64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Eberhard_von_Württemberg Sigismund_( Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Gero Albrecht Waldemar) Karl_Martells Karl
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Philipp_V._König Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Romanow Karl_Xii Karl Karl Karl Peters Friedrichs_I. Albrecht_Achilles Albrecht Joachim Joachim_Ii Friedrich_Ii Friedrich Joachim
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machten. An seine Thür schrieben sie: „Joachimcheu, hüte dich; sangen wir dich, so hangen wir dich!" Sie legten ihm einen Hinterhalt, er aber entging ihnen durch die Warnung eines treuen Bauern. In einem Jahre ließ er 70 dieser Räuber hinrichten. Ein Oheim warnte ihn, also gegen den Adel seines eigenen Landes zu wüten. Ihm antwortete er: „Nicht adeliges, sondern nur Schelmenblut habe ich vergossen. Wären diese redliche Edelleute gewesen, so hätten sie keine Verbrechen begangen!" In Berlin gründete er das Kammergericht, das in Streitsachen den letzten und höchsten Spruch fällte. Die Juden verfolgte er grausam und jagte sie aus dem Lande. Lnthern und seinem Werke war er feind. Trotzdem breitete sich die neue Lehre in seinem Lande aus, und sogar die Knrfüstin Elisabeth bekannte sich heimlich dazu. Sie mußte aber vor dem Zorn ihres Gatten bei Nacht und Nebel nach Sachsen fliehen. Hier lebte sie in fleißigem Verkehr mit Luther bis nach dem Tode ihres Mannes. Ihre Söhne holten sie dann zurück und traten beide zur evangelischen Kirche über, Kurfürst Joachim Ii. im Jahre 1539. Sein Wahlspruch war: „Allen wohlzuthun ist Fürstenart." Durch einen Erbvertrag mit den schlesischen Herzögen erwarb er das Recht auf Schlesien, das später Friedrich der Große zur Geltung brachte. Auch die Erwerbung Preußens bereitete er vor.
11. Wie Luther in seiner Familie lebte. Luther verheiratete sich 1525 mit Katharina von Bora und führte mit ihr ein glückliches Eheleben. Er rühmte selbst: „Mir ist's, gottlob, wohlgeraten, denn ich habe ein frommes und getreues Weib!" In seinem Testamente bezeugte er seiner Käthe, „daß sie ihn allezeit lieb und wert gehalten habe". Luther wohnte in dem Augustinerkloster, das ihm der Kurfürst schenkte, als es die Mönche verlassen hatten. Käthe war eine fleißige und sparsame Hausfrau. Sie baute den Garteu, mästete alljährlich ein Schwein, hielt Kostgänger und vermehrte die Einnahmen, wo es ging. Und das war nötig, denn Luther war sehr gastfrei und freigebig,' fein Einkommen aber gering, da er von seinen Büchern nie einen Gewinn nahm. Kein Armer ging nngespeist und nnbeschenkt aus seiner Thür. Weil er alles für andere that, fehlte es ihm oft selbst an dem Nötigsten. Durch Geschenke half ihm oft der Kurfürst aus dieser und jener Verlegenheit. Seine Kinder lieble Luther gar zärtlich, aber streng erzog er sie in der Zucht und Vermahnung zum Herrn. Sein liebes Söhnlein Hans, dem er den lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, durfte einmal drei Tage nicht vor fein Angesicht kommen. „Ich will lieber einen toten als einen ungeratenen Sohn!" sagte er. Groß war sein Schmerz, als seine vierjährige Magdalene auf dem Sterbebette
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Joachim_Ii Friedrich Katharina_von_Bora Hans
— 108 —
ja einmal mußte sie sich von einer Bettlerin in den Kot stoßen lassen. Alles ertrug sie geduldig und ohne Murren. Später reuete ihren Schwager seine Härte, und er rief die unglückliche Frau zurück. Sie aber sehnte sich nicht nach fürstlicher Pflege, sondern zog nach Marburg an der Lahn und lebte da still und einsam ihrem Gott und ihren Nächsten. Alle ihre Habe gab sie den Armen und behielt nur ein graues Kleid, darin man sie begraben sollte. Auf dem Totenbette tröstete sie die Umstehenden und ist dann in Gottes Frieden dahingefahren.
4. Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser.
