64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Eberhard_von_Württemberg Sigismund_( Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Gero Albrecht Waldemar) Karl_Martells Karl
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Philipp_V._König Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Romanow Karl_Xii Karl Karl Karl Peters Friedrichs_I. Albrecht_Achilles Albrecht Joachim Joachim_Ii Friedrich_Ii Friedrich Joachim
I
249
Mittelpunkt nicht nur von Bhmen, sondern vom ganzen deutschen Reiche werden. Hier errichtete er auch zur Bildung seiner Bhmen im Jahre 1348 nach dem Muster der Universitten von Paris und Bologna die erste deutsche Universitt, welche schon i bald nach ihrer Stiftung siebentausend Studirende zhlte.
Die goldene Bulle (1356). Das Wichtigste, was ihm Deutschland zu verdanken hat, ist jenes berhmte Reichs-grundgesetz, die goldene Bulle. Durch diese wurde im Jahre 1356 das ausschlieende Wahlrecht des deutschen Kaisers sieben , Kurfrsten *), drei geistlichen und vier weltlichen, berlassen ober vielmehr frmlich besttiget; bemi sie hatten sich dasselbe bereits seit einem Jahrhuubert angemaet. Diese sieben Kurfrsten aber j waren: die Erzbischfe von Mainz, Trier und Kln, der König j von Bhmen, der Markgraf von Brandenburg, der Herzog von 1 Sachsen-Wittenberg und der Pfalzgraf am Rhein. Zur Ver-; htung aller Streitigkeiten sollte die Kurwrde an dem Lanbe gebunben sein, und bei Erledigung des Thrones berselbe innerhalb breier Monate wieber besetzt werben. In Frankfurt am Main sollte die Wahl, in Aachen aber, welches von Alters her als Residenz der knigliche Stuhl" genannt wrbe, die Krnung gehalten werben. Diese und andere Verordnungen ent-hielt das Reichsgrunbgesey, welches seinen Namen golbene Biille"**) von dem in Gold getriebenen Siegel fhrte, das, in einer Kapsel (bulla) eingeschlossen, ort dieser Urkunde auf Per-gament mit einer Schnur befestigt war. Die Macht des Kaisers bestand nur noch in seinen Erblanden. Denn von unmittel-baren kaiserlichen Gtern, Einknften und Rechten war nach den verschwenbenschen Verleihungen der frheren Kaiser, so wie durch die Eingriffe der Fürsten während des Zwischenreiches wenig brig geblieben, und bieses Wenige wrbe durch die golbene Bulle noch geschmlert. Die Kurfrsten waren jetzt vllige
*) Von dem alldeutschen Worte fren", b. i. whlen.
**) Vorzugsweise wird eine Verordnung oder ein Dekret des Papstes in Glaubens- und Kirchensachen Bulle genannt.
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Bologna Deutschland Mainz Brandenburg Sachsen-Wittenberg Rhein Frankfurt_am_Main Aachen
I
153
nicht genug laben an den heiligen Reliquien; Jegliches wollten sie sehen, Jegliches berhren. Sie beichteten ihre Snden und gelobten Besserung mit lauter Stimme. Gottfried von Bouillon, der gefeiertste Held, ward einstimmig zum Könige von Jeru-salem ausgerufen; er aber lehnte bescheiden diese Wrde ab. Er wollte dort nicht König heien und eine goldene Krone tragen, wo einst Christus, der König der Könige, unter einer Dornenkrone geblutet hatte. Nur den Titel eines Schirmvogtes des heiliges Grabes nahm er an, waltete jedoch im Uebrigen als Oberherr und ordnete das junge christliche Reich durch Gesetze. Leider starb dieser treffliche Held schon das Jahr darauf, am 17. August 1100. Sein Nachfolger war sein Bruder Balduin, der zuerst den Namen König von Jerusalem annahm*).
So gelangten die Christen am 15. Juli des Jahres 1099 in den Besitz der heiligen Stadt, nachdem sie dieselbe fnf Wochen und vier Tage belagert hatten. Allein es war noch schwerer, ste zu behaupten, als sie zu erobern. Denn rings-umher waren die Kreuzfahrer von auflauernden Feinden um-geben; Krankheiten brachen unter ihnen aus und rafften ganze Scharen dahin. Dazu fehlte es an Einigkeit. So verloren sie ihre Eroberung bald wieder. Nach diesem ersten Kreuzzuge muten deshalb nach und nach noch sechs andere unternommen werben. Fast zweihundert Jahre whrten diese Kreuzzge; ganz Europa blieb daher fortwhrend in Bewegung.
*) Die Thatm der Kreuzfahrer, besonders Gottfrieds von Bouillon, hat Torquato Tasso, ein ausgezeichneter italienischer Dichter des sechzehnten Jahrhunderts, in seinem Gedichte: Das besreiete Jerusalem" verherrlicht.
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Christus August Balduin Torquato_Tasso
I
177
erdichtet und sprach sogleich den Bann der ihn ans. Der Kaiser aber, um zu zeigen, da er es mit dem versprochenen Kreuzzuge ernstlich meine, schiffte sich bald nach feiner Wiederherstellung nach Palstina ein. Jedoch vershnte er hierdurch nicht den Papst. Dieser erlie sogar an die Geistlichen und an die Ritterorden in Palstina die strengsten Befehle, den Kaiser nicht im Geringsten zu untersttzen, weil ein mit dem Fluche der Kirche Beladener des Kampfes fr die Sache Gottes un-wrdig sei. Allein Friedrich war in dem heiligen Lande glcklicher, als man htte erwarten sollen. Er schlo mit den Sa-racenen einen zehnjhrigen Waffenstillstand, in welchem ihm Jerusalem, Bethlehem und Nazareth ausgeliefert wurden, und fetzte uch in der Kirche des heiligen Grabes die Krone eines Kniges von Jerusalem aus.*) Schnell eilte er dann nach Italien zurck, vertrieb bort die Fewbe aus feinen Besitzungen und shnte sich auch mit dem Papste aus.
Bald hierauf brach in Deutfchlanb eine Emprung unter feinem eigenen Sohne Heinrich aus, der in des Vaters Abwesenheit Deutschland verwaltet hatte. Fr seine Untreue mute er nach Italien in einen Kerker wanbern, wo er sieben Jahre nachher starb. Aus bieses traurige Ereigni folgte balb ein frhliches. Friedrich war Wittwer und warb um die fchne Jfabella, Schwester des Kniges von England. Ohne Z-gern kam der Heirathsvertrag zu Stande. Der Kaiser lie durch den Erzbischof von Kln und Herzog von Brabant mit zahlreichem Gefolge feine Braut abholen. Ueberall wurde sie in Deutschland festlich empfangen, besonders aber in Kln-Zehntausend Brger, alle zu Pferde und festlich geschmckt, polten sie feierlich ein. Auch fuhren ihr Schiffe auf trockenem Lande entgegen. Es waren Wagen, wie Schiffe gebauet, mit Flaggen und Wimpeln, die Pferde waren in Purpurdecken verhllt. In den Schiffen saen Snger und lieen zu dem
) Dadurch wurde fortan der Titel König von Jerusalem" Erbtheil des deutschen Kaisers als solchen.
Weller' Wcltgesch. Il 25. Aufl. i o
I
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Friedrich_war_Wittwer Friedrich Weller
Extrahierte Ortsnamen: Palstina Palstina Gottes Jerusalem Bethlehem Nazareth Jerusalem Italien Deutfchlanb Deutschland Italien England Brabant Deutschland Jerusalem
153
Leider starb dieser treffliche Held schon das Jahr darauf, am
17. August 1100. Sein Nachfolger war sein Bruder Balduin,
der zuerst deu Namen König von Jerusalem annahm.*)
So gelangten die Christen am fünfzehnten Juli des Jahres
1099 in den Besitz der heiligen Stadt, nachdem sie dieselbe
fünf Wochen und vier Tage belagert hatten. Allein es war
noch schwerer, sie zu behaupten, als sie zu erobern. Denn rings-
umher waren die Kreuzfahrer von auflauernden Feinden um-
geben; Krankheiten brachen unter ihnen aus und rafften ganze
Scharen dahin. Dazu fehlte es an Einigkeit. So verloren sie
ihre Eroberung bald wieder. Nach diesem ersten Kreuzzuge muß-
ten deshalb nach und nach noch sechs andere unternommen wer-
den. Fast zweihundert Jahre währten die Kreuzzüge; ganz
Europa blieb daher fortwährend in Bewegung.
Die schwäluschen oder huhenstaufischen
Kaiser (1137—1253).
46. Konrad in (1137—1152).
In der Mitte des schwäbischen Landes, unfern des blühen-
den Städtchens Göppingen im heutigen Königreiche Würtem-
bcrg, erhebt sich der hohe Staufen, ein kegelförmiger Berg,
auf dessen Gipfel einst das Stammschloß der schwäbischen Her-
zoge und Kaiser stand. Nur ein kleines Stück morscher Mauer
ist der ganze Ueberrest dieses ehemals so glänzenden Stamm-
sitzes und bietet ein trauriges Bild von der Hinfälligkeit aller
Menschengröße und Erdenherrlichkeit dar. Hier entsproß vor
acht Jahrhunderten eines der edelsten und mächtigsten Geschlech-
ter, aus welchem sechs Kaiser für Deutschland hervorgingen.
*) Die Thaten der Kreuzfahrer, besonders Gottfried's von Bouillon,
hat Torquato Tasso, ein ausgezeichneter italienischer Dichter des
sechzehnten Jahrhunderts, in seinem Gedichte: „Das befreiete Je-
rusalem," verherrlicht.
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Extrahierte Personennamen: August Balduin Konrad Konrad Torquato_Tasso
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Europa Städtchens_Göppingen Deutschland
259
war er in immerwährender Geldverlegenheit. Darum verpfändete
er die Mark Brandenburg nebst der Kurwürde an den biederen,
ihm ergebenen Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von
Hohenzollern, im Jahre 1415; jedoch unter dem Vorbehalte
des Rechtes der Wiedereinlösung. Da aber weder Sigismund
noch einer seiner Nachfolger dieses Pfand wieder einlösete, so blieb
seitdem Brandenburg bei dem Hause Hohenzollern, und der
Burggraf Friedrich ist demnach der Stammvater des jetzigen
preußischen Königshauses. Der Kaiser glaubte in Friedrich für
die drohenden Wirren der nächsten Zukunft die beste Stütze ge-
funden zu haben, weil dieser, sammt seinem Hause, sich immer
als sein treuer Anhänger gezeigt hatte. — In ähnlicher Weise
verfuhr er, als bald darauf das Kurhaus Sachsen ausstarb.
Gegen eine Geldsumme verlieh er das Herzogthum Sachsen mit
der Kurwürde dem Markgrafen von Meißen, Friedrich dem
Streitbaren (1422), womit also die sächsische Kurfürsten-
würde an das wettinsche Haus Meißen kam.
Kriege Wischen Frankreich und
England.
73. Die Jungfrau von Orleans (1429).
Die gerade Linie der von Hugo Capet entsprossenen
Könige von Frankreich war mit den Söhnen Philipp des
Schönen, desselben, unter welchem der Tempelherrenorden aus-
gehoben wurde, im Jahre 1328 erloschen, und der Thron ver-
erbte aus die Seitenlinie der Valois, welche 261 Jahre, von
1328 bis 1589, über Frankreich herrschte. Philipp von
Valois, der Brudersohn Philipp des Schönen, eröffnete diese
neue Regeutensamilie.
Die Eifersucht, welche schon während der ganzen Regierung
der Capetinger zwischen Frankreich und England geherrscht hatte,
17*
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Friedrich_von
Hohenzollern Friedrich Sigismund Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Hugo_Capet Philipp Philipp Philipp_von
Valois Philipp Philipp_des_Schönen Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Sachsen Sachsen Haus_Meißen Frankreich England Frankreich Frankreich Frankreich England
280
Timnr ließ jedoch den Söhnen Bajesid's das Reich ihres
Vaters, um welches diese blutige Kriege gegen einander führten.
Auch die vou Gajesid vertriebenen Fürsten setzte er wieder in
den Besitz ihrer Länder. Dann ging er selbst wieder über den
Euphrat in die Bulcharei nach Samarkand, der Hauptstadt
seiner weitläufigen Staaten. Nicht lange hierauf, im Jahre
1405, verließ er die Erde, welche er so lange verwüstet hatte.
Sein ungeheures Reich zerfiel eben so schnell, als es entstanden
war. Ein Theil desselben in Vorderindien machte später das
sogenannte Reich des Groß-Moguls aus, welches der Sultan
Babur um das Jahr 1519 gegründet haben soll. Es blühete
schnell auf, ist aber jetzt auch von der Erde verschwunden.
Nach Timur's Tode erholte sich wieder die Macht der
Osmauen so schnell, daß schon im Jahre 1422 Mur ad oder
Amur ad Ii. (1422—1451) mit einem großen Heere selbst vor
den Thoren Constantinopcls erschien. Vergebens zog der junge
Wladislav 111., König von Ungarn und Polen, mit seinen
Bundesgenossen zu Hülfe herbei; er verlor bei Varna (1444)
Sieg und Leben. Hunyad, der eben so weise wie tapfere un-
garische Feldherr, setzte den Kampf fort; allein er so wenig
wie der kriegerische Fürst von Albanien, Georg Kastriota,
gewöhnlich Scanderbeg, d. i. Fürst Alexander, genannt, konn-
ten das Unglück der Stadt abwenden, sondern nur verzögern.
Unter dem Sultan Mohammed 11. (1451—1481), Amurad's
Nachfolger, kam endlich das schon lange drohende Ungewittcr
zum verheerenden Ausbruche. Dieser junge Held, der nach dem
Ruhme strebte, ein zweiter Alexander zu werden, brach im Jahre
1453 an der Spitze einer großen Land- und Seemacht mit
furchtbaren Belagerungsmaschinen von Adriauopel auf, um die
Hauptstadt des griechischen Reiches selbst zu erobern. Unter
seinen großen Kanonen befand sich eine, die „Kanone Moham-
mcd's", welche steinerne Kugeln schoß von zwölf Spannen im
Umfange, von zwölf Centnern im Gewichte. Sie brauchte zwei
Monate, um den Weg von zwei Tagen, von Adrianopel bis
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Georg_Kastriota Alexander Alexander Mohammed Alexander Alexander
285
Friedrich Iii. (Iv.)* (1439—1493), Sohn des Her-
zoges Ernst von Steiermark. Dieser hat von allen Kaisern am
längsten regiert, nämlich über 53 Jahre. Er war ein Alaun
von den schönsten Eigenschaften des Geistes und des Herzens,
allein die Zeit seiner Regierung war zu stürmisch bewegt, und
nicht immer konnte er seinen wohlmeinenden Absichten und Be-
fehlen den erforderlichen Nachdruck geben. Unter seiner Regie-
rung eroberten die Türken nicht nur Constantinopel, sondern
richteten auch ihre Berheerungszüge selbst nach Ungarn und
Krain. Der Papst forderte die Christenheit und insbesondere
die deutschen Fürsten zu einem neuen Kreuzzuge auf; auch der
Kaiser erließ an sie die dringendsten Mahnungen bei der großen
Gefahr des deutschen Batcrlandes. Vergebens! An die Stelle
der früheren Begeisterung war jetzt die niedrigste Selbstsucht
getreten, und bei der Auflösung aller gesetzlichen Ordnung war
jeder Fürst nur bedacht, für seinen eigenen Vortheil zu sorgen.
Kein deutsches Heer rückte gegen den Erbfeind der Christenheit
in's Feld, um dessentwillen im ganzen Reiche die Türlenglocke
zum Gebete rief. Der Kaiser hielt zwar Reichstag über Reichs-
tag, allein auf diesen erschienen nicht mehr die Fürsten selbst,
sondern nur ihre Gesandten, welche die kostbare Zeit mit leeren
Förmlichkeiten hinbrachten, ja sogar darüber stritten, wer am
wenigsten zu des Vaterlandes Rettung beizutragen habe. Krieg
und Fehde herrschte überall, nicht bloß an den Grenzen des
Reiches, sondern auch im Reiche selbst. Am störendsten für die
Thätigkeit des Kaisers in den Reichsangelegenheiten war lange
Zeit der Zwist mit seinem Bruder Albrecht, dem Mitbesitzer
seiner Erblande. Von dieser Drangsal wurde er zwar durch
Albrechl's Tod befreit (1463), aber in Oesterreich und den übri-
gen Ländern hörte die Unzufriedenheit mit feiner Regierung
nicht auf und veranlaßte mehrere höchst gefährliche Ausstände.
* Dieser Kaiser wird Friedrich Iii. und auch Friedrich Iv. genannt,
jenachdem Friedrich der Schöne von Oesterreich (1313 — 1330) mit ein-
gerechnet wird oder nicht.
/
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