(Sottfrieb vo.i Bouillon.
und Ordnung. Bald fehlte es diesem an Nahrungsmitteln; man raubte und plnderte in Ungarn und Bulgarien. Eine groe Anzahl wurde von den emprten Bewohnern erschlagen, und nur ein kleiner Teil kam in Klein asien an.' Glcklich gelangte das Haupt-Heer nach Asien. Hier aber begannen die Leiden der Kreuzfahrer; Huuger und Durst, Hitze und Seuche rafften Tausende hin; unzhlige fielen vom Schwerte der Feinde. Die Christen eroberten Niea und Antiochia in Kleinasien, wurden aber vou den Trken in letzterer Stadt eingeschlossen und gerieten in harte Bedrngnis. Erst im dritten Jahre laugte der Rest des Kreuzheeres vor Jerusalem an. Die er-schpften Pilger fielen zu Boden nieder, kten die Erde und hatten alle Mhsale vergesseu.
Eroberung von Jerusalem. Die hl. Stadt war stark befestigt, und ein zahlreiches Trkenheer lag in ihren Mauern. Dem Kreuz-Heere fehlte fast alles zur Belagerung; bewegliche Trme und Be-lageruugsmaschinen muten beschafft werden. Als endlich alles zur Eroberung bereit war, wurde der Sturm gewagt. Die Kreuzfahrer
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Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Bulgarien Asien Antiochia Kleinasien Jerusalem Jerusalem
128
nehmen an einer einheitlichen Oberleitung und einer hinreichenden Kriegszucht. An dem oft rmischen Kaiser fanden sie nicht die Untersttzung, welche sie erwartet hatten; Krankheiten, Entb ehrungen aller Art und das Schwert der Feinde hatten die Scharen der Kreuzfahrer schon stark gelichtet, ehe sie an ihrem Ziele anlangten. ^Dazn kamen die durchweg unzulnglichen Mittel, sowie die Uneinigkeit, der Neid und das Mitrauen der morgenlndischen Christen. "Die im Morgenlande erworbenen Besitzungen bildeten keinen Einheits-, sondern einen Vasallenstaat, der die der König von Jerusalem in seiner Macht zu sehr beschrnkt war; die einzelnen Staaten waren zudem unter sich selber nicht enge genug verbunden und konnten deshalb den feindlichen Anstrengungen nicht erfolgreichen Widerstand leisten. /Das neue Knigreich Jerusalem lag vom Abendlande, auf dessen krftige Untersttzung es fortdauerud augewiesen war. zu weit entfernt. Dazu war der Transport zu kostspielig, die Begeisterung lie nach, und immer geringer wurde die Zahl derer, die Gut und Blut fr die heilige Sache zum Opfer zu bringen bereit waren.
Wenn nun auch die nchste Aufgabe, das heilige Land den Trken zu entreien, nicht gelst wurde, fo haben die Kreuzzge doch fr die verschiedensten mittelalterlichen Verhltnisse die weitgehendsten Folgen gehabt.
Durch den Verkehr mit dem Auslande wurde das National-bewutsein gestrkt, durch die Teilnahme an den Zgen der Ge-sichtskreis erweitert. 'Die Frmmigkeit vertiefte sich, religise Begeisternug, Unternehmungslust, Mut und Tapferkeit er-hielten eine mchtige Anregung. Das Lebeu und der Lebensgenu wurden verfeinert, Kunst und Wissenschaft, an deren Frderung sich jetzt auch die Laien beteiligten, blhten krftig empor.
2. Die Ppste. Gewaltig hob sich das Ansehen der Ppste; von ihnen ging die Anregung zu sast allen Kreuzzgen aus, ppstliche Ge-sandte begleiteten und berwachten sie, die Ppste bertrugen Pflichten und verliehen Rechte. Das Papsttum erhob sich der die weltlichen Gewalten und nahm die hchste Stellung in der christlichen Welt ein. Viele adelige Gter, die die Ritter verkauften und verpfndeten, um die Kosten der Ausrstung und der Teilnahme an den Kreuzzgen bestreiten zu knnen, wurden von der Kirche und den Klstern erworben; der wachsende Reichtum wirkte aber nicht berall frdernd auf Zucht und Sitte.
