn die steinernen Stufen hinab und schickte Traban-
ten nach, die ihn ermordeten. In einer der Straßen, durch welche
die Tullia fuhr, um zuerst ihren Gemahl als König zu begrüßen,
lag der ermordete König, und die Maulthiere stutzten vor dem
Graus der Leiche. Sie aber hieß dem Wagenleuker die Thiere an-
treiben, und im Triumphe jagte die unnatürliche Tochter über
die noch rauchende Leiche des Vaters hin. Blut bespritzte den
Wagen und sie selbst. Die Straße, in welcher diese Gräuelthat
verübt war, führte seitdem den Namen Gräuelstraße, (vieu8
sceleratus.)
§. 17. Lucius Tarquinius (Supcrbus). 534—509.
Ohne Interregnum, ohne den Senat oder das Volk zu
befragen, trat jetzt Tarquinius die Herrschaft an. Durch Ge-
walt hatte er sie an sich gerissen, durch Gewalt wollte er sie
behaupten. Rechte und Gesetze wurden nicht mehr geachtet; sein
Wille allein sollte Gesetz sein. Als unumschränkter Alleinherr-
scher ''gebot er über Krieg und Frieden, schloß Bündnisse und
Verträge. Der Senat wurde nicht mehr versammelt, jeder Laut
der Unzufriedenheit mit Verbannung oder dem Tode bestraft, und
die erledigten Stellen blieben unbesetzt. Niemand hatte Muth,
etwas zu unternehmen. Eine starke Leibwache von Fremden
diente zu seiner Sicherheit. Durch solchen Übermuth zog er sich
den allgemeinen Haß und den Namen „Superbus" zu. Mit
ihm wurde der Königsthron selbst, der zweimal hinter einander
mit Blut befleckt worden war, ein Gegenstand des Hasses und
des Abscheues. Um sich auf demselben zu befestigen, schloß er
mit den benachbarten Völkern, besonders mit den Latinern, Bünd-
nisse und Verträge, und hierin bewies er eine große Staats-
klugheit. Schon Servius hat freundschaftliche Verbindungen mit
den latinischen Städten angeknüpft und hierdurch die Hegemo-
nie Roms über Latium angebahnt. Unter Tarquinius dagegen
wurde dieser Städtebund durch die Aufnahme neuer Bundes-
glieder nicht nur erweitert, sondern auch die Oberhoheit Roms
förmlich anerkannt. Das gemeinsame Bundesfest wurde nun-
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264
welcher diese Gruelthat verbt war, fhrte seitdem den Na-men Gruelstrae.
83. Tarquinius Superbus (535510).
Ein König, der auf solche Art sich des Thrones bemchtiget hatte, konnte unmglich die Liebe und das Zutrauen des Volkes gewinnen. Durch ihn wurde das Knigthum berhaupt, dessen Thron zweimal nach einander mit Blut befleckt worden war, allgemein verhat. Er achtete weder die Rechte des Senates, noch des Volkes, so da er den Beinamen Superbus, d. i. der Uebermthigs, nicht ohne Grund erhielt. Um als eigen-mchtiger Gebieter sich zu sichern, umgab er sich mit einer bewaffneten Leibwache von Auslndern und schlo berhaupt mit den benachbarten Vlkern allerlei Bndnisse und Vertrge. Das gemeine Volk beschftigte er in der Stadt mit groen Bauten-Nicht blo Schrecken, sondern auch Glanz sollte seinen Thron umgeben. Er verschnerte den Circus maxlmus und voll-endete den Bau der Kloaken, des Capitols und der Wasser-leitungen, Niesenwerke, die bereits Tarquinius Priscus be-gnnen hatte. Um die Kosten dieser Bauten zu bestreiten, dann aber auch, um das unzufriedene Volk besser im Zaume zn halten, fing er mit reichen Nachbarstaaten Krieg an. Eine groe Menge Senatoren, die ihm nur verdchtig waren, lie et heimlich umbringen. Der Tyrann schonte selbst seiner eigenen Verwandten nicht. Nur einer, Lucius Iunius, nachher Brutus genannt, wute sich seinem Dolche dadurch zu entziehen, da er sich bldsinnig stellte. Tarquinius achtete ihn daher nw und nannte ihn spttisch nicht anders, als Brutus, d. v Bldsinniger. Aber gerade dieser Brutus war es, der den Sturz der kniglichen Negierung herbeifhrte.
