Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 59

1886 - Berlin : Hofmann
§ 35. Die deutschen Städte und ihre Bedeutung. 59 den Wählern erlaufen (Willebriefe; später Kapitulationen). Gleichwohl sind die Kurfürsten insofern oft von wesentlichem Nutzen gewesen, als sie dem Papste gegenüber die Fahne des nationalen Interesses aufrecht hielten und feinen vermessenen Ansprüchen auf die Besetzung des deutschen Thrones thatkräftig entgegentraten. 1314 Das geschah besonders zur Zeit König Ludwigs des -ßmjent (1314 bis 1347), als die Übergriffe des unter französischem Einfluß ^395 stehenden Papstes (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305 bis bis 1377!) unleidlich wurden. Die Fürsten erklärten in dem 13 < t Kurv er ein zu Reuse 1338, daß fortan der durch sie ge- 1338 wählte König nicht der Bestätigung des Papstes bedürfe. Im Anschluß an diesen Beschluß wurde im Jahre 1 3 5 6 1356 unter König Karl Iv. (1347—1378) ein großes Reichsgesetz er- 1347 fassen, die sog. Goldene Bulle. In demselben wurde des bis näheren festgesetzt, wie die vom Papste unabhängige Königswahl 6 fortan zu vollziehen sei, und dieselbe endgültig den sieben Kurfürsten übertragen (drei geistliche: Mainz, Köln, Trier; vier weltliche: Böhmen, Pfalz, Sachfen-Wittenberg, Brandenburg); zugleich würden biefen Kurfürsten die weitgehenbsten Rechte vom Kaiser zugestanben, zumal ein großes Maß von Unabhängigkeit. Fortan liegt das Schwergewicht des Reiches in bent Kurfürstenkolleg. Anmerkung. Im übrigen sinb die beiben erwähnten Könige für die Entwicklung des Reiches ohne große Bebeutung. Der erste — Ludwig von Bayern — hatte zum Gegenkönig Friedrich 1314 von Österreich (1314—1330), den er aber in der Schlacht bei ^o|q Mühldorf 1322 besiegte und gefangen nahm; zunächst auf dem -^22 Schlöffe Trausnitz gefangen gehalten, hat sich dann Friedrich mit feinem Gegner ausgesöhnt und sogar die Teilnahme an der Reichsregierung erlangt; boch starb er balb barauf. Karl Iv. hat für das Reich wenig, für fein Stammland Böhmen sehr viel gethan; hier gründete er die bald glänzend aufblühende Universität Prag 1348 (die erste in Deutfchlanb) und hob bnrch eine weife und freigebige Verwaltung das Laub zu hoher Blüte. Darum wirb er noch heute von den Böhmen als der größte König ihrer Geschichte gefeiert. § 35. Die deutschen Städte und ihre Bündnisse. Unter dem Einflüsse der Kreuzzüge und des bnrch sie belebten Hanbelsverkehrs entwickelte sich die Bebeutung der ©täbte. Be-

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 64

1886 - Berlin : Hofmann
64 Zweiter Teil. Das Mittelalter. schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten. I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517). § 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254. 1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen. 1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt. 1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache. 1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena. § 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 69