1. Wie die Kyffhänsersage entlkand. Der Kyffhäuserberg liegt an der „goldenen Aue", südlich vom Harzgebirge, und trug ehedem eine kaiserliche Pfalz oder Burg. Der Name Kyffhäuser bedeutet „Häuser auf der Kippe". Ein alter Turm ist der einzige Rest aus alter Zeit. Jetzt wird dem Kaiser Wilhelm I., dem Weißbart, auf dem Berge ein großes Denkmal errichtet, weil er das deutsche Reich erneuert und die lange Zwietracht geendet hat. Vor mehr als 700 Jahren herrschte in Deutschland gar gewaltig der Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Stammburg seines edlen Geschlechts war die Burg Hohenstaufen in Schwaben, nicht weit von der Zollernburg. Wegen seines rötlichen Bartes wurde der Kaiser in Italien Barbarossa oder Rotbart genannt. Er zog siebenmal über die Alpen nach Italien, um dort die widerspenstigen Städte zu unterwerfen. Mehr als einmal geriet er in Lebensgefahr. Als Greis unternahm er (1190) einen Kreuzzug in das heilige Land, um Jerusalem und die andern heiligen Orter aus den Händen der Türken zu befreien. Siegreich drang er vor. Aber zum großen Jammer seines Heeres ertrank er in einem Flusse und ward im fernen Lande begraben. Das deutsche Volk glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und hoffte in den traurigen Zeiten, die nach ihm kamen, immer auf seine Wiederkehr. Einer erzählte dem andern, er sei nicht gestorben, sondern säße verzaubert in einem unterirdischen Schlosse des Kyffhäuserberges. Er stütze sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein Bart sei durch und um den Tisch gewachsen. Seine Ritter stünden schlafend umher, und seine Tochter lltchen hüte das verzauberte Schloß. Zuweilen zwinke der Kaiser mit den Augen und schicke einen Zwerg hinauf, damit er nachsehe, ob die Raben noch kreischend um den Berg flögen. Sei dies der Fall, dann müsse er wieder hundert Jahre weiter schlafen. (Vergleiche Rückerts Lied: „Der alte Barbarossa —" und Geibels „Tief im Schlosse des Kyffhäuser —".)
2. Wie zwei Soldaten den Turm erstiegen. Der Turnt, in dem der Kaiser unten schlafen soll, hat keinen Eingang. Nur oben sieht man zwei offene Luken, zu denen man auf vorspringenden Steinen emporklettern kann. Zwei Soldaten wollten den alten Kaiser gern einmal sehen. Aus Tille da stiegen sie auf den Berg und kletterten zu den Luken empor, aber sie fanden sie mit eisernen Läden geschlossen. Unverrichteter Sache kehrten sie um. Als aber die Leute in Tilleda von den Läden hörten, da riefen sie: „O ihr Thoren! Hättet ihr die Läden ausgehoben und mitgenommen, so wären sie zu Gold geworden!" Eilig liefen die Soldaten wieder auf den Berg, aber die Läden an den Luken waren verschwunden.
3. Wie der Kirt von Wennnngen Geräte borgte. Der Hirt in Nennungen wollte Hochzeit machen, hatte aber kein Tischgerät dazu. Da
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Wennnngen_Geräte
Ii _ 43 —
bare Felder. Es zerfällt in 3 getrennte Landesteile an der Ocker (Braun-
schweig), an der Weser (Holzminden mit einer berühmten Baugewerk-
schule), und am Harz (Blankenburg und die berühmte Hermannshöhle bei
den Hüttenwerken von Rübeland). Von Blankenburg geht eine Bergbahn
über den Harz, am Brocken hin, nach Walkenried, eine andere von Wernige-
rode über den Brocken durch das Jlefelder Thal nach Nordhausen.
Wo liegt die gewerbthätige Haupt- und Meßstadt Braunschweig (126)
mit Lessings Standbild, wo Wolfenbüttel (16) mit einer bedeutenden
Bibliothek, wo Holzminden mit seiner berühmten Baugewerkschule und
Blankenburg mit „blanker Burg" auf waldiger Bergeshöhe? Geschichtliches
von Heinrich dem Löwen, Ferdinand von Braunfchw ei g und L es sin gl
b) Das Herzogtum Anhalt (2300 qkm, 295000 Einw.) liegt zu
beiden Seiten der Elbe um Saale- und Muldemündung, ein kleiner Teil im
Unterharz, und ist ein sehr fruchtbares und reiches Land. Wo liegen:
Dessau (51) mit einem Denkmal des alten Dessauers und des Dichters
Wilh. Müller, Bernburg (33) mit altem Felsenschloß, Köthen (22),
Knotenpunkt der Eisenbahn,'das alte Zerbst (17), Ballenstädt am Harz
mit altem Fürstenschlosse?
o) Die Fürstentümer Lippe (1200 qkm, 135 000 Eimv.) und Schanm-
burg-Lippe (300 qkm, 42000 Einw.) liegen zu beiden Seiten der Weser
oberhalb Minden. Auf der Grotenburg über Detmold (12) thront das
Hermannsdenkmal. Es ist im ganzen 57 m hoch, das Schwert 7, der Schild
10 in lang. In einem Beine führt eine Treppe hinauf bis ins Haupt.
Darin können 9 Mann um einen Tisch sitzen. Auf dem Schilde steht: „Treu-
fest!" aus dem Schwerte: „Deutsche Einigkeit meine Stärke, meine Stärke
Deutschlands Macht!" Bückeburg (5) liegt auf dem rechten Weseruser un-
weit Minden. Nördlich davon ist das Steinhuder Meer.
d) Das Fürstentum Waldeck und Pyrmont (1100 qkm, 58000 Einw.)
liegt südlich davon. Das kleine Land ist trotz des bergigen Bodens die
Kornkammer für die Umgegend.
