100
btt während seines Kreuzzuges in sein apulisches Knigreich eingefallen waren. Er zwang den Papst zum Frieden und zur Aufhebung des Bannes. Die nun folgende Friedenszeit benutzte Friedrich namentlich dazu, um sein sicilianisches Knigreich (Neapel und Sicilien) in einen wahren Musterstaat zu verwandeln. Dann aber hatte er wieder gegen die lombardischen Städte zu kmpfen. Er siegte bei C o r t e n u o v a (1237), entzweite sich aber von neuem mit dem Papste Jnnoeenz Iv. Dieser lie ihn durch die Kirchenversammlung zu Lyon fr abgesetzt erklären und bewirkte, da der Landgras Heinrich Raspe vonthringen zum Kaiser gewhlt wurde. Dieser nur von geistlichen Fürsten gewhlte Gegenkaiser konnte sich jedoch nicht behaupten und starb bald. Aber die Entzweiung in Deutschland dauerte sort, und Friedrich rieb sich in steten Kmpfen in Italien auf. Er starb in Unteritalien.
6. Konrad Iv. (12501254), Friedrichs Sohn, hatte zum Gegenknig Wilhelm von Holland, der nach Raspes Tod von der ppstlichen Partei gewhlt worden war. Um sich das Knigreich Neapel zu erhalten, ging Konrad nach Italien. Dort starb er aber nach kurzer Regierung, 1254.
56.
Das Interregnum; Ausgang der Kreumge.
1. Das Interregnum, 1254 1273. Mit dem Tode Konrads Iv. trat ein lngeres Interregnum, d.h. Zwischenreich, ein, 12541273. Als nmlich zwei Jahre nach Konrads Iv. Tode sein Gegenknig, Wilhelm von Holland, auf einem Zuge gegen die Friesen erschlagen worden war, erkauften zwei Auslnder die deutsche Knigswahl mit Geld; der eine Teil der bestochenen Fürsten whlte den englischen Grafen Richard von Eornwallis, der andere den König Alfons von Kastilien. Beide blieben ohne Ansehen im Reiche; Richard kam selten, Alfons niemals nach Deutschland. Die wichtigsten kaiserlichen Rechte gingen an die Fürsten ver-loren; das deutsche Reich begann sich mehr und mehr in einzelne Landes-gebiete aufzulsen. Zerrttende Fehden, Raubwesen und Faustrecht erfllten diese kais er lose Zeit.
In diese Zeit des Interregnums fllt auch der gnzliche Untergang des hohenstaufifcheu Geschlechts, sowie der letzte Kreuzzug.
2. Untergang der Hohenstaufen. Konrads Iv. Sohn Konradin (d. i. der kleine Konrad) war bei des Vaters Tode noch ein unmndiges Kind. Sein Erbland Neapel und Sicilien nahm, auf Einladung des Papstes, der Gras Karl von Anjou, der Bruder des Knigs Ludwig des Heiligen von Frankreich, in Besitz. Konradin, in Deutschland aufgewachsen, zog als fnf-zehnjhriger Jngling zur Eroberung seiner Erblande mit einem Heere der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich_Raspe Heinrich Friedrich Friedrich Konrad_Iv Konrad Friedrichs Wilhelm Konrad Konrad Konrads Konrads Wilhelm Richard_von_Eornwallis Alfons_von_Kastilien Alfons Konrads Konrads Konradin Konradin Konrad) Konrad Karl_von_Anjou Karl Ludwig_des Ludwig Konradin Konradin
Extrahierte Ortsnamen: Neapel Sicilien Deutschland Italien Unteritalien Friedrichs Holland Neapel Italien Holland Deutschland Neapel Sicilien Frankreich Deutschland
und zuletzt bei Nancy besiegt, wo er fiel. Seine Erbtochter Maria ver-mahlte sich mit des Kaisers Sohne Maximilian; dieser mute zwar das Herzogtum Burgund (die Bourgogne) an Frankreich berlassen, behauptete aber das brige Erbe, so da die Niederlande nebst der burgundischen Frei-grafschast (Franche Comt) an das sterreichische (Habsburgische) Haus kamen.
