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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 100

1886 - Berlin : Hofmann
100 Geschichte der neueren Zeit! konische Landeskirche, deren Protektor und einziges Haupt der König war. Gleichwohl blieb zunächst die katholische Lehre in den wesentlichsten Punkten bestehen, da Heinrich es auf eine Änderung derselben gar nicht abgesehen hatte und auch gegen Luther persönliche Abneigung empfand. Die Neuerung wurde durch den sogen. 1539 Kupreinatseid 1539 befestigt. Heinrich Viii. war persönlich ein Mensch ohne tiefere religiösen Interessen, von rohem Gemüte, herrsch-süchtig und eigennützig. Sein Verfahren gegen seine Frauen, deren er nacheinander sechs hatte, hat ihm eine traurige Berühmtheit in der Geschichte gegeben (Anna Boleyns jammervolles Geschick!). Unter Heinrichs Nachfolger Eduard Vi. trat, besonders durch den Erzbischof Cranmer von Canterbury, die Umgestaltung auch der Lehre ein. Der deutsche Protestantismus, besonders auch die Schriften Melanchthons, waren dabei von großem Einfluß (42 Artikel; Cornmonprayerbook). Obgleich Eduard Vi. vor seinem Tode die Thronfolge der Johanna Grey, einer der gebildetsten und edelsten Frauen der ganzen Weltgeschichte, bestimmt hatte, entschied sich doch die Mehrheit der Nation für die Tochter Katharinas von Aragonien, die „blutige" Maria die Katholische, unter der nun eine grausame Gegenreformation ins Werk gesetzt wurde; Johanna Grey und später auch Cranmer starben auf dem Schaffst. Glücklicherweise bauerte ihre Regierung nur fünf Jahre; noch bevor der allgemeine Unwille der Nation zum Ausbruch gelangte, kam die Tochter Anna Boleyns 1558 Elisabeth (1558—1603) zur Regierung. England, das über-1603 an ^deutenden Frauen so reich war, hat dieser Frau zum nicht geringen Teil den ungeheuren Aufschwung zu verdanken, der von nun an in jeder Beziehung begann. Unter Elisabeth wurde a) die Reformation endgiltig in England durchgeführt; die starke Ausschließlichkeit der evangelischen (Episkopal- oder Hoch-) Kirche aber und die damit zusammenhängenden Härten gegen die Dissenters (Presbyterianer, Independenten, Katholiken) schlossen den Keim zu den späteren Religionskriegen in sich. b) Es wurde der Grund gelegt zur englischen Seeherr -sch äst. Dieselbe entwickelte sich im Gegensatz zu dem auch in religiöser Beziehung sich feindlich verhaltenden Spanien. Entscheidend war der Untergang der spanischen Armada, der sogen, unüberwindlichen Flotte, durch welche Philipp Ii. das ketzerische

