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1. Das Mittelalter - S. 149

1893 - Leipzig : Dürr
— 149 — dachten sehnsüchtig und wehmütig der vergangenen Zeiten, in denen sie freier gewesen waren und priesen des Reiches Herrlichkeit unter den Hohenstaufen. Dies bewog einen kühnen Abenteurer, Tile Kolup (niederdeutsch für Dietrich Holzschuh), sich für Kaiser Friedrich (Et.) auszugeben, und er fand in der That bei den unzufriedenen Bürgern Glauben und willige Aufnahme. In der Stadt Neuß, die mit dem Kölner Erzbischof im Streite lag, hielt er Hof, empfing Gesandte und verschickte Briese an die Fürsten unter Friedrichs Siegel. Dann schlng er seinen Wohnsitz in Wetzlar auf, um den Aufstand der Rheinstädte gegen die königlichen Beamten zu leiten. Aber als König Rudolf selbst mit einem Heere heranzog, lieferten ihn die Wetzlarer aus. Er wurde gefoltert, bis er seinen wahren Namen nannte und dann als Ketzer verbrannt. Ju den Städten aber lebte die Bewunderung der Hohenstaufenzeit fort, und es bildete sich die Sage von dem großen Friedrich (anfangs Friedrich ü., später Barbarossa) im Kyffhäuser. Man tröstete sich damit, daß der Kaiser einst, wenn seine Stunde gekommen sei, von dort seinen Umritt durch das Reich halten und die Majestät und Freiheit wieder herstellen werde. Schlimm waren die Zeiten allerdings. Fehden und Waffenlärm erschütterten das Reich von der See bis zu den Alpen, und durch alle diese Verwirrung ging als charakteristischer Zug der Politik das Bestreben der Fürsten, ihre Besitzungen zu vergrößern, ihre Länder abzurunden. In Meißen und Thüringen, den wettmachen Landen, kämpften die Söhne der unglücklichen Hohenstansentochter Margarete, Friedrich der Freidige und Diezmann, um ihr Erbe mit dem gewissenlosen und leichtfertigen Vater Albrecht (dem Entarteten), der alles einem nachgeborenen Sohne aus zweiter Ehe zuwenden wollte, und in Schwaben, dem als erledigtes Lehen an das Reich gefallenen Stammlande der Hohenstaufen, erweiterten der Graf Eberhard (der Erlauchte) von Württemberg und der Markgraf von Baden trotz des Landvogtes und feines Herrn, des Königs, ihre Grafschaften so, daß sie den Grund zu neuen Fürstentümern legten. Rudolf konnte nur schlichten, nur zusehen und gutheißen, sein Hauptbestreben mußte sein, mit Hilfe seiner königlichen Würbe den Machtkreis seines eigenen Hauses so viel als möglich auszubehnen, und bies ist auch eine seiner Hauptsorgen gewesen. Gern hätte er es gesehen, wenn schon bei seinen Lebzeiten sein Sohn Albrecht zum König gewählt worben wäre, aber dieser Wunsch würde ihm nicht erfüllt. Er starb 1291 und ist in Speier begraben. Rubols von Habsburg, der Be-grünber des großen österreichischen Staatswesens ist einer der be-beutenbsten Fürsten des ausgehenden Mittelalters. Mit erstaunlichem Scharfblick erkannte er das, was möglich und notwendig war, und so