Tarquinius belagerte damals das reiche Ardea, eine feste Stadt im benachbarten Lande der Nutler. Eines Abends ritt sein Sohn Sextus von einem Trinkgelage aus dem Lager f^ nach der kleinen in der Nhe Roms gelegenen Stadt Collatia-
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(
325
Kreis sorgte nur fr sich und nahm wenig Rcksicht auf das Ganze. Die einzelnen Glieder eines Kreises waren in ewigen Streitigkeiten der Grenzen, Rangordnung und den sie betreffenden Beitrag zur Reichshlse. Daher konnte auch nichts Bedeutendes unternommen werden, obschon die Gefahr an den Grenzen, besonders von Seiten der Trken, so groß war. Kein christlicher Staat htte sich an Hoheit und Macht dem deutschen gleichstellen knnen, htten die einzelnen Kreise, wie billig, fest an Kaiser und Reich gehalten.
Ein anderes groes Verdienst um Deutschland erwarb sich Maximilian durch die Einfhrung des Postwesens. Frher hatte man nur reitende Boten von einer Handelstadt zur anderen, auch Landkutschen, welche Reisende und Gepck aufnahmen. Soll-ten aber Briefe an Orte gelangen, die nicht an der Strae lagen, oder waren sie fr das Ausland bestimmt, so mute man eine Gelegenheit dahin abwarten oder einen eigenen Boten abschicken. Jenes war aber sehr umstndlich und unsicher, dieses sehr kost-spielig. Hchst erfreulich mute deshalb fr Alle, insbesondere aber fr den Kaufmannstand, eine Anstalt werden, durch welche man fortan Alles, was man wollte, mit Schnelligkeit und Sicherheit von einem Orte zum anderen befrdern konnte. In Frankreich be-stand diese hchst gemeinntzige Anstalt schon seit dem Jahre 1464, und war bald nachher von dem deutschen Grafen von Thrn und Taxis in Tirol nachgeahmt worden. Durch dessen Sohu Franz fhrte Maximilian im Jahre 1516 zuerst eine Post von Brssel nach Wien ein und ernannte jenen Grafen zum General-Postmeister. Die Wrde blieb in seiner Familie erblich. Mit der Zeit kam das Postwesen immer mehr in Aufnahme. Jeder Fürst fhrte es in seinem Lande ein. Die meisten kauften das Recht dazu von der Familie von Thurn und Taxis, die auf solche Weise auerordentlich reich wurde. Nachher ist diese Familie sogar in den Frstenstand erhoben worden.
Besonders glcklich war Maximilian in der Vermehrung der Hausmacht Oesterreichs. Als einziger Erbe seines Va-ters hatte er die Stammlande in ungeteilter Gre berkommen,
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Extrahierte Personennamen: Maximilian Maximilian Franz Franz Maximilian Maximilian Maximilian Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Wien Oesterreichs
I
177
erdichtet und sprach sogleich den Bann der ihn ans. Der Kaiser aber, um zu zeigen, da er es mit dem versprochenen Kreuzzuge ernstlich meine, schiffte sich bald nach feiner Wiederherstellung nach Palstina ein. Jedoch vershnte er hierdurch nicht den Papst. Dieser erlie sogar an die Geistlichen und an die Ritterorden in Palstina die strengsten Befehle, den Kaiser nicht im Geringsten zu untersttzen, weil ein mit dem Fluche der Kirche Beladener des Kampfes fr die Sache Gottes un-wrdig sei. Allein Friedrich war in dem heiligen Lande glcklicher, als man htte erwarten sollen. Er schlo mit den Sa-racenen einen zehnjhrigen Waffenstillstand, in welchem ihm Jerusalem, Bethlehem und Nazareth ausgeliefert wurden, und fetzte uch in der Kirche des heiligen Grabes die Krone eines Kniges von Jerusalem aus.*) Schnell eilte er dann nach Italien zurck, vertrieb bort die Fewbe aus feinen Besitzungen und shnte sich auch mit dem Papste aus.
Bald hierauf brach in Deutfchlanb eine Emprung unter feinem eigenen Sohne Heinrich aus, der in des Vaters Abwesenheit Deutschland verwaltet hatte. Fr seine Untreue mute er nach Italien in einen Kerker wanbern, wo er sieben Jahre nachher starb. Aus bieses traurige Ereigni folgte balb ein frhliches. Friedrich war Wittwer und warb um die fchne Jfabella, Schwester des Kniges von England. Ohne Z-gern kam der Heirathsvertrag zu Stande. Der Kaiser lie durch den Erzbischof von Kln und Herzog von Brabant mit zahlreichem Gefolge feine Braut abholen. Ueberall wurde sie in Deutschland festlich empfangen, besonders aber in Kln-Zehntausend Brger, alle zu Pferde und festlich geschmckt, polten sie feierlich ein. Auch fuhren ihr Schiffe auf trockenem Lande entgegen. Es waren Wagen, wie Schiffe gebauet, mit Flaggen und Wimpeln, die Pferde waren in Purpurdecken verhllt. In den Schiffen saen Snger und lieen zu dem
) Dadurch wurde fortan der Titel König von Jerusalem" Erbtheil des deutschen Kaisers als solchen.
Weller' Wcltgesch. Il 25. Aufl. i o
I
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich_war_Wittwer Friedrich Weller
Extrahierte Ortsnamen: Palstina Palstina Gottes Jerusalem Bethlehem Nazareth Jerusalem Italien Deutfchlanb Deutschland Italien England Brabant Deutschland Jerusalem
—
-
— 140 —
Er vermählte sich mit einer sehr reichen Wittwe, deren früher
Tod ihn zum Erben eines fürstlichen Vermögens machte. Seit
dieser Zeit machte er den glänzendsten Aufwand, jedoch nicht
aus Hang zur Schwelgerei, sondern um die Aufmerksamkeit
auf sich zu lenken. Er lud die Offiziere fleißig zu sich an die
Tafel, unterstützte sie mit Geld und belohnte die seinem Be-
fehle untergebenen Soldaten reichlich. In allen Schlachten
that er sich durch Klugheit, Muth und Tapferkeit hervor und
erwarb sich die Liebe und das Zutrauen des gemeinen Man-
nes sowohl als der Offiziere. So wurde er bei Hofe von
einer sehr rühmlichen Seite bekannt. Ferdinand Ii. ernannte
ihn sogleich nach seinem Regierungsantritte zum Obersten; als
solcher focht er an der Spitze eines auf eigene Kosten gewor-
benen Kürassierregiments in der Schlacht auf dem weißen Berge
und trug wesentlich zum Siege bei. Zum Ersätze des Scha-
dens an seinen Gütern, die beim Ausbruche der böhmischen
Unruhen größtentheils zu Grunde gegangen waren, schenkte ihm
der Kaiser die Herrschaft Friedland in Böhmen mit dem
Titel eines Grafen; im Jahre 1623 wurde er sogar zum Für-
sten von Friedland und endlich zum Herzoge ernannt. Mit
ungeduldigem Ehrgeize hatte er bisher den Feldherrnstab in
Tilly's Händen gesehen; er war deshalb hocherfreut, als des
Kaisers Geldnoth ihm jetzt Gelegenheit gab, sich durch eine
ehrenvolle Rolle auszuzeichnen.
Das war der merkwürdige Mann, der dem Kaiser den
überraschenden Vorschlag machte, ihm unentgeltlich ein Heer
von fünfzigtausend Mann zu werben, falls er ihm den un-
umschränkten Oberbefehl über dasselbe geben wolle. Ein An-
trag dieser Art kam anfangs dem Kaiser abenteuerlich und
bedenklich vor; allein eben so bald kam die Ueberlegung nach,
welche große und mannigfache Vortheile er von einem ihm
ergebenen und für seine persönlichen Absichten streitenden Heere
würde ziehen können, da er bisher ganz abhängig von dem
Heere der ligistischen Fürsten und zumal ihres Anführers, des
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285
Friedrich Iii. (Iv.)* (1439—1493), Sohn des Her-
zoges Ernst von Steiermark. Dieser hat von allen Kaisern am
längsten regiert, nämlich über 53 Jahre. Er war ein Alaun
von den schönsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens,
allein die Zeit seiner Regierung war zu stürmisch bewegt, und
nicht immer konnte er seinen wohlmeinenden Absichten und Be-
fehlen den erforderlichen Nachdruck geben. Unter seiner Regie-
rung eroberten die Türken nicht nur Constantinopel, sondern
richteten auch ihre Berheerungszüge selbst nach Ungarn und
Krain. Der Papst forderte die Christenheit und insbesondere
die deutschen Fürsten zu einem neuen Kreuzzuge auf; auch der
Kaiser erließ an sie die dringendsten Mahnungen bei der großen
Gefahr des deutschen Batcrlandes. Vergebens! An die Stelle
der früheren Begeisterung war jetzt die niedrigste Selbstsucht
getreten, und bei der Auflösung aller gesetzlichen Ordnung war
jeder Fürst nur bedacht, für seinen eigenen Vortheil zu sorgen.
