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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 138

1886 - Berlin : Hofmann
138 Geschichte der neueren Zeit. Shakespeares hinwiesen. Es gelang ihnen, den in französischem Sinne geübten allmächtigen Einfluß Gottscheds in Leipzig zu brechen (Streit der Schweizer und der Leipziger). Ihr Werk vollendete dann der große Lessing. c) Die bildenden Künste haben in dieser Periode in Deutschland keine selbständige Blüte erlebt. In der Baukunst wurde der in der Reformationszeit zu so hoher Vollendung geführte Renaissancestil zwar noch weiter gepflegt und fand auch noch einige würdige Vertreter (Schlüter zur Zeit Friedrichs I., Kuobels-dorf zur^ Zeit Friedrichs des Großen, in Berlin), aber er verlor feine Reinheit durch den Hinzutritt fremder Elemente, besonders durch das Überwiegen der Dekoration, des Ornamentes, welches als das Wichtigere an dem Bau behandelt wurde. So erzeugte sich der sog. Perrücken- oder Rokokostil (Zwinger in Dresden), welcher natürlich auch die Skulptur beherrschte. — Die deutsche Malerei sank im 17. Jahrhundert von der Höhe der Reformationszeit herab, wenn auch in der äußeren Handhabung der Kunstmittel (Technik) noch Erhebliches geleistet wurde. Das 18. Jahrhundert hat dann einen neuen Aufschwung der bildenden Künste vorbereitet, zumal durch die geläuterten Kuustaufchauungen, deren Verkünder Winckelmann wurde. Die Musik hat im 17. und 18. Jahrhundert bei uns in höchster Blüte gestanden. Die deutsche Kirchenmusik fand ihre größten Vertreter in Johann Sebastian Bach (1685 — 1750 [„Matthäus-Passion" n. ct.]) und in Georg Händel (1684—1759 [„Messias", „Makkabäus" u. a.]), welcher letztere vorzugsweise in England gewirkt hat. Nachdem Joseph Haydn und Christoph Gluck auch der weltlichen Musik einen hohen Aufschwung verliehen, erreichte die Tonkunst ihre Vollendung in den großen Komponisten Wolfganq Amadeus Mozart (1756—1791) und Ludwig Beethoven (1770—1827). d) Das politische Leben war in Deutschland, zumal auch durch den westfälischen Frieden, völlig entartet. Es fehlte, infolge der Schwächung der Kaisergewalt, an einem beherrschenden Mittelpunkt. Der Reichstag, welcher seit 1663 ständig in Regensburg sich befand, war ohne jedweden Einfluß auf das Leben der Nation ; seine Verhandlungen waren, gleich denen des Reichskammergerichtes in Wetzlar, schwerfällig und langwierig; feine Mitglieder, wie die Räte am Kammergericht, sehr oft bestechlich. Um

