64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Eberhard_von_Württemberg Sigismund_( Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Gero Albrecht Waldemar) Karl_Martells Karl
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Philipp_V._König Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Romanow Karl_Xii Karl Karl Karl Peters Friedrichs_I. Albrecht_Achilles Albrecht Joachim Joachim_Ii Friedrich_Ii Friedrich Joachim
100
4. Großtänche u (570 Einw.), an der Straße
von Metz nach Saargemünd, hat Stein-, Sand- und
Gipsgruben.
Vi. Der Kreis Chät e an-S a lins.
48,900 Einwohner. 975 Q km.
1. Ch^teau-Talins (2020 Einw.), an der
kleinen Seille und an der Eisenbahnlinie Saargemünd-
Bensdorf-Chambrey, hat seinen Namen von einer
Salzgrube, welche im Jahre 133 > im Schloß der
Herzoge von Lothringen entdeckt wurde. In: Jahre
1826 wurde dieselbe aufgehoben und durch eine andere
in Dienze ersetzt. Den Nanmder ehemaligen Saline
zu Chüteau-Salins nimmt jetzt eine Glasfabrik und
eine von Ordensschwestern geleitete freie Schnle nebst
Pensionat ein. Die Stadt besitzt eine Lateinschule.
2. Bic (2040 Eiuw.), an einer Abzweigung der
Eisenbahnlinie Bensdorf-Chambrey, an der Seille,
enthält reiche Salzquellen, die aber gegenwärtig nicht
ausgebeutet werden. Die Umgegend erzeugt gute Weine.
Marsal (620 Einw.), ehemals Festung, 11 km
südöstlich von Chüteau-Salins, hat bedeutenden Wein-
ban und erzeugt die besten Weiue der Gegeud.
' 3. Dienze* (5780 Einw.), in einer Ebene, in der
Nähe des Lindenweihers, hat wichtige Salzwerke,
chemische Fabrik, Gerbereien und eine Gelatinfabrik.
Garnison. Station an der Lin e Avriconrt-Bensdorf.
4. Delme.(650 Einw.), liegt an dem Abhange
eines 405 Meter hohen Berges. Dieser Berg, l;i Cöte
de Dehne genannt, ist der höchste Punkt des Kreises.
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— 9 —
eine Real- und höhere Töchterschule uebst dem Lehrerinnen-Seminar, einen
botanischen Garten. In neuerer Zeit ist D. auch als Fabrik- und Handelsstadt
bedeutender. Eine Dampfstraßenbahn führt von der Rheinstraße nach Gries-
heim; sowie von Arheiligen über Darmstadt-Eberstadt—elektrische Straßenbahn.
Eine Wasserleitung versorgt von Griesheim her die Stadt mit Wasser.
Großer Woog, Samenhandlungen, Maschinenfabriken und Eisengießereien, Hut-
fabriken, Tapeten- und Kartenfabriken, chemische Präparate (Merck) :c.
Mit Darmstadt ist das 12000 E- zählende Bessungen vereinigt (Idioten-
anstatt). Eberstadt und Pfungstadt (6300 E.) mit einer höheren Bürger-
schule, beide an der Modau gelegeu, besitzen Fabriken und Bierbrauereien. Bei
Griesheim (5500) E-), durch Waldsamen und Gartengewächse (Zwiebeln) be-
kannt, ein großartiger Artillerie-Schießplatz. Bei Eschollbrücken ausgedehnte
Torfgruben. Die Ruine Frankenstein (Eselslehen) bei Eberstadt, in der Nähe
die berühmten Magnetfelsen, das mühlenreiche Ober- und Nieder-Ramstadt,
welche die Eingangspforten zu dem Odenwald bilden, Roßdorf am Fuße des
aus Basalt bestehenden Roßberges (Basaltbrüche), und Arheiligen.
2. Der Kreis Offenbach, mit 35 Gemeinden.
Offenbach mit 50400 E., Garnisonsstadt, am linken Ufer des
Main gelegen und durch eine Steinbrücke mit dem jenseitigen preuß.
Gebiete verbunden, ist die wichtigste Fabrikstadt des Großherzogtums.
Gymnasium, Realschule 1. Ordnung, Portefeuillearbeiten, Chaisen^
Maschinen, chemische Fabrikate, Eisengußwaren, Stickereien in Gold und Seide,
Lichter, Seifen, Leim, Hüte, Wachstücher, Notendruckerei, Tabaksfabriken :c.
Hart am Main liegt das dem Fürsten Jsenbnrg-Birstein gehörende Schloß, in
welchem Gustav Adolf 1631 die Abgesandten von Frankfurt empfing.
Seligenstadt am Main, eine geschichtlich berühmte Stadt; in der dortigen
ehemaligen Benediktinerabtei ruhen langeblich) die Gebeine von Eginhard und
Emma (815); Ludwig der Deutsche hielt L75 hier einen Fürstenkongreß. Bürgel
und Rumpenheim, Dreieichenhain mit den Ruinen eines von Karl d.
Großen erbauten Jagdschlosses, nebst Philippseich, dem Stammsitz des Fürsten
von Jsenburg-Philippseich mit Schloß und Parkanlagen. Neu-Isenburg
1700 von französischen Emigranten erbaut mit 8000 E.; Heusenstamm mit
einem gräflich Schönbornschen Schloß; Langen, in der Nähe das Jagdschloß
Wolfsgarten, Sprendlingen, Egelsbach und Dietzenbach,
ki. Der Kreis Groß-Gerau, mit 31 Gemeinden.
Groß-Gerau mit 4500 E. ist der Knotenpunkt der Eisen-
bahnen Mainz-Darmstadt und Frankfnrt-(Niederrad)-Mannheim. Höhere
Bürgerschule. — Zuckerfabrik a. d. Schwarzbach.
Büttelborn mit Gemüsebau; Crumstadt mit der Landes-Jrrenanstatt
Hofheim; Walldorf, 1700 von französischen Emigranten gegründet; Rüssels-
heim, ehemalige Festung am Main, 1689 von den Franzosen zerstört, Cichorien-
sabrik. Gustavsburg, die Überreste eines schwedischen Kastells (1631); Trebur
an der Schwarzbach, historisch berühmt durch Reichstage und Konzilien, die
dort abgehalten wurden; Ludwig der Fromme und Ludwig der Deutsche hatten
dort ihren Wohnsitz, Karl der Dicke wurde 887 dort abgesetzt. Erfelden mit
der Schwedensäule, durch den Übergang Gustav Adolfs über den Rhein (1631)
bekannt. Wolfskehlen, Goddelau, Stockstadt, Biebesheim, Gerns-
heim, letzteres mit einer höheren Bürgerschule, an der Riedbahn. In Gerns-
heim das Denkmal Peter Schöffers und eine fliegende Brücke über den Rhein.
Wallerstädten mit großer Baumschule.
4. Der Kreis Bensheim, mit 48 Gemeinden.
Bensheim am Winkelbach mit 7200 E., einer der ältesten Orte des
Landes, besitzt ein Gymnasium, ein Schullehrerseminar, eine Taubstummen-
und eine Lehrmittel-Anstalt; Weinbau, Tabaksfabriken, Syenitschleiferei.
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Adolf Gustav Adolf Eginhard Emma_( Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl_d Karl Ludwig Ludwig_der_Deutsche Ludwig Karl Gustav_Adolfs Gustav Adolfs Peter_Schöffers
Extrahierte Ortsnamen: Rheinstraße Griesheim Pfungstadt Griesheim Frankenstein Nieder-Ramstadt Odenwald Offenbach Offenbach Main Main Frankfurt Seligenstadt Main Rumpenheim Dreieichenhain Neu-Isenburg Heusenstamm Langen Sprendlingen Egelsbach Dietzenbach Groß-Gerau Frankfnrt-(Niederrad Schwarzbach Hofheim Walldorf Main Gustavsburg Rhein Goddelau Biebesheim Rhein Bensheim Bensheim Winkelbach
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossas Friedrich Barbarossas Heinrich_I. Heinrich_I. Hedwig Heinrich_Ii Heinrich Johann_von_Böhmen Johann Johann Kasimir_Ii Karls
275
zu verhüten, indem er die Geschwister aus andere Weise entschädigte. Dadurch trug die Idee des Staates den Sieg über die familiären Ansprüche davon. Zugleich übernahm er in dem Minister von Dunkelmann einen Mann voll Entschlossenheit und Thatkraft.
