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1. Das erste Geschichtsbuch - S. 108

1892 - Gera : Hofmann
— 108 — ja einmal mußte sie sich von einer Bettlerin in den Kot stoßen lassen. Alles ertrug sie geduldig und ohne Murren. Später reuete ihren Schwager seine Härte, und er rief die unglückliche Frau zurück. Sie aber sehnte sich nicht nach fürstlicher Pflege, sondern zog nach Marburg an der Lahn und lebte da still und einsam ihrem Gott und ihren Nächsten. Alle ihre Habe gab sie den Armen und behielt nur ein graues Kleid, darin man sie begraben sollte. Auf dem Totenbette tröstete sie die Umstehenden und ist dann in Gottes Frieden dahingefahren. 4. Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser. 1. Wie die Kyffhänsersage entlkand. Der Kyffhäuserberg liegt an der „goldenen Aue", südlich vom Harzgebirge, und trug ehedem eine kaiserliche Pfalz oder Burg. Der Name Kyffhäuser bedeutet „Häuser auf der Kippe". Ein alter Turm ist der einzige Rest aus alter Zeit. Jetzt wird dem Kaiser Wilhelm I., dem Weißbart, auf dem Berge ein großes Denkmal errichtet, weil er das deutsche Reich erneuert und die lange Zwietracht geendet hat. Vor mehr als 700 Jahren herrschte in Deutschland gar gewaltig der Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Stammburg seines edlen Geschlechts war die Burg Hohenstaufen in Schwaben, nicht weit von der Zollernburg. Wegen seines rötlichen Bartes wurde der Kaiser in Italien Barbarossa oder Rotbart genannt. Er zog siebenmal über die Alpen nach Italien, um dort die widerspenstigen Städte zu unterwerfen. Mehr als einmal geriet er in Lebensgefahr. Als Greis unternahm er (1190) einen Kreuzzug in das heilige Land, um Jerusalem und die andern heiligen Orter aus den Händen der Türken zu befreien. Siegreich drang er vor. Aber zum großen Jammer seines Heeres ertrank er in einem Flusse und ward im fernen Lande begraben. Das deutsche Volk glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und hoffte in den traurigen Zeiten, die nach ihm kamen, immer auf seine Wiederkehr. Einer erzählte dem andern, er sei nicht gestorben, sondern säße verzaubert in einem unterirdischen Schlosse des Kyffhäuserberges. Er stütze sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein Bart sei durch und um den Tisch gewachsen. Seine Ritter stünden schlafend umher, und seine Tochter lltchen hüte das verzauberte Schloß. Zuweilen zwinke der Kaiser mit den Augen und schicke einen Zwerg hinauf, damit er nachsehe, ob die Raben noch kreischend um den Berg flögen. Sei dies der Fall, dann müsse er wieder hundert Jahre weiter schlafen. (Vergleiche Rückerts Lied: „Der alte Barbarossa —" und Geibels „Tief im Schlosse des Kyffhäuser —".) 2. Wie zwei Soldaten den Turm erstiegen. Der Turnt, in dem der Kaiser unten schlafen soll, hat keinen Eingang. Nur oben sieht man zwei offene Luken, zu denen man auf vorspringenden Steinen emporklettern kann. Zwei Soldaten wollten den alten Kaiser gern einmal sehen. Aus Tille da stiegen sie auf den Berg und kletterten zu den Luken empor, aber sie fanden sie mit eisernen Läden geschlossen. Unverrichteter Sache kehrten sie um. Als aber die Leute in Tilleda von den Läden hörten, da riefen sie: „O ihr Thoren! Hättet ihr die Läden ausgehoben und mitgenommen, so wären sie zu Gold geworden!" Eilig liefen die Soldaten wieder auf den Berg, aber die Läden an den Luken waren verschwunden. 3. Wie der Kirt von Wennnngen Geräte borgte. Der Hirt in Nennungen wollte Hochzeit machen, hatte aber kein Tischgerät dazu. Da