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 59

1886 - Berlin : Hofmann
§ 35. Die deutschen Städte und ihre Bedeutung. 59 den Wählern erlaufen (Willebriefe; später Kapitulationen). Gleichwohl sind die Kurfürsten insofern oft von wesentlichem Nutzen gewesen, als sie dem Papste gegenüber die Fahne des nationalen Interesses aufrecht hielten und feinen vermessenen Ansprüchen auf die Besetzung des deutschen Thrones thatkräftig entgegentraten. 1314 Das geschah besonders zur Zeit König Ludwigs des -ßmjent (1314 bis 1347), als die Übergriffe des unter französischem Einfluß ^395 stehenden Papstes (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305 bis bis 1377!) unleidlich wurden. Die Fürsten erklärten in dem 13 < t Kurv er ein zu Reuse 1338, daß fortan der durch sie ge- 1338 wählte König nicht der Bestätigung des Papstes bedürfe. Im Anschluß an diesen Beschluß wurde im Jahre 1 3 5 6 1356 unter König Karl Iv. (1347—1378) ein großes Reichsgesetz er- 1347 fassen, die sog. Goldene Bulle. In demselben wurde des bis näheren festgesetzt, wie die vom Papste unabhängige Königswahl 6 fortan zu vollziehen sei, und dieselbe endgültig den sieben Kurfürsten übertragen (drei geistliche: Mainz, Köln, Trier; vier weltliche: Böhmen, Pfalz, Sachfen-Wittenberg, Brandenburg); zugleich würden biefen Kurfürsten die weitgehenbsten Rechte vom Kaiser zugestanben, zumal ein großes Maß von Unabhängigkeit. Fortan liegt das Schwergewicht des Reiches in bent Kurfürstenkolleg. Anmerkung. Im übrigen sinb die beiben erwähnten Könige für die Entwicklung des Reiches ohne große Bebeutung. Der erste — Ludwig von Bayern — hatte zum Gegenkönig Friedrich 1314 von Österreich (1314—1330), den er aber in der Schlacht bei ^o|q Mühldorf 1322 besiegte und gefangen nahm; zunächst auf dem -^22 Schlöffe Trausnitz gefangen gehalten, hat sich dann Friedrich mit feinem Gegner ausgesöhnt und sogar die Teilnahme an der Reichsregierung erlangt; boch starb er balb barauf. Karl Iv. hat für das Reich wenig, für fein Stammland Böhmen sehr viel gethan; hier gründete er die bald glänzend aufblühende Universität Prag 1348 (die erste in Deutfchlanb) und hob bnrch eine weife und freigebige Verwaltung das Laub zu hoher Blüte. Darum wirb er noch heute von den Böhmen als der größte König ihrer Geschichte gefeiert. § 35. Die deutschen Städte und ihre Bündnisse. Unter dem Einflüsse der Kreuzzüge und des bnrch sie belebten Hanbelsverkehrs entwickelte sich die Bebeutung der ©täbte. Be-

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 65

1886 - Berlin : Hofmann
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65 wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag. § 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters. <rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417). s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher. 8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen. Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 69

1886 - Berlin : Hofmann
§ 40. Kaiser Maximilian I. § 41. Die großen Entdeckungen. 69 stand, der das rechte Wort zu finden, die angemessene That zu vollbringen imstande war. § 40. Kaiser Maximilian I. Nachdem im Jahre 1493 Kaiser Friedrich Iii., ein schlaffer, unthätiger Regent, gestorben, folgte ihm sein Sohn Maximilian I. 1493 (1493 — 1519). Von hervorragender geistiger und körperlicher bis Bildung, erweckte dieser auch beim Volke sehr beliebte Kaiser noch -) 9 einmal große Hoffnungen für die Besserung der Zustände im Reich. Aber es zeigte sich bald, daß sein Interesse nicht sowohl diesem als der Gründung und Förderung habsbnrgischer Hausmacht galt. („Alles Erdreich Ist Ostreich Unterthan!). Dazu boten ihm vortreffliche Gelegenheit: 1. seine erste Heirat mit Maria, Tochter Karls des Kühnen (vgl. § 39) von Burgund; 2. seine zweite Heirat mit einer mailändischen Prinzessin; 3. die Heirat seines Sohnes Philipp mit einer spanischen Königstochter. — Die große, beständig zunehmende Türkengefahr veranlaßte in diefer Zeit mehrere patriotische Männer (z. B. den Erzbischof Berthold von Mainz), auf Mittel zu sinnen, durch welche das Reich gekräftigt würde. Zunächst suchten sie ein beständiges Reichsregiment, bestehend aus Gliedern des Fürstenstandes, zu errichten. Da ihnen das nicht sogleich gelang, so brachten sie wenigstens das zuwege, daß ein ewiger Landfriede 1495 1495 angefetzt ward, in welchem für alle Zeiten die Fehden verboten wurden. Ebenfo errichtete der Kaiser ein Reichskam me r-gericht. Zur Erhaltung desselben diente eine allgemeine Reichssteuer, der gemeine Pfennig. Und um eine geordnete Verwaltung des Reiches hinfort zu ermöglichen, wurde das ganze Reich (mit Ausnahme von Böhmen und der Schweiz) in Kreise eingeteilt, deren es zunächst 6, dann 10 gab. Auch durch andere Einrichtungen, wie z. B. die des Post-wesens, ist die Regierung Maximilians vorteilhaft ausgezeichnet. § 41. Die großen Entdeckungen. Gegen das Ende des Mittelalters wurde der Schauplatz der Geschichte bedeutend erweitert durch die großen Entdeckungen. Die Portugiesen hatten es sich zur Aufgabe gestellt, da durch die Os-manen die Laudverbiuduug mit Ostindien vielfach gestört wurde, einen Seeweg nach diesem Lande zu finden. Sie richteten daher

