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erdichtet und sprach sogleich den Bann der ihn ans. Der Kaiser aber, um zu zeigen, da er es mit dem versprochenen Kreuzzuge ernstlich meine, schiffte sich bald nach feiner Wiederherstellung nach Palstina ein. Jedoch vershnte er hierdurch nicht den Papst. Dieser erlie sogar an die Geistlichen und an die Ritterorden in Palstina die strengsten Befehle, den Kaiser nicht im Geringsten zu untersttzen, weil ein mit dem Fluche der Kirche Beladener des Kampfes fr die Sache Gottes un-wrdig sei. Allein Friedrich war in dem heiligen Lande glcklicher, als man htte erwarten sollen. Er schlo mit den Sa-racenen einen zehnjhrigen Waffenstillstand, in welchem ihm Jerusalem, Bethlehem und Nazareth ausgeliefert wurden, und fetzte uch in der Kirche des heiligen Grabes die Krone eines Kniges von Jerusalem aus.*) Schnell eilte er dann nach Italien zurck, vertrieb bort die Fewbe aus feinen Besitzungen und shnte sich auch mit dem Papste aus.
Bald hierauf brach in Deutfchlanb eine Emprung unter feinem eigenen Sohne Heinrich aus, der in des Vaters Abwesenheit Deutschland verwaltet hatte. Fr seine Untreue mute er nach Italien in einen Kerker wanbern, wo er sieben Jahre nachher starb. Aus bieses traurige Ereigni folgte balb ein frhliches. Friedrich war Wittwer und warb um die fchne Jfabella, Schwester des Kniges von England. Ohne Z-gern kam der Heirathsvertrag zu Stande. Der Kaiser lie durch den Erzbischof von Kln und Herzog von Brabant mit zahlreichem Gefolge feine Braut abholen. Ueberall wurde sie in Deutschland festlich empfangen, besonders aber in Kln-Zehntausend Brger, alle zu Pferde und festlich geschmckt, polten sie feierlich ein. Auch fuhren ihr Schiffe auf trockenem Lande entgegen. Es waren Wagen, wie Schiffe gebauet, mit Flaggen und Wimpeln, die Pferde waren in Purpurdecken verhllt. In den Schiffen saen Snger und lieen zu dem
) Dadurch wurde fortan der Titel König von Jerusalem" Erbtheil des deutschen Kaisers als solchen.
Weller' Wcltgesch. Il 25. Aufl. i o
I
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich_war_Wittwer Friedrich Weller
Extrahierte Ortsnamen: Palstina Palstina Gottes Jerusalem Bethlehem Nazareth Jerusalem Italien Deutfchlanb Deutschland Italien England Brabant Deutschland Jerusalem
75
heerend in Ungarn einfielen; da warf er die Maske ab und
flog mit Sturmeseile herbei, so daß er den Kaiser, der zu
Jnnspruck krank an der Gicht darniederlag, fast ereilt hätte.
Karl, überrascht und betroffen, entließ sogleich den Kur-
fürsten Johann Friedrich (mit welchem der berühmte Maler
Lukas Kranach die Gefangenschaft freiwillig getheilt und
durch seine Gesellschaft sehr erleichtert hatte) seiner Haft und
entkam, in einer Senfte getragen, nur von wenigen Dienern
begleitet, mitten in der Finsterniß einer stürmischen Nacht, die
nur durch vorgetragene Fackeln dürftig erhellt ward, über steile
Felsen und Klippen von Jnnspruck nach Villach in Kärnthen.
Welch' mannigfaltige Gefühle mußten in dieser Nacht sich sei-
ner Seele bemächtigen! Er, der mächtigste Herrscher der Erde,
von dessen Waffenthaten drei Welttheile Zeugen waren, den
"Koch jüngst Fürsten fußfällig um Gnade gestehet hatten, floh
jetzt einsam und verlassen, wie ein aufgescheuchtes Wild, über
unwegsame Pfade, vor einem deutschen Fürsten, den er selbst
aus dem Staube gehoben hatte! Nur eine Meuterei in Mo-
ritzens Heer konnte ihn vor Gefangenschaft retten.
