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1. Geschichte der neueren Zeit - S. 26

1861 - Münster : Coppenrath
26 mit der Zeit alle Macht und Kraft der einzelnen Völkerschaften um die Krone, als ihren einzigen Mittelpunkt, vereiniget; in Deutschland aber geschah seit der Negierung der fränkischen Kaiser, welche sich ihrer Macht zu unklug bedienten, gerade das Gegentheil. Die Glieder sonderten sich von Zeit zu Zeit mehr von ihrem Haupte ab, und der erste Fürst der Christen- heit wurde einer der allerschwächsten. Jeder Kreis sorgte nur für sich und nahm wenig Rücksicht auf das Ganze. Die einzelnen Glieder eines Kreises waren in ewigen Streitig- keiten über Grenzen, Rangordnung und den sie betreffenden Beitrag zur Reichshülfe. Daher konnte auch nichts Bedeuten- des unternommen werden, obschon die Gefahr an den Grenzen, besonders von Seiten der Türken, so groß war. Kein christ- licher Staat hätte sich an Hoheit und Macht dem deutschen gleichstellen können, hätten die einzelnen Kreise, wie billig, fest an Kaiser und Reich gehalten. Ein anderes großes Verdienst um Deutschland erwarb sich Maximilian durch die Einführung des Postwescns. Früher hatte man nur reitende Boten von einer Handelstadt zur anderen, auch Landkutschen, welche Reisende und Gepäck aufnahmen. Sollten aber Briefe an Orte gelangen, die nicht an der Straße lagen, oder waren sie für das Ausland be- stimmt, so mußte man eine Gelegenheit dahin abwarten oder einen eigenen Voten abschicken. Jenes war aber sehr um- ständlich und unsicher, dieses sehr kostspielig. Höchst erfreulich mußte deshalb für alle, insbesondere aber für den Kaufmann- stand, eine Anstalt werden, durch welche man fortan Alles, was man wollte, mit Schnelligkeit und Sicherheit von einem Orte zum anderen befördern konnte. In Frankreich bestand diese höchst gemeinnützige Anstalt schon seit dem Jahre 1464, und war bald nachher von dem deutschen Grafen von Thurn und Taris in Tirol nachgeahmt worden. Durch dessen Sohn Franz führte Maximilian im Jahre 1516 zuerst eine Post von Brüssel nach Wien ein und ernannte jenen Grafen

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 91

1861 - Münster : Coppenrath
91 Ungarn und Oesterreich gezwungen, ihm einst als König von Böhmen folgen sollte. Aus Rache wollte er ihm wenigstens die Thronfolge in seinem Lieblingslande Böhmen entziehen und dieses seinem Vetter, dem Erzherzoge Leopold, welcher Bischof von Passau und Straßburg war, zuwenden. Doch Mathias war daraus vorbereitet. Er eilte schnell mit einem Heere herbei, entwaffnete Leopold, der schon hingezogen war, um die angebotene Krone zu empfangen, und zwang seinen Bruder, ihm auch Böhmen, Schlesien und die Lausitz abzutreten. So verlor Rudolf, nicht ganz ohne eigene Schuld, eine Krone nach der andern, und es blieb ihm nur noch die kaiser- liche. Und vielleicht wäre auch diese ihm entrissen worden, hätte nicht der Tod, als ein willkommener Freund, ihn dieser letzten Demüthigung überhoben. Er starb im Jahre 1612, nach fünf und dreißigjähriger Negierung. Mathias (1612—1619). — Nun wurde sein vorerwähn- ter Bruder Mathias zum Kaiser gewählt und mit unge- wöhnlicher Pracht und Festlichkeit zu Frankfurt gekrönt. Es war sichtbar, daß die Häupter der beiden Religionsparteien durch den wetteifernden Aufwand und Glanz, womit sie die Krönung verherrlichten, nur die Gunst des neuen Kaisers für sich zu gewinnen, gegen einander aber eine Ehrfurcht gebie- tende Stellung zu nehmen suchten. Mathias war thätiger als sein Bruder, und zeigte den besten Willen, die kirchlichen Par- teien in Deutschland mit gleicher Gerechtigkeit zu behandeln; allein die Religionsspannung, welche alle Verhandlungen der Reichstage über Türkenhülfe, Gebrechen des Münzwesens und Neichskammergerichtes bisher vereitelt hatte, war schon so weit gediehen, daß selbst der thätigste und einsichtsvollste Kaiser ihrer nicht mehr hätte mächtig werden können. Unter Mathias Regierung kam denn endlich das Gewitter, welches schon so lange am deutschen Himmel drohend gestanden hatte, zum ver- heerenden Ausbruche; der dreißigjährige Krieg nahm seinen Anfang. Bevor wir aber den Vorhang zu diesem großen

3. Geschichte des Mittelalters - S. 285

1861 - Münster : Coppenrath
285 Friedrich Iii. (Iv.)* (1439—1493), Sohn des Her- zoges Ernst von Steiermark. Dieser hat von allen Kaisern am längsten regiert, nämlich über 53 Jahre. Er war ein Alaun von den schönsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens, allein die Zeit seiner Regierung war zu stürmisch bewegt, und nicht immer konnte er seinen wohlmeinenden Absichten und Be- fehlen den erforderlichen Nachdruck geben. Unter seiner Regie- rung eroberten die Türken nicht nur Constantinopel, sondern richteten auch ihre Berheerungszüge selbst nach Ungarn und Krain. Der Papst forderte die Christenheit und insbesondere die deutschen Fürsten zu einem neuen Kreuzzuge auf; auch der Kaiser erließ an sie die dringendsten Mahnungen bei der großen Gefahr des deutschen Batcrlandes. Vergebens! An die Stelle der früheren Begeisterung war jetzt die niedrigste Selbstsucht getreten, und bei der Auflösung aller gesetzlichen Ordnung war jeder Fürst nur bedacht, für seinen eigenen Vortheil zu sorgen. Kein deutsches Heer rückte gegen den Erbfeind der Christenheit in's Feld, um dessentwillen im ganzen Reiche die Türlenglocke zum Gebete rief. Der Kaiser hielt zwar Reichstag über Reichs- tag, allein auf diesen erschienen nicht mehr die Fürsten selbst, sondern nur ihre Gesandten, welche die kostbare Zeit mit leeren Förmlichkeiten hinbrachten, ja sogar darüber stritten, wer am wenigsten zu des Vaterlandes Rettung beizutragen habe. Krieg und Fehde herrschte überall, nicht bloß an den Grenzen des Reiches, sondern auch im Reiche selbst. Am störendsten für die Thätigkeit des Kaisers in den Reichsangelegenheiten war lange Zeit der Zwist mit seinem Bruder Albrecht, dem Mitbesitzer seiner Erblande. Von dieser Drangsal wurde er zwar durch Albrechl's Tod befreit (1463), aber in Oesterreich und den übri- gen Ländern hörte die Unzufriedenheit mit feiner Regierung nicht auf und veranlaßte mehrere höchst gefährliche Ausstände. * Dieser Kaiser wird Friedrich Iii. und auch Friedrich Iv. genannt, jenachdem Friedrich der Schöne von Oesterreich (1313 — 1330) mit ein- gerechnet wird oder nicht. /

4. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 116

1840 - Münster : Coppenrath
116 jüngsten Tage vor Gott nicht würde veranttvorten können, und drohete, nach Stockholm zurückzukehren, wenn diejenigen ihm nicht beistehen würden, zu deren Vertheidigung ec herübergekommen sei. Diese Drohung wirkte. Auch Sachsen wollte aus Furcht weder an Schweden noch Ostreich sich anschließen. Vertrauungsvoll und traftig dagegen boten der Landgraf Wilhelm V. von Hessen und der Herzog von Sachsen-Weimar dem Schwedenkönige ihre Hülfe an, wahrend fast alle übrigen protestantischen Fürsten und Städte zu Leipzig, unter dem Vorsitze des Kurfürsten von Sach- sen, ein Bündniß (Convention) zur Sicherung ihrer Selbständig- keit sowohl gegen Schweden als Ostreich schlossen. Unterdessen rückte Gustav, die Kaiserlichen vor sich hertrei- bend, immer weiter voran. Ihm kam es sehr zu statten, daß gerade bei seinem Auftreten in Deutschland der Kaiser auf Ver- langen dxr Reichsfürsten einen Theil seines Heeres, besonders den mächtigen Wallenstein mit seinen zahlreichen Schaaren entlassen hatte; denn dadurch hatte er nicht nur einen mächtigen Feind weniger gegen sich, sondern erhielt auch Gelegenheit, viele dicnstlos gewordene Krieger in seinen Sold zu nehmen. 31. Zerstörung Magdeburgs durch Lilly, am 10. Mai 1631. Schon langst war Magdeburg durch seine unerschütterliche Beharrlichkeit eine Hauptstütze der Protestanten und die größte Feindin des Kaisers. Kaum hatte sie jetzt von der Landung des Schwedenkönigs gehört, als sie ihm sogleich mit dem Anerbieten entgegenkam, ihm ihre Thore zu öffnen und sich seinem Schutze ganz zu vertrauen. Allein Tilly war ihm schon zuvorgekommen und hielt, von Pappenheim unterstützt, die widerspenstige Stadt auf das engste eingeschlossen. Sie hatte nur eine geringe Besatzung, befehligt von dem schwedischen Obersten von Falkenberg, wel- chen Gustav dahin gesandt hatte, um die Einwohner zur Beharr- lichkeit zu ermuntern und die Vertheidigungsanstalten zu leiten, bis er selbst zum Entsätze herüberkomme. Tilly aber täuschte die

5. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 121

1871 - Münster : Coppenrath
unaufhörlich gegen den Kaiser aufgewiegelt und unterstützt; jr sie hatten sich sogar mit dem Erbfeinde der Christenheit, dem türkischen Sultan, gegen den Kaiser verbündet, wie wir dieses früher sahen. Eben jetzt herrschte in Frankreich Ludwig Xiii., ein schwacher unthätiger Mann, der aber einen Minister hatte, welcher mit außerordentlicher Klugheit die Angelegenheiten dieses Reiches leitete und die Verhältnisse der europäischen Staaten mit einer Klarheit durchschallte, wie noch kein Staatsmann vor ihm. Das war der Kardinal Richelieu. Das einzige Ziel, welches er mit der ganzen Kraft seines außerordentlichen Geistes zu erreichen strebte, war die Schwächung Deutschlands und Oesterreichs; um die Rechtlichkeit der Mittel hierzu war er unbekümmert. Anfangs jedoch scheuete er sich, als Kardinal und Minister eines katholischen Königes, die Sache der Protestanten in Deutschland gegen den Kaiser öffentlich zu unterstützen. Deshalb richtete er sein Augenmerk auf den muthigstm und kräftigsten der damaligen protestantischen Fürsten, auf Gustav Adolf, Und vermittelte für diesen einen Waffenstillstand mit Polen, damit er jetzt an der Spitze der Protestanten in Deutschland gegen den Kaiser auftrete und dessen Macht beuge. Die innere Zerrissenheit Deutschlands selbst schien den Erfolg der fremden. Einmischung nicht zweifelhaft zu lassen. Sobald Gustav Adolf die Angelegenheiten seines eigenen Reiches geordnet hatte, schiffte er, ohne einmal dem Kaiser den Krieg angekündigt zu haben, mit einem ausgesuchten, im langwierigen polnischen Kriege wohlgeübten Heere von sünfzehntau-send Mann sich ein und landete am Vorabende der hundertjährigen Gedächtnißfeier der Augsburger Confession, am 24. Juni 1630, an der pommerschen Küste. Er hatte in seinem Heere wehre ausgezeichnete Feldherren, als Horn, Ban6r, Bau-^issin, Teufel; auch der alte Unruhestifter, Matthias von Thnrn, war in seinem Gefolge. Sobald er den deutschen Bo-den betrat, kniete er im Angesichte seines Gefolges andächtig

6. Geschichte des Mittelalters - S. 132

1876 - Münster : Coppenrath
132 dieser abgeschlossenen Lebensweise entgingen ihm jedoch die Angelegen-heiten der Fürsten und Völker nicht, und sobald es die Ehre Gottes erforderte, trat er ohne Menschenfurcht ffentlich auf und rnhete nicht eher, als bis er sein Ziel erreicht hatte. Diesen frommen und eifrigen Mann sandte der damalige Papst Eugen Iii. an die Fürsten und Völker, um sie zu einem neuen Kreuzzuge zu bewegen. Zuerst predigte er das Kreuz in Frankreich. Durch seine Worte wurden Alle so begeistert und fortge-rissen, da die von ihm schon vorrthig mitgebrachten und in Menge ausgestreuten wollenen Kreuze keineswegs hinreichten, sondern er noch seinen eigenen Mantel zu Kreuzen zerschneiden mute, um nur den ersten Andrang zu befriedigen. Der König selbst nahm das Kreuz, auch seine Gemahlin, sein Bruder, viele Grafen, Bischfe und Edele. Nun wandte er sich auch nach Deutschland. Der König Konrad war aber anfangs wenig geneigt, an einem solchen Zuge Theil zu nehmen; die Angelegenheiten seines eigenen Reiches beschftigten ihn zu sehr. Zwar erwies er bei ihrem ersten Zusammentreffen in Frankfurt dem frommen Manne alle Ehre, ja er trug ihn auf seinen eigenen Armen durch die men-schengefllte Kirche, jedoch zu dem gewnschten Versprechen war er noch nicht zu bestimmen; er suchte deshalb auszuweichen. Aber der nnerm--dete Mnch eilte ihm bis Speyer nach und fuhr mit donnernder Beredt-samkeit die dort versammelten Fürsten und Prlaten, vor Allen aber den König selbst an. Und als er zu diesem die ergreifenden Worte sprach: Wie wirst du einst am jngsten Tage Rechenschaft geben kn-nen von d^r Erfllung deiner Pflicht?" stand Konrad gerhrt auf und sprach: Ja, ich erkenne den Willen und die Gnade Gottes; er soll mich nicht undankbar finden." Er nahm das Kreuz, mit ihm Friedrich, sein Neffe, der nachmalige Kaiser, und die meisten Groen des Reiches. Selbst Weiber bewaffneten sich mit Lanzen und ritten gleich Mnnern im Zuge einher. Konrad brach zuerst auf. Denselben Weg, welchen etwa fnfzig Jahre frher Gottfried von Bouillon nach Constantinopel eingeschlagen hatte, schlug auch er ein. Der griechische Kaiser handelte gegen die Kreuzfahrer abermals wenig entgegenkommend. Als sie nach Asien bergesetzt waren, wurden sie durch unvorsichtige Theilung ihrer Truppenmassen und durch sehr schlecht geregelte Verpflegung in dem fremden Lande bald von den schwersten Unglcksschlgen heimgesucht. Die meisten wurden eine Beute entweder der grlich einbrechenden Noth oder des feindlichen Schwertes.

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 100

1875 - Münster : Coppenrath
— 100 — noch kein Staatsmann vor ihm. Das war der Kardinal Richelieu. Das einzige Ziel, welches er mit der ganzen Kraft seines außerordentlichen Geistes zu erreichen strebte, war die Schwächung Deutschlands-und Oesterreichs; um die Rechtlichkeit der Mittel hierzu war er unbekümmert. Anfangs jedoch scheuete er sich, als Kardinal und Minister eines katholischen Königes, die Sache der Protestanten in Deutschland gegen den Kaiser öffentlich zu unterstützen. Deshalb richtete er sein Augenmerk auf den muthigsten und kräftigsten der damaligen protestantischen Fürsten, auf Gustav Adolf, und vermittelte für diesen einen Waffenstillstand mit Polen, damit er jetzt an der Spitze der Protestanten in Deutschland gegen den Kaiser auftrete und dessen Macht beuge. Die innere Zerrissenheit Deutschlands selbst schien den Erfolg der fremden Einmischung nicht zweifelhaft zu lassen. Sobald Gustav Adolf die Angelegenheiten seines eigenen Reiches geordnet hatte, schiffte er, ohne einmal dem Kaiser den Krieg angekündigt zu haben, mit einem ausgesuchten, im langwierigen polnifchenkrtege wohlgeübten Heere von fünfzehntausend Mann sich ein und landete am Vorabende der hundertjährigen Gedächtnißfeier der Augsburger Confes-sion, am 24. Juni 1630, an der pommerschen Küftejßr hatte in seinem Heere mehre ausgezeichnete Feldherren, als Horn, Bauer, Baudiss in, Teufel; auch der alte Unruhestifter, Matthias von Thurn, war in seinem Gefolge. Sobald er den deutschen Boden betrat, kniete er im Angesichte seines Gefolges nieder, um dem Allmächtigen für die Erhaltung des Heeres und der Flotte zu danken und seinen Segen für das jetzige Unternehmen zu erflehen. L Z , Man hätte benken sollen, die protestantischen Fürsten würden alle ihn als ihren Retter mit offenen Armen empfangen haben; statt dessen aber erschraken die meisten vor seiner Ankunft und wollten sich mit dem fremben eroberungssüchtigen Machthaber, der ungerufen mit Kriegsge-ivalt in's Reich zog, nicht verbinden, sei es aus edler Liebe zum Vaterlande, sei es aus Mutlosigkeit und Furcht vor des Kaisers Macht, oder aus Argwohn und Eifersucht gegen das fremde Bundeshaupt. Aber auch ohne Beistand vertrieb der König die wenigen Kaiserlichen aus Mecklenburg und Pommern. Nur das feste Stettin hielt ihn in seinem Siegeszuge auf; denn Bogislav, der alte Herzog von Pomment, mochte nicht mit dem Kaiser brechen und dessen Feinden die Stadt übergeben. Als ihm aber heftig zugesetzt wurde, nahm er endlich das Bündniß an

8. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 55

1875 - Münster : Coppenrath
— 55 — Ritter und der königlichen Städte mit ihren Unterthanen völlig freie Religionsübung bewilligt. Rudolfs Argwohn und Haß gegen seinen Bruder Matthias wuchs mit jedem Tage. Unerträglich war ihm der Gedanke, daß der Verräther, welcher ihn zur Abtretung von Ungarn und Oesterreich gezwungen hatte, ihm einst als König von Böhmen folgen sollte. Aus Rache wollte er ihm wenigstens die Thronfolge in seinem Lieblingslande Böhmen entziehen und dieses seinem Vetter, dem Erzherzoge Leopold, welcher Bischof von Passau und Straßburg war, zuwenden. Doch Matthias war darauf vorbereitet. Er eilte schnell mit einem Heere herbei, entwaffnete Leopold, der schon hingezogen war, um die angebotene Krone zu empfangen, und zwang seinen Bruder, ihm auch Böhmen, Schlesien und die Lausitz abzutreten. So verlor Rudolf, nicht ohne eigene Schuld, eine Krone nach der andern, und es blieb ihm nur noch die kaiserliche. Und vielleicht wäre auch diese ihm entrissen worden, hätte nicht der Tod, als ein willkommener Freund, ihn dieser letzten Demüthigung überhoben. Er starb im Jahre 1612, nach fünf und dreißigjähriger Regierung. Matthias (1612—1619). — Nun wurde sein vorerwähnter Bruder Matt l) io s zum Kaiser gewählt und mit ungewöhnlicher Pracht und Festlichkeit zu Frankfurt gekrönt. Es war sichtbar, daß die Häupter der beiden Religionsparmen durch den wetteifernden Aufwand und Glanz, womit sie die Krönung verherrlichten, nur die Gunst des neuen Kaisers für sich zu gewinnen, gegen einander aber eine Ehrfurcht gebietende Stellung zu nehmen suchten. Matthias war thätiger als sein Bruder, und zeigte den besten Willen, die kirchlichen Parteien in Deutschland mit gleicher Gerechtigkeit zu behandeln; allein die Religionsspannung, welche alle Verhandlungen der Reichstage über Türkenhülfe, Gebrechen des Münzwesens und Reichskammergerichtes bisher vereitelt hatte, war scholl so weit gediehen, daß selbst der thätigste und einsichtsvollste Kaiser ihrer kaum mehr hätte mächtig werden können. Unter Matthias Regierung kam denn endlich das Gewitter, welches schon so lange am deutschen Himmel drohend gestanden hatte, zum verheerenden Ausbruche; der dreißigjährige Krieg nahm seinen Anfang. Bevor wir aber den Vorhang zu diesem großen Schauspiele aufziehen, wollen wir die gleichzeitigen Begebenheiten aus der Geschichte der übrigen europäischen Völker bis dahin nachholen.