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 168

1886 - Berlin : Hofmann
168 Geschichte der neueren Zeit. Verfassungen versprochen worden. Diese Versprechungen aber wurden nicht allenthalben sogleich erfüllt, vielmehr machte sich seitens mancher Regierungen, besonders auch durch den Einfluß des österreichischen Ministerpräsidenten Metternich, das Bestreben geltend, die Zustände des unumschränkten Fürstentums zurückzuführen, den erwachten Freiheitstrieb der Nation wieder zu unterdrücken. Diese Bestrebungen nahmen oft eine sehr schroffe Form an und äußerten sich z. B. in der Bücherzensur, der Beschränkung der freien Lehre 1819 der Hochschulen re. (Karlsbader Beschlüsse 1819). Aber solche Maßnahmen hatten nur den Erfolg, daß der Wunsch nach Freiheit immer gewaltsamer hervorbrach, ja daß er oft sogar über das heilsame Maß hinaus und in republikanische Strebungen überging. Dies geschah besonders in den deutschen Revolutionen 1848 des Jahres 1848, die sich mit besonderer Wucht in Berlin und Wien vollzogen, und wenn sie auch über das Ziel hinausschössen, doch eine neue Ära freiheitlicher Entwicklung anbahnten. Nach und nach haben endlich die meisten deutschen Regierungen dem Wunsche des Volkes, besonders des gebildeten Mittelstandes, nachgegeben, und heute haben, mit Ausnahme der beiden Mecklenburg, alle Staaten des deutschen Reiches, wie dieses selbst, Verfassungen mit Volksvertretuug (Repräfentativ-Verfassuugeu). Diese Vertretung geht aus allgemeiner (direkter oder indirekter) Wahl des Volkes hervor. b) Ebenso mächtig als das Streben nach politischer Freiheit regte sich in der deutschen Nation der Wunsch nach Einigung aller deutschen Stämme zu einem Ganzen. Der Bundestag, auf dem sich bald die kleinlichen Interessen der Einzel-regierungen vordrängten, genügte diesem Wunsche nicht. Zumal wurde seine Erfüllung in Frage gestellt durch die Rivalität der beiden innerhalb des deutschen Bundes vereinigten Staaten Preußen und Österreich. Die deutsche Einheit konnte nur, das sahen alle Verständigen ein, durch Beseitigung dieses „Dualismus" hergestellt werden. Darum beschloß die im Jahre 1848 infolge der Februar-Revolution durch allgemeine Volkswahl zusammenberufene deutsche Nationalversammlung zu Frankfurt die Auflösung des Bundestages und die Wiederaufrichtung des deutschen Kaiserreichs mit Ausschluß Österreichs (der Präsident Heinrich von Gagern). Die erbliche deutsche Kaiserkrone wurde König 1840 Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen, der im Jahre 1840 seinem Vater Friedrich Wilhelm Iii. auf dem Throne gefolgt war, angeboten.