Pastauer Vertrag (1552). — Dieser Unfall sank tief in
das Gemüth des alternden Kaisers. Von nun an gab er
alle Hoffnung auf, den Neligionszwiespalt auf irgend einem
Wege zu beschwichtigen. Darum bot er die Hand zum Frie-
den mit dem Abtrünnigen, vorzüglich damit er mit ungetheilter
Macht wider den schlimmsten Reichsfeind, die Franzosen, ziehe.
In Passau, unter der Vermittelung des römischen Königes
Ferdinand, wurde am 31. Juli 1552 der Vertrag geschlos-
sen: „die Protestanten sollten, bis auf einem Reichstage die
Religionsstreitigkeiten gänzlich ausgeglichen wären, völlige Re-
ligionsfreiheit und gleiche Rechte mit den Katholiken, der ge-
fangene Landgraf aber seine Freiheit erhalten." Mit schwe-
rem Herzen Unterzeichnete endlich auch der Kaiser diesen Pas-
sauer Vertrag. Jedoch blieb noch Manches zu bestimmen
übrig, was der nächste Reichstag vervollständigen sollte.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Johann_Friedrich_( Johann Friedrich Lukas_Kranach Ferdinand
chen er durch Versprechung der Niederlande ankörnte, und
dessen Bruder, der Kurfürst von Köln, traten auf seine Seite,
wurden aber deshalb spater von dem Kaiser mit der Neichs-
acht belegt. So brach nun der Krieg aus, der bis zum Jahre
1714 zu Wasser und zu Lande geführt wurde. In Deutsch-
land, in Italien, in Spanien und m den Niederlanden floß
das Blut in Strömen.
Im Mai 1701 eröffnete Prinz Eugen an der Spitze eines
Heeres von dreißigtausend Mann, unter denen zehntausend
Preußen waren, den Feldzug in Italien, um dort die erledig-
ten Reichslehen, besonders Mailand, in Besitz zu nehmen. Bei
Roveredo bahnte er sich, weil die Franzosen alle Alpenpasse
besetzt hatten, durch Felsen und über Abgründe seinen Weg
nach Italien und stand plötzlich, zum Erstaunen der Franzosen,
in den Ebenen von Verona. Er gewann in demselben Jahre
zwei herrliche Siege bei Carpi und Chiari, und nahm durch
einen kühnen Angriff mitten im Winter 1702*) den feindlichen
Oberanführer Villeroi in Cremona gefangen. An die Stelle
des gefangenen Villeroi trat der talentvolle Vendóme, und
nun stand in Italien die Glücksschale wieder gleich, neigte sich
aber bald auf die Seite der Franzosen, die mit Uebermacht
heranrückten, da hingegen Eugen keine Unterstützung vom Kai-
ser an sich ziehen konnte; denn in Deutschland wurde der
Kaiser selbst von seinen Feinden hart bedrängt. Hier hatte
der Kurfürst von Bayern bereits Ulm erobert und breitete sich
in Schwaben aus. Im folgenden Jahre, 1703, drang er sogar
in Tirol ein, während ein französisches Heer unter dem tapfern
Villars Bayern deckte. Sein Plan war, nach Italien über-
zusetzen, dort den langsam heranziehenden Franzosen unter
Vendóme die Hand zu bieten und alsdann vereinigt gerades
Weges auf Wien los zu gehen. Schon waren Kufstein, Jnn-
spruck nebst mehreren Plätzen in bayerischen Händen; schon
*) In diesem Jahre erfand ein Deutscher, Joh. Fr. Böttcher aus
Schleiz im Voigtlande, zu Meißen das Meißner Porzellan.