2. Geschichte des Mittelalters - S. 177

1872 - Münster : Coppenrath
I 177 erdichtet und sprach sogleich den Bann der ihn ans. Der Kaiser aber, um zu zeigen, da er es mit dem versprochenen Kreuzzuge ernstlich meine, schiffte sich bald nach feiner Wiederherstellung nach Palstina ein. Jedoch vershnte er hierdurch nicht den Papst. Dieser erlie sogar an die Geistlichen und an die Ritterorden in Palstina die strengsten Befehle, den Kaiser nicht im Geringsten zu untersttzen, weil ein mit dem Fluche der Kirche Beladener des Kampfes fr die Sache Gottes un-wrdig sei. Allein Friedrich war in dem heiligen Lande glcklicher, als man htte erwarten sollen. Er schlo mit den Sa-racenen einen zehnjhrigen Waffenstillstand, in welchem ihm Jerusalem, Bethlehem und Nazareth ausgeliefert wurden, und fetzte uch in der Kirche des heiligen Grabes die Krone eines Kniges von Jerusalem aus.*) Schnell eilte er dann nach Italien zurck, vertrieb bort die Fewbe aus feinen Besitzungen und shnte sich auch mit dem Papste aus. Bald hierauf brach in Deutfchlanb eine Emprung unter feinem eigenen Sohne Heinrich aus, der in des Vaters Abwesenheit Deutschland verwaltet hatte. Fr seine Untreue mute er nach Italien in einen Kerker wanbern, wo er sieben Jahre nachher starb. Aus bieses traurige Ereigni folgte balb ein frhliches. Friedrich war Wittwer und warb um die fchne Jfabella, Schwester des Kniges von England. Ohne Z-gern kam der Heirathsvertrag zu Stande. Der Kaiser lie durch den Erzbischof von Kln und Herzog von Brabant mit zahlreichem Gefolge feine Braut abholen. Ueberall wurde sie in Deutschland festlich empfangen, besonders aber in Kln-Zehntausend Brger, alle zu Pferde und festlich geschmckt, polten sie feierlich ein. Auch fuhren ihr Schiffe auf trockenem Lande entgegen. Es waren Wagen, wie Schiffe gebauet, mit Flaggen und Wimpeln, die Pferde waren in Purpurdecken verhllt. In den Schiffen saen Snger und lieen zu dem ) Dadurch wurde fortan der Titel König von Jerusalem" Erbtheil des deutschen Kaisers als solchen. Weller' Wcltgesch. Il 25. Aufl. i o I

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 26

1861 - Münster : Coppenrath
26 mit der Zeit alle Macht und Kraft der einzelnen Völkerschaften um die Krone, als ihren einzigen Mittelpunkt, vereiniget; in Deutschland aber geschah seit der Negierung der fränkischen Kaiser, welche sich ihrer Macht zu unklug bedienten, gerade das Gegentheil. Die Glieder sonderten sich von Zeit zu Zeit mehr von ihrem Haupte ab, und der erste Fürst der Christen- heit wurde einer der allerschwächsten. Jeder Kreis sorgte nur für sich und nahm wenig Rücksicht auf das Ganze. Die einzelnen Glieder eines Kreises waren in ewigen Streitig- keiten über Grenzen, Rangordnung und den sie betreffenden Beitrag zur Reichshülfe. Daher konnte auch nichts Bedeuten- des unternommen werden, obschon die Gefahr an den Grenzen, besonders von Seiten der Türken, so groß war. Kein christ- licher Staat hätte sich an Hoheit und Macht dem deutschen gleichstellen können, hätten die einzelnen Kreise, wie billig, fest an Kaiser und Reich gehalten. Ein anderes großes Verdienst um Deutschland erwarb sich Maximilian durch die Einführung des Postwescns. Früher hatte man nur reitende Boten von einer Handelstadt zur anderen, auch Landkutschen, welche Reisende und Gepäck aufnahmen. Sollten aber Briefe an Orte gelangen, die nicht an der Straße lagen, oder waren sie für das Ausland be- stimmt, so mußte man eine Gelegenheit dahin abwarten oder einen eigenen Voten abschicken. Jenes war aber sehr um- ständlich und unsicher, dieses sehr kostspielig. Höchst erfreulich mußte deshalb für alle, insbesondere aber für den Kaufmann- stand, eine Anstalt werden, durch welche man fortan Alles, was man wollte, mit Schnelligkeit und Sicherheit von einem Orte zum anderen befördern konnte. In Frankreich bestand diese höchst gemeinnützige Anstalt schon seit dem Jahre 1464, und war bald nachher von dem deutschen Grafen von Thurn und Taris in Tirol nachgeahmt worden. Durch dessen Sohn Franz führte Maximilian im Jahre 1516 zuerst eine Post von Brüssel nach Wien ein und ernannte jenen Grafen

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 40

1861 - Münster : Coppenrath
40 er das Land verlassen. Er begab sich nach der Schweiz und machte zuletzt Genf zum Mittelpunkte seiner Bestrebungen. Als Prediger und Lehrer der Theologie gründete er hier ein neues Lehrsystem, welches in mehreren Punkten von der Lehre Luther's sowohl als auch Zwingli's abwich. Je höher sein Ansehen stieg, desto größer wurde auch seine Unduldsamkeit gegen Alle, die sich nicht zu seiner Lehre bekennen wollten. Er starb 1564. Von Genf aus verbreitete sich seine Lehre in das benachbarte Frankreich, weiter in die Niederlande, nach Schottland und in mehrere deutsche Lander. Calvin's Anhänger nannten sich eben- falls Reformirte, erhielten aber in Frankreich den Namen Hu- genotten, in Schottland Presbyterianer oder Puritaner. 6. Luther auf dem Reichstage zu Worms. 1521. Unterdessen war Karl V. an die Stelle seines verstor- benen Großvaters Maximilian zum deutschen Kaiser erwählt. Seine Erhebung hatte er vorzüglich dem Kurfürsten von Sach- sen, Friedrich dem Weisen, zu verdanken, der selbst die ihm angebotene Kaiserkrone zu Gunsten des jungen hoffnungsvollen Enkels Marimilian's auögeschlagen hatte. Jetzt bewarben sich beide Parteien, die Katholiken sowohl als die Lutheraner, um die Gunst des neuen Kaisers. Der Kurfürst von Sachsen insbesondere bot seinen ganzen Einfluß bei ihm zu Gunsten Luther's auf. Luther selbst richtete an den Kaiser ein Schrei- den, in welchem er sich bitter über seine Widersacher beklagte und dringendst um Schutz bat. Erasmus, Hutten und mehrere andere Gelehrten fuhren fort, durch Schriften aller Art die Gährung zu erhalten und zu befördern. Alles war in gespannter Erwartung, auf welche Seite sich der neue Kaiser in der Kirchenfrage wenden würde. — Karl hing mit ganzer Seele an dem Glauben seiner Väter und war entschlossen, kein Mittel unversucht zu lassen, die obwaltenden Streitigkeiten zu heben und so Ruhe und Frieden in Kirche und Staat wieder u..... Er hatte einen Reichstag nach Worms ausge-

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 85

1861 - Münster : Coppenrath
85 Tirol und Vorderösterreich, und Karl, der jüngste, die soge- nannten innerösterreichischen Lande, nämlich Steiermark, Kärn- then, Krain, Görz, Istrien, Triest. Der Vertrag wegen dieser Theilung wurde von den fürstlichen Brüdern zu Wien am 1. März 1565 unterzeichnet. Hierdurch zerfiel die deutsche Linie des Hauses Habsburg in drei Zweige: den österreichischen oder Marimilian'schen, den tirolischen oder Ferdinand'schen und den steierischen oder Karl'schen. Es dauerte über hundert Jahre, ehe das zerstückelte herrliche Ganze sich wieder unter einem einzigen Oberhaupte zusammenfügte. Maximilian Ii. (1564 — 1576). — Obgleich dieser mit ganzer Seele dem katholischen Glauben ergeben war, so be- obachtete er doch dieselbe Milde und dieselbe Duldsamkeit, durch welche auch sein Vater den Frieden erhalten hatte; auch war er weit entfernt, den immer wachsenden Zwiespalt der Protestanten untereinander zu seinem Vortheile zu benutzen. Er erklärte, es sei seine feste Ueberzeugung, daß Gott allein die Herrschaft über die Gewissen zukomme. So nachsichtsvoll er hinsichtlich der Religionsmeinungen sich bewies, so viel Strenge zeigte er aber, als in diesen stürmisch bewegten Zeiten das alte Faustrecht wieder erwachte. Er ließ die Anstifter der Empörung martervoll hinrichten. Tiirkenkriegj Arinyi's Heldentod (1566). — Der Tod Kai- sers Ferdinand I. war die Losung zu einem neuen Kriege um die Krone Ungarns für Zapolya's Sohn, den jungen Fürsten von Siebenbürgen. Und bald war auch wieder mit großer Heeresmacht da der bereits zum Greise gewordene Sultan Solimán. Die Eroberung Wiens sollte den Abend seines Le- bens krönen. Aber der Himmel hatte es anders bestimmt. Zunächst zog er gegen die Festung Szigeth. Hier befehligte der Graf Nicolaus Zrinyi, Ban von Kroatien und Slavo- nien und leistete den heldenmüthigsten Widerstand. Sturm auf Sturm wurde zurückgeschlagen. Keine Versprechungen, keine Drohungen konnten seinen Muth, konnten seine Treue erschüt-

6. Geschichte der neueren Zeit - S. 86

1861 - Münster : Coppenrath
86 lern. Mitten unter den Schrecknissen dieser Belagerung starb der allgefürchtete Sultan. Innerer Gram hatte sein Lebensende beschleunigt. Sein Tod wurde den Truppen lange verheim- licht, um sie nicht zu entmuthigen, und die Stürme währten fort. Als endlich der Großwesir unter den furchtbarsten An- strengungen die ganze äußere Festung in Schutt gelegt hatte, zog sich Zrinpi mit seiner noch übrig gebliebenen Heldenschar in die innere Burg zurück zu neuen Kämpfen und Opfern. Jetzt unternahmen die Türken einen allgemeinen Sturm. Schon brannte die Burg; da versammelte Zrinpi seine Getreuen um sich und sprach: „Gedenket eures Eides! Wir müssen hinaus! Statt hier zu verbrennen oder zu verhungern, laßt uns sterben als Männer! Ich gehe voran, folgt mir nach!" Und unbe- panzert stürzt der Ungarn Leónidas mit seinen sechshundert Kampfgenossen hin über die Schloßbrücke, hin in das Gewühl der Feinde. Da trifft ein Schuß des Tapferen Brust; ver- wundet sinkt er nieder, sterbend kämpft er noch mit der letzten Lebenskraft. Um ihn herum sterben auch die Seinigen. Und kaum sind sie gefallen, da fliegt, wie Zrinpi es angeordnet, der Pulverthurm in die Luft und mit ihm dreitausend der ein- gedrungenen Türken. Die großen Verluste, welche die Türken hier erlitten, vor allem aber der Tod des Sultans selbst, er- leichterten den Abschluß eines Friedens. . Dieser Frieden aber wurde von den Türken schlecht ge- halten. Fortwährend beunruhigten sie die Grenzen. Endlich hielt der Kaiser, um sich des Beistandes des Reiches zu ver- sichern, einen Reichstag zu Regenöburg. Es war der letzte für den Kaiser. Er starb daselbst am 12. Oktober 1576. Rudolf, sein ältester Sohn, war sein Nachfolger. 19. Deutschland unter Rudolf Ii. und Mathias. Vu-otf Ii. (1576—1612). — Mit vielen wissenschaftli- chen Kenntnissen ausgerüstet bestieg Rudolf, Marimilian's Ii. ältester Sohn, den Kaiserthron; aber er täuschte die Hoffnun-

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 90

1861 - Münster : Coppenrath
— 90 — beiden Parteien schlagfertig gegen einander, und der Augenblick nahete heran, wo der vaterländische Boden mit dem Blute seiner eigenen Söhne sollte getränkt werden. Kaiser Rudolf sollte diesen Augenblick nicht erleben. Seine unerhörte Gleichgültigkeit gegen alle Negierungsgeschäfte und gegen alle sich ereignenden Vorfälle, die Zerrüttung Ungarns, so wie die Unordnung der übrigen österreichischen Länder, alles dieses hatte die Prinzen seines Hauses nicht mit Unrecht wegen der Zukunft besorgt gemacht. Zur Erhaltung des Wohles ihres Hauses drangen sie deshalb in den Kaiser, der selbst keine Kinder hatte, die Regierung in Oesterreich und Ungarn seinem Bruder Mathias zu übertragen. Der Kaiser, welcher schon längst in den Sternen wollte gesehen haben, daß Mat- thias ihm nach Krone und Leben trachte, suchte diesen Schick- salsspruch durch die Ernennung seines Vetters, Ferdinand von Steiermark, zum Nachfolger in den Erbländern zu entkräften. Allein Mathias vereitelte diese Ernennung, indem er an der Spitze eines großen Heeres, das vorzüglich aus österreichischen Protestanten bestand, denen er für ihre Hülfe größere Glaubens- freiheit zugesichert hatte, seinen Bruder nöthigte, ihn in seiner angemaßten Herrschaft zu bestätigen. Die mißliche Lage, in welcher damals der Kaiser war, suchten auch die Protestanten in Böhmen für sich zu benutzen. Sie forderten, daß er auch ihnen eben dieselbe Religionsfreiheit zusichere, welche ihre Glaubensgenossen in Oesterreich von seinem Bruder Mathias erhalten hätten. Aus Furcht, auch Böhmen zu verlieren, in welchem schon aufrührerische Bewegungen sicht- bar waren, gab ihnen der Kaiser den sogenannten M ajestä ts- brief (1609). Hierin wurde den drei Ständen der Herren, Ritter und der königlichen Städte mit ihren Unterthanen völlig freie Religionsübung bewilligt. Rudolfs Argwohn und Haß gegen seinen Bruder Ma- thias wuchs mit jedem Tage. Unerträglich war ihm der Gedanke, daß eben derselbe, welcher ihn zur Abtretung von

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 91

1861 - Münster : Coppenrath
91 Ungarn und Oesterreich gezwungen, ihm einst als König von Böhmen folgen sollte. Aus Rache wollte er ihm wenigstens die Thronfolge in seinem Lieblingslande Böhmen entziehen und dieses seinem Vetter, dem Erzherzoge Leopold, welcher Bischof von Passau und Straßburg war, zuwenden. Doch Mathias war daraus vorbereitet. Er eilte schnell mit einem Heere herbei, entwaffnete Leopold, der schon hingezogen war, um die angebotene Krone zu empfangen, und zwang seinen Bruder, ihm auch Böhmen, Schlesien und die Lausitz abzutreten. So verlor Rudolf, nicht ganz ohne eigene Schuld, eine Krone nach der andern, und es blieb ihm nur noch die kaiser- liche. Und vielleicht wäre auch diese ihm entrissen worden, hätte nicht der Tod, als ein willkommener Freund, ihn dieser letzten Demüthigung überhoben. Er starb im Jahre 1612, nach fünf und dreißigjähriger Negierung. Mathias (1612—1619). — Nun wurde sein vorerwähn- ter Bruder Mathias zum Kaiser gewählt und mit unge- wöhnlicher Pracht und Festlichkeit zu Frankfurt gekrönt. Es war sichtbar, daß die Häupter der beiden Religionsparteien durch den wetteifernden Aufwand und Glanz, womit sie die Krönung verherrlichten, nur die Gunst des neuen Kaisers für sich zu gewinnen, gegen einander aber eine Ehrfurcht gebie- tende Stellung zu nehmen suchten. Mathias war thätiger als sein Bruder, und zeigte den besten Willen, die kirchlichen Par- teien in Deutschland mit gleicher Gerechtigkeit zu behandeln; allein die Religionsspannung, welche alle Verhandlungen der Reichstage über Türkenhülfe, Gebrechen des Münzwesens und Neichskammergerichtes bisher vereitelt hatte, war schon so weit gediehen, daß selbst der thätigste und einsichtsvollste Kaiser ihrer nicht mehr hätte mächtig werden können. Unter Mathias Regierung kam denn endlich das Gewitter, welches schon so lange am deutschen Himmel drohend gestanden hatte, zum ver- heerenden Ausbruche; der dreißigjährige Krieg nahm seinen Anfang. Bevor wir aber den Vorhang zu diesem großen

