Die Zeit der Kreuzzüge.
89
Grafschaftsgerichte appelliert werden konnte, welche im Namen des
Königs abgehalten wurden. Er unterwarf seine Vasallen einer starken
Besteuerung, und da er das Einkommen aller erledigten Bisthümer
einzog, Zölle, Weg- und Strafgelder sowie eine Judensteucr erhob, auch
manche Konsiscation verhängte, so ist es begreiflich, daß er einer der
reichsten Monarchen seiner Zeit war. Er hielt ein Söldnerheer (größten-
theilt aus Niederländern geworben, Brabanzonen) wie seine despotischen
Nachfolger Wilhelm Ii. (1087—1100), Heinrich I. (1100 — 1135).
§ 266. Letzterer hinterließ nur eine Tochter, Mathilde, welche
als kinderlose Wittwe Kaiser Heinrichs V. den Grafen Gottfried
von Anjou ehelichte, der von seiner Helmzier, einem Ginsterzweige ^
(planta genesta), den Beinamen Plantagenet führte. Nach Hein- ®anue®
richs I. Tod wollte Mathilde die Rechte ihres Sohnes Heinrich geltend *
machen, wurde aber durch Heinrichs I. Schwager, den Grafen Ste-
phan von Blois, daran verhindert. Erst nach dessen Tod bestieg
der Plantagenet Heinrich Ii. den Thron, der sein väterliches Erbe Reg.^1154
durch Heirath mit Gupenne und Poitou vermehrte, die Ostküste 1
Irlands eroberte und den König von Schottland sowie den Für-
sten von Wales zur Huldigung zwang. Er griff tief in die kirchlichen
Rechte ein, gerieth deßwegen mit dem Erzbischof von Kanterbury,
Thomas Decket, in Streit und veranlaßte durch einen zornigen ^omas
Ausruf dessen Ermordung in der Kirche (29. Dezember 1170). In f e‘
Folge dieses Frevels sah er sich zu einer strengen Kirchenbuße und der
Zurücknahme seiner Verordnungen in Betreff der Kirchenrechte genöthigt.
8 267. Sein Sohn und Nachfolger Richard Löwenherz ist "93
durch seinen Kreuzzug berühmt. Nach seiner Rückkehr bekriegte er den 1
französischen König Philipp Ii. August und wurde zuletzt vor der Burg
Chalus durch einen Pfeilschuß getödtet. Sein Bruder und Nachfolger
Johann ließ (1202) seinen Neffen Arthur, den Erben der Bre-
tagne, umbringen, wurde deßwegen von Philipp Ii. August bekriegt und i"i99 us
verlor alle Besitzungen in Frankreich mit Ausnahme des Erbgutes 1216.
seiner Mutter. Auch mit Papst Innocenz Iii. gerieth er in Streit,
der immer erbitterter wurde, worauf der Papst 1212 den König bannte
und dessen Unterthanen vom Eid der Treue lossprach. Als Johanns
Vasallen abzufallen drohten und der französische König den Krieg er-
klärte, söhnte sich Johann mit dem Papste aus, anerkannte dessen Ober-
lehensherrlichkeit über England und Irland und gelobte jährlich 1000
Mark Silbers zu entrichten. Als er seiner Tyrannei wieder freien
Lauf ließ, zwang ihn 1215 ein allgemeiner Aufstand zur Unterschrei-
bung des Freiheitsbriefes „Magna Charta libertatum“, zu Runnymead
bei Windsor.
§ 268. Der Hauptinhalt ist: Bestätigung der Rechte der Kirche; Magna
Beschränkung der willkürlichen Besteuerung der Vasallen und der könig- charta’
lichen Vormundschaft über minderjährige Vasallen; Zurückführung der
königlichen Gerichtsbarkeit und des königlichen Schatzkammerhofes auf
Kriminal- und Regaliensachen; Bestätigung eines höchsten Gerichtshofes
in Civilsachen; Schutz der Freiheit und des Eigenthums gegen will-
kürliches Gericht; Bestätigung der alten Rechte und Freiheiten der
Städte, Flecken, Seehäfen und fremden Kaufleute; Einführung gleichen
Maßes und Gewichts; Beschränkung der drückenden Forstgesetze; die
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Heinrich_I. Mathilde Heinrichs_V. Heinrichs_V. Gottfried
von_Anjou Mathilde Heinrich Heinrich Heinrichs_I. Heinrich_Ii Heinrich Kanterbury Thomas_Decket Richard_Löwenherz Philipp_Ii Philipp August Johann Johann Arthur Philipp_Ii Philipp August Innocenz_Iii Innocenz Johanns Johanns Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Hein- Irlands Schottland Wales Frankreich England Irland
102
Geschichte des Mittelalters.
Johann, doch kam es zu keinem förmlichen Bürgerkriege, weil Ludwig
am 11. Oktober 1347 auf der Bärenjagd von einem Schlage ge-
rührt starb.
Steigende Macht Frankreichs.
11285lö ^ 304. Ludwigs Ix. Sohn Philipp Iii. zwang den unruhigen
’ Grafen von Foix zum Gehorsam und vereinigte den Rest der Graf-
schaft Toulouse sowie die Provence als Erbe mit dem unmittel-
113lliö ^aren Krongebiete. Sein Sohn Philipp der Schöne, der klügste,
gewissenloseste und gewaltthätigfie Monarch seiner Zeit, gewann durch
Gewalt und Treulosigkeit einen Theil von Flandern und wurde nur
Aufstand der durch die Erhebung der Flamingen an der Eroberung des ganzen Lan-
Flamlandcr. verhindert. Er zwang den Fürsten von Montpellier, einen
aragonischen Prinzen, den König von Frankreich als seinen unmittel-
baren Lehensherren anzuerkennen, und unterwarf 1313 Lyon, über
welche Stadt und die von ihr benannte Grafschaft Kaiser Friedrich I.
einstens den Erzbischof von Lyon zum ewigen Statthalter des Kaisers
eingesetzt hatte. Er überwältigte Papst Bonifaz Viii. und machte dessen
Nachfolger zu Werkzeugen der französischen Politik, indem er sie bewog
Srillnavig, ,'n Avignon ihren Wohnsitz zu nehmen, vernichtete mit päpstlicher
*^1378. ié Hilfe den Templerorden, überließ zwar dessen Grundeigenthum den
Johannitern, aber erst, nachdem er auf dasselbe ungeheure Geld-
summen ausgenommen hatte.
§ 305. Seine Söhne und Nachfolger Ludwig X. (1314—1316),
Philipp V. (1316—1322), Karl Iv. (1322—1328) handelten in
seinem Geiste und stärkten die königliche Gewalt zum Wohle des ge-
meinen Volkes. Es bestand bereits zu Paris das Parlament als
oberster königlicher Gerichtshof mit rechtskundigen Räthen aus allen
1.68 etrrt« Provinzen des Landes; die Versammlung der Stände (die Ge-
generaux. neralstaaten) bewilligten die außerordentlichen Steuern, die königliche
Münze verdrängte andere Geldsorten. So einigte sich Frankreich, während
Deutschland immer mehr zerrissen wurde, und wäre 1328 die Haupt-
linie der Kapetinger nicht ausgestorben, was zu einer lange dauernden
Feindschaft mit England führte, so hätte Deutschland schon damals die
alten lothringischen Länder an Frankreich verloren.
Englisch-französische Kriege (1339—1415).
1216 bis § 306. König Johanns Sohn Heinrich Iii. war bei seines Vaters
1272. Tode minderjährig, daher eine Regentschaft in seinem Namen regierte, er
blieb aber Zeitlebens ein unselbstständiger König, und konnte nicht verhin-
dern, daß England durch Empörungen und Kriege zerrüttet wurde; jedoch
wurde es unter ihm Gesetz, daß in die Parlamentöversammlungen auch
Abgeordnete des niederen Adels, der Städte und Flecken einberufen wurden.
1272 bis Sein kriegerischer Sohn Eduard I. erzwang von Frankreich die
1307. Ma^abe der Städte der Guyenne, unterwarf Wales (sein 1283
im Schlosse Karnarvon in Wales geborner Sohn führte zuerst den Titel
„Prinz von Wales") und zwang Schottland zur Anerkennung seiner
Oberherrlichkeit. Diese wurde 1314 durch Robert Bruce abge-
1307 bis worfen, welcher über Eduardll. bei Banno ckburn einen vollstän-
7‘ digen Sieg erfocht.
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Ludwig Ludwig Ludwigs Ludwigs Philipp_Iii Philipp Philipp_der_Schöne Philipp Friedrich_I. Bonifaz Ludwig_X Ludwig Philipp_V. Philipp_V. Karl_Iv Karl Johanns Johanns Heinrich_Iii Heinrich Eduard_I. Robert_Bruce
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Flandern Montpellier Frankreich Lyon Lyon Avignon Frankreich Deutschland England Deutschland Frankreich England Frankreich Wales Schlosse_Karnarvon Wales Schottland
Das Mittelalter geht zu Ende.
119
Handel geöffnet; die Inseln Ormus und So ko tora, welche die Ein-
fahrt in den persischen und arabischen Meerbusen beherrschen, wurden
besetzt und in China die Niederlassung Makao gegründet. Portugal Makao,
gewann auf diese Weise nicht nur ein großes und reiches Gebiet, son-
dern gab dem ostindischen Handel nach Europa eine ganz
andere Richtung; derselbe bewegte sich bald nur mehr zum kleinsten
Theile zur See nach Koseir und Alexandrien, zu Lande nach Smyrna
und Trapezunt, sondern zur See um das Vorgebirge dex guten
Hoffnung nach Lissabon, das jetzt auf Kosten Venedigs, Genuas
und Konstantinopels so wie der süddeutschen Handelsstädte der Stapel- dclsstadt.
platz des gewinnreichsten Verkehrs wurde.
Spanien erhebt sich zur Weltmacht (1400—1516).
§ 356. In Spanien bestanden zu Anfang des 15. Jahrhunderts Znncre Zu-
noch drei Königreiche: das kastilische, aragonische und das mo- ,lanjtccb®pa'
hammedanische in Granada, welches die Oberherrlichkeit Kastiliens an-
erkannte. In Kastilien war die Gewalt des Königs zu einem Schat-
ten heruntergesunken, sein Einkommen fast verschwunden, der Adel
Herr im Lande. In Aragonien war der König so gänzlich an den
Reichstag (aus den Vertretern des höher» und nieder» Adels, der
Geistlichkeit und Städte bestehend) gebunden, daß er ohne Zustimmung
der Stände nicht einmal seine Räthe wählen konnte.
§ 357. Eine neue Zeit begann für Spanien 1469 mit der Heirath
Ferdinands des Katholischen von Aragonien und I sab ellas
von Kastilien, wodurch Spanien unter einer Dynastie vereinigt wurde, "" ,a c a
obwohl Ferdinand und Isabella ihre Königreiche selbstständig regierten,
dabei aber ein Ziel verfolgten, nämlich die Wiederherstellung der
königlichen Macht. Ferdinanden bewilligte der Papst die Großmei-
sterwürde der drei geistlichen Ritterorden in Spanien (von Alkantara,
Kalatrava und San Jago) so wie das Recht die Bisthümer zu besetzen.
Dem Adel entzog der König die Kriminaljustiz und übergab sie könig-
lichen Gerichtshöfen, welche durch rasche und unparteiische Rechtspstege
Vertrauen so wie durch strenge Vollziehung der Urtheile Furcht ver-
breiteten. Dem Fehde- und Raubwesen steuerte er durch stehende Sold-
truppen und die Mitwirkung der neu organisierten Stadtmilizen (her-
mandades). Er und Isabella errichteten 1478 die spanische 2u-
quisition, ein Gericht, das verkappte Juden, Mohammedaner und Staa'tsinqui-
Ketzer, aber auch andere Verbrecher gegen Religion und Sitte aufzu- sitio»,
suchen und abzuurtheilen hatte. Der König stellte die Inquisitoren an,
untersuchte ihre Amtsführung und konnte sie entlassen; der Gerichtshof
der Inquisition war somit ein königlicher, obwohl ihm geistliche Waffen
zu Gebote standen, und das furchtbarste Werkzeug in der Hand eines
Despoten, wenn er willfährige Inquisitoren fand.
Eroberung Granadas (2. Januar 1492). Vertreibung der Mauren und Juden.
8 358. Sobald die beiden christlichen Herrscher freie Hand hatten,
wurde der mohammedanische König von Granada aufgefordert kastili-
sche Besatzung in seine Hauptstadt aufzunehmen und auf seine Wei-
gerung begann der Krieg (1482). Die Mauren vertheidigten sich eben
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Extrahierte Personennamen: Portugal_Makao Ferdinands Ferdinand Isabella Isabella
88
Geschichte des Mittelalters.
louse, Foix; die Oberherrlichkeit des deutschen Königs über das
arelatensische Königreich war nach Friedrich I. zu einem Schat-
ten geworden.
Reg- 1108 § 263. Zuerst erkämpfte Ludwig Vi., der Dicke, der Krone ein
18 1 7- überwiegendes Ansehen; er beschützte Bürger und Bauern durch Ord-
nung der Verwaltung und des Gerichtswesens und vermochte deßwegen
1137 den Uebermuth des Grafen von Champagne zu brechen. Ludwig Vii.
1 ' verfuhr nach den gleichen Grundsätzen, schwächte aber seine Macht durch
die Scheidung von seiner Gemahlin Eleonore, welcher er ihr Heiraths-
gut: Guyenne, Poitou und Saintonge herausgab, die sie ihrem zweiten
Manne zubrachte, dem Grafen von Anjou und Maine, der als Hein-
rich Ii. den englischen Thron bestieg und mit Ludwig Vh. mehr als
einmal, jedoch ohne besondern Erfolg, Krieg führte. Ludwigs Vii. Sohn
Rkg-^1180 Philipp Ii. August begünstigte die Städte wie seine Vorgänger,
‘ " ‘ hob die Universität Paris und entriß dem englischen Könige Jo-
hann alle Besitzungen jenseits des Kanals bis auf das Erbgut von
Reg- 1223 dessen Mutter Eleonore. Sein Nachfolger Ludwig Viii., der Löwe,
' demüthigte den Grafen von Flandern, gewann in dem Albigenserkriege
Avignon und mehrere Städte der mächtigen Grafschaft Toulouse.
Reg- 1270° Ludwig Ix., der Heilige, erlaubte so wenig als seine
' ' Vorgänger den Großen des Reichs irgend eine Huldigung, welche so
gedeutet werden konnte, als bedürfe die Thronfolge einer Anerkennung
von Seiten der großen Vasallen und vermied bei der Einsetzung könig-
licher Beamten jeden Anschein, als ob die von ihm verliehene Würde
ein Lehen wäre. Er ordnete den Haushalt des Staates und Hofes
musterhaft, erwarb sich durch seine Sorge für die Rechtspflege die
Verehrung seiner Unterthanen und hielt mit der Kirche Frieden, ohne
den königlichen Rechten das mindeste zu vergeben. Seine tiefe Fröm-
migkeit war die Ursache, daß der kriegskundige König den Streit mit
England durch einen Vergleich beendete und zweimal das Kreuz nahm.
England von Wilhelm dem Eroberer bis König Johann
ohne Land (1066—1216).
Wilhelm der § 264. Der Herzog Wilhelm von der Normandie war
^ vielleicht der tüchtigste Heerführer, sowie der schlaueste und gewaltthä-
1087. tigste Fürst seiner Zeit. Er behauptete als Jüngling sein Herzogthum
gegen die Angriffe des französischen Königs und erhob auf die Thron-
folge in England Ansprüche, welche sich auf den angeblichen letzten Willen
des Königs Eduard gründeten. Er sammelte ein großes Heer norman-
nischer und niederdeutscher Ritter und landete im Herbst 1066 an der
Südküste Englands, wo er am 14. Oktober in der blutigen Schlacht
bei Hastings den König Harald besiegte und tödtete.
8 265. Er überwältigte jeden Aufstand, vertilgte einen Theil
des angelsächsischen Adels und vertheilte 60,215 königliche Lehen unter
seine Normannen, führte aber ein sehr strenges Lehenrecht ein. Er
Staatsein- gab seinen Baronen (von pur, woraus das romanische paü' und P66r
nchtungcn. entstand) die Gerichtsbarkeit über ihre eigenen Leute, ließ aber die von
Alfred dem Großen eingeführten Gemeindegerichte bestehen, und ver-
ordnet , daß von diesen wie von dem Gerichte der Baronen an die
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Ludwig_Vi Ludwig Ludwig_Vii Ludwig Eleonore Anjou Ludwig_Vh Ludwig Ludwigs Philipp_Ii Philipp August Ludwig_Viii Ludwig Ludwig_Ix. Ludwig_Ix. Wilhelm Johann Wilhelm Wilhelm Eduard Harald Alfred
Extrahierte Ortsnamen: Maine Ludwigs Paris Flandern Avignon England König_Johann England Englands
72
Geschichte des Mittelalters.
Die Staats-
vcrhältniffe
zurzeitbar-
barossas.
7000 Mann brachten beide Könige im Frühjahr 1078 nach Palästina,
mit welchen ste Damaskus und Askalon vergeblich angriffen und
dann rühmlos nach Hause zurückkehrten.
K 213. Konrad Hi. fand in Deutschland die Feinde seines Hauses
in voller Thätigkeit; der alte Welf war ihm aus dem Morgenlande
vorausgeeilt und schloß unterwegs mit König Roger in Neapel ein
Bündniß gegen Konrad, suchte in Deutschland Konrads Verwandte zu
verführen und begann dann offenen Krieg, in welchem er jedoch dem
Sohne Konrads, Heinrich, unterlag. Er erhielt Verzeihung, doch starb
der hoffnungsvolle Heinrich bald darauf und Konrad Iii. folgte ihm 1152.
Friedrich I., der Rothbart (1152—1190).
§ 214. Sein Neffe Friedrich wurde einstimmig gewählt, ein
so gewaltiger Herrschergeist, daß er gewiß Karls des Großen Reich
wieder hergestellt hätte, wenn durch das Lehensystem nicht die Macht
des Königs gebrochen gewesen wäre. Denn seine Hauömacht, die
fränkischen und schwäbischen Lehenträger, konnte er nicht anhaltend zu
auswärtigen Kriegen gebrauchen, weil sie durch mehrjährige Kriegs-
dienste verarmt wären, und das Reichsheer durfte der König nur
mit Bewilligung des Reichstags aufbieten. Dann, bei einem Reichö-
kriege, trug ein Fürst das königliche Panner (in demselben ist seit
Friedrich I. der einfache schwarze Adler), um das sich die unmittel-
baren Vasallen des Königs schaarten, und unter den Pannern der-
jenigen Fürsten, welche Inhaber von Fahnenlehen mit herzoglicher Ge-
walt waren, folgten die Panuer der Grafen und Freiherren, sowie
der freien Stadt- und Landgemeinden. (Auf dieser Ordnung des Reichs-
heeres beruhte auch die Eintheilung aller Freien des Reichs in sieben
Heerschilde: Kaiser, geistliche Fürsten, weltliche Fürsten, Grafen und
Freiherren, Pannerherren d. h. nicht hochadelige Freie, die aber noch
Freie zu Vasallen haben, die gemeine Ritterschaft, die Freien nicht
ritterlicher Geburt.)
Die Heerfahrt nach Rom (Römerzug) mußte Jahr und Tag
vorher angesagt werden und mit der Krönung endigte die Dienstpflicht
des Reichsheers. Jeder andere Reichsdienst dauerte nur sechs Wochen
auf Kosten der Aufgebotenen, und wollte der König die Fürsten mit
ihren Mannschaften länger im Dienste behalten, so mußte er ihren
guten Willen mit Gnaden und Lehen theuer erkaufen. Friedrichen
mangelte also das nothwendigste Werkzeug jedes Eroberers, nämlich
ein schlagfertiges, unbedingt gehorsames Heer. Karls des Großen
Heerbann war nicht mehr herzustellen, denn das Lehcnsyfiem hatte ihn
zerstört, und aus unfreien Bauern ein Soldheer anzuwerben, wäre das
Zeichen zu einer Revolution gegen Adel und Lehensystem gewesen,
Friedrich selbst aber war zu sehr Adeliger, als daß er nur einen solchen
Gedanken hätte fassen mögen.
Das Einkommen Friedrichs I. als des Reichs Oberhaupt (also
ohne seine großen Familiengüter) bestand: 1) in den Zöllen; 2) in
dem Münzregale; 3) in der Steuer, welche die eigentlichen Reichö-
güter, so viele deren noch übrig waren, ferner die nicht zum Heerdienst
verpflichteten Stifte und die unmittelbar unter des Kaisers Schutz
stehenden freien Stadt- und Landgemeinden entrichteten; 4) aus dem
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Extrahierte Personennamen: Konrad_Hi Konrad Welf Konrad Konrad Konrads Konrads Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Konrad_Iii Konrad Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich Friedrich Karls Friedrich_I. Karls Friedrich Friedrich Friedrichs_I. Friedrichs_I.
Extrahierte Ortsnamen: Palästina Damaskus Deutschland Neapel Deutschland Rom
Josephs Ii. Kriege und Regierung.
119
scheu Schiffen geschloffen hatten, weigerten sie sich beharrlich, und da sie von Frankreich, England und namentlich von Preußen untersttzt wurden, mute sich der Kaiser mit unbedeutenden Zugestndnisfen und einer Geld-summe begngen. (Vertrag zu Fontainebleau 1785.)
Ariedrich Ii. und der Arstenund. (1785.)
82. Im Jahr 1785 kam zwischen Joseph Ii. und dem Kurfrsten Karl Theodor von Bayern ein Vertrag zustande, nach welchem letzterer Bayern an sterreich berlassen und dafr Belgien mit der Knigswrde erhalten sollte. Dadurch wre sterreich des fernen, abgetrennten, von Frankreich immer bedrohten, schwer zu verteidigenden Belgiens los geworden, htte sich durch Bayern ausgerundet und das entschiedene bergewicht in Deutschland erworben, aber eben deswegen widersetzte sich Friedrich Ii. und bewirkte den bcutfdjctt so da der Kaiser seinen Plan aufgeben mute.
Josephs Ii. Hrkenkrieg. (17881790.)
83. Joseph Ii. lie sich von Katharina Ii. zu einem Bunde und Kriege gegen die Trken bereden und erffnete den Krieg mit dem schnsten Heere, das bis dahin unter den sterreichischen Fahnen vereinigt war. Allein er bertrug die Leitung des Krieges nicht dem erprobten Laudon, sondern dem bedchtigen Grafen Lascy, der die Haupt-armee in einem weiten Kordon an der Grenze aufstellte. Sie verlor bei 30000 Mann in den ungesunden Ebenen Niederungarns durch Krank-heiten, die Trken durchbrachen den Kordon an mehreren Stellen und brachten selbst der Hauptmacht bei Karansebes und Lngos (20. toept.) betrchtliche Verluste bei. Im folgenden Jahre fhrte Laudon den Ober-befehl, eroberte nach 36tgiger Belagerung Belgrad und warf die Trken bis hinter Nissa zurck, wodurch er die trben letzten Tage des Kaisers erhellte, der den Ausgang des Krieges nicht mehr erlebte.
Joseph Ii. afs Wegent und Gesetzgeber.
84. So sah der Kaiser alle seine Entwrfe, um die Macht-stellung sterreichs zu verstrken oder zu sichern, milingen; noch unglcklicher war er teilweise als Gesetzgeber, obwohl er nur das Beste seiner Völker wollte. Viele seiner Entwrfe waren vortrefflich, aber er verfuhr zu schnell, wollte nicht vorbereiten und anbahnen, nichts der Zukunft berlassen, sondern sogleich durchfhren, nahm keine Rck-ficht auf Vorurteile und Gewohnheiten, oft nicht einmal auf die bestehenden Rechte und Vertrge. Er verbesserte das Heerwesen, die Verwaltung der Rechtspflege, den Zustand der Bauern und Juden, befrderte Ge-
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Extrahierte Personennamen: Joseph_Ii Karl_Theodor_von_Bayern Karl Friedrich_Ii Friedrich Joseph_Ii Katharina_Ii Joseph_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Josephs Frankreich England Fontainebleau Belgien Frankreich Belgiens Deutschland Josephs Karansebes Belgrad
Wilhelm der Eroberer. Johann ohne Land.
83
mit Philipp August von Frankreich um die französischen Besitzungen.
Ihm folgte sein Bruder Johann, ein feiger und lasterhafter Tyrann,
der seinen Neffen Arthur ermorden ließ, um dessen Lehen, die Bretagne,
an sich zu ziehen. Deswegen forderte ihn König Philipp Ii. August
von Frankreich als Oberlehensherr vor seinen Richterstuhl; Johann er-
schien natürlich nicht, worauf er von dem französischen Könige bekriegt
wurde und einen großen Teil seiner Besitzungen in Frankreich verlor.
Die Magna charta. (1215.)
§ 87. Als Johann hierauf seiner Tyrannei in England freien Lauf
ließ, zwang ihn ein allgemeiner Aufstand, der von dem Adel ausging,
zur Unterschreibung des großen Freiheitsbriefes „Magna charta liber-
tatum". Der Hauptinhalt desselben besteht in folgendem: Bestätigung
der Rechte der Kirche; Beschränkung der willkürlichen Bestenerung der
Vasallen und der königlichen Vormundschaft über unmündige Vasallen;
Einführung eines höchsten Gerichtshofes in Civilfachen; Schutz der persön-
lichen Freiheit und des Eigentums gegen willkürliches Gericht; Bestätigung
der alten Rechte und Freiheiten der Städte, Flecken, Seehäfen und der
fremden Kaufleute; Milderung der harten Forstgesetze; Einführung
gleichen Maßes und Gewichtes; endlich: außerordentliche Steuern können
nur mit Einwilligung des Reichstags (Parlaments) erhoben werden.
Rückblick auf das Zeitalter der kreumge.
Die Kreuzzüge sind die größte That des Mittelalters.
Alle christlichen Völker erhoben sich zum Kampfe gegen den Islam und
wetteiferten miteinander in Heldenmut und Opferwilligkeit. Die Kreuz-
züge erweckten nicht bloß eine religiöse und kriegerische Begeisterung, son-
dern sie beförderten einen Aufschwung, der jeden Stand ergriff und in
frische Thätigkeit versetzte.
Der Adel und das Ittlterwesen.
§ 88. Als die Zahl der gemeinen Freien immer mehr schwand
und die schwere Reiterei der Hauptbestandteil der Heere wurde, konnten
die ärmeren Freien nicht mehr für das Reich zu Felde ziehen. Infolge
dessen bildete sich ein eigener Stand aus denjenigen Freien, welche so
viel Eigentum besaßen oder so viel Gut zu Lehen trugen, daß sie zu
Rosse Kriegsdienst thun konnten; sie hießen daher in den Urkunden
„milites" (Krieger) und nannten sich von ihrem Kriegsdienste zu Rosse
Ritter. Der Sohn eines Ritters erhielt durch seine Geburt das Lehen-
recht, während die Bürger und Bauern es verloren; doch konnte der
König jeden Mann zum Ritter erheben.
6*
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm Johann Philipp Philipp August Johann Johann Arthur Philipp_Ii Philipp August Johann Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich England
173
Frankreich.
stärkte er durch Errichtung des Pairs-hoses, in dem sechs Bischöfe und die sechs höchsten Vasallen das Richteramt über die großen Vasallen übten.
(9.) Ludwig Ix., der Heilige, 1226—1270. Derselbe sorgte für die Rechtspflege, beförderte die öffentliche Sicherheit und stiftete die Universität Paris. Ein Gelübde bewog ihn zum 6. und 7. Kreuzzuge (siehe S. 161).
(11.) Philipp Iv., der Schone, 1285—1314. Unter ihm erreichte die Dynastie die höchste Macht. Er war ein rücksichtslos durchgreifender Eha- ! relfter. Als er in einem Kriege mit den Engländern die Vermittelung der Kurie zurückwies und die Geistlichkeit besteuerte, geriet er in Streit mit dem Papste Bonisacius Viii. Der König gewann aber im Volke eine Stütze, indem er ein Parlament berief und auch Vertreter des Bürgerftandes darin aufnahm. Nach dem Tode des Papstes bewog er dessen Nachfolger Klemens V., feinen Sitz in Avignon zu nehmen (1305—77). Die daraus entstehende Abhängigkeit des Papstes | von Frankreich zeigt sich namentlich in der Aufhebung des Templerordens, 1312, dessen Güter der König einzog. Der letzte Hochmeister Jakob von , Molay starb aus dem Scheiterhausen, i 1314.
Im Jahre 1328 starb das kape-tingische Haus aus.
England.
Philipp Ii. August von Frankreich besiegt (bei Bouvines) und verlor den größten Teil der englischen Besitzungen in Frankreich. Daher ertrotzten Adel und Städte die Magna charta, das englische Staatsgrundgesetz, das die königliche Gewalt bedeutend beschränkte.
Die Zeit der nächsten Nachfolger war dein Aufblühen der neuen Freiheit ebenfalls günstig. Namentlich erwarben die Städte, durch Handel wohlhabend geworden, Selbstverwaltung und Gerichtsbarkeit.
Eduard Iii. (1327—1377), eilt ritterlicher König, machte Ansprüche auf den französischen Königsthron und eröffnete den 100 jährigen Erbfolgekrieg. Das Parlament teilte er ins Ober- und Unterhaus.
Das Haus Anjou endete mit Richard Ii., der von dem Herzoge Heinrich von Lankaster, einem Enkel Eduards Iii., entthront wurde.
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Paris Avignon Frankreich England Frankreich Frankreich
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ffentliche Sicherheit her, frderte die Entwicklung der Städte durch Regelung der Abgaben, der Zlle und des Mnzwesens und durch Begnstigung von Handel und Gewerbe. Die Rechtspflege ordnete er durch Errichtung eines obersten Gerichtshofes, des Parlaments, in Paris. In den unmittelbar unter der Krone stehenden Gebieten setzte der König seine Beamten ein und erhob regelmige Steuern.
Auch nach auen wuchs der franzsische Einflu. Karl von Anjou, der Bruder Ludwigs Ix., wurde 1267 König von Sizilien. In seinem Glaubenseifer unternahm Ludwig zwei Kreuzzge (1248 und 1270), die aber beide erfolglos blieben. Auf dem letzten Kreuzzuge starb er vor Tunis. Er gilt als das Ideal der mittelalterlichen Könige Frankreichs.
Whrend der Kreuzzge erwachte in der franzsischen Ritterschaft eine hohe religise Begeisterung und eine Abenteuerlust, die auf das ganze geistige Leben der Nation einwirkte. Die ritterliche Poesie blhte, und die bildenden Knste nahmen einen hohen Aufschwung. Im nrdlichen Frankreich schuf die sich rasch entwickelnde Gotik herrliche Bauwerke und verbreitete sich von hier aus der das ganze Abendland.
England. Im Jahre 1154 kam mit Heinrich Ii. (bis 1189) das Haus Plantagenet (plntedschenet) auf den englischen Thron, den es bis 1399 innehatte. Heinrich stammte aus der Ehe, welche die englische Knigstochter Mathilde, die kinderlose Witwe Kaiser Heinrichs V., mit dem Grafen von Anjou, Gottfried Plantagenet, geschlossen hatte. Durch seine Heirat mit der geschiedenen Gemahlin Ludwigs Vii. erhielt Heinrich Ii. das westliche Frankreich, womit der Anla zu langen Kmpfen gegeben war. Er erwarb auch die Lehnshoheit der Irland. Die Emprung seiner Shne (vgl. Bertran de Born von Uhland) verbitterte Heinrichs letzte Lebensjahre. Sein Sohn, Richard Lwenherz, ein tapferer, abenteuerschtiger und grausamer Fürst (11891199), war der Schwager Heinrichs des Lwen und ein Gegner der Hohenstaufen. Er nahm am 3. Kreuzzuge teil und wurde von Kaiser Heinrich Vi. lnger als ein Jahr gefangen gehalten (S. 83). Nach seiner Rckkehr fhrte er mit Philipp August, der die Normaudie angegriffen hatte, Krieg. Richards Bruder und Nachfolger, der genuschtige Johann ohne Land, verlor fast alle Besitzungen in Frankreich an Philipp August und ge-riet auch mit dem Papste in Streit. Da ihn seine Vasallen zu verlassen drohten, mute er die Magna Charta, den groen Freiheitsbrief, unterzeichnen, wodurch der Grund zu der englischen Verfassung gelegt wurde. Die wichtigsten Bestimmungen der Magna Charta waren, da niemand verhaftet und mit Ber-lnst des Eigentums oder Verbannung bestraft werden solle, wenn er nicht durch gesetzmigen Spruch seiner Standesgenossen verurteilt sei, und da ohne Zustimmung des Reichsrats (der Groen) keine auerordentlichen Ab-gaben erhoben werden drfen. Ein Ausschu von Baronen sollte der die Ausfhrung dieser Bestimmungen wachen. Die Regierungszeit Heinrichs Iii. (12161272), dessen Bruder Richard von Eornwallis zum deutschen
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Sizilien Frankreichs Frankreich England Frankreich Irland Frankreich
England von Wilhelm dem Eroberer bis König Johann ohne Land. 189
Helm auf den angeblichen letzten Willen des Königs Eduard (s. S. 99),
dem gemäß er, der Normanne, zum Nachfolger bestimmt worden sei.
Als reicher und kriegsberühmter Fürst fand es Wilhelm nicht schwer zu
seinen französisch-normannischen Kriegern noch eine große Anzahl flan-
drischer und niederdeutscher Ritter unter seine Fahnen zu versammeln, so
daß er im Herbste 1066 ein Heer von 60,000 Mann an der Südküfte Eng-
lands landen konnte. Am 14. Oktober gewann er durch seine überlegene
Reiterei die blutige Schlacht bei Hastings gegen König Harald, der selbst
umkam, wodurch der Widerstand der Angelsachsen Zusammenhang und
Leitung verlor, daher Wilhelm sich im Dezember zu London als König
krönen lasten konnte. Einzelne Aufstände der angelsächsischen Bevölke-
rung wurden von ihm blutig niedergeschlagen und gaben ihm nur Ge-
legenheit, seine eiserne Herrschaft fester zu gründen. Er vertilgte fast
den ganzen angelsächsischen Adel und vertheilte an seine Krieger 60,215
königliche Lehen, führte ein strenges Lehenrecht ein, versuchte die Unter-
drückung der angelsächsischen Sprache, gab seinen Baronen die Gerichts-
barkeit über deren eigene Leute, ließ aber die von Alfred d. G. eingerichteten
Gemeindegerichte bestehen und verordnete, daß von diesen, sowie von den
Gerichten der Barone an die Grafschaftsgerichte appelliert werden konnte,
in welchen im Namen des Königs von einem Grafen oder andern Herrn
gerichtet wurde, der zugleich die Strafgelder für den König einzog. Der
König wachte aber nicht bloß über seine Gerichtsherrlichkeit gegenüber
den großen Vasallen, sondern er unterwarf dieselben auch einer starken
Besteurung; so war der König Vormund jedes minderjährigen Lehens-
erben, wofür er die Einkünfte des Lehens bis zur Volljährigkeit des
Erben bezog; keine Lehenserbin durfte sich ohne königliche Erlaubniß, die
immer sehr theuer bezahlt werden mußte, verheirathen; bei einem Wech-
sel des Lehens war eine hohe Tare zu entrichten; unter dem Namen
auxilium erhob der König eine Steuer, wenn einer seiner Söhne zutn
Ritter geschlagen wurde, aber auch bei andern Gelegenheiten; endlich
mußte die Befreiung von persönlichen Diensten mit schweren Opfern er-
kauft werden. Der König zog ferner das Einkommen aller erledigten
Bisthümer ein, erhob Zölle und Weggelder, eine Zudensteuer, Strafgel-
der, verhängte manche Konfiskationen, daher es nicht unglaublich ist,
wenn Wilhelms I. Einkommen höher als das aller seiner königlichen
Zeitgenoffen angegeben wird. Dadurch wurde es ihm und seinen näch-
sten Nachfolgern möglich, ein stehendes Söldnerheer zu unterhalten, das
größtentheils aus Niederländern geworben ward (Brabanzonen); mit
demselben wurden die Großen wie das gemeine Volk niedergehalten und
gebrandschatzt, wenn der König außerordentliche Kosten zu bestreiken hatte.
Diese Militärdespotie dauerte unter Wilhelm Ii. (1087 —1100),'^sowie
unter Heinrich I. (1100 —1135) fort, und nach dessen Tod verheerte
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