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Extrahierte Personennamen: Eugen Eugen Carpi Chiari Eugen Schleiz
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Deutsch- Italien Spanien Niederlanden Italien Mailand Italien Verona Cremona Italien Deutschland Schwaben Italien Wien
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mit seinen Oesterreichern gegen die tapfern Bayern focht. Drei
Angriffe der Oesterreicher wurden von diesen heldenmüthig zu-
rückgeschlagen. Als beim vierten Sturme der Kurfürst die
Franzosen schon in völliger Auflösung und Flucht begriffen sah,
da erst gab er verzweifelnd den Befehl zum Rückzuge. Und
selbst der Rückzug der Bayern glich keiner Flucht. Geschlossen
und in fester Haltung verließen sie die Stätte, die sie so lange
und so ruhmvoll vertheidigt hatten. Der Tag bei Höchstädt
war ein verhängnißvoller Tag. Zwanzigtausend Franzosen und
Bayern lagen todt oder verstümmelt auf dem Schlachtfelde;
fünfzehntausend, unter ihnen Tallard nebst seinen zwei Söhnen,
waren gefangen. Außerdem fielen alle Kriegeskassen, fünftausend
dreihundert Wagen, hundert siebenzehn Kanonen und eine
Menge Feldzeichen den Siegern in die Hände. Die Franzosen
flohen über den Rhein zurück, und der Kurfürst folgte ihnen.
Bayern wurde jetzt von den Oefterreichern besetzt.
Dieser glorreiche Sieg erfüllte den alten Kaiser, der bis-
her nur Unglück und Demüthigung von seinem stolzen Gegner
Ludwig erlitten hatte, mit unaussprechlicher Wonne. Er er-
lebte das Ende dieses Krieges nicht, und ein neuer Aufstand
in Ungarn trübte den Abend seines vielbewegten Lebens. Hier
hatte sich der junge Rügoczy, ein Schwiegersohn des unglück-
lichen Tököly, an die Spitze der Unzufriedenen gestellt und
drang in kühnen Streifzügen sogar bis vor die Thore Wiens
(1704). Mitten unter diesen Kämpfen mit auswärtigen und
einheimischen Feinden starb Kaiser Leopold am 5. Mai 1705,
nachdem seine Regierung beinahe ein halbes Jahrhundert hin-
durch gewährt hatte. Ihm folgte sein Sohn Joseph.
45. Kaiser Joseph 1. (1705-1711).
Fortsetzung des Krieges. — Der neue Kaiser unterdrückte
zunächst einen Aufstand in Bayern, der hier gegen die Herr-
schaft der Oesterreicher ausgebrochen war. Die Kurfürsten von
Bayern und von Köln wurden in die Reichsacht erklärt, und
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Leopold Leopold Joseph Joseph
285
Friedrich Iii. (Iv.)* (1439—1493), Sohn des Her-
zoges Ernst von Steiermark. Dieser hat von allen Kaisern am
längsten regiert, nämlich über 53 Jahre. Er war ein Alaun
von den schönsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens,
allein die Zeit seiner Regierung war zu stürmisch bewegt, und
nicht immer konnte er seinen wohlmeinenden Absichten und Be-
fehlen den erforderlichen Nachdruck geben. Unter seiner Regie-
rung eroberten die Türken nicht nur Constantinopel, sondern
richteten auch ihre Berheerungszüge selbst nach Ungarn und
Krain. Der Papst forderte die Christenheit und insbesondere
die deutschen Fürsten zu einem neuen Kreuzzuge auf; auch der
Kaiser erließ an sie die dringendsten Mahnungen bei der großen
Gefahr des deutschen Batcrlandes. Vergebens! An die Stelle
der früheren Begeisterung war jetzt die niedrigste Selbstsucht
getreten, und bei der Auflösung aller gesetzlichen Ordnung war
jeder Fürst nur bedacht, für seinen eigenen Vortheil zu sorgen.
