60 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
günstigt durch manche Kaiser, die sich, wie z. B. Heinrich Iv., gegen die Fürsten gern auf sie stützten, wurden die Städte die Mittelpunkte des Handels und des geistigen Lebens und sind daher vom größten Einfluß auf unsere Geschichte gewesen. Die Bevölkerung der Städte bestand ursprünglich aus einer kleinen Gemeinde von Freien (Geschlechter-^ Patrizier) und einer größeren von Unfreien (Gewerbtreibenden), welche letzteren sich zu Zünften zu einigen pflegten. Allmählich, im 13. Jahrhundert, wurden diese Zünfte auch frei und nach langen Kämpfen erhielten sie, im 14. und 15. Jahrhundert, sogar Teil an der Regierung der Stadt, welche von Bürgermeister und Rat geleitet wurde. — Große und kostbare Bauten zeigen noch heute in unseren alten Städten, wie Augsburg, Nürnberg, Köln, Lübeck, den Reichtum und Kunstsinn der alten Bürger.
Da aber in der Zeit, als die Macht der Könige verfiel und die öffentliche Sicherheit zu schwinden begann, die Städte am meisten litten, so schlossen sie zu gegenseitiger Hilfe bei ihren Handelsuuter-nehmuugen Bündnisse, von denen die wichtigsten folgende sind: a) die Hansa. Um die Mitte des 13. Jahrhunderts schlossen sich die Städte des deutschen Nordens, voran Hamburg und Lübeck, zusammen zum Schutze, ihres Handels zur See und auf dem Festlande; besonders war auch die Vertretung der deutschen Kaufleute im Auslaude ihre Aufgabe. In seiner Blütezeit umfaßte der Bund mehr als 80 Städte von Brügge bis gen Reval (Bremen, Hamburg, Lübeck; Wismar, Rostock, Greifswald, Stralsund, Danzig, Elbing. — Soest, Köln, Magdeburg. — Brügge, Gent, Brüssel u. a.). Dieselben waren nach „Quartieren" eingeteilt, und die Verpflichtungen dem Bunde und den übrigen Gliedern gegenüber waren genau festgesetzt; ihre Nichterfüllung wurde streng geahndet („Verhausung"). Durch diese mächtige genossenschaftliche Verbindung erreichte der deutsche Handel eine den ganzen Norden und Osten Europas beherrschende Bedeutung. England und die skandinavischen Länder bildeten die Hauptabsatzgebiete („Stahlhof" zu London; Wisby auf Gothlaud), ja felbst in dem russischen Nischni-Nowgorod errichteten deutsche Kaufleute unter dem Schutze der Hansa Faktoreien. Durch eine große und gefürchtete hanseatische Kriegsflotte wurde nicht nur für die Sicherheit des Meeres gesorgt, sondern auch die Rechte des Bundes gegen den Dünenkönig Waldemar gewahrt. Der Krieg gegen den letzteren verlief so günstig, daß die Dänen sich ver-
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Extrahierte Personennamen: Eberhard Gregor_Xi Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Ostinbien Amerikas Norb- Württemberg Reutlingen Avignon Rom
— 108 —
ja einmal mußte sie sich von einer Bettlerin in den Kot stoßen lassen. Alles ertrug sie geduldig und ohne Murren. Später reuete ihren Schwager seine Härte, und er rief die unglückliche Frau zurück. Sie aber sehnte sich nicht nach fürstlicher Pflege, sondern zog nach Marburg an der Lahn und lebte da still und einsam ihrem Gott und ihren Nächsten. Alle ihre Habe gab sie den Armen und behielt nur ein graues Kleid, darin man sie begraben sollte. Auf dem Totenbette tröstete sie die Umstehenden und ist dann in Gottes Frieden dahingefahren.
4. Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser.