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 169

1886 - Berlin : Hofmann
96. König Wilhelms Thronbesteigung. Berufung Bismarcks. Dänischer Krieg. 169 Derselbe schlug jedoch ihre Annahme aus. Damit war zunächst der Traum der deutschen Patrioten zerronnen. Gleichwohl ruhte auf Preußen die weltgeschichtliche Sendung, die Einheit und die Größe des deutschen Volkes herbeizuführen. Waren die Hoheuzollern schon im 17. und 18. Jahrhundert (der Große Kurfürst und Friedrich der Große) die Vorkämpfer nationalen Ruhmes gewesen, so hatte das große Jahr 1813 gezeigt, welch thatkräftiger Patriotismus in dem preußischen Herrscherhause und seinem Volke lebte. Nach dem Wiener Kongreß verfolgte die preußische Regierung die Politik, Deutschlands Einheit auf Grund der Einigung in wichtigen Lebensfragen allmählich anzubahnen. Zu diesem Eude errichtete König Friedrich Wilhelm Iii. im Jahre 1833 den Zollverein, demnach und nach alle deutschen Staaten, 1833 mit Ausnahme von Österreich, beitraten und der die Kleinstaaterei zunächst auf wirtschaftlichem Gebiete beseitigte. § 96. König Wilhelms Thronbesteigung. Berufung Bismarcks. Der dänische Krieg. Nachdem nun Preußen diese Einheitspolitik zwar vorübergehend zu Anfang der fünfziger Jahre Österreich gegenüber aufgegeben (Vertrag zu Olrnütz!), nahm es dieselbe desto kräftiger wieder auf, als 1861 auf König Friedrich Wilhelm Iv. König 1861 Wilhelm I. folgte, welcher bald darauf (1862) den großen Staats- 1862 mann Otto von Bismarck-Schönhausen zum Ministerpräsidenten ernannte (geb. 1. April 1815). Beide Männer sahen ein, daß die Durchführung der deutschen Einheit nur im Widerstreit mit Österreich, welches beständigen Anspruch auf die Hegemonie erhob, möglich sei. Darum war des Königs erste Sorge, durch eine Reorganisation der preußischen Wehrkraft seinem Staate den Sieg über Österreich zu sichern. Unbeirrt durch das Widerstreben einer großen, mit diesem kostspieligen Unternehmen unzufriedenen Partei, fetzte die Regierung die Reform durch (Bismarcks mutiges Auftreten in der Konflikts -Periode; Kriegsminister von Roon). Österreich aber suchte die weitverbreitete Unzufriedenheit zur Stärkung seines Einflusses zu benutzen (Fürstenkongreß zu Frankfurt 1863), und vielleicht wäre 1863 der Krieg schon setzt ausgebrochen, wenn nicht eine andere Angelegenheit denselben hinausgeschoben hätte.

7. Mittlere und neuere Geschichte - S. 174

1886 - Berlin : Hofmann
174 Geschichte der neueren Zeit. 1871 am 28. Januar. Es wurde nun zunächst ein Waffenstillstand geschlossen, welchem bald der Präliminarfriede zu Versailles folgte: Deutschland erhielt außer 5 Milliarden Kriegskostenentschädigung das ganze Elsaß, mit Ausnahme von Belfort, und den deutschen Teil von Lothringen mit Metz und Thionville. Dieser io.mai Frieden wurde am 10. Mai, nachdem der Marschall Mac Mahon die furchtbare Revolution der Kommune in Paris unterdrückt hatte, zu Frankfurt a/M. endgültig abgeschlossen. — So endete dieser Krieg mit der gänzlichen Niederwerfung Frankreichs. Aber das Blut unserer Krieger sollte die deutsche Einheit wiederherstellen. Vergessend alle frühere Zwietracht, boten die deutschen Stämme, voran der edle Bayernkönig Ludwig, dem König Wilhelm die deutsche Kaiserkrone an; am i8.San. 18. Jan. 1871 erfolgte im großen Glassaale des Schlosses zu Versailles die Kaiserproklamation. Seitdem bilden die deutschen Staaten mit Ausschluß Österreichs, das aber auch mit uns ausgesöhnt ist, eilten engen Bund, das Deutsche Reich; die Führung steht Preußen zu, dessen König im Falle des Kriegs den Oberbefehl über alle Heere führt; während das Volk durch direkte Wahl seine Vertreter in den Reichstag entsendet, sind die Regierungen vertreten in dem Bundesrate, dessen Vorsitz der Reichskanzler führt. — Seit dem großen Kriege ist der leitende Einfluß in Europa auf das Deutsche Reich übergegangen. Derselbe wird von dem Kaiser und den verbündeten Regierungen vor allen Dingen zur Erhaltung des europäischen Friedens ausgeübt, gemäß den Versprechungen der Thronrede, mit welcher der erste Reichstag ant 2i.märz21. März 1871 zu Berlin eröffnet wurde. Im Innern hat das junge Reich bisher mit ganzer Kraft an seinem Ausbau mtb seiner Festigung gearbeitet. Große Gefahren find seit jener Zeit zu Tage getreten, besonders solche, die durch die mißliche wirtschaftliche Lage des Volkes veranlaßt waren. Die auf den Umsturz der bestehenden Staatsordnung gerichteten Bestrebungen der Sozialdemokratie haben sogar zu verschiedenen Malen das Leben unseres Kaisers gefährdet; aber ihre Gefahren werden heute geringer, seit durch den Kaiser und den Fürsten Bismarck eine Politik umfassender Fürsorge für die arbeitende Bevölkerung aufgenommen ist. Auch der religiöse Friede, welcher in den siebziger Jahren durch deu Kampf zwischen Kirche und Staat schwer erschüttert war,

