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1. Geschichte des Mittelalters - S. 177

1872 - Münster : Coppenrath
I 177 erdichtet und sprach sogleich den Bann der ihn ans. Der Kaiser aber, um zu zeigen, da er es mit dem versprochenen Kreuzzuge ernstlich meine, schiffte sich bald nach feiner Wiederherstellung nach Palstina ein. Jedoch vershnte er hierdurch nicht den Papst. Dieser erlie sogar an die Geistlichen und an die Ritterorden in Palstina die strengsten Befehle, den Kaiser nicht im Geringsten zu untersttzen, weil ein mit dem Fluche der Kirche Beladener des Kampfes fr die Sache Gottes un-wrdig sei. Allein Friedrich war in dem heiligen Lande glcklicher, als man htte erwarten sollen. Er schlo mit den Sa-racenen einen zehnjhrigen Waffenstillstand, in welchem ihm Jerusalem, Bethlehem und Nazareth ausgeliefert wurden, und fetzte uch in der Kirche des heiligen Grabes die Krone eines Kniges von Jerusalem aus.*) Schnell eilte er dann nach Italien zurck, vertrieb bort die Fewbe aus feinen Besitzungen und shnte sich auch mit dem Papste aus. Bald hierauf brach in Deutfchlanb eine Emprung unter feinem eigenen Sohne Heinrich aus, der in des Vaters Abwesenheit Deutschland verwaltet hatte. Fr seine Untreue mute er nach Italien in einen Kerker wanbern, wo er sieben Jahre nachher starb. Aus bieses traurige Ereigni folgte balb ein frhliches. Friedrich war Wittwer und warb um die fchne Jfabella, Schwester des Kniges von England. Ohne Z-gern kam der Heirathsvertrag zu Stande. Der Kaiser lie durch den Erzbischof von Kln und Herzog von Brabant mit zahlreichem Gefolge feine Braut abholen. Ueberall wurde sie in Deutschland festlich empfangen, besonders aber in Kln-Zehntausend Brger, alle zu Pferde und festlich geschmckt, polten sie feierlich ein. Auch fuhren ihr Schiffe auf trockenem Lande entgegen. Es waren Wagen, wie Schiffe gebauet, mit Flaggen und Wimpeln, die Pferde waren in Purpurdecken verhllt. In den Schiffen saen Snger und lieen zu dem ) Dadurch wurde fortan der Titel König von Jerusalem" Erbtheil des deutschen Kaisers als solchen. Weller' Wcltgesch. Il 25. Aufl. i o I

2. Geschichte der neueren Zeit - S. 75

1861 - Münster : Coppenrath
75 heerend in Ungarn einfielen; da warf er die Maske ab und flog mit Sturmeseile herbei, so daß er den Kaiser, der zu Jnnspruck krank an der Gicht darniederlag, fast ereilt hätte. Karl, überrascht und betroffen, entließ sogleich den Kur- fürsten Johann Friedrich (mit welchem der berühmte Maler Lukas Kranach die Gefangenschaft freiwillig getheilt und durch seine Gesellschaft sehr erleichtert hatte) seiner Haft und entkam, in einer Senfte getragen, nur von wenigen Dienern begleitet, mitten in der Finsterniß einer stürmischen Nacht, die nur durch vorgetragene Fackeln dürftig erhellt ward, über steile Felsen und Klippen von Jnnspruck nach Villach in Kärnthen. Welch' mannigfaltige Gefühle mußten in dieser Nacht sich sei- ner Seele bemächtigen! Er, der mächtigste Herrscher der Erde, von dessen Waffenthaten drei Welttheile Zeugen waren, den "Koch jüngst Fürsten fußfällig um Gnade gestehet hatten, floh jetzt einsam und verlassen, wie ein aufgescheuchtes Wild, über unwegsame Pfade, vor einem deutschen Fürsten, den er selbst aus dem Staube gehoben hatte! Nur eine Meuterei in Mo- ritzens Heer konnte ihn vor Gefangenschaft retten. Pastauer Vertrag (1552). — Dieser Unfall sank tief in das Gemüth des alternden Kaisers. Von nun an gab er alle Hoffnung auf, den Neligionszwiespalt auf irgend einem Wege zu beschwichtigen. Darum bot er die Hand zum Frie- den mit dem Abtrünnigen, vorzüglich damit er mit ungetheilter Macht wider den schlimmsten Reichsfeind, die Franzosen, ziehe. In Passau, unter der Vermittelung des römischen Königes Ferdinand, wurde am 31. Juli 1552 der Vertrag geschlos- sen: „die Protestanten sollten, bis auf einem Reichstage die Religionsstreitigkeiten gänzlich ausgeglichen wären, völlige Re- ligionsfreiheit und gleiche Rechte mit den Katholiken, der ge- fangene Landgraf aber seine Freiheit erhalten." Mit schwe- rem Herzen Unterzeichnete endlich auch der Kaiser diesen Pas- sauer Vertrag. Jedoch blieb noch Manches zu bestimmen übrig, was der nächste Reichstag vervollständigen sollte.