1. Wie die Kyffhänsersage entlkand. Der Kyffhäuserberg liegt an der „goldenen Aue", südlich vom Harzgebirge, und trug ehedem eine kaiserliche Pfalz oder Burg. Der Name Kyffhäuser bedeutet „Häuser auf der Kippe". Ein alter Turm ist der einzige Rest aus alter Zeit. Jetzt wird dem Kaiser Wilhelm I., dem Weißbart, auf dem Berge ein großes Denkmal errichtet, weil er das deutsche Reich erneuert und die lange Zwietracht geendet hat. Vor mehr als 700 Jahren herrschte in Deutschland gar gewaltig der Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Stammburg seines edlen Geschlechts war die Burg Hohenstaufen in Schwaben, nicht weit von der Zollernburg. Wegen seines rötlichen Bartes wurde der Kaiser in Italien Barbarossa oder Rotbart genannt. Er zog siebenmal über die Alpen nach Italien, um dort die widerspenstigen Städte zu unterwerfen. Mehr als einmal geriet er in Lebensgefahr. Als Greis unternahm er (1190) einen Kreuzzug in das heilige Land, um Jerusalem und die andern heiligen Orter aus den Händen der Türken zu befreien. Siegreich drang er vor. Aber zum großen Jammer seines Heeres ertrank er in einem Flusse und ward im fernen Lande begraben. Das deutsche Volk glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und hoffte in den traurigen Zeiten, die nach ihm kamen, immer auf seine Wiederkehr. Einer erzählte dem andern, er sei nicht gestorben, sondern säße verzaubert in einem unterirdischen Schlosse des Kyffhäuserberges. Er stütze sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein Bart sei durch und um den Tisch gewachsen. Seine Ritter stünden schlafend umher, und seine Tochter lltchen hüte das verzauberte Schloß. Zuweilen zwinke der Kaiser mit den Augen und schicke einen Zwerg hinauf, damit er nachsehe, ob die Raben noch kreischend um den Berg flögen. Sei dies der Fall, dann müsse er wieder hundert Jahre weiter schlafen. (Vergleiche Rückerts Lied: „Der alte Barbarossa —" und Geibels „Tief im Schlosse des Kyffhäuser —".)
2. Wie zwei Soldaten den Turm erstiegen. Der Turnt, in dem der Kaiser unten schlafen soll, hat keinen Eingang. Nur oben sieht man zwei offene Luken, zu denen man auf vorspringenden Steinen emporklettern kann. Zwei Soldaten wollten den alten Kaiser gern einmal sehen. Aus Tille da stiegen sie auf den Berg und kletterten zu den Luken empor, aber sie fanden sie mit eisernen Läden geschlossen. Unverrichteter Sache kehrten sie um. Als aber die Leute in Tilleda von den Läden hörten, da riefen sie: „O ihr Thoren! Hättet ihr die Läden ausgehoben und mitgenommen, so wären sie zu Gold geworden!" Eilig liefen die Soldaten wieder auf den Berg, aber die Läden an den Luken waren verschwunden.
3. Wie der Kirt von Wennnngen Geräte borgte. Der Hirt in Nennungen wollte Hochzeit machen, hatte aber kein Tischgerät dazu. Da
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Wennnngen_Geräte
64
V. Der Kreis R a p p o l ts w e ile r.
61,800 Einwohner, 459 □ km.
1. Die Stadt Nnppoltsweiler ^ [Ribeauville]
(5900 Einw.) liegt am Eingang des reizenden
Strengbachthales, durch welches die ' Straße von
Colmar nach Markirch zieht. Im oberen Teile der
Stadt, auf einer Anhöhe, lag das Schloß der ehe-
maligen Grafen von Rappoltstein. Ueberragt wird die
Stadt von den Ruinen der drei Schlösser: Giersberg,
Ulrichsburg und Hohrappoltstein, Sitz der mächtigen
Grafen von Rappoltstein, bevor sie ihren Aufenthalt
in das schon erwähnte Schloß verlegten. Von den
zahlreichen Klöstern, welche sich vor Zeiten auf dem
Gebiete der Stadt befanden, besteht nur noch das
Augustinerkloster, welches gegenwärtig dem Orden
der Schwestern der „Vorsehung" angehört. Erziehnngs-
anstatt für juuge Mädchen.
Der Herrengarten, vor dem östlichen Ein-
gange der Stadt, ist eine schöne schattige Anlage,
die von Eberhard von Rappoltstein 1617 angelegt
wurde. — In einem kleinen Seitenthale, 3 km von
der Stadt, rechts der Markircher Straße, liegt der
berühmte Wallfahrtsort Dusenbach, der kürzlich
wieder ausgebaut wurde. Die h. Maria von Dusenbach
war die Patronin der Musikanten im Elsaß, daher
der Patronstag hier noch der P s e i f e r s ta g genannt
wird. Die Grafen von Rappoltstein waren die Pfeifer-
könige, d. h. die Schutzherren der außerhalb der Ge-
setze stehenden Zunft.
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Extrahierte Personennamen: Giersberg Eberhard_von_Rappoltstein Maria_von_Dusenbach Maria
208
das Endresultat der Ausschußberatungen in einem Hauptentschädigungsplaue, dessen Inhalt der deutsche Reichstag zu Regens bürg unter dem Namen „Neichsdepntations-Hanpt-schluß" am 25. Februar 1803 annahm.
Die wichtigsten Bestimmungen dieses Aktenstückes waren: Der Kurfürst Mar Iv von Pfalzbaiern erhält die Hochstifter Würzburg, Bamberg, Augsburg (doch nicht die Reichsstadt^, Fr ei sin g, einen Teil von Eichstädt und Passau, 13 Reichsabteien, 15 Reichsstädte, die Stadt Mühldorf am Inn und 2 Reichsdörfer; der Großherzog Ferdinand Ii von Toskana bekommt für sein Land (er hatte es 1799 an Frankreich abtreten müssen) das neugebildete Kurfürstentum Salzburg; der Kurerzkanzler von Mainz, Karl Theodor von Dalberg, bekommt die Reichsstadt und das Bistum Regensburg- welches zum Erzbistum erhoben wird; der Markgraf von Baden empfangt das pfälzische Land am rechten Rheinufer mit den Städten Heidelberg und Mannheim und dazu den Titel „Kurfürst". Den Titel „Kurfürst" bekommen außerdem noch der Herzog von Württemberg und der Landgraf von Hessen-Kassel,, so daß Deutschland fortan 12 Kurländer zählt. Die Mannesklöster stehen zur Verfügung der Landesfürsten, die Frauenklöster, welche Klausur haben, sollen im Einverständnisse mit dem Diöcesanbischofe säkularisiert werden. Der Deutsch-Orden und der Malteser-Orden sind von der Säkularisation ausgenommen.
Die Schweiz erhielt durch die Mediationsakte vom 10. Februar 1803 eine neue Einteilung in 19 Kantone; der Kanton Wallis wurde wegen der zur Verbindung Frankreichs mit Italien dienenden Simplonstrasse mit Frankreich vereinigt. Der Erbprinz Ludwig von Parma entsagte seinem Lande zu Gnnsteu Frankreichs und bekam dafür Toskana mit dem Titel eines Königs von Etrurien (nach Ludwigs Tod führte seine Witwe, die Infantin Marie Louise vou Spanien, als Vormünderin ihres Sohnes die Regierung, mußte sie aber 1807 uiederlegeu mtb Etrurien an Frankreich überlassen). Die cisalpinischerepnblik erhielt in Napoleon Bonaparte einen Präsidenten, zugleich aber die Benennung italienische Republik.
Die Stibrarifatioit, 1803.
Nachdem in Baiern schon im Jahre 1802 die M endi-kant en--(Bettel-)Klöster aufgehoben worden waren, schritten 1803 sämtüche deutsche Fürsten, welche durch den Frieden zu Luue-ville Verluste erlitten hatten, zur Säkularisation der in ihren Territorien noch bestehenden Stifter und Klöster. Die A^t und Weise, wie eiuzelue Kommissäre dabei verfuhren, verletzte vielfach sowol einzelne Personen als ganze Gemeinden. Unersetzliche Werke der Wissenschaft und Kunst und viele Denkmäler der Geschichte gingen bei dieser Gelegenheit zll Grunde. Die Mitglieder der aufgehobenen Klöster wurdeu teils pensioniert, teils für den Unterricht und Kirchendienst verwendet, teils in sogenannten Centralklöstern untergebracht. Für Baiern wurde die Säkularisation namentlich dadurch sehr nachteilig, daß die großen Besitzungen und Kapitalien,
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Ii_von_Toskana Ferdinand Karl_Theodor_von_Dalberg Karl Ludwig_von_Parma Ludwig Ludwigs Marie_Louise Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Würzburg Bamberg Augsburg Mühldorf Frankreich Salzburg Mainz Heidelberg Mannheim Württemberg Hessen-Kassel Deutschland Frankreichs Italien Frankreich Frankreichs Etrurien Ludwigs Spanien Frankreich Napoleon_Bonaparte Baiern
80
Landes in 72 Komitate ober Gesellschaften (ungarisch Jsp ansag — Komitat, von Zs p a n — comes), in welchen die vom Könige abhängigen Obergespane die Civil- und Militärgewalt ausübten und mit den höheren Hofbeamten und den Bischöfen als Magnaten den Reichstag bildeten, und breitete seine Herrschaft nach Außen aus. Stephans Nachfolger, sein Schwiegersohl?Peter, ward durch den Gegenkönig Aba verdrängt und vom Kaiser Heinrich Iii wieder eingesetzt, mußte aber für diesen Dienst die deutsche Lehnshoheit anerkennen. Unter seinen Nachfolgern trat neue Ber-wirrung ein, doch erlangte das Reich unter Ladislaus I, dem Heiligeu (1077—1095), innere Festigkeit und unter dessen Sohn Ko^loman (1095—1114) durch die Erwerbung Kroatiens ansehnliche Vergrößerung. Kolomans Sohn Stephan 11(1114— 1131) nötigte die in sein Land eingefallenen Kumauen (ein Zweig des türkischen Stammes) zu festen Niederlassungen und zur Annahme des Christentums, und sein zweiter Nachfolger, Geisa Ii (1141—1161), siedelte viele Deutsche (Sachsen) in der Zips und in Siebenbürgen an. Dem Könige Andreas Ii (1205—1235) nötigten die ungarischen Großen 1222 einen Freiheitsbrief ab, die goldene Bulle, welche bis auf die neuere Zeit die Grundlage der Freiheiten des ungarischen Adels bildete. Bela Iv (1235— 1270) mußte 1241 nach einer durch die Mongolen bei Mochi erlittenen Niederlage nach Österreich fliehen, stellte aber nach dem Abzug der Mongolen den Wolstand des Landes rasch wieder her. Sein Sohn Stephan V (1270—1.272) mußte im Kampfe mit Premislans Ottokar Ii von Böhmen seinen Ansprüchen ans Steiermark entsagen. Ihm folgte fein Sohn Ladislans Iv (1272—1290), der von den Kumanen gemeuchelt wurde. Die Krone Ungarns fiel nun einem Enkel Andreas Ii zu, Andreas Iii (1290—1301), mit welchem der arpadifche Mannsstamm erlosch.
5) Ruktand vor 1276.
Dieses Reich entstand dadurch, daß der von den Slaven zu No'ro^orob herbeigerufene Häuptling dir Normannen oder Waräger, Rurik, aus dem Stamme Ruß,^.Madas Fürstentum Now-gorod gründete. Unter seinem Sohne ghor ward Kiew erobert und zur Residenz erhoben. Jghors Sohn Wladi'mir I (980 — 1014) erbaute die Stadt Wladimir an der Wolga, erwarb sich durch Einführung des (griechischen) Christentums deu Beinameu des Großen und teilte sterbend das Reich unter feine zwölf Söhne, von denen der drittgeborne, Jaroslaw, 1036 alles Gebiet vereinigte und den Tilel „G roß für st" annahm. Nach seinem Tode (f 1054) zersplitterte sich das Reich durch Teilungen in mehrere Fürstentümer, welche 1240 den Mongolen tributpflichtig wurden. Nowgorod erkämpfte 1271 feine Freiheit und behauptete sie dadurch, daß es 1276 der deutschen Hansa beitrat.
TM Hauptwörter (50): [T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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290
Bayern unter Karl Albrecht.
beschränkte die Zahl seiner Diener, rebucirte die Armee auf
12,000 Mann und ließ in allen Theilen des Staatshaushaltes
Ersparnisse eintreten. Zur Tilgung der öffentlichen Schuld, die
sich auf 30 Millionen belief, ward nach dem Anträge des ge-
heimen Rathskanzlers Joseph von Unertl eine Schulden-
tilgungs-Commission errichtet und an die Verordneten
der Landschaft das Ansinnen gestellt, einen Theil der Staats-
schuld zu übernehmen. Diese bewilligten drei Millionen
jährlich an Steuern, gewährten rasch aufeinander (1728, 1734
und 1735) drei außerordentliche Landanlehen und erhoben von
den Kapitalien der Klöster und milden Stiftungen die Summe
von 535,000 Gulden. Zugleich bewilligte der Papst für diesen
Zweck den zehnten Theil aller geistlichen Einkünfte. Leider dauerte
das eiugeführte Sparsystem nur bis zum Jahre 1729, wo Kur-
fürst Karl Albrecht, von Natur zu Pracht ruck Freigebigkeit
geneigt, den Glanz seines Hofes zu verjüngen begann. So
stiftete er, von einer Blatternkrankheit glücklich genesen, am
24. April 1729 den Hausorden vom hl. Georg für katho-
lische Adelige, deren Abkunft von sechzehn väterlichen und ebenso
vielen mütterlichen Ahnen vom Adel erwiesen ist. Bald darauf
stellte er den südlichen rmd östlichen Flügel der Residenz, die am
14. und 15. Dezember 1729 niedergebrannt waren, mit großem
Auswande wieder her und führte an der östlichen Seite des Re-
sidenzbaues mit großen Kosten ein Hoftheater aus, worin fran-
zösische Schauspiele gegeben wurden*). Besonders große Summen
kosteten diesem Fürsten feine Schlösser Nymphenburg und
Starnberg, desgleichen auch die Jagd, die er und seine Ge-
mahlin leidenschaftlich liebten. Da bei solchen Ausgaben die
kaum beseitigte Geldnoth bald wicderkehrte, griff man zu Mitteln,
von welchen einige bis dahin in Bayern noch gar nicht zur An-
wendung gekommen waren. Das Jahr 1734 brachte die Ver-
ordnung einer Geldabgabe statt der Jagdfrohnden und
das Jahr 1735 bescheerte den Uuterthanen eine Hofanlage
*) In diesem Theater entstand 1750 ein Brand, durch welchen außer dem
Theater die Residenz fast bis auf den von Herzog Max I erbauten westlichen
Tract eingeäschert wurde.
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T7: [König Kaiser Rudolf Friedrich Sohn Böhmen Haus Karl Ludwig Albrecht]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Albrecht Karl Albrecht Joseph_von_Unertl Karl_Albrecht Karl Albrecht Georg_für Geldnoth Max_I Max
341
Bayern unter Maximilian Iv Joseph.
seine Befähigung hiefür in einer Concursprüfung vor der Staats-
behörde Nachweisen; dafür wurde auch die Stellung und Besoldung
der öffentlichen Diener und ihrer Familien durch Verordnungen
vom Jahre 1803 und 1805 verbessert und gesichert. — In die
Verhältnisse der arbeitenden und gering bemittelten Bevölkerung
kam dadurch eine Wendung zum Bessern, daß die Bert Heilung
der Gemeinde gründe und die Ablösung der Schaar werke
und der grundherrlichen Lasten gegen billigen Ersah gestattet
wurde. Die zu gleichem Zwecke unternommene Anlegung von
Kolonien auf unfruchtbaren Mooren, wie bei Dachau, Schleiß-
heim, Rosenheim, oder an der Stelle abgetriebener Wälder, wie
bei Kelheim und anderen Orten, hatte nicht den erwarteten Er-
folg, so sehr man auch die Kolonisten durch Abgaben- und Zehnt-
Freiheit aus 10 — 25 Jahre, durch Schenkung von Zimmerholz
zu ihren Gebäuden u. s. w. unterstützte, denn die Zahl der Tag-
werke, die man einer Familie anwies, war zu gering und die
Aufnahme der Kolonisten selbst erfolgte nicht mit der gehörigen
Auswahl. Ebenso wenig vortheilhaft zeigte sich die mit Begünstig-
ungen mancherlei Art gewährte Zertrümmerung großer
Bauerngüter, von der man sich so viel versprochen hatte.
Das Verderblichste von Allem, was vermeintlich im Interesse
der Volksbeglückitng unternommen wurde, war ohne Zweifel die
mit Hintansetzung aller sonstigen Rücksichten unternommene Auf-
hebung der Klöster, welche der Reichsdeputations-
Hauptschluß vom 25. Februar 1803 bewilligte. Schon im
Jahre 1802, also vor dem Erscheinen des Reichsdeputations-
Hauptschlusses, wurde in Bayern zur Aufhebung der Mendikanten
(Bettel)- Klöster, und am 18. März und 5. August 1803 zur
Säcularisation der noch bestehenden geistlichen Stifter und Klöster
geschritten"). Die Aussicht auf den leichten Erwerb der an-
sehnlichen Klostergüter in Verbindung mit Vorurtheilen gegen
diese kirchlichen Anstalten verdrängte jede andere Rücksicht und
jede Erwägung dessen, was die Klöster dem Lande waren, und
was sie ihm noch sein oder werden könnten. Besonders groß
waren die Verluste bei dieser Klösteraufhebung dadurch, daß viele
derselben große Besitzungen und Kapitalien in Oesterreich
hatten, welche sämmtlich wie die von den Hochstiftern dort ge-
legenen Besitzungen voll der österreichischen Regierung nach einem
vorgeblichen H eimfalls rech t (droit d’epave) wie herrenloses
@ut ohne alle Entschädigung oder theilweise Uebernahme der
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
TM Hauptwörter (100): [T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T60: [Preußen Reich Staat Bund Kaiser deutsch Reichstag König Deutschland Regierung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T5: [Jahr Recht Person Gemeinde Staat Steuer Familie Kind Lebensjahr Vermögen], T194: [Kirche Kloster Schule geistliche Gottesdienst Gemeinde Geistliche Leben Staat Priester], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]
Extrahierte Personennamen: Maximilian_Iv_Joseph Maximilian August
20 Innere Zustände Bajoariens unrer d. Agilolfingern.
der Tod seinen schweren Prüfungen ein Ziel setzte. Mit ihm
treten die Agilolfinger als Herzoge Bajoariens ab, nachdem
sie 233 Jahre geherrscht hatten. Ob mit Tassilos Kindern
(Theodo, Theodobert, Catan, Englfrid, Gepahard, Engilvan
hießen seine Söhne, Hrodrud, Adalpirch, Cotade seine Töchter,
von denen die zwei letzteren den Schleier nahmen")) das Geschlecht
der Agilolfinger ausgestorben sei, und wenn nicht, ob die Grafen
von Scheyern (die Luityoldinger)20) Abkömmlinge der Agilol-
finger seien, läßt sich nach den bis jetzt aufgefundenen Doku-
menten mit Sicherheit nicht entscheiden.
§ 16. Innere Zustände Bajoariens unter den
Agilolfingern (554—788):
Den bajoarischen Gesetzen zufolge, die mit den alemannischen,
falischen und ripuarischcn Vieles gemein haben, mußte der Her-
zog stets aus dem Geschlechts der Agilolfinger gewählt und vom
fränkischen Könige bestätigt werden. In der Regel folgte aus
den Vater der Sohn. Der Herzog war oberster Feldherr im
Kriege und zugleich oberster Bewahrer der Sicherheit und der
Gerechtigkeit im Frieden. Ihm standen wahre Majestätsrechte
zu, z. B. im Kirchlichen die Bezeichming derer, welche die bischöf-
liche Würde empfangen sollten. Sein Einkommen bestand im
Ertrage zahlreicher herzoglicher Maierhöfe (villas, surtes xudli-
sus), sowie in den von den Freien des Landes zweimal im
Jahre, im Mai und Herbste, auf die allgemeinen Landesversamm-
lungen mitgebrachten Naturallieferungen. Auch an den gericht-
lichen Strafgeldern hatte er Antheil. Jagd, Fischwasser, Mine-
ralien, Salzquellen, Markt, Zoll und Maut gehörten zu seinen
Hoheitsrechten (Regalien), die er theils selbst benützte, theils zu
fürstlichen Gnadengeschenken verwendete. Wegen Abhaltung der
Landesversammlungen und wegen Besitzes vieler Maierhöfe konnte
der Wohnsitz der agilolfingischen Herzöge kein stätiger sein; doch
war Regensburg vor anderen der herzogliche Sitz und daselbst
ihre Burg.
Die kirchlichen Einrichtungen dieser Zeit sind sehr
einfach. Der Herzog war der Beschützer und höchste Schirm-
vogt der Kirche und bestätigte den vom Klerus und vom Volke
gewählten Bischof; aber häufig nahmen die Herzöge selbst die
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst]]
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83
Amtsherzögen des deutschen Reiches.
für die öffentliche Sicherheit, d. h. für Aufrechthaltung des
Landfriedens zu sorgen und die Landtage zu berufen uni) zu
leiten. Wenn auf diesen die Territorialherren, d. h. die Mark-
grafen und Grafen, die Bischöfe und Aebte, welche den Titel
„Reichsfürsten (principes regni)11 führten, erschienen, so geschah
es nur, weil der König es so wollte und der Herzog im Namen
des Königs den Vorsitz führte. Sie besaßen daher kaum größere
Gewalt oder ausgedehntere Befugnisse, als die ehemaligen karo-
lingischen Sendgrafen und Präfekten. Für ihre herzogliche Amts-
verwaltung erhielten sie gleich den Grafen verschiedene Lehengüter
von: Könige und konnten auf mancherlei Reichnifse und Leistungen
des Volkes Anspruch machen. Der König vergab übrigens die
herzogliche Würde in Bayern, wenn auch nicht jedes Mal, so
doch in der Regel mit Zustimmung der Reichsstände oder der
bayerischen Großen, bisweilen auch auf einen vorher kundgegebeuen
Wunsch des bayerischen Volkes.
Dem Herzoge stand ein Pfalz graf zur Seite, der im
Namen des Kaisers den Blutbann (das Recht, über Leben und
Tod zu erkennen) ausübte, die Aufsicht über die Landgerichte
führte und die zum Reiche oder dem Kaiser gehörigen Güter
verwaltete. Was der Pfalzgraf auf dem Lande, das war der
Burggraf in den dem Kaiser gehörigen Städten. Ausnahms-
weise erhielten den Blutbanu auch einige Große, besonders Bischöfe.
Das Lehenswesen, das schon unter den Agilolfingern
begann und unter der Herrschaft der Karolinger und der fol-
genden deutschen Könige und Kaiser sich ausbildete, löste die
Heerbann- und Gaugerichtsordnung nach und nach auf, so daß
das Kriegsheer dem weitaus größter: Theile nach aus Dienst-
oder Lehen- (Vasallen-) Gefolge bestand. Wie im vorigen Zeit-
räume, so ergaben sich auch in diesem viele freie Grundbesitzer
zum Schutze gegen übermüthige Große einem Stifte, Kloster oder
weltlichen Großen als Mundleute (Schützlinge) und zahlten an
sie Schutz- oder Vogteigeld. Die Gaugrafen fingen allmählig
an, ihre Grafschaften und Aemter zum erblichen Eigenthum zu
machen, vererbten, vereinigten und theilten ihre Besitzungen und
walteten darin als selbstständige Machthaber oder Dynasten^).
Sie leisteten dem Herzoge beim Antritte seiner Regierung und
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TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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