2. Das Mittelalter - S. 164

1893 - Leipzig : Dürr
— 164 — hatten sich nur mühsam im Besitze der Mark behaupten können. Schon der erste Ludwig hatte einen bösen Kampf mit dem falschen Waldemar auszufechten, einem Abenteurer, der sich für den letzten Askanier ausgab. Karl Iv., der damals mit den Wittelsbachern im Streite lag, erkannte ihn als echt an und belehnte ihn mit der Mark. Erst als der Herzog von Bayern die Reichskleinodien ausgeliefert hatte, ließ er den seltsamen Mann fallen, so sehr dieser auch von den askanischen Fürsten in Anhalt beschützt wurde. Der falsche Waldemar mußte die Mark an Ludwig den Bayer abgeben, er lebte fortan als fürstlicher Gast in Dessau und ist daselbst gestorben. Karl Iv. trug sich bis zu seinem Tode mit Plänen, seine Hausmacht zu vergrößern. So schloß er mit den östreichischen Herzögen einen Erbvertrag und vermählte seinen Sohn Sigmund mit Maria, der Tochter des Königs Ludwig von Ungarn und Polen, um feiner Familie Aussichten auf diese Länder zu eröffnen. Der Kaiser starb 1378, zu einer Zeit, als neue kirchliche und politische Verwicklungen das Reich in feindliche Parteien zu spalten drohten. 9. Wenzel (1378—1400). Karls Iv. Sohn Wenzel war schon zu Lebzeiten des Vaters zum König erwählt worden. Die Zerwürfnisse, die dem alten Kaiser noch kurz vor seinem Tode Sorge gemacht hatten, waren das päpstliche Schisma und der Städtekrieg. Im Jahre 1378 stritten sich zwei Päpste um den Stuhl Petri, der eine schlug seinen Sitz in Rom aus, der andere in Avignon. Sie bekämpften sich mit Heeresmacht, und ganz Europa trennte sich in zwei Parteien. Wenzel und mit ihm die meisten deutschen Fürsten, darunter die Erzbifchöfe von Mainz, Trier und Köln, hielten zu dem römischen Papste, allein die kirchliche Uneinigkeit (das Schisma) ließ sich nicht beseitigen, sondern äußerte ihre verderbliche Wirkung auch in Deutschland. Der Städtekrieg war der Versuch der reichsunmittelbaren Städte, sich als eine ebenbürtige Macht neben die Fürsten zu stellen. Eine große Zahl kleiner selbständiger Ortschaften gab es in Schwaben, dem an das Reich gefallenen Erbe der Hohenstaufen. Hier entstand der schwäbische Städtebund, im Jahre 1376 von vierzehn schwäbischen Bürgergemeinden zur Aufrechterhaltung ihrer Freiheiten und Rechte gestiftet. Er war gegen die Fürsten und gegen die Adligen gerichtet, die sich ebenfalls in Bündnisse zusammen zu thun anfingen. Unter den Fürsten war Gras Eberhard der ©reiner von Württemberg der erbittertste und gefürchtetste. Doch glückte es den schwäbischen

3. Das Mittelalter - S. 111

1893 - Leipzig : Dürr
— 111 — ten, ihren Pflichten als Vasallen nachzukommen. Freilich war ans solche Versprechungen wenig zu geben. Die halbheidnischen Nachbarn suchten den Schutz des Kaisers tun:, wenn bei Thronstreitigkeiten der eine Bewerber den andern verdrängen wollte. Ebenso unsicher waren die westlichen Ausläufer des deutschen Reiches, vor allem Lothringen. Burgund kettete Friedrich dadurch wieder fester an das Reich, daß er sich mit der Erbin des schönen Landes, der jungen Beatrix vermählte. Zu diesen burgundischen Besitzungen gehörten Savoyen, Hochburgund, die Provence und die französische Schweiz mit ihren Alpenstraßen. Als Friedrich 1157 zu Würzburg Reichstag hielt, sah er nicht nur die Gesandten der Vasallenstaaten, sondern auch die Frankreichs, Spaniens, Englands und Griechenlands sich um seine Gunst bemühen. In diese Zeit fällt die Grundlegung und erste Abgrenzung der deutschen Staaten, die in der Folgezeit dazu berufen waren, eine bedeutende Rolle zu spielen. Da ist es zuerst die Mark Brandenburg, die unter Albrecht dem Bären, dem Askanier, eine feste Gestalt erhält. Sie war entstanden aus der Nordmark, der jetzigen Altmark; Albrecht der Bär fügte 1157 die Mittelmark und später die Neumark hinzu. Von der zeitweiligen Verwaltung des Herzogtums Sachsen hatte er keinen anderen Vorteil gehabt, als daß die Mark in seinem Hause erblich wurde. Sein großes Verdienst besteht darin, daß er die Slavengegenden an der Havel, Spree, Oder und Warthe auf die Dauer für das Christentum gewann. In dieser Christianisierung und Germanisier ung übertraf ihn freilich fast noch der Sachsenherzog Heinrich der Löwe, der Mecklenburg und Pommern unterwarf und den von ihm beschützten und besetzten Bistümern Oldenburg und Ratzeburg unterordnete. In der Slavenbekehrung wetteiferte mit ihm ferner Konrad von Wettin, der Markgraf von Meißen und den Sausitzen. Auch er war der erste erbliche Markgraf in dieser Mark, die Belehnung erfolgte 1123. Er starb 1157 im Kloster Petersberg bei Halle. Wie Heinrich Jasomirgott, der Babenberger, 1156 die alte Ostmark als das Herzogtum Östreich wieder in Besitz nahm, nachdem er das Herzogtum Bayern abgetreten hatte, ist schon erwähnt worden. Auch im Westen entstand ein neuer Staat, die Pfalzgrafschaft am Rhein, die Friedrich 1155 für seinen Bruder Konrad schuf. Im Jahre 1158 zog Friedrich Barbarossa zum zweiten Male nach Italien, um das stolze Mailand zu züchtigen. Diesmal hatte er ein Heer von 50 000 Mann zusammengebracht, darunter 10 000 Ritter. Mit dieser Macht bewog er leicht Mailand zur Übergabe, die zwöls Konsuln mußten ihm im Namen der Stadt Treue schwören. Auf der

4. Das Mittelalter - S. 112

1893 - Leipzig : Dürr
— 112 ronkalischen Ebene hielt er Heerschau, berief die italienischen Großen und die Abgeordneten der Städte zu sich, um ihre Huldigung entgegen zu nehmen, und ließ dann unter Zuziehung der berühmtesten Rechts-gelehrten Italiens die kaiserlichen Rechte, die Regalien (Landeshoheit, Rechtspflege, Zölle, sonstige Einkünfte) feststellen. Allein dies wurde die Veranlassung zu neuen Streitigkeiten. Crema, das seine starken Mauern niederreißen sollte, hatte Friedrichs Gesandten gemißhandelt, die Mailänder wiesen den kaiserlichen Oberrichter (Podesta) zurück. Crema wurde belagert, erobert und dem Erdboden gleich gemacht, die Einwohner retteten nichts als das nackte Leben. Unterdessen war Papst Hadrian Iv. gestorben. Bei der nun folgenden Wahl war ein Zwiespalt (Schisma) unvermeidlich; die Kaiserlichgesinnten wählten Viktor Iv., die Strengkirchlichen, welche den Papst über den Kaiser setzten, Alexander Hi. Friedrich veranstaltete ein Konzil zu Pavia, das die Wahl nochmals prüfen sollte, und die versammelten Bischöse entschieden sich für Viktor, aber da die englische und französische Geistlichkeit fehlte, so war ihr Urteil erfolglos. So leicht ließ sich also Alexander nicht beseitigen. Die Willenskraft und Entschiedenheit dieses Mannes war außerordentlich. Durch nichts konnte er bewogen werden, nachzugeben, und das Glück war auf seiner Seite. Da Friedrich mit dem kirchlichen Streite nicht zu einem Ende kommen konnte, so wandte er sich zunächst wieder den lombardischen Angelegenheiten zu. Das widerspenstige Mailand wurde von neuem belagert und nach erbittertem Kampfe im März 1162 zur Unterwerfung gezwungen. Meilenweit im Umkreise hatten die Deutschen das Land verwüstet, die Hungersnot in der Stadt stieg aufs höchste, so daß die fast zur Verzweiflung getriebenen Einwohner endlich die Konsuln zur Übergabe auf Gnade und Ungnade drängten. Alle Bürger mußten in wenigen Tagen die Stadt verlassen, diese selbst wurde dann in einen Trümmerhaufen verwandelt, nur der Dom blieb verschont. Das schreckliche Schicksal Mailands bewirkte, daß sich alle die übrigen Städte Oberitaliens dem Kaiser unterordneten. Allein auch diese Strenge hatte nur die Folge, daß der Kamps mit größerer Erbitterung wieder aufloderte, Denn auf die Seite der Lombarden stellte sich Papst Alexander Hi. mit der ganzen ihm eigentümlichen Energie. Friedrich sah bald nach der Zerstörung Mailands die lang entbehrte Heimat wieder. Hier fand er alles in bester Ordnung. Herzog Heinrich der Löwe und Markgraf Albrecht der Bär setzten rüstig die Germanisierung und Christianisierung Mecklenburgs, Pommerns, der Mittelmark und Neumark (an der Oder) fort. Flandrer,

5. Das Mittelalter - S. 151

1893 - Leipzig : Dürr
— 151 — Verwundet zu Boden. Nicht einmal die Kaifergruft iu Speier nahm ihn auf, weil Albrecht verbot, feine Leiche dort beizusetzen. Er wurde in dem Kloster Rosenthal nahe dem Schlachtfelde begraben und erst später (1309) mit seinem Überwinder Albrecht zugleich uach Speier übergeführt. 3. Albrecht I. (1298—1308). Die gewaltsame Beseitigung seines Vorgängers gereichte Albrecht nicht zum Segen. Obgleich seine Thatkraft bewunderungswürdig ist, so hatten doch seine Unternehmungen keinen dauernden Erfolg, und auch ihm war ein plötzliches Ende beschieden. Als er noch einmal in aller Form zu Frankfurt gewählt und dann vom Erzbischof von Köln in Aachen gekrönt worden war, erneuerte er die Laudfriedensverordnungen seines Vaters. Gegen die Raubritter verfuhr er mit unbeugsamer Strenge, den reichsfreien Städten bestätigte er das Recht, daß der Bürger nur vor das Stadtgericht und vor das Hofgericht des Königs, sonst aber vor keines Fürsten Richterstuhl geladen werden könnte, gleichzeitig aber verbot er ihnen, Außen- oder Pfahlbürger zu haben, d. h. Leuten, die außerhalb der Stadt oder an anderen Orten wohnten, das Bürgerrecht zu erteilen, auch sollten sie nicht irgendwelche Verfügungen erlassen, die einen Landesherrn schädigen könnten, den Fürsten untersagte er, willkürlich Zölle zu erheben und dem Kaufmann die Straßen zu versperren, auch forderte er, wie sein Vater, das eigenmächtig in Besitz genommene Reichsgut zurück. Allein wie Rudolf I., so trachtete auch er darnach, seine Hausmacht zu vergrößern. Die Markgrafschaft Meißen, das Osterland (mit Leipzig) und das Pleißnerland (mit Altenburg) zog er zum Reiche, und nachdem der Gras von Holland, Seeland und Friesland kinderlos gestorben war, suchte er gewaltsam auch dieses Land an sich zu bringen, ohne das Erbrecht entfernterer Verwandten zu achten. Dies erbitterte die rheinischen Erzbischöfe, von Köln, Mainz und Trier, so, daß sie ihn zu Heimbach bei Bingen feierlich entthronten, „weil er sich gegen seinen Herrn König Adolf aufgelehnt und ihn getötet habe", und der Papst Bonifacins Viu. gab ihnen recht. Aber Albrecht war stärker als sie. Er erklärte ihnen den Krieg, und vereint mit den weltlichen rheinischen Fürsten rückte er in ihre Gebiete ein. Auch die Städte hatte er für sich, denn er forderte von den Erz-bifchöfen die Abschaffung der widerrechtlich errichteten Zölle. Als er 1301 die Festung Bingen mit feinen Belagerungsmafchinen (den Stnrm-böcken und beweglichen Türmen) bezwungen hatte, unterwarfen sich die geistlichen Herren. Bald darauf verwickelte er sich in einen Streit mit dem Böhmenkönige Wenzel (Ii.), der Böhmen, Mähren und Polen

6. Das Mittelalter - S. 162

1893 - Leipzig : Dürr
— 162 — Zu machen, dazu war er viel zu praktisch und verständig. Auch den Ghibellinen, die ihn sehnsüchtig erwarteten und ihn durch den beredten Mund des Dichters Petrarka ausforderten, die alte Kaiserherrlichkeit zu erneuern, machte er keine Hoffnungen. Mit nur 300 Leitern brach er 1354 auf, erhielt in Mailand die eiferne (lombardische) Krone und in Rom aus der Hand eines päpstlichen Bevollmächtigten die Kaiserkrone. Alsdann kehrte er nach Deutschland zurück, ohne sich in die italienischen Verhältnisse eingemischt zu haben. Die neue Würde sollte nur sein Ansehen erhöhen. Überdies brachte er große Summen Geldes heim. So hatte er der Familie Visconti, die das mächtig aufstrebende Mailand beherrschte, für eine beträchtliche Entschädigung das Reichsvicariat über das Gebiet der Stadt überlasten. Bald nachher, im Jahre 1356, vereinbarte er mit den Fürsten auf den Reichstagen zu Nürnberg und Metz ein Reichsgesetz, das unter dem Rauten der Goldenen Bulle (Urkunde mit einem Siegel in goldener Kapsel) bekannt ist. In demselben wurden als Kurfürsten sieben Fürsten bezeichnet, drei geistliche und vier weltliche: die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der König von Böhmen, der Pfalzgraf bei Rhein, der Herzog von Sachsen-Wittenberg und der Markgraf von Brandenburg. Der Erzbischof von Mainz als Reichskanzler hatte das Kursürstenkollegium zu berufen und die Wahl zu leiten. Diese sollte in Frankfurt a. M., die Krönung in Aachen stattfinden. Die Länder der weltlichen Kurfürsten wurden für unteilbar erklärt, und über die Erbfolge sollte das Recht der Erstgeburt entscheiden. Die Kur haftet am Lande; stirbt die kurfürstliche Familie aus, so vergiebt es der König weiter nach feinem Ermessen. Hinsichtlich des Landfriedens wurde bestimmt, daß kein Vasall feinen Lehensherrn bekriegen dürfe, bei Verlust feiner Güter, und daß jede Fehde drei Tage vorher angesagt werden müsse. Wohlstand und Bildung nahmen ohne Karls Zuthun auch im Reiche beständig zu. Besonders entwickelte die Hansa eine immer größere Wirksamkeit. Aber die Könige von Dänemark und Norwegen wollten diese Seeherrschast nicht leiden, der erstere eroberte Schonen an der schwedischen Küste und die wichtige Haufastadt Wisby auf Gotland, ja er bedrückte und brandschatzte sogar die Faktoreien (das Kontor) von Bergen. Da verbanden sich die Hansestädte unter Lübecks Führung mit dem thatkräftigen Großmeister der Sdentfchritter in Preußen, Winrich von Kniprode, mit dem Schwedenkönige und den Holsteinern. Der Dänenkönig wurde vollständig geschlagen, die Hansa-steibte waren wieder die anerkannte Herren der Ostsee, und weit darüber

7. Das Mittelalter - S. 91

1893 - Leipzig : Dürr
— 91 — Heinrich in Sachsen residierte und regierte, hatte etwas Gewaltsames, wie überhaupt die erste Hälfte seiner Herrschaft nicht frei von Härte ist. Die Sachsen klagten über die schweren Steuern und Fronden, über die Mißhandlung, die sie von den Besatzungen der vielen Burgen zu erdulden hätten, über die Schmälernng ihrer alten Freiheiten. Die Fürsten, auch die geistlichen, wie z. B. der Bischof von Halberstadt, begünstigten diese Gährnng, ja boten sich zu Führern an, und so geschah es, daß sich Heinrich plötzlich in seiner Harzburg belagert sah. Mau forderte von ihm, er solle den Herzog Magnus begnadigen, die Burgen räumen, seine Räte entlassen. Der König entsloh auf einsamen Wald-nnd Gebirgswegen nach Hersfeld, doch gab er Magnus frei, der sich sogleich mit Otto von Nordheim den Aufständischen anschloß. Auch die süddeutschen Herren, besonders Rudolf von Schwaben, wurden gegen den König aufgereizt, mau ging ernstlich damit um, ihn abzusetzen. Aber in der Not wußte Heinrich sich zu Helsen. Ohne zu zögern eilte er an den Rhein, um den Fürsten zuvorzukommen, die sich in Mainz versammeln wollten. Schon dieser rasche Zug reichte hin, das Vorhaben der Verschwörer zu vereiteln, und nun stellte sich dem König unerwartet eine neue Macht zur Verfügung, auf die er nicht gerechnet hatte. Es waren die streitbaren Bürger in den altrömischen Rheinstädten. Die Wormser boten ihm ihren Beistand an gegen jedermann, es sei Hoch oder Niedrig, und Heinrich, der mit scharfem Blick den Wert einer solchen Kundgebung erkannte, gab den Bürgern dafür Zollprivilegien, die dem Handel zu gute kamen. Unter diesen rheinischen Bürgern haben wir uns Weber, Waffenschmiede, Goldschmiede, die zugleich das gewinnreiche Wechslergeschäft betrieben, und Großkaufleute zu denken, alle reich geworden durch Gewerbe und Handel. Man thut da plötzlich einen tiefen Blick in das Volksleben, man sieht wie in der Zeit der sächsischen und salischen Kaiser sich der Ackerbau treibende Germane in das städtische Wesen eingelebt, und zu welcher Kraft und Tüchtigkeit sich das Bürgertum bereits entwickelt hatte. Freilich gehörten dazu auch Grundbesitzer, selbst adlige, denn noch war der ländliche Charakter der städtischen Niederlassungen nicht verschwunden. Den Fürsten konnte diese gegenseitige Annäherung zwischen dem König und den Bürgern nicht erwünscht sein, sie sahen sich plötzlich von zwei Seiten bedroht. Um sich ans dieser quetschenden Enge zu befreien, fingen sie an, sich dem Könige gefällig zu erweisen; die geistlichen Fürsten gingen mit gutem Beispiele voran, die weltlichen folgten zögernd. Zunächst kam zu Gerstungen ein Vertrag zu stände, der dem Sachsenkriege ein Ende machen sollte. Heinrich versprach, alle Burgen in Sachsen abbrechen zu wollen, nur die Harzburg nahm er aus. Aber Pfalz, Geschichte. Ii. ^

8. Das Mittelalter - S. 131

1893 - Leipzig : Dürr
— 131 — hören. Dadurch erlangten sie eine außerordentliche Gewalt und großen Einfluß bei den Fürsten und bei dem Volke. Gleichzeitig mit den Dominikanerklöstern erstand ein andrer Bettelorden, der von dem Italiener Franz von Assisi in Neapel gestiftete Orden der Franziskaner. Auch diese suchten ihre Ausgabe in der Bekehrung der Ketzer, verfuhren aber weniger gewaltsam als die Dominikaner. Die Franziskaner sind am bekanntesten unter den Namen Mi-noriten, Barfüßer, Kapuziuer. Bettelmönche finb außerdem noch die Augustiner, Karmeliter, Serviten. 11. Friedrich Ii. (Fortsetzung). Kaiser Friedrich Ii. war mehr Italiener als Deutscher, darum weilte er auch meist in Italien, mit der Regierung seines sicilianischeu Reiches beschäftigt. Deutschland überließ er feinem Sohue Heinrich. Im sonnigen Süden, im schönen Palermo, Hielt er mit orientalischer Pracht Hof; nicht nur kluge Italiener, auch weise Araber bildeten seine Umgebung. Hier gab es kaum noch einen Unterschied der Religionen; glanzende Feste, bei denen Gesang, Spiel und geistvolle Gespräche um den Preis rangen, bereinigten auserwählte Männer und Frauen zu einem lebensfrohen Kreise. Die deutschen Fürsten, die geistlichen fast mehr als die weltlichen, blieben dem fernen Kaiser treu, aber sie benutzten dessen Abwesenheit, um ihre Rechte zu vermehren. Der Kaiser belohnte ihre Ergebenheit, indem er ihren Wünschen entgegenkam. Er bestätigte ihnen die volle Gerichtsbarkeit, das Munzrecht, das Besestignngsrecht, und die Rechte der freien Städte schränkte er zu Gunsten der Bischöfe oder der benachbarten Grafen und Herren mehr und mehr ein. So wurden die Fürsten Landesherren. Es war gut, daß Friedrich ans die Hilfe der Fürsten rechnen konnte, denn schwere Kämpfe standen ihm bevor. Sein eigener Sohn Heinrich empörte sich gegen ihn. Deutschland war damals durch die ununterbrochenen Fehden und durch die Ketzerversolgungen innerlich zerrissen. Der junge König nahm sich gern der Unterdrückten an, der „Ketzer", der reichsfreien Städte, und grollte den Großen, den geistlichen und weltlichen, die der Kaiser begünstigte. Er trat in Verbindung mit den lombardischen Städten und stellte sich endlich (1235) in Boppard am Rhein an die Spitze eines Heeres, um seinem Vater Trotz zu bieten. Da erschien der Kaiser in Deutschland, die Fürsten scharten sich um ihn, und ehe es zu einer entscheidenden Schlacht kam, war Heinrichs Sache verloren. Er wurde in Worms gefangen ge-

9. Mittlere und neuere Geschichte - S. 64

1886 - Berlin : Hofmann
64 Zweiter Teil. Das Mittelalter. schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten. I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517). § 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254. 1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen. 1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt. 1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache. 1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena. § 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-

10. Mittlere und neuere Geschichte - S. 65

1886 - Berlin : Hofmann
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65 wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag. § 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters. <rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417). s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher. 8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen. Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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