64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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57
23aiern und erhob die gedachten Marken zu einem selbständigen Herzogtum (Österreich) für Heinrich Iasomirgo11 (1156).
Bald nachher empfing der Herzog Wla^dislaw von Böhmen-, ...
aus Friedrichs Händen die Königskrone. V v
Auf dem zweiten Zuge nach Italien (1158—1162) brachte Friedrich das stolze Mailand zur Unterwerfung und ließ auf einem Reichstage in den ronkalischen Gefilden durch / ein Reichsgruudgefetz feststellen, wie weit die Rechte des Kaisers in den lombardischen Städten reichten. Die Mailänder pflichteten diesem Gesetze, welches dem Kaiser die Ernennung aller Konsuln in der Lombardei zuerkannte, bei, schritten aber, als Friedrich in Mailand die Konsuln einsetzen wollte, zur Empörung. Tief verletzt wandte sich Kaiser Friedrich gegen Mailand, eroberte und zerstörte es (1162) und zwang die Einwohner, sich in vier getrennten Flecken anzubauen. Gleichzeitig hatte eine mit der Wahl des Papstes Alexander Iii unzufriedene Partei einen Gegenpapst, Pa schal Iii, aufgestellt.
Als Friedrich die Absicht verriet, als Schirmvogt der römischen Kirche den Streit zu entscheiden, sprach ihm Papst Alexander das Recht hiezu ab und schloß mit den Städten Oberitaliens einen Bund gegen thu.
Den dritten Zug nach Italien (1163—1164) unternahm Fried rtch ohne Heeresmacht einzig zu dem Zwecke, die durch die Übergriffe seiner Beamten erregte Unzufriedenheit zu heben.
Auf dem vierten Zuge nach Italien (1166—1168) nötigte Friedrich die Bevölkerung Roms, den Papst Pas chal Iii anzuerkennen, geriet aber bald in große Bedrängniß und entwich' mit einigen Vertranten heimlich über die Alpen. Sogleich führten die lombardischen Städte, die mit ihren Klagen über die kaiserlichen Statthalter nichts ausgerichtet hatten, die Mailänder in ihre Stadt zurück und erbauten gegen die Deutschen eine Festung, die sie dem Kaiser zum Trotz und dem Papste zu Ehren A.l essandri'a nannten.
Auf dem fünften italienischen Zuge (1174—1178), welcher der Zerstörung Alessaudria's galt, ward Friedrich von dem Herzoge Heinrich dem Löwen, dem er den Besitz der Stadt Goslar nicht zugestehen wollte, treulos verlassen und in Folge dessen von den Lombarden (1176) bei Legn an o so entscheidend geschlagen, daß er mit Papst Alexander Iii zuerst den nachteiligen Waffenstillstand zu Venedig und spater (1183) den Frieden zu Konstanz schließen mußte, tu welchem er einen großen Teil der Hoheitsrechte in Italien preisgab. Der Urheber dieser Schmach, Heinrich der Lowe, ward nach des Kaisers Rückkehr ans Italien geächtet und aller Herzogtümer und Lehen verlustig erklärt (1180). Das Herzogtum Baien gab Friedrich , dem um ihn wolverdienten Pfalzgrafen Oito Vi von Wittels =
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Landes in 72 Komitate ober Gesellschaften (ungarisch Jsp ansag — Komitat, von Zs p a n — comes), in welchen die vom Könige abhängigen Obergespane die Civil- und Militärgewalt ausübten und mit den höheren Hofbeamten und den Bischöfen als Magnaten den Reichstag bildeten, und breitete seine Herrschaft nach Außen aus. Stephans Nachfolger, sein Schwiegersohl?Peter, ward durch den Gegenkönig Aba verdrängt und vom Kaiser Heinrich Iii wieder eingesetzt, mußte aber für diesen Dienst die deutsche Lehnshoheit anerkennen. Unter seinen Nachfolgern trat neue Ber-wirrung ein, doch erlangte das Reich unter Ladislaus I, dem Heiligeu (1077—1095), innere Festigkeit und unter dessen Sohn Ko^loman (1095—1114) durch die Erwerbung Kroatiens ansehnliche Vergrößerung. Kolomans Sohn Stephan 11(1114— 1131) nötigte die in sein Land eingefallenen Kumauen (ein Zweig des türkischen Stammes) zu festen Niederlassungen und zur Annahme des Christentums, und sein zweiter Nachfolger, Geisa Ii (1141—1161), siedelte viele Deutsche (Sachsen) in der Zips und in Siebenbürgen an. Dem Könige Andreas Ii (1205—1235) nötigten die ungarischen Großen 1222 einen Freiheitsbrief ab, die goldene Bulle, welche bis auf die neuere Zeit die Grundlage der Freiheiten des ungarischen Adels bildete. Bela Iv (1235— 1270) mußte 1241 nach einer durch die Mongolen bei Mochi erlittenen Niederlage nach Österreich fliehen, stellte aber nach dem Abzug der Mongolen den Wolstand des Landes rasch wieder her. Sein Sohn Stephan V (1270—1.272) mußte im Kampfe mit Premislans Ottokar Ii von Böhmen seinen Ansprüchen ans Steiermark entsagen. Ihm folgte fein Sohn Ladislans Iv (1272—1290), der von den Kumanen gemeuchelt wurde. Die Krone Ungarns fiel nun einem Enkel Andreas Ii zu, Andreas Iii (1290—1301), mit welchem der arpadifche Mannsstamm erlosch.
5) Ruktand vor 1276.
Dieses Reich entstand dadurch, daß der von den Slaven zu No'ro^orob herbeigerufene Häuptling dir Normannen oder Waräger, Rurik, aus dem Stamme Ruß,^.Madas Fürstentum Now-gorod gründete. Unter seinem Sohne ghor ward Kiew erobert und zur Residenz erhoben. Jghors Sohn Wladi'mir I (980 — 1014) erbaute die Stadt Wladimir an der Wolga, erwarb sich durch Einführung des (griechischen) Christentums deu Beinameu des Großen und teilte sterbend das Reich unter feine zwölf Söhne, von denen der drittgeborne, Jaroslaw, 1036 alles Gebiet vereinigte und den Tilel „G roß für st" annahm. Nach seinem Tode (f 1054) zersplitterte sich das Reich durch Teilungen in mehrere Fürstentümer, welche 1240 den Mongolen tributpflichtig wurden. Nowgorod erkämpfte 1271 feine Freiheit und behauptete sie dadurch, daß es 1276 der deutschen Hansa beitrat.
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112
eine päpstliche Bulle erschien, welche 41 aus Luthers Schriften entnommene ^ätze als irrig verwarf und Luthers mit dem Kirchenbanne bedrohte, wem: er nicht widerriefe, verbrannte Luther diese Bulle und einige Schriften des Dr. Eck vor dem Elsterthore zu Wittenberg (1520) und wurde deshalb samt seinen Anhängern mit dem Kirchenbanne belegt. Da Luther auch auf dem Reichstage zu Worms, den König Karl V im Jahre 1521 hielt, bei seiner Lehre beharrte, ward er in die Reich sackt erklärt, fand aber durch den Kurfürsten Friedrich den Weisen von Sachsen als „Ritter Georg" auf der Wartburg bei Eisenach einen sicheren Aufenthalt. Während er dort die Bibel ins Deutsche übersetzte, wirkte sein Freund Philipp Mela'uchth on für die weitere Ausbreitung der neuen Lehre.
Plötzlich trat in Zwickau eine neue Genossenschaft auf, die der Wiedertäufer, welche die Kindertaufe „verwarf und in vielen Stücken von Luthers Lehre abwich. Aus Ärger hierüber verließ Luther die Wartburg und brachte seine Lehre zuvörderst int Kurfürstentum Sachsen und in der Landgrasschaft Hessen zur Ausübung (L522). Gleichzeitig trat ein geistlicher Fürst, der Hochmeister des deutschen Ordens, Albrecht von Brandenburg, zur Lehre Luthers über und verwandelte (1525) sein Land O st -Preußen mit Zustimmung seines Lehensherrn, des Königs von Polen, in ein weltlichs Herzogtum.
Der günstige Erfolg, mit welchem Luther den Umsturz der kirchlichen Verhältnisse betrieb, brachte die durch neue Steuern hart bedrängten Bauern in Schwaben und am Rhein zu dem Entschlüsse, mit dem althergebrachten K irchen tu me zugleich die ihnen verhaßte Herrschaft der Fürsten zu vernichten und so Befreiung von allen Lasten herbeizuführen. Der zu diesem Zwecke geführte Krieg, von seinen Urhebern der Bauernkrieg genannt, wütete einen großen Teil den Jahres 1525 hindurch in Schwaben, am Rhein und in Franken, und endete erst dann, als die zunächst bedrohten Fürsteu und der schwäbische Städtebuud gemeinsam wider die aufrührerischen Bauern auszogen. In demselben ■ Jahre wurde auch der Volksaufstand in Thüringen, welchen der Wiedertäufer Thomas Münzer angestiftet hatte, mit Waffengewalt unterdrückt. Münzer, der in Mühlhausen die Gewalt des Stadtrates an sich gerissen hatte, wurde bei Frankenhausen gefangen und enthauptet (1525).
Vier Jahre später (1529) lief' Kart V durch seinen Bruder Ferdinand den Reichstag zu Speie r eröffnen, unr Hilfe gegen die Türken zu erlangen und die religiösen Wirren einstweilen beizulegen. Als hier das Wormser Edikt bestätigt und jede Reiterung in kirchlichen Dingen bis zur Entscheidung eines allgemeinen Konzils untersagt.wurde, legten die Anhänger Luthers
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Extrahierte Personennamen: Karl_V Karl Friedrich Friedrich Philipp_Mela'uchth Philipp Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Thomas_Münzer Ferdinand
282
anerkannte, das Bündniß mit Rußland aufgab und Patkul, den der Zar als Gesandten in Dienst genommen, auslieferte. Patkul ward 1707 zuerst gerädert und dann hingerichtet. Sofort wandte sich Karl Xii gegen Peter den Großen und bedrohte Moskwa (Moskau), ließ sich aber durch den Kosakenhetmaun Maze'ppa, der sich von dem Zar unabhängig machen wollte, zum Marsch nach der Ukraina verleiten, wo sein erschöpftes Heer von den Russen bei Pulta'wa 1709 vollständig geschlagen wurde. Er selbst entkam nach der türkischen Stadt Bender am Dnjester.
Nach vielen Unterhandlungen und Umtrieben gewann Karl Xii, der sich in Bender niedergelassen hatte, den Sultan Achmed Iii zum Kriege gegen Rußland. Peter der Große ward 1711 am Pruth eingeschlossen, aber der von der Zarin Katharina bestochene Großvezier Me'hemed Balta^dschi schloß 1711 den Frieden am Pruth (auch der Friede von Husch genannt), dem zufolge der Zar und sein Heer gegen die Zusage, das 1696 der Pforte entrissene Asow zurückzugeben, frei abziehen durften. Inzwischen war die Lage Schwedens feist bedenklich geworden: August Ii hatte den König Stanislaus aus Polen vertrieben und dieses Land wieder in Besitz genommen, die Danen hatten den Herzog Karl Friedrich von Holstein-Gottorp aus seinen Ländern verjagt und die schwedischen Herzogtümer Bremen und Verden erobert, die Russen hatten die Unterwerfung der schwedischen Provinzen Lieflaud, Esthland, Jngermanlaud, Karelien und Finnland vollendet, auch waren Friedrich Wilhelm I, König von Preußen, und Georg 1, Kurfürst von Hannover und König von England, heimlich den Feinden Schwedens beigetreten, weil Karl Xii die 1710 von Österreich, England, Holland und Preußen angebotene Fr-edensvermittlung (das Haager Concert) abgelehnt hatte. Der Sieg, welchen der schwedische General <Ltenbok 1712 bei Gadebnsch (in Mecklenburg) über die Dänen erfocht, verschaffte wenig Gewinn, denn Stenbok mußte 1713 in der Festung Tönningen kapitulieren und ward nach Kopenhagen in Gefangenschaft abgeführt. Gleichwol blieb Karl Xii in der Türkei, wo man ihn mit Waffengewalt zur Rückkehr in sein Reich zu zwingen suchte, und verstand sich erst dann zur Abreise, als ihm gemeldet wurde, daß die Stande Schwedens seiner Schwester Utrvfe Eleonore die königliche Gewalt zu übertragen entschlossen seien. Er brach am 1. Oktober 1714 von Demo'tika (5 Meilen südlich von Adrianopel) auf, kam am 22. November als Kourier verkleidet in dem von feinen Truppen tapfer verteidigten Stralsund an und schiffte sich 1715, bevor mit Stralsund die letzte schwedische Besitzung in Deutschland verloren ging, nach Schweden ein. Als sich Preußen und Hannover 1715 offen an die Gegner Schwedens anschlossen, trat Karl Xii durch den vormals holsteinischen Minister Baron von Görz mit Peter I in Unterhandlung, bewog diesen durch die Aussicht auf die Abtretung
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xii Karl Peter Karl_Xii Karl Achmed_Iii Achmed Katharina August Stanislaus Karl_Friedrich_von_Holstein-Gottorp Karl Friedrich Friedrich_Wilhelm_I Friedrich Wilhelm Georg_1 Karl_Xii Karl Karl_Xii Karl Eleonore Karl_Xii Karl Peter_I
Extrahierte Ortsnamen: Moskau Ukraina Schwedens Polen Esthland Karelien Finnland Hannover England Schwedens England Holland Mecklenburg Kopenhagen Türkei Deutschland Schweden Hannover Schwedens
115
Romulus (753—716), eröffnete zur Vermehrung der Bevölkerung am Abhange des kapitolinische u Hügels ein Ast/l für heimatlose Leute und lud, nachdem die Ehewerbungen der römischen Jünglinge in den benachbarten Städten mit Hohn zurückgewiesen worden waren, die Latiner und Sabiner zur Feier der' zu Ehren des Neptun veranstalteten Spiele ein. Mitten unter der Festfeier sielen die Römer über die Zuschauer her und raubten die ans dem Gebiete der Latiner und Sabiner herbeigeströmten Jungfrauen. Als die Väter und Brüder der Geraubten auf Rache auszogen, trugen die Römer über die Latin er (aus beit Städten (Jänt'nct, Ante'intiä und Krustume^rium) drei Siege davon, unterlagen aber den Sabinern von Kures, deren König Titus Ta^tius durch Tarpeja's Verrat die Burg auf dem Kapitolinns einnahm. Die Sabiner (Tities) nahmen ihre Wohnsitze auf dem kapitolinischen und qnirinalischen Hügel und vereinigten sich mit den Römern in einen Staat unter-gemeinschaftlicher Regierung der beiderseitigen Könige.
Den Sabinern, welche von der Stadt Kures Qu iri^tes hießen, wurde die besondere Auszeichnung, daß ihr Name dem des römischen Volks hinzugefügt und demnach das vereinigte Volk Populus romanus Quiri'tium genannt würde/
Romulus soll, nachdem sein Mitkönig Titus Tabins deu Tod gefunden, die Bewohner von Fi^denä und Veji besiegt haben und während eines Gewitters zu den Göttern entrückt worden sein Nach einem kurzen Interregnum folgte in der Regierung ein Sabiner ans Kures,
9lu'nta Pompilius (715—672). Ihm werden die Erbauung
des Ja'nns (einer mit einem doppelten Thore versehenen Halle mit der Bildsäule dieses Gottes) und die unter dem Beistand der Göttin Ege^ria vollbrachte Ordnung des Religionswesens zugeschrieben.
Die religiösen Verrichtungen waren in folgender Weise verteilt: 1) Die Pon-tirl Ü"s, mit Einschluß des Po'ntifer ma'rimns fünf an der Zahl, hatten die Aussicht über deu öffentlichen und privaten Götterdienst und über alles, was damit zusammenhing 2) Die Au'gures (zur Zeit des Romulus drei, unter Numa Pompilius fünf) befragten bei allen öffentlichen Handlungen die Götter um ihre Genehmigung oder Mißbilligung. 3) Die drei Flamin es (Zünder von flare?) hatten den drei römischen Staatsgottheiten, dem Jn'piter, Mars und Quiri'uus, Brandopfer darzubringen. 4) Die Fetia'les, zwanzig an der Zahl, waren eine Priesterklasse, welche über die Heilighaltung der Verträge zu wachen und von dem Volke, durch das sich die Römer beleidigt glaubten, Genugthuung zu fordern, und im Falle der Verweigerung demselben den Krieg zu erklären hatte. 5) Die vestalifchen Jungfrauen (ursprünglich vier, später sechs) hatten das heilige Fener zu unterhalten und das Palladium, ein angeblich vom Hmnnel gefallenes Schnitzbild der Pallas Athene aus Troia, zu bewachen, v) Die zwölf Salier hatten den angeblich vom Himmel gefallenen Schild des Mars nebst den eilf nachgemachten zu bewahren.
den Romulus und seinen angeblichen Nachfolger Numa Pompilius als ^oße Personifikationen in der Weise, daß der Name Romulus die Gründung und erste politische Gestaltung, und der Name Numa Pom-prlius die erste religiöse Einrichtung des neuen Staates bezeichnet.
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82 Innere Zustände Bayerns unter
Helm, geboren, durch welchen sich das noch jetzt auf den
Thronen von England und Braunschweig und kürzlich noch
auf dem Throne von Hannover blühende Welfengeschlecht erhielt.
§ 51. Innere Zustände Bayerns unter Amts-
Herzogen des deutschen Reiches (911 — 1180).
Die Herzoge Bayerns waren in dieser Zeit gleich den
übrigen deutschen Herzogen nicht eigentliche Regenten, sondern
nur königliche Beamte. Die Idee von der Einheit Deutschlands
durchdringt diese ganze Periode der deutschen Geschichte und gibt
ihr eine eigenthümliche Form. Rach dieser Idee war der deutsche
König oder Kaiser, der einzige Regent, die einzelnen Länder
wurden nur als Reichsprovinzen betrachtet, die Herzöge galten
nur als Stellvertreter des Königs, und die durchweg vom deutschen
Reichsoberhaupte aufgestellten Gaugrafen, Markgrafen, Burg-
grafen, Landgrafen und Pfalzgrafen waren in Sachen ihres
Grafenamtes dem Regenten des deutschen Reiches unmittelbar
untergeordnet, also königliche, nicht herzogliche Grafen. Doch
findet sich bereits im eilften Jahrhundert der Amtstitel der Graf-
schaften in den eines Territoriums (Gebietsumfanges oder Re-
galienbezirkes) umgewandelt, worin die Grafen als Gerichts- oder
Landesherren ihre Gerichtsbarkeit aus eigenem Rechte, aber unter
der Oberhoheit des Königs und unter der Aufsicht des Herzogs
ausübten. Der König oder Kaiser versammelte in Folge der
herrschenden Idee von der Reichseinheit in Bayern, wie ander-
wärts, nach Belieben alle deutschen Reichsstände, hielt daselbst
Gericht über Bischöfe und Adelige, zog die Güter geächteter
Bayern durch seinen Fiskus ein, entschied Streitigkeiten zwischen
dem Herzoge und den Bischöfen, Grafen oder anderen Personen,
ertheilte Vorrechte und Freiheiten an geistliche und weltliche Kör-
perschaften u. dgl. Wie die Regierungsrechte, so waren auch die
öffentlichen Einkünfte nur dem Könige zuständig. Die Aufgabe
der Herzöge bestand vornehmlich darin, die vielen geistlichen und
weltlichen Territorien (Markgrafschaften, Grafschaften, Fürstbis-
thümer, Reichsprälaturen u. s. w.) zu einem Ganzen, zu einer
bayerischen Provinz zu verbinden, bei einem allgemeinen Auf-
gebote die streitbare Mannschaft unter ihrer Fahne zu sammeln,
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TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T99: [Stadt Verwaltung Provinz Gemeinde Beamter Kreis König Spitze Land Angelegenheit], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T171: [Heinrich Otto Herzog Kaiser König Friedrich Sohn Konrad Sachsen Schwaben]]
Extrahierte Ortsnamen: Bayerns England Braunschweig Hannover Bayerns Bayerns Deutschlands Bayern
