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1. Mittlere und neuere Geschichte - S. 107

1886 - Berlin : Hofmann
§ 63. Der dreißigjährige Krieg. C. Wallensteins Tod. Ende des Kriegs. 107 Wallenstein hielt sich zunächst in Böhmen, ohne von hier aus den siegreichen Schweden entgegenzutreten. Er beschäftigte sich mit weitausschauenden Plänen: für sich selbst wollte er umfangreiche Teile des Reiches erwerben, durch Friedensschluß mit den Protestanten den Einfluß des bayrischen Kurfürstenhaufes, welches ihm sehr feindlich war, brechen und überhaupt eine Reform der Reichsverfassung herbeiführen. Er sing Unterhandlungen mit den Schweden an, welche die kaiserlich-bayerische Partei erfuhr. Man bezichtigte ihn, um ihn zu stürzen, des Hochverrats. Als er nun gar zu Pilsen die Offiziere feiner Armee ganz und ausschließlich sich verpflichten wollte (Revers zu Pilsen!), brachte feine Gegenpartei, welche sich im Heere besonders auf Dttaoio Piccolomini stützte, feine Absetzung durch. W allenstein, im Begriff feine Pläne in offener Auflehnung gegen den Kaiser durchzusetzen, ward (Februar) 1634 1634 zu Eger ermordet. (Gordon; Butler.) Die Kaiserlichen waren nun im Vorteil. In der Schlacht bei Nördlingen 1634 siegten sie über Bernhard oon Weimar. 1634 Dadurch kam es, daß: a) die süddeutschen Protestanten sich völlig den Franzosen anschlössen, die schon lange darauf gelauert hatten, aus den deutschen Wirren Vorteil zu schlagen; b) die norddeutschen Fürsten (zuerst Sachsen in dem Frieden zu Prag 1635) mit dem Kaiser Frieden machten. 1635 Fortan geht der Krieg in ein Gewirr oieloerschlnngener Kämpfe auf, die sich im Westen wie im Osten oollziehen. Schweden und Franzosen suchten von dem geschwächten Reichskörper die ihnen zunächst gelegenen Teile abzureißen. Das deutsche Volk litt entsetzlich unter den Grausamkeiten der völlig verrohten und zuchtlosen Söldnertruppen. Der Wunsch nach Frieden wurde in den deutschen Reichsständen allgemein. Nur war es schwer, einen Ausgleich der Interessen herbeizuführen. Seit 1640 schon spielen die Friedens-uuterhandlungen. Endlich kam im Jahre 1648 der West- 1648 fälifche Frieden zu Osnabrück und Münster zustande. Die Hauptbedingungen desselben, die auf Jahrhunderte hinaus der deutschen Geschichte ihren Lauf bestimmten, find: A. Äußere Veränderungen des Reiches. 1. Die Schweiz und die Niederlande scheiden endgiltig aus dem Reichsverbaude aus.

2. Mittlere und neuere Geschichte - S. 125

1886 - Berlin : Hofmann
§ 73. Brandenburg bis zum Großen Kurfürsten. 125 gemacht hatte, deutscher Kaiser wird, wendet sich das Glück auf Ludwigs ©eite, und die Friedensschlüsse zu Utrecht und Rastatt sind verhältnismäßig noch günstig für ihn: Philipp V. König von Spanien; aber Frankreich muß auf die Union mit Spanien für ewig verzichten, 1714. — Ludwig Xiv. t 1715. § 72. Der nordische Krieg 1700 — 1721. Peter der Große, Romanow, 1689—1725, will sein Volk mit Europa in geistige und materielle Berührung bringen. Seine Bestrebungen für die Hebung der russischen Kultur (Lesort). Da ihm an dem Besitz der für den Handel wichtigen Ostseeküsten liegt, so greift er im Verein mit Polen-Sachsen und Dänemark den König Karl Xii. von Scbweden an. Karl schlägt seine Gegner sämtlich (die Russen bei Narwa), gerät aber durch einen abenteuerlichen Zug nach der Ukraine (Mazeppa). Er verliert mehrere Jahre bei den Türken. Seine Gegner nehmen unterdes seine Ostseebesitzungen ein. Zurückgekehrt vermag er nicht dieselben zurückzuerobern, f vor Friedrichshall. Rußland hat durch diesen Krieg an der Ostsee festen Fuß gefaßt; auch nach dem Schwarzen Meere hin dehnt es sich aus. — Peters Reformen. D. I>ie Entwicklung Wrandenöurg-Wreußens zum Gromaat. § 73. Brandenburg bis zum Großen Kurfürsten. Wir haben in der Geschichte des Mittelalters erzählt, daß im Jahre 1415 (17) die Mark Brandenburg an das Hohenzollerngeschlecht gekommen ist. Die Nachfolger des ersten Kurfürsten, Friedrichs I., wußten durch eine thatkräftige und kluge Politik die Mark sowohl nach außen zu vergrößern, als auch im Innern zu festigen. Wichtig ist vor allem, daß Kurfürst Albrecht Achilles durch ein Hausgesetz im Jahre 1473 bestimmte, daß die Mark Brandenburg fortan als Kurland stets ungeteilt bleiben und in männlicher Linie sich vererben sollte (Dispositio Achillea). Kurfürst Joachim 1. (1499 — 1535) errichtete in Frankfurt a/Oder eine Universität. Kurfürst Joachim Ii. trat im Jahre 1539 zum lutherischen Be- 1539 kenntnis über. Auch schuf er durch kluge Unterhandlungen dem brandenbnrgischen Staate Aussichten ans künftige Vergrößeruugeu, indem er a) mit dem Herzog Friedrich Ii. von Liegnitz, Brieg und Wohlan 1537 eine Erbverbrüdernng schloß, durch welche für Brandenburg die Aussicht auf diese schlesischen Besitzungen eröffnet wurde; b) von dem König von Polen erwirkte Joachim 1568 1568 die Mitbelehnung mit Preußen, welches im Jahre 1525 (vergl. § 50) ein weltliches Herzogtum geworden war. — Nun ging zunächst das Streben der Kurfürsten auf den vollen Besitz Preußens;

3. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 26

1904 - Cöthen : Schulze
— 26 — noch einmal den Braunschweiger: der Anfang des nieder-sächsisch-dänischen Teil es im dreißigjährigen Kriege. In dieser Periode des Krieges richtete sich das Bestreben der Katholiken mehr und mehr darauf, alle seit 1552 von den Evangelischen eingezogenen geistlichen Gebiete wieder zurückzugewinnen. Trotz dieser Gefahren kam es auch jetzt nicht zu einem Zusammenschluß der Evangelischen. Allerlei dynastische und konfessionelle Fragen trennten auch jetzt den Protestantismus. Der Männer, die wie Moritz von Hessen-Kassel eine klare, evangelische Politik betrieben, gab es wenige. Der obersächsische Kreis mit seinen beiden evangelischen Kurfürstentümern blieb neutral. Erst im Juli 1625 setzten sich die Stände des niedersächsischen Kreises in Kriegsbereitschaft. Sie wühlten in der Person des Königs Christian Iv. von Dänemark, der als Herzog von Holstein Kreisansässiger war, einen Kreisobersten. Sein Augenmerk war auf die Erwerbung benachbarter geistlicher Stifter gerichtet. Mit den Mächten des Auslandes wurden Verhandlungen angeknüpft, es entstanden Allianzen mit den Niederlanden und England. Auch Frankreich verpflichtete sich zu Geldzahlungen an den Mansfelder. Der König Gustav Adolf von Schweden näherte sich den Protestanten Deutschlands. So zog sich wieder ein größeres Kriegsunwetter zusammen. Um nicht von der Liga und dem Wittelsbacher abhängig zu sein, beauftragte der Kaiser im April 1625 Albrecht von Waldstein*) (Wallenstein), eine Armee für ihn auf die Beine zu bringen. Bald standen die Wallensteiner im Magdeburgischen und Halberstädtischen. Ernst von Mansfeld faßte den kühnen Plan, einen Vorstoß in die Habsburgischen Lande zu machen. Als er von Zerbst aus die von Wallenstein bei Roßlau an der Elbe errichteten Schanzen nehmen wollte, wurde er blutig zurückgeschlagen (April 1626). Im Brandenburgischen ergänzte nun der Mansfelder sein Heer und drang in Schlesien ein. Den Eingang in Mähren jedoch verwehrte ihm Wallenstein. So ging er nach Ungarn, um mit dem wieder einmal gegen das Haus Habsburg sich erhebenden Fürsten von Siebenbürgen, Bethlen i) Albrecht von Waldstein, geb. 1583; seine Eltern waren evangelisch, er selbst wurde von Jesuiten katholisch erzogen; er bereicherte sich durch billigen Ankauf vieler Güter evangelischer Böhmen, die nach dem böhmischen Kriege das Land verlassen mußten; unter diesen Gütern befand sich auch die Herrschaft Friedland, die von Ferdinand Ii. in ein Fürstentum verwandelt wurde.

4. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 45

1904 - Cöthen : Schulze
— 45 — kirchenpolitischer Beziehung ist die Toleranz des Kurfürsten zu rühmen; er war der erste wahrhaft tolerante Fürst in Europa. Er verbot den Lutheranern und Kalvinisten, sich gegenseitig zu verketzern. Der lutherische Paul Gerhardt weigerte sich, einen dahin gehenden Revers zu unterschreiben, so mußte er seine Stelle verlassen (1666). Als Ludwig Xiv. von Frankreich (1685) das Edikt von Nantes, das Heinrich Iv. (1598) als ein beständiges und unwiderrufliches den Hugenotten gegeben, aushob, öffnete der große Kurfürst zum Segen seines eigenen Staates den französischen________ Emigranten seine Lande. — Kaiser Ferdinand Iii. gelang es, im Jahre 1653 die Wähler und seines Sohnes Ferdinand Iv. zum römischen Könige durchzusetzen;^,Ege doch dieser starb ein Jahr darauf. Die Erhebung seines jüngeren, <1664)-zum geistlichen Stande bestimmten Sohnes Leopold konnte der Kaiser nicht mehr erreichen. Unter den Bewerbern um die deutsche Kaiserkrone trat auch Ludwig Xiv. auf; als seine Wahl als undurchführbar sich erwies, unterstützte Frankreich einen bayrischen Prinzen. Rheinische Fürsten traten anfangs für die Wahl des französischen Königs ein; doch Brandenburg und Sachsen waren auf seiten Habsburgs, ihnen gelang es, die Entscheidung für Leopold I. (Juli 1658) herbeizuführen. Leopolds I. Wahlkapitulation 8f0$br L war ganz besonders voll von beschränkenden Bestimmungen. Wenige^1658-1705)-Tage nach seiner Wahl bildete sich der Rheinbund, ein Bund deutscher, namentlich rheinischer, an Frankreich sich anlehnender Reichsstände, die auch schon vorher zu Sonderbündnissen sich zusammengetan. Derselbe stellte sich die Aufgabe, den Kaiser Leopold zur Jnnehaltung seiner Kapitulation und zur Aufrechterhaltung des westfälischen Friedens zu nötigen. Bis 1668 hat er bestanden. — Nach dem westfälischen Frieden wurden wieder öfters Reichstage berufen; hatte ja doch auch der Frieden dem zukünftigen Reichstage eine Anzahl schwebender Fragen zugeschoben. Als im Jahre 1663 eine hauptsächlich wegen der Türkengefahr berufene Reichsversammlung mit ihren Geschäften nicht zu Ende kam, entwickelte sich .aus diesem Regensburger Reichstage die permanente Gesandtenversammlung. Im Jahre 1663 drang der türkische Großvezier Achmed Köprili in Ungarn ein. Die Ungarn kamen in eine doppelte Gefahr, da auch Leopold I. die Unterdrückung ihrer Selbständig-

5. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 50

1904 - Cöthen : Schulze
— 50 — **£?*■ Bald nach dem Nimweger Friedensschluß setzte Ludwig Xiv. seine Räubereien fort. Er bestellte in Metz (für Lothringen), in Befanoon (für die Franche Comte) und in Breisach (für Elsaß) Gerichtskammern, die untersuchen sollten, welche Gebietsstücke jemals von den in den letzten Jahrzehnten von Frankreich gemachten Eroberungen abhängig gewesen wären. Die von diesen Reunionskammern nachgewiesenen Gebiete wurden dann dem französischen Staate einverleibt (1680). Es war ein Rechtsbruch ohne Gleichen, durch den nicht nur das Reich und deutsche Reichsstände in ihrem Besitz und Recht geschädigt wurden. Das Unerhörteste jedoch war es, daß Ludwig auch Straßburg mitten im Frieden wegzunehmen wagte. Am 30. September 1681 ergab sich die einst so deutsche Stadt, verraten von einem Teile seines Rates und Domkapitels, nicht unterstützt durch das wehrlose Reich, gezwungen durch das vor seinen im Verfall begriffenen Mauern liegende französische Heer. Der Bischof Franz Egon von Fürstenberg begrüßte den französischen König am Eingänge des Münsters als den Heiland, den Gott zur Erleuchtung der Heiden gesandt (Luc. 2, 29 ff). Der Münster wurde wieder katholisch. Wohl bildeten sich nach solchen Vergewaltigungen allerlei Bündnisse deutscher Reichsstände unter einander und mit dem Kaiser gegen Frankreich. Doch hinderte die Türkennot und besonders auch des großen Kurfürsten Verhalten jedes geschlossene Vorgehen. Bald nach dem Frieden von St. Germain en Laye hatte dieser im Unmute gegen den Kaiser ein Bündnis mit Frankreich geschlossen (Oktober 1679), wobei er das Versprechen gegeben, bei der nächsten Kaiferwahl dem französischen Bewerber seine Stimme zu geben; auch bezog er, wie manch anderer Reichsstand, Jahrgelder von Frankreich; im Anfange der achtziger Jahre wurden ähnliche brandenburgifch - französische Verträge geschlossen. So nahm denn auch der deutscheste der damaligen Fürsten in einer Zeit, da Ludwigs Xiv. Übermut feinen Höhepunkt erreichte, eine undeutsche politische Haltung ein. Daß dem Kurfürsten die schlesischen Herzogtümer Siegnitz, Brieg und Wohlau, auf die er auf Grund alter, im Jahre 1537 geschlossener Erbverträge Anspruch erhob, und das Fürstentum Jägerndorf vom Kaiser vorenthalten wurde, konnte den Riß zwischen Wien und Berlin nur noch vertiefen. So erklärt sich der wenig ehrenvolle Beschluß des Regensburger Reichstages (August 1684), Ludwig Xiv. alle bis

6. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 54

1904 - Cöthen : Schulze
— 54 — Feind. Von nun an begann Leopold L den Angriffskrieg. Die „heilige Liga" zwischen dem Papste, Venedig, Polen und dem Kaiser beschloß, die Türken nicht bloß an der Donau anzugreifen. Im Jahre 1686 fiel Ofen, hier kämpften auch Brandenburger urti> Sachsen. Das Blutbad von Eperies (1687) räumte unter dem ungarischen Adel auf; doch suchte unmittelbar darauf Österreich durch politische und religiöse Zugeständnisse die Ungarn zu versöhnen, während ein ungarischer Reichstag (1688) sich für das erbliche Regiment der Habsburger in Ungarn erklärte. In demselben Jahre trat auch Siebenbürgen unter österreichische Oberhoheit. Max Emanuel von Bayern nahm im gleichen Jahre Belgrad. Deutsche Truppen drangen (1688 und 1689) bis tief nach Serbien hinein. Dann kam noch einmal ein Rückschlag. Die Türken gewannen (1690) das wichtige Belgrad wieder. Mit Mühe wurden sie das Jahr darauf bei Salankemen bei Belgrad von Ludwig von Baden zurückgehalten. Nach einer lässigeren Kriegsführung auch von feiten der Kaiserlichen, die von 1695—1697 von Friedrich August (dem Starken) von Sachsen befehligt wurden, drohte ein erneuter Ansturm der Türken die Eroberungen rückgängig zu machen; doch der tapfere und geniale Prinz Eugen von Savoyen griff sie bei Zenta an der Theiß in dem Augenblicke an, da ein Teil derselben schon über den Fluß gegangen war. Der Sieg war entscheidend. Der Friede von Karlowitz (1699) machte die Österreicher zu Herren von Siebenbürgen, Ungarn und Slavonien; nur das Banat blieb noch türkisch. Auch Polen und Venedig bekamen ansehnliche Gebiete. Österreich wuchs durch diese Erfolge zu einer europäischen Großmacht heran; je mehr es freilich den Schwerpunkt seiner Politik nach dem Osten verlegte, desto mehr wuchs es aus Deutschland heraus. ume Erb- Roch einmal wurde Kaiser Leopold I. in einen Krieg mit . 1701-1714 »Frankreich verwickelt, in den spanischen Erbfolge krieg (1701 bis 1714). Der schon lange erwartete Tod Karls Ii. von Spanien, des letzten Regenten der spanisch-habsburgischen Linie, trat endlich am 1. November 1700 ein, und damit wurde eine Erbschaft von gewaltigem Umfange frei: außer Spanien halb Italien, die spanischen Niederlande und der große Kolonialbesitz. Kein Wunder, daß Gesamteuropa um des europäischen Gleichgewichts willen ein Interesse an der Frage hatte, was aus dem Erbe werden sollte. Die

7. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 63

1904 - Cöthen : Schulze
— 68 — Der Binnenhandel wurde durch Ordnung des Zollwesens gehoben. Die Kolonien gab er auf. Wie sein Großvater ließ er sich den Straßenbau und die Hebung des Gewerbes und der Landwirtschaft angelegen sein. Fremde Ansiedler wurden ins Land gezogen; den um ihres evangelischen Glaubens willen vertriebenen Salzburgern (1732) öffnete der fromme, auch in seinem Privatleben im Gegensatz zu anderen Fürsten seiner Zeit untadelige, duldsame König sein Land: das durch die Pest (1709/10) fast entvölkerte Ostpreußen nahm viele Salzburger auf. Sumpfiges Land wurde trocken gelegt. Das Los der Bauern besserte sich wenigstens auf den königlichen Domänen. Für Kunst und Wissenschaft tat der sparsame, nüchtern praktische Fürst sehr wenig; aber der Volksschulunterrtcht, sür den Friedrich Iii. fast nichts geleistet, fand seine Förderung, auch durch Einführung der Schulpflicht (1717)?) In der auswärtigen Politik suchte Friedrich Wilhelm das von seinem Vater Versäumte nachzuholen, indem er sich am nordischen Kriege beteiligte, -vjm übrigen hat er sich zumeist zu sehr an Österreich angeschlossen. Eine Entfremdung von Österreich sand erst dann statt, als er merkte, daß der Kaiser ihm zu der Erwerbung der jülich-bergischen Gebiete kaum aufrichtig behilflich sein würde. Unter der äußeren Rauheit seines Wesens und unter dem schroffen Absoluüsmus, mit dem Friedrich Wilhelm I. regierte, hat mancher zu leiden gehabt; doch im letzten Grunde konnte ein solcher preußischer Ab-solutismus, der die Wohlfahrt des Staates fest im Auge hatte, dem Lande nur zugute kommen. — Während der nordische Krieg noch im Gange war, geriet Österreich mit den Türken in einen neuen Krieg. Die 2ürfcn^1711_1740^ hatten Venedig angegriffen, Morea erobert; dadurch sah sich auch Österreich gesährdet. Prinz Eugen trat ihnen entgegen und schlug sie bei Peterwardein (1716). Freiwillige aus dem Reiche unter-stützten die Österreicher; Belgrad wurde erobert (1717). Der Friede 6nn!tiotv von Passarowitz (1718) brachte die Habsburger in den Besitz des Banates, eines Teiles von Serbien mit Belgrad und des Landes bis zur Aluta. Dieser Friede wurde darum so schnell geschlossen, weil Spanien Sardinien und ©teilten mit Krieg überzogen hatte. Zur Aufrechterhaltung des im Utrechter Frieden festgelegten Besitz- i) Vergl. Sz 143 b. —

8. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 79

1904 - Cöthen : Schulze
— 79 — völliger Unordnung) das Heer nur klein an Zahl und wenig brauchbar; der Bauernstand leibeigen und geknechtet. Die „Dissidenten" (Evangelische und Griechisch-Katholische) wurden unterdrückt (Thorner Blutbad 1724). So war das polnische Reich nicht lebensfähig und mußte früher oder später eine Beute seiner Nachbarn werden. Polens Schwäche war auch im siebenjährigen Kriege offenbar geworden, da Rußland das neutrale Land wie eine russische Provinz und als Operationsbasis benutzte. In der Zeit nach dem dritten schlesischen Kriege strebte die russische Kaiserin Katharina Ii., eine Prinzessin von Anhalt-Zerbst, nach Ausbreitung der russischen Herrschaft. Eine Eroberung Polens durch Rußland bedeutete für Preußen, besonders für Ostpreußen, eine große Gefahr. Nach dem Tode Augusts Iii. von Polen (1763) schloß Friedrich mit Katharina einen Vertrag (1764), wonach sie in Polen die Einsetzung eines polnischen Königs und Duldung der Dissidenten betreiben wollten. Auf Katharinas Veranlassung, die ihren Einfluß in dem Nachbarreiche immer mehr ausbreitete, wurde Stanislaus Poniatowski (Sept. 1764) zum Könige in Polen erhoben. Innere Bürgerkriege zwischen zwei Adelskonsöderationen verwüsteten in den nächsten Jahren das Land; Rußland nahm Partei in denselben. Gelegentlich dieser Wirren wurde ein türkischer Grenzort von den Russen verbrannt. Darüber kam es zum Kriege zwischen Rußland und der Türkei. Die Türken wünschten ebenso wie Österreich die Erhaltung Polens. Eine Bereicherung Rußlands auf Kosten der Türkei war für Österreich wiederum höchst gefährlich; Rußlands Erfolge ließen in Österreich den Entschluß eines Krieges entstehen. So drohte ein russisch-österreichischer Krieg auszubrechen. Da tauchte der Gedanke einer Teilung Polens auf; statt auf Kosten der Türkei sollte sich Katharina durch polnisches Gebiet bereichern. Im Februar 1769 erließ Friedrich an die Zarin eine diesbezügliche Aufforderung; ohne Erfolg. Nun fetzte sich Preußen mit Österreich ins Einvernehmen; im August 1769 fand eine Zusammenkunft Josephs Ii. von Österreich und Friedrichs Ii. in Neiße statt. Beide Fürsten verpflichteten sich, sich in keinen europäischen Krieg einzulassen. Der weitere Fortschritt der russischen Waffen veranlaßte dann die beiden Mächte, in Petersburg wegen des Friedens vorstellig zu werden (1770). Wodurch aber schließlich Katharina dem Gedanken einer Teilung Polens nahezutreten bewogen wurde.

9. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 46

1904 - Cöthen : Schulze
— 46 — feit und ihres Protestantismus verfolgte. Brandenburger und Sachsen, der Papst, französische, rheinländische und Reichstruppen kamen dem Kaiser zu Hilfe. Montecuccoli besiegte die Türken beim Kloster St. Gotthard an der Raab (1664), als dieselben den Fluß überschreiten wollten. Trotz des Sieges schloß der Kaiser, der weder den Ungarn, noch den Franzosen recht traute, eilten für die Türken günstigen Waffenstillstand aus 20 Jahre zu Vasvar. Bald entstanden neue Verwickelungen im Westen, in die auch Kaiser und Reich mit hineingezogen werden sollten. — catenraud- Der westfälische Frieden hatte den Krieg zwischen Frankreich (i667-i6g8)-un^ Spanien noch nicht beendet; erst im Jahre 1659 machte der Änfaa:^renöi^e Freden den französisch-spanischen Feindseligkeiten ein Schweden tu ^de. Ein neuer Krieg brach 1667 zwischen den beiden Staaten 6i5gaunbmcau§- Ludwig Xiv. von Frankreich nahm das in Brabant für behelfen Private gültige sog. Devolutionsrecht für sich in Anspruch, ein Recht, wonach die Töchter erster Ehe vor den Söhnen zweiter Ehe ein Vorrecht im Erbe haben, und begehrte Teile der spanischen Niederlande für seine Gemahlin, eine aus der ersten Ehe des 1665 gestorbenen Philipp Iv. von Spanien stammende Prinzessin, obgleich diese auf ihr Erbrecht ausdrücklich verzichtet hatte. Die Franzosen besetzten schnell die Freigrafschaft und Belgien. Ihrem weiteren Vordringen setzte sich die Tripelallianz zwischen den freien Niederlanden, England — das soeben seinen Krieg mit Holland beendet — und Schweden entgegen. Ludwig mußte im Frieden von Aachen (Mai 1668) mit einigen belgischen Städten sich begnügen. Doch er sann auf Rache, vornehmlich gegen Holland, das er im zweiten Raubkriege (1672—1679) niederzuwerfen sich anschickte. Bevor dieser Krieg begann, erreichte es die französische Diplomatie, daß Holland von allen Bundesgenossen verlassen wurde. Schweden wurde durch Geldzahlungen gewonnen; es verpflichtete sich zum Kampfe gegen die deutschen Fürsten, die gegen Frankreich Partei ergreifen würden. Karl Ii. von England versprach den Franzosen von der Seeseite zu helfen (Vertrag von Dover) und erklärte noch vor diesen den Holländern den Krieg. Deutsche Reichsstände wie der Erzbischof von Köln und der Bischof von Münster, erbittert gegen die Holländer, die ihnen die Auslieferung einiger Festungen verweigerten, traten ebenfalls auf Ludwigs Seite. Der Kaiser schloß mit Ludwig einen Neutralitätsvertrag (Ende 1671). Der