Kein deutsches Heer rückte gegen den Erbfeind der Christenheit
in's Feld, um dessentwillen im ganzen Reiche die Türlenglocke
zum Gebete rief. Der Kaiser hielt zwar Reichstag über Reichs-
tag, allein auf diesen erschienen nicht mehr die Fürsten selbst,
sondern nur ihre Gesandten, welche die kostbare Zeit mit leeren
Förmlichkeiten hinbrachten, ja sogar darüber stritten, wer am
wenigsten zu des Vaterlandes Rettung beizutragen habe. Krieg
und Fehde herrschte überall, nicht bloß an den Grenzen des
Reiches, sondern auch im Reiche selbst. Am störendsten für die
Thätigkeit des Kaisers in den Reichsangelegenheiten war lange
Zeit der Zwist mit seinem Bruder Albrecht, dem Mitbesitzer
seiner Erblande. Von dieser Drangsal wurde er zwar durch
Albrechl's Tod befreit (1463), aber in Oesterreich und den übri-
gen Ländern hörte die Unzufriedenheit mit feiner Regierung
nicht auf und veranlaßte mehrere höchst gefährliche Ausstände.
* Dieser Kaiser wird Friedrich Iii. und auch Friedrich Iv. genannt,
jenachdem Friedrich der Schöne von Oesterreich (1313 — 1330) mit ein-
gerechnet wird oder nicht.
/
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Ernst_von_Steiermark Ernst Albrecht Albrecht Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iv Friedrich Friedrich_der_Schöne Friedrich
50
vergebens gebeten hatte; oder auch wogte ihn das Bewußtsein
der Schuld drücken, weil er die Sache seiner Glaubensgenossen
verrathen hatte; noch wahrscheinlicher aber wirkten alle diese Gründe
zusammen und verleiteten ihn zu einem so schwarzen Verrathe an
Kaiser und Reich. — Er betrieb die Belagerung höchst nachläs-
sig, so daß es wohl scheinen mußte, ein weit wichtigerer Plan,
als die Eroberung der Stadt, beschäftige seine Seele. Wahrend
dieser Belagerung schloß er in Verbindung mit dem Landgrafen
Wilhelm von Hessen, dem ältesten Sohne des gefangenen Philipp,
und mit dem Markgrafen Ioh. Albrecht von Brandenburg, ein
geheimes Lündniß mit Heinrich Ii., dem Könige von Frankreich,
der mit dem Throne auch den Haß seines Vaters, Franz I., ge-
gen den Kaiser geerbt hatte. Zur Befestigung dieses Bündnisses
trat er sogar die Reichsstädte Metz, Toul, Verdun und Cambrai
an Frankreich ab, als waren sie sein Eigenthum'. Und als ihm
endlich nach zehnmonatlichcc Belagerung Magdeburg durch Vertrag
übergeben ward, machte er im Geheimen mit den Bürgern gemein-
same Sache gegen den Kaiser. Auch ließ er seine Truppen nicht
auseinander gehen, indem er bald diesen bald jenen Grund vor-
schützte. Man warnte den Kaiser; allein dieser mogte keinen
Verdacht schöpfen gegen seinen alten Freund und Waffengefährten,
den er mit Wohlthaten überhäuft hatte. Wirklich wußte ihn
auch Moritz durch die ausgesuchtesten Verstellungskünste zu täu-
schen. Er schrieb ihm ganz freundschaftlich, er würde erster Tage
selbst zu ihm nach Inspruck kommen; er ließ sich dort sogar eine
Wohnung miethen, ja er reifete schon dahin ab, kehrte aber unter
dem Vorwände einer Krankheit bald wieder zurück. Endlich, als
Alles zur Ausführung reif war; als der französische König Lo-
thringen mit Krieg überzogen und bereits die Städte Metz, Toul
und Verdun besetzt hatte; als von der andern Seite die Türken
verheerend in Ungarn einsielen: da warf er die Maske ab und flog
mit Sturmesschnelle herbei, so daß er den Kaiser, der zu Inspruck
an der Gicht krank darniederlag, fast ereilt hätte.