8. Mittlere und neuere Geschichte - S. 139

1886 - Berlin : Hofmann
§ 79. Innere Zustände Deutschlands in dieser Periode. 139 Recht und Gericht sah es überhaupt in Deutschland schlimm aus, da dasselbe von den Territorialherren, selbst von den kleinsten, in voller Ausdehnung und meist in willkürlicher Weise gehaudhabt wurde. Deutschland war schon jetzt thatsächlich aufgelöst in ein buntes Gewirr selbständiger Herrschaften: Kurfürsten- und Herzogtümer, reichsunmittelbare Fürstentümer, Grafschaften, Ritterschaften und Städte. Kleinliche, eigensüchtige Interessen beherrschten dieselben. Um so wohlthuender ist es zu sehen, wie in diesem Getriebe nur Brandenburg-Preußeu und sein Herrscherhaus sich von höheren, nationalen Gesichtspunkten leiten ließen. e) Die meisten kleineren deutschen Fürstenhöfe boten damals das Bild traurigster Entartung. Allenthalben suchte man die Pracht von Versailles nachzuahmen, und auch die Sittenlosig-keit des französischen Hofes wurde mit übernommen. Die ungeheuren Aufwendungen der Fürsten für Luxus und unwürdige oder lächerliche Vergnügungen hatten eine schreckliche Verarmung der Bauern zur Folge. Besonders war das in der Pfalz (Karl Philipp, Karl Theodor), in Württemberg (Eberhard Ludwig, Karl Alexander, besonders aber Karl Engen) und Sachsen (Friedrich August Ii. der Starke) der Fall. f) Eine eigentümliche und in mehreren Hinsichten erfreuliche Erscheinung bildet in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts Kaiser Joseph Ii. 1765—1790. Er war, wie Friedrich Ii.' 1765 sein großes Vorbild, erfüllt von dem Bewußtsein seiner Regenten- bis pflichten und stellte sein Leben in den Dienst der Volkswohlfahrt. *^0 Aber die Reformen, welche er in edelster Absicht im deutschen Reich, besonders aber in Österreich einführte, sind zu unvermittelt und plötzlich geschehen, um dauerud zu sein. Gleichwohl sind sie doch von den segensreichsten Folgen gewesen. Die hauptsächlichsten derselben sind: 1. Das Toleranzedikt, wodurch allen christlichen Bekenntnissen in Österreich unbedingte Gleichberechtigung gewährt wurde. 2. Die Verminderung der Klöster um ein Drittel (36000 Mönche und Nonnen). 3. Umfassende Einrichtung von Schulen und anderen gemeinnützigen Anstalten, welche der Aufklärung und der moralischen Wohlfahrt des Volkes dienten. 4. Aufhebung der Leibeigenschaft. 5. Gleichmäßige Besteuerung aller Staatsangehörigen. 6. Gleichstellung aller Stände vor dem Gesetze und dem Richter. 7. Umfassende Fürsorge des Staates für die Hebung der verschiedenen Erwerbs-