3. Geschichte der neueren Zeit - S. 213

1861 - Münster : Coppenrath
chen er durch Versprechung der Niederlande ankörnte, und dessen Bruder, der Kurfürst von Köln, traten auf seine Seite, wurden aber deshalb spater von dem Kaiser mit der Neichs- acht belegt. So brach nun der Krieg aus, der bis zum Jahre 1714 zu Wasser und zu Lande geführt wurde. In Deutsch- land, in Italien, in Spanien und m den Niederlanden floß das Blut in Strömen. Im Mai 1701 eröffnete Prinz Eugen an der Spitze eines Heeres von dreißigtausend Mann, unter denen zehntausend Preußen waren, den Feldzug in Italien, um dort die erledig- ten Reichslehen, besonders Mailand, in Besitz zu nehmen. Bei Roveredo bahnte er sich, weil die Franzosen alle Alpenpasse besetzt hatten, durch Felsen und über Abgründe seinen Weg nach Italien und stand plötzlich, zum Erstaunen der Franzosen, in den Ebenen von Verona. Er gewann in demselben Jahre zwei herrliche Siege bei Carpi und Chiari, und nahm durch einen kühnen Angriff mitten im Winter 1702*) den feindlichen Oberanführer Villeroi in Cremona gefangen. An die Stelle des gefangenen Villeroi trat der talentvolle Vendóme, und nun stand in Italien die Glücksschale wieder gleich, neigte sich aber bald auf die Seite der Franzosen, die mit Uebermacht heranrückten, da hingegen Eugen keine Unterstützung vom Kai- ser an sich ziehen konnte; denn in Deutschland wurde der Kaiser selbst von seinen Feinden hart bedrängt. Hier hatte der Kurfürst von Bayern bereits Ulm erobert und breitete sich in Schwaben aus. Im folgenden Jahre, 1703, drang er sogar in Tirol ein, während ein französisches Heer unter dem tapfern Villars Bayern deckte. Sein Plan war, nach Italien über- zusetzen, dort den langsam heranziehenden Franzosen unter Vendóme die Hand zu bieten und alsdann vereinigt gerades Weges auf Wien los zu gehen. Schon waren Kufstein, Jnn- spruck nebst mehreren Plätzen in bayerischen Händen; schon *) In diesem Jahre erfand ein Deutscher, Joh. Fr. Böttcher aus Schleiz im Voigtlande, zu Meißen das Meißner Porzellan.