2. Geschichtsbilder aus der alten und der vaterländischen Geschichte für Volksschulen - S. 38

1880 - Berlin : Hofmann
38 stark befestigt und von 60,000 Streitern vertheidigt. Mit ungehenern Anstrengungen schafften die Kreuzfahrer, die kaum halb so viele an Zahl waren, Belagerungsmaschinen, besonders bewegliche Trme, herbei. Zwei Tage wurde mit beispielloser Tapferkeit gestrmt, aber erfolglos. Da pltzlich glaubten die Kreuzfahrer auf dem Olberge einen Ritter in leuchtender Rstung zu sehen. Gott sendet den Erzengel Michael zu Hlfe!" rief man sich zu, und die Begeisterung ward unwiderstehlich. Zuerst erstiegen Gottfried und sein Bruder von einem Turme die Mauer. Ein Thor ward niedergerannt, die erste Ringmauer durch-brechen, der Wallgraben ausgefllt, und hinein strmten die rche-durstigen Scharen mit dem Rufe: Gott will es!" In grauenvoller Metzelei sielen 70,000 Trken; die Juden wurden in ihrer Synagoge verbrannt; bis an die Knchel wateten die Sieger im Blute. Gott-fried aber ging barfu im Bergewande zum heil. Grabe und dankte Gott knieend fr den Sieg. Da warf auch das Kriegsvolk die Waffen weg und zog barfu unter Bugesngen in die Grabeskirche. Man bot dem edlen Gottfried die Krone von Jerusalem an, er aber sprach: Wie sollte ich an der Stelle eine goldene Krone tragen, wo mein Heiland unter der Dornenkrone geblutet hat!" und nannte sich nur Beschtzer des heil. Grabes. Nachdem er noch ein siebenmal strkeres Heer des Sultans von gypten besiegt hatte, erlag er schon im nchsten Jahre den bermenschlichen Anstrengungen. Sein Bruder-Balduin folgte ihm als König von Jerusalem. 6. Ausgang und Folgen der Kreuzzge. Durch die Uneinig-keit der Christen und die Tapferkeit der Trken ging spter ein Ort nach dem andern wieder verloren. Und obgleich das Abendland in 7 Kreuzzgen gegen 6 Millionen Menschen opferte, so siel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palstina den Trken wieder in die Hnde. Die Kreuzzge sind indessen von wichtigen Folgen gewesen. Das Ansehen der Ppste und die Macht der Kirche wuchs ungemein. Viele Fürsten erweiterten ihre Hausmacht durch erledigte Lehen. Das Ritterthum entwickelte sich zur vollsten Blte. Die Macht der Städte wuchs zusehends durch den lebhaften Handelsverkehr. Viele Leibeigene kauften sich los, und der Bauernstand wurde freier. Die Völker traten sich nher; neue Lnder, Pflanzen und Thiere wurden bekannt, fremde Sprachen studirt, die Werke der gelehrten Griechen und Araber durchforscht, den Malern und Dichtern neue Ge-genstnde fr ihre Kunst zugefhrt. 10. Friedrich I. Sarbarojsa. 11521190. 1. Die Hohenstaufen. Den schnsten Glanz gewann die deutsche Krone unter den 6 hohenstaufischen Kaisern, die von der Burg Staufen in Schwaben stammten. Unter ihnen brach fr deutsche

3. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 63

1917 - Düsseldorf : Schwann
63 Bouillo n hervor, ein franzsischer Grafensohn, der als Herzog von Niederlothringen auch deutscher Fürst war. Auf dem Landwege durch Deutschland und Ungarn erreichten die Kreuzfahrer den Bosporus. Griechenschiffe trugen sie zur Kste Kleinasiens hinber.' Unter den Mauern des eroberten Antiochien, wo man die durch Christi Blut geheiligte Lanze fand, schlugen die Christen ein Trkenheer. An einem Junitage 1099, nach einer Drangsal von drei Jahren, erblickte man endlich von einer Hhe herab die heilige Stadt, Aber nur etwa 20 000 Kreuzfahrer, ein Zehntel der ursprnglichen Zahl, waren noch brig. Als die ntigen (Sturmleitern und Belagerungstrme aus Holz hergestellt waren, unternahmen die Christen am 15. Juli, nach feierlicher Bittprozession rings um die Stadt, den entscheidenden Angriff. Viele Stunden wogte der Kampf; die Verteidiger sandten Balken und Steine, brennenden Schwefel und siedendes Ol auf die Strmenden hinab. Endlich gelang es dem tapferen Gottfried von Bouillon, die Fallbrcke eines Belagerungsturmes auf die Mauer niederzulassen; nun drangen die Kreuzfahrer, Gottfried voran, un- aqq Widerstehlich der die Mauer in die heilige Stadt. Gott 1v Je/ will es! Gott mit uns!" hallte ihr Ruf durch die Straen. In Strmen flo das Blut der Unglubigen unter dem Christensch werte; kein Alter, fein Geschlecht wurde verschont. Am Abende zogen die Eroberer in einer Dankprozession zur Kirche der Auferstehung des Herrn. Es erstand nun ein christliches Knigreich Jerusalem. Zum Herrscher dieses Kreuzfahrerstaates whlte man den tapferen Gottfried von Bouillon. Er nannte sich aber in Demut nur Beschtzer des Heiligen Grabes"; erst sein Bruder und Nachfolger Balduin fhrte den Titel König 102. Die Ritterorden. Die beste Sttze der Christen im Morgenlande wurden die geistlichen Ritterorden. Sie waren eine Verbindung von Mnchtum und Rittertum; zu den alten Mnchsgelbden Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam trat als besondere Aufgabe der Kampf gegen die Unglubigen. Die Mitglieder zerfielen in Priester, Ritter und dienende Brder; an ihrer Spitze standen Hochmeister, die fast wie Könige geboten. Die Templer hatten ihr Ordenshaus auf der Sttte des einstigen Salomonischen Tempels; nach ihm fhrten sie auch den Namen. Ihre Ordenstracht war ein weileinener Mantel mit einem viereckigen roten Kreuz auf der linken Seite. Die Burgen der Templer lagen besonders auf der Insel Zypern. Der Orden wurde im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts von dem Könige von Frankreich seiner Gter beraubt und aufgehoben; der letzte Hochmeister endete auf dem (Scheiterhaufen in Paris.

