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ja einmal mußte sie sich von einer Bettlerin in den Kot stoßen lassen. Alles ertrug sie geduldig und ohne Murren. Später reuete ihren Schwager seine Härte, und er rief die unglückliche Frau zurück. Sie aber sehnte sich nicht nach fürstlicher Pflege, sondern zog nach Marburg an der Lahn und lebte da still und einsam ihrem Gott und ihren Nächsten. Alle ihre Habe gab sie den Armen und behielt nur ein graues Kleid, darin man sie begraben sollte. Auf dem Totenbette tröstete sie die Umstehenden und ist dann in Gottes Frieden dahingefahren.
4. Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser.
1. Wie die Kyffhänsersage entlkand. Der Kyffhäuserberg liegt an der „goldenen Aue", südlich vom Harzgebirge, und trug ehedem eine kaiserliche Pfalz oder Burg. Der Name Kyffhäuser bedeutet „Häuser auf der Kippe". Ein alter Turm ist der einzige Rest aus alter Zeit. Jetzt wird dem Kaiser Wilhelm I., dem Weißbart, auf dem Berge ein großes Denkmal errichtet, weil er das deutsche Reich erneuert und die lange Zwietracht geendet hat. Vor mehr als 700 Jahren herrschte in Deutschland gar gewaltig der Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Stammburg seines edlen Geschlechts war die Burg Hohenstaufen in Schwaben, nicht weit von der Zollernburg. Wegen seines rötlichen Bartes wurde der Kaiser in Italien Barbarossa oder Rotbart genannt. Er zog siebenmal über die Alpen nach Italien, um dort die widerspenstigen Städte zu unterwerfen. Mehr als einmal geriet er in Lebensgefahr. Als Greis unternahm er (1190) einen Kreuzzug in das heilige Land, um Jerusalem und die andern heiligen Orter aus den Händen der Türken zu befreien. Siegreich drang er vor. Aber zum großen Jammer seines Heeres ertrank er in einem Flusse und ward im fernen Lande begraben. Das deutsche Volk glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und hoffte in den traurigen Zeiten, die nach ihm kamen, immer auf seine Wiederkehr. Einer erzählte dem andern, er sei nicht gestorben, sondern säße verzaubert in einem unterirdischen Schlosse des Kyffhäuserberges. Er stütze sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein Bart sei durch und um den Tisch gewachsen. Seine Ritter stünden schlafend umher, und seine Tochter lltchen hüte das verzauberte Schloß. Zuweilen zwinke der Kaiser mit den Augen und schicke einen Zwerg hinauf, damit er nachsehe, ob die Raben noch kreischend um den Berg flögen. Sei dies der Fall, dann müsse er wieder hundert Jahre weiter schlafen. (Vergleiche Rückerts Lied: „Der alte Barbarossa —" und Geibels „Tief im Schlosse des Kyffhäuser —".)
2. Wie zwei Soldaten den Turm erstiegen. Der Turnt, in dem der Kaiser unten schlafen soll, hat keinen Eingang. Nur oben sieht man zwei offene Luken, zu denen man auf vorspringenden Steinen emporklettern kann. Zwei Soldaten wollten den alten Kaiser gern einmal sehen. Aus Tille da stiegen sie auf den Berg und kletterten zu den Luken empor, aber sie fanden sie mit eisernen Läden geschlossen. Unverrichteter Sache kehrten sie um. Als aber die Leute in Tilleda von den Läden hörten, da riefen sie: „O ihr Thoren! Hättet ihr die Läden ausgehoben und mitgenommen, so wären sie zu Gold geworden!" Eilig liefen die Soldaten wieder auf den Berg, aber die Läden an den Luken waren verschwunden.
3. Wie der Kirt von Wennnngen Geräte borgte. Der Hirt in Nennungen wollte Hochzeit machen, hatte aber kein Tischgerät dazu. Da
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zu verhüten, indem er die Geschwister aus andere Weise entschädigte. Dadurch trug die Idee des Staates den Sieg über die familiären Ansprüche davon. Zugleich übernahm er in dem Minister von Dunkelmann einen Mann voll Entschlossenheit und Thatkraft.
A. Friedrich Iii. als Kurfürst, 1688—1701.
1. Seine Teilnahme an den europäischen Streitigkeiten.
a) Die europäischen Verhältnisse wurden damals von „der Verbindung Ludwigs Xiv. mit Jakob Ii. von England beherrscht. Da dieselbe eine Gefahr für Deutschland und die Niederlande in sich schloß, so unterstützte Friedrich trotz der verlockendsten Anerbieten von seiten Frankreichs die Expedition Wilhelms Iii., des Statthalters der Niederlande, nach England, durch die sich derselbe als Schwiegersohn Jakobs Ii. die Krone Großbritanniens erwarb, 1688. Auch den Kaiser und Spanien hatte der Kurfürst zur Zustimmung veranlaßt.
b) Gleichzeitig hatte Friedrich Gelegenheit, für Deutschland einzutreten, als Ludwig Xiv. die Ansprüche auf die erledigte Pfalz mit einer furchtbaren Verwüstung derselben durchzusetzen begann (der pfälzische Krieg, 1688—1697). Der Kurfürst sandte ein Heer an den Niederrhein, während die Reichstruppen sich gegen Mainz wandten. Trotz des Bündnisses, das der Kaiser mit Holland, Spanien und England schloß (erste Koalition katholischer und protestantischer Fürsten gegen eine Macht), und trotz bedeutender Anstrengungen Brandenburgs brachte der Friede zu Ryswijk 1697 den Verbündeten keinen Gewinn, und er war nur als ein Waffenstillstand anzusehen.
e) Endlich stellte der Kurfürst dem Kaiser Hilfstruppen im Kriege gegen die Türken, 1683—1699, die, von Ludwig Xiv. angetrieben, unter dem Großvezier Kam Mustapha gegen Wien vorgerückt, von deni Polenkönige Johann Sobieski aber auf dem Kahlenberge zurückgeschlagen worden waren. Die Brandenburger kämpften in den Schlachten bei Salankemen und Zenta, welche die Entscheidung und den Frieden zu Karlowitz herbeiführten.
2. Die Erwerbung der Königskrone, 1701. Der Friede zu Ryswijk hatte, da die brandenbnrgifchen Gesandten von den Verhandlungen ausgeschlossen waren, die Unzulänglichkeit der Stellung Brandenburgs hinlänglich bewiesen. Der Kurfürst schrieb diese Mängel
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Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Niederlande Frankreichs Niederlande England Spanien Deutschland Mainz Holland Spanien England Brandenburgs Wien Brandenburgs
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sichtigte Vereinigung der italienischen Armee mit der siegreichen des Erzherzogs Karl zu verhindern. Nachdem Napoleon Verstärkungen herangezogen hatte, giug er wieder auf das nördliche Donauufer und rächte die Niederlage bei Aspern durch den blutigen Sieg bei Wagram, c) Friede. Im Frieden zu Schönbrunn wurde Österreich vou der See abgeschlossen; es mußte das Küstenland abtreten, aus dem Napoleon, um die Kontinentalsperre weiter auszudehnen, die illyri-schm Provinzen bildete. Ferner mußte es auf West- und Ostgalizien verzichten.
Vereinzelte Freiheitsversuche während des österreichischen Krieges. Österreich hatte während des letzten Krieges mehrfache Versuche gernacht, Bundesgenossen zu gewinnen. Wenn auch dies nicht gelang, so brach die Unzufriedenheit des Volkes doch allenthalben in Aufständen durch, welche Zeichen einer allgemeinen Gärung waren.
