Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 139

1899 - Gera : Hofmann
139 Christi eine Kirche erbaut hatte, zogen Wallfahrer oder. Pilger in das heilige Land, um an dem Grabe des Heilandes zu beten. Ein schwarzes Kleid, ein großer Muschelhut, ein langer Stab und ein Rosenkranz (kranzartig angereihte Kügelchen zum Zählen der Gebete) machten sie kennt- lich. Als die Araber Herren des Landes wurden, störten sie die Andacht der friedlichen Pilger nicht. Aber grausame Erpressungen und Miß- handlungen erfuhren sie von den späteren Eroberern, den seldschukkischen Türken. In Unwillen erglühte darüber das christliche Abendland, und das Verlangen wurde rege, den Ungläubigen das heilige Land zu entreißen. 2. Die wirksame Kreuzpredigt des Papstes. Papst Urban Ii. hielt selbst eine begeisterte Rede für die Befreiung Jerusalems auf der Kirchenversammlung zu El er m o nt im südlichen Frankreich und erregte einen solchen Sturm des Beifalls, daß alle riefen: „Gott will es!" und Tausende sich das rote Kreuz auf die rechte Schulter hefteten, um als Kreuzfahrer an der Befreiung des heiligen Grabes teilzunehmen. Ablaß der Sünden und ewiger wie irdischer Lohn wurde den Kreuzfahrern verheißen. 3. Die begeisterten Kreuzpredigten Peters von Amiens. Peter von Amiens, ein französischer Einsiedler, half als Kreuzprediger die Begeisterung im Volke wecken. Barfuß und barhäuptig, das abgetragene Pilgerkleid mit einem Strick umgürtet, das Kruzifix in der Hand, von Strapazen abgemagert und verwildert, so durchzog er auf einem Esel Italien und Frankreich und schilderte in feuriger Rede die Not der Christen und die Frevel der Ungläubigen. Dem Volke erzählte er, daß Christus selbst ihm die Befreiung des heiligen Grabes befohlen habe. Die Begeisterung des gläubigen Volkes kannte keine Grenzen. Fast zerriß man Peter samt seinem Esel, um nur eine Reliquie (geweihtes An- denken) von ihm heimzutragen. Der ungeduldige, beutelustige Pöbel scharte sich um Walter von Habenichts und Peter von Amiens und brach in ungeordneten Scharen nach Osten auf. Die Juden in den Städten wurden von ihnen erschlagen und beraubt; unter dem Landvolke hausten sie wie Räuber. Aber viele wurden schon in Ungarn und Bulgarien niedergemacht; die übrigen fanden einen elenden Tod in Kleinasien. 4. Der mühsame Zug des Hauptheeres. Unter der Führung des edlen Lothringerherzoges Gottfried von Bouillon, seiner Brüder Balduin und Eustach, seines tapferen Neffen Tankred und vieler edler Fürsten und Herren aus Frankreich und Italien brachen im Sommer wohlausgerüstete Heerhaufen auf und langten auf verschiedenen Wegen vor Konstantinopel an. Der griechische Kaiser Alexius nahm die Fremden mißtrauisch auf und setzte sie erst nach Kleinasien über, als sie ihm die Lehenshoheit und die Zurückgabe der ehemals griechischen Be- sitzungen, die sie erobern würden, zugesichert hatten. Das ungeheuere Heer, mit dem Troß wohl eine halbe Million, drang in Kleinasien ein und eroberte Nicäa. Aber nun hob die Not erst an. Hunger, Durst, Seuchen und das Schwert der Feinde rafften Tausende hin; der heiße Wüstensand war mit Leichen bedeckt. Balduin zog mit seinen Scharen ostwärts und eroberte jenseits des Euphrat das feste Edessa. Es wurde

2. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 141

1899 - Gera : Hofmann
;08. Kirche des heil. Grabes zu Jerusalem. (Nach Kugler, Geschichte der Kreuzzüge.) 6. Das schwache Königreich Jerusalem. Man bot dem edlen Gottfried die Krone des neuen Reiches an, aber er wollte an der Stelle keine goldene Krone tragen, wo sein Heiland unter einer Dornenkrone geblutet hatte, und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes". Nachdem er noch ein siebenmal stärkeres Heer des Sultans von Ägypten besiegt und dem Reiche neue Gesetze gegeben hatte, starb er infolge der 1100 unsäglichen Anstrengungen. Sein Bruder Balduin folgte ihm als König von Jerusalem und erweiterte und befestigte sein Reich durch Eroberung der Küstenstädte und durch ein Bündnis mit den Handelsstädten Venedig, Genua und Pisa, die unablässig Verstärkungen brachten. Aber durch die Uneinigkeit der Christen und die Tapferkeit der Türken ging später ein Ort nach dem andern verloren. Und obgleich das Abendland in sieben Kreuzzügen seine beste Kraft im Orient ver- schwendete und an 6 Millionen Menschen opferte, so fiel doch nach 200 Jahren die letzte christliche Besitzung in Palästina, die Festung 1291 Akkon, den Türken wieder in die Hände. 7. Die wichtigen Folgen der Kreuzzüge. Der Zweck der Kreuz- züge, die dauernde Besitzergreifung des heiligen Landes, wurde nicht erreicht; aber sie haben einen gewaltigen Einfluß auf das öffentliche Leben und die Kulturentwicklung im Abendlande ausgeübt. Die Kirche gewann durch die große religiöse Begeisterung an geistiger, durch die vielen Schenkungen an weltlicher Macht. Auch manche Herzöge und Grafen erhielten einen Zuwachs an Besitz, indem sie erledigte Lehen einzogen. Vor allem aber brachten die Kreuzzüge den größeren Städten Vorteil. Ihr Handel und Verkehr hob sich, und mit ihrem Reichtum erkauften sie leicht von den geldbedürftigen Fürsten größere Vorrechte.

3. Theil 2 - S. 125

1880 - Stuttgart : Heitz
Johanniter. Tempelherren. 125 tief)er, als Peter der Einsiedler, der nun sein Werk herrlich gekrönt sah. Welches Entzücken mochte sein Herz durchbeben, als die dort wohnenden Christen ihm die Hände drückten und ihm einmal über das andere ihren Erretter nannten! Wer sollte aber das neue Reich beherrschen? Keiner war wohl würdiger als Gottfried von Bouillon, und auf ihn fiel auch die einstimmige Wahl als König von Jerusalem. Aber der wackere Mann lehnte diesen Titel ab; die Regierung nahm er an. Nie würde er, sagte er, eine Königskrone da tragen, wo der König der Könige eine Dornenkrone getragen habe. Er nannte sich nun Schutzherr Jerusalems und des heiligen Grabes. Aber schon das Jahr darauf starb er, von allen mit Recht betrauert; denn seines Gleichen war im ganzen Heere nicht. Sein Bruder Balduin erbte nach ihm das Reich, war aber nicht so bescheiden wie er, und nannte sich ohne Bedenken König von Jerusalem.*) 64. Der Ritterorden der Johanniter, Templer und Deutschen. — Fortgesetzte Kreuzzüge. — Folgen derselben. Schon fünfzig Jahre, ehe der erste Kreuzzug unternommen wurde, hatten einige fromme Kaufleute aus Amalfi in Jerusalem ein Kloster und ein Hospital angelegt, welches sie nach dem von ihnen gewählten Schutzpatron das Hospital des heiligen Johannes von Jerusalem nannten, und in welchem arme und kranke Pilger ausgenommen werden sollten. Diese menschenfreundliche Absicht wurde von allen, die davon hörten, höchlich gelobt und die Stiftung reichlich beschenkt, so daß ein Flügel nach dem andern angebaut und die Zahl der pflegenden Mönche recht vermehrt werden konnte. *) Die Thaten der Kreuzritter, besonders Gottfrieds von Bouillon und Tancreds,hat ein ausgezeichneter Dichter des 16. Jahrhunderts, Torquato Tasso, in einem herrlichen Gedichte: Das befreite Jerusalem, in italienischer Sprache besungen. Tasso wurde 1544 in Sorrento, einer Seestadt im Königreiche Neapel, geboren, zeichnete sich schon als Kind durch ausnehmende Talente aus und lebte nachher an verschiedenen Orten Italiens, am meisten in Ferrara, wo er das Unglück hatte, in Melancholie zu verfallen und von dem Herzoge sieben Jahre lang im Irrenhause gefangen gehalten zu werden. Mit Mühe erhielt er seine Freiheit wieder, lebte, immer argwöhnisch, selbst" gegen seine Freunde, bald hier, bald dort, und starb endlich 1595 in Rom, eben als er als Dichter auf dem Capitol gekrönt werden sollte. Sein „befreites Jerusalem" ist auch ins Deutsche übersetzt von Grieö und von Streckfuß.