3. Fürsten und Ritter. Die Hausmacht der Fürsten wurde durch Einziehung solcher Lehen, deren Inhaber aus dem Morgenlande nicht zurckkehrten, bedeutend vergrert. Das Rittertum entwickelte sich im Zeitalter der Kreuzzge zur hchsten Blte. Im Kampfe gegen
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Figuren erscheinen schlank nnb anmutig gegenber den feierlich-ernsten Darstellungen des romanischen Stils. Die innige Frmmigkeit und die begeisterte Hingabe fr Religion und Glauben, Zge, die dem ausgehen-den Mittelalter eigen sind, sprechen sich in den gotischen Bildwerken recht deutlich aus. Erwhnt seien nur die Portalfiguren am Stra-burger Mnster, die Apostelsigureu im Klner Dom und das Grabdenkmal Gnters von Schwarzburg im Dome zu Frank-fnrt a. M.
Die Bauleute und Steinmetzen taten sich wie die anderen Hand-werker in Znften, den Bauhtten, zusammen, sorgten fr eine tchtige Ausbildung ihrer Lehrlinge und Gesellen und wachten ngstlich der ihre Kunstgeheimnisse.
Frankreich und England im 12. und 13. Jahrhundert.
a. Fraukreich.
Das Haus der Karolinger, das in Deutschland im Jahre 911 ausstarb, regierte in Frankreich bis zum Jahre 987. Unter den schwachen Herrschern gelang es den Normannen, sich an der unteren Seine fest-zusetzen (Normandie).
Nach dem Aussterben der westfrnkischen Karolinger begann mit der Thronbesteigung Hugo Capets die Herrschast der Capetinger, die der 300 * Jahre ununterbrochen regierten. Die Entwicklung des franzsischen Knigtums nahm einen entgegengesetzten Verlauf wie die des deutschen. Die Capetinger unterdrckten allmhlich die Macht der groen Vasallen, setzten die Erblichkeit der Krone durch und gaben weder ihr Eigengut, noch das Krongut aus der Hand. In den Albigenser-kriegen gewannen sie an den aufblhenden Stdten einen krftigen Rck-halt. Ludwig Vii. beteiligte sich mit Konrad Iii. an dem erfolglosen zweiten Krenzznge, Philipp August mit Friedrich I. an dem dritten; im Kampfe mit Johann ohne Land von England gelang es ihm, fast alle englischen Besitzungen sr Frankreich zurck-zuerobern (Schlacht bei Bonvines). Im Kampse Friedrichs Ii. mit den Ppsten begann Frankreichs Ansehen und Einflu auf Kosten Deutsch-lauds zu wachsen. Ludwig Ix., der Heilige, unternahm zwei Kreuz-zge, regelte die Abgaben, die Zlle und das Mnzwesen und frderte Handel und Gewerbe, wodurch die Entwicklung der Städte begnstigt und das Knigtum immer tiefere Wurzeln im Herzen des franzsischen Volkes schlug. Ein Parlament, ein oberster Gerichtshof, forgte fr eine geordnete Rechtspflege. Philipp Iv., der Schne, bewirkte, da
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Extrahierte Personennamen: Gnters_von_Schwarzburg Hugo_Capets Ludwig_Vii Ludwig Konrad_Iii Konrad Philipp_August Philipp August Friedrich_I. Friedrich_I. Johann Friedrichs Ludwig_Ix. Ludwig_Ix. Philipp_Iv. Philipp_Iv.
Extrahierte Ortsnamen: Klner_Dom Frankreich England Deutschland Frankreich England Frankreich Friedrichs Frankreichs
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ja einmal mußte sie sich von einer Bettlerin in den Kot stoßen lassen. Alles ertrug sie geduldig und ohne Murren. Später reuete ihren Schwager seine Härte, und er rief die unglückliche Frau zurück. Sie aber sehnte sich nicht nach fürstlicher Pflege, sondern zog nach Marburg an der Lahn und lebte da still und einsam ihrem Gott und ihren Nächsten. Alle ihre Habe gab sie den Armen und behielt nur ein graues Kleid, darin man sie begraben sollte. Auf dem Totenbette tröstete sie die Umstehenden und ist dann in Gottes Frieden dahingefahren.
4. Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser.
1. Wie die Kyffhänsersage entlkand. Der Kyffhäuserberg liegt an der „goldenen Aue", südlich vom Harzgebirge, und trug ehedem eine kaiserliche Pfalz oder Burg. Der Name Kyffhäuser bedeutet „Häuser auf der Kippe". Ein alter Turm ist der einzige Rest aus alter Zeit. Jetzt wird dem Kaiser Wilhelm I., dem Weißbart, auf dem Berge ein großes Denkmal errichtet, weil er das deutsche Reich erneuert und die lange Zwietracht geendet hat. Vor mehr als 700 Jahren herrschte in Deutschland gar gewaltig der Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Stammburg seines edlen Geschlechts war die Burg Hohenstaufen in Schwaben, nicht weit von der Zollernburg. Wegen seines rötlichen Bartes wurde der Kaiser in Italien Barbarossa oder Rotbart genannt. Er zog siebenmal über die Alpen nach Italien, um dort die widerspenstigen Städte zu unterwerfen. Mehr als einmal geriet er in Lebensgefahr. Als Greis unternahm er (1190) einen Kreuzzug in das heilige Land, um Jerusalem und die andern heiligen Orter aus den Händen der Türken zu befreien. Siegreich drang er vor. Aber zum großen Jammer seines Heeres ertrank er in einem Flusse und ward im fernen Lande begraben. Das deutsche Volk glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und hoffte in den traurigen Zeiten, die nach ihm kamen, immer auf seine Wiederkehr. Einer erzählte dem andern, er sei nicht gestorben, sondern säße verzaubert in einem unterirdischen Schlosse des Kyffhäuserberges. Er stütze sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein Bart sei durch und um den Tisch gewachsen. Seine Ritter stünden schlafend umher, und seine Tochter lltchen hüte das verzauberte Schloß. Zuweilen zwinke der Kaiser mit den Augen und schicke einen Zwerg hinauf, damit er nachsehe, ob die Raben noch kreischend um den Berg flögen. Sei dies der Fall, dann müsse er wieder hundert Jahre weiter schlafen. (Vergleiche Rückerts Lied: „Der alte Barbarossa —" und Geibels „Tief im Schlosse des Kyffhäuser —".)
2. Wie zwei Soldaten den Turm erstiegen. Der Turnt, in dem der Kaiser unten schlafen soll, hat keinen Eingang. Nur oben sieht man zwei offene Luken, zu denen man auf vorspringenden Steinen emporklettern kann. Zwei Soldaten wollten den alten Kaiser gern einmal sehen. Aus Tille da stiegen sie auf den Berg und kletterten zu den Luken empor, aber sie fanden sie mit eisernen Läden geschlossen. Unverrichteter Sache kehrten sie um. Als aber die Leute in Tilleda von den Läden hörten, da riefen sie: „O ihr Thoren! Hättet ihr die Läden ausgehoben und mitgenommen, so wären sie zu Gold geworden!" Eilig liefen die Soldaten wieder auf den Berg, aber die Läden an den Luken waren verschwunden.
3. Wie der Kirt von Wennnngen Geräte borgte. Der Hirt in Nennungen wollte Hochzeit machen, hatte aber kein Tischgerät dazu. Da
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Wennnngen_Geräte
241
von dem tapfern Tankred, der über den Oelberg zu dem Heere zurückkehrte, gerettet wurden.
2.