4. Ausgewählte Abschnitte der Weltgeschichte, Einführung in die geschichtliche Lektüre - S. 91

1916 - Düsseldorf : Schwann
— 91 — zusammengeschmolzenen Heere die Zinnen und Minarets der heiligen Stadt entgegen. Am 15. Juli, nachdem mit vieler Mühe die erforder- -i Aqq lichen Belagerungstürme hergestellt worden, erfolgte der aui/«7 entscheidende Sturm, über den der Erzbischof Wilhelm von Tyrus (12. Jahrh.) also berichtet: „Die Heerhaufen des Herzogs [Gottfrieb] und der Grafen, die auf der Nordseite die Stadt bestürmten, hatten es mit Gottes Hilfe so weit gebracht, daß die Feinde erschöpft waren und bereits keinen Widerstand mehr zu leisten wagten. Die Vormauern waren zerbrochen, der Graben völlig ausgefüllt. Ungefährdet sonnten sie also an die Mauer herankommen, selten nur wagten die Feinde, ihnen durch die Schießscharten einen Schaden zuzufügen. Die aber, welche in dem Belagerungsturm [Gottfrieds] waren, warfen nach Aufforderung des Herzogs in das mit Baumwolle angefüllte Polster und in die Säcke voll Spreu [an der Mauer] Feuer, das, von dem Nordwind, welcher eben wehte, angefacht, qualmenden Rauch in die Stadt wälzte. Als dieser stärker hereindrang, vermochten die, welche die Mauer verteidigen sollten, weder Mund noch Augen zu öffnen, und, bestürzt und von dem Wirbel des dampfenden Qualmes betäubt, ließen sie die Bewachung der Mauer im Stiche. Als der Herzog dies erfuhr, ließ er in aller Eile die Balken, welche sie den Feinden entrissen hatten, hinausschaffen, sie auf der einen Seite auf die Maschine, auf der andern auf die Mauer legen und dann die bewegliche Wanb des Belagerungsturms nieberlassen. Diese würde nun auf die genannten Balken gelegt und so eine Art Brücke hergestellt, die auf einer Unterlage von hinreichender Festigkeit ruhte. So würde also das, was die Feinde zu ihrem Schutz herangebracht hatten, zu ihrem Schaden gewendet. Als nun so die Brücke hergerichtet war, drang zuerst vor allen der ruhmreiche und erlauchte Held Herzog Gottfried mit seinem Bruder Eustachius in die Stadt, zugleich die übrigen ermunternd, ihm nachzufolgen". Nun ergossen sich die Scharen der Kreuzfahrer über die Mauern hinweg in die heilige Stadt; „Gott will es! Gott mit uns!" hallte ihr Ruf durch die Straßen. In Strömen floß das Blut der Ungläubigen unter dem Christenschwerte: kein Alter, kein Geschlecht ward verschont. Am Abende zogen dann die Eroberer in einer Dankprozession zur Kirche der Auferstehung des Herrn. Alsbald schritt man zur Gründung eines christlichen Königreiches Jerusalem mit den Lehnsfürstentümern Edessa, Antiochien und Tripolis; erster Herrscher des Kreuzfahrerstaates wurde der tapfere Gottfried von Bouillon, der sich aber in Demut nur „Beschützer des Heiligen Grabes," nannte. Zu einer Erstarkung hat es der neue Lehnsstaat wegen innere Uneinigkeit und der steten Türkennot nicht gebracht. 4. Die Ritterorden. Außer dem stetigen Zuzuge von abendländischen Kreuzfahrern wurden die beste Stütze des Christenstaates im Heiligen Lande die geistlichen Ritterorden. Zu den alter,

5. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 107

1904 - Habelschwerdt : Franke
107 einen Vertrag, nach welchem sie 40 60 oder mehr Hufen Landes zu Lehen erhielten. (Eine Hufe hatte gewhnlich 60 Morgen oder etwa 15 ha.) Zwei bis vier Hufen gehrten dem Unternehmer, zwei waren fr die Pfarrei bestimmt, die brigen Hufen erhielten die Ansiedler. Der Unternehmer wurde der Erbschulze des Dorfes. Er war frei von Abgaben, mute aber dem Landeshern ein Lehns-pferd stellen und selbst Reiterdienste leisten. Die angesiedelten Bauern zahlten Grundzins und Zehnten. Bei der Grndung neuer Städte verfuhr man hnlich, nur war die erworbene Bodenflche grer. Diese neuangelegten Städte zeigen fast alle denselben Banvlan. In der Mitte wurde der vier-eckige Marktplatz (Riug) angelegt, auf dem das Rathaus feinen Platz fand. Vom Markte gehen rechtwinklig die Straen aus. Die Pfarr-kirche baute man anf einen Platz in der Nhe des Marktes. Whrend unter den letzten Hohenstaufen die Kaisermacht verfiel, befestigten deutsche Bauer, Brger, Mnche, Priester und Ritter zum Teil auf friedlichem Wege die Herrschaft ihres Volkstums der ein Gebiet, das jetzt etwa 3/ des Deutschen Reiches bildet. Mit Recht hat man darum die Besiedlung und Germauisieruug der Slawen-lnder als die Grotat des deutscheu Volkes im Mittelalter" bezeichnet. Ircrnkreich und gngcan zur Zeit der stcrusifchen Kcriser. Frankreich. Seit dem Beginn des 12. Jahrhunderts fanden die Kapetinger in ihrem Streben, einen Einheitsstaat zu grnden, Untersttzung an den Bauern, die sie vor dem raubgierigen Adel schtzten, an der Geistlichkeit und an den Stdten, in denen sich die Selbstverwaltung entwickelte. Ludwig Vii. (11371180) beteiligte sich mit Konrad Iii. am 2. Kreuzzuge. Als sich seine von ihm geschiedene Gemahlin Eleonore von Poitiers mit dem Thron-erben von England verheiratete, kam die ganze westliche Hlfte von Frankreich in englischen Besitz. Ludwigs Sohn Philipp Ii. mit dem Beinamen Angustns, d. h. Mehrer des Reichs (11801223), ist einer der grten Kapetinger. Er nahm mit Friedrich Barbarossa und Richard Lwenherz an dem 3. Kreuzzuge teil. Seiner klugen und rcksichtslosen Politik gelang es, die Macht des Knigs zu strken und die englischen Besitzungen in Frankreich zu gewinnen. 1214 schlug er die Englnder und den mit ihnen verbndeten Kaiser Otto Iv. in der Schlacht bei Bonvines. Gegen Ende seiner Regierung brachen die Albigenserkriege aus, die schlielich 1243 zur Ausbreitung der kapetingischen Macht der Sdfrankreich fhrten. Unter Philipp Ii. August erwachte das franzsische Nationalbewutsein. Da die Ppste in den Kmpfen mit Kaiser Friedrich Ii. sich auf Frankreich sttzten, so be-gann dessen Ansehen und Einflu auf Kosten Deutschlands zu steigen. Unter Philipps Ii. Enkel Ludwig dem Heiligen (12261270), fr den anfangs seine kluge Mutter Blanka regierte, stieg die Knigsmacht immer mehr und schlug im Herzen des franzsischen Volkes tiefe Wurzel. Ludwig stellte die

6. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 108

1904 - Habelschwerdt : Franke
108 ffentliche Sicherheit her, frderte die Entwicklung der Städte durch Regelung der Abgaben, der Zlle und des Mnzwesens und durch Begnstigung von Handel und Gewerbe. Die Rechtspflege ordnete er durch Errichtung eines obersten Gerichtshofes, des Parlaments, in Paris. In den unmittelbar unter der Krone stehenden Gebieten setzte der König seine Beamten ein und erhob regelmige Steuern. Auch nach auen wuchs der franzsische Einflu. Karl von Anjou, der Bruder Ludwigs Ix., wurde 1267 König von Sizilien. In seinem Glaubenseifer unternahm Ludwig zwei Kreuzzge (1248 und 1270), die aber beide erfolglos blieben. Auf dem letzten Kreuzzuge starb er vor Tunis. Er gilt als das Ideal der mittelalterlichen Könige Frankreichs. Whrend der Kreuzzge erwachte in der franzsischen Ritterschaft eine hohe religise Begeisterung und eine Abenteuerlust, die auf das ganze geistige Leben der Nation einwirkte. Die ritterliche Poesie blhte, und die bildenden Knste nahmen einen hohen Aufschwung. Im nrdlichen Frankreich schuf die sich rasch entwickelnde Gotik herrliche Bauwerke und verbreitete sich von hier aus der das ganze Abendland. England. Im Jahre 1154 kam mit Heinrich Ii. (bis 1189) das Haus Plantagenet (plntedschenet) auf den englischen Thron, den es bis 1399 innehatte. Heinrich stammte aus der Ehe, welche die englische Knigstochter Mathilde, die kinderlose Witwe Kaiser Heinrichs V., mit dem Grafen von Anjou, Gottfried Plantagenet, geschlossen hatte. Durch seine Heirat mit der geschiedenen Gemahlin Ludwigs Vii. erhielt Heinrich Ii. das westliche Frankreich, womit der Anla zu langen Kmpfen gegeben war. Er erwarb auch die Lehnshoheit der Irland. Die Emprung seiner Shne (vgl. Bertran de Born von Uhland) verbitterte Heinrichs letzte Lebensjahre. Sein Sohn, Richard Lwenherz, ein tapferer, abenteuerschtiger und grausamer Fürst (11891199), war der Schwager Heinrichs des Lwen und ein Gegner der Hohenstaufen. Er nahm am 3. Kreuzzuge teil und wurde von Kaiser Heinrich Vi. lnger als ein Jahr gefangen gehalten (S. 83). Nach seiner Rckkehr fhrte er mit Philipp August, der die Normaudie angegriffen hatte, Krieg. Richards Bruder und Nachfolger, der genuschtige Johann ohne Land, verlor fast alle Besitzungen in Frankreich an Philipp August und ge-riet auch mit dem Papste in Streit. Da ihn seine Vasallen zu verlassen drohten, mute er die Magna Charta, den groen Freiheitsbrief, unterzeichnen, wodurch der Grund zu der englischen Verfassung gelegt wurde. Die wichtigsten Bestimmungen der Magna Charta waren, da niemand verhaftet und mit Ber-lnst des Eigentums oder Verbannung bestraft werden solle, wenn er nicht durch gesetzmigen Spruch seiner Standesgenossen verurteilt sei, und da ohne Zustimmung des Reichsrats (der Groen) keine auerordentlichen Ab-gaben erhoben werden drfen. Ein Ausschu von Baronen sollte der die Ausfhrung dieser Bestimmungen wachen. Die Regierungszeit Heinrichs Iii. (12161272), dessen Bruder Richard von Eornwallis zum deutschen

7. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 40

1914 - Düsseldorf : Schwann
- 40 — In der Ferne ragt der Turm einer Bischofs- oder Klosterkirche auf, und der Wall einer Burg, die Mauer einer Königspfalz mahnt an die Unsicherheit des Landes; die Zeiten sind noch rauh, und auf den „Königsstraßen" lauert die Gewalttat. Im Schutze der Burgmauern lagern die ersten größeren Ansiedlungen mit dem Keime städtischer Entwicklung; die Zeit der letzteren ist aber noch nicht gekommen, und die Kunde von der Macht der wenigen alten Städte, wie Cöln oder Mainz, erregt das Staunen der bäuerlichen Menschen. Die Bewegung der Kreuzzüge. Die Kreuzzüge, bereit wir sieben große zählen, strtb die gewaltigste Bewegung in der Welt seit der Völkerwanberung gewesen. Ihre Zeit umfaßt etwa zwei Jahrhuuberte, 1096—1270. Für die Entwicklung des Mittelalters haben sie die größte Bebeutung gehabt. § 72. Die Entstehung. Wallfahrten nach dem Heiligen Lande waren schon seit früher Zeit üblich. Die Araber ließen die Wallfahrer unbehelligt. Seitdem aber gegen Ende des elften Jahrhunderts die Türken, die ursprünglich im Innern Asiens hausten, Palästina erobert hatten, mußten die Christen mancherlei Bedrängnis erdulden; immer lauter wurden die Klagen der Pilger, wenn sie ins Abendland heimkehrten. Der Gedanke, die heiligen Stätten mit Gewalt zu befreien, wurde reif; eine tiefreligiöfe Stimmung beherrschte die waffenfrohe Zeit. Im Jahre 1095 hielt nun der Papst Urban Ii. eine große Kirchenversammlung zu Clermout in Frankreich. Mit feurigen Worten rief er hier die Völker zu dem großen Werke auf. Seine Rede entfachte eine stürmische Begeisterung der zahllosen Menge. Mit dem Rufe: „Gott will es!" hefteten sich viele Tausende als „Kreuzfahrer" auf die rechte Schulter ein rotes Kreuz, das in unserer Zeit zum Schutze der Verwundetenpflege im Kriege erneuert worden ist. Kreuzprediger zogen durch Frankreich und Italien, und von allen Seiten strömten Ritter und Knechte, Bürger und Bauern, ergraute Männer und zarte Knaben zum Altare, um des Priesters Weihe für Schwert und Pilgerkleid zu empfangen?) § 73. Der erste (wichtigste) Kreuzzug. Die ersten Kreuzfahrerhaufen, die den allgemeinen Aufbruch nicht abwarten konnten, zogen unter der Führung des Einsiedlers Peter von Amiens und des Ritters Walter von Habenichts gen Osten. Aber sie verkamen schon auf dem Wege nach Konstantinopel. Im Frühjvhre 1096 brach endlich das meist aus Franzosen und Italienern bestehende Kreuzheer auf. Unter den zahlreichen vor- x) Gedichte: Geibel, „Die Kreuzzüge." Dahn, „Kreuzvredigl."

8. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 41

1914 - Düsseldorf : Schwann
— 41 — nehmen Führern glänzte besonders Gottfried von Bouillon, ein französischer Grafensohn, der als Herzog von Niederlothringen auch deutscher Fürst war. Auf dem Landwege durch Deutschland und Ungarn erreichten die Kreuzfahrer den Bosporus. Griechenschiffe trugen sie an die asiatische Küste?) An einem Junitage 1099, nach einer Drangsal von drei Jahren, erblickte man endlich von einer Höhe herab die heilige Stadt. Aber nur etwa 20 000 Kreuzfahrer, ein Zehntel der ursprünglichen Zahl, waren noch übrig. Als die nötigen Sturmleitern und Belagerungstürme aus Holz hergestellt waren, unternahmen die Christen am 15. Juli den entscheidenden Angriff. Viele Stunden wogte der Kampf; die Verteidiger fandten Balken und Steine, brennenden Schwefel und siedendes Ol auf die Stürmenden hinab. Endlich gelang es dem tapferen Gottfried von Bouillon, die Fallbrücke eines Belagerungsturmes auf die Mauer niederzulassen; nun drangen die Kreuzfahrer, Gottfried voran, unwiderstehlich über die Mauer in die heilige Stadt. „Gott will es! Gott mit uns!" hallte ihr Ruf durch die -| Aqq Straßen. In Strömen floß das Blut der Ungläubigen lötvt/ unter dem Christenschwerte; kein Alter, kein Geschlecht wurde der* schont. Am Abend zogen die Eroberer barfuß und entblößten Hauptes in feierlichem Zuge zur Kirche des heiligen Grabes, um Gott für den Sieg zu danken?) Es erstand nun ein christliches Königreich Jerusalem. Zum Herrscher dieses Kreuzfahrerstaates wählte man den tapferen Gottfried von Bouillon. Er nannte sich aber in Demut nur „Beschützer des Heiligen Grabes"; erst sein Bruder und Nachfolger Balduin führte den Titel König. § 74. Die Ritterorden. Die beste Stütze der Christen im Morgenlande wurden die geistlichen Ritterorden. Sie waren eine Verbindung von Rittertum und Mönchtum; zu den alten Mönchsgelübden Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam trat als besondere Ausgabe der Kampf gegen die Ungläubigen. Die Mitglieder zerfielen in Ritter, Priester und dienende Brüder; an ihrer Spitze standen H o ch m e i st e r , die fast wie Könige geboten. Die Templer hatten ihr Ordenshaus auf der Stätte des einstigen Salomonischen Tempels; nach ihm führten sie auch den Namen. Ihre Ordenstracht war ein weißleinener Mantel mit einem viereckigen roten Kreuze auf der linken Seite. Die Burgen der Templer lagen besonders auf der Insel Zypern. Der Orden wurde 1) Gedichte: Müller, „Wickher." Scheffel, „Kreuzfahrers Heimweh." 2) Gedicht: Gero!, „Gott will es."

9. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 141

1899 - Gera : Hofmann
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem. (Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.) 6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes". Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100 unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig, Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten. Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver- schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291 Akkon, den Türken wieder in die Hände. 7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz- züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.

10. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 150

1899 - Gera : Hofmann
150 gegen „Entschädigungen" die Krone einem englischen und einem spanischen Fürsten übertragen. Beide bekümmerten sich ebensowenig um Deutschland wie die deutschen Fürsten um diese Namenkaiser. Die deutschen Fürsten waren völlig selbständig geworden. Handel, Gewerbe und Acker- bau lagen gänzlich darnieder. Niemand war seines Lebens und Gutes sicher. Die Fürsten und Herren rauften miteinander in endlosen Fehden, und nur der Stärkste hatte Recht (Faustrecht). Von ihren sicheren Burgen aus, die an den Landstraßen auf geschützten Orten sich zahlreich erhoben, raubten die Ritter, was zu rauben war. Sie schwangen sich in den Steigbügel, sobald der Knecht auf dem Wartturm das Zeichen gab, daß Reifende oder Warenzüge nahten, um die reichen Warenzüge der Kaufleute zu plündern und von den Gefangenen oft ein sehr hohes Lösegeld zu erpressen. Gegen diese Raubritter oder Ritter vom Steg- reif (d. i. Steigbügel) schloffen die Städte, welche unter diesem Unwesen am meisten litten, Bündnisse zu Schutz und Trutz. Unteritalien gab der Papst als päpstliches Lehn dem finsteren Karl von Anjou, einem Bruder Ludwigs des Heiligen von Frankreich. Karl unterdrückte mit grausamer Härte Adel, Bürger und Geistlichkeit, und das ganze Land seufzte unter den Händen dieses Henkers. 2. Der unglückliche Zug Konradins nach Italien. In Bayern am Hofe seines Oheims wuchs der letzte Sproß der Staufer, Konrads Sohn Konradin, auf. Zwei Minnelieder in der Manesseschen Samm- lung bezeugen feine dichterische Begabung. Der Ruf der Italiener, das Drängen seiner Freunde und der Zug seines eigenen Herzens veranlaßten ihn zu einem Heerzuge nach Italien, um sein väterliches Erbe von den Franzosen zurückzufordern. Vergeblich hatte seine Mutter Elisabeth von dem Zuge abgemahnt, mit Thränen und trüben Ahnungen in Hohen- schwangau von ihm Abschied genommen. In Italien wurde der herr- liche Jüngling überall mit Jubel ausgenommen. Doch der Papst sprach den Bann über ihn aus. Bei Tagliacozzo siegte Konradin anfänglich über Karl von Anjou. Als aber seine Soldaten sich zu früh zerstreuten und zu plündern anfingen, fiel ein Hinterhalt über sie her und brachte ihnen eine gänzliche Niederlage bei. Konradin wurde auf der Flucht mit seinem Freunde Friedrich von Baden gefangen und an Karl von Anjou ausgeliesert. Dieser stellte ihn als einen Räuber und Empörer vor ein Gericht, das ihn aber freisprach. Nur der knechtisch gesinnte Robert von Bari erklärte ihn des Todes schuldig. Daraufhin befahl Karl seine und seiner Begleiter Hinrichtung. 3. Sein rührendes Ende. Das Todesurteil wurde Konradin vorgelesen, als er mit seinem Freunde Friedrich beim Schachspiel saß. Gefaßt bereitete er sich zum Tode vor. Am 29. Oktober 1268 bestieg er mit seinen Gefährten das Blutgerüst. Robert von Bari verlas das Todesurteil und zerbrach den weißen Stab. Da sprang, so wird erzählt, Graf Robert von Flandern auf und rief ihm mit drohend ge- schwungenem Schwerte zu: „Wie kannst du, feiger Schurke, einen so herrlichen Ritter zum Tode verurteilen!" Und das geschwungene Schwert traf den bösen Mann. Konradin aber umarmte seinen Freund, befahl
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