4. Geschichte der neueren Zeit - S. 215

1861 - Münster : Coppenrath
215 mit seinen Oesterreichern gegen die tapfern Bayern focht. Drei Angriffe der Oesterreicher wurden von diesen heldenmüthig zu- rückgeschlagen. Als beim vierten Sturme der Kurfürst die Franzosen schon in völliger Auflösung und Flucht begriffen sah, da erst gab er verzweifelnd den Befehl zum Rückzuge. Und selbst der Rückzug der Bayern glich keiner Flucht. Geschlossen und in fester Haltung verließen sie die Stätte, die sie so lange und so ruhmvoll vertheidigt hatten. Der Tag bei Höchstädt war ein verhängnißvoller Tag. Zwanzigtausend Franzosen und Bayern lagen todt oder verstümmelt auf dem Schlachtfelde; fünfzehntausend, unter ihnen Tallard nebst seinen zwei Söhnen, waren gefangen. Außerdem fielen alle Kriegeskassen, fünftausend dreihundert Wagen, hundert siebenzehn Kanonen und eine Menge Feldzeichen den Siegern in die Hände. Die Franzosen flohen über den Rhein zurück, und der Kurfürst folgte ihnen. Bayern wurde jetzt von den Oefterreichern besetzt. Dieser glorreiche Sieg erfüllte den alten Kaiser, der bis- her nur Unglück und Demüthigung von seinem stolzen Gegner Ludwig erlitten hatte, mit unaussprechlicher Wonne. Er er- lebte das Ende dieses Krieges nicht, und ein neuer Aufstand in Ungarn trübte den Abend seines vielbewegten Lebens. Hier hatte sich der junge Rügoczy, ein Schwiegersohn des unglück- lichen Tököly, an die Spitze der Unzufriedenen gestellt und drang in kühnen Streifzügen sogar bis vor die Thore Wiens (1704). Mitten unter diesen Kämpfen mit auswärtigen und einheimischen Feinden starb Kaiser Leopold am 5. Mai 1705, nachdem seine Regierung beinahe ein halbes Jahrhundert hin- durch gewährt hatte. Ihm folgte sein Sohn Joseph. 45. Kaiser Joseph 1. (1705-1711). Fortsetzung des Krieges. — Der neue Kaiser unterdrückte zunächst einen Aufstand in Bayern, der hier gegen die Herr- schaft der Oesterreicher ausgebrochen war. Die Kurfürsten von Bayern und von Köln wurden in die Reichsacht erklärt, und

5. Geschichte des Mittelalters - S. 285

1861 - Münster : Coppenrath
285 Friedrich Iii. (Iv.)* (1439—1493), Sohn des Her- zoges Ernst von Steiermark. Dieser hat von allen Kaisern am längsten regiert, nämlich über 53 Jahre. Er war ein Alaun von den schönsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens, allein die Zeit seiner Regierung war zu stürmisch bewegt, und nicht immer konnte er seinen wohlmeinenden Absichten und Be- fehlen den erforderlichen Nachdruck geben. Unter seiner Regie- rung eroberten die Türken nicht nur Constantinopel, sondern richteten auch ihre Berheerungszüge selbst nach Ungarn und Krain. Der Papst forderte die Christenheit und insbesondere die deutschen Fürsten zu einem neuen Kreuzzuge auf; auch der Kaiser erließ an sie die dringendsten Mahnungen bei der großen Gefahr des deutschen Batcrlandes. Vergebens! An die Stelle der früheren Begeisterung war jetzt die niedrigste Selbstsucht getreten, und bei der Auflösung aller gesetzlichen Ordnung war jeder Fürst nur bedacht, für seinen eigenen Vortheil zu sorgen. Kein deutsches Heer rückte gegen den Erbfeind der Christenheit in's Feld, um dessentwillen im ganzen Reiche die Türlenglocke zum Gebete rief. Der Kaiser hielt zwar Reichstag über Reichs- tag, allein auf diesen erschienen nicht mehr die Fürsten selbst, sondern nur ihre Gesandten, welche die kostbare Zeit mit leeren Förmlichkeiten hinbrachten, ja sogar darüber stritten, wer am wenigsten zu des Vaterlandes Rettung beizutragen habe. Krieg und Fehde herrschte überall, nicht bloß an den Grenzen des Reiches, sondern auch im Reiche selbst. Am störendsten für die Thätigkeit des Kaisers in den Reichsangelegenheiten war lange Zeit der Zwist mit seinem Bruder Albrecht, dem Mitbesitzer seiner Erblande. Von dieser Drangsal wurde er zwar durch Albrechl's Tod befreit (1463), aber in Oesterreich und den übri- gen Ländern hörte die Unzufriedenheit mit feiner Regierung nicht auf und veranlaßte mehrere höchst gefährliche Ausstände. * Dieser Kaiser wird Friedrich Iii. und auch Friedrich Iv. genannt, jenachdem Friedrich der Schöne von Oesterreich (1313 — 1330) mit ein- gerechnet wird oder nicht. /

6. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 50

1840 - Münster : Coppenrath
50 vergebens gebeten hatte; oder auch wogte ihn das Bewußtsein der Schuld drücken, weil er die Sache seiner Glaubensgenossen verrathen hatte; noch wahrscheinlicher aber wirkten alle diese Gründe zusammen und verleiteten ihn zu einem so schwarzen Verrathe an Kaiser und Reich. — Er betrieb die Belagerung höchst nachläs- sig, so daß es wohl scheinen mußte, ein weit wichtigerer Plan, als die Eroberung der Stadt, beschäftige seine Seele. Wahrend dieser Belagerung schloß er in Verbindung mit dem Landgrafen Wilhelm von Hessen, dem ältesten Sohne des gefangenen Philipp, und mit dem Markgrafen Ioh. Albrecht von Brandenburg, ein geheimes Lündniß mit Heinrich Ii., dem Könige von Frankreich, der mit dem Throne auch den Haß seines Vaters, Franz I., ge- gen den Kaiser geerbt hatte. Zur Befestigung dieses Bündnisses trat er sogar die Reichsstädte Metz, Toul, Verdun und Cambrai an Frankreich ab, als waren sie sein Eigenthum'. Und als ihm endlich nach zehnmonatlichcc Belagerung Magdeburg durch Vertrag übergeben ward, machte er im Geheimen mit den Bürgern gemein- same Sache gegen den Kaiser. Auch ließ er seine Truppen nicht auseinander gehen, indem er bald diesen bald jenen Grund vor- schützte. Man warnte den Kaiser; allein dieser mogte keinen Verdacht schöpfen gegen seinen alten Freund und Waffengefährten, den er mit Wohlthaten überhäuft hatte. Wirklich wußte ihn auch Moritz durch die ausgesuchtesten Verstellungskünste zu täu- schen. Er schrieb ihm ganz freundschaftlich, er würde erster Tage selbst zu ihm nach Inspruck kommen; er ließ sich dort sogar eine Wohnung miethen, ja er reifete schon dahin ab, kehrte aber unter dem Vorwände einer Krankheit bald wieder zurück. Endlich, als Alles zur Ausführung reif war; als der französische König Lo- thringen mit Krieg überzogen und bereits die Städte Metz, Toul und Verdun besetzt hatte; als von der andern Seite die Türken verheerend in Ungarn einsielen: da warf er die Maske ab und flog mit Sturmesschnelle herbei, so daß er den Kaiser, der zu Inspruck an der Gicht krank darniederlag, fast ereilt hätte. Karl, überrascht und betroffen, entließ sogleich den Kurfürsten Johann Friedrich, (mit welchem der berühmte Maler Lukas

7. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 51

1840 - Münster : Coppenrath
- '-~mp—7-----------—; '-------- •—------------'T — 51 — Kranach die Gefangenschaft freiwillig getheilt und durch seine Gesellschaft sehr erleichtert hatte) seiner Haft und entkam, in einer Sanfte getragen, nur von wenigen Dienern begleitet, mitten in der Finsterniß einer stürmischen Nacht, die nur durch vorgetragene Fackeln dürftig erhellt ward, über steile Felsen und Klippen von Jnspruck nach Villach in Karnthen. Welch' mannigfaltige Ge-, fühle mußten in dieser Nacht sich seiner Seele bemächtigen! Er, .der mächtigste Herrscher der Erde, von dessen Waffenthaten drei Welttheile Zeugen waren, den noch jüngst Fürsten fußfällig um Gnade gestehet hatten, floh jetzt einsam und verlassen, wie ein aufgescheuchtes Wild, über unwegsame Pfade, vor einem deutschen Fürsten, den er selbst aus dem Staube gehoben hatte! Nur eine Meuterei in Mocitzen's Heer konnte ihn vor Gefangenschaft retten. Dieser Unfall sank tief in das Gemüth des alternden Kai- sers. Von nun an gab er die Hoffnung auf, den Religionszwie- spalt auf irgend einem Wege zu beschwichtigen. Darum bot er die Hand zum Frieden mit den Abtrünnigen, vorzüglich damit er mit ungetheilter Macht wider den schlimmsten Reichsfeind, die Franzosen, ziehe. In Passau, unter der Vermittelung des römi- schen Königes Ferdinand, wurde am 2. August 1552 der Ver- trag geschlossen, welcher den Protestanten Religionsfreiheit ge- währte. Auch der Landgraf Philipp erhielt seine Freiheit wieder; der Kurfürst hatte sie bereits am 14. Mai erhalten. Jedoch blieb noch Manches zu bestimmen übrig, was der nächste Reichstag vervollständigen sollte. Der kranke und tiefgebeugte Kaiser, in vier Kriegen Sieger gegen das übermüthige Frankreich, mußte"- zum fünftenmal jetzt gegen Franzen's jugendlichen Sohn, Heinrich Ii., die Rüstung nehmen, um ihm die widerrechtlichen Eroberungen zu entreißen und so Deutschlands Ehre und Sicherheit zu retten. Allein trotz dreier Feldzüge, von 1552 bis 1555, gelang ihm dieses nicht, weil die Franzosen, eine offene Schlacht vermeidend, auf die Vertheidigung der Festungen sich beschränkten. Am Ende dieses fruchtlosen Krie- ges, im Jahre 1555, kam der, in Passau verabredete, Reli- gionsfrieden in Augsburg zu Stande, in welchem den Prote- 4 * ^ j*..

8. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 174

1840 - Münster : Coppenrath
\ — 174 — trat Vendome, und nun stand in Italien die Glücksschale wieder gleich, neigte sich aber bald nachher auf die Seite der Franzosen, die mit Übermacht heranrückten, da hingegen Eugen keine Unterstützung vom Kaiser an sich ziehen konnte. Denn in Deutschland wurde der Kaiser selbst von seinen Feinden hart be- drängt. Hier hatte der Kurfürst von Baiern bereits Ulm er- obert und breitete sich in Schwaben aus. Im folgenden Jahre 1703 drang er sogar in Tyrol ein, wahrend ein französisches Heer unter dem tapfern Villars Baiern deckte. Sein Plan war, nach Italien überzusetzen, dort den langsam heranziehenden Franzosen unter Vendome die Hand zu bieten und alsdann ver- einigt gerades Weges auf Wien loszugehen. Schon waren Kuf- stein, Jnspruck nebst mehren Platzen in baierschen Händen; schon wollte der Kurfürst über den Brenner ziehen: da aber standen die ihrem Kaiserhause stets getreuen Tyrolec auf. Von einem muthi- gen Amtmanne, Martin Sterzinger, angeführt, griffen die Tyroler Scharfschützen auf schroffen Höhen und in Engpässen die heranziehenden Baiern auf und schossen eine große Menge nieder. Beinahe hatte auch der Kurfürst selbst hier sein Grab gefunden. Ein auf ihn lauernder Schütze erschoß an seiner Seite den Grafen Arko, den er wegen seiner reichen Kleidung für den Kurfürsten selbst hielt. Mit großem Verluste floh dieser schleunigst in sein Land zurück und vereinigte sich wieder mit Villars. Jetzt griffen diese beiden das östreichische Heer bei Hochstadt an und schlugen es in die Flucht, 1703. Kaum hatte Malrborough die Nachricht dieses Unglückes erhalten, als er sogleich aus den Niederlanden, wo er unterdessen eine Festung nach der anderen erobert hatte, nach Süddeutschland aufbrach, um den hart bedrängten Ostreichern Hülfe zu leisten. Im Juni 1704 vereinigte er sich bei Ulm mit dem Prinzen Ludwig von Baden und erstürmte die bairisch- französischen Verschanzungen auf dem Schellenberg bei Donauwerth, welche den Übergang über die Donau hindern sollten. Der Kurfürst von Baiern fand es jetzt für rathsam, sich in Friedensunterhandlungen einzulassen. Schon war er im Be- griff, auf sie einzugehen, als plötzlich die Nachricht einlief, der

9. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 169

1840 - Münster : Coppenrath
169 hundert siebenzrg Kanonm, die Fahne des Propheten, fünfzehntau- send Gezelte, unter diesen auch das des Kara Mustapha mit großen Schätzen, wurden eine Beute der Sieger. Frohlockend eilten die Wiener Bürger, nach zwei schrecklichen Monaten, unter dem Geläute aller Glocken und dem Donner der Kanonen, aus den Thoren, über die Walle in das Lager hinaus. Das allge- meine Zujauchzen, das Gedränge um den Polenkönig, vor Ent- zücken seine Hand, seine Stiefeln, seinen Mantel zu küssen, wurde beinahe lebensgefährlich. Ec selbst schrieb hierüber seiner Gattin: „Ich mußte lange mit dem Wessir fechten, che der linke Flügel mir zu Hülfe kam. Da waren um mich her der Kurfürst von Baiern, der Fürst von Waldeck und viele andere Reichsfürsten, die mich umhalsten und küßten. Die Heerführer faßten mich bei den Händen und Füßen, die übrigen Obersten mit ihren Regi- mentern riefen mir zu: Unser brave König! Heute Morgen kam der Kurfürst von Sachsen nebst dem Herzoge von Lothringen zu mir. Endlich kam auch der wienerische Statthalter, Graf von Starhemberg, mit vielem Volke, hohen und niederen Standes mir entgegen. Jeder hat mich geherzt, geküßt und seinen Er- löser genannt. Auf der Straße erhob sich ein Iubelgeschrei: Es lebe der König! Als ich nach der Tafel wieder hinaus in's Lager ritt, begleitete mich das Volk mit ausgehobenen Händen bis zum Thore hinaus. Für-den uns gesandten höchst vortrefflichen Sieg sei dem Höchsten Lob, Preis und Dank gesagt in Ewigkeit!" So wurde die Kaiserstadt zum allgemeinen Jubel von Deutschland, aber zum größten Mißvergnügen des Königes von Frankreich, gerettet. Vasd darauf, am 25- December, wurde Kara Mustapha, der durch wiederholte Niederlagen in'die Ungnade seines Herren gefallen war, zu Belgrad erdrosselt. Spater, nach der Eroberung dieser Stadt, schickte der Herzog von Lothringen den Kopf des Großwessirs nach Wien. Hier wird er, nebst der rothen seidenen Schnur, noch bis auf diesen Tag aufoewahrt. Der Türkenkrieg war indeß mit jener Niederlage nicht beem digt, sondern dauerte noch fünfzehn Jahre fort. Der Kaiser blieb Sieger; denn nie standen trefflichere Feldherren an der Spitze

10. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 186

1871 - Münster : Coppenrath
- 166 — in den Ebenen von Verona. Er gewann in demselben Jahre zwei herrliche Siege bei Carpi und Chiagi, und nahm durch einen kühnen Angriff mitten im Winter 1702*) den feindlichen Oberanführer Villeroi in Cremona gefangen. An die Stelle des gefangenen Villeroi trat der talentvolle V endo me, und nun stand in Italien die Glücksschale wieder gleich, neigte sich aber bald auf die Seite der Franzosen, die mit Uebermacht heranrückten, da hingegen Eugen keine Unterstützung vom Kaiser an sich ziehen konnte; denn in Deutschland wurde der Kaiser selbst von seinen Feinden hart bedrängt. Hier hatte der Kurfürst von Bayern schon Ulm erobert und breitete sich in Schwaben aus. Im folgenden Jahre, 1703, drang er sogar in Tirol ein, während ein französisches Heer unter dem tapfern Villars Bayern deckte. Sein Plan war, nach Italien überzusetzen, dort den langsam heranziehenden Franzosen unter Ven-dome die Hand zu bieten und alsbunn vereinigt gerabes Weges auf Wien loszugehen. Schon waren Kufstein, Innsbruck nebst mehren Plätzen in bayrischen Häitben; schon wollte der Kurfürst über den Brenner ziehen; ba aber stauben bte ihrem Kaiserhause stets getreuen Tiroler auf. Von einem muthigen . Amtmanne, Martin Sterzinger, angeführt, griffen die Tiroler Scharfschützen auf schroffen Höhen und in Engpässen die heranziehenden Bayern an und schossen eine große Menge nieder. Beinahe hätte auch der Kurfürst hier sein Grab gefunden. Ein auf ihn lauernder Schütze erschoß an seiner Seite den Grasen Arko, beu er wegen seiner reichen Kleidung für den Kurfürsten selbst hielt. Mit großem Verluste floh der Kurfürst schleunigst in fein Land zurück und vereinigte sich wieder mit Villars. Jetzt griffen beide das österreichische Heer bei Höchstädt an und drängten es zurück, 1703. Kaum hatte Marlborough biefe Nachricht erhalten, als er sogleich aus beu Nieberlauben, n>§ er unterdessen eine Festuug nach der andern erobert hatte, nach *) In diesem Jahre erfand ein Deutscher, Joh. Fr. Böttcher a»s Schleiz im Voigtlande, zu Meißen das Meißner Porzellan.
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