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 84

1881 - Münster : Coppenrath
84 Religionskrieg in immer bedrohlichere Nhe gerckt htte. Zu diesen heillosen Wirren im Inneren fnten schwere Gefahren und angstvolle Kriegsnten von auen. Immer begehrlicher nach europischem Besitze wurden die Trken, seit sie ihren Fu auf diesen Erdteil gesetzt und Constantinopel zu ihrem festen Bollwerk gemacht hatten. Bei ihren gegen Westen gerichteten Eroberungszgen trafen ihre Schlge zunchst stets Ungarn, und da dessen Beherrscher zugleich der Kaiser der deutschen Lande war, so war es unausbleiblich, da auch Deutschland durch die Trkenkriege stets in Atem gehalten wurde. Angesichts dieser Verhltnisse wird der Rckschritt, den Deutschland unter Karls V. nchsten Nachfolgern machte, nur zu erklrlich sein.. Die Thronfolger aber waren: Kaiser Ferdinand I. (1556 1564). Das Konzil von Trient wurde unter ihm, wie oben erzhlt, geschlossen, allein trotz des Segens welcher fr die katholische Kirche aus den Beschlssen dieser Kirchen-Versammlung hervorging, griff auch bei aller Duldsamkeit dieses Kaisers in religisen Fragen dennoch der Streit der kirchlichen Parteien stets weiter um sich. Gegen die Trken hatte Ferdinand fast während seiner ganzen Regierungszeit zu kmpfen, doch war sein Erfolg so gering, da er ihnen gar einen Teil Ungarns abtreten mute. Kaiser Maximilian Ii. (15641576). Selbst durch die grte Milde, welche dieser Kaiser den Andersglubigen gegenber bewies, konnte er die Streitigkeiten der Neligionsparteien nicht beilegen. Viel Strenge aber zeigte Maximilian, als das alte Faustrecht noch einmal wieder aufzuleben schien. Er lie den Ritter Grumbach, welcher den Bischof von Wrzburg mit Fehde berzogen und die Stadt Wrzburg selbst geplndert hatte, martervoll hinrichten. Auch die Trken brachen in seinen Tagen unter dem Sultan Soly-man mit einem groen Heere in Ungarn ein. Aber vor der Festung; Sigeth flausten die wilben Scharen. Dieser Platz, welcher nrblich von der Drau gelegen ist, wurde von dem Grafen Zrini mit solchem Helden-mute verteidigt, da die Trken 20 Ooo Mann verloren und nur die rauchenden Trmmer eroberten, nachdem Zrini mit den Seinigen den Helbentob gestorben war. Kaiser Rudolf Ii. (15761612). - Zur Zeit, als dieser Fürst den deutschen Thron bestieg, ja während der ganzen Dauer seiner Re- 1

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 43

1881 - Münster : Coppenrath
Seite wurde Julius Pflug, der Bischof von Naumburg, und Michael Helding, der Weihbischof von Mainz; von protestantischer Johann Agricola, Hofprediger des Kurfrsten von Brandenburg, hiermit beauf-tragt. In der von ihnen entworfenen Glaubensvorschrift wurden alle sieben Sakramente noch beibehalten, und den Protestanten nur auch der Kelch beim Abendmahle und die Priesterehe gestattet. Als der Entwurf vorgelesen wurde, und keiner dagegen etwas einwendete, stand der Kur-frst von Mainz auf und dankte im Namen der smtlichen Stnde fr die kaiserliche Frsorge. Aber gerade der, von welchem der Kaiser die wenigste Schwierigkeit besorgt hatte, Moritz von Sachsen, erklrte: er knne ohne vorgngige Rcksprache mit seinen Geistlichen das Interim nicht annehmen." Kar! gab nach, in der festen berzeugung, da sein Freund und Waffengefhrte das gewi annehmen wrde, was selbst seine frheren Feinde bereits angenommen hatten. Aber in der Seele des neuen Kurfrsten waren unterdes andere Plane reif geworden. Er hatte ja vom Kaiser erlangt, was er wnschte, und war hierbei an der Sache seiner eigenen Glaubensgenossen sogar zum Verrter geworden. Jetzt wollte er durch einen vlligen Wechsel in seiner Stellung sich zu seinen Neligionsgenossen und zu seinen neuen Unterthanen in ein besseres Ver-hltnis setzen. Als Mittel whlte er einen schmhlichen Verrat, wozu ihm nachstehende Begebenheit den erwnschten Anla gab. Der Verrat des Moritz von Sachsen (1551). Unter den Stdten des frheren schmalkaldischen Bundes war Magdeburg die einzige, die sich mit dem Kaiser noch nicht ausgeshnt hatte. Mit Schmhungen erhob sie sich gegen das Interim und dessen Verfasser und ver-hhnte selbst den Kaiser in Bildern und Liedern. der solche Ungebhr entbrannte des Kaisers Zorn. Er sprach die Reichsacht der sie aus und bertrug dem Kurfrsten Moritz die Vollstreckung. So bekam Moritz den erwnschten Anla und zugleich die Mittel, ein mchtiges Krieges-Heer aufzubringen, das er aber zur Erreichung seiner eigenen geheimen Plane gegen den Kaiser selbst zu gebrauchen entschlossen war. Er betrieb die Belagerung hchst nachlssig und schlo in Verbindung mit dem Landgrafen Wilhelm von Hessen, dem ltesten Sohne des gefangenen Philipp, und mit dem Markgrafen Johann Albrecht von Brandenburg-Culmbach ein geheimes Bndnis (Vertrag von Friedewalde 1551) mit Heinrich Ii., dem Könige von Frankreich, der mit dem Throne auch den Ha seines Vaters, Franz I., gegen den Kaiser geerbt hatte. Zur Be-
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