Endlich brach der Tag (6. Juni) an und schnell wurden die Höhen erstiegen; da lag sie vor ihnen, die heilige Stadt mit ihren Mauern und Thürmen und wie mit himmlischem Glanze strahlte sie ihnen entgegen. Namenlose Wonne und innige Rührung durchdrang Aller Herzen; vergessen waren alle Gefahren und Mühseligkeiten, nahe der Lohn für alle Verluste. Sie jauchzten und weinten vor Freuden, beteten und sangen, warfen sich nieder und küßten den Boden, wo sie die Fußtritte des Heilandes und seiner Jünger zu sehen glaubten. Nichts glich ihrer Freude, diese Stätte zu schauen, als die Begierde sie zu besitzen, und wohl nie ist ein Heer begeisterter als dieses zur Eroberung einer Stadt herangerückt.
Aber den Herzog Gottfried drückte nun die schwere Sorge, wie die große, von 60,000 Mann vertheidigte feste Stadt mit der geringen Zahl von vielleicht nur 20,000 wirklichen Kriegern einzuschließen und zu belagern sei. Man begann die Arbeit von der nördlichen Seite her. Zunächst der Burg David's nahm Gottfried mit den Deutschen und Lothringern seinen Platz. Schon am fünften Tage wagte das Heer einen allgemeinen Sturm. Vergebens! Zwar warfen sie die Vordermauer nieder und drangen bis zur Hauptmauer, aber aus Mangel an Strickleitern konnten sie weiter nichts ausrichten. Viele von ihnen wurden getödtet, noch mehrere verwundet, und mit Einbruch der Nacht mußten sich Alle wieder zurückziehen.
Das Mißlingen dieses ersten Anlaufs führte zur Besonnenheit. Man dachte nun ernstlicher an einen geordneten Angriff und an die Verfertigung des nöthigen Belagerungszeuges. Aber nun war Mangel an Holz und bald entstand auch Mangel an Nahrungsmitteln, besonders an Wasser; fast wäre in der unerträglichen Hitze das Heer vor Durst verschmachtet. Endlich entdeckte man in einer entfernteren Gegend einen Wald, aus welchem große Stamme und Balken in's Lager geschafft wurden. Noch ein sehr glücklicher Umstand war es, daß Schiffe von Genua in den Hafen von Joppe einliefen, wodurch den Kreuzfahrern Nahrungsmittel, Mannschaft und geschickte Baumeister zugeführt wurden. Nun ging es rasch an die Arbeit. Alle ohne Ausnahme, Vornehme und Niedrige, Arme und Reiche unterzogen sich derselben, und in kurzer Zeit wurden Sturmleitern und Wurfmaschinen in Menge gefertigt. Herzog Gottfried aber und Graf Raimund ließen auf eigene Kosten zwei große Belagerungsthürme bauen und unter unsäglichen Mühen zu denjenigen Stellen der Mauern schaffen, wo ihre Wirkung am erfolgreichsten schien.
3.
Es waren vier Wochen unter mancherlei Arbeit und Beschwerde vergangen; fast alle Vorkehrungen waren vollendet und der Tag zum atier-
Grube, Geschichtsbilder. Ii. ig
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Extrahierte Personennamen: Tankred Gottfried Gottfried Gottfried Raimund
243
medaner schleudern Töpfe mit brennendem Pech und Schwefel auf die Maschinen der Christen und das Holzwerk geräth in Brand. Umsonst ist alle Anstrengung, aller Muth; die Festigkeit der Mauern und der Türken ist furchtbar. So kommt der Mittag heran und den Christen entsinkt der Muth. Nahe dem Ziele, wähnen sie sich demselben ferner als je. Laut jammerten die edelsten Ritter, daß sie nicht gewürdigt werden sollten, die heilige Stadt einzunehmen; schon wollen Manche den Kampf aufgeben und die rauchenden Belagerungsthürme zurückziehen, schon weicht das Heer in Unordnung zurück.