Kein deutsches Heer rückte gegen den Erbfeind der Christenheit
in's Feld, um dessentwillen im ganzen Reiche die Türlenglocke
zum Gebete rief. Der Kaiser hielt zwar Reichstag über Reichs-
tag, allein auf diesen erschienen nicht mehr die Fürsten selbst,
sondern nur ihre Gesandten, welche die kostbare Zeit mit leeren
Förmlichkeiten hinbrachten, ja sogar darüber stritten, wer am
wenigsten zu des Vaterlandes Rettung beizutragen habe. Krieg
und Fehde herrschte überall, nicht bloß an den Grenzen des
Reiches, sondern auch im Reiche selbst. Am störendsten für die
Thätigkeit des Kaisers in den Reichsangelegenheiten war lange
Zeit der Zwist mit seinem Bruder Albrecht, dem Mitbesitzer
seiner Erblande. Von dieser Drangsal wurde er zwar durch
Albrechl's Tod befreit (1463), aber in Oesterreich und den übri-
gen Ländern hörte die Unzufriedenheit mit feiner Regierung
nicht auf und veranlaßte mehrere höchst gefährliche Ausstände.
* Dieser Kaiser wird Friedrich Iii. und auch Friedrich Iv. genannt,
jenachdem Friedrich der Schöne von Oesterreich (1313 — 1330) mit ein-
gerechnet wird oder nicht.
/
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Ernst_von_Steiermark Ernst Albrecht Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_der_Schöne Friedrich
224
toer Sohn des Äncas, soll sie in Verbindung mit anderen troja-
nischen Flüchtlingen erbauet haben. Schon im zwölften Jahr-
hundert war diese der Sitz der latinijchen Könige. Von diesen
sind uns wohl einige Namen, aber keine Thaten bekannt. Als
der vierzehnte wird P r o k a s angegeben, der das Reich seinen
beiden Söhnen N u m i t o r und A m u l i u s zur wechselseitigen
Regierung hinterließ. Aber der stolze Amulius, der nach Allein-
herrschaft strebte, verdrängte seinen älteren Bruder, ließ ihn zwar
am Leben, moreete aber dessen Sohn und machte, um vor aller
Nachkommenschaft und Thronbewerbuug gesichert zu sein, dessen
Tochter Rhea Salvia zur Vestalin oder Priesterin der Göttin
Vesta. Als solche durste sie nicht heirathen. Nichts desto weniger
bekam, angeblich vom Gotte Mars, die verstoßene Bruderstochrer
Zwillingsknaben, Romulus und Remus. Hierüber erschrak
der Oheim und verurtheiüe die Mutter mit ihren Kindern zu einem
grausamen Tode. Die Mutter ließ er lebendig begraben, die
Kinder aber in einem Korbe nach der Tiber tragen, sie dort zu
ersäufen. Zum Glücke war der Fluß aus seinen Ufern getreten,
zu dem eigentlichen Bette desselben konnte Keiner kommen. Da-
her setzten die königlichen Diener den Korb vorn auf das seichte
Wasser und gingen davon. Der Korb trieb mit den winunernden
Kindern auf den Wellen hin und her. Wer hätte wohl gedacht,
daß t ie dort schwimmenden Knäblei-n die Stifter des berühmtesten
Volkes der Erde werden würden!
Das sinkende Wasser ließ endlich den Korb auf dem Trockenen
stehen. Eine dürstende Wölfin, so geht die Sage, kam des
Weges. Und als sie das Gewimmer und Geschrei der Kinder
hörte, lief sie eiligst hinzu und säugte sie. So traf sie ein vor-
übergehender Hirt mit Namen Faust ulus. Er hob die Kleinen
mitleidig auf, brachte sie nach seiner Hütte und gab sie seinem
Weibe zur Pflege. Hier, in der Hütte des Hirten, wuchs das
wunderbar gerettete Brüderpaar zu rüstigen Hirtenknaben heran.
Bald weideten sie friedlich ihre Heerden, bald verfolgten sie über
Berg und Thal räuberische Menschen- sowohl als Thiere, die ihren
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259
und Etruskern in glücklich geführten Kriegen abgenommen hatte,
führte er statt des alten Erdwalles eine steinerne Mauer um
dieselbe auf. Den öffentlichen Platz zwischen dem palatinischen
und capitolinischen Hügel, Formn (Markt) genannt, auf welchem
die Volksversammlungen gehalten wurden, schmückte er mit
Hallen und Säulengängen. Er legte den Grund zu dem Oireus
maximus, einem länglich kreisförmigen Platze für öffentliche
Kampfspiele zu Wagen und zu Pferde. Auch legte er den
Grund zu dem berühmten Capitö ltum, der mächtigen Tem-
pelburg des Jupiter auf dem capitolinischen Hügel. Hier war
später der Schauplatz der wichtigsten Staatshandlungen und
Feierlichkeiten.