Karl, überrascht und betroffen, entließ sogleich den Kurfürsten
Johann Friedrich, (mit welchem der berühmte Maler Lukas
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Philipp Philipp Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Heinrich_Ii Heinrich Franz_I. Franz_I. Moritz Karl Karl Johann_Friedrich Johann Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Hessen Frankreich Verdun Cambrai Frankreich Magdeburg Ungarn
- '-~mp—7-----------—; '-------- •—------------'T
— 51 —
Kranach die Gefangenschaft freiwillig getheilt und durch seine
Gesellschaft sehr erleichtert hatte) seiner Haft und entkam, in einer
Sanfte getragen, nur von wenigen Dienern begleitet, mitten in
der Finsterniß einer stürmischen Nacht, die nur durch vorgetragene
Fackeln dürftig erhellt ward, über steile Felsen und Klippen von
Jnspruck nach Villach in Karnthen. Welch' mannigfaltige Ge-,
fühle mußten in dieser Nacht sich seiner Seele bemächtigen! Er,
.der mächtigste Herrscher der Erde, von dessen Waffenthaten drei
Welttheile Zeugen waren, den noch jüngst Fürsten fußfällig um
Gnade gestehet hatten, floh jetzt einsam und verlassen, wie ein
aufgescheuchtes Wild, über unwegsame Pfade, vor einem deutschen
Fürsten, den er selbst aus dem Staube gehoben hatte! Nur eine
Meuterei in Mocitzen's Heer konnte ihn vor Gefangenschaft retten.
Dieser Unfall sank tief in das Gemüth des alternden Kai-
sers. Von nun an gab er die Hoffnung auf, den Religionszwie-
spalt auf irgend einem Wege zu beschwichtigen. Darum bot er
die Hand zum Frieden mit den Abtrünnigen, vorzüglich damit er
mit ungetheilter Macht wider den schlimmsten Reichsfeind, die
Franzosen, ziehe. In Passau, unter der Vermittelung des römi-
schen Königes Ferdinand, wurde am 2. August 1552 der Ver-
trag geschlossen, welcher den Protestanten Religionsfreiheit ge-
währte. Auch der Landgraf Philipp erhielt seine Freiheit wieder;
der Kurfürst hatte sie bereits am 14. Mai erhalten. Jedoch
blieb noch Manches zu bestimmen übrig, was der nächste
Reichstag vervollständigen sollte.
Der kranke und tiefgebeugte Kaiser, in vier Kriegen Sieger
gegen das übermüthige Frankreich, mußte"- zum fünftenmal jetzt
gegen Franzen's jugendlichen Sohn, Heinrich Ii., die Rüstung
nehmen, um ihm die widerrechtlichen Eroberungen zu entreißen und
so Deutschlands Ehre und Sicherheit zu retten. Allein trotz dreier
Feldzüge, von 1552 bis 1555, gelang ihm dieses nicht, weil die
Franzosen, eine offene Schlacht vermeidend, auf die Vertheidigung
der Festungen sich beschränkten. Am Ende dieses fruchtlosen Krie-
ges, im Jahre 1555, kam der, in Passau verabredete, Reli-
gionsfrieden in Augsburg zu Stande, in welchem den Prote-
4 *
^ j*..