1. Der Tiroler A u f st and, 1809. In Tirol, das seit 1805 bayrisch war, hatte die Regierung Anordnungen getroffen, die mit dem frömmelt, konservativen Sinne des urwüchsigen Bergvolkes nicht vereinbar schienen. Daher erhoben sich die Tiroler unter tüchtigen Führern, Andreas Hofer, Speckbacher und Haspinger, und vertrieben mehrmals die Bayern aus Tirol. Wenn auch der Ausstand mißlang (Hofer wurde 1810 in Mantua erschossen), so zeigte doch der ausdauernde Heldenmut der Tiroler die Kraft des Volkes und die Möglichkeit des Widerstandes. Der preußische Major von Schill machte den Versuch, das Königreich Westfalen auszulösen, mußte sich aber, als feindliche Truppen heranrückten, nach Stralsund zurückziehen, bei dessen Verteidigung er siel, o. Der Herzog Wilhelm von Braunschweig-Öls hatte in Böhmen etwa 1000 Mann gesammelt, die sich schon durch ihre Kleidung als Rache-korps ankündigte („die schwarze Schar"). Er brach in Sachsen ein, flüchtete sich aber, als er von Österreich ohne Unterstützung gelassen wurde, nach England.
Napoleon auf dem Cipsel seiner Macht. Nach dem österreichischen Kriege hatte Napoleons Macht ihren Höhepunkt erreicht. Der Emporkömmling suchte sich nun auch in den alten Adel einzuführen; darum trennte er feine Ehe mit Josephine und vermählte sich mit Marie Luise, der Tochter des Kaisers von Österreich. Wie er ferner fortfuhr, einen neuen Adel mit Majoraten und Dotationen zu schaffen, gab er auch dem alten feine Geltung wieder, der aber nur mit Widerstreben folgte. Gegen feine Vasallen machte er aber feine volle Selbstherrschaft um so mehr geltend, als sich bereits unter ihnen und auch in Frankreich Regungen der Unzufriedenheit zeigten.
Seinen Schwager Murat, der in Neapel den Befehlen Napoleons sich zu entziehen suchte, erinnerte er daran, daß er nur durch ihn existiere. Holland,
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Extrahierte Ortsnamen: Ostgalizien Mantua Westfalen Stralsund Sachsen England Frankreich Neapel Napoleons Holland
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seinem Rosse und verschwand im Getmmel. Erst nach 4 Tagen, als die Kaiserin schon Trauerkleider angelegt hatte, erschien er, wie durch ein Wunder gerettet, bei den Seinen. Hierauf wurde in Venedig Waffen-stillstand und spter Friede geschlossen, worin zwar des Kaisers Oberhoheit anerkannt, den Stdtern aber ihre Freiheiten gelassen wurden. Dem Papste Alexander hielt Friedrich den Steigbgel und ksste seine Fe.
4. Bestrafung des Verrthers. Durch den Spruch der Reichs-frsten wurde Heinrich der Lwe nach viermaliger Vorladung in die Acht gethan und seiner Lnder verlustig erklrt. Bis ins 3. Jahr wehrte sich der Lwe, dessen Lnder von den Alpen bis an die dnische Grenze reichten, da ward ihm die Hand des Kaisers zu schwer. In Erfurt warf er sich seinem tiefgekrnkten Herrn und Freunde zu Fen und erhielt zwar sein Erbland Braunschweig wieder, mnsste aber 3 Jahre in die Verbannung nach England gehen. Dort regieren noch heute seine Nachkommen. Vor dem Dome in Braunschweig steht ein eherner Lwe als Sinnbild seiner Macht. Bayern erhielt Otto von Wittelsbach, dessen Nachkommen dort noch auf dem Throne sitzen.
5. Die Flle von Friedrichs Glck und Macht zeigte sich auf dem glnzenden Turnier und Volksfest zu Mainz, an dem 40,000 Ritter, viele geistliche Herren und Abgesandte der Städte aus allen Gauen des Reiches theilnahmen. Um die Gste zu beherbergen, hatte man auf der Rheinebene eine Zelt- und Bretterstadt errichtet. Durch ritterliche Kmpfe, prunkvollen Schmuck, reiche und frhliche Gastmhler, allerlei Lustbarkeiten und Lieder der Minnesnger bildete dieses Fest den Glanzpunkt des Mittelalters und lebte noch lange in Sagen und Liedern fort. Auf seinem letzten Zuge nach Italien wurden dem Kaiser in dem beruhigten Lande berall die hchsten Ehren er-wiesen. In Mailand vermhlte er seinen Sohn Heinrich mit einer griechischen Kaisertochter.
6. Friedrichs Kreuzzug und Tod 1190. Pltzlich kam die Kunde aus dem Morgenlande, dass der edle Sultan S a l a d i n von gypten Jerusalem erobert htte. Schmerz und Zammer ergriff alle Herzen im Abendlande. Da stellte sich der greise Kaiser an die Spitze eines auserlesenen Kreuzheeres und drang siegreich in Kleinasien vor. Bei dem bergange der den Fluss Seleph ging der Zug dem Kaiser zu langsam der die Brcke; er sprengte mit dem Rosse in die Flut, wurde von den Wellen ergriffen und als Leiche an das Ufer gebracht. Unbeschreiblich war die Trauer des Pilgerheeres. Klagen erfllten
> bei Tage, und Fackeln erleuchteten schaurig bei Nacht das Lager. Die Leiche wurde in Antiochia beigesetzt. Das deutsche Volk aber glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und versetzte ihn durch die Sage in den Kyffhuserberg, von wannen er wiederkommen wrde zu seiner Zeit, um der Uneinigkeit zu steuern und des Reiches Herrlichkeit zu erneuern.
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Otto_von_Wittelsbach Otto Friedrichs Heinrich Heinrich Friedrichs Friedrichs
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um Gnade. Der Kaiser lie ihm seine Erbgter Braunschweig und Lneburg; doch mute er auf drei Jahre das Land verlassen.
4. Kaiserherrlichkeit unter Friedrich Barbarossa. Die Augelegen-f)eiten des Reiches waren von Friedrich Barbarossa trotz der italienischen Feldzge nicht vernachlssigt worden. Mit starker Hand hielt er den Landfrieden aufrecht und lie die Friedensstrer hinrichten. Gerechtig-fett, Milde und wahre Frmmigkeit erwarben dem Kaiser allgemeine Verehrung. Der Einflu des Reiches nach auen war uuter ihm so groß, da er die Könige von Dnemark. Polen und Ungarn in Lehuspflicht nehmen konnte; dem Herzog von Bhmen verlieh er fr treue Heeresfolge den Knigstitel.
Die Herstellung des Friedens mit der Kirche und deu lombardifcheu Stdten bewog den Kaiser, 1184 zu Mainz ein Reichsfest zu feiern. Es gestaltete sich zu einem Fest, wie es Deutschland noch nicht gesehen hatte. Der kaiserlichen Einladung folgten Fürsten und Bischfe, bte und Grafen, Gesandte aus den slawischen Lndern, aus Frankreich, England, Italien und Spanien. Auf der anmutigen Ebene am Rhein war Zelt an Zelt aufgeschlagen; alle Gste wurden auf Kosten des freigebigen Kaisers bewirtet; Knstler und Dichter genossen nicht geringere Ehre wie die Helden des Krieges und der Turniere. Die Hoheit des Kaisers, der Glanz der Ritter, die Schnheit der Fraueu, die Pracht der Kleider, die Mannigfaltigkeit der Spiele und Gesnge, alles vereinigte sich, um Freude und Bewuuderuug hervorzurufen. Der Kaiser schlug bei diesem Feste seine beiden Shne Heinrich und Friedrich zu Rittern. Der Miuuefuger Heinrich von Veldecke hat in feiner iteide" die Mainzer Festlichkeiten geschildert, und die Erinnerung an das Reichsfest blieb lange lebendig.
Im Jahre 1186 zog der Kaiser zum letztenmal nach Italien. Er nahm in Mailand an der Hochzeit seines Sohnes Heinrich teil, der sich mit Konstante, der Erbin von Sizilien, vermhlte. Durch diese Heirat bereitete Friedrich die Erwerbung Unteritaliens und damit die Weltmachtstelluug seiues Hauses vor. Da aber hierdurch die Unabhngigkeit des Papsttums gefhrdet erschien, drohte ein neuer Kampf auszubrechen. Doch hinderten der Tod des Papstes und die Vorbereitungen zu einem neuen Kreuzzug deu Ausbruch des Streites.
5. Der dritte Kreuzzug, 11891192. Im Jahre 1187 hatte Saladin, der tapfere Sultan von gypten, das Heer des Knigs von Jerusalem am See Tiberias geschlagen und die Heilige Stadt erobert. Als die Kunde hiervon ins Abendland kam, forderte der Papst Friedrich Barbarossa und die Könige Philipp August von Frankreich und Richard Lwenherz von England zu einem neuen Kreuzzuge
Lohmeyers Wandbilder: Das Reichssest zu Mainz.
Ahl er, Geschichte fr Lehrerseminare.
6
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Extrahierte Ortsnamen: Braunschweig Ungarn Mainz Deutschland Frankreich England Italien Spanien Rhein Italien Mailand Sizilien Jerusalem Frankreich England Mainz
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ffentliche Sicherheit her, frderte die Entwicklung der Städte durch Regelung der Abgaben, der Zlle und des Mnzwesens und durch Begnstigung von Handel und Gewerbe. Die Rechtspflege ordnete er durch Errichtung eines obersten Gerichtshofes, des Parlaments, in Paris. In den unmittelbar unter der Krone stehenden Gebieten setzte der König seine Beamten ein und erhob regelmige Steuern.
Auch nach auen wuchs der franzsische Einflu. Karl von Anjou, der Bruder Ludwigs Ix., wurde 1267 König von Sizilien. In seinem Glaubenseifer unternahm Ludwig zwei Kreuzzge (1248 und 1270), die aber beide erfolglos blieben. Auf dem letzten Kreuzzuge starb er vor Tunis. Er gilt als das Ideal der mittelalterlichen Könige Frankreichs.
Whrend der Kreuzzge erwachte in der franzsischen Ritterschaft eine hohe religise Begeisterung und eine Abenteuerlust, die auf das ganze geistige Leben der Nation einwirkte. Die ritterliche Poesie blhte, und die bildenden Knste nahmen einen hohen Aufschwung. Im nrdlichen Frankreich schuf die sich rasch entwickelnde Gotik herrliche Bauwerke und verbreitete sich von hier aus der das ganze Abendland.
England. Im Jahre 1154 kam mit Heinrich Ii. (bis 1189) das Haus Plantagenet (plntedschenet) auf den englischen Thron, den es bis 1399 innehatte. Heinrich stammte aus der Ehe, welche die englische Knigstochter Mathilde, die kinderlose Witwe Kaiser Heinrichs V., mit dem Grafen von Anjou, Gottfried Plantagenet, geschlossen hatte. Durch seine Heirat mit der geschiedenen Gemahlin Ludwigs Vii. erhielt Heinrich Ii. das westliche Frankreich, womit der Anla zu langen Kmpfen gegeben war. Er erwarb auch die Lehnshoheit der Irland. Die Emprung seiner Shne (vgl. Bertran de Born von Uhland) verbitterte Heinrichs letzte Lebensjahre. Sein Sohn, Richard Lwenherz, ein tapferer, abenteuerschtiger und grausamer Fürst (11891199), war der Schwager Heinrichs des Lwen und ein Gegner der Hohenstaufen. Er nahm am 3. Kreuzzuge teil und wurde von Kaiser Heinrich Vi. lnger als ein Jahr gefangen gehalten (S. 83). Nach seiner Rckkehr fhrte er mit Philipp August, der die Normaudie angegriffen hatte, Krieg. Richards Bruder und Nachfolger, der genuschtige Johann ohne Land, verlor fast alle Besitzungen in Frankreich an Philipp August und ge-riet auch mit dem Papste in Streit. Da ihn seine Vasallen zu verlassen drohten, mute er die Magna Charta, den groen Freiheitsbrief, unterzeichnen, wodurch der Grund zu der englischen Verfassung gelegt wurde. Die wichtigsten Bestimmungen der Magna Charta waren, da niemand verhaftet und mit Ber-lnst des Eigentums oder Verbannung bestraft werden solle, wenn er nicht durch gesetzmigen Spruch seiner Standesgenossen verurteilt sei, und da ohne Zustimmung des Reichsrats (der Groen) keine auerordentlichen Ab-gaben erhoben werden drfen. Ein Ausschu von Baronen sollte der die Ausfhrung dieser Bestimmungen wachen. Die Regierungszeit Heinrichs Iii. (12161272), dessen Bruder Richard von Eornwallis zum deutschen
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Extrahierte Ortsnamen: Paris Sizilien Frankreichs Frankreich England Frankreich Irland Frankreich
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1. Ludwigs Enkel Philipp V. erhielt Spanien.
2. England bekam von Spanien Gibraltar und Minorka, von Frankreich Newfoundland (njusaundlnd), Neu-Schottland und die Hudsonsbailnder.
3. Preußen erhielt Obergeldern und die allgemeine Anerkennung der Knigswrde.
4. Der Herzog vou Savoyen bekam Sizilien als Knigreich.
5. Der Kaiser erwarb die spanischen Niederlande, Mailand, Neapel und Sardinien, das er an Savoyen gegen Sizilien austauschte.
1658-1705 Deutschland und sterreich unter Leopold L, 16581705.
1. Wahl und Persnlichkeit. Nach dem Tode Ferdinands Iii. suchte Ludwig Xiv. die deutsche Kaiserkrone zu erlangen, doch wurde vorzglich auf Veranlassung Friedrich Wilhelms von Brandenburg Ferdinands Sohn Leopold zum Kaiser gewhlt. Leopold war eiu gutmtiger Fürst, der sich aber den schwierigen Zeitverhltnissen nicht gewachsen zeigte. Fast seine ganze Regierungszeit ist von Kriegen erfllt, bei deueu es sich besonders um die habsbnrgische Hansmacht handelte. Das deutsche Reich erlitt während seiner Zeit viele Verluste; denn es kam dem raublustigen Frankreich gegenber nie zu einem entschlossenen, einmtigen Handeln:
Kaiser Leopold war ein Freund der Wissenschaften und Knste; er grndete die Universitten zu Breslau, Olmtz und Innsbruck.
2. Kriege. Leopold hatte nach drei Seiten hin schwere Kmpfe zu bestehen, im Osten gegen die Trken, im Westen gegen Frankreich und im Innern gegen die unzufriedenen ungarischen Mag na t e n.
a. Erster Trkenkrieg, 1664. Die Kriege mit den Trken, die seit den Zeiten Karls V. das feste Ofen innehatten (S. 162), schleppten sich seit jener Zeit entscheidungslos hin. Im Jahre 1664 drangen die Trken gegen Ober Ungarn vor, weil der Kaiser den vom Sultan eingesetzten Grofrsten von Siebenbrgen nicht anerkennen wollte. Sie erlitten bei der Abtei St. Gotthard an der Raab eine groe Niederlage.
b. Erster Keiekiskrieg gegen Jeudroig Xiv., 1674 1678, (vgl. Geschichte des Groen Kurfrsten).
C. Zweiter Trkenkrieg, 16831699.
aa. Vera lassung. Das Zurckbleiben deutscher Truppeu in Ungarn und das Streben der dortigen Protestanten nach vollstndiger
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs_Enkel_Philipp_V. Ludwigs Philipp_V. Leopold_L Leopold Ferdinands Ludwig_Xiv Ludwig Friedrich_Wilhelms Friedrich Wilhelms Ferdinands Leopold Leopold Leopold Leopold Leopold Leopold Leopold Leopold Karls_V. Gotthard C.
Extrahierte Ortsnamen: Spanien England Spanien Frankreich_Newfoundland Neu-Schottland Sizilien Mailand Neapel Sardinien Sizilien Deutschland Ferdinands Brandenburg_Ferdinands Frankreich Breslau Frankreich Karls Ungarn Ungarn
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Friedrich I. zum größten Staufer? — Deute die Kyffhäusersage! — „Die Weiber
von Weinsberg" von Chamisso. „Hie Welf" von Strachwitz. „Heinrich der
Löwe" von Mosen. Uhlands „Schwäbische Kunde". Rückerts „Kaiser Barbarossa".
„Friedrich Rotbart" von Geibel. — Lessings „Nathan der Weise".
47. Der Staufer Friedrich Ii. (1215—1250).
1. Sein Vater Heinrich Yi. rächt Beleidigungen. Heinrich Vi.
war Barbarossas Sohn und folgte diesem auf dem Kaiserthrone. Er
war ein kluger, entschlossener und tapferer
Mann, aber harten Herzens. Als Gatte
der Konstantia beanspruchte er nach dem
Tode des letzten Normannenkönigs Unter-
italien, aber erst durch den zweiten Römer-
zug setzte er sich in den Besitz dieses Erbes
und strafte die besiegten Gegner grausam.
Mit Heinrich dem Löwen, dem grau ge-
wordenen „Empörer", söhnte er sich endlich
um diese Zeit aus. An dem englischen
König Richard Löwenherz rächte er die
Schmach von Akkon. Derselbe litt auf
seiner Heimfahrt von Palästina im Adria-
tischen Meere Schiffbruch, wurde auf seiner
Wanderung durch Österreich von seinem
F-mde, dem Herzog Leopold, ergriffen und «Ne«"««-"
in Dürrenstein an der Donau eingekerkert.
Heinrich Vi.
Kaiser Heinrich ließ sich den Gefangenen ausliefern und verwahrte ihn
auf der Burg Trifels in der Pfalz, bis das englische Volk ein un-
geheures Lösegeld bezahlt hatte. Heinrich starb im 32. Lebensjahre
infolge einer Erkältung in Messina.
2. Friedrich Ii. beugt sich unter den gewaltigen Papst Jnno-
cenz Iii. Friedrich Ii. war beim Tode seines Vaters noch ein Kind.
Um die Krone stritten lange der Staufer Philipp von Schwaben
und der Welfe Otto von Braunschweig. Als der Sieg auf des
ersteren Seite neigte, wurde er in Bamberg ermordet. Seine zarte
Gemahlin Irene, eine griechische Kaisertochter, starb infolge des Schreckens
kurze Zeit nach ihm. Sie war durch Anmut und feine Sitte aus-
gezeichnet. Ihr berühmter Zeitgenosse Walther von der Vogelweide
nannte sie eine „Rose ohne Dorn, eine Taube sonder Galle". Otto
verscherzte selbst sein Ansehen durch Trotz und Geiz und wurde ohne
Mühe von Friedrich Ii. verdrängt. Diesen hob und trug die Liebe
des Volkes und das Ansehen seines Vormundes, des Papstes Innocenz lll.
Unter diesem Papste (um 1200) erreichte das Papsttum den
höchsten Gipfel der Macht. Alle Fürsten Europas fügten sich
dem Willen dieses gewaltigen Geistes und reinen Charakters. Den
König Johann von England zwang er durch den Bann, sein Land
von ihm zu Lehen zu nehmen. Den König Philipp August von
Frankreich nötigte er durch Bann und Interdikt, d. h. die Untersagung
10*
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_I. Weinsberg"_von_Chamisso Strachwitz Rückerts Geibel Friedrich_Ii Friedrich Heinrich_Yi Heinrich Heinrich_Vi Heinrich Barbarossas Barbarossas Heinrich_dem_Löwen Heinrich König_Richard_Löwenherz Palästina Leopold Leopold Heinrich_Vi Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Friedrich_Ii Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Philipp_von_Schwaben Philipp Otto Irene Otto Friedrich_Ii Friedrich Innocenz Innocenz König_Johann_von_England Johann Philipp_August_von
Frankreich Philipp August
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Christi eine Kirche erbaut hatte, zogen Wallfahrer oder. Pilger in das
heilige Land, um an dem Grabe des Heilandes zu beten. Ein schwarzes
Kleid, ein großer Muschelhut, ein langer Stab und ein Rosenkranz
(kranzartig angereihte Kügelchen zum Zählen der Gebete) machten sie kennt-
lich. Als die Araber Herren des Landes wurden, störten sie die Andacht
der friedlichen Pilger nicht. Aber grausame Erpressungen und Miß-
handlungen erfuhren sie von den späteren Eroberern, den seldschukkischen
Türken. In Unwillen erglühte darüber das christliche Abendland, und
das Verlangen wurde rege, den Ungläubigen das heilige Land zu entreißen.
2. Die wirksame Kreuzpredigt des Papstes. Papst Urban Ii.
hielt selbst eine begeisterte Rede für die Befreiung Jerusalems auf der
Kirchenversammlung zu El er m o nt im südlichen Frankreich und erregte
einen solchen Sturm des Beifalls, daß alle riefen: „Gott will es!" und
Tausende sich das rote Kreuz auf die rechte Schulter hefteten, um als
Kreuzfahrer an der Befreiung des heiligen Grabes teilzunehmen. Ablaß
der Sünden und ewiger wie irdischer Lohn wurde den Kreuzfahrern
verheißen.
3. Die begeisterten Kreuzpredigten Peters von Amiens. Peter
von Amiens, ein französischer Einsiedler, half als Kreuzprediger die
Begeisterung im Volke wecken. Barfuß und barhäuptig, das abgetragene
Pilgerkleid mit einem Strick umgürtet, das Kruzifix in der Hand, von
Strapazen abgemagert und verwildert, so durchzog er auf einem Esel
Italien und Frankreich und schilderte in feuriger Rede die Not der
Christen und die Frevel der Ungläubigen. Dem Volke erzählte er, daß
Christus selbst ihm die Befreiung des heiligen Grabes befohlen habe.
Die Begeisterung des gläubigen Volkes kannte keine Grenzen. Fast zerriß
man Peter samt seinem Esel, um nur eine Reliquie (geweihtes An-
denken) von ihm heimzutragen. Der ungeduldige, beutelustige Pöbel
scharte sich um Walter von Habenichts und Peter von Amiens und
brach in ungeordneten Scharen nach Osten auf. Die Juden in den
Städten wurden von ihnen erschlagen und beraubt; unter dem Landvolke
hausten sie wie Räuber. Aber viele wurden schon in Ungarn und Bulgarien
niedergemacht; die übrigen fanden einen elenden Tod in Kleinasien.
4. Der mühsame Zug des Hauptheeres. Unter der Führung
des edlen Lothringerherzoges Gottfried von Bouillon, seiner Brüder
Balduin und Eustach, seines tapferen Neffen Tankred und vieler
edler Fürsten und Herren aus Frankreich und Italien brachen im Sommer
wohlausgerüstete Heerhaufen auf und langten auf verschiedenen Wegen
vor Konstantinopel an. Der griechische Kaiser Alexius nahm die
Fremden mißtrauisch auf und setzte sie erst nach Kleinasien über, als sie
ihm die Lehenshoheit und die Zurückgabe der ehemals griechischen Be-
sitzungen, die sie erobern würden, zugesichert hatten. Das ungeheuere
Heer, mit dem Troß wohl eine halbe Million, drang in Kleinasien ein
und eroberte Nicäa. Aber nun hob die Not erst an. Hunger, Durst,
Seuchen und das Schwert der Feinde rafften Tausende hin; der heiße
Wüstensand war mit Leichen bedeckt. Balduin zog mit seinen Scharen
ostwärts und eroberte jenseits des Euphrat das feste Edessa. Es wurde
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Extrahierte Personennamen: Christi Urban Peters Peter
von_Amiens Christus Peter Walter_von_Habenichts Peter_von_Amiens Gottfried_von_Bouillon Brüder
Balduin Tankred Alexius Nicäa Balduin
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalems Frankreich Amiens Italien Frankreich Ungarn Bulgarien Kleinasien Frankreich Italien Kleinasien Edessa
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem.
(Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.)
6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen
Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle
keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone
geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes".
Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten
besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100
unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König
von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung
der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig,
Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten.
Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der
Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich
das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver-
schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach
200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291
Akkon, den Türken wieder in die Hände.
7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz-
züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht
erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche
Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche
gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die
vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und
Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen
einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten
Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum
erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.
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Extrahierte Personennamen: Kugler Gottfried Balduin