4. Theil 2 - S. 274

1880 - Stuttgart : Heitz
274 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Türken- Worte eines persischen Dichters: „In des Kaiserschlosses Chor zieht die Spinne als Kämmerer den Vorhang vor, und in den Königshallen hört man die Musik der Eule schallen!" — Vierzigtausend Griechen wurden bei der Einnahme der Stadt erschlagen. Von ihren Häusern nahmen nun die Türken Besitz, und die noch lebenden Griechen wurden die Unterthanen des Sultans, aber von den Türken mit empörender Härte behandelt. Wie leicht hätten die abendländischen Fürsten das griechische Kaiserthum retten können, wenn sie ihm ernstlich zu Hülfe gekommen wären! Aber ihre Zwietracht hinderte die zu einem solchen Unternehmen erforderliche Vereinigung. Die Nachricht vom Falle Constantinopels brachte Schrecken nach dem Abendlande. Papst Nikolaus V. und nach ihm Calixt Iii. thaten das Ihrige, die Völker, wie einst zu der Zeit Peters von Amiens, zu einem Zuge gegen die Ungläubigen durch Verheißung von Ablaß zu entflammen. Als nun Mnhamed Ii. 1456 in raschem Siegeslaufe, damit er auch Ofen und Wien unterwerfe, die Donau aufwärts ziehend, bis vor Belgrad gekommen war, trat ihm hier der große ungarische Held Johann Corvinus Huuyad mit einer kleinen Macht entgegen. Er zerstörte die Schiffe der Türken auf der Donau. Aber noch standen 150,000 Türken unbesiegt da, die den Hnnyad und ein Häufchen von Bürgern, Landleuten und Studenten, welche Capistran zusammengebracht hatte, in Belgrad belagerten. Viele Meilen weit hörte man den Hall der 300 Feuerschlünde, mit denen Mnhamed die Mauern beschoß. Schon war Mnhamed über die Mauertrümmer in die untere Stadt eingezogen, schon entsank dem sonst so tapfern Hunyad der Muth; da befeuerte Capistran seinen Haufen durch seine Rede, ließ in Schwefel getauchte Reisigbündel auf die eingedrungenen Türken werfen und stürzte sich dann mit seinen Leuten auf die erschreckten Feinde, die mit dem lauten Schlachtruf Allah! davonflohen. So wurden auf dem Schlachtfelde bei Belgrad 24,000 Türken erschlagen, und der Ueberrest zog mit dem verwundeten Sultane heim. Was die Türken nicht vermocht hatten, bewirkte die Pest, die unter dem christlichen Heere eingerissen war. An ihr starb der heldenmüthige Hunyad 20 Tage nach der Schlacht in den Armen seines Freundes Capistran, und dieser folgte ihm bald darauf ins Grab nach. Doch hielt sich in den Bergen von Albanien Georg Castriota, genannt Skanderbeg, gegen die türkische Ueber-macht; nichts desto weniger streiften türkische Schaaren bis nach

5. Theil 2 - S. 270

1880 - Stuttgart : Heitz
270 Mittlere Geschichte. 3. Periode. Türken. die Griechen sich der römischen Kirche unterwerfen wollten. In seiner Angst war zwar der Kaiser dazu bereit, aber das griechische Volk mißbilligte die Bereitwilligkeit desselben, und so ließ sich auch der Papst nicht erweichen. Damals war in Ungarn Sigismund (nachmals deutscher Kaiser) König. Es war nämlich 1301 der alte Königsstamm (der arpadische) mit Andreas Iii.*) ausgestorben. Die Ungern, die damals noch das Wahlrecht hatten, wählten einen Urenkel Karls von Anjou, Karl Robert, der mit dem erloschenen Hause verwandt war. Da aber auch dieser neue Stamm mit dessen Sohne, Ludwig dem Großen (1382) ausstarb, so bestieg der Eidam desselben, Sigismund, der Luxemburger, den ungarischen Thron. Sigismund, der durch die Türken zunächst bedroht war, brachte ein Heer zusammen, zu dem sich aus Lust an kriegerischen Abenteuern der oben genannte (1419 bei Monterean gefallene) Herzog Johann der Unerschrockene von Burgund und andere französische Ritter gesellt hatten. Die Franzosen hatten übermüthig geprahlt, sie könnten mit ihren Lanzen den Himmel, wenn er einfallen wollte, stützen. Als sie aber mit den Türken (1396) in der Schlacht bei Nikopolis (an der untern Donau) zusammentrafen, erlitten sie eine fürchterliche Niederlage. Unter den Gefangenen war auch Herzog Johann, der sich durch ein schweres Lösegeld loskaufen mußte. Sultan Bajesid oder Bajazeth ließ 10,000 Gefangene niedermetzeln. Dieser Sieg hätte den Türken Ungarn und wer weiß wie viele europäische Länder geöffnet, hätten sie nicht auf einer andern Seite Beschäftigung erhalten. Es war unter den Mongolen ein neuer großer Eroberer aufgestanden, Timnrlenk, gewöhnlich Ta-merlan genannt. Er stürzte den Chan von Dschagatai, seinen Schwager, und ließ sich selbst zum Anführer aller Mongolen ausrufen. In Samarkand schlug er seinen Sitz auf und von hier aus unternahm er während einer mehr als dreißigjährigen Herrschaft den Umsturz aller aus dem alten Mongolenreich entstandenen Dynastien; in Hindostan drang er bis Delhi verwüstend vor; im Norden aber beugten sich vor ihm Tnrkestan und die sibirischen Wüsten jenseits des Jrtisch; im Nordwesten das Kiptschack und der russische Czar. *) Er war der Gatte jener Königin Agnes, der Tochter Kaiser Albrechts I., die gegen die Mörder ihres Vaters so wüthete.