3. Maximilian I. (14931519), der letzte Ritter", grndete den ewigen Landfrieden, zu dessen Aufrechterhaltung er das Reichskammer-Gericht (in Speyer, zuletzt in Wetzlar) einsetzte und Deutschland in zehn Kreise teilte (s. Karte Ix). Den Verkehr befrderte er durch Einfhrung des Post wesens (Thurn- und Taxissche Posten). Dem Hause Habsburg erffnete er die Aussicht auf neuen Machtzuwachs durch die Vermhlung seines Sohnes Philipp mit Johanna (dertochter Ferdinands des Katholischen), der Erbin von Spanien, und die Verlobung seines Enkels Ferdinand mit Anna, der Schwester des kinderlosen Knigs von Bhmen und Ungarn. (Andere mge Kriege führen; du, glckliches sterreich, heirate!")
Die schweizerische Eidgenossenschaft. Kaiser Maximilians Versuch, die Schweizer dem Reichskammergerichte zu unterwerfen, milang, und seitdem kann man sie als losgetrennt vom Reiche betrachten. (Ihre vllige Trennung von Deutschland wurde jedoch erst im westflischen Frieden 1648 ausgesprochen.)
60.
Kultur?ustande dieser Periode.
1. Wirtschaftliches Leben. Das Ackerland hatte fast schon die jetzige Ausdehnung erlangt. Daher hatte schon vielfach die Auswanderung der lndlichen Bevlkerung nach den stlichen (slavischen) Grenzlndern be-gnnen. Das Handwerk war immer ausgedehnter und vielseitiger geworden: im Jahre 1363 wurden in Nrnberg 50 verschiedene Handwerke gezhlt. Es gab auch schon Maschinen, die durch Wasserkraft bewegt wurden. Die Znfte gewannen eine immer festere Gestaltung mit den drei Stufen: Lehrling, Geselle, Meister. Um Meister zu werden, mute der Geselle die Meisterprfung (mit einem ^Meisterstck") bestehen. Der Handel hatte sich immer groartiger entwickelt. Die groen sddeutschen Reichsstdte, namentlich Augsburg und Nrnberg, trieben hauptschlich mit Italien Handel, von wo sie insbesondere die morgenlndischen Spezereien erhielten. Die Hansastdte bezogen aus Rußland Pelze, aus Skandinavien Fische, aus Eng-land Wolle. Ausgefhrt wurden namentlich Tuche, Leinwand und Metall-waren.
2. Stnde. Immer schrfer hatte sich der Unterschied gestaltet zwischen Adel und Nicht-Adeligen oder Gemeinen". Deradel war abgestuft in den
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Extrahierte Ortsnamen: Burgund Frankreich Niederlande Speyer Wetzlar Deutschland Spanien Ungarn Deutschland Nrnberg Nrnberg Italien Skandinavien
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nische Mark, kehrte dann aber wegen eines Aufstandes der Sachsen um und verlor auf dem Rckzge in den pyrenischengebirgsthlern von Ron-cesvalles durch einen feindlichen berfall einen Teil seines Heeres und seinen Feldherrn Roland.
d. Krieg gegen die Ava ren.
Der Herzog Tassilo von Bayern, den Karl zur Unterwerfung ge-zwungen hatte, suchte sich mit Hilfe der Avaren (in Ungarn) wieder un-abhngig zu machen. Karl schickte ihn ins Kloster und hob die Herzogswrde in Bayern auf. Darauf unterwarf er das Land der Avaren, in deren Ringen" sich groe Beute fand, und errichtete die Ostmark (sterreich).
6. Kriege gegen Slaven und Dnen.
Durch einen Krieg mit den Slaven, welche die während der Vlker-Wanderung verlassenen ostdeutschen Lnder eingenommen hatten, sicherte Karl die Ostgrenze des Reiches. Gegen die Dnen (Normannen) wurde die Eider als Nordgrenze festgesetzt.
