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1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 201

1899 - Gera : Hofmann
Mm — 201 — sind. Darum bitten wir Eure Liebden mit allem Fleiß, Euer gutes Gerücht bei den Frauen nicht also zu verlieren, sondern Euer Gemüt gegen die arme Witwe wieder zu wenden und sie wieder zu dem Ihrigen kommen zu lassen — Nur um 2 Jahre überlebte die Kurfürstin ihren Gemahl. In dieser Zeit verkehrte sie traulich mit ihren Kindern und verwandte ihr reiches Witwengut zu deren Bestem. Ihren Hofhalt vereinigte sie mit dem ihres Sohnes Albrecht, „damit sich derselbe besser erholen könne." Im Kloster zu Heilbronn ward sie an der Seite ihres Gatten bestattet. 65. Die nächsten Nachfolger des ersten Hohenzollern in der Mark. 1. Friedrich Ii., der Eiserne, brach die Macht der Städte. 1440 Er hatte eine tiefe Frömmigkeit des Herzens, aber auch eine unbeugsame Festigkeit des Willens; daher sein Beiname „Eisenzahn". „Beten und arbeiten!" hieß sein Wahlspruch. Ihm machten die Städte, die sich in den langen Wirren viele Freiheiten erkämpft hatten und von der Landes- hoheit des Fürsten nichts wissen wollten, viel zu schaffen, besonders die Doppel- stadt Berlin-Kölln an der Spree. Sie verschloß ihm sogar die Thore. Bei einem Aufruhr der Bürger gegen den Rat drang Friedrich auf den Hilferuf des letzteren in der Ver- wirrung mit 6oo Reitern in die Stadt und trieb die Empörer zu Paaren. Er ließ sich die Schlüssel der Thore ausliefern, stürzte den Roland, das Sinnbild des Blutbannes oder Rechtes über Leben und Tod, und erbaute nach einem zweiten Auf- stande an der Spree zwischen den beiden Städten Berlin und Kölln die Fürstenburg, auf deren Stelle sich heute das alte königliche Schloß erhebt. „Sie sollte der Herrschaft und dem Lande zum Frommen und zur Zierde gereichen." Er bezog sie 1451 und machte damit Berlin 1451 zur Residenz des Kurfürstentums. 2. Er hob die Sittlichkeit. Durch das Raub- und Fehdewesen war der Adel der Mark in üblen Ruf gekommen. „Was man irgendwo vermisse, das müsse man nur in der Mark Brandenburg suchen!" war eine gemeine Rede in deutschen Landen. Um den Adel zu heben, gründete Friedrich den Schwanenorden. Durch ihn sollte Frömmigkeit, Sitten- reinheit und edles Familienleben gefördert werden. Als der Tod seinen einzigen Sohn in blühender Jugend hinwegraffte, da übergab er die Regierung seinem Bruder Albrecht, nahm mit Thränen Abschied von den märkischen Ständen und starb schon im nächsten Jahre in Franken. Wo

2. Von der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 12

1910 - Berlin : Salle
12 Tie deutsche Reformation. linge Hochmut und Überhebung zur Schau trugen und wie auch schlechte Deutsche durch Jagen nach Gunst und Ämtern und Kriecherei vor dem päpstlichen Stuhl sich erniedrigten. In Gedichten, Satiren und Flugschriften geißelte er die Juristen und das römische Recht, den rohen Adel und die Tyrannei der Fürsten, unter welchen namentlich Ulrich von Württemberg seinen ganzen Zorn erregte. Dieser Herzog hatte eilten Vetter Huttens, den jungen und einnehmenden Hans von Hutten, meuchlings niedergestochen. Der Ermordete war einst des Herzogs Stallmeister und bevorzugter Günst- ling gewesen, aber als dieser in wilder Leidenschaft für Hans Huttens junge Frau entbrannte, scheint es zum Zerwürfnis gekommen zu sein. Die Mordtat empörte die gesamten Mitglieder der Huttenschen Familie. Ulrich von Hutten bemächtigte sich der Angelegenheit und zog in fünf kraftvollen Reden (1515—1519) den Herzog zur Verantwortung. Diese Reden, die damals einen tiefen Eindruck in den Kreisen des niederen Adels machten, übertreiben freilich die häßlichen Charakter- eigenschaften des Herzogs, der in Wirklichkeit kein solch Scheusal ge^ wesen ist. Wilhelm Hauff hat ihm in dem Geschichtsroman „Lichten- stein" gewissermaßen eine Ehrenrettung zuteil werden lassen. Vielfach bestimmten Ulrich von Huttens Auftreten die Interessen des Ritterstandes, dessen Ansehen mit der Macht des Kaisertums zusammenhing. Für das aufblühende deutsche Bürgertum zeigte der fränkische Ritter weniger Verständnis. Die Üppigkeit, der Wucher im Handel und Verkehr, der sich oft bei den reich gewordenen Städten zeigte, stießen ihn ab. In die festen Ordnungen des Rechts und des Friedens, die Kaiser Maximilian mit Mühe am Ausgange des Mittelalters in Deutschland hergestellt hatte, wußte der Feuerkopf Hutten sich am wenigsten zu finden. Er für seine Person griff genau zu den alten Gewaltmitteln. Statt des geistigen Kampfes wollte er den Kampf mit dem Schwert. Ihm zur Seite trat bald ein tatkräftiger, kriegsgeübter, die poli- tischen Verhältnisse überschauender Gefährte: Franz von Sickingen. Dieser war eine glänzende Ritterscheinung, kraftvoll und bieder, großen Ideen zugeneigt und ein Freund der Männer der Wissenschaft, dazu wohlbegütert und im Besitz mehrerer Burgen, deren hervorragendste die Ebernburg und der Landstuhl waren. Hier versammelte er geistreiche und gelehrte Personen um sich, die ein neues Leben in die alte Burg trugen. Herzog Ulrich von Württemberg hatte widerrechtlich die kaiserliche

3. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 104

1910 - Berlin : Salle
104 Die Geschichte Brandenburgs bis zum Großen Kurfürsten. zu schaffen, die jetzt mit ihren Gerechtsamen, ihrem Handel und Gewerbe so ziemlich den Mittelpunkt des Landes bildeten. Zu Schutz und Trutz hatten sie sich zusammengetan gegen die Raubritter und Wegelagerer, ^jhre Bürgermeister waren große Herren, fast kleine Könige in ihrem Reich. Sehr bezeichnend war es, daß auf dem Rathaus neben allen bunten Fahnen und Fähnchen der Städte das kurfürstliche Banner bescheiden an einen Schornstein gedrängt war. Es fragte hier auch keiner nach dem Kurfürsten. Er hatte in die Angelegen^ heiten der Städte nicht hineinzureden, auch ihre Zwistigkeiten machten sie untereinander ab. Deren gab es viele, denn zwischen den beiden Schwesterstädren Berlin und Kölln, die auch im Hansabunde vertreten waren, herrschten fortwährende Eifersüchteleien, an denen jeder gute Bürger mit Leib und Seele teilnahm. Jeder hatte mitzusprechen, jedes Mannes Wort hatte da Gewicht, und noch mehr seine derben Fäuste. Durch diese Zwistigkeiten gewann der Hohenzoller Friedrich Eisenzahn Macht über die beiden Städte, unterwarf sie, die aufständisch waren, stürzte den steinernen Roland, der das Recht der Stadt auf Blutbann ausdrückte und baute sich ein festes Schloß in ihrer Mitte. Das war der Anfang zur Residenz Berlin. Friedrich Ii. übertrug später, da er seine beiden Söhne durch den Tod verlor, die Mark an seinen Bruder Albrecht (Achilles). Albrecht Achilles (1470—1486). Er war nur ein Jahr jünger als Friedrich Ii., als er die Regierung über Brandenburg antrat und galt als der hervorragendste unter seinen Brüdern. Der Chronist Aeneas Sylvius berichtete von ihm: „Viele Feldherren seiner Zeit haben nicht von so vielen Schlachten gehört und gelesen, als er gefochten. Unzählige Male hat er Heere geführt und die tapfersten Feinde geschlagen, immer der erste beim Angriff, der letzte beim Rückzüge, keine Burg und keine Stadt war ihm zu fest. In Polen hat er gekämpft, in Schlesien gefochten, in Böhmen gesiegt; im deutschen Lande gibt es keinen Winkel, den er nicht gepanzert betreten." Sein Hof in Franken war ein Mittelpunkt ritterlichen Lebens, erinnernd an die Blütezeit der Hohenstaufen. In allen Turnierbüchern des 15. Jahrhunderts glänzte der Name von Albrecht Achilles. Als er mit seinen fränkischen Rittern 1471 in der Mark zur Huldigung erschien, trat der Gegensatz zwischen den seiner gebildeten Franken und den roheren Brandenburgern schroff hervor. Auch brachte der neue Kurfürst den Bürgern kein allzugroßes Wohlwollen entgegen, weil ihn eine lange und heftige Fehde mit Nürnberg gegen den wachsenden Unabhängigkeitssinn der Städte sehr verbittert hatte. Als er in Stendal die Huldigung empfing, bewirtete ihn die Bürgerschaft auf dem Rathause mit einem prächtigen Mahle, bei dem der damals so beliebte Klaretwein, das Einbeckische Bier und Gewürz (d. i. Rosinen, Mandeln, eingemachte Früchte) eine große Rolle spielten. Der Fürst dachte nicht daran, die ständischen Vertreter, die am Kamin unbeachtet standen, gleichfalls zur Tafel zu laden. Vollends verdarb Albrecht es mit den Märkern, als er eine neue Steuer, die Bierziese, einführte. Er erhob von jeder Tonne, die gebraut wurde, einen Groschen und einen zweiten Groschen, wenn sie verkauft wurde. Die Stände verweigerten diese Forderung, willigten aber schließlich in eine Zahlung von 100000 Gulden, unter der Bedingung, daß der Kurfürst feine neue Steuer erheben dürfe, außer, wenn er, mit Zustimmung der Stände, etwa Krieg führen ober im Felbe eine bebeutenbe Nieberlage erleiben oder feine Söhne und Töchter verheiraten würde. Als treuer Anhänger Kaiser

4. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 106

1910 - Berlin : Salle
106 Die Geschichte Brandenburgs bis zum Großen Kurfürsten. Sachsen mußte Johann Cicero Geldmangels wegen hinausschieben. Während damals reiche Bürger ihren Söhnen „fürstliche" Hochzeiten auszurichten vermochten, konnte der Kurfürst seiner Tochter nur eine Mitgift von 300 Gulden gewähren. Die kostspieligen Besuche der Reichstage, die Kriegssührung in Reichsangelegenheiten hatten die Staatsschulden vermehrt. Johann Cicero mußte wieder zu einer Steuer greifen, zu einer Bierziese, welche die Bürger schon seinem Vater abgeschlagen hatten. Die Quelle des Wohlstandes war damals der Handel, der in dem Maße gedieh, als Sicherheit des Verkehrs herrschte. Um diese aufrecht erhalten zu können, wandte sich nun der Staat vor allem an diejenigen seiner Untertanen, die dadurch ihre Einnahmen erhöhten. Bei zwölf Pfennigen auf die Tonne wurde der Preis des Bieres für den Einzelnen auch nur unmerklich verteuert. Aber in der Altmark kam es wegen dieser Steuer zu ernstlichen Ruhestörungen in den Städten Stendal, Seehausen, Gardelegen und Salzwedel. Stendal war der Hauptort der Empörung. Die Räte, die der Kurfürst abschickte, um durch gütliche Vorstellungen die Bürgerschaft zur Besinnung zu bringen, fanden sehr unfreundliche Aufnahme; sie wurden von einem Volkshaufen auf der Straße angefallen und niedergemacht. Da erschien der Kurfürst mit starker Kriegsmacht vor Stendal, das vergebens bei der Hansa um Hilfe nachgesucht hatte, und dem Landesherrn nun freiwillig die Tore öffnete. Johann Cicero hielt ein strenges Gericht, die Köpfe der Mörder fielen unterm Henkerbeil, und die Stadt Stendal verlor einen Teil ihrer Vorrechte. Ebenso erging es anderen Städten, die sich an der Auflehnung beteiligt hatten. Bei den vielen dazumal bestehenden Stadtprivilegien konnte eine geordnete Landesregierung sich kaum entwickeln, denn in strittigen Fällen besaßen die Städte sogar das Recht, sich zu einem anderen Fürsten schlagen zu dürfen. Durch Ankauf der Herrschaft Zossen wurde unter Johann Cicero das märkische Gebiet auf friedliche Weise vergrößert. Kaiser Max hatte 1495 auf dem Reichstage zu Worms an die deutschen Fürsten unter anderem die Aufforderung gerichtet, zur Verbreitung wissenschaftlicher Bildung in ihren Ländern Universitäten zu gründen. Johann Cicero schickte sich eben an, diesem Wunsche Folge zu leisten, indem er durch den Arzt und Professor Piftoris an der Universität Leipzig die Vorbereitungen zur Gründung der Universität Frankfurt a. d. Oder treffen ließ, als ihn im vierundvierzigsten Lebensjahr der Tod ereilte. Das Testament Johann Ciceros, das er feinem Sohne Joachim hinterließ, legt Zeuguis ab von des Fürsten edler Gesinnung und feiner staats-männischen Einsicht. „Es stehen Viele in dem Wahne, man erweise sich alsdann recht fürstlich, wenn man die Untertanen beschwert und durch gewaltsame Zwangsmittel ihr Vermögen erschöpft. Hiernach prasset man lustig und befleckt die angeerbte Hoheit mit schändlichen Lastern, man führt wohl königliche Pracht und vei> wickelt sich in verderbliche Kriege. Hierdurch aber werden die väterlichen Reichtümer verschwendet, man verliert die Liebe und das Vertrauen der Untertanen; man führt nicht mehr das Amt eines Vaters, sondern das eines Tyrannen. Ich kann nicht begreifen, was ein solcher Fürst für Ehre habe, und kann mich Niemand bereden, daß er in Sicherheit sitze. Es ist eine schlechte Ehre, über Bettler zu herrschen, und viel ruhmwürdiger, wenn man reichen Untertanen befehlen kann. Darum wollte Fabricius lieber über Reiche herrschen, als reich fein.

5. Von der Völkerwanderung bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 115

1910 - Berlin : Salle
Maximilian I. 115 unterstützten die Brautfahrt Maxens. Wiederholt mußte dieser noch gegen Frankreich um den Besitz der westlichen Länder kämpfen, die ihm Frankreich nach dem frühen Tode Marias von Burgund wieder entreißen wollte. An seinem Lebensabend mußte Friedrich Hi. noch das Leid erfahren, daß die Türken siegreich bis Laibach vordrangen, nachdem sie 1453 durch die Eroberung von Konstantinopel dem griechischen Reiche ein Ende gemacht hatten. Der letzte griechische Kaiser, Kon-stantinus Palaeölogus Ix., fand bei der Verteidigung seiner Hauptstadt den Heldentod. Mohammed Ii. sprengte, als er die Stadt nach dreiundsünfzigtägiger Belagerung im Sturme genommen hatte, auf seinem Berberhengst in die heilige Sophienkirche hinein und setzte an die Stelle des Kreuzes den Halbmond. So erlosch das einst so blühende morgenländische Kaisertum, 977 Jahre später als das abendländische. Konstantins Stadt wurde fortan Jstambul genannt und zur Hauptstadt des türkischen Reiches gemacht. Nene Sitten, neuer Glaube, neue Gesetze traten an Die Stelle der alten. Die Kirchen wurden in Moscheen verwandelt, das Kreuz mußte dem Halbmonde weichen. Mohammed erbaute an den beiden Ufern des Bosporus feste Schlosser, die Dardanellen genannt, um den Durchgang zu verwehren. Viele gebildete und gelehrte Griechen, denen das Leben unter türkischer Herrschaft unerträglich war, verließen ihr Vaterland und flohen scharenweise nach Italien. Hier regten sie das Studium der griechischen Sprache und Kunst wieder an, das sich bald auch über die benachbarten Staaten verbreitete und überall höhere Bildung und Aufklärung zur Folge hatte (Beginn der Renaissance). Nur die tapfere Verteidigung Belgrads durch Johann Hunt) ät) es verhinderte die Türken, weiter nach Westen vorzudringen; dagegen unterjochten sie ganz Griechenland, Serbien, Bosnien und die Walachei, und schon waren sie auch nach Italien hinübergekommen, als Mohammeds Tod ihr weiteres Vordringen in Europa verhinderte. Bei all solcher Gefahr bewies sich Friedrich Iii. so untätig, daß einige Fürsten ihn sogar absetzen und Georg Podiebrad zum Kaiser machen wollten. Maximilian, der schon 1485 auf einem Reichstage zu Frankfurt a. M. zum römischen Könige gewählt worden war, rettete seine Erblande und übernahm die Reichsgeschäfte noch bei Lebzeiten des Vaters. Maximilian I. (1493—1519). Max war in den meisten Dingen das Gegenteil seines bedächtigen Vaters. Von feiner portugiesischen Mutter hatte er das feurige, leicht erregbare Blut des Südländers, 8*

6. Theil 4 - S. 324

1880 - Stuttgart : Heitz
324 Neueste Geschichte. 3. Periode. Uebergangszeit Raum gelassen. Die Bauern werden erst nach Ablaus vorgeschriebener Fristen freie Eigenthümer ihres Besitzthums. — Inzwischen hat die russische Politik den Orient nicht aus den Augen gelassen, zumal es ihr gelang, hinsichtlich desselben noch während der Pariser Conserenzen eine Verständigung mit Frankreich herbeizuführen^, wie sich bei Behandlung der Donausürsten-thümersrage zeigte. Den bei weitem wichtigsten Erfolg in Asien errang Rußland 1859 durch Besiegung und Gefangennehmung Schamyls, des Tscherkessenhelden, mit dessen Beseitigung die Unterwerfung des Kaukasus vollendet schien. Dem russischen Fürsten Barya-tinsky gebührt der Ruhm, diesen langwierigsten und gefährlichsten Gegner der russischen Vergrößerung nach Osten besiegt zu haben. Er hatte ihn in immer engere Grenzen eingeschlossen, und zuletzt auch sein Felsenfort Weden erobert. Mit nur 400 ihm bis in den Tod getreuen Münden floh Schamyl in den Süden Daghestans. Aber die Russen hefteten sich an seine Fersen und erstürmten seine letzte Zufluchtsstätte, das Felsennest Gunib, wobei alle Münden bis auf 47 fielen. Schamyl barg sich in einer Höhle, ergab sich aber auf die persönliche Aufforderung des Fürsten (8. Sept. 1859). Der Fürst ließ ihm Dolch und Pistolen und schickte den gefangenen, damals 68jährigen Helden nach Petersburg, wo er mit großer Achtung behandelt wurde. Seinen Aufenthalt erhielt er in Kaluga angewiesen. Mit Schamyls 'Gefangennehmung erlosch auch in wenigen Jahren der Kampf der Tscherkessen. Ein Theil wanderte auf türkisches Gebiet, wenige Stämme behaupteten sich noch im Gebirge. 1864 war die Unterwerfung des Kaukasus beendigt. Fast noch wichtiger als dieses Ereigniß war für die Russen die Besitznahme des Amurlandes, eine unblutige Eroberung, welche dem Gouverneur Oftsibiriens Murawiew gelang, indem er während des Krieges, welchen Frankreich und England mit China führten, Unterhandlungen in Peking anknüpfte und in friedlicher Weise die Abtretung des Gebietes am linken Ufer des Amur und am rechten Ufer bis zum Ufsuri erlangte, 1858. Auch in den weiten Ebenen Tnran's drang die Macht Rußlands durch Kriegszüge gegen die Khane von Khiwa und Khokand vor. Seit 1865 besitzen die Russen Taschkend, die wichtigste Handelsstadt jener Gegenden, und die Provinz Turkestan wurde gegründet. Mit Japan wurden Handelsverbindungen angeknüpft. Dagegen entstand der russischen Regierung eine neue Sorge

7. Theil 4 - S. 450

1880 - Stuttgart : Heitz
450 Neueste Geschichte. 3. Periode. 163. Der russisch-türkische Krieg 1877 78. Der Friede zu Berlin. Die politische Umgestaltung Italiens und Deutschlands auf dem Grunde nationaler Einheit war vollendet, und die spannende Unruhe, in welcher Europa durch die Entwickelung dieser beiden großen Ereignisse gehalten worden war, hatte sich gelöst; im Osten des Welttheiles aber war die- orientalische Frage d. H. die Entscheidung über den Bestand und die Zukunft des Türkenreiches in Europa als eine den Frieden bedrohende Wetterwolke stehen geblieben. Die inneren Zustände der Türkei, die sich immer unhaltbarer erwiesen, und die unter solchen Umständen zu gesteigerter Aufmerksamkeit hindrängende Nachbarschaft Rußlands hielten die Besorgnisse und Gegenpläne der europäischen Großstaaten, vorzüglich Englands, in lebhafter Erregung. Die Türken waren von der Zeit ab, wo sie aufgehört hatten, ihren wilden Kriegseifer durch verwüstende Heereszüge zu befriedigen, gleichsam sich selbst untreu geworden und ihr Reich war allmählich in immer tieferen Verfall gerathen. Ihr kriegerisches Naturell versank in eine abstumpfende Unthätigkeit, ihr Feuer verblaßte zu feierlicher Würde, aber ihr Stäz und ihre Härte gegen die Ueberwuudenen waren geblieben. Die Lage der Christen im Türkenreiche war höchst beklagenswerth; sie waren den Herren des Landes gegenüber fast rechtlos, unaufhörlichen Bedrückungen ausgesetzt und mit unwürdiger-Verächtlichkeit behandelt. Alle Versprechungen der türkischen Regierung, diese Zustände zu bessern, waren unerfüllt geblieben; die feierlich verkündeten Verordnungen, daß jeder Unterschied zwischen Türken und Christen im staatlichen Leben aufgehoben fein solle, daß den Christen in allen Stücken gleiche bürgerliche Rechte gewährt seien — alle diese Zusagen waren werthlose Worte geblieben. Die Unerträglichkeit dieser Verhältnisse steigerte sich durch die grenzenlose Unordnung und Willkür in der Einziehung der Stenern. Die Erhebung derselben wurde Pächtern überlassen, die Bezahlung der Beamten war so geringfügig und unregelmäßig, daß sie fast darauf angewiesen waren, sich durch Ausbeutung des Volkes, insbesondre der Christen schadlos zu halten. Am Hofe zu Konstantinopel dagegen und in den obersten Stellen der Reichsverwaltung herrschte eine unglaubliche Verschwendung und Habsucht. Zur Hofhaltung des Sultans reichte

8. Theil 4 - S. 472

1880 - Stuttgart : Heitz
472 Neueste Geschichte. 3. Periode. auch viele Muhamedaner, vor Kaiser Franz Joseph und bat um Annexion. Schon kam der Name „Neu-Oestreich" für diese Gebiete auf. Am 1. Januar 1879 wurde eine östreichische Landesregierung für dieselben eingesetzt. Die Besitznahme ist vollzogen; die Verbindung mit dem Türkenreiche ist, wenn auch noch nicht formell, doch thatsächlich gelöst. Oestreich hat mit dieser Erwerbung in seiner nach Osten gerichteten Aufgabe einen große« Fortschritt gemacht. Die Allianz mit dem deutschen Reiche hat sich im Herbste 1879 als ein starkes Unterpfand für den Frieden Europa's neu befestigt. ________________ In Italien dauerte der Culturkampf fort, und mit ihm die gegenseitige Entfremdung zwischen Pius Ix. und Victor Emanuel, welcher seine Residenz seit 1871 nach Rom verlegt hatte. Beide Häupter wurden im Anfange des Jahres 1878 durch den Tod hinweggerafft. Der König starb in Folge einer heftigen Erkältung am 9. Januar. Er hatte auf seinem Sterbebette in sehr würdigen und versöhnlichen Worten der Kirche gegenüber sich ausgesprochen: „ich bedaure aufrichtig, wenn irgend eine meiner Handlungen dem heiligen Vater persönlich Schmerz bereitet haben sollte. Aber in allen meinen Handlungen habe ich stets das Bewußtsein gehabt, meine Pflichten als Bürger und Fürst zu erfüllen und nichts gegen die Religion meiner Väter zu unternehmen." Hierauf überbrachte der Beichtvater des Papstes dem sterbenden Könige den päpstlichen Segen und die geweihte Hostie. Aber bei dem Beschluß über die letzte Ruhestätte Victor Emauuels zeigte sich noch einmal die hierarchische Unversöhnlichkeit. Am 17. Januar fand das Leichenbe-gängniß statt; mehrere Fürsten, auch der deutsche Kronprinz und ein östreichischer Erzherzog, waren herbeigeeilt, um daran Theil zu nehmen. Der großartig-seierliche Zug bewegte sich zur Ruhestätte im Pantheon ohne den Klang der Glocken, auch fehlte die Begleitung durch den höheren Klerus; nur eine kleine Zahl von Priestern niederen Ranges waren gegenwärtig. König Humbert leistete am 19. Januar den Eid auf die Verfassung. Schon vorher hatte der Papst seinen vergeblichen Protest gegen die Annahme des Titels „König von Italien" erneuert. Am 7. Februar endete Pins Ix. seine bis in das höchste Alter hinauf kampfbewegten Lebenstage. Der auftauchende Gedanke, das bevorstehende Conclave außerhalb Italiens abzuhalten, wurde beseitigt; es trat ohne alle Störung in Rom zusammen, und schon am 20. Februar wurde

9. Theil 2 - S. 297

1880 - Stuttgart : Heitz
Entdeckungen. 297 Vor Maximilian hatte es noch keine Post gegeben. Wollte man entfernten Freunden und Verwandten von sich Nachxicht geben, so mußte man mit vielen Kosten einen Boten schicken. Nur einige Handelsstädte hielten sich solche Boten, die regelmäßig an gewissen Tagen abgingen und sür schweres Geld auch wohl für Andere Briefe und Packete mitnahmen. Aber wie weitläufig war das nicht! In Frankreich hatte man schon etwas früher, unter Ludwig Xiv den Anfang dazu gemacht. Da that ein deutscher Edelmann, Franz von Taxis, dem Kaiser Maximilian den Vorschlag, zwischen Wien und Brüssel (damals der Hauptstadt der Niederlande) eine reitende Post anzulegen. Der Kaiser fand das sehr vernünftig und ernannte den Taxis zum Generalpostmeister. Dies war der erste Anfang. Alle Fürsten sahen den großen Vortheil des Postwesens ein, und Taxis hatte von der Einrichtung einen bedeutenden Gewinn. Daher legte er mit Erlaubniß des Kaisers noch mehrere Posten an; ja er brachte es dahin, daß der Kaiser den Befehl ertheilte, daß keine Posten außer denen des Taxis geduldet werden und das Generalpostmeisteramt bei der Familie erblich verbleiben sollte. Die Familie Taxis wurde nun immer reicher und stieg endlich bis zur fürstlichen Würde empor. Indessen richteten späterhin die größten deutschen Fürsten eigene Posten in ihren Ländern ein und fanden sich darüber mit dem Fürsten Taxis ab, so daß dieser nur noch in manchen Gegenden Deutschlands eigene Posten hatte. Durch die Umgestaltung Deutschlands in unsern Tagen hat sich auch hierin vieles geändert. Unter Maximilians Regierung ereignete sich die große Begebenheit, die man die Reformation nennt, und die mit Recht eine neue Periode eröffnet. Doch muß erst Einiges über die wichtigen Entdeckungen im 15. Jahrhundert gesagt werden. 80. Entdeckung des Vorgebirges der guten Hoffnung, I486, und von Amerika, 1492. Ostindien, oder, wie es sonst schlechthin genannt wurde, Indien, bringt so viele köstliche Produkte hervor, daß sie von jeher von uns Abendländern eifrig gesucht wurden. Gewürze, Elfenbein, Gold und Edelsteine, die feinste Wolle und Baumwolle und unzählige andere Dinge wurden von dorther nach Europa gebracht. Aber man kannte keinen Weg dahin zu Wasser; denn

10. Theil 2 - S. 164

1880 - Stuttgart : Heitz
Iß4 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Deutschland. aufmerksamer Blick auf das bisher Erzählte wird die Hauptursachen leicht finden. Da war der Widerstand der Päpste, da waren die verderblichen Züge nach Italien (Römerzüge) und die das Reich zerstörenden Parteiungen. Die Fürsten, die kleinen wie die großen, welche doch eigentlich im Namen des Reichs ihre Gebiete verwalten und die Gebote des Kaisers ausführen sollten, strebten nach Begründung ihrer Familienmacht, nach einer wirklichen Hoheit in ihren Ländern und nach möglichster Unabhängigkeit von den Kaisern. Diese waren entweder zu schwach, um ihren Befehlen Nachdruck zu geben, oder sie mußten dem oder jenem Fürsten manches nachsehen und einräumen, um sich ihren Beistand gegen andere Fürsten zu sichern. So widerspenstig, wie sich die Fürsten gegen ihr Reichs-vberhaupt bezeigten, so ungehorsam waren auch die Edelleute gegen ihre Fürsten. Jeder glaubte ein Recht zu haben, zu rauben und sich mit Andern herumzuraufen, so viel wie er wollte, und so entstand denn eine allgemeine Unordnung. Mit seinen Unterthanen verfuhr jeder wie ihm beliebte, und untereinander wurde jede Streitigkeit gleich mit dem Schwerte abgemacht. Ein Pfalzgraf ließ einmal seiner jungen Frau, bloß weil er einen Verdacht auf sie geworfen hatte, von einem seiner Knechte den Kopf abschlagen, ohne daß Jemand nur daran dachte, ihn zur Rechenschaft zu ziehen. Was noch .das Uebel vermehrte, war, daß die Kaiser im 11. und 12. Jahrhundert mehr in Italien als in Deutschland zu thun hatten und daher nicht einmal viel Zeit behielten, die Ruhestörer in Deutschland zur Ordnung zu bringen. Es ist schon gesagt worden, daß man diese Unordnungen, wo jeder sich nach Maßgabe seiner Kräfte selbst Recht verschaffte, das Faustrecht nannte. Die wilden Raubritter lauerten besonders auf die Kaufmannswagen und Schiffe. Sahen sie von ihren Burgen herab in der Ferne einen Frachtwagen kommen, so saßen sie mit ihren Knechten zu Pferde, legten sich in einen Hinterhalt und brachen auf die sorglos einherziehenden Kaufleute los, die dann alle Habe verloren und noch froh sein mußten, wenn sie mit dem Leben und gesunden Gliedern davonkamen. Eben so ging es den Schiffen, die auf dem Rheine, der Elbe und andern deutschen Strömen die Waaren von Stadt zu Stadt führten. Da nun alle Klagen darüber bei dem Kaiser ohne Wirkung blieben, so dachten die Kaufleute selbst auf Abhülfe. Hamburg und Lübeck schlossen zuerst einen Vertrag, gegen die Mitte des 13. Jahrhunderts, und bald trat auch Braunschweig dazu. Sie nannten das Bündniß Hansa. (Hansa hieß
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