In diesen bedenklichen Augenblicken war es Herzog Gottfried, der die Verzagten ermuthigte und sie zur Vollendung der blutigen Arbeit begeisterte. Während er wie der gemeine Soldat arbeitete und zugleich die Pflicht des Heerführers übte, während er mit seinem Bruder Eustachius auf den obersten Theil dcs Belagerungsthurmes stieg, bemerkte er plötzlich auf dem Oelberge eine Rittergestalt in weißer Rüstung und einen hellstrahlenden Schild schwingend. Er winkt nach der heiligen Stadt zu. „Seht da, ein Cherub mit flammendem Schwerte, den Gott zum Mitstreiter uns gesandt!" so rufen Alle begeistert und jauchzend springen sie abermals gegen die Mauern her.
Nichts hilft es mehr, daß die Feinde mit Woll- und Strohsäcken ihre Mauern verwahren, nichts, daß sie große Balken an die Belagerungsthürme stoßen, um sie zu zertrümmern und zurückzuhalten; Gottfried mit seinen Mannen reißt die Balken nieder und mit feurigen Pfeilen läßt er die Woll- und Strohsäcke in Brand stecken. Jetzt erhebt sich schwarzer Dampf und ein heftiger Nordwind treibt ihn so dick nach der Stadt hin, daß die Feinde von der Mauer zurückweichen. Sowie Herzog Gottfried dies merkt, läßt er die im zweiten Stockwerk seines Thurmes befindliche Fallbrücke auf die Mauer herabfallen. Sie erreicht ihr Ziel. Herzog Gottfried ist Einer der Ersten auf den Zinnen der Mauer. Ihm folgen die Andern. Tankred der Normann und Robert von Flandern erstürmen das Stephansthor und unter dem Ruf: „Gott will es, Gott will es!" dringen die Sieger in die Stadt.
5.
_ Aber kaum^darf man die Sieger „Christen" nennen, die jetzt unaufhaltsam in die Stadt eindringen; so wild und furchtbar ist ihr Toben, so schrecklich überlassen sie sich ihren Leidenschaften. Mit blinder Blutgier fallen sie über die Unglücklichen her, Alles, was ihnen aufstößt, gleichviel ob Bewaffnete oder schwache Kinder, ob Männer oder Weiber oder Greise, wird erwürgt. Umsonst suchen sich die Unglücklichen zu retten; sind sie auch Gottfrieds Schaaren, die von Norden her vordringen, entronnen, so fallen sie Raimund's Kriegern, die von der südlichen Seite heranstürmen, in die Hände, und von Gasse zu Gasse wälzt sich der Mord. Am schrecklichsten wüthet er in dem Tempel Salomo's. Viele Tausende haben hinter den weiten und festen Mauern desselben Schutz
16*
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Extrahierte Personennamen: Gottfried Gottfried Gottfried Gottfried Tankred Robert_von_Flandern Gottfrieds
203
dem Papste beizustehen. Da blieb diesein nichts Linderes übrig, als mit dem Kaiser Frieden zu schließen und ihn vom Banne zu erlösen.
5.
Indem Friedrich das Kaiserthum in seiner vollen Macht herzustellen sich bemühete, wankte ihm doch der Boden überall unter den Füßen. Seinen schlecht erzogenen Sohn Heinrich hatte er nach Deutschland als seinen Stellvertreter gesandt und ließ ihm dann von Italien aus die Befehle zukommen. Aber der Sohn hörte lieber auf die Worte der Schmeichler, die ihm also zusprachen: „Herr, was gehorcht Ihr doch immerdar Eurem Vater, welcher fern ist und sich um Deutschland nicht bekümmert? Wißt Ihr denn nicht mehr, daß er selber hoch und theuer geschworen hat, Deutschland und Italien nie zu vereinigen?" Da schwoll Heinrich's Herz von unbändigem Ehrgeiz; er beschloß, von seinen: Vater abzufallen und die Fürsten für sich zu gewinnen. Er nannte sie „Landesherren" und beschränkte die Freiheit derstädte. Friedrich, der über die freien lombardischen Städte aufgebracht war, fürchtete, daß die deutschen Städte auch ihre Freiheit gegen den Kaiser mißbrauchen möchten, und bestätigte Heinrich's Beschlüsse. Dennoch blieben ihm, als der Sohn wirklich von ihm abfiel, die deutschen Städte treu und später mochte er wohl anerkennen, daß er besser gethan hätte, die Städte gegen die Fürsten zu unterstützen.
Als Kaiser Friedrich den Verrath seines Sohnes und dessen Bündniß mit den Lombarden erfuhr, begab er sich schnell nach Deutschland, zwar ohne Heer, aber im Vertrauen auf die deutsche Treue, und darin täuschte er sich nicht. Siebenzig geistliche und weltliche Fürsten erklärten auf dem Reichstage zu Regensburg Heinrich für schuldig. Dieser mußte sich der Gnade seines Vaters ergeben und erhielt, durch Vermittelung des trefflichen Hochmeisters des deutschen Ritterordens, Hermann von Salza, Verzeihung. Als er aber in thörichtem Stolz bald wieder auf Verrath sann, ließ ihn der Vater greifen und gefangen nach Apulien führen; dort starb er zu Friedrich's großem Herzeleid in einem festen Schloß.
In demselben Jahre (1^35), in welchem Heinrich's Verrätherei erstickt ward, feierte der Kaiser noch ein fröhliches Fest. Friedrich war Wittwer, und warb um die schöne Isabella, Tochter des Johann ohne Land, des Bruders von Richard Löwenherz. Als die Kaiserbraut nach Deutschland kam, wurde sie überall auf das Prachtvollste empfangen, besonders aber in Köln. Zehntausend Bürger, alle zu Pferde und köstlich geschmückt, holten sie feierlich ein. Auch fuhren ihr Schiffe auf trocknem Lande entgegen. Es waren Wagen wie Schiffe gebaut, mit Flaggen und Wimpeln. Die Pferde waren unter Purpurdecken verborgen. In den Schiffen saßen Geistliche und ließen zu Orgel- und Flötentönen heilige Lieder erklingen. Als die Braut durch die festlich geschmückten Straßen fuhr und an allen Fenstern, auf allen Balkons die fröhliche Menge sah, nahm sie Hut und Schleier ab und grüßte freundlich. Da priesen Alle
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Deutschland Deutschland Italien Deutschland Apulien Deutschland
scher König gekrönt und nach der Krönung that er aus Dankbarkeit gegen den Papst das Gelübde, einen Kreuzzug zu unternehmen.
3.
Der junge Kaiser bekam vollauf zu thun, denn in Deutschland wie in Italien war große Unordnung und Verwirrung. Die Ritter brachen aus ihren festen Burgen und die freigelassenen Leibeigenen bildeten eine Art von Räuberbanden, so daß die armen Bauern mit Sorgen ihr Feld baueten. Friedrich ordnete den Landfrieden an und bestellte einen Hofrichter, der alle Tage zu Gericht sitzen sollte über die Friedensstörer. Aber das Unglück war, daß er nicht lange genug in Deutschland verweilte, um seinen Gesetzen Nachdruck zu geben. Seine größte Sorge war auf die Erbländer gerichtet; hier gedachte er sich eine feste Macht zu gründen, um dereinst als Herr des vereinigten Deutschlands und Italiens den alten Glanz der Kaiserkrone wieder herzustellen. Nachdem er die übermüthigen Burgherren in Sicilien und Apulien gedemüthigt hatte, ließ er durch seinen vertrauten Freund, den gelehrten Kanzler P e t e r v o n V i n e i s, eine ganz neue Gesetzgebung aufstellen, welche in vielen Punkten dem römischen Kirchenrechte widersprach. Was er für Deutschland vernachlässigte, die Pflege und Hebung der Städte, das führte er in seinen Erbländern aus; er berief nicht blos die geistlichen Fürsten und die Ritter und den Adel als Abgeordnete, sondern auch die Städte. Kunst und Wissenschaft blüheten herrlich auf; der Kaiser schrieb selbst ein Buch über die Vögel, die Naturgeschichte des Aristoteles ließ er übersetzen; in Neapel wurde eine Hochschule errichtet, prachtvolle Werke der Baukunst erhoben sich und der kaiserliche Hof erscholl vom Klange der Lieder, von Minnegesang und den Sprüchen der morgenländischen Weisen. Von einem ägyptischen Sultan hatte Friedrich ein Zelt geschenkt bekommen, an dem der Lauf der Gestirne durch eine kunstreiche Maschinerie vorgestellt wurde. Um Handel und Schifffahrt zu beleben, stiftete er nicht nur Märkte, sondern sicherte auch die Kaufleute gegen Gewaltthätigkeiten und Bedrückungen und verschaffte ihnen durch seine Bündnisse mit den mohammedanischen Fürsten in Syrien und Aegypten Gelegenheit zum Handel mit ostindischen Waaren.
