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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Karl_Iv Karl Ludwig_von_Bayern_— Ludwig Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Karl_Iv Karl
64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 40. Kaiser Maximilian I. § 41. Die großen Entdeckungen. 69
stand, der das rechte Wort zu finden, die angemessene That zu vollbringen imstande war.
§ 40. Kaiser Maximilian I.
Nachdem im Jahre 1493 Kaiser Friedrich Iii., ein schlaffer, unthätiger Regent, gestorben, folgte ihm sein Sohn Maximilian I. 1493 (1493 — 1519). Von hervorragender geistiger und körperlicher bis Bildung, erweckte dieser auch beim Volke sehr beliebte Kaiser noch -) 9 einmal große Hoffnungen für die Besserung der Zustände im Reich.
Aber es zeigte sich bald, daß sein Interesse nicht sowohl diesem als der Gründung und Förderung habsbnrgischer Hausmacht galt. („Alles Erdreich Ist Ostreich Unterthan!). Dazu boten ihm vortreffliche Gelegenheit: 1. seine erste Heirat mit Maria, Tochter Karls des Kühnen (vgl. § 39) von Burgund; 2. seine zweite Heirat mit einer mailändischen Prinzessin; 3. die Heirat seines Sohnes Philipp mit einer spanischen Königstochter. —
Die große, beständig zunehmende Türkengefahr veranlaßte in diefer Zeit mehrere patriotische Männer (z. B. den Erzbischof Berthold von Mainz), auf Mittel zu sinnen, durch welche das Reich gekräftigt würde. Zunächst suchten sie ein beständiges Reichsregiment, bestehend aus Gliedern des Fürstenstandes, zu errichten. Da ihnen das nicht sogleich gelang, so brachten sie wenigstens das zuwege, daß ein ewiger Landfriede 1495 1495 angefetzt ward, in welchem für alle Zeiten die Fehden verboten wurden. Ebenfo errichtete der Kaiser ein Reichskam me r-gericht. Zur Erhaltung desselben diente eine allgemeine Reichssteuer, der gemeine Pfennig. Und um eine geordnete Verwaltung des Reiches hinfort zu ermöglichen, wurde das ganze Reich (mit Ausnahme von Böhmen und der Schweiz) in Kreise eingeteilt, deren es zunächst 6, dann 10 gab.
Auch durch andere Einrichtungen, wie z. B. die des Post-wesens, ist die Regierung Maximilians vorteilhaft ausgezeichnet.
§ 41. Die großen Entdeckungen.
Gegen das Ende des Mittelalters wurde der Schauplatz der Geschichte bedeutend erweitert durch die großen Entdeckungen. Die Portugiesen hatten es sich zur Aufgabe gestellt, da durch die Os-manen die Laudverbiuduug mit Ostindien vielfach gestört wurde, einen Seeweg nach diesem Lande zu finden. Sie richteten daher
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_I. Maximilian_I. Friedrich_Iii Friedrich Maximilian_I. Maria Maria Karls Karls Philipp Philipp Berthold_von_Mainz Maximilians
§ 33. Das Interregnum. — Rudolf von Habsburg u. seine nächsten Nachfolger. 57
schon früher sehr geschwächten Bande der öffentlichen Ordnung. Gewalt und Willkür der Einzelnen, der Landesherren oder Ritter, ging vor Recht. Besonders hart lastete die allgemeine Unsicherheit auf denjenigen Klassen, die ans Handel und friedlichen Verkehr von Stadt zu Stadt angewiesen waren. Der durch die Kreuzzüge so geförderte Handel erlahmte durch das Raubrittertum, welches in der Ausübung des „Faustrechtes" seine einzige Beschäftigung sah.
Auch bedrückten räuberische Rechtsgewohnheiten, wie z. B. das Grundruhrecht und das Strandrecht, den Handelsverkehr auf Landstraße und Flüssen. So kam es, daß in dieser „kaiserlosen und schrecklichen Zeit" jeder einzelne, so gut es ging, auf Selbsthilfe dachte. Zumal die Städte organisierten eine solche in dem 1254 gegründeten rheinischen Städtebund. Auch zu anderen 1254 Vereinigungen wurde in dieser Zeit der Grund gelegt.