3. Karl rmischer Kaiser, 800. Durch seine siegreichen Kriege hatte Karl das frnkische Reich so ausgebreitet, da es sich vom atlantischen Meere und vom Ebro bis zur Thei, von der Eider bis der die Tiber hinaus er-streckte (Karte Vii). Er war der mchtigste Herrscher in Europa, der Kirche Schirmherr, des Papstes Freund. Als er im Jahre 800 am Weihnachtsfeste in Rom war, krnte ihn der Papst als rmischen Kaiser. So wurde die rmische Kaiserwrde, die seit dem Untergange des alten Rmerreiches vor mehr als dreihundert Jahren aufgehrt hatte, wiederhergestellt. Der frn-kische König trat an die Stelle der ehemaligen westrmischen Kaiser; er er-schien damit als der hchste weltliche Herr in der gesamten abendlndischen Christenheit.
4. Reichseinrichtungen. Fr sein weites Reich schuf Karl eine feste Ordnung. Die alte Herzogswrde, die der Einigung des Reiches wider-strebte und die knigliche Macht einschrnkte, schaffte er ab. An die Spitze der einzelnen Gaue, in die das Reich geteilt war, wurden Grafen gestellt. Eine erweiterte Macht besaen in den Grenzlanden oder Marken die Mark-grasen; in den Pfalzen (Hoflagern) vertraten den König die Pfalz-grafen. Zur Beaufsichtigung der Grafen bediente sich Karl der Send-grasen, welche die Gaue zu bereisen und dem Kaiser Bericht zu erstatten hatten. Alljhrlich wurden die Groen des Reiches, die Grafen und Bischfe, auf einem Reichstag (Maifeld) zu Beratungen der wichtige Reichs-gefetze und zu Beschlssen der Krieg und Frieden versammelt
5. Karls Sorge fr die Bildung seines Volkes. Karl suchte die Bildung und Gesittung seines Volkes vor allem durch seine Frsorge fr die
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Extrahierte Personennamen: Roland Tassilo_von_Bayern Tassilo Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl_rmischer Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karls Karls Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Ungarn Bayern Ostmark Europa Rom
erbittlich verfolgten, erklrte der Kurverein zu Reuse 1338, d. h. die bei Rense (oberhalb Koblenz) versammelten Kurfrsten, da der von den beut schen Fürsten gewhlte Kaiser der Besttigung durch den Papst nicht bedrfe. Die Macht seines Hauses vermehrte Ludwig, indem er nach dem Aussterben der Askanier Brandenburg seinem Sohne Ludwig verlieh. Als er diesem widerrechtlicher Weise auch Tirol zuwandte, verfeindete er sich da-durch mit den Kurfrsten, und diese stellten K a r l von Bhmen, Heinrichs Vii. Enkel, als Gegenknig Ludwigs auf. Da Ludwig bald darauf (durch einen Schlaganfall auf einer Brenjagd) starb, so wurde Karl allgemein anerkannt. Mit ihm kam das Haus Luxemburg zur Regierung.
6. Karl Iv. (13471378) ist von einem seiner Nachfolger Bhmens Vter, des heiligen rmischen Reiches Erzstiefvater" genannt worden. Er grndete sich eine sehr bedeutende Hausmach t, indem er die Mark Brandenburg, Schlesien und andere Gebiete mit seinem Erblande Bhmen verband. Er stiftete die Universitt zu Prag, die erste im Deutschen Reiche (1348). Sein Hauptwerk fr das Reich war die goldene Bulle 1356. In ihr wurde festgesetzt, da die K a i s e r w a h l durch sieben Kurfrsten: die drei Erzbifchfe von Mainz, Trier und Kln, und vier weltliche Fürsten: den König von Bhmen (Erzfchenk), den Pfalz-grafen bei Rhein (Erztruchfe), den Herzog von Sachfen-Wittenberg (Erz-Marschall) und den Markgrafen von Brandenburg (Erzkmmerer) in Frankfurt stattfinden, die Krnung des Kaisers in Aachen geschehen solle. Whrend Karls Regierung verheerte eine entsetzliche Pest, der sogenannte f ch warze Tod, die Lnder Europas. (Die Flagellanten oder Geiler.)