A. Friedrich Iii. als Kurfürst, 1688—1701.
1. Seine Teilnahme an den europäischen Streitigkeiten.
a) Die europäischen Verhältnisse wurden damals von „der Verbindung Ludwigs Xiv. mit Jakob Ii. von England beherrscht. Da dieselbe eine Gefahr für Deutschland und die Niederlande in sich schloß, so unterstützte Friedrich trotz der verlockendsten Anerbieten von seiten Frankreichs die Expedition Wilhelms Iii., des Statthalters der Niederlande, nach England, durch die sich derselbe als Schwiegersohn Jakobs Ii. die Krone Großbritanniens erwarb, 1688. Auch den Kaiser und Spanien hatte der Kurfürst zur Zustimmung veranlaßt.
b) Gleichzeitig hatte Friedrich Gelegenheit, für Deutschland einzutreten, als Ludwig Xiv. die Ansprüche auf die erledigte Pfalz mit einer furchtbaren Verwüstung derselben durchzusetzen begann (der pfälzische Krieg, 1688—1697). Der Kurfürst sandte ein Heer an den Niederrhein, während die Reichstruppen sich gegen Mainz wandten. Trotz des Bündnisses, das der Kaiser mit Holland, Spanien und England schloß (erste Koalition katholischer und protestantischer Fürsten gegen eine Macht), und trotz bedeutender Anstrengungen Brandenburgs brachte der Friede zu Ryswijk 1697 den Verbündeten keinen Gewinn, und er war nur als ein Waffenstillstand anzusehen.
e) Endlich stellte der Kurfürst dem Kaiser Hilfstruppen im Kriege gegen die Türken, 1683—1699, die, von Ludwig Xiv. angetrieben, unter dem Großvezier Kam Mustapha gegen Wien vorgerückt, von deni Polenkönige Johann Sobieski aber auf dem Kahlenberge zurückgeschlagen worden waren. Die Brandenburger kämpften in den Schlachten bei Salankemen und Zenta, welche die Entscheidung und den Frieden zu Karlowitz herbeiführten.
2. Die Erwerbung der Königskrone, 1701. Der Friede zu Ryswijk hatte, da die brandenbnrgifchen Gesandten von den Verhandlungen ausgeschlossen waren, die Unzulänglichkeit der Stellung Brandenburgs hinlänglich bewiesen. Der Kurfürst schrieb diese Mängel
18*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Ludwigs Jakob_Ii Friedrich Friedrich Wilhelms Wilhelms Jakobs Friedrich_Gelegenheit Friedrich Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Mustapha Polenkönige_Johann_Sobieski Johann Zenta
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Niederlande Frankreichs Niederlande England Spanien Deutschland Mainz Holland Spanien England Brandenburgs Wien Brandenburgs
343
wurden zurückgeschlagen, und die Großmächte erkannten auf einer Konferenz zu London die Unabhängigkeit Belgiens an. Der Prinz Leopold von Sachsen-Koburg wurde König der Belgier.
b) Polen. Hier war die revolutionäre Partei, zu welcher vorzüglich der Adel gehörte, mit der selbständigen Verwaltung unter dem Großfürsten Konstantin unzufrieden und forderte im Reichstage die Unabhängigkeit von Rußland. Die Unruhen brachen zuerst in der Kriegsschule zu Warschau aus und verbreiteten sich schnell im Volke, das sich mit den verschiedensten Geräten bewaffnete. Die aufständischen Scharen wurden aber an mehreren Orten, zuletzt bei Ostrolenka, entscheidend geschlagen, 1831. Polen verlor Hie Konstitution von 1815; an die Stelle des
Reichstages trat ein vom russischen Kaiser ernannter Reichsrat.
c) In der Schweiz bestand seit langer Zeit ein Gegensatz zwischen den Patriziern der Städte und der Landbevölkerung. Infolge der Eindrücke der Julirevolution gewann in den einzelnen Kantonen das demokratische Element der Landbevölkerung die Oberhand, und es wurden zeitgemäße Reformen getroffen. Als man aber in einigen Kantonen auch in kirchlicher Beziehung rücksichtslos vorging, schlossen 7 katholische Kantone den sogenannten „Sonderbund," der mit Gewalt gesprengt wurde,
1847. Die gemeinsamen Angelegenheiten wurden nun einem Rational-und einem Ständerate übertragen; die ausführende Gewalt erhielt ein Präsident.
(Vi.) Friedrich Wilhelm Iv., 1840—1861.
1. Charakter und Regierungsantritt.
Friedrich Wilhelm Iv. wurde den 15. Oktober 1795 zu Berlin geboren. Sein lebhafter, für alles Edle und Schöne empfänglicher Geist entwickelte sich zuerst unter der Leitung seiner geistvollen Mutter, der Königin Luise. Tüchtige Lehrer, wie Riebuhr, Savigny, führten ihn sodann in die Staatswisfenschaften ein, während Scharnhorst und Knesebeck die militärische Ausbildung leiteten. Die Bildhauer Schinkel und Ranch bildeten sein Talent für die zeichnenden
Künste, das durch eine Reife nach Italien reiche Nahrung fand. Friedrich
Wilhelm zählte zu den gebildetsten Fürsten aller Zeiten; doch war ihm, dem Manne des Gedankens und Gefühls, eine gewisse Weichheit des Gemütes eigen, die ihm in den ernsten Zeiten feiner Regierung eine verhängnisvolle Unentschlossenheit gab.
Bei seinem Regierungsantritte erwarteten ihn vorzüglich zwei Aufgaben: 1. er sollte das Versprechen seines Vaters erfüllen, dem Lande eine dem Geiste der Zeit entsprechende Konstitution zu geben, 2. man erwartete von ihm, daß er Deutschland ans seiner Zerrissenheit zu einer festeren Einheit führe.
j
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Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Sachsen-Koburg Leopold Konstantin Friedrich_Wilhelm_Iv. Friedrich Wilhelm_Iv. Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Savigny Schinkel Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Belgiens Polen Warschau Ostrolenka Berlin Italien Deutschland
__251
zahlt werden, wovon 8 Pfennige in die kurfürstliche, 4 Pfennige in die städtischen Kassen flössen. Die Stadt Stendal, welche sich der Einführung der Steuer widersetzte, wurde ihrer Privilegien beraubt.
2. Wissenschaftliche Bestrebungen. Aus dem Reichstage zu Worms, 1495, war den Fürsten seitens des Kaisers die Anregung gegeben worden, Universitäten zu errichten. Johann legte, unterstützt von dem Arzte Pistoris, in Frankfurt a. d. Oder den Grund zu einer solchen. In Stendal errichtete er die erste Buchdruckerei der Mark, in Berlin die erste Apotheke.
3. Erwerbungen. Die große Sparsamkeit des Kurfürsten machte es ihm möglich, 1490 die Herrschaft Zossen, die früher zur Lausitz gehörte, zu kaufen.
V. Joachim I. Nestor, 1499—1535. Obgleich er erst 15 Jahre alt war, besaß er doch eine so ungewöhnliche geistige Reife, daß er die Regierung selbständig antreten konnte.
1. Rechtspflege.
a) Die durch Mißwachs in den letzten Jahren des vorigen Kurfürsten hervorgerufene Not unter dem Adel, sowie die noch immer vorhandene Neigung zum „Stegreifreiten" ließen bei der Jugend des Kurfürsten das Raubritterwesen noch einmal aufleben. Joachim aber ergriff ernste Maßregeln dagegen und bestrafte in einem Jahre 70 Übelthäter, darunter viele vom Adel, mit dem Tode.
b) In gleicher Weise glaubte Joachim der Gerechtigkeit Genüge zu leisten, als er 1510 eine Verfolgung der Juden veranstaltete, die der Entweihung von Hostien beschuldigt wurden.
c) Um der Mangelhaftigkeit in der Rechtspflege abzuhelfen, gründete der Kurfürst 1516 das Kammergericht, das viermal im Jahre, zu Köln und zu Tangermünde, 'zusammentrat. Auch für das Familien- und Erbrecht führte er gleiche Normen durch die Constitutio Joachimica ein.
2. Verwaltung.
a) Einen gleich praktischen Blick zeigte Joachim in der sogenannten Reformation der Städte (1515), die nach dem Verluste ihrer Selbständigkeit sehr herabgekommen waren. Es wurde ein Grundgesetz für die städtische Verwaltung bekannt gemacht, das alles betras, was den Wohlstand der Städte bezweckte.
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Extrahierte Personennamen: Johann Joachim Joachim Joachim
Extrahierte Ortsnamen: Stendal Worms Frankfurt Stendal Berlin
329
sichtigte Vereinigung der italienischen Armee mit der siegreichen des Erzherzogs Karl zu verhindern. Nachdem Napoleon Verstärkungen herangezogen hatte, giug er wieder auf das nördliche Donauufer und rächte die Niederlage bei Aspern durch den blutigen Sieg bei Wagram, c) Friede. Im Frieden zu Schönbrunn wurde Österreich vou der See abgeschlossen; es mußte das Küstenland abtreten, aus dem Napoleon, um die Kontinentalsperre weiter auszudehnen, die illyri-schm Provinzen bildete. Ferner mußte es auf West- und Ostgalizien verzichten.
Vereinzelte Freiheitsversuche während des österreichischen Krieges. Österreich hatte während des letzten Krieges mehrfache Versuche gernacht, Bundesgenossen zu gewinnen. Wenn auch dies nicht gelang, so brach die Unzufriedenheit des Volkes doch allenthalben in Aufständen durch, welche Zeichen einer allgemeinen Gärung waren.
1. Der Tiroler A u f st and, 1809. In Tirol, das seit 1805 bayrisch war, hatte die Regierung Anordnungen getroffen, die mit dem frömmelt, konservativen Sinne des urwüchsigen Bergvolkes nicht vereinbar schienen. Daher erhoben sich die Tiroler unter tüchtigen Führern, Andreas Hofer, Speckbacher und Haspinger, und vertrieben mehrmals die Bayern aus Tirol. Wenn auch der Ausstand mißlang (Hofer wurde 1810 in Mantua erschossen), so zeigte doch der ausdauernde Heldenmut der Tiroler die Kraft des Volkes und die Möglichkeit des Widerstandes. Der preußische Major von Schill machte den Versuch, das Königreich Westfalen auszulösen, mußte sich aber, als feindliche Truppen heranrückten, nach Stralsund zurückziehen, bei dessen Verteidigung er siel, o. Der Herzog Wilhelm von Braunschweig-Öls hatte in Böhmen etwa 1000 Mann gesammelt, die sich schon durch ihre Kleidung als Rache-korps ankündigte („die schwarze Schar"). Er brach in Sachsen ein, flüchtete sich aber, als er von Österreich ohne Unterstützung gelassen wurde, nach England.
Napoleon auf dem Cipsel seiner Macht. Nach dem österreichischen Kriege hatte Napoleons Macht ihren Höhepunkt erreicht. Der Emporkömmling suchte sich nun auch in den alten Adel einzuführen; darum trennte er feine Ehe mit Josephine und vermählte sich mit Marie Luise, der Tochter des Kaisers von Österreich. Wie er ferner fortfuhr, einen neuen Adel mit Majoraten und Dotationen zu schaffen, gab er auch dem alten feine Geltung wieder, der aber nur mit Widerstreben folgte. Gegen feine Vasallen machte er aber feine volle Selbstherrschaft um so mehr geltend, als sich bereits unter ihnen und auch in Frankreich Regungen der Unzufriedenheit zeigten.
Seinen Schwager Murat, der in Neapel den Befehlen Napoleons sich zu entziehen suchte, erinnerte er daran, daß er nur durch ihn existiere. Holland,
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Napoleon Napoleon Andreas_Hofer Major_von_Schill Wilhelm_von_Braunschweig-Öls Wilhelm Napoleon Napoleons Napoleons Josephine Marie_Luise Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Ostgalizien Mantua Westfalen Stralsund Sachsen England Frankreich Neapel Napoleons Holland