Am staunenswerthesten aber war die Anlegung der Kloa-
ken. Diese waren lange unterirdische Kanäle, durch welche
aller Unflat aus der Stadt in den Tiberfluß geleitet wurde.
Sie waren so fest gemauert, daß sie in der Folge die größten
über ihnen erbauten Thürme und Paläste trugen. Solche
Kloaken waren in Rom um so nöthiger, da die Stadt auf
mehren Hügeln lag, und bei eingefallenem Regen die Wege
sogleich schlüpfrig und unsicher werden mußten, besonders in
den Vertiefungen zwischen den einzelnen Hügeln, wo aller Un-
flat zusammenfloß.
Endlich legte der König auch noch Wafferleitungen an, ver-
mittelst welcher auf eine sehr kunstreiche Art das nöthige Wasser
aus dem Tiberfluß auf die Hügel geleitet wurde.
Indessen konnten die Söhne des Ancus es nicht vergessen,
daß sie durch den Betrug des Tarquinius ihres väterlichen
Thrones beraubt worden waren. Und als sie merkten, daß der
König ihnen auch die Nachfolge zu entreißen und den Thron
seinem Schwiegersöhne Servlus Tulllus zuzuwenden suchte,
trachteten sie ihm nach dem Leben. Auf ihr Anstiften mußten
zwei Hirten mit ihren Aexten zankend und lärmend in die
Wohnung des Königs dringen und diesen zur Schlichtung
17*
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Extrahierte Ortsnamen: Tiberfluß Rom Servlus_Tulllus
274
mehr an Einheit. In Frankreich hatte sich mit der Zeit alle Macht und Kraft der einzelnen Vlkerschaften um die Krone, als ihren einzigen Mittelpunkt, vereinigt; in Deutschland aber geschah seit der Regierung der frnkischen Kaiser, welche sich ihrer Macht zu herrisch bedienten, ge-rade das Gegentheil. Die Glieder sonderten sich mehr und mehr von ihrem Haupte ab, und der erste Fürst der Christenheit wurde schlielich einer der allerschwchsten. Jeder Kreis sorgte spter nur fr sich und nahm wenig Rcksicht auf das Ganze. Die einzelnen Glieder eines Krei-ses waren in ewigen Streitigkeiten der Grenzen, Rangordnung und den sie betreffenden Beitrag zur Reichshlfe. Daher konnte auch nichts Bedeutendes unternommen werden, obschon die Gefahr an den Grenzen, besonders von Seiten der Trken, so groß war. Kein christlicher Staat htte sich an Hoheit und Macht dem deutschen gleichstellen knnen, ht-ten die einzelnen Kreise, wie billig, fest an Kaiser und Reich gehalten.
Ein anderes groes Verdienst um Deutschland erwarb sich Maxi-milian durch die Einfhrung des Postwesens. Frher hatte man nur reitende Boten von einer Handelsstadt zur anderen, auch Land-kutschen, welche Reisende und Gepck aufnahmen. Sollten aber Briefe an Orte gelangen, die nicht an der Strae lagen, oder waren sie fr das Ausland bestimmt, so mute man eine Gelegenheit dahin abwarten oder einen eigenen Boten abschicken. Jenes war aber sehr umstndlich und unsicher, dieses sehr kostspielig. Hchst erfreulich mute deshalb fr Alle, insbesondere aber fr den Kaufmannsstand, eine Anstalt werden, durch welche man fortan Alles, was man wollte, mit Schnelligkeit und Sicher-heit von einem Orte zum anderen befrdern konnte. In Frankreich be-stand diese hchst gemeinntzige Anstalt schon seit dem Jahre 1464, und war bald nachher von dem deutschen Grafen von Th urn und Taxis in Tirol nachgeahmt worden. Durch dessen Sohn Franz fhrte Maxi-milian im Jahre 1516 zuerst eine Post von Brssel nach Wien ein und ernannte jenen Grasen zum General-Postmeister. Die Wrde blieb in seiner Familie erblich. Mit der Zeit kam das Postwesen immer mehr in Aufnahme. Jeder Fürst fhrte es in seinem Lande ein. Die meisten kauften das Recht dazu von der Familie von Thurn und Taxis, die auf solche Weise auerordentlich reich wurde. Nachher ist diese Familie so-gar in den Frstenstand erhoben worden.
Besonders glcklich war Maximilian in der Vermehrung der Hausmacht Oesterreichs. Als einziger Erbe seines Vaters hatte
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Maximilian Maximilian
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