7. Wenzel (13781400), Karls Sohn, war König von Bhmen und bisher auch Kurfürst von Brandenburg, das er jetzt feinem Bruder Sigismund berlie. Unter feiner schlaffen Regierung nahm das Raub- und Fehdewesen im Reiche berhand (der Stdtekrieg in Schwaben). Wenzel wurde endlich von den vier rheinischen Kurfrsten als unntzlicher und saumseliger Entgliederer des heiligen rmischen Reiches" abgesetzt.
8. Ruprecht von der Pfalz (14001410) war zwar reich an gutem Willen, aber schwach an Mitteln, um das Unrecht zu krnken und zu strken das Recht".
9. Sigismund (14101437), Kurfürst von Brandenburg, durch feine Gemahlin König von Ungarn und nach feines Bruders Wenzel Tode auch König von Bhmen, suchte vor allem die in der K i r ch e eingetretenen Wirren zu beseitigen und betrieb daher die Berufung des Konzils zu Konstanz (14141418). Die nchste Aufgabe dieser grten und glnzendsten Kirchenversammlung des Mittelalters war, dem sogenannten Schisma, d. h. der Spaltung der Kirche, in der sich damals drei Ppste um die Herrschaft
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Extrahierte Ortsnamen: Luxemburg Brandenburg Mainz Rhein Sachfen-Wittenberg Brandenburg Frankfurt Aachen Karls Europas Karls Brandenburg Schwaben Brandenburg Ungarn Konstanz
60
43. (104.)
Die luxemburgischen Kaiser 13471437.
1347 1. Karl It. (13471378) ist von einem seiner Nachfolger Bhmens Vater, des heiligen rmischen Reiches Erzstiefvater" genannt worden. Er grndete sich eine sehr bedeutende Hausmacht, indem er die Mark B r a n -denburg, Schlesien und andere Gebiete mit seinem Erblande Bhmen verband, das unter ihm seine goldene Zeit hatte. Von ihm wurde zu Prag die erste Universitt im Deutschen Reiche gestiftet
1356 (1348). Sein Hauptwerk fr das Reich war die goldene Bulle 1356. In ihr wurde festgesetzt, da die Kaiserwahl durch sieben Kur-frsten: die drei Erzbischfe von Mainz, Trier und Kln und vier welt-liche Fürsten: den König von Bhmen (Erzschenk), den Pfalzgrafen bei Rhein (Erztruchse), den Herzog von Sachsen - Wittenberg (Erzmarschall) und den Markgrafen von Brandenburg (Erzkmmerer) in Frankfurt erfolgen, die Krnung des Kaisers in Aachen geschehen solle. Die Kurfrsten, die sieben Sulen und Leuchter des heiligen rmischen Reiches", wurden mit groen Vorrechten ausgestattet, und dadurch die Einheit des Reiches erheblich geschdigt.
Whrend Karls Regierung verheerte eine entsetzliche Pest, der sogenannte schwarzetod,die Lnder Europas. (Die Flagellanten oder Geiler.)
2. Wenzel (13781400), Karls Sohn, war König von Bhmen und bisher auch Kurfürst von Brandenburg, das er jetzt seinem Bruder Sigismund berlie. Unter seiner schlaffen Regierung nahm das Raub- und Fehdewesen im Reiche berhand (der Stdtekrieg in Schwaben, Sieg Eberhards des Greiners bei Dffingen 1388). Wenzel wurde endlich von den vier rheinischen Kurfrsten als unntzlicher und saumseliger Entgliederer des heiligen rmi-schen Reiches" abgesetzt, und Ruprecht von der Pfalz (14001410) gewhlt, der zwar reich an gutem Willen, aber schwach an Mitteln war, um das Unrecht zu krnken und zu strken das Recht".
Nach Ruprechts Tode erhielt das Deutsche Reich auf kurze Zeit drei Kaiser, da die eine Partei der Kurfrsten Wenzels Bruder Sigismund, die andere dessen Vetter Jobst von Mhren whlte, ohne da Wenzel abgedankt hatte. Doch Jobst starb bald, und nach einem gtlichen Vergleiche mit Wenzel wurde nun Sigismund von den Kur-frsten einstimmig zum Reichsoberhaupte erhoben.
3. Sigismund (14101437), Kurfürst von Brandenburg, durch seine Gemahlin König von Ungarn und nach seines Bruders Wenzel Tode auch König von Bhmen, suchte vor allem die in der Kirche eingetretenen Wirren zu beseitigen und betrieb daher die Berufung des
1414 a. Ktzmk zu Konstanz (14141418). Die nchste Aufgabe dieser grten Wu v ..izendsten Kirchenversammlung des Mittelalters war, dem
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62
sich ein Knigreich zu grnden. Er eroberte Lothringen und wollte sich auch die Schweiz unterwerfen, wurde aber von den Schweizern bei Grand-son, Murten und zuletzt bei Nancy besiegt, wo er fiel. Seine Erbtochter Maria vermhlte sich mit des Kaisers Sohne Maximilian, der zwar das Herzogtum Burgund (die Bourgogne) an Frankreich berlassen mute, das brige Erbe aber behauptete, so da die blhenden Niederlande (nebst der burgundischen Freigrafschaft (Franche Comt4) an das sterreichische (Habsburgische) Haus kamen.
1493 3. Maximilian 1.14931519, der letzte Ritter", grndete den ewigen Landfrieden (1495), zu dessen Aufrechterhaltung er das Reichskammer-gericht (in Speyer, zuletzt in Wetzlar) einsetzte und Deutschland in zehn Kreise teilte (s. Karte Ix). Den Verkehr befrderte er durch Einfhrung des Postwesens (Thurn- und Taxissche Posten). An den Kriegen der Franzosen und Spanier um Italien nahm er ohne Nutzen teil. Dagegen er-ffnete er dem Haufe Habsburg die Aussicht auf neuen Machtzuwachs durch die Vermhlung seines Sohnes Philipp mit Johanna (der Tochter Ferdi-nands des Katholischen), der Erbin von Spanien, und die Verlobung seines Enkels Ferdinand mit Anna, der Schwester des kinderlosen Knigs von Bhmen und Ungarn. (Andere mge Kriege führen; du, glckliches Oster-reich, heirate!")
Die schweizerische Eidgenossenschaft. Obgleich Kaiser Heinrich Vii. den Waldsttten Schwyz, Uri und Unterwalden die schon von Adolf von Nassau anerkannte Reichsunmittelbarkeit von neuem besttigt hatte, machte doch das Haus Habsburg (Ost erreich) wiederholte Versuche, sie wieder zu unterwerfen. Aber in der Schlacht am Morgarten (1315) besiegten die Schweizer Friedrichs des Schnen Bruder, den Herzog Leopold I. von sterreich. Ihr Bund vergrerte sich allmhlich zur Eidgenossenschaft der acht alten Orte. In der Schlacht bei Sempach (1386) siegten die Eidgenossen (denen nach der Sage Arnold Winkelried von Stanz durch Selbstaufopferung eine Gasse machte") der Leopold Iii. von Osterreich, und spter eroberten sie die habsburgischen Gter im Aargau. Nach-dem sie auch Karl den Khnen (bei Grandson, Murten und Nanzig) geschlagen hatten, schlssen sich neue Orte der Eidgenossenschaft an. Kaiser Maximilians Versuch, die Schweizer dem Reichskammergerichte zu unterwerfen, milang, und seitdem kann man sie als losgetrennt vom Reiche betrachten. (Ihre vllige Trennung von Deutschland wurde jedoch erst im westflischen Frieden 1648 ausgesprochen.) /
/ 45. (106.)
Kulturznstnde dieser Periode.
1. Privatleben. Die Mahlzeiten waren immer mannigfaltiger und ppiger geworden, so da vielfach die Obrigkeiten dagegen einzuschreiten sich veranlat sahen. Unter den gewhnlichen tglichen Mahlzeiten werden unter-
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besttigt und auf die Reformierten ausgedehnt. An Lndern erhielt:
1. Frankreich: das sterreichische Elsa;
2. Schweden: Vorpommern mit Stettin;
8. Brandenburg: Hinterpommern, das Erzbistum Magdeburg und die Bistmer Halberstadt und Minden^
4. der Sohn Friedrichs V. von der Pfalz: die Pfalz am Rhein und die achte Kurwrde.
Die Unabhngigkeit der Schweiz und der vereinigten Nieder-lande wrde anerkannt.
Vi. Die Folgen des Krieges waren fr Deutschland die unheilvollsten. Es hatte durch ihn fast zwei Drittel seiner Bewohner verloren: von 18 Millionen war die Bevlkerung durch das Schwert, durch Brand, Hungers Seuchen und Elend aller Art aus kaum 7 Millionen herabgesunken, Tausende von Stdten und Drfern lagen in Trmmern; von manchem zerstrten Dorfe hat man kaum die Sttte wie-derfinden knnen. Wohl bevlkerte Landschaften waren zu Einden geworden, Felder und Wiesen in Wald und Wstenei verwandelt; Handel und Ge-werbe lagen tief darnieder. Mit der Verarmung des Volkes verband sich eine grauenhafte Verwilderung; Bettler, Heimatlose, Ruber schweiften scharenweise umher. Es ist begreiflich,' da bei so viel Not und Elend auch das geistige Leben nicht gedeihen konnte; Deutschland mute auf lange Zeit in Kunst und Wissenschaft gegen andere Lnder zurckbleiben. In Be-zug auf das Staatswesen hatte der Krieg gleichfalls die nachteiligsten Folgen, die Jahrhunderte hindurch fortwirkten. Die kaiserliche Gewalt wurde tief herabgedrckt; die Fürsten erhielten in ihren Gebieten die Landes-hoheit, so da die Einheit des Reiches in einen lockeren Bund von mehr als 300 fast selbstndigen Staaten sich auslste. Hierdurch ging Deutschlands vorwiegende Stellung in Europa verloren.
66. (136.)
V Brandenburg und Preußen seit der Reformation.
A. Brandenburg bis 1618.
1. Auf Johann Cicero folgte sein Sohn Joachim I., Nestor, (1499 1585), ein Zeitgenosse Luthers. Er stiftete eine Universitt zu Frank-surt a. O. und errichtete als obersten Gerichtshof das Kammergericht zu Berlin. Unter ihm erwachte die Raublust des Adels von neuem. Da er diesem Unwesen streng entgegentrat, drohten ihm die Raubritter: Jochimke, Jochimke, hte dy; snge wy dy, so hange wy dy." Er aber lie sich nicht einschchtern, auch
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1 I
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Extrahierte Personennamen: Elsa Friedrichs_V. Friedrichs_V. Johann_Cicero Johann Joachim_I.
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Schweden Stettin Hinterpommern Magdeburg Minden Rhein Deutschland Deutschland Deutschlands Europa Brandenburg Brandenburg Luthers Berlin
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Niederlande, Wilhelm von Oranien, Jakobs Schwiegersohn, landete mit einer hollndischen Flotte in England, und Jakob floh, von allen ver-lassen, nach Frankreich.
4. Wilhelm Iii. und Anna. Wilhelm Iii., mit seiner Gemahlin,
Jakobs ltester Tochter Maria, auf den Thron erhoben, besttigte die Rechte des Parlaments und die Freiheiten des Volkes. Im Kriege gegen Ludwig Xiv.
verteidigte er die Unabhngigkeit Europas, und befestigte Englands Seeherr-schaft. ' Mit der Knigin Anna (feit 1702), Jakobs Ii. jngerer Tochter,
endete die Regierung des Haufes Stuart, und es kam 1714 bog, Haus Hannover auf den englischen Thron./ Jjf//
-h-h 71. (129.) , S 71. -Das Deutsche Reich unter Kaiser Leopold I.
1. Trkenkrieg. Ohnmchtig infolge des 30jhrigen Krieges, wurde Deutschland durch die Kriege gegen Ludwig Xiv. nur noch tiefer ge-schdigt und erniedrigt. Auer diesen Kriegen hatte der Kaiser Leopold ' -(16581705), der seinem Vater Ferdinand Iii. auf dem Throne gefolgt
war, schwere Kmpfe gegen die Trken zu bestehen. Diese drangen 16831683 bis vor Wien, das vom Grafen S t ar b emb er q heldenmtig verteidigt und von dem Polenknige Johann Sobiesky gerettet wurde. Seitdem kmpften die kaiserlichen Heere mit Glck gegen die Trken. Der Markgraf Ludwig von Baden schlug sie in mehreren Schlachten; die glnzendsten Erfolge aber errang Prinz Eugen, der edle Ritter".
Prinz Eugen von Savoyeu war als der jngste Sohn des franzsischen Generals Moritz von Savoyen-Carignan in Paris geboren und wegen seines kleinen, schwchlichen Krpers fr den geistlichen Stand bestimmt worden. Sein Verlangen, in franzsische Kriegsdienste einzutreten, wurde abgewiesen. Da ging er nach sterreich, wurde kaiser-licher Offizier und beschmte bald durch glnzende Waffenthaten den Spott der Soldaten.
In kurzer Zeit schwang er sich zum Feldmarschall empor. , . ~
In der groen Trkenschlacht bei Zenta erfocht er (1697) einen /
Sieg, der die Befreiung Ungarns von der trkischen Herrschaft zur Folge hatte. sterreich behielt nicht allein Ungarn, sondern erwarb im Frieden von i |j j {) Aarlowitz (1699) auch Siebenbrgen.
2. Standeserhhungen deutscher Fürsten. Whrend Leopolds Re-gierung traten im Deutschen Reiche nachstehende Vernderungen ein:
a. Mit dem Herzogtum Hannover wurde (1692) die Kurwrde ver- 1h? 2y bunden. Es gab also, nachdem Bayern im 30jhrigen Kriege'diese Wrde erhalten hatte, von nun an nennkurfr st en im Reich: drei geistliche und sechs weltliche.
b. Der Kurfürst August Ii. von Sachsen wurde (1697) zum König ^ von Polen gewhlt und trat deshalb zur katholischen Kirche der.
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Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Europas Englands Haus_Hannover Deutschland Wien Paris Ungarn Leopolds Sachsen Polen
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faulen von wahrhaft berraschender Schnheit sind besonders in Sachsen geschaffen wor-den (Kanzel zu Wechselburg, goldene Pforte zu Freiberg im Erzgebirge). Auch die Malerei konnte sich an den groen Wandflchen der Kirchen entfalten, zeichnet sich freilich mehr durch tiefsinnigen Gedankengehalt aus, als durch Formenschnheit. Kirchliches Gert von groer Schnheit ist aus jener Zeit erhalten.
Dichtkunst. Die deutsche Dichtkunst, gefrdert durch die groartigen Zeitverhltnisse (den Glanz des Kaisertums, die Macht der Kirche, die Kreuz-zge), sowie durch die Gunst, welche sie an den Hfen der Fürsten, vorzglich bei dem kunstsinnigen hohenstaufischen Kaisergeschlechte fand, hatte im 13. Jahrhundert ihre erstebltezeit.
Wissenschaft. Durch die Bekanntschaft mit dem Morgenlande wurden die geographischen und historischen Kenntnisse vermehrt. Insbesondere trugen zur Frderung der Erdkunde die Reisen des Venetianers Marco Polo bei, der (in der 2. Hlfte des 13. Jahrhunderts) das stliche Asien bis Peking besuchte. In Klstern und an U n i v e r s i t t e n (zu Paris und Bologna) wur-den gelehrte Studien gepflegt, namentlich die katholische Kirchenlehre aus-gebildet. Als erste grere Sammlung deutscher Rechte und Gewohnheiten entstanden der S a ch s e n s p i e g e l (um 1215), etwas spter der S ch w a b e n -spiegel (um 1282).
41. (95.)
as Interregnum 12541273.
Mit dem Falle der Hohenstaufen war die Herrlichkeit des deutschen Reiches dahin. Das Kaisertum gelangte nicht wieder zu seiner frheren Macht und Bedeutung. Besonders erniedrigt wurde es durch das unglck-selige Zwischenreich oder Interregnum, 12541273. Da nmlich 1254 keinen deutschen Fürsten nach der verhngnisvollen Kaiserkrone gelstete, so erkauften zwei Auslnder die deutsche Knigswahl mit Geld; der eine Teil der bestochenen Fürsten whlte den englischen Grafen Richard v.'on Corn-wallis, der andere den König Alfons von Kastilien. Beide blieben ohne Ansehen im Reiche; Richard kam selten, Alfons niemals nach Deutschland. Die wichtigsten kaiserlichen Rechte gingen an die Fürsten ver-lomt; das deutsche Reich begann sich mehr und mehr in einzelne Landes-gebiete aufzulsen. Zerrttende Fehden, Raubwesen und Faustrecht erfllten diese kaiserlose, schreckliche Zeit".
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lichen Bevlkerung nach den stlichen (slavischen) Grenzlndern begonnen. Die groen Gter wurden jetzt meist stckweise verpachtet. Das Hand-werk war immer ausgedehnter und vielseitiger geworden: im Jahre 1363 wurden in Nrnberg 50 verschiedene Handwerke gezhlt. Es gab auch schon Maschinen, die durch Wasserkraft bewegt wurden; so war in Nrnberg (aus Italien) die Fabrikation des Leinenpapiers mit Hilfe von Mhlenstamps-werken eingefhrt worden. Ebenso gab es Drahtfabriken mit Benutzung der Wasserkraft. Die Znfte gewannen eine immer festere Gestaltung mit den drei Stufen: Lehrling, Geselle, Meister. Um Meister zu werden, mute der Geselle die Meisterprfung (mit einem Meisterstck") bestehen. Der Handel hatte sich immer groartiger entwickelt. Die groen sddeutschen Reichsstdte, namentlich Augsburg und Nrnberg, trieben hauptschlich mit Italien Handel, von wo sie insbesondere die morgenlndischen Spezereien er-hielten. Die Hansastdte bezogen aus Rußland Pelze, aus Skandinavien Fische, aus England Wolle. Ausgefhrt wurden namentlich Tuche, Leinwand und Metallwaren.
3. Stnde. Immer schrfer hatte sich der Unterschied gestaltet zwischen Adel und Nicht-Adeligen oder Gemeinen". Der Adel war abgestuft in den hheren Adel oder Herrenstand, bestehend aus: Fürsten, Grasen und Frei-Herren, und den niederen Adel, den nun die Rittermigen bildeten.
Hatten die Kreuzzge zur hheren Entwickelung des Rittertums erheb-lich beigetragen, so geriet es seit dem Milingen dieser Heerfahrten rasch in immer tieferen Verfall. An die Stelle edler Rittersitte traten rohe Ge-waltthtigkeit und wste Fehdesucht. Manche Ritter lebten nur von Streit und Fehde; ja sie schmten sich des Raubes nicht. Aus ihren unzu-gnglichen, gegen Angriffe wohl verwahrten Burgen fielen die Raub-rit t er mit ihren Reisigen der die vorberkommenden Warenzge der Kauf-leute her und plnderten sie aus; an den Ufern der Flsse forderten sie von den Schiffen willkrliche Zollabgaben. Ihre unaufhrlichen Fehden zerrtteten den Wohlstand ganzer Gegenden. Konnten sich die Städte durch Mauern und Grben gegen berflle schtzen, so wurden dagegen die Felder des Landmannes schonungslos verwstet. Bei der Abnahme der kaiserlichen Ge-walt seit dem Falle der Hohenstaufen hatte das Gesetz sein Ansehen verloren; das blinde Walten des eisernen Speers, die Herrschaft des Faustrechts trat an seine Stelle. Durch solche Ausartung, der freilich die krftigeren Kaiser mit Strenge entgegentraten, verlor das Rittertum seinen alten Ruhm. Endlich, als nach Erfindung des Schiepulvers die eherne Waffenrstung und die feste Burg dem ruberischen Wegelagerer und Landbeschdiger keine gesicherte bermacht mehr gewhrten, hrte das Ritterwesen, das im Mittelalter eine so hervorragende Rolle einnahm, nach und nach ganz auf.
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Extrahierte Ortsnamen: Nrnberg Nrnberg Italien Nrnberg Italien Skandinavien England