9. Geschichte der neueren Zeit - S. 173

1861 - Münster : Coppenrath
173 würde, so daß alsdann ihre Gesandten mit größeren Forde- rungen auftreten könnten. Erst im Jahre 1648 kam durch die Thätigkeit des biederen Grafen von Trautmannsdorf, der überall mit Kraft und Offenheit zu Werke ging, der Friede glücklich zu Stande. Die Hauptpunkte desselben sind folgende: Die Freiheit und Unabhängigkeit der Schweiz vom deutschen Reiche, und der Niederlande von Spanien wurden förmlich anerkannt. — Frankreich und Schweden empfingen dafür, daß sie unser großes, schönes Vaterland verwüsten ge- holfen, eine Belohnung durch deutschen Länderbefitz. Frankreich erhielt namentlich das schöne Elsaß, soweit cs österreichisch war, den Sundgau, die Festungen Breisach und Philippsburg; auch mußten mehrere deutsche Festungen am Rhein geschleift werden, so daß Frankreich nun ein offenes Thor nach Deutschland bekam. Zudem erhielt es die Bestä- tigung seiner völligen Landeshoheit über die lothringischen Visthümer Metz, Toul und Verdun. Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen nebst der Festung Stettin, die mecklenburgische Stadt Wismar und die säkularifirten oder weltlich gemachten Bisthümer Bremen und Verden, also alle wichtigeren Punkte an der Ost- und Nordsee, als Neichslehen und wurde somit Reichstand. Als Kriegeskosten wurden demselben noch fünf Millionen Thaler zugefichert. Bis diese Summe von dem erschöpften Deutsch- land aufgebracht war, hielten die Schweden mehrere deutsche Festungen besetzt. Brandenburg erhielt für seine Verluste in Pommern die Bisthümer Minden, Halberstadt, Camin und Magdeburg als weltliche Fürstenthümer nebst dem östlichen Theile von Hinterpommern, welchen Schweden übrig gelassen hatte. Hessen-Kassel hatte zwar im Laufe des Krieges nichts verloren, gleichwohl erhielt es für seine treue Anhänglichkeit an Schweden die Abtei Hersfeld und die Grafschaft Schaum-

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 202

1861 - Münster : Coppenrath
202 strengungen, die Frankreich nochwendig erschöpfen und zu dem Wunsche, daß der Friede zurückkehren möge, bewegen mußten. Zudem schmeichelte sich Ludwig mit der Aussicht auf eine bei weitem größere Erwerbung — auf die ganze spanische Mo- narchie mit allen ihren Nebenreichen; denn mit dem kinder- losen Könige von Spanien, Karl Ii., dessen naher Tod vor- auszusehen war, ging die dort herrschende Linie Habsburg, welche Philipp, Karl's V. Sohn, gegründet hatte, zu Ende. Hiezu waren aber große Vorkehrungen nöthig; darum zeigte er sich zum Frieden geneigt. Er kam zu Rysw ick (Reiß weg! sagte das über die Duldung des Raubes erbitterte Volk), auf einem Schlosse bei Haag, im Jahre 1697 zu Stande. Auf die gewöhnliche listige Weise unterhandelte er mit jeder der kriegführenden Mächte besonders, zeigte sich aber dieses Mal gegen alle seine Gegner unerwartet großmüthig. Ob- gleich Sieger, gab er doch alle neu eroberten Orte, außer Staßburg, wieder heraus und trat überdieß Breisach, Frci- burg, Kehl und Philippsburg nebst allen kleineren diesseits des Rheins von Frankreich angelegten Festungen ab, gab auch an Spanien die meisten weggcnommenen Plätze zurück und er- kannte Wilhelm Iii. als König von England an. Die Her- zogin von Orleans ließ sich für ihre Erbschaftsansprüche mit Geld abfinden. Dagegen bestand Ludwig auf Erhaltung der von ihm in den meisten Ortschaften der Pfalz eingeführten katholischen Religion, wie sehr auch die Protestanten hiegegen eiferten und sich auf den westfälischen Friedensschluß beriefen, dessen Gewährleistung er doch selbst übernommen habe. Bald zeigte es sich auch, warum Ludwig beim Ryswicker Frieden, zum Erstaunen Aller, so großmüthig gewesen war. Er hatte nur Vorkehrungen treffen wollen, um bei der Erle- digung des spanischen Thrones seine vermeintlichen Ansprüche auf denselben kräftig verfechten zu können. Schon im dritten Jahre nach dem Ryswicker Frieden, im Jahre 1700, kam es hierüber zu einem höchst blutigen Kriege, der bis zum Jahre
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