9. Die alte Geschichte - S. 35

1872 - Münster : Coppenrath
35 Bei dem erweiterten Umfange des Reiches wurden aber der Geschfte bald so viele, da unmglich einer allein sie besorgen konnte. Der König sah sich deshalb nach Gehlfen um. Zu solchen whlte er die redlichsten und erfahrensten Männer, die das Zutrauen ihrer Mitbrger besaen. Diese waren seine Rthe, diese seine Statthalter. An seiner Stelle und nach seiner Verordnung regierten sie das Volk, wo er nicht selbst zugegen sein konnte; in ihnen ehrte das Volk seinen König selbst. Die Liebe und Verehrung, die Jeder seinem Könige widmete, erstreckte sich auch der die ganze Familie desselben. Der erstgeborne Sohn war der natrliche Erbe der vterlichen Herrscherwrde, und fr diesen lag hierin ein schner Antrieb, sich zuvor die nthigen Kenntnisse und Erfahrungen fr seinen eben so schwie-rigen als wichtigen Beruf einzusammeln. Durch diese Erblich-feit der Nachwlge war von selbst auch allen Streitigkeiten vor-gebeugt, die von anderen Mchtigen um die Erlangung der Oberherrschaft erhoben werden konnten. Durch solche und hnliche Einrichtungen wurde ein immer engeres und festeres Band um die Zusammenwohnenden geknpft. Ungestrt konnte jetzt Jeder an seine Arbeit gehen. Diese vertheilten sie mit der Zeit immer mehr unter sich. An-fnglich hatte Jeder, was zu seinem Bedarfe nothwendig war, sich selbst verfertigt. Bald aber kamen besondere Handwerke auf und fhrten zu vielen und mancherlei Verbesserungen. Der Eine beschftigte sich ausschlielich mit dem Ackerbau, der An-dere mit der Anfertigung der Ackergerthe, der Dritte besorgte die Kleider, und so betrieb Jeder ein bestimmtes Geschft, wh-rend der König als liebender Vater an der Spitze des Ganzen stand und fr das Wohl seiner Untergebenen wachte. Aber nicht immer sollten sie einer so glcklichen Ruhe ge-meen. Ihr Wohlstand, ihr Glck reizte die Eroberungslust anderer Mchtigen. Es waren damals vorzglich wandernde Jger und Hirten, die unter ihren Stammfhrern jene minder kampfgebte Stmme berfielen und sich unterwarfen. Die 3* I

10. Die alte Geschichte - S. 264

1872 - Münster : Coppenrath
264 welcher diese Gruelthat verbt war, fhrte seitdem den Na-men Gruelstrae. 83. Tarquinius Superbus (535510). Ein König, der auf solche Art sich des Thrones bemchtiget hatte, konnte unmglich die Liebe und das Zutrauen des Volkes gewinnen. Durch ihn wurde das Knigthum berhaupt, dessen Thron zweimal nach einander mit Blut befleckt worden war, allgemein verhat. Er achtete weder die Rechte des Senates, noch des Volkes, so da er den Beinamen Superbus, d. i. der Uebermthigs, nicht ohne Grund erhielt. Um als eigen-mchtiger Gebieter sich zu sichern, umgab er sich mit einer bewaffneten Leibwache von Auslndern und schlo berhaupt mit den benachbarten Vlkern allerlei Bndnisse und Vertrge. Das gemeine Volk beschftigte er in der Stadt mit groen Bauten-Nicht blo Schrecken, sondern auch Glanz sollte seinen Thron umgeben. Er verschnerte den Circus maxlmus und voll-endete den Bau der Kloaken, des Capitols und der Wasser-leitungen, Niesenwerke, die bereits Tarquinius Priscus be-gnnen hatte. Um die Kosten dieser Bauten zu bestreiten, dann aber auch, um das unzufriedene Volk besser im Zaume zn halten, fing er mit reichen Nachbarstaaten Krieg an. Eine groe Menge Senatoren, die ihm nur verdchtig waren, lie et heimlich umbringen. Der Tyrann schonte selbst seiner eigenen Verwandten nicht. Nur einer, Lucius Iunius, nachher Brutus genannt, wute sich seinem Dolche dadurch zu entziehen, da er sich bldsinnig stellte. Tarquinius achtete ihn daher nw und nannte ihn spttisch nicht anders, als Brutus, d. v Bldsinniger. Aber gerade dieser Brutus war es, der den Sturz der kniglichen Negierung herbeifhrte. Tarquinius belagerte damals das reiche Ardea, eine feste Stadt im benachbarten Lande der Nutler. Eines Abends ritt sein Sohn Sextus von einem Trinkgelage aus dem Lager f^ nach der kleinen in der Nhe Roms gelegenen Stadt Collatia-
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