Um der zunehmenden Verwirrung ein Ende zu machen, entschlossen sich endlich die Fürsten auf den Antrag des Erzbischofs von Mainz den Grafen Rudolf von Habstmrg (1273 — 1291) L273 zum König zu wählen. Derselbe steuerte mit starker Hand dem brs Raubritterwesen und hielt den Landfrieden aufrecht, wodurch er sich namentlich den Dank der Städte, in denen sich mehr und mehr die Kraft und Blüte der Nation zusammendrängte, verdiente. Da der König Ottokar von Böhmen, der während des Interregnums zu seinem Stammlande noch Österreich, Steiermark und Krain erobert hatte, die Huldigung versagte, sah sich Rudolf genötigt, mit gewaffueter Hand gegen ihn zu ziehen: er besiegle ihn in der großen Schlacht auf dem March selbe 1278, in der 1278 Ottokar bett Tod fand. Nun verlieh Rudolf Österreich, Steiermark und Krain feinen Söhnen zu Lehen und begründete damit die h a b s b u r g i f ch e Macht, die sich nachher zu weltumspannendem Umfange ausdehnen sollte. Zu früh für das Reich, welches seiner ordnenden Hand länger beburft hätte, starb Rubels in Speier 1291, ohne daß er die ersehnte Wahl seines Sohnes Albrecht 1291 zu seinem Nachfolger hätte bnrchfetzen können.
Von nun an ist das Streben der beutscheu Könige vorzugsweise barauf gerichtet, sich eine eigene H ausmacht zu gründen, da sie nur so bett widerstrebenden Fürsten überlegen sein konnten.
Sehr oft ittbes war bieses Streben nach einer Hausmacht so stark, daß sie darüber den Nutzen des Reiches versäumten, ja demselben oft geradezu zuwider waren und sogar ihre Stellung als Könige
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Extrahierte Personennamen: Rudolf_I. Rudolf_I. Albrecht Albrecht Adolf_von_Nassau Adolf Albrecht Albrecht Albrecht_I. Friedrich Friedrich Johannes Johannes_„Parricida" Heinrich_Vii Heinrich Ottokars_Enkelin_Elisabeth Ottokars Johann Johann Johann Johann
Extrahierte Ortsnamen: Göllheim_am_Donnersberg Rotenburg Tauber Habsburg Lützelburg Speyer Haus_Lützelburg Italien
Karl Iv. und seine Söhne. Vi 2i—i.
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zahl der Wahlfürsten fest. Die Kurfürsten erhielten zugleich Ehrenämter. Alljährlich sollten sie mit dem Kaiser zur Beratung zusammentreten und dabei der König von Böhmen ihm als Erzmundschenk, der Pfalzgraf als Erztruchseß, der Kurfürst von Sachsen als Erzmarschall, der Brandenburger als Erzkämmerer dienen; die geistlichen Kurfürsten waren Erzkanzler für Deutschland, Italien und „Gallien" (Burgund). Die Kurländer erklärte er für unteilbar und stattete sie mit dem Recht aus, Bergbau zu treiben und Münzen zu prägen: dem Berg- und Münzregal.
Er ließ seine Urkunden neben der lateinischen auch in deutscher (oberdeutscher) Sprache abfassen, wie denn seit Karls Zeit neben die lateinische Geschichtschreibung der Mönche die deutsche bürgerlicher Beamten trat. Unermüdlich bereiste er das Reich; bis nach Lübeck ist er gekommen.
In dem von ihm gegründeten St. Veitsdom auf dem Hradschin
□ zu Prag liegt Kaiser Karl Iv. begraben. □
3. Im Widerspruch zu den Bestimmungen der Goldenen Bulle hatte er seinem Sohne die Krone verschafft. Wenzels gute Anlagen wurden durch maßlose Iagdlust und Trunksucht überwuchert.
* *Als er mit dem König von Frankreich zu einer Besprechung der Kirchenspaltung in Reims zusammentraf, war er so schwer betrunken, daß er zum Prunkmahl nicht erscheinen konnte. Den Erzbischof von Prag, der ihm Vorstellungen machte, ließ er einkerkern und dessen Eeneralvikar Johann von Pomuk (Nepomuk) foltern, dann gefesselt und geknebelt von der Moldaubrücke stürzen. Die Dichter klagten, die Welt habe einen Papst zu viel und einen Kaiser
□ zu wenig. □
Wieder versammelten sich die Kurfürsten; vor den Toren Lahnsteins erklärten sie vor allem Volke Wenzel als „unnützlich, trag und für das römische Reich durchaus ungeschickt" und wählten auf dem von Karl Iv. erbauten Königstuhl zu Reuse den Pfalzgrafen Ruprecht zum König. Aber auch der wohlmeinende Pfälzer konnte der Verwirrung nicht Herr werden.
4. Mit Siegmund, Wenzels Bruder, starb das Lützelburger Haus aus. Er war ein auffallend schöner, großer Mann mit blitzenden Augen und wallendem, zweigeteiltem Bart, fröhlich, geistreich, beredt; den gemeinen Mann redete er mit Ihr an; zu Konstanz auf dem Turnier erlegte er zwei Gegner, ehe er den Helm lüftete. Aber er war ein
7*
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Karls Karl_Iv Karl Johann_von_Pomuk Johann Nepomuk) Wenzel Karl_Iv Karl Siegmund
Extrahierte Ortsnamen: Sachsen Deutschland Italien Burgund Karls Wenzels Frankreich Reims Prag Wenzels
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Staufer und Kreuzzüge.
ererbten Besitzungen (Allode) Braunschweig und Lüneburg, Bayern fiel an Otto von Wittelsbach; doch wurde jetzt auch Steiermark ein selbständiges Herzogtum, das bald unter dem Geschlechte der Baden-□ Berger mit Österreich vereinigt wurde.□
7. Mit Strenge hielt Friedrich die Ordnung im Reich aufrecht. Den Bauern verbot er die Waffen, die sie bisher selbst bei der Feldarbeit getragen, verurteilte aber auch Fürsten, wenn sie den Landfrieden brachen, zu der Strafe des Hundetragens, die seit Jahrhunderten nicht mehr angewendet worden war. Er beschränkte die Zölle auf dem Main und Rhein; Gewerbe und Handel blühten. Neben seinen Pfalzen (Gelnhausen, Trifels, Hagenau) gründete er Märkte, aus denen einige Städte erwachsen sind. In einer langen Friedenszeit, wie sie noch nie erlebt war, wurde Deutschland das mächtigste Land Europas.
8. Dichter und Spielleute priesen das Pfingstfest in Mainz: die „Schwertleite" (den Ritterschlag) der beiden ältesten Kaisersöhne Heinrich und Friedrich. Siebzigtausend Ritter soll der leutselige Herr als seine Gäste empfangen und in einer aus Holz und Leinwand rasch erbauten Stadt beherbergt, bewirtet und reich beschenkt haben; glänzende Kirchgänge und Kampfspiele befriedigten die Schaulust. Nicht minder großartig war das Fest, das ihm die Stadt Mailand bei seiner letzten Fahrt nach Italien als Zeichen ihrer Treue ausrichtete; es galt der Vermählung seines Sohnes, des bereits zum König erwählten Heinrich, mit der normannischen Königstochter Konstanze, der Erbin Siziliens und Apuliens. Von Lübeck bis Palermo gebot der greise Held. Aber der Papst sah mit Besorgnis auf diese Machtfülle der Hohenstaufen.
5. Der dritte Kreuzzug. Die Ritterorden.
1. Da erscholl die Schreckensbotschaft, Jerusalem sei gefallen. Alsbald berief der Kaiser einen ,,Hoftag Jesu Christi" nach Mainz und nahm unter dem Jubel vieler Tausende das Kreuz.
* *Auf dem zweiten Kreuzzug hatte Friedrich seinen Oheim begleitet; als das Kreuzheer in Kleinasien umkehren mußte, hatte der junge Schwabenherzog einen Teil weitergeführt bis nach Palästina, nach Ackers (Akkon): eine wertvolle Schule für den dritten Kreuzzug. Belehrt durch jene Erfahrungen, ließ er durch Gesandtschaften mit den Ungarn und Serben, dem Griechenkaiser und dem Sultan
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Extrahierte Ortsnamen: Braunschweig Lüneburg Main Rhein Gelnhausen Hagenau Deutschland Europas Mainz Mailand Italien Siziliens Apuliens Palermo Jerusalem Jesu Mainz Kleinasien Palästina Akkon Ungarn
Friedrich Ii. Das Zwischenreich. V 7<—Vi li. 93
Reich zurückerobern wollte, geriet nach siegreicher Schlacht in die Hände seines tückischen Feindes. Der letzte Hohenstaufe endete mit seinem Freunde Friedrich von Baden in Neapel durch das Beil des 1268 Henkers; zur Hinrichtung nutzte jede Ortschaft des Landes Abordnungen senden.
Papst Bonifaz Viii. aber starb nach herber Demütigung durch die Großen Roms und den Franzosenkönig Philipp Iv. Seine Nachfolger mußten in Avignon ihren Sitz aufschlagen und der französischen Politik dienen, während Rom verfiel.
7. In Deutschland herrschte die ärgste Verwirrung. Mongolenhorden hieben die schlesische Ritterschaft bei Wahlstatt an der Hatzbach zusammen. Kein deutscher Fürst wollte die Krone annehmen.
Zwei Fremde führten den Königstitel. Während dieses Zwischenreiches (Interregnum) fielen die Außenteile des Reiches, die Lombardei, Burgund, Flandern allmählich ab. Im Innern störten die Ritter straflos den Landfrieden. Auf ihren Burgen und Maut-Türmen erpreßten sie Zoll und Geleitsgeld oder lauerten im Busch aus den Kaufmann, nahmen ihm „aus dem Stegreif" seine Wagen, dem Bauer sein Gespann und ängsteten den Beraubten hohes Lösegeld ab, das sie dann bei schwelgerischen Gelagen in Schnabelschuhen und im geschlitzten Schellenwams verpraßten. Das Reich führte keine Kriege mehr. Die Fürsten schlossen nach Belieben Verträge und führten Krieg, selbst gegen andere Glieder des Reiches.
* *In dieser schrecklichen „kaiserlosen" Zeit hat das deutsche Volk aber noch lange auf die Wiederkehr Kaiser Friedrichs Ii. gehofft, an dessen frühen Tod es nicht glauben wollte. Erft die spätere Sage hat an seine Stelle seinen Großvater gesetzt, den Rotbart, der im Kyff-□ Häuser schlafe, wie Karl der Große im Untersberg bei Salzburg. □
Vi. Fürsten und Städte.
1. Die ersten Habsburger und ihre Gegner.
1. Angesichts der Not des Zwischenreiches erklärte der Papst den Fürsten, er werde einen König einsetzen, wenn sie es nicht täten.
Da traten die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der Pfalzgras bei Rhein, der Herzog von Sachsen, der Markgraf von Brandenburg mit dem Herzog von Bayern in Frankfurt am Main zusammen und wählten den oberrheinischen Grafen Rudolf von Habsburg zum König.
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Extrahierte Ortsnamen: Neapel Roms Avignon Rom Deutschland Hatzbach Burgund Flandern Friedrichs Untersberg Salzburg Mainz Rhein Sachsen Brandenburg Bayern Frankfurt_am_Main
98
Fürsten und Städte.
ging krumm, ohne Waffen und Schmuck. Er sprach und schrieb fünf Sprachen; er sammelte theologische und klassische Bücher. Wie Petrarca, mit dem er in brieflichem und auch in persönlichem Verkehr stand, freute er sich an schönen Landschaften; er legte einen botanischen Garten an. Auch Reliquien erwarb er gern; bei hohen Kirchenfesten las er im kaiserlichen Schmuck als Diakon das Evangelium am Altar: so bei dem glanzvollen Weihnachtsfest in Metz, wo vor den zum Reichstag versammelten Fürsten die Goldene Bulle verkündet wurde. Unbeschadet dieser Frömmigkeit suchte er seine Ziele mit allen Mitteln zu erreichen: ein mit Eold beladener Esel, sagte er, öffne die Pforte besser als das scharfe Eisen. In Italien erschien er, um die Kaiserkrone zu gewinnen, „wie ein zur Messe reisender Kaufmann": ohne Heer, ohne kaiserlichen Glanz.
*In seinem Erbland Böhmen, das infolge der Verschwendungssucht und Abenteuerlust seines Vaters tief zerrüttet war, hob er den Getreide- und Hopfenbau: er ließ Reben aus Ungarn, Burgund und vom Rhein kommen; den am Zusammenfluß der Elbe und der Moldau wachsenden Melniker Wem trank der Kaiser beim Krönungsmahl. In seiner Lieblingsstadt Prag, die er mit stolzen Bauwerken füllte, gründete er ein Erzbistum und die erste deutsche Universität. Er entwarf für die Stadt einen Stadtplan mit weiten Plätzen und baute eine Stein-brücke über die Moldau. Prag blühte als Handelsstadt mächtig empor, seit Karl Schlesien und durch Kauf Brandenburg an Böhmen gebracht, Elbe und Oder schiffbar gemacht hatte und den Bergbau auf Eold, Silber und Zinn lebhaft betrieb.
In Böhmen bevorzugte er die Deutschen; auch dem Reiche war er kein Stiefvater; er hat ja Böhmen erst ins Reich einbezogen.□
2. Um Wahlstreitigkeiten vorzubeugen, erließ er die Goldene Bulle, ein Reichsgesetz, das die deutsche Königswahl regelte. Die drei rheinischen Erzbischöfe sowie der König von Böhmen und der Pfalzgraf, der Herzog von Sachsen-Wittenberg und der Markgraf von Brandenburg sollten fortan den König „küren". Beim Tod eines Königs sollte der Kurfürst von Mainz als Erzkanzler des Reiches die „Kurfürsten" zur Wahl nach Frankfurt a. M. einladen; bis zur Neuwahl hatte der Kurfürst von Sachsen im Norden, der Pfalzgraf im Süden das Reich zu verwesen.
*Die Goldene Bulle war aus Beratungen des Königs mit den „Kurfürsten" entstanden. Sie hielt an der herkömmlichen Sieben-
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Extrahierte Personennamen: Petrarca Karl_Schlesien Karl
Fürsten und Städte.
übler Wirtschafter, der stets in Schulden stak. Zu seinen Ländern hatte er durch Heirat noch Ungarn erworben. Seiner Anstrengung gelang es, die Konstanzer Kirchenversammlung zustande zu bringen.
Zu Konstanz belehnte er den Burggrafen Friedrich Vi., dessen Bemühung er die Krone verdankte, mit Brandenburg; vorerst sollte er der Mark „oberster Verweser und Hauptmann" sein.
* * Einige Jahre vorher erlagen die Deutschordensritter in der 1411 fürchterlichen Schlacht bei Tannenberg den Polen, denen sie nachmals das Weichselgebiet mit Marienburg abtreten mußten.
Seine Länder samt der Kaiserkrone kamen an den Habsburger Albrecht Ii., einen wackern Kriegsmann, der mit Siegmunds einziger Tochter vermählt war. Die Habsburger aber behaupteten drei Jahrhunderte lang die Kaiserwürde.
5. Seit den Tagen der Lützelburger gingen die wichtigsten Königsrechte: die Gerichtsbarkeit, die Kriegführung, die Erhebung von Steuern, an die Herzöge und Grafen über; es entstanden unabhängige Landesherrschaften. Zahlreiche Grafen wurden in diesem und dem folgenden Jahrhundert zu Herzögen erhoben, darunter Eberhard von Württemberg, der „Graf im Bart", 1495. Den Fürsten gegenüber erstritten in den einzelnen Ländern Geistlichkeit, Adel und Städte die Befugnis, in Fragen der Besteuerung, der Gesetzgebung, □ auch der Erbfolge als „Landstände" gehört zu werden. □
* * 3. Die Bauern im Mittelalter.
1. Die Bauern hatten ihre glücklichsten Tage unter dem Kaiser Rotbart. Sie feierten ihre Kirchweih mit Spiel und Tanz und Schlägerei und pflegten das Volkslied, das damals und besonders im 13. Jahrhundert bei Bauern und Handwerkern seine Blüte erreichte, steigender Wohlstand gab die Mittel, die Wirtschaftsgeräte zu verbessern : Wagen und Pflug erhielten Eisenreifen um die Räder und wurden statt der Rinder häufig mit Pferden bespannt. Außer dem Getreide pflanzte man Bohnen, Erbsen, Linsen, Gemüse, Hanf und Flachs; Obst- und Weinbau waren hoch entwickelt. Unter den Haustieren schätzte man am meisten das Schwein: geräuchertes Schweinefleisch nahm man auf die Feldzüge mit; das Schaf züchtete man auch der Wolle wegen; unter dem Geflügel prangte der Fasan. Die Wohnung enthielt meist nur einen Wohnraum, den der Kachelofen
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Vi Friedrich Albrecht_Ii Albrecht Eberhard_von_Württemberg