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand August Philipp Philipp Heinrich_Ii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Villach Karnthen Frankreich Deutschlands Augsburg Prote-
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— 174 —
trat Vendome, und nun stand in Italien die Glücksschale
wieder gleich, neigte sich aber bald nachher auf die Seite der
Franzosen, die mit Übermacht heranrückten, da hingegen Eugen
keine Unterstützung vom Kaiser an sich ziehen konnte. Denn in
Deutschland wurde der Kaiser selbst von seinen Feinden hart be-
drängt. Hier hatte der Kurfürst von Baiern bereits Ulm er-
obert und breitete sich in Schwaben aus. Im folgenden Jahre
1703 drang er sogar in Tyrol ein, wahrend ein französisches
Heer unter dem tapfern Villars Baiern deckte. Sein Plan
war, nach Italien überzusetzen, dort den langsam heranziehenden
Franzosen unter Vendome die Hand zu bieten und alsdann ver-
einigt gerades Weges auf Wien loszugehen. Schon waren Kuf-
stein, Jnspruck nebst mehren Platzen in baierschen Händen; schon
wollte der Kurfürst über den Brenner ziehen: da aber standen die
ihrem Kaiserhause stets getreuen Tyrolec auf. Von einem muthi-
gen Amtmanne, Martin Sterzinger, angeführt, griffen die
Tyroler Scharfschützen auf schroffen Höhen und in Engpässen die
heranziehenden Baiern auf und schossen eine große Menge nieder.
Beinahe hatte auch der Kurfürst selbst hier sein Grab gefunden.
Ein auf ihn lauernder Schütze erschoß an seiner Seite den Grafen
Arko, den er wegen seiner reichen Kleidung für den Kurfürsten
selbst hielt. Mit großem Verluste floh dieser schleunigst in sein
Land zurück und vereinigte sich wieder mit Villars. Jetzt griffen
diese beiden das östreichische Heer bei Hochstadt an und schlugen
es in die Flucht, 1703. Kaum hatte Malrborough die Nachricht
dieses Unglückes erhalten, als er sogleich aus den Niederlanden,
wo er unterdessen eine Festung nach der anderen erobert hatte,
nach Süddeutschland aufbrach, um den hart bedrängten Ostreichern
Hülfe zu leisten. Im Juni 1704 vereinigte er sich bei Ulm
mit dem Prinzen Ludwig von Baden und erstürmte die bairisch-
französischen Verschanzungen auf dem Schellenberg bei Donauwerth,
welche den Übergang über die Donau hindern sollten.
Der Kurfürst von Baiern fand es jetzt für rathsam, sich
in Friedensunterhandlungen einzulassen. Schon war er im Be-
griff, auf sie einzugehen, als plötzlich die Nachricht einlief, der
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Extrahierte Personennamen: Eugen Martin_Sterzinger Ludwig_von_Baden Ludwig Schellenberg
Extrahierte Ortsnamen: Italien Deutschland Baiern Schwaben Tyrol Baiern Italien Wien Engpässen Hochstadt Niederlanden Donauwerth Donau Baiern
169
hundert siebenzrg Kanonm, die Fahne des Propheten, fünfzehntau-
send Gezelte, unter diesen auch das des Kara Mustapha mit
großen Schätzen, wurden eine Beute der Sieger. Frohlockend
eilten die Wiener Bürger, nach zwei schrecklichen Monaten, unter
dem Geläute aller Glocken und dem Donner der Kanonen, aus
den Thoren, über die Walle in das Lager hinaus. Das allge-
meine Zujauchzen, das Gedränge um den Polenkönig, vor Ent-
zücken seine Hand, seine Stiefeln, seinen Mantel zu küssen, wurde
beinahe lebensgefährlich. Ec selbst schrieb hierüber seiner Gattin:
„Ich mußte lange mit dem Wessir fechten, che der linke Flügel
mir zu Hülfe kam. Da waren um mich her der Kurfürst von
Baiern, der Fürst von Waldeck und viele andere Reichsfürsten,
die mich umhalsten und küßten. Die Heerführer faßten mich bei
den Händen und Füßen, die übrigen Obersten mit ihren Regi-
mentern riefen mir zu: Unser brave König! Heute Morgen kam
der Kurfürst von Sachsen nebst dem Herzoge von Lothringen zu
mir. Endlich kam auch der wienerische Statthalter, Graf von
Starhemberg, mit vielem Volke, hohen und niederen Standes
mir entgegen. Jeder hat mich geherzt, geküßt und seinen Er-
löser genannt. Auf der Straße erhob sich ein Iubelgeschrei: Es
lebe der König! Als ich nach der Tafel wieder hinaus in's Lager
ritt, begleitete mich das Volk mit ausgehobenen Händen bis zum
Thore hinaus. Für-den uns gesandten höchst vortrefflichen Sieg
sei dem Höchsten Lob, Preis und Dank gesagt in Ewigkeit!"
So wurde die Kaiserstadt zum allgemeinen Jubel von
Deutschland, aber zum größten Mißvergnügen des Königes von
Frankreich, gerettet. Vasd darauf, am 25- December, wurde
Kara Mustapha, der durch wiederholte Niederlagen in'die Ungnade
seines Herren gefallen war, zu Belgrad erdrosselt. Spater, nach
der Eroberung dieser Stadt, schickte der Herzog von Lothringen
den Kopf des Großwessirs nach Wien. Hier wird er, nebst der
rothen seidenen Schnur, noch bis auf diesen Tag aufoewahrt.
Der Türkenkrieg war indeß mit jener Niederlage nicht beem
digt, sondern dauerte noch fünfzehn Jahre fort. Der Kaiser blieb
Sieger; denn nie standen trefflichere Feldherren an der Spitze
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- 166 —
in den Ebenen von Verona. Er gewann in demselben Jahre zwei herrliche Siege bei Carpi und Chiagi, und nahm durch einen kühnen Angriff mitten im Winter 1702*) den feindlichen Oberanführer Villeroi in Cremona gefangen. An die Stelle des gefangenen Villeroi trat der talentvolle V endo me, und nun stand in Italien die Glücksschale wieder gleich, neigte sich aber bald auf die Seite der Franzosen, die mit Uebermacht heranrückten, da hingegen Eugen keine Unterstützung vom Kaiser an sich ziehen konnte; denn in Deutschland wurde der Kaiser selbst von seinen Feinden hart bedrängt. Hier hatte der Kurfürst von Bayern schon Ulm erobert und breitete sich in Schwaben aus. Im folgenden Jahre, 1703, drang er sogar in Tirol ein, während ein französisches Heer unter dem tapfern Villars Bayern deckte. Sein Plan war, nach Italien überzusetzen, dort den langsam heranziehenden Franzosen unter Ven-dome die Hand zu bieten und alsbunn vereinigt gerabes Weges auf Wien loszugehen. Schon waren Kufstein, Innsbruck nebst mehren Plätzen in bayrischen Häitben; schon wollte der Kurfürst über den Brenner ziehen; ba aber stauben bte ihrem Kaiserhause stets getreuen Tiroler auf. Von einem muthigen . Amtmanne, Martin Sterzinger, angeführt, griffen die Tiroler Scharfschützen auf schroffen Höhen und in Engpässen die heranziehenden Bayern an und schossen eine große Menge nieder. Beinahe hätte auch der Kurfürst hier sein Grab gefunden. Ein auf ihn lauernder Schütze erschoß an seiner Seite den Grasen Arko, beu er wegen seiner reichen Kleidung für den Kurfürsten selbst hielt. Mit großem Verluste floh der Kurfürst schleunigst in fein Land zurück und vereinigte sich wieder mit Villars. Jetzt griffen beide das österreichische Heer bei Höchstädt an und drängten es zurück, 1703. Kaum hatte Marlborough biefe Nachricht erhalten, als er sogleich aus beu Nieberlauben, n>§ er unterdessen eine Festuug nach der andern erobert hatte, nach
*) In diesem Jahre erfand ein Deutscher, Joh. Fr. Böttcher a»s Schleiz im Voigtlande, zu Meißen das Meißner Porzellan.
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Extrahierte Personennamen: Carpi Eugen Martin_Sterzinger Marlborough Böttcher_a»s_Schleiz
Extrahierte Ortsnamen: Verona Cremona Italien Deutschland Schwaben Italien Wien Engpässen