Wo liegt die Residenz Arolsen (3) und Bad Pyrmont?
6) Die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin (13100 qkm,
597000 Einw.) und M.-Strelitz (3000 qkm, 101000 Einw.) liegen aus
und um den seenreichen Mecklenburger Landrücken an der Ostsee; Strelitz ist
viel kleiner und liegt östlich von Schwerin. Die dünne Bevölkerung nimmt
durch Auswanderung ab. Mecklenburg und Oldenburg züchten kräftige Pferde.
Wo liegen die Residenzen Schwerin (36) und Neu-Strelitz (10), wo
der Hasen Wismar (18) und die Universität Rostock (55)? Geschichtliches
von Blücher, geboren in Rostock, Königin Luise, gestorben in Hohenzieritz,
und Theodor Körner, begraben bei Wöbbelin!
5) Das Großherzogtum Oldenburg (6400 km, 374000 Einw.) liegt
zwischen Weser und Ems, von Hannover und der Seeküste umschlossen und
von der Hunte durchflössen. Ein abgetrenntes Stück liegt in der Rhein-
provinz (Birkenfeld) und eins in Holstein (Eutin).
Wo liegt die Hauptstadt Oldenburg (27)?
g) Die 3 freien Reichs- und Hansastädte:
Hamburg (414 qkm, 768000 Einw.), Bremen (255 qkm, 196000
Einw.) und Lübeck (298 qkm, 83 000 Einw.).
Wo liegen sie? Das altertümliche Lübeck (82) beschränkt sich auf den
Ostseehandel; Bremen (161) befördert viele Auswanderer; Hamburg (mit Vor-
orten 705) hat einen Welthandel. Der Hamburger ist stolz, trocken und ver-
schwenderisch wie ein Engländer, der Bremer ruhig, verschlossen, sparsam und
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TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_dem_Löwen Heinrich Ferdinand_von_Braunfchw Ferdinand Theodor_Körner Birkenfeld
— 36 — Ii
Der Hauptfluß der Provinz ist die Elbe, ihr größter Nebenfluß die Saale.
(Beschreibe den Laus dieser Flüsse!) Der Hauptfluß des Thüringer Beckens
ist die Unstrut.
Beschreibe ihren Lauf, der einem liegenden m ähnelt, von Dingelstädt
bis Sömmerda, bis Artern, bis zur Mündung! Wo entspringen, nne lausen
und wo münden ihre Nebenflüsse Gera, Helbe, Wipper und Helme? Zeichne
den Unstrutlauf und gieb die Lage von Mühlhausen, Langensalza.
Weißensee, Sömmerda, Artern, Freiburg, Naumburg, Sonders-
hausen, Nordhausen und Erfurt an!
6. Die Provinz Sachsen nimmt durch Bildung, Fleiß und Wohlhaben-
heit ihrer Bewohner eine hohe Stelle ein. Besonders fruchtbar sind die
Thaler der Unstrut und Helme (goldene Aue), die Magdeburger und Halber-
städter Börde. Weniger ergiebig, aber doch sorgfältig angebant ist das Eichs-
seid und das sandige rechte Elbufer. Rübenzucker-Fabriken und Salzwerke
giebt es viele in der Provinz.
7. Sie zerfällt in die Regierungsbezirke Magdeburg (nördlich), Merse-
bürg (östlich) und Erfurt (südlich).
Wo liegen: das feste und verkehrsreiche Magdeburg (230), Staßfurt
mit mächtigen Salzlagern, Schönebeck, die wichtigste Saline Preußens,
Halberstadt, Quedlinburg und Aschersleben (wo die Provinz nur I Meile
breit ist), Merseburg, Halle (157), Eisleben, Wittenberg, Torgau,
Lützen, Gr.-Görschen, Roßbach, Auerstädt, und was weißt du Ge-
schichtliches von diesen Orten? Wo liegen: die alte Hauptstadt Thüringens und
die Meisterin des Gartenbaues Erfurt (86) mit schönem Dome und großer
Glocke, das rege Nordhausen (30) mit seinen vielen Branntweinbrennereien,
das saubere «und regsame Mühlhausen (33), Langensalza, Heiligen-
stadt, Schleusingen und Ziegenrück?
Wie ein duftiger Schleier wehen viele Sagen um den Kyffhäuser. In
der Tiefe des Berges soll Barbarossa jahrhundertelang geträumt haben, während
die Raben der Zwietracht um die verfallene Burg krächzten. Dort errichteter?
die deutschen Knegervereine Kaiser Wilhelm I., dem Einiger Deutschlands, ein
großartiges Denkmal. Der schön bewaldete Berg, aus dem man Mühlsteine
bricht, setzt den stolzen Fuß aus den fetten Boden der goldenen Aue, die ehe-
mals ein See gewesen ist. Weithin überschaut man die fruchtbare Ebene, die
von dem Südabhange des Harzes gesäumt und von der Helme durchflössen ist.
Noch heute verdient sie das Lob, welches ihr einst ein Graf von Stolberg
spendete, da er aus Palästina heimkehrