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1. Das Mittelalter - S. 149

1893 - Leipzig : Dürr
— 149 — dachten sehnsüchtig und wehmütig der vergangenen Zeiten, in denen sie freier gewesen waren und priesen des Reiches Herrlichkeit unter den Hohenstaufen. Dies bewog einen kühnen Abenteurer, Tile Kolup (niederdeutsch für Dietrich Holzschuh), sich für Kaiser Friedrich (Et.) auszugeben, und er fand in der That bei den unzufriedenen Bürgern Glauben und willige Aufnahme. In der Stadt Neuß, die mit dem Kölner Erzbischof im Streite lag, hielt er Hof, empfing Gesandte und verschickte Briese an die Fürsten unter Friedrichs Siegel. Dann schlng er seinen Wohnsitz in Wetzlar auf, um den Aufstand der Rheinstädte gegen die königlichen Beamten zu leiten. Aber als König Rudolf selbst mit einem Heere heranzog, lieferten ihn die Wetzlarer aus. Er wurde gefoltert, bis er seinen wahren Namen nannte und dann als Ketzer verbrannt. Ju den Städten aber lebte die Bewunderung der Hohenstaufenzeit fort, und es bildete sich die Sage von dem großen Friedrich (anfangs Friedrich ü., später Barbarossa) im Kyffhäuser. Man tröstete sich damit, daß der Kaiser einst, wenn seine Stunde gekommen sei, von dort seinen Umritt durch das Reich halten und die Majestät und Freiheit wieder herstellen werde. Schlimm waren die Zeiten allerdings. Fehden und Waffenlärm erschütterten das Reich von der See bis zu den Alpen, und durch alle diese Verwirrung ging als charakteristischer Zug der Politik das Bestreben der Fürsten, ihre Besitzungen zu vergrößern, ihre Länder abzurunden. In Meißen und Thüringen, den wettmachen Landen, kämpften die Söhne der unglücklichen Hohenstansentochter Margarete, Friedrich der Freidige und Diezmann, um ihr Erbe mit dem gewissenlosen und leichtfertigen Vater Albrecht (dem Entarteten), der alles einem nachgeborenen Sohne aus zweiter Ehe zuwenden wollte, und in Schwaben, dem als erledigtes Lehen an das Reich gefallenen Stammlande der Hohenstaufen, erweiterten der Graf Eberhard (der Erlauchte) von Württemberg und der Markgraf von Baden trotz des Landvogtes und feines Herrn, des Königs, ihre Grafschaften so, daß sie den Grund zu neuen Fürstentümern legten. Rudolf konnte nur schlichten, nur zusehen und gutheißen, sein Hauptbestreben mußte sein, mit Hilfe seiner königlichen Würbe den Machtkreis seines eigenen Hauses so viel als möglich auszubehnen, und bies ist auch eine seiner Hauptsorgen gewesen. Gern hätte er es gesehen, wenn schon bei seinen Lebzeiten sein Sohn Albrecht zum König gewählt worben wäre, aber dieser Wunsch würde ihm nicht erfüllt. Er starb 1291 und ist in Speier begraben. Rubols von Habsburg, der Be-grünber des großen österreichischen Staatswesens ist einer der be-beutenbsten Fürsten des ausgehenden Mittelalters. Mit erstaunlichem Scharfblick erkannte er das, was möglich und notwendig war, und so

2. Das Mittelalter - S. 153

1893 - Leipzig : Dürr
— 153 — Einer derselben, Rudolf von Wart, wnrde eingeholt und lebendig auf das Rad geflochten. Johann, der in der Geschichte unter dem Nmuen Parricida, d. H. Verwandtenmörder bekannt ist, und die zwei anderen Mörder entrannen nach Italien. Johann starb in einem Kloster zu Pisa. 4. Freiheitskampf der Schweizer. In die Zeit der ersten Versuche der Habsburger, sich die dauerude Herrschaft über das Reich zu erringen, fällt die Gründung der schweizerischen Eidgenossenschaft. Am Vierwaldstätter See hatten sich im Laufe der Zeit drei Landgemeinden enger verbunden, die ursprünglich voneinander unabhängig waren, aber doch dieselben Interessen hatten, die „Waldstätte" Uri, Schwyz und Unterwalden. Hier saßen freie Bauern, Klosterleute und herrschaftliche Hörige bunt durcheinander, die Gerichtsbarkeit und die landesherrlichen Rechte standen beit Grasen von Habsburg zu. Damit waren aber weder die freien Bauern zufrieden, noch die Klosterleute, über die schon Kaiser Friedrich Ii., der Hohenstausc, die Schirmvogtei übernommen hatte. Die Waldstätte trachteten darnach, reichsfrei zu werden, und wenigstens Uri und Schwyz empfingen schon von Friedrich Ii. und seinem Sohne Briefe, die sie unter den unmittelbaren Schutz des Königs stellten. Als Rudolf von Habs-bürg gewählt wurde, behielt er die Würde eines Landgrafen über die Schweiz, und die Waldstätte erblickten darin mit Genugthuung ein Zeugnis dafür, daß sie Reichsland seien. Nach Rudolfs Tode waren sie besorgt um ihre Selbständigkeit und schlossen deshalb schon am 1. August 1291 den berühmten Bund (die Eidgenossenschaft) der Länder Uri, Schwyz und Unterwalden. König Adolf bestätigte Uri und Schwyz ihre Vorrechte. Anders wurde es freilich, als Albrecht den Thron bestieg, er betrachtete sich als Landesherrn der Waldstätte und erneuerte ihnen die Freibriefe nicht, aber Weber er noch die von ihm eingesetzten Vögte haben sich grausamer Handlungen schuldig gemacht, und die Schweizer fügten sich in das Unvermeidliche. Unter Albrechts Nachfolgern Heinrich Vi. und Ludwig von Bayern ward allen drei Ländern wiederholt die Zusicherung der Reichsunmittelbarkeit durch besondere Urkunden zuteil. Allein die Habsburger protestierten dagegen, und im Jahre 1315 gedachte Herzog Leopold von Östreich den früheren Zustand mit Waffengewalt wieder herbeizuführen. Sie fanden die Waldstätte gerüstet. Als das Ritterheer des Herzogs gegen die Grenze von Schwyz heranzog, um die Gegner zu überfallen, wurden sie auf dem Wege vom Egerisee nach dem Passe am Berge Morgarten von den Eidgenossen plötzlich angegriffen. Die Schwyzer warfen Felsblöcke von den Höhen

3. Das Mittelalter - S. 164

1893 - Leipzig : Dürr
— 164 — hatten sich nur mühsam im Besitze der Mark behaupten können. Schon der erste Ludwig hatte einen bösen Kampf mit dem falschen Waldemar auszufechten, einem Abenteurer, der sich für den letzten Askanier ausgab. Karl Iv., der damals mit den Wittelsbachern im Streite lag, erkannte ihn als echt an und belehnte ihn mit der Mark. Erst als der Herzog von Bayern die Reichskleinodien ausgeliefert hatte, ließ er den seltsamen Mann fallen, so sehr dieser auch von den askanischen Fürsten in Anhalt beschützt wurde. Der falsche Waldemar mußte die Mark an Ludwig den Bayer abgeben, er lebte fortan als fürstlicher Gast in Dessau und ist daselbst gestorben. Karl Iv. trug sich bis zu seinem Tode mit Plänen, seine Hausmacht zu vergrößern. So schloß er mit den östreichischen Herzögen einen Erbvertrag und vermählte seinen Sohn Sigmund mit Maria, der Tochter des Königs Ludwig von Ungarn und Polen, um feiner Familie Aussichten auf diese Länder zu eröffnen. Der Kaiser starb 1378, zu einer Zeit, als neue kirchliche und politische Verwicklungen das Reich in feindliche Parteien zu spalten drohten. 9. Wenzel (1378—1400). Karls Iv. Sohn Wenzel war schon zu Lebzeiten des Vaters zum König erwählt worden. Die Zerwürfnisse, die dem alten Kaiser noch kurz vor seinem Tode Sorge gemacht hatten, waren das päpstliche Schisma und der Städtekrieg. Im Jahre 1378 stritten sich zwei Päpste um den Stuhl Petri, der eine schlug seinen Sitz in Rom aus, der andere in Avignon. Sie bekämpften sich mit Heeresmacht, und ganz Europa trennte sich in zwei Parteien. Wenzel und mit ihm die meisten deutschen Fürsten, darunter die Erzbifchöfe von Mainz, Trier und Köln, hielten zu dem römischen Papste, allein die kirchliche Uneinigkeit (das Schisma) ließ sich nicht beseitigen, sondern äußerte ihre verderbliche Wirkung auch in Deutschland. Der Städtekrieg war der Versuch der reichsunmittelbaren Städte, sich als eine ebenbürtige Macht neben die Fürsten zu stellen. Eine große Zahl kleiner selbständiger Ortschaften gab es in Schwaben, dem an das Reich gefallenen Erbe der Hohenstaufen. Hier entstand der schwäbische Städtebund, im Jahre 1376 von vierzehn schwäbischen Bürgergemeinden zur Aufrechterhaltung ihrer Freiheiten und Rechte gestiftet. Er war gegen die Fürsten und gegen die Adligen gerichtet, die sich ebenfalls in Bündnisse zusammen zu thun anfingen. Unter den Fürsten war Gras Eberhard der ©reiner von Württemberg der erbittertste und gefürchtetste. Doch glückte es den schwäbischen

4. Das Mittelalter - S. 171

1893 - Leipzig : Dürr
— 171 — sich endlich entschließen, den Sturm durch mildere Maßregeln zu be- sd)wichtigeu. Der Papst versprach nach längerem Sträuben, ein neues Konzil zusammen zu berufen, es wurde 1431 in Basel eröffnet. Prokop der Große erschien selbst und stellte seine Forderungen. Wenn diese aud) nicht alle in Erfüllung gingen, so wurde den Hnsiten doch der Kelch beim Abendmahle und die freie Predigt in der Landessprache zugestanden. Die Kalixtiner gaben sich zufrieden, damit war viel gewonnen. Sie kehrten ihre Waffen nun gegen die Taboriten und schlugen sie bei Böhmisch-Brod so, daß sie Hinsort vom Kriegsschauplätze abtreten mußten. Im Jahre 1436 hielt der König seinen Einzug in Prag. Als Sigmund Herr von Böhmen geworden war, verlor er bald das Interesse an den Angelegenheiten des Reichs. Er hatte schlimme Erfahrungen gemacht. Wie hatte er sich bemüht, das Konzil zu Konstanz nach seinem Willen zu lenken, und wie wenig hatte er erreicht! Die Kircheureform, die er so sehr wünschte, war an dem Widerstände der romanischen Völker gescheitert, und die Untersuchung der böhmischen Neuerungen hatte ihm nur einen schweren Krieg eingetragen, bei dem ihn das Reich im Stich ließ. Zum Trost und als eine kleine Entschädigung sür so viel Enttäuschung hatte er sich noch die Kaiserkrone in Rom geholt, 1433. Nun versuchte er es noch einmal, dem Reiche unter Mithilfe der Fürsten eine Verfassung zu geben; als auch dies mißlang, zog er sid) nach Böhmen zurück. Er starb 1437. 2. Laöslurgische Kaiser. 1. Albrecht Ii. (1438—1439). Nach Sigmunds Tode vereinigte Herzog Albrecht von Östreich die habsburgischen und luxemburgischen Länder in einer Hand. Da blieb denn nun freilich den Kurfürsten keine Wahl, sie hatten nur zu bestätigen, daß kein anderer König sein könne, als der mächtigste der Fürsten, und auch der Kaisertitel brauchte nicht erst in Rom erworben zu werden. Albrecht Ii. war ein willensstarker, thatkräftiger Mann, allein es war ihm nicht bestimmt, die Geschicke des Reiches zu leiten! schon nach l1/2 Jahren sank er, 42 Jahre alt, ins Grab; in Ungarn,' wohin er gegangen war, um die Türken zu vertreiben, ergriff ihn die Ruhr und er erlag der Krankheit im Jahre 1439. Pfalz, Geschichte. Ii.

5. Das Mittelalter - S. 180

1893 - Leipzig : Dürr
I — 180 — gerichte, dem auch unabhängige Bauern als Beisitzer angehörten, daher viel die Rede ist von Freistuhl, Freigrasen, Freischöffen, war es während des Raubritterunwesens zu einem geheimen Richterkollegium unter der Oberaufsicht des Erzbischofs von Köln geworden, das Friedbrecher und Gottlose aus dem ganzen Reich vor sein Tribunal lud und die Schuldigen mit dem Tode durch den Strang bestrafte. Wegen maßloser Willkür war es bei den Fürsten und den Städten verhaßt. Im Jahre 1519 starb Kaiser Maximilian. Die neue Zeit war schon angebrochen, die noch größere Ausgaben stellte, als alle, welche er nicht hatte bewältigen können. 3. I>ie übrigen Länder Europas. So lange das deutsche Reich existierte, hatte es natürlich Beziehungen zu den Nachbarländern gehabt, nur mit dem Unterschiede, daß die Kaiser bis zum Interregnum die Oberlehnshoheit über Frankreich, Italien, England, ja man kann sagen, über ganz Europa als ein Vorrecht ihrer Krone forderten, nach dem Interregnum aber davon absehen mußten, weil alle diese Staaten ihre Selbständigkeit sehr entschieden zum Ausdruck brachten. Kaum vermochten die Luxemburger und Habsburger die Rechte des Reichs in Italien, im Arelat, in den Niederlanden, in der Schweiz noch dem Namen nach festzuhalten, von Steuern, Heeresfolge und anderen Lehns- oder Unterthanenpflichten war längst keine Rede mehr. Dagegen schlossen die deutschen Kaiser oft Bündnisse mit den Königen von Frankreich oder England, um sich deren Hilfe gegen ihre Gegner im Reich zu sichern. Zwischen Deutschland und Frankreich bestand eine Spannung, die immer zunahm, weil die französischen Herrscher seit Philipp (Iv.) dem Schönen sich durch Eroberungslust bemerkbar machten. Schon unter Ludwig dem Bayer drängten die Kurfürsten zu einem großen Kriege gegen Frankreich, dessen König Philipp Vi. die Aussöhnung des Kaisers mit dem Papste hintertrieb. Damals trat aber der englisch-sranzö-sische Erbfolgekrieg dazwischen, der Frankreichs Einfluß auf Deutschland für längere Zeit aufhob. Die Kapetiuger hatten in gerader Linie bis ins 14. Jahrhundert regiert. Aber das Verhängnis wollte, daß alle drei Söhne Philipps Iv., die nacheinander den Thron bestiegen, starben, ohne Söhne zu hinterlassen. Philipp (Vi.) von Valois, einer Seitenlinie der Kapetiuger, machte Ansprüche auf die Nachfolge, sie wurde ihm jedoch von dem englischen

6. Das Mittelalter - S. 166

1893 - Leipzig : Dürr
— 166 — In der ewig denkwürdigen Schlacht bei Sempach, im Juli 1386, half der schwäbische Bund den Eidgenossen nicht, diese waren auf sich angewiesen und blieben doch Sieger über den tapferen und reichen Herzog Leopold von Östreich. Im Jahre 1388 hatten sich die süddeutschen Städte selbst gegen den Greiner, den Psalzgrasen von Bayern, sowie gegen die schwäbische und bayrische Ritterschaft zu wehren, es ist das Jahr des großen Städtekrieges. Rasch hintereinander erlitten die Bürger schwere Niederlagen. Im August wurde das schwäbische Bundesheer von Eberhard dem Greiner bei Döffingen geschlagen und im Oktober die Streitmacht der rheinischen Städte bei Worms vom Pfalzgrafen Ruprecht vernichtet. Der Krieg zog sich ohne hervorragende Ereignisse noch einige Monate hin, dann drängten die Kaufleute und Handwerker, deren Erwerb stockte, selbst zum Frieden. Unter Vermittlung des Königs Wenzel kam in Eger 1389 ein Vertrag zu stände, in dem die Städte auf alle Bündnisse verzichteten. Die Bestrebungen der Freistädte, nach dem Muster der italienischen Stadtrepubliken unter dem Schutze des Kaisers so unabhängig als möglich zu sein, war gescheitert, die Fürstenmacht war triumphierend aus dem Kampfe hervorgegangen. Auch die nordischen Handelsherren konnten der Fürstenmacht nicht widerstehen. Die Königin Margarete, die Dänemark von ihrem Vater und Norwegen von ihrem Gatten ererbt hatte, eroberte Schweden, vereinigte 1397 in der Union von Kalmar die drei nordischen Reiche und schränkte dadurch die Macht der Hansa gewaltig ein. Nach mehreren Niederlagen mußte der Bund Gotland mit der betriebsamen Handelsstadt Wisby an Schweden abtreten. König Wenzel war bei dieser wichtigen Entscheidung in der Hauptsache nur Zuschauer gewesen. Sein Hauptbestreben war, von den Städtern so viel als möglich Geld zu ziehen, er legte ihnen hohe Summen als außerordentliche Reichssteuer auf, die sie oft genug nicht zahlen konnten ober wollten. Gingen sie nicht aus seine Forderungen ein, so ließ er mit sich handeln, schrieb ihnen aber grobe Briese, in denen er sie wohl mit den Säuen verglich, bei denen viel Geschrei aber wenig Wolle zu finden sei. Die Juden, die als des Reiches „Kammerknechte" des Königs besonderen Schutz genossen, behandelte er wie einen Schwamm, den man sich vollsaugen läßt, um ihn dann wieder auszudrücken. Auch Italien hatte sür ihn kaum einen anderen Wert, als daß er Geld von dort zu erlangen suchte. So verkaufte er dem Herrn von Mailand Johann Galeazzo Visconti die Herzogswürde für eine große Summe. Wenzel hatte etwas Derbes und Leidenschaftliches in seinem Wesen. Bei einem Streite mit dem Erzbischöfe von Prag befahl er,

7. Das Mittelalter - S. 172

1893 - Leipzig : Dürr
— 172 — 2. Friedrich Ui. (1439—1493). Auch von seinem Bruder und Nachfolger Friedrich Hj. (vorher Herzog von Steiermark) ist wenig zu sagen, obgleich er lange regiert hat. In 27 Jahren ist er nicht einmal auf einem Reichstage erschienen, und für die seltenen Blumen in seinen Gärten trug er mehr Sorge als für die fruchtlosen Verhandlungen mit den Reichsfürsten. Er war stillen, schwerfälligen Wesens, am liebsten erledigte er seine Geschäfte schriftlich. Das Beste an ihm war, daß er die königlichen Rechte wenigstens nicht aufgab, sondern gegen jede Schmälerung derselben protestierte. Ein Kriegsheld war er nicht. Als er damit umging, die habsburgische Herrschaft in der Schweiz, namentlich in Zürich wiederherzustellen, mietete er Söldnertruppen, die der französische König gern los sein wollte, weil sie nicht mehr gebraucht wurden und sich zucht- und herrenlos im Lande herumtrieben. Ter Erbprinz (Dauphin) Ludwig führte die Armagnacs, so hießen die Söldner — das Volk nannte sie „Arme Gecken" —, gegen die Schweizer und besiegte die Eidgenossen an der Birs. Anstatt aber seine Überlegenheit zum Nutzen des Königs weiter zu verwenden, ging er nach dem Elsaß zurück und hauste dort mit seiner beinahe 60 000 Mann starken Räuberbande so entsetzlich, daß sich die Reichsstände darüber bitter beklagten. Es kostete Friedrich große Mühe, die Armagnacs ans dem Elsaß zu entfernen. Auch in den Erblanden konnte er ein einheitliches Regiment nicht aufrichten. In Böhmen und Ungarn entstand Streit über die Nachfolge in der Regierung. Der nächste Erbe war Ladislaus, der Sohn König Albrechts Ii., ein Kind, dessen Vormund Friedrich in. war. Da aber Friedrich den Knaben nicht, wie die Böhmen es wünschten, in Prag erziehen ließ, sondern bei sich behielt, fo fetzten diese einen czechischen Edlen, Georg Podiebrad, als Gubernator mit königlicher Gewalt ein, und in Ungarn gelangte ein walachischer Ritter, Johann Hunyady, zur höchsten Gewalt. Zwar tarn Ladislaus, nachdem er mündig geworden war, zunächst in Ungarn zur Regierung, starb aber bald darauf, und die Erbfolgestreitigkeiten begannen von neuem. Endlich erwählten die Böhmen ihren Georg Podiebrad und die Ungarn den Sohn Hunyadys, den tapferen Matthias Corvinus zum Könige, und Friedrich that nichts dagegen. Matthias Corvinus war ein berühmter Kriegsheld, der es auf sich nahm, die Türken von den Grenzen Ungarns abzuhalten, freilich erfüllte ihn auch ein unersättlicher Ehrgeiz. Er versuchte, Georg Podiebrad, der als Husit vom Papste nicht anerkannt wurde, Böhmen zu entreißen,

8. Das Mittelalter - S. 176

1893 - Leipzig : Dürr
— 176 — die Regierungsgewalt das Vorrecht der ganzen fürstlichen Familie, die durch den Erstgebornen vertreten wirb. Albrecht Achilles refibierte nicht in Berlin, fonbern überließ die Marken feinem Sohne Johann (Ticero, er selbst wibmete sich der alten fränkischen Heimat. Man nennt ihn auch den Stäbteseinb, weil er fortwährenb mit den fränkischen Städten, befonbers mit Nürnberg im Streite lag. Es war ein harter Kampf. Mit Albrecht verbündet waren 22 Fürsten und Herren, aber die Nürnberger unter ihrem Stadt-hanptmann Heinrich von Plauen hielten tapfer die Gegenwehr. Jahre 1450 erlitt Albrecht bei Pillenreut eine schwere Niederlage, bennoch fetzte er den Krieg fort, der immer mehr in eine Verwüstung der schönen Maingegenb ausartete. Der Streit der Fürsten mit den Städten lebte unter dem schwachen Regiment Kaiser Friebrichs m. überall in Deutschland von neuem auf. In Schwaben, am Rhein und in Franken wehrten sich die freien Bürgerschaften noch einmal verzweifelt gegen die benachbarten Sanbeshemt, die ihnen keine Vorrechte gönnten, fonbern sie sich, wenn es möglich war, Unterthan machten. Die Hand-werkerheere rückten in „Zechen" georbnet, zu Roß und zu Fuß, unter Führung ihrer Ratsherrn aus, oft verstärkt durch Ritter, die von der Stadt Lohn empfingen. Aber es war ein vergeblicher Kampf. Allmählich erlahmte die Kraft des Ausharrens in den Städten, sie halfen sich mit Sölbnerfcharen, die so unzuverlässig waren, daß sie mehr schabeten als nützten. Nur die alten Reichsstädte, wie Köln, Mainz, Straßburg, Regensburg, Frankfurt, und die großen Hartfastäbte Hamburg, Lübeck, Bremen retteten ihre Freiheit in die neue Zeit hinüber. Währenb das Kurfürstentum Brandenburg im Aufsteigen begriffen war, verlor das Ordensland Preußen rasch an Macht und Bebeutung. Auch hier hatten die Städte einen Bunb geschlossen, um sich vor den willkürlichen Maßregeln des Ordens gegen ihre Privilegien zu schützen. Das ganze Land war im Aufruhr. In feiner Bedrängnis rief der Großmeister den König von Polen Kasimir Hi. zu Hilfe, gleichzeitig boten biefem aber auch die Städte und der mit ihnen ver&unbene Abel ein Bündnis an. Der Polenkönig trat auf die Seite des Landes. Dreizehn Jahre lang kriegte er mit dem Orben, bis biefer enblich im Frieden zu Thorn 1466 ihm Westpreußen abtrat. Den Deutschherrn blieb nur Ostpreußen, der Großmeister verlegte seine Resibenz nach Königsberg. 3. Maximilian I. (1493—1519). Als Friedrich Hi. im Jahre 1493 starb, übernahm sein Sohn Maximilian I., der schon bei Lebzeiten des Vaters zum römischen

9. Das Mittelalter - S. 146

1893 - Leipzig : Dürr
Iy. Abschnitt. Bon Rudolf von Habsburg bis zur Reformation. 1. Pentsche Kaiser aus verschiedenen Lausern. 1. Rudolf von Habsburg (1273—1291): Während des Interregnums (1254—73) erfüllte das Faustrecht mit seinem Waffenlärme das ganze deutsche Reich, jeder kleine und große Fürst suchte sein Besitztum (Territorium) auf Kosten der Nachbarn zu vergrößern. Die Anregung, wieder einen König zu wählen, ging vom Papste aus, der gern noch einen großen Kreuzzug ins Leben gerufen hätte; die deutschen Fürsten, die um ihre Selbständigkeit besorgt waren, zögerten so lange als möglich, wieder einen einheimischen Oberherrn einzusetzen, das thatenlose Regiment der ausländischen Prinzen, die nur den Namen „römischer König" trugen, behagte den meisten. Als aber einmal der Anstoß zur Neubesetzung des Thrones gegeben war und Alphous von Kastilien sich bereit zeigte, Verzicht zu thun, vollzog sich die Wahl Rudolfs von Habsburg verhältnismäßig leicht. Der Graf war als tapferer Mann und guter Heerführer weit berühmt, er war begütert, aber kein mächtiger Reichsfürft; feine Besitzungen und Herrschaften lagen im Elsaß und in der Schweiz, im Aargau, Zürichgau und Thurgau, die Stammburg, die Habsburg (Habichtsburg), war an der unteren Reuß. Rudolf von Habsburg erschien den weltlichen Machthabern ungefährlich, die geistlichen vertranten ihm, besonders der Erzbischof Werner von Mainz, der ihn auf einer Reife nach Rom als einett frommen, der Kirche wohlgesinnten Mann kennen gelernt hatte. Sehr eifrig und thatkräftig wirkte für ihn fein Freund, der Burggraf Friedrich von Nürnberg aus dem Geschlechte der Hohenzollem. Dieser war es auch, der ihm, als er gerade mit dem Bischof von Bafel eine Fehde ausfocht, die Nachricht überbrachte, daß

10. Das Mittelalter - S. 148

1893 - Leipzig : Dürr
— 148 — Steiermark, Kärnten, Krain und das Egerland abzutreten und wurde dafür von Rudolf mit Böhmen und Mähren belehnt. Aber so leicht konnte Ottokar den jähen Sturz von seiner Höhe nicht verschmerzen, er bereitete sich auf einen größeren Kampf bor. Verbündete und Helfer fand er an den schlesischen und polnischen Fürsten, an den Markgrafen von Brandenburg und Meißen und an dem Herzog von Niederbayern, ja selbst der Erzbischof von Köln zeigte sich ihm günstig. Im Jahre 1278 brach der Krieg von neuem aus. Rudolf belichtete auf das Reichsheer, wahrscheinlich um keine Verpflichtungen zu haben, aber die Ungarn und seine näheren Freunde, wie der Burggraf von Nürnberg, führten ihm Truppen zu. Bei Dürnkrut an der March trafen die Gegner aufeinander. Anfangs war Ottokar im Vorteil, seine schweren böhmischen Reiter drängten Rudolfs rechten Flügel zurück, aber auf dem linken Flügel des königlichen Heeres hielt sich die ungarische Reiterei tapfer, und als die Reserbetruppen, schwere Berittene unter der Führung des langen Ulrich von Kapell, eingriffen, war der Sieg gewonnen. Die Böhmen mußten nach der March hin zurückweichen und suchten ihr Heil in der Flucht. Ottokar selbst wurde gefangen genommen und dabei getötet. Rudolf konnte nun thun, was er längst im Sinne gehabt hatte. Er belehnte mit Zustimmung der Fürsten seine beiden Söhne Albrecht und Rudolf mit Östreich, Steiermark, Kärnten und Krain, das heißt, er machte diese Herzogtümer zu habsburgischem Hausgut, Böhmen und Mähren gab er Ottokars Sohne Wenzel, bemahlte mit ihm aber eine seiner Töchter, um noch mehr Länder an sein Haus zu knüpfen. Gern hätte Rudolf sich des Reiches angenommen, besonders lag ihm die Sorge für den Landfrieden am Herzen. Allein in dieser Beziehung war er von dem guten Willen der Fürsten abhängig; wenn die Gesetze, die er erließ, in den einzelnen Staaten nicht ausgeführt wurden, so hatte er die Macht nicht, Gehorsam zu erzwingen. Das Beste, was er zu thun bermochte, war, mit gutem Beispiele bor anzugehen. Wo er konnte, zog er selbst gegen die Raubritter zu Felde und bestrafte die, welche in seine Gewalt fielen, mit dem Tode. Als er 1290 fast das ganze Jahr hindurch in Erfurt berweilte, zerstörte er mehr als 60 solcher Ritterburgen. Die Kaufleute, deren Handel durch das Raubge- sindel gelähmt wurde, waren ihm dafür sehr dankbar. Aber daß er in den freien Reichsstädten eine Vermögenssteuer, den 30. Pfennig, erhob und bei den fortwährenden Streitigkeiten der Ratsherrn mit den Fürsten den letzteren beistand, gefiel den stolzen Bürgern nicht, es kam in Frankfurt a. M. und anderwärts in den Rheingegenden sogar zu trotzigem Widerstände gegen die königlichen Auflagen. Die Städter ge-
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