Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 7

1886 - Berlin : Hofmann
Zweiter Teil. Mittlere und neuere Geschichte. Vorbemerkung. Während im Altertum außer einigen asiatischen Reichen vorzugsweise die das Becken des Mittelmeeres umwohnenden Völker in den Kreis der Betrachtung fallen, erweitert sich in der Zeit nach der Völkerwanderung der Schauplatz der Geschichte. Die Bewohner von säst ganz Europa treten in deren Bereich. Während des Mittelalters spielen die Hauptrolle die Deutschen, deren Könige als römische Kaiser zugleich ein höheres moralisches Ansehen genießen als die übrigen europäischen Herrscher. Gegen Ende des Mittelalters treten den Deutschen andere Nationen mit gleichen Ansprüchen und vielfach größeren Machtmitteln zur Seite. In der neueren Zeit endlich, die man gewöhnlich mit der durch Luther ins Leben gerufenen Reformation beginnen läßt, wechseln die europäischen Mächte in der Führung ab, und für lange Zeit sogar ist der Einfluß des deutschen Volkes vollkommen unterdrückt, besonders durch die unter einem starken Königtum in jeder Beziehung mächtig entwickelte französische Nachbarnation. Erst in neuester Zeit hat unser Volk wieder eine mächtige, sogar gebietende Stellung gewonnen, geführt von Preußen, das unter dem Herrschergeschlechts der Hohenzollern eine großartige Entwicklung durchmachte. Im M i t t e l a l t e r, mit welchem wir uns hier zunächst zu beschäftigen haben, sind die wichtigsten Einrichtungen und Erscheinungen folgende: I. Das Kaisertum. Dasselbe war das höchste weltliche Amt der abendländischen Christenheit, und der Schutz der letzteren war die ihm ursprünglich zu Grunde liegende Idee.

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 49

1886 - Berlin : Hofmann
§ 28. Die geistlichen (Mönchs-)Orden. 49 Aber die Bewegung der Erneuerung des Klosterwesens erschöpfte sich nicht in der kluniazeusischen Richtung: es entstand im Zeitalter der Kreuzzüge eine große Zahl neuer Mönchsorden. Die wichtigsten derselben sind: 1. Der Karthäuserorden. Bruno von Köln stiftete das Ausgangskloster in einem Thale bei Grenoble, genannt Karthause. (Chartreuse). Obgleich zusammenlebend, war den Mönchen Einsamkeit und beständiges Schweigen zur Pflicht gemacht, damit die Beschäftigung mit dem Heile der Seele und guten Werken desto eindringender sein könne. Sehr geringe Nahrung und kasteiende Lebensgewohnheiten sollten jeden sündigen Trieb ersticken. 2. Der C i st e r z i e n s e r or d e n. Robert, ein Benediktiner aus der Champagne, gründete bei Dijon das Kloster Citeaux, welches bald darauf den Ausgangspunkt dieses sehr rasch sich verbreitenden Ordens war. Ernst und ehrwürdig 'genossen diese weißgekleideten Mönche ungemeines Ansehen beim Volke, dem sie in allen Lebenslagen mit Rat und That zur Seite zu stehen wußten. 3. Der Prämonstratenserorden, so genannt von dem ersten Kloster zu Premontre bei Laon. Gestiftet von einem vornehmen Deutschen, Norbert, hat dieser Orden, wie der vorige, auch in Deutschland große Ausbreitung gewonnen und ist zumal auch für die Kolonisation des Ostens von außerordentlicher Bedeutung geworden (Pflege des Landbaus). Weit einflußreicher noch als die vorstehenden sind geworden die sogenannten 4. B e 11 e l o r d e n. Dieselben sind gekennzeichnet durch den Grundsatz vollständiger Armut, des Einzelnen sowohl als der Gemeinschaft. So glaubten sie die Nachfolge Christi am besten auszuführen. Da sie durch ihre ungeheure Ausbreitung und durch ihr Leben mitten unter dem niederen Volke vor allen imstande waren, Einfluß auf das Volk zu üben, fo haben die Päpste diese Orden ganz besonders für ihre Zwecke zu gewinnen gewußt. Währeud die Franziskaner (gestiftet um 1200 von Franziskus von Assisi) als. Prediger und Seelsorger wirkten, haben die Dominikaner (gestiftet um dieselbe Zeit durch Dominions Guzmaun, einen Spanier) die Bekämpfung der Irrlehren sich zur Aufgabe gemacht. Die letztere haben sie betrieben a) durch die sog. Juquisitions-tribnnale, d. H. Ketzergerichte, welche ihnen von den Päpsten ganz anheimgegeben wurden; b) durch die Pflege der Wissenschaften und Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ir. 4

3. Mittlere und neuere Geschichte - S. 138

1886 - Berlin : Hofmann
138 Geschichte der neueren Zeit. Shakespeares hinwiesen. Es gelang ihnen, den in französischem Sinne geübten allmächtigen Einfluß Gottscheds in Leipzig zu brechen (Streit der Schweizer und der Leipziger). Ihr Werk vollendete dann der große Lessing. c) Die bildenden Künste haben in dieser Periode in Deutschland keine selbständige Blüte erlebt. In der Baukunst wurde der in der Reformationszeit zu so hoher Vollendung geführte Renaissancestil zwar noch weiter gepflegt und fand auch noch einige würdige Vertreter (Schlüter zur Zeit Friedrichs I., Kuobels-dorf zur^ Zeit Friedrichs des Großen, in Berlin), aber er verlor feine Reinheit durch den Hinzutritt fremder Elemente, besonders durch das Überwiegen der Dekoration, des Ornamentes, welches als das Wichtigere an dem Bau behandelt wurde. So erzeugte sich der sog. Perrücken- oder Rokokostil (Zwinger in Dresden), welcher natürlich auch die Skulptur beherrschte. — Die deutsche Malerei sank im 17. Jahrhundert von der Höhe der Reformationszeit herab, wenn auch in der äußeren Handhabung der Kunstmittel (Technik) noch Erhebliches geleistet wurde. Das 18. Jahrhundert hat dann einen neuen Aufschwung der bildenden Künste vorbereitet, zumal durch die geläuterten Kuustaufchauungen, deren Verkünder Winckelmann wurde. Die Musik hat im 17. und 18. Jahrhundert bei uns in höchster Blüte gestanden. Die deutsche Kirchenmusik fand ihre größten Vertreter in Johann Sebastian Bach (1685 — 1750 [„Matthäus-Passion" n. ct.]) und in Georg Händel (1684—1759 [„Messias", „Makkabäus" u. a.]), welcher letztere vorzugsweise in England gewirkt hat. Nachdem Joseph Haydn und Christoph Gluck auch der weltlichen Musik einen hohen Aufschwung verliehen, erreichte die Tonkunst ihre Vollendung in den großen Komponisten Wolfganq Amadeus Mozart (1756—1791) und Ludwig Beethoven (1770—1827). d) Das politische Leben war in Deutschland, zumal auch durch den westfälischen Frieden, völlig entartet. Es fehlte, infolge der Schwächung der Kaisergewalt, an einem beherrschenden Mittelpunkt. Der Reichstag, welcher seit 1663 ständig in Regensburg sich befand, war ohne jedweden Einfluß auf das Leben der Nation ; seine Verhandlungen waren, gleich denen des Reichskammergerichtes in Wetzlar, schwerfällig und langwierig; feine Mitglieder, wie die Räte am Kammergericht, sehr oft bestechlich. Um

4. Mittlere und neuere Geschichte - S. 61

1886 - Berlin : Hofmann
§ 36. Die Mißstände in der Arche und die großen Konzilien. 61 pflichten mußten, fortan keinen König mehr ohne Zustimmung der Hansa zu wählen. Diese Blütezeit der Hansa fällt in die Mitte des 14. Jahrhunderts. Im 15. Jahrhundert verfiel der Handel und mit ihm der Bund: dazu wirkte hauptsächlich mit bte Entdeckung des Seewegs nach Ostinbien und biejeuige Amerikas, wo-burch der Handel von der Norb- und Ostsee mehr und mehr in die großen Häfen des Atlantischen Ozeans gezogen würde. b) Der rheinisch e Stäbtebnnb (vgl. § 33) bauette auch in dieser Periobe noch fort, boch verschwanb seine Bebeutung am Ende des 14. Jahrhnnberts gegenüber dem c) schwäbischen Stäbtebnnb. Derselbe würde 1376 1376 gestiftet, besoubers gegen die Übergriffe der sübbeutschen Lanbes-herrett (wie z. B. der Grasen von Württemberg), welche die Reichs-unmittelbarkeit antasten wollten. Bon großer Ansbehnung und mit vortrefflichen Kriegsmitteln versehen, hatte der Bunb ojt^ siegt eiche Fehben gegen die Fürsten (Schlacht bei Reutlingen 1377), bis er enblich der Übermacht der letzteren erlag (Schlacht bei Döffingen 1388). — Auch die Ritterschaft Sübbeutschlaubs, die gleichfalls für ihre Reichsunmittelbarkeit fürchtete, that sich zu ähnlichen Einungen zusammen (Georgsritter, Schlegler rc.) und beteiligte sich an den Kämpfen (vgl. die Balladen von Uhland: Graf Eberhard der Rauschebart). § 36. Die Mißstände in der Kirche und die großen Konzilien. In der Kirche waren, wie in dem Reiche, um biefe Zeit eine große Menge von Mißbrauchen eingeriffett. Die Zeit der alten sittenstrengen Päpste war vorüber und zumal baburch, daß^ im Jahre 1305 das Papsttum in Abhängigkeit von bett französischen Königen gekommen war, hatte bte Achtung vor betttfelben eine empfinbliche Einbuße erlitten; es verlor baburch seinen allgemeinen Charakter. Auch als im Jahre 1377 Gregor Xi. von Avignon wieber nach Rom übersiebelte, würde der Zustanb nicht gebessert; bettn nun erfolgte, ba die avignonesische Partei einen neuen Papst wählte, eine Trennung des obersten Kirchen-amtes („Schisma"). Daburch würde die Verwirrung der Gemüter immer größer und der Wunfch der Völker nach einer Reformation der Kirche an Haupt und ©liebern immer stärker. Der letztere trat ganz besonbers hervor in bett Reformvorschlägen

5. Mittlere und neuere Geschichte - S. 64

1886 - Berlin : Hofmann
64 Zweiter Teil. Das Mittelalter. schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten. I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517). § 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254. 1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen. 1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt. 1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache. 1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena. § 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-

6. Mittlere und neuere Geschichte - S. 65

1886 - Berlin : Hofmann
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65 wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag. § 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters. <rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417). s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher. 8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen. Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r

7. Mittlere und neuere Geschichte - S. 67

1886 - Berlin : Hofmann
§ 39. Deutsches Volksleben in dieser Periode. 67 Herren (Fürsten, Ritter, Bischöfe ic.). In den Fehden suchten die Kriegführenden ihre Gegner dadurch zu schädigen, daß sie die Dörfer und Felder der diesen zugehörenden Bauern verwüsteten. Hohe Abgaben drückten überdies sehr hart diesen Stand, der doch die wichtigste Arbeit einer Nation, die Bebauung der Scholle, zu übernehmen hatte. So erklärt es sich, daß im 15. Jahrhundert au vielen Orten große Bauernbünde gebildet wurden („Bundschuh"; „Der arme Konrad"), welche die Befreiung von dem harten Zwange anstrebten und, wenn ihre Forderungen nicht erfüllt wurden, wohl auch zum Aufruhr schritten. Der Ritt er stand entartete in dieser Periode immer mehr. Denn seine idealen Aufgaben gerieten in Vergessenheit, nachdem die Periode der Kreuzzüge vorbei war. Auch geistige Bildung und litterarische Regsamkeit waren ihm nicht mehr wie früher eigen. Dagegen fing man an, auf ritterlichen Festen, wie z. B. den noch bestehenden Turnieren, ungebührlichen Wert aus Kleiderpracht und, oft ganz geschmacklose, äußere Formen zu legen. Dabei fristete der einzelne Ritter im alltäglichen Leben ein oft armseliges Dasein, und er pflegte sich seinen Bedarf an Lebensmitteln und Geld durch Beraubung der Kaufmannszüge zu schaffen. Der Fürstenstand, welcher schon im 14. Jahrhundert mit Vorliebe eine französische Bildung genoß, ging immer mehr in der Opposition gegen die Kaisergewalt und in dem Streben nach Gründung einer eigenen Hausmacht auf. Nur selten begegnen wir Fürsten, denen das Interesse des großen Vaterlandes über dem ihres Territoriums stand (die Hohenzollern!). So bietet das Reich den Anblick eines in der Auflösung begriffenen Körpers. Unversöhnt stehen sich die Lebensinteressen der verschiedenen Stände gegenüber. Kein Wunder, daß bei einem solchen Zustande die oberste Reichsgewalt nicht imstande war, den Abfall einzelner Grenzlande zu verhindern. Zumal die Schweiz löste sich in diesen Jahrhunderten ab. Wenn auch die schönen Sagen von Wilhelm Tell und dem Schwur auf dem Rütli, auf denen Schiller fein herrliches Schauspiel aufgebaut, vor der geschichtlichen Wissenschaft nicht bestehen, so bietet doch der Kamps der Schweizer mit den Herzögen von Österreich ein erhebendes Schauspiel des edelsten Freiheitstriebes. Die heldenmütigen Schlachten bei Morgarten 1315 und bei Sempach 1386 1315 (Arnold von Winkelriet) ?) entschieden gegen die Habsburger. Nach- 1386

8. Mittlere und neuere Geschichte - S. 68

1886 - Berlin : Hofmann
68 Zweiter Teil. Das Mittelalter. dem die Schweizer im 15. Jahrhundert ihre junge Freiheit noch einmal mit gleicher Tapferkeit gegen den Burguuderging Karl den Kühnen verteidigt (Schlachten bei Gransee 1476, Murten 1476 und Nancy 1477) und die Kantone sich in verschiedenen Bündnissen enger zusammengeschlossen hatten, hörte der Einfluß des Reiches auf die Schweiz gauz auf. So sehr auch in dieser Zeit durch den zunehmenden Wo hlfiob das Leben, zumal in den Städten, an äußerem Glauz zunahm, wovon vor allem die großen Kirchen- und Profanbauten noch heute Zeugnis ablegen, so traurig war es doch im ganzen mit dem geistigen und seelischen Zustande des Volkes bestellt. Das hatte hauptsächlich darin seinen Grund, daß die Kirche und ihre Formen den religiösen Bedürfnissen der Menschen nicht mehr genügten. Nicht nur das Leben der Geistlichen und sogar der Päpste erregte oft öffentliches Ärgernis, und wurde in zahlreichen Spottgedichten und vou allen Kreisen des Volkes verhöhnt, sondern die Lehre selbst wurde allenthalben als unzureichend angegriffen (vgl. oben Wiclef und Huß). Während nun in manchen Gegenden besondere Sekten entstanden und einen eigenen Weg einschlugen, verfielen wieder andere, da der Glaube wankte, in Aberglauben. Allenthalben aber zeigte sich eine tiefgehende Unruhe der Gemüter, die oft höchst eigenartig zum Vorschein kam. Als um die Mitte des 14. Jahrhunderts eine von Asien gekommene Pest, der sog. schwarze Tod, Europa verheerte, faßte man dieselbe als ein Zeichen des göttlichen Zornes, ja als einen Vorboten des Weltunterganges auf. Man suchte nun, die herkömmlichen Gebräuche der Kirche verschmähend, die Versöhnung des Himmels zu erlangen, indem man sich weitgehenden Kasteiungen unterzog, die besonders durch die Geißelbrüderschaften (Flagellanten) bis zum Wahnwitz übertrieben wurden. Selbst in den Kreisen, welche sich der Pflege der Wissenschaften widmeten, war der Aberglaube mächtig. Dafür zeugen die Alchymie, vermittelst deren man die geheimnisvollen Naturkräfte zu allerlei unmöglichen Zwecken zu verwerten suchte (Goldmachen!), wie auch die Astrologie, d. h. Sterndeuterei, welche letztere bis in die neuere Zeit hinein zahlreiche Jünger selbst in den höchsten und erleuchtetsten Kreisen der Gesellschaft fand. Alles in allem krankte die Gesellschaft in vielen Beziehungen, und der Ruf nach Reformen auf allen Lebensgebieten wurde immer lauter; es kam nur darauf an, daß der rechte Mann er-

9. Mittlere und neuere Geschichte - S. 73

1886 - Berlin : Hofmann
§ 43. Das Wichtigste aus der Geschichte Frankreichs. 73 Philipp August (Teilnehmer am dritten Kreuzzug), besonders aber Ludwig Ix. der Heilige (ca. 1250) und Philipp der Schöne 1250 (ca. 1300), welcher letztere durch seine Politik einen großen Erfolg 1300 über das Papsttum davontrug (Beginn des babylonischen Exils der Päpste zu Avignon vgl. § 34). Das Haus Valois (1328—1589). Unter demselben beginnt 1328 der sog. hundertjährige Krieg zwischen Frankreich und Eng- ^ land. Eduard Iii. von England erhob Ansprüche auf die Thron-folge in Frankreich, die Franzosen aber erkannten dieselbe nicht an. In diesem Kriege verlor der französische König Karl Vii. alles Land bis zur Loire, und Frankreich geriet in die größte Gefahr, die es überhaupt in seiner Geschichte erlebt hat. Da erstand ihm eine Retterin in Jeanne d'arc, der Jungfrau von Orleans (1429). Dieselbe, aus einem lothringischen Dorse stammend, 1429 glaubte sich von Gott berufen, die Engländer von dem vaterländischen Boden zu vertreiben. Sie entsetzte das bedrängte Orleans, den Schlüssel des südlichen Frankreichs, und führte den König nach Rheims zur Krönung. Dann aber verließ das Glück sie. Verwundet fiel sie in die Hände der Engländer und wurde, durch ein geistliches Gericht zum Tode als Hexe verurteilt, in Rouen verbraunt. Trotzdem wirkte die durch sie erweckte Siegeszuversicht der Franzosen so lange nach, daß die Engländer sich schließlich aus Frankreich ganz zurückzogen (nur Calais blieb englisch). — So war Frankreich sich selbst wiedergegeben. Die lange Entwicklung des Königtums zur beherrschenden Stellung beendete Ludwig Xi. ca. 1475. Er ist der eigentliche Begründer der Größe Frankreichs 1473 und hat dasselbe stark gemacht, den gewaltigen Einfluß zu erringen, den es später besaß. Auch in geistiger Beziehung kann unser Nachbarland schon im Mittelalter auf eine glänzende Entwicklung zurückschauen. Die Troubadours im Süden (Bertran de Born u. a.), die Trouvöres im Norden schusen eine Litteratur, welche unsere deutsche Natioual-litteratur außerordentlich befruchtet hat. — Der gotische Baustil hatte in Nordfrankreich seinen Ausgangspunkt. — Die Wissenschaft wurde besonders in Paris durch die dortige Universität (Sorbonne) gepflegt und hat die berühmtesten Vertreter in der französischen Nation gesunden. Außer der Philosophie und Theologie blühte besonders auch die Geschichtschreibung (Joinville, Villehardouiu, Commines!).

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 76

1886 - Berlin : Hofmann
76 Zweiter Teil. Das Mittelalter. langte es nicht zu einer gleich hohen Entwicklung wie etwa in Frankreich oder in Italien. Die englische Sprache entwickelte sich zur Nationalsprache im Laufe des 14. Jahrhunderts. Als ihr Schöpfer (in dem Sinne, wie Luther der Schöpfer der deutschen, Dante derjenige der italienischen ist) kann der launige Dichter Geoffroy Chaucer gelten, der zugleich auch hinsichtlich der rythmischen Dichtformen neue Wege einschlug. — Für die Wissenschaften hat England einen der größten Gelehrten des Mittelalters hervorgebracht: Roger Bacon (1214—1294), den „aufgeklärtesten Mann seines Jahrhunderts". Sein Nachdenken hat sich über die verschiedensten Gebiete des menschlichen Wissens erstreckt und neue Methoden, die den Fortschritt der Erkenntnis erleichterten, hat er erfunden (besonders für die Naturwissenschaften und die Mathematik). Ii. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517). § 38. 1453 Konstantinopel wird durch die Türken er- obert: Untergang des oströmischen Reiches. Wiederbelebung der Kenntnis des Griechischen im Abendlande. § 39. Deutsches Volksleben. Gedrückte Stellung der Bauern („Bundschuh"; „armer Konrad"). — Entartung und Verfall des Rittertums. — Eigennutz der Fürsten gegenüber der Krone. Neigung zur Ablösung vom Reich an den Grenzen: Abfall der Schweiz (Kämpfe der Schweizer gegen die österreichischen Herzöge bei Morgarten 1315 und Sempach 1386). — Vielversprechende Blüte der Städte; deren große Bedeutung für das Geistesund Kunstleben des Mittelalters. — Allgemeine Unzufriedenheit mit der Kirche. — Sektenbildung (Albigenser re.). Daneben Unglaube und Aberglaube (schwarzer Tod — Flagellanten). Alchymie. Astrologie. § 40. Maximilian I. 1493 — 1519. Er vermehrt die habsburgische Macht durch kluge Heiratspolitik: Maximilian — Maria von Burgund Ferdinand der Katholische v Jsabella von Castilien Philipp der Schöne, Erzherzog ti. Österreich Johanna die Wahnsinnige Kaiser Karl vs~1519—1556. Unter ihm große Reformen im Reiche: Reichsregiment; Ewiger Landfriede; Reichskammergericht; gemeiner Pfennig; Kreiseinteilung. § 41. Die großen Entdeckungen: 1) 1487 Bartolomäus Diaz entdeckt das Kap der guten Hoffnung. 2) 1498 Vasco de Gama entdeckt den Seeweg nach Ostindien. 3) 1492 Kolumbus entdeckt Amerika. a) ca. 1520 Eortez erobert Mexiko. L) ca. 1530 Pizarro erobert Peru. 4) 1520 erste Weltumsegelung (Magelhaens).
   bis 10 von 465 weiter»  »»
465 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 465 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 35
2 8
3 2
4 251
5 6
6 2
7 4
8 2
9 15
10 66
11 12
12 4
13 5
14 8
15 0
16 8
17 1
18 0
19 1
20 3
21 0
22 5
23 3
24 3
25 26
26 64
27 32
28 1
29 6
30 2
31 21
32 0
33 10
34 36
35 3
36 17
37 87
38 2
39 16
40 3
41 1
42 55
43 3
44 2
45 236
46 74
47 50
48 11
49 3

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 6
1 114
2 22
3 90
4 85
5 1
6 6
7 110
8 79
9 340
10 10
11 10
12 11
13 108
14 15
15 29
16 131
17 506
18 0
19 22
20 66
21 31
22 53
23 61
24 17
25 144
26 19
27 15
28 17
29 38
30 17
31 14
32 36
33 9
34 47
35 208
36 39
37 118
38 88
39 90
40 11
41 254
42 29
43 341
44 23
45 277
46 67
47 5
48 5
49 3
50 15
51 19
52 300
53 8
54 27
55 18
56 145
57 8
58 40
59 58
60 127
61 25
62 1
63 18
64 16
65 27
66 44
67 25
68 172
69 66
70 14
71 189
72 85
73 55
74 110
75 50
76 31
77 158
78 31
79 12
80 6
81 31
82 36
83 80
84 9
85 36
86 91
87 57
88 17
89 12
90 115
91 30
92 1060
93 6
94 77
95 15
96 73
97 32
98 186
99 1

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 25
1 8
2 16
3 10
4 74
5 20
6 7
7 28
8 3
9 31
10 92
11 4
12 10
13 4
14 1
15 12
16 84
17 2
18 298
19 127
20 4
21 8
22 13
23 2
24 4
25 7
26 48
27 6
28 4
29 43
30 20
31 24
32 3
33 180
34 8
35 0
36 2
37 9
38 13
39 52
40 62
41 7
42 2
43 26
44 57
45 6
46 3
47 9
48 69
49 17
50 22
51 8
52 58
53 2
54 323
55 93
56 21
57 20
58 69
59 177
60 11
61 32
62 45
63 10
64 42
65 15
66 1
67 23
68 12
69 0
70 5
71 21
72 61
73 16
74 29
75 18
76 3
77 59
78 5
79 24
80 144
81 196
82 5
83 3
84 2
85 16
86 4
87 9
88 82
89 3
90 2
91 164
92 0
93 7
94 2
95 4
96 1
97 138
98 9
99 22
100 88
101 1
102 37
103 15
104 1
105 39
106 21
107 7
108 22
109 6
110 7
111 5
112 47
113 5
114 6
115 26
116 12
117 4
118 36
119 1
120 36
121 37
122 9
123 12
124 15
125 10
126 42
127 222
128 64
129 6
130 3
131 30
132 66
133 16
134 15
135 2
136 316
137 2
138 10
139 6
140 21
141 0
142 49
143 65
144 2
145 133
146 19
147 16
148 111
149 3
150 19
151 30
152 36
153 6
154 15
155 27
156 47
157 55
158 81
159 7
160 2
161 41
162 6
163 8
164 1
165 76
166 86
167 27
168 10
169 29
170 3
171 186
172 55
173 79
174 2
175 58
176 27
177 127
178 3
179 33
180 3
181 12
182 116
183 195
184 4
185 8
186 11
187 50
188 20
189 15
190 6
191 62
192 53
193 8
194 56
195 3
196 23
197 38
198 3
199 18