4.
Während aber Friedrich so an der Blüthe seiner Erbländer arbeitete, zerfiel er mehr und mehr mit den Päpsten. Wiederholt war er von dem Papste Innocenz Iii. und von dessen Nachfolger Honorius Iii. an sein Versprechen, einen Kreuzzug zu unternehmen, erinnert worden; allein der Kaiser fühlte, wie nöthig seine Gegenwart daheim sei und schob den Zug nach Asien hinaus. Nach dem Tode des Honorius übernahm Gregor Ix. die päpstliche Würde, ein Greis an Jahren, ein Mann an Thatkraft, ein Jüngling an Leidenschaft. Dieser drohte dem Kaiser sogleich mit dem Bannflüche, wenn er länger säumen würde. Da merkte Friedrich wohl,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Innocenz_Iii Innocenz Honorius_Iii Honorius Honorius_übernahm_Gregor_Ix Honorius Gregor Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Italien Deutschland Deutschlands Italiens Sicilien Apulien Deutschland Neapel Syrien Asien
im westfälischen Frieden ausdrücklich bestimmt war, dass die Reichsstädte in den abgetretenen Landschaften im Verbände des deutschen Reiches bleiben sollten, so wurde doch das wichtige Strassburg, die Grenzwehr Deutschlands und eine alte Ruhmesstätte deutscher Kunst und deutscher Bildung, durch Bestechung des Stadtrathes und Mitwirkung des französisch gesinnten Bischofs Franz Egon von Fürstenberg mitten im Frieden durch einen Handstreich genommen. Um nun von Seiten des Kaisers bei diesen Vergrösserungsplänen ungestört zu sein, verwickelte er diesen in einen Krieg mit den Ungarn und Türken.
2. Die Türkenkriege und das Ende der Reunionen. Der Sultan Mahmud Iv., welcher Siebenbürgen in eine türkische Provinz zu verwandeln wünschte, hatte schon 1663, als die Siebenbürgen sich gegen seinen Willen einen einheimischen Fürsten wählten, welcher sich im Anschluss an Oesterreich zu behaupten suchte, einen Krieg gegen den Kaiser begonnen. In diesem ersten Türkenkriege (1663—1664) gewann zwar der kaiserliche Feldherr Montecuculi, von Reichstruppen und einem französischen Heere unterstützt, durch seinen Sieg bei St. Gotthard glänzende Erfolge, aber in dein Frieden (zu Vasvar 1664) genehmigte der Kaiser doch die Einsetzung eines vom Sultan empfohlenen Fürsten in Siebenbürgen. — In Ungarn entstand über diesen ungünstigen Frieden eine Missstimmung. Mehrere ungarische Magnaten benutzten die allgemeine Unzufriedenheit, um den Plan des Kaisers, die ungarische Krone erblich zu machen, zu durchkreuzen und traten sogar mit Ludwig Xiv. in Verbindung. Der Kaiser entdeckte zwar diese verräthe-rische Verbindung und strafte die Uebelthäter; aber die Strenge, womit er in Ungarn schaltete, veranlasste jetzt auch die dortigen Protestanten eine vollständige Glaubensfreiheit zu verlangen und sich mit dem unzufriedenen Adel zu verbinden. Die Aufständischen erhoben sich unter dem Grafen Emmerich Töcköly, welcher sich mit Hülfe Frankreichs zum Herrn von Ungarn machte, und ' das Land vom Sultan zu Lehen nahm. Auf diese Weise in die deutschen Verhältnisse verwickelt und von Ludwig Xiv. angetrieben liess der Sultan ein Heer von 200,000 Mann unter seinem Gross-