10. Schicksale unseres Volkes, zusammenfassende Darstellung der staatlichen Zustände unseres Volkes - S. 51

1904 - Cöthen : Schulze
— 51 — zum 1. August 1681 geschehenen Reunionen auf zwanzig Jahre zu überlassen. Ähnlich hatte Spanien Luxemburg an Frankreich auf zwei Jahrzehnte abgetreten. Erst im Jahre 1685 änderte Friedrich Wilhelm allmählich seine Politik, namentlich durch das protestantenfeindliche Vorgehen Ludwigs Xiv. veranlaßt (Potsdamer Edikt). Er näherte sich den Niederlanden und den Schweden. Brandenburgische Truppen unterstützten 1686 den Kaiser im Türkenkriege und der Kreis Schwiebus wurde dem Kurfürsten als Ersatz für die schlesischen Herzogtümer von Leopold I. abgetreten. Im März 1686 verpflichteten sich Kaiser und Kurfürst, fernere Vergewaltigungen des Reiches gemeinsam abzuwehren. Schon drohte ein neuer Streitfall ernstere Verwickelungen zwischen Frankreich und dem deutschen Reiche heraufzuführen. Ludwig Xiv. beanspruchte für seine Schwägerin, Elisabeth Charlotte, die Schwester des (1685) kinderlos verstorbenen Pfalz-C1688-1697^ grafen Karl Ii., die Gemahlin Philipps von Orleans, den Allodial-befitz des Pfalz-Simmernfchen Hauses. Da bildete sich (1686) der Augsburger Bund zwischen dem Kaiser, einer Anzahl deutscher Reichsstände (Bayern, Kurpfalz u. a.) und oberdeutscher Kreise, Schweden und Spanien. Zum wirklichen Bruch mit Frankreich kam es erst infolge des Kölner Erzbistumsstreites. In Köln geschah (1688) eine zwiespältige Wahl. Der von Frankreich unterstützte Wilhelm von Fürstenberg hatte die nötige Zweidrittelmehrheit des Domkapitels nicht bekommen. Papst und Kaiser erklärten sich für einen bayrischen Prinzen. Da überzog Ludwig Xiv. Deutschland mit Krieg. Seine Truppen überfielen plötzlich die Pfalz (September 1688) und besetzten die wichtigsten Städte. Das blühende Land sollte in eine Wüste verwandelt werden, damit Truppendurchzüge und Kriegsführung hier unmöglich würden. Das herrliche Schloß zu Heidelberg und ein Teil der Stadt wird verbrannt (März 1689); Mannheim, Speyer mit seinem ehrwürdigen Dom, Worms, Oppenheim und viele andere Städte und Dörfer werden verwüstet. Die Einwohner retten kaum ihr nacktes Leben. Angesichts dieser Greuel trat nunmehr halb Europa zu einer Koalition gegen Frankreich zusammen. Die Teilnehmer an dieser Koalition sind im wesentlichen dieselben, die sich schon zum Augsburger Bund zusammengetan hatten, nur daß jetzt noch das deutsche Reich und England beitraten. Schon im Februar 1689 erklärte das Reich 4*
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