6. Bilder aus der Alten und vaterländischen Geschichte - S. 52

1901 - Leipzig : Hofmann
Ozean nach Westen fahre. Nach vielen vergeblichen Bemühungen erhielt er endlich von der spanischen Königin Jsabella drei ärmliche Schiffe m einer Entdeckungsfahrt. Nach langem Sehnen und Bangen, Hoffen und fürchten fonbete er am 12. Oktober 1492 an einer Insel, die er nach dem heiligen Erlöser San Salvabor benannte und feierlich für Spanien in Besitz nahm Wed er glaubte, Jnbten auf westlichem Wege erreicht zu haben, nannte er das ßanb Westinbien und bte sriebltchen Ureinwohner Jnbianer Erst später erkannte man, daß es ein neuer Erbteil sei. Nach seinem ersten Beschreiber und nicht nach bent Entbecker würde dieser Amerika genannt. Auf vier Reifen fanb Kolumbus unter unsäglichen Mühen und Entbehrungen bte großen und kleinen Antillen und das Festlanb. Anfänglich erscholl sem Ruhm bis an die Enben der Erbe; später belohnte ihn der mißtrauische König Ferbinanb mit Unbank, ja in Ketten würde er nach Spanien gebracht. Sogar das Verbienst der Entbeckung setzte man herab. Einst reichte Kolumbus in einer Gesellschaft ein Ei herum "und bat, es ausrecht hinzustellen. Alle mühten sich vergeblich. Da stieß es Kolumbus hart aus, bte Spitze brach ein, und das Ei stctnb. „Ja, das konnten wir auch!" scholl es burcheinanber. „Nun, nachbem ihr es gesehen habt!" sagte Kolumbus. „Warum thatet ihr es nicht zuerst?" Kolumbus würde mit seinen Ketten im Sarge begraben; auf seinem Denkmal aber prangt bte Inschrift: „Dem Reiche Eastilien und Aragon gab eine neue Welt — Colon!" Die Entbeckung Amerikas zeigte dem Handel, dem Verkehr, der Beschäftigung, dem Streben und Leben, der Wissenschaft ganz neue Bahnen. Von bort erhielten wir die Kartoffeln, bett Tabak und die Chinarinde; letztere ist ein treffliches Arzneimittel gegen manche Krankheiten, z. B. das Wechselfieber. Reiche Schätze von Gold und Silber strömten 3i. Kolumbus. uach Europa, aber Segen brachten diese nicht. — Der deutsche Domherr Koperntkus aus Thorn und der Italiener Galilei stellten endlich fest, daß die Erde eine Kugel sei und sich um die Sonne bewege./ Der Portugiese Magel-haens (Magellan) segelte in drei Jahren rings um die Erde, nach ihm die Engländer Drake (spr. Drehk), der die Kartoffeln nach Europa brachte, und Cook (fpr. Kuck), den bte Milben auf der Insel Owaihi (im Stillen Ozean) erschlugen. 6. Die Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453). Das große Reich der Araber in Westasien und Norbasrika erreichte seine höchste Blüte unter Harun al Raschib, bent gerechten und kunstsinnigen Kalifen von Bagbab (800). Nach ihm begattn der Zerfall. Die Selbfchukken ober Sarazenen machten sich zu Herren des Orients und würden in bett Kreuz-zügen 200 Jahre lang erfolglos bekämpft. Ihrer Herrschaft machte der Türke Osman 1299 ein Ende. Sein Sohn schuf aus Christenknaben, bte streng im Islam erzogen und fortwährend in den Waffen geübt würden, das Fußvolk der Janitfcharen. Sultan Solimani. faßte 1355 Fuß in Europa, ©ein Sohn Mur ab I. verlegte seine Resibenz nach Abrianopel. Dessen Sohn Bajasib würde von dem lahmen mongolischen Weltenstürmer Timur

7. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 485

1894 - Gera : Hofmann
Ii. Friedrich I., Barbarossa. 6. Der dritte große Kreuzzug; Barbarossas Ende. 485 bis an die Thore verfolgend. Der Sultan und die Häupter der Stadt flohen mit ihren kostbaren Gütern in die Burg und erwarteten ihre Rettung von der Gnade des Siegers. Die Kreuzfahrer aber drangen in die offene Stadt ein, bereicherten sich an den Schätzen, die sie in den Palästen und Wohnhänsern aufgehäuft fanden, und labten sich an den reichen Vorräten von Wein, edlen Früchten und köstlichen Speisen. Bald war die überstandene Not vergessen, und das Heer konnte gestärkt den Zug von neuem antreten. Kilidfch Arslan beteuerte dem Kaiser, daß er an den vorgefallenen Feindseligkeiten keine Schuld trage, und stellte Geiseln für die fernere Sicherheit des Durchzuges und der Verpflegung. Nach einigen Tagereisen gelangten die Kreuzfahrer an das hohe, schneebedeckte Taurusgebirge, dessen schwierige Pässe und steile Höhen sie unter der Führung armenischer Christen, welche die Heranziehenden freudig begrüßten, mit Mühe, aber ohne großen Schaden überstiegen. Auch in Cilieien, in das sie nun hinabstiegen, fanden sie gute Aufnahme und reichlichen Markt; die treffliche Ordnung und Mannszucht, die Friedrich fortwährend aufrecht erhielt, erzeugte in den Bewohnern Vertrauen und Bewunderung. In den schönen Junitagen lagerte sich das Heer bei Seleucia an den grünen Ufern des Kalykadnus. Es war ein heißer Tag; sich zu erfrischen, legte der Kaiser nach fröhlichem Mahle die Rüstung ab und warf sich, von Jugend an ein guter Schwimmer, in den Fluß. Er schwamm kräftig rudernd; plötzlich versank er in einem Strudel, vom Schlage getroffen. Zwei feiner Ritter und der Bischof von Basel schwammen ihn zu Hülfe; der Strudel wurde ihr Grab; der Kaiser aber wurde von einem andern Ritter, der zu Pferde in den Fluß sich stürzte, tot herausgezogen, als er vom Strome fortgetrieben, mit dem Haupt an einen vorstehenden Baum zu hängen kam. Ohne Grenzen war der Kummer und die Bestürzung aller Kreuzfahrer. Ein anderer Moses hatte der fast siebenzigjährige Greis das Heer durch die Steppen Europas und Asiens geführt; da fand er feinen Tod in den Wellen. Alles Volk fühlte sich wie verwaist, es fühlte, fein Stern war untergegangen, und es sah sich wie eine Herde ohne Hirten in der Wüste. Sie wählten den Schwabenherzog zu ihrem Führer und huldigten ihm. Aber mit Kaiser Friedrich war das Glück von dem Heere gewichen; schwere Krankheiten rafften viele dahin, andere kehrten in die Heimat zurück, und nur mit einem kleinen Reste gelangte der junge Friedrich nach Akkon, wo er sich mit den übrigen Kreuzrittern, die über das Meer gekommen waren, verband. Als die Kunde von dem Tode des Kaisers nach Europa kam, fand sie bei vielen keinen Glauben. Noch Jahre lang blieb die Hoffnung im Volke auf feine Wiederkehr aus dem Morgenlande, und es bildete sich die Sage aus vom Kaiser Rotbart, wie er, vom Morgenlande zurückgekehrt, in der goldenen Aue im Kyffhäuser Berge schlief. Sein Silberhaar, hieß es, sei ihm durch die steinerne Tafel gewachsen, und so lange träume er und werde er schlafen, bis die Stunde schlage, wo er wieder erwachen und seines Volkes Herrlichkeit erneuern werde. Und sie zog sich hin, diese Sage voll tiefer Bedeutung, Jahrhunderte herauf durch die Geschichte des deutschen Volkes wie die Weissagungen und Erwartungen von dem Erretter aus dem Hause des alten Königs David durch die Leidensgeschichte des Volkes Israel.

8. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 455

1894 - Gera : Hofmann
Ii. Friedrich I., Barbarossa. 2. Friedrich Barbarossa und Heinrich der Löwe. 455 den Zug nach dem fernen Osten an. Mit zahlreichem und glänzendem Gefolge, darunter Bischof Konrad von Lübeck und Graf Gnnzelin von Schwerin, ging er über Regensburg, wo er die Großen Bayerns zu einem Landtage um sich versammelte, und Kloster Neuburg, wo er mit Herzog Heinrich von Österreich, dem zweiten Gemahle feiner Mutter, einer der weltlichen Stützen der alexandrinifchen Partei in Deutschland, eine Zusammenkunft hatte, nach Wien und von da aus die Donau hinab durch Ungarn, passierte nicht ohne manche Gefahr das Land der wilden Serben und kam dann, von griechischen Gesandten empfangen und geleitet, glücklich nach Konstantinopel an den Hof des Kaisers Emanuel (1172, 14. April), wo er mit königlichen Ehren empfangen wurde und das Osterfest glänzend beging. Zu Schiff wurde dann die Reise fortgesetzt: glücklich erreichte der fürstliche Wallfahrer Accon und pilgerte von dort nach Jerusalem, wo feiner ein glänzender Empfang durch die Tempelherren und Hospitaliter wartete. Von Jerusalem aus besuchte der Herzog mit den Seinen die heiligen Stätten und trat dann, nachdem er durch glänzende Geschenke und Stiftungen das Andenken an feinen Besuch für spätere Zeiten gesichert hatte, die Rückreise an. Über Antiochien und dann zur See nach Tarsus gehettb, zog Heinrich durch das Gebiet des Sultanates von Jcoitium. Mit reichen Geschenken, welche ihm Kilibsch Arslan bargebracht hatte, kam der Herzog mit seinem Gefolge, aus dem freilich der greife Bifchof Konrab von Lübeck unterwegs in Tyrus gestorben war, wieder nach Konstantinopel zurück und erreichte von bort auf bemfelben Wege, den er bei der Hinreise eingeschlagen hatte, gegen Ende des Jahres 1172 Bayern, von wo er sich nach Augsburg zur Begrüßung des gerade dort befindlichen Kaisers begab. Im Januar 1173 traf er dann wieder in Braunschweig ein. Noch tritt in der kirchlichen Stellung Heinrich des Löwen, dessen Thätigkeit in den nächsten Jahren eine durchaus friedliche war, keine entschiedene Wandlung hervor. Aber die Bedingungen, von welchen dieselbe abhing, waren doch im Laufe der Jahre völlig andere geworden. Wir wissen, daß Heinrich der Löwe von vornherein zu dem kaiserlichen Papst--turne gestanden hatte: durch ihn war der alexandrinisch gesinnte Bischof Ulrich von Halberstadt verjagt und der gefügige Gero eingesetzt worden — was für den Herzog durch die Erwerbung bedeutender Halberstädter Lehen noch besonders gewinnreich würde —; auch bett Würzburger Eib hatte Heinrich ja geleistet. Schon in der nächsten Zeit aber ist fein Auftreten gegen die Alexanbriner nicht mehr so entfchieben: wie früher nimmt er eine Vermittlerstellung ein. Auf dem Nürnberger Reichstage im Februar 1166 fanbett wir ihn als Beschützer und Fürsprecher des mit dem Kaiser um die Regalien ftreitenben Alexanbriner» Konrab von Salzburg. Aber selbst wenn Heinrich der Lowe schon damals der kaiserlichen Kirchenpolitik innerlich entfremdet gewesen fein sollte, wurde er doch selbst gegen feine Überzeugung bei derselben auszuharren genötigt durch den gewaltigen Ansturm, den gleich nach des Kaisers Aufbruch nach Italien die sächsischen Fürsten mit ihren Bündnern gegen ihn unternahmen und der zugleich seiner Gewaltherrschaft und dem kaiserlichen Papsttunte galt. 1167 und 1168 verteidigte Heinrich der Löwe — vielleicht schon bis zu einem gewissen Grade

9. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 38

1914 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
38 hatten, nicht nur selbst zur volleu Geuüge hatten, \onbnn auch ihren bedürftigen Brüdern liebreich mitteilen konnten. Und es geschah, daß. am zweiten, dritten und dem folgenden Tage auf dem öffentlichen Markte zu den wohlfeilsten Preisen verkäufliche Sachen feilgehalten wurden, so daß selbst das niedrige Volk alles Nötige im Überflüsse hatte." Ein Teil der Besatzung Jerusalems hatte sich mit Weibern und hindern in die Davidsburg geflüchtet. Diese erlangten jetzt von Raimund, der sie belagerte, freien Abzug mit aller Habe unter sicherem Geleit nach Askalon. So war's erreicht! Jerusalems' Schmach war endlich gesühnt, das Kreuz hatte über den Islam triumphiert. Sofort aber erhob sich unter den Siegern ein böser Zwist, der sie sogar schon vor der Einnahme Jerusalems zu veruneinigen gedroht hatte. Die Geistlichen im Heere verlangten, daß nicht ein weltlicher Herr, sondern ein geistlicher über Jerusalem gesetzt und hier somit ein zweiter Kirchenstaat gegründet werde. Dem traten aber die weltlichen Herren entgegen und verlangten einen kampferprobten weltlichen Herrscher, der imstande sei, das Ge-biet gegen die unzweifelhaft bevorstehenden Rückeroberungsversuche des Islams zu schützen. Sie drangen mit ihrem Verlangen durch, sei es, daß die Geistlichen diese Notwendigkeit einsahen, sei es, daß sie sich doch nicht der Zustimmung des Papstes zu einer Gründung sicher wußten, die leicht dem Ansehen Roms gefährlich werden konnte, und die in Abhängigkeit von Rom zu stellen schwer war. Aber auch die weltlichen Fürsten waren sich nicht einig über die Person des zu erwählenden Herrschers. Endlich trug man Raimund, den: reichsten Fürsten, der auch das zahlreichste Heer unter feinen Fahnen hatte, die Krone des „Königreichs Jerusalem" an. Doch Raimund lehnte ab. Nun wandte man sich an Gottfried. Zwar nahm dieser die Wahl, doch nicht den Titel an; er wollte, wie berichtet wird, „nicht dort eine goldene Krone tragen, wo unser Heiland eine Dornenkrone trug". Er nannte sich „Beschützer des heiligen Grabes". Als er jedoch schon nach einem Jahre starb, folgte ihm fein Bruder Balduin; dieser nahm den Königstitel an. I. Beobachtungen über die Eroberung Jerusalems. 1. Die kriegerische Stimmung. Mit Eifer erfüllt man seine kriegerischen Pflichten, erträgt Entbehrungen und Strapazen, um den erstrebten Erfolg zu erzielen. Fälle von außergewöhnlicher Tapferkeit bei Fürsten und Voll, besonders bei den Normannen. 2. Die religiös - asketische Stimmung. Ergriffenheit beim Anblick Jerusalems. Die Vision des weißen Ritters. Die Betrachtungen des