178 Bayern unter den Söhnen Stephans Ii.
Von den drei Herzogen Ober- und Niederbayerns hatte der
jüngste, Johann Ii, bisher wenig an der Regierung des Landes
Antheil genommen, um km Waidwerk, das er leidenschaftlich
liebte, ungestört nachgehen zu können. Plötzlich kam ihm die
Besorgniß, seine kibcu Brüder möchten ihn und seine männlichen
Nachkommen voll der Regierung des Lalidcs gänzlich ausschließcn,
und stellte deshalb an seine Brüder das Ansinnen, ihm an Land
und Rechten den ihm gebührenden Antheil zu gewähren. Als
sich diese dazu nicht verstehen wollten, griff er zu den Waffen
und fand Unterstützung bei den Bürgern Münchens, die ihm
aus Abneigung gegen die beiden älteren Herzoge ihre Stadt
überließen.
Den Grnnd zu dieser Abneigung hatten die beiden Herzöge
selbst gelegt, indenr sie 1385, als der Stadtrath Münchens
einen den Herzögen sehr beliebten Bürger, Hans Jmpler mit
Namen, hatte enthaupten lassen, von der Veste Dachau aus
Kriegsknechte nach München schickten und dem wüsten Treiben
derselben nicht eher Einhalt geboten, bis die Münchner die härtesten
Bedingungen erfüllten. Hundert Bürger mußten wehrlos den Herzögen
bis Dachau entgegen gehen und dort kniefällig unter freiem Himmel
Abbitte leisten; des andern Tags, als die Herzöge nach der Stadt
ritten, mußten denselben Akt der Unterwerfung sämmtliche Bürger
der Stadt vor dem Neuhauser-Thor wiederholen und an die
Herzoge die Schlüßel der Stadt abliefern. Zur Strafe ward
ihnen hierauf die Einnahme jener Consumtions-Steuer entzogen,
welche sie kurz vorher (1385) gegen ein Darlehen von 2000
Gulden erhalten hatten. Ueberdieß mußten sie 6000 Gulden
baar an die Herzoge und 2000 Gulden an deren Räthe ent-
richten und in dem nördlichen Theile der Stadt die Erbauung
einer Veste und eines eigenen Thores dazu — die sogenannte
„Neue Veste" (Ursprung der heutigen Residenz) zugestehen. Von
der Zeit an hatten die Bürger von München einen geheimen Groll
gegen die beiden älteren Herzoge, deren sie bei der von Johannii
angeregten Theilung des Landes los zu werden hofften.
Nachdem sich die herzoglichen Brüder zu ihrem und des
Landes Nachtheil viele Monate hindurch befehdet hatten, kamen
t
Johann Ii von München Sohn, Ernst, 1398 ein Stift für Augustiner-
Chorherren errichtete, daö dessen Sohn Al brecht Iii 1453 in ein
B e n e d i ktin er kl o st e r umwandette.
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Personennamen: Johann_Ii Johann Hans_Jmpler Johannii Johann_Ii_von_München Johann Ernst