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Extrahierte Personennamen: Franz_Egon_von_Fürstenberg Franz Mahmud_Iv. Montecuculi Gotthard Ludwig_Xiv Ludwig Emmerich_Töcköly Ludwig_Xiv Ludwig
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seinen Standort und stellte sich an der schwächeren Nordseite am Stephansthor auf. Sieben Stunden hatten die Christen am folgenden Tage vergeblich mit der grössten Anstrengung gekämpft und dachten schon an den Rückzug, als sie, wie berichtet wird, auf dem Ölberge einen Ritter von übermenschlicher Grösse und in schimmernder Silberrüstung erblickten. Dieser Anblick belebte den gesunkenen Mut, sie versuchten einen neuen Angriff, und aus Gottfrieds Belagerungsturme drang man über eine Fallbrücke auf die feindliche Mauer. Gottfried selbst war einer der ersten, welche die Mauer bestiegen. Jetzt wurde von innen das Thor gesprengt und dem eindringenden Heere der Weg gebahnt. Die in der Stadt wohnenden Christen, welche auffallender Weise aus Angst vor dem Christenheere in einer Kirche Kyrie eleison sangen, wurden durch eine Wache geschützt, dagegen die Sarazenen überall ohne Erbarmen niedergemacht, selbst Weiber und Kinder wurden nicht verschont. In der auf der Stelle des alten Salomonischen Tempels erbauten grossen Moschee, in die sich viele Mohammedaner geflüchtet hatten, wütete das Schwert der Christen so, dass das Blut in Strömen die Stufen des Tempels hinunterfloss; ja die Juden wurden sogar in ihrer Synagoge verbrannt. Dann drang man in die Häuser, plünderte, mordete ohne Unterschied und verübte Greuel, welche nur in der Erbitterung der Kreuzfahrer gegen die Ungläubigen und in der ganzen Sitte und Anschauung der Zeit eine Erklärung, wenn auch keine volle Entschuldigung finden. Nachdem die Sieger ihre Kriegswut im Blute der Ungläubigen gekühlt hatten, begaben sie sich in die Auferstehungskirche, stimmten Loblieder an und bekannten öffentlich ihre Sünden. So nahe berührten sich Grausamkeit und aufrichtige Frömmigkeit.
Um den Besitz der eroberten Stadt zu sichern, wurde Gottfried von Bouillon zum Könige von Jerusalem gewählt; aber er nannte sich in frommer Demut nur Beschützer des heil. Grabes, weil er da nicht die Königskrone tragen wollte, wo der Heiland die Dornenkrone getragen hatte. Seine letzte Heldenthat war der Sieg bei Ascalon (August 1099), den er mit 20,000 Mann über ein weit überlegenes Heer des fatimidischen Kalifen von Ägypten gewann. Nachdem er durch diesen Sieg die Besitznahme Jerusalems gesichert, erlag er noch in demselben Jahre den Folgen des Klimas und übermässiger Anstrengung. Auf seinen Wunsch wurde sein Bruder Balduin zu seinem Nachfolger ernannt, welcher zuerst den Titel König von Jerusalem annahm.
Das Königreich Jerusalem umfasste: 1. Das eigentliche Kronland Jerusalem, die südliche Hälfte des ehemaligen Palästina. 2. Die von Gottfrieds Bruder Balduin gegründete Grafschaft Edessa. 3. Das von Bohemund gestiftete Fürstentum Antiochien. 4. Das von Tancred gegründete Fürstentum Tiberias. 5. Die Grafschaft Tripolis. Ausserdem gehörten dazu noch viele mittelbare Lehen. — Das Königtum war erblich, nur beim Aussterben
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