1886 - Berlin : Hofmann
§ 40. Kaiser Maximilian I. § 41. Die großen Entdeckungen. 69 stand, der das rechte Wort zu finden, die angemessene That zu vollbringen imstande war. § 40. Kaiser Maximilian I. Nachdem im Jahre 1493 Kaiser Friedrich Iii., ein schlaffer, unthätiger Regent, gestorben, folgte ihm sein Sohn Maximilian I. 1493 (1493 — 1519). Von hervorragender geistiger und körperlicher bis Bildung, erweckte dieser auch beim Volke sehr beliebte Kaiser noch -) 9 einmal große Hoffnungen für die Besserung der Zustände im Reich. Aber es zeigte sich bald, daß sein Interesse nicht sowohl diesem als der Gründung und Förderung habsbnrgischer Hausmacht galt. („Alles Erdreich Ist Ostreich Unterthan!). Dazu boten ihm vortreffliche Gelegenheit: 1. seine erste Heirat mit Maria, Tochter Karls des Kühnen (vgl. § 39) von Burgund; 2. seine zweite Heirat mit einer mailändischen Prinzessin; 3. die Heirat seines Sohnes Philipp mit einer spanischen Königstochter. — Die große, beständig zunehmende Türkengefahr veranlaßte in diefer Zeit mehrere patriotische Männer (z. B. den Erzbischof Berthold von Mainz), auf Mittel zu sinnen, durch welche das Reich gekräftigt würde. Zunächst suchten sie ein beständiges Reichsregiment, bestehend aus Gliedern des Fürstenstandes, zu errichten. Da ihnen das nicht sogleich gelang, so brachten sie wenigstens das zuwege, daß ein ewiger Landfriede 1495 1495 angefetzt ward, in welchem für alle Zeiten die Fehden verboten wurden. Ebenfo errichtete der Kaiser ein Reichskam me r-gericht. Zur Erhaltung desselben diente eine allgemeine Reichssteuer, der gemeine Pfennig. Und um eine geordnete Verwaltung des Reiches hinfort zu ermöglichen, wurde das ganze Reich (mit Ausnahme von Böhmen und der Schweiz) in Kreise eingeteilt, deren es zunächst 6, dann 10 gab. Auch durch andere Einrichtungen, wie z. B. die des Post-wesens, ist die Regierung Maximilians vorteilhaft ausgezeichnet. § 41. Die großen Entdeckungen. Gegen das Ende des Mittelalters wurde der Schauplatz der Geschichte bedeutend erweitert durch die großen Entdeckungen. Die Portugiesen hatten es sich zur Aufgabe gestellt, da durch die Os-manen die Laudverbiuduug mit Ostindien vielfach gestört wurde, einen Seeweg nach diesem Lande zu finden. Sie richteten daher

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 57

1886 - Berlin : Hofmann
§ 33. Das Interregnum. — Rudolf von Habsburg u. seine nächsten Nachfolger. 57 schon früher sehr geschwächten Bande der öffentlichen Ordnung. Gewalt und Willkür der Einzelnen, der Landesherren oder Ritter, ging vor Recht. Besonders hart lastete die allgemeine Unsicherheit auf denjenigen Klassen, die ans Handel und friedlichen Verkehr von Stadt zu Stadt angewiesen waren. Der durch die Kreuzzüge so geförderte Handel erlahmte durch das Raubrittertum, welches in der Ausübung des „Faustrechtes" seine einzige Beschäftigung sah. Auch bedrückten räuberische Rechtsgewohnheiten, wie z. B. das Grundruhrecht und das Strandrecht, den Handelsverkehr auf Landstraße und Flüssen. So kam es, daß in dieser „kaiserlosen und schrecklichen Zeit" jeder einzelne, so gut es ging, auf Selbsthilfe dachte. Zumal die Städte organisierten eine solche in dem 1254 gegründeten rheinischen Städtebund. Auch zu anderen 1254 Vereinigungen wurde in dieser Zeit der Grund gelegt. Um der zunehmenden Verwirrung ein Ende zu machen, entschlossen sich endlich die Fürsten auf den Antrag des Erzbischofs von Mainz den Grafen Rudolf von Habstmrg (1273 — 1291) L273 zum König zu wählen. Derselbe steuerte mit starker Hand dem brs Raubritterwesen und hielt den Landfrieden aufrecht, wodurch er sich namentlich den Dank der Städte, in denen sich mehr und mehr die Kraft und Blüte der Nation zusammendrängte, verdiente. Da der König Ottokar von Böhmen, der während des Interregnums zu seinem Stammlande noch Österreich, Steiermark und Krain erobert hatte, die Huldigung versagte, sah sich Rudolf genötigt, mit gewaffueter Hand gegen ihn zu ziehen: er besiegle ihn in der großen Schlacht auf dem March selbe 1278, in der 1278 Ottokar bett Tod fand. Nun verlieh Rudolf Österreich, Steiermark und Krain feinen Söhnen zu Lehen und begründete damit die h a b s b u r g i f ch e Macht, die sich nachher zu weltumspannendem Umfange ausdehnen sollte. Zu früh für das Reich, welches seiner ordnenden Hand länger beburft hätte, starb Rubels in Speier 1291, ohne daß er die ersehnte Wahl seines Sohnes Albrecht 1291 zu seinem Nachfolger hätte bnrchfetzen können. Von nun an ist das Streben der beutscheu Könige vorzugsweise barauf gerichtet, sich eine eigene H ausmacht zu gründen, da sie nur so bett widerstrebenden Fürsten überlegen sein konnten. Sehr oft ittbes war bieses Streben nach einer Hausmacht so stark, daß sie darüber den Nutzen des Reiches versäumten, ja demselben oft geradezu zuwider waren und sogar ihre Stellung als Könige

5. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 86

1835 - Hannover : Hahn
86 höheren Staatsbeamten, wie Herzogen u. s. w., ein hoher Adel, dessen Macht den größten Einfluß auf die Verwaltung des Reiches übte und den Königen selbst gefährlich wurde. Ja jene mußten nach und nach wahre Landesfürsten werden, da sie von ihren großen Lehnsgütern wieder an kleinere Besitzer vergaben, um diese zu beson- derer Treue und Dienstleistung gegen sich zu verbinden, und dadurch ihre Macht zu erhöhen (Afterlehen, Afterlehnsleute). Diese standen darum nur mittelbar unter dem Kaiser. Doch erwehrten sich viele kleinere Gutsbesitzer, bald auch die Bürger vieler Städte, solcher drückenden Verhältnisse und bildeten die sogenannte unmit- telbare Reichsritterschaft und freien Städte. So begann Teutfchland in eine Vielherrschaft zu zerfallen, welche der Einheit und Kraft des Ganzen sehr nachtheilig ward. Und doch wäre diese nie nöthiger gewesen als um diese Zeit, da Teutfchland von allen Seiten von Feinden angefallen und schrecklich verwüstet wurde. So beson- ders von den Ungarn oder Magyaren, welche, ein kühnes und wildes Reutervolk, das aus Asien gekommen, von ihren heutigen Wohnsitzen aus alljährlich verheerende Raubzüge in die benachbarten Länder unter- nahmen; und von den Normannen, welche auf ihren flachen, zahl- losen Kähnen den Rhein herauf bis Koblenz vordrangen. Aus Teutfchland schlug sie zwar Arnulf (großersieg bei Löwen 891), und aus England Alfred der Große (ch 901) zurück. Aber in Frankreich mußte man ihnen eine der schönsten Provinzen, die von ihnen genannte Normandie, abtreten (Rollo 911), welche ihre Herzoge als ein Lehen von Frankreich beherrschten. Einer derselben, Wilhelm der Eroberer, ging nach England hinüber und wurde durch die blutige Schlacht bei Hastings 1066 Herr des Landes. Da seine Nachfolger als Herzoge der Normandie zugleich Vasallen der Könige von Frankreich waren, so entstanden aus solchem Ver- hältnisse durch das ganze Mittelalter hindurch zwischen Frankreich und England langwierige und heftige Kämpfe. (Das Mädchen von Orleans, Jeanne d'a r c, 1429 zur Zeit des Königes Karl Vii.). Erst 1558 verloren die Engländer mit Calais ihre letzte Besitzung in Frankreich. Auch in Unteritalien hatten sich normännische Schaaren niedergelassen, und dort, wie in Sicilien, seit 1050, ein blühendes Königreich gestiftet. 8- 64. Die sächsischen Kaiser. 918 — 1024. Nach dem Ausgange der Karolinger (911) wählten die Teut- schen, der alten Sitte eingedenk, Konrad I. (911—918), einen frän- kischen Grafen, zum Könige. Von dieser Zeit an war Teutfchland ein Wahlreich, was viel zur Zersplitterung desselben beitrug, obgleich man gern bei einer

6. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 102

1835 - Hannover : Hahn
102 Auch die Gerechtigkeitspflege überhaupt zerfiel, seit die alte Gauverfassung sich aufgelöst, und Teutschland nicht mehr einem, sondern mehren Hunderten Landesherren gehorchte. Die Selbst- hilfe oder das Fauftrecht nahm furchtbar überhand. Der Got- tesfriede (treuga dei), der von der Geistlichkeit ausging und alle Fehde vom Mittwoch Abend bis Montag früh, ferner in den heiligen Zeiten und an Festtagen unter Strafe des Bannes verbot, und der Land friede Friedrichs I., nach welchem die Fehde be- schränkt wurde und drei Tage vorher angekündigt werden mußte, konnten nicht immer jede Ausartung männlichen Sinnes und kriege- rischen Muthes, was das Fauftrecht war, gehörig beschränken, besonders seit dem Verfalle des teutschen Reiches nach dem Unter- gänge der Hohenstaufen. Darum erlangten um diese Zeit die sogenannten Fehmgerichte großes Ansehen und wirkten anfangs sehr wohlthätig. Sie erstreckten sich ursprünglich nur auf die rothe Erde, d. i. Weftphalen, bald aber über fast ganz Teutschland. Dortmund unter dem Oberstuhlherrn, dem Erzbischöfe von Köln, der im Namen des Kaisers Recht sprach, war der Hauptsi'tz dieser Gerichte. Jedes Gericht oder sogenannte Freistuhl hatte seinen Freigrafen oder Vorsitzer, und Freischöffen oder Wissende als Beisitzer. Man richtete über Frevel wider Gott, Ehre und Recht. Erschien der dreimal Geladene nicht, so ward er in's Blut- buch geschrieben und für verfehmt erklärt. Jetzt konnte ihn jeder Freifchöffe, wenn er ihn traf, an einem Baume aufknüpfen. Groß war die Gewalt dieser geheimnißvollen Gerichte, selbst Fürsten und Könige wurden vorgeladen. Erst gegen das Ende des fünfzehnten Jahrhunderts, als eine bessere Gerichtsordnung aufkam, verloren die durch Mißbrauch ihrer Gewalt ausgearteten Fehmgerichte ihr Ansehen und hörten nach und nach auf. 8- 74. Verfall des teutschen Reiches. Rudolph von Habsburg. Der Schweizerbund. Seit dem Ausgange der Hohenstaufen begann das teutsche Reich immer mehr zu zerfallen. Die einzelnen Fürsten und Großen hatten sich fast ganz unabhängig gemacht; die bunteste Vielherrschaft mit allen ihren Folgen drückte das gemeinsame Vaterland und zer- störte allen Gemeinsi'nn. Nur wenige kräftigere Kaiser konnten vor- übergehend Ordnung und Ansehen im Reiche erhalten. Es ist die Zeit der Auflösung des mittelalterlichen Lebens und des Überganges zu einer neuern Zeit. Nach dem sogenannten Zwifchenreich, wo selbst Ausländer, wie Richard von Cornwallis und Alphons von Castilien, die teutsche Krone erkauft hatten, ward auf Empfehlung des Erz- bischofs Werner von Mainz der treffliche Graf Rudolph von Habsburg, der bedeutende Güter in Schwaben und im Elsaß

7. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 103

1835 - Hannover : Hahn
103 besaß- zum Könige gewählt (1273 — 1291). Mit Klugheit und Kraft stellte Rudolph Ruhe und Ordnung im Reiche her; bändigte die vielen Raubritter, die alle Straßen und Wege unsicher machten, und zerstörte ihre Burgen. Der mächtigste Fürst Teutschlands, Ottokar, Herzog von Böhmen, der den Königstitel führte, und zugleich Kstreich und Steiermark besaß, wollterudolph nicht anerkennen. Mehrmals aber vergeblich zur Belehnung vorgeladen, ward er in die Acht erklärt und verlor endlich gegen Rudolph auf dem Marchfelde in Ostreich (1278) Schlacht und Leben. Nur Böhmen und Mähren verblieben Ottokar'ssohne; die östrei- chischen Länder aber erwarb Rudolph für sich und sein Haus. Sein Sohn Alb recht I. folgte als teutscher Kaiser erst, als Adolph von Nassau (1292 —1298) gegen ihn umgekommen, seit 1298 — 1308. Er regierte aber hart und gewaltthätig, und wollte auch die bis dahin reichsunmittelbaren freien Gemeinden an dem Vierwaldstädter See zur Anerkennung der Oberhoheit seines Hauses bringen, und drückte sie durch seine Vögte auf jede Weise. Da traten Werner Stauffacher aus Schwyz, Wal- ter Fürst aus Uri, Arnold von Melchthal aus Unterwal- den, mit mehren Anderen auf dem Rütli (7. Nov. 1307) zu einem Bunde zusammen, jagten die Vögte, nachdem der verhaßteste derselben, Geßler, von dem wackern Wilhelm Lell bereits ge- tödtet worden war, aus dem Lande und zerstörten die Zwingburgen (1. Jan. 1308). Albrecht, der mit Heeresmacht heranzog, wurde an dem Ufer der Reuß von seinem eigenen Vetter, Johann von Schwaben, dessen Erbe er vorenthielt, und einigen anderen Ver- schwornen ermordet (1. Mai 1308). Heldenkühn vertheidigten die Eidgenossen oder Schweizer, wie nun die Bewohner jener Gegend heißen, ihre Freiheit gegen Ostreich in Schlachten, wie bei Morgarten 1315 und bei Sempach 1386 (Arnold von Win- kelried). An jene Urkantone schlossen sich nach und nach noch an- dere umliegende Kantone an, welche zusammen die helvetische Eidgenossenschaft bildeten, deren gänzliche Unabhängigkeit vom teutschen Reiche aber erst im weftphälischen Frieden 1648 an- erkannt wurde. 8' 75. Kaiser aus verschiedenen Häusern. Die Luxemburger. Die Huffiten. Nach Albrecht's Ermordung folgte Heinrich Vii. (1308 — 1313), ein Graf von Luxemburg, der auch Böhmen für sein Haus erwarb; dann Ludwig der Baier (1314 —1347), zugleich erwählt mit Friedrich dem Schönen von Ostreich. Im Kriege, der darum zwischen beiden entstand, siegte Ludwig über Friedrich bei Mühl- dorf <1322) und nahm ihn gefangen. Aber edelmüthig söhnten sich 8*

8. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für die unteren und mittleren Klassen höherer Unterrichtsanstalten - S. 108

1835 - Hannover : Hahn
108 §. 79. Große Macht des Hauses Habsburg in Deutschland und Spanien. In Teutschland folgte auf Sigismund sein Schwiegersohn Albrecht Ii. von Ostreich (1438 — 1439). Seit dieser Zeit blieb die Deutsche Krone bei'm Hause Habs bürg, das bald durch großen Ländererwerb zu einer außerordentlichen Macht gelangen sollte. Leider regierte der hoffnungsvolle Albrecht zu kurz und sein träger Nachfolger Friedrich 111. (1439— 1493) zu lange. Erst an seinem ritterlichen Sohne Maximilian 1. (1493 —1519) bekam das durch das wieder- erwachte Faustrecht zerrüttete Teutschland einen kräftigen Regenten. Dieser, durchs treffliche Eigenschaften, durch hohen Sinn und begei- sterte Liebe für Kunst und Wissenschaft ausgezeichnete Kaiser, der würdig den Übergang vom Mittelalter zu einer neuern Zeit bildete, sorgte rastlos für des Reiches Ehre und Frieden. Auf dem Reichs- tage zu Worms(1495)ward ein ewiger Landfriede bei Strafe der Neichsacht und 2000 Mark Goldes für den Übertreter geboten, und dadurch dem Faustrechte für immer gesteuert. Zugleich ward ein höchstes Reichsgericht, unter dem Namen Kammergericht, an- fangs zu Worms, nachher zu Wetzlar, errichtet, und später das ganze Reich zur bessern Erhaltung der Ordnung in zehn Kreise ein- getheilt, mit Kreisobersten und Kreistagen. Zugleich ward durch Maximilian der Grund zu einem Glanze und einer Macht des Hauses Habsburg gelegt, dergleichen kaum je ein anderes Regentenhaus besaß. Der reichste Fürst jener Zeit war Karl der Kühne, Herzog von Burgund, der fast die sämmtlichen reichen Länder des alten Lothringen besaß. Auch die Schweizer wollte der stolze Karl unterwerfen. Aber im Kampfe mit ihnen ward er in den gewaltigen Schlachten bei Granson und Murten(1476)geschlagen und kam bei Nancy(1477)um's Leben. In demselben Jahre heirathete Maximilian Karl's einzige Toch- ter, Maria, und brachte so fast alle Länder desselben an sein Haus. Noch größere Macht ließ die Verbindung mit Spanien hoffen. In diesem Lande hatten sich neben der arabischen Herrschaft (seit 711) nach und nach wieder mehre christliche Königreiche gebil- det, welche sich zu zwei größeren, Castilien und Aragonien, vereinigten. Im Westen war seit den Kreuzzügen (1139) das Kö- nigreich Portugal entstanden. Im Jahre 1492 hörte die Herr- schaft der Araber oder Mauren in Spanien ganz auf. Bald dar- auf (1496) vermählte Maximilian seinen Sohn Philipp mit Johanna, der Tochter Ferdinands von Aragonien und Jsa- bellens von Castilien. Philipps Sohn, Karl 1., vereinigte darauf (1516) ganz Spanien, zu dem bereits auch Neapel, Sar- dinien und Sicilien gehörten, und für welchen eben in der

9. Abth. 1 - S. 38

1830 - Hannover : Hahn
38 Deutschland. lands Ausdehnung nie zu derselben Zeit. Schon 1028 wurde Schles- wig abgetreten und späterhin riß besonders Frankreich und der Schwei- zer Bund das Burgundische Königreich bis auf geringe Reste (das Bis- thum Basel, die Grafschaft Mömpelgard u. a.) an sich, 1552 gingen Metz, Toul und Verdun, und 1648 Elsaß an Frankreich verloren; das jetzige Franzos. Lothringen raubte dem Deutschen Reiche der Friede zu Wien (1738). Noch größeren Verlust führte der Luneviller Friede (1801) herbei, denn durch ihn wurde der Rhein Deutschlands W. Gränze, nachdem die nördlichen Niederlande schon im Xvi. Jahrh. sich unab- hängig gemacht hatten. Aber noch kleiner ward des seit 1806 ganz aufgelöseten Reiches Umfang, als Napoleon 1810 das nördliche Kü- stenland bis zur Trave zur Französischen Provinz machte. Dies letz- tere und ein Theil der 1801 verloren gegangenen Rheinländer wurde im großen Freiheitskampfe 1813 bis 1815 wieder erworben. Seit Karls des Großen Zeiten bildete Deutschland Gaue, Grafschaf- ten und Herzogthümer; aber die Statthalter dieser Provinzen wurden seit dem Xi. Jahrh. erbliche Fürsten und das Reich theilte sich nicht allein in viele Herzogthümer, Mark-, Pfalz-, Land- und Burggrafschaften, Fürsten thümer, Graf- und Herrschaften, sondern selbst Erzbischöfe, Bischöfe, Äbte, Pro bst e und Äbtissinn en wurden weltliche Herrscher, ja sogar Städte, Dörfer und Rittergüter erwarben die sogenannte Reichsunmittelb'arkeit. Des Kaisers Wacht schwand immer mehr; t-:r Reichstag, auf dem fast alle jene Glieder des Reiches Sitz und Stimme hatten, ordnete die allgemeinen Angelegenheiten. Um größere Einheit zu bewirken theilte 1500 Maximilian I. Deutschland, mit Aus- nahme Böhmens, Schlesiens, Mährens, Österreichs, Burgunds, der Lausitz und vieler kleiner Herrschaften, z. B. Jever, Kniphausen, der Reichsritterschaft u.a., in sechs Kreise: den Baierschen, Schwäbi- schen, Fränkischen, Oberrheinischen, Niederrheinischen, Westfälischen und Sächsischen, 1512 aber in 10 Kreise: den Baiersch., Schwäb., Fränk., Ober- und Niederrhein., Ober- und Niedersächs., Westfäl., Österreichischen und Burgundischen. Der Reichstag bestand 1791 aus dem Collegium a) der 9kurfürsten (ursprünglich nur 7: Böhmen, Sachsen, Bran- denburg, Pfalz, Mainz, Trier, Köln; aber 1623 kam Baiern, 1695 Braunschweig Lüneburg hinzu), b) der 36 geistlichen und 63 weltlichen Fürsten, Bischöfe, Grafen :c., c) der 54 Reichsstädte. Nach dem Frie- den zu Luneville, ordnete der Reichs Deputations Hauptschluß (1803) die Entschädigungen derjenigen Fürsten, welche durch den Friedensschluß Länder und Rechte verloren hatten, dadurch, daß alle geistlichen Besitzungen bis auf die des neu eingeführten Kurerzkanzlers säcu- larisirt und die Reichsstädte bis auf Lübeck, Hamburg, Bremen, Augsburg, Nürnberg und Frankfurt aufgehoben wurden. An die Stelle der drei geistlichen Kurfürsten traten der Kurerzkanzler, Baden, Würtemberg und Hessen, und das Kurfürstencollegium bestand seitdem aus 10, das Fürstencollegium aus 131, das Städtecollegium aus 6 Mitgliedern. Noch war mau über manche Verfassungspunkte nicht einig. als schon das nun fast tausendjährige Reich völlig sich

10. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 174

1888 - Habelschwerdt : Franke
174 Vierte Periode. Vom Regierungsantritte Rudolfs von Habsburg bis zur Reformation, 1273—1517» Erster Abschnitt. Kaiser ans Verschiedenen fgcmsertt, 1273—1847* In dem Streben der Fürsten und Kaiser tritt in der nächsten Zeit folgender Unterschied hervor: a) Die Fürsten suchten, um persönliche Vorteile zu erwerben, das Kaisertum möglichst machtlos zu erhalten und wählten darum Kaiser mit geringer Hausmacht. Namentlich erlangen die Kurfürsten durch kluge Benutzung des Wahlrechtes eine bedeutende Stellung, lassen sich bei einer neuen Wahl in den Wahlkapitulationen besondere Vorteile zugestehen und geben zu den wichtigen Reichshandlungen ihre Beistimmung durch die sogenannten Willebriefe, b) Die Kaiser hingegen streben, um den Fürsten gewachsen zu sein, nach Vergrößerung ihrer Hausmacht. I. Hludolf von Kaösöurg, 1273—1291. Er war ein mäßig bemittelter schweizerischer Graf, als ihn die Wahl traf, die vorzüglich der Erzbischof Werner von Mainz und der Burggras Friedrich Iii. von Nürnberg (ein Hohenzoller) betrieben hatten. Tapfer, praktisch, volkstümlich, wurde er der Ordner des Reiches nach der Anarchie. 1. Krieg gegen Ottokar von Böhmen. Ottokar, König von Böhmen, hatte in der unruhevollen Zeit Friedrichs Ii. Österreich, das durch das Aussterben der Babenberger (1246) erledigt war, und später auch Steiermark, Kärnthen und Kram erworben. Sein Erb land Böhmen hatte er zu hoher Blüte erhoben; auch an einem Kreuzzuge gegen die Preußen hatte er teilgenommen. Ottokar weigerte sich aber, Rudolf als König anzuerkennen, und als er der wiederholten Vorladung, wegen Usurpation von Reichsgut sich zu rechtfertigen, keine Folge leistete, ward er in die Acht erklärt. Er unterwarf sich, empörte sich aber von neuem und wurde 1278 in einer Schlacht auf dem Marchfelde besiegt, wo er auch fernen Tod fand. Geschichte Österreichs. Die von Karl dem Großen gegen die Avaren gegründete Ostmark war von den Hunnen zerstört, nach deren Niederlage auf dem Lechfelde aber wieder hergestellt worden. Im Jahre 982 wurde sie Leopold aus dem Geschlechte der Babenberger übertragen. Friedrich Barbarossa vereinigte mit der Markgrafschaft Österreich das Land ob der Enns f und erhob sie zu einem Herzogtums, in dem auch die weibliche Erbfolge galt. Auch Steiermark fiel als Erbschaft an Österreich. Der Herzog Leopold der Glorreiche machte seinen Hof zum Sammelpunkte der Minnesänger (Walther L
   bis 10 von 204 weiter»  »»
204 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 204 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 6
3 0
4 53
5 0
6 1
7 4
8 3
9 0
10 40
11 6
12 0
13 3
14 0
15 1
16 1
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 1
23 0
24 0
25 48
26 17
27 6
28 0
29 1
30 0
31 32
32 0
33 0
34 8
35 3
36 16
37 47
38 0
39 12
40 1
41 0
42 54
43 1
44 4
45 19
46 107
47 51
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 19
1 63
2 2
3 79
4 103
5 39
6 90
7 177
8 28
9 199
10 60
11 72
12 65
13 31
14 5
15 6
16 95
17 274
18 21
19 22
20 57
21 145
22 9
23 68
24 39
25 27
26 16
27 11
28 72
29 17
30 9
31 0
32 13
33 10
34 51
35 12
36 49
37 249
38 29
39 26
40 71
41 237
42 42
43 122
44 99
45 88
46 43
47 36
48 146
49 71
50 20
51 6
52 17
53 4
54 59
55 3
56 170
57 460
58 32
59 48
60 82
61 19
62 26
63 16
64 20
65 59
66 28
67 29
68 297
69 75
70 186
71 66
72 125
73 120
74 38
75 16
76 160
77 119
78 18
79 47
80 39
81 10
82 37
83 127
84 53
85 26
86 111
87 20
88 0
89 4
90 41
91 35
92 308
93 12
94 58
95 32
96 37
97 7
98 152
99 4

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 2
1 3
2 18
3 7
4 124
5 19
6 4
7 14
8 0
9 51
10 16
11 1
12 9
13 1
14 1
15 0
16 144
17 1
18 152
19 65
20 0
21 12
22 0
23 1
24 4
25 2
26 71
27 1
28 2
29 9
30 36
31 19
32 0
33 142
34 3
35 12
36 1
37 2
38 6
39 32
40 70
41 5
42 2
43 5
44 34
45 2
46 3
47 2
48 94
49 57
50 24
51 7
52 12
53 8
54 70
55 115
56 0
57 13
58 16
59 199
60 4
61 14
62 14
63 4
64 26
65 21
66 1
67 13
68 35
69 0
70 4
71 26
72 20
73 6
74 3
75 19
76 1
77 61
78 4
79 30
80 195
81 149
82 0
83 0
84 1
85 0
86 0
87 4
88 134
89 3
90 3
91 32
92 0
93 12
94 2
95 0
96 2
97 157
98 5
99 1
100 125
101 0
102 36
103 46
104 0
105 6
106 11
107 0
108 1
109 0
110 4
111 4
112 37
113 4
114 0
115 0
116 10
117 0
118 22
119 1
120 2
121 39
122 10
123 6
124 15
125 5
126 18
127 14
128 91
129 4
130 2
131 42
132 39
133 1
134 1
135 2
136 53
137 0
138 3
139 5
140 28
141 2
142 26
143 78
144 10
145 24
146 1
147 8
148 46
149 0
150 50
151 48
152 30
153 15
154 2
155 42
156 56
157 41
158 137
159 5
160 1
161 11
162 0
163 1
164 0
165 23
166 38
167 23
168 1
169 46
170 2
171 256
172 6
173 31
174 8
175 39
176 17
177 101
178 1
179 19
180 2
181 0
182 88
183 45
184 3
185 0
186 13
187 6
188 6
189 0
190 2
191 191
192 3
193 0
194 3
195 2
196 14
197 65
198 9
199 8