10. Das Zeitalter der Hohenstaufen und der Kaiser aus verschiedenen Häusern - S. 88

1914 - Berlin : Union Dt. Verl.-Ges.
if)m ergäben, dann werde er nicht nur die Reliquien herausgeben und alle christlichen Gefangenen freilassen, sondern auch die Ausübung des christlichen Gottesdienstes am heiligen Grabe, die dauernde Anstellung eines christlichen Priesters daselbst, das Fortbestehen der früheren Klöster im Lande sowie die Ungestörtheit der christlichen Pilgerfahrten sicherstellen. Diese Antwort bedeutete den Krieg. Im Frühling 1189 brach Friedrich von Regensburg aus auf und zog durch Österreich und Ungarn, durch das Gebiet der Bulgaren ins byzantinische Reich. Er schickte Gesandte an Isaak Angelos, die über freien Durchzug und Zufuhr von Lebensrnitteln unterhandeln sollten. Doch entgegen seinem früheren Versprechen stellte sich Isaak jetzt feindlich gegen die Kreuzfahrer und ließ sogar die Gesandten gefangensetzen. Friedrich aber erzwang mit Waffengewalt nicht nur die Herausgabe der Gefangenen, sondern auch Stelluug vou Geiseln für die friedliche Gesinnung des Griechenkaisers. Ostern 1190 setzte Friedrich seinen Marsch fort, und sowohl die Überfahrt nach Kleinasien als auch der Zug durch die zu Byzanz gehörigen Gebiete vollzog sich ohne Schwierigkeiten. Dann übersetzten die Leiden ein, die noch keinem Kreuzheere erspart geblieben waren. Siehe die Schilderung dieser Leiden bei Arnold v. Lübeck Iii, 33, Geschichtsschreiber d. b. Vorzeit, Xiii. Jhdt. Bd. 3, S. 130—142. Siehe Schwäbische Kunde von Uhland. Dazu kamen die Belästigungen durch seldschuckische Reiterscharen und, als man in das Gebiet von Jkoninm gekommen war, die Feindseligkeit des dortigen Herrschers. Denn der alte Sultan Kilidsch Arslan, der mit Friedrich das Bündnis abgeschlossen hatte, war abgedankt, und seine Herrschaft war an seinen Sohn übergegangen, der mit einer Tochter Saladins vermählt war. Friedrich schlug ihn bei Philomelinm und rückte dann gegen seine Hauptstadt vor; diese wurde unter des Kaisers persönlicher Führung im Sturm genommen und geplündert. Nachdem sich der Snltan unterworfen und Frieden gelobt hatte, zog das Kreuzheer weiter. Als es in das armenische Gebiet kam, schickte Fürst Leo von Armenien Lebensrnittel und stellte sich persönlich ein, um aus Friedrichs Händen seine Krone zu Lehen zu empfangen. Jetzt folgte das Kreuzheer dem gewundenen Laufe des Saleph (Kalikadnus). Der letzte der Berge war überstiegen, unten sah man Selenkia im Tale liegen. Der Kaiser setzte zu Pferde über den Fluß und nahm am jenseitigen Ufer ein Mahl ein. Nach diesem wollte er, obwohl noch erhitzt vom Marsche, ein Bad im Flusse nehmen. Da wurde er in
   bis 10 von 10
10 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 10 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 5
2 9
3 1
4 49
5 6
6 1
7 9
8 3
9 1
10 46
11 10
12 13
13 5
14 0
15 0
16 12
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 19
26 38
27 9
28 31
29 2
30 0
31 9
32 0
33 10
34 43
35 10
36 20
37 86
38 0
39 7
40 7
41 1
42 53
43 11
44 1
45 8
46 84
47 49
48 2
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 8
2 0
3 0
4 1
5 0
6 0
7 0
8 1
9 3
10 0
11 0
12 0
13 0
14 15
15 0
16 8
17 26
18 0
19 0
20 1
21 3
22 3
23 6
24 0
25 1
26 7
27 0
28 1
29 0
30 0
31 0
32 0
33 1
34 0
35 1
36 0
37 1
38 0
39 2
40 1
41 0
42 0
43 5
44 0
45 4
46 0
47 1
48 0
49 0
50 0
51 0
52 3
53 0
54 0
55 0
56 2
57 0
58 0
59 0
60 0
61 0
62 0
63 0
64 4
65 0
66 0
67 10
68 1
69 2
70 0
71 1
72 0
73 0
74 5
75 2
76 0
77 5
78 0
79 0
80 0
81 0
82 3
83 2
84 0
85 0
86 0
87 1
88 3
89 7
90 1
91 2
92 8
93 0
94 3
95 0
96 1
97 8
98 6
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 1
1 2
2 4
3 0
4 25
5 0
6 1
7 0
8 0
9 0
10 0
11 0
12 2
13 0
14 0
15 0
16 14
17 0
18 1
19 9
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 0
26 1
27 0
28 1
29 1
30 0
31 1
32 0
33 8
34 1
35 0
36 0
37 0
38 0
39 2
40 1
41 0
42 0
43 0
44 0
45 0
46 1
47 1
48 54
49 0
50 0
51 1
52 1
53 0
54 15
55 0
56 0
57 1
58 0
59 15
60 0
61 0
62 2
63 0
64 0
65 1
66 0
67 0
68 0
69 0
70 0
71 1
72 0
73 0
74 0
75 0
76 0
77 2
78 0
79 0
80 4
81 6
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 19
89 2
90 0
91 3
92 1
93 0
94 0
95 0
96 0
97 2
98 0
99 0
100 6
101 0
102 6
103 1
104 0
105 1
106 1
107 0
108 0
109 0
110 0
111 0
112 4
113 1
114 0
115 0
116 0
117 0
118 0
119 0
120 0
121 9
122 0
123 0
124 2
125 1
126 6
127 2
128 48
129 1
130 0
131 6
132 0
133 0
134 1
135 0
136 2
137 0
138 0
139 0
140 9
141 0
142 3
143 14
144 0
145 1
146 0
147 2
148 4
149 0
150 0
151 0
152 1
153 0
154 0
155 7
156 11
157 5
158 7
159 0
160 0
161 3
162 0
163 0
164 0
165 1
166 0
167 6
168 0
169 5
170 0
171 10
172 1
173 5
174 0
175 4
176 0
177 5
178 0
179 0
180 1
181 0
182 8
183 5
184 1
185 0
186 5
187 0
188 1
189 0
190 0
191 1
192 0
193 0
194 0
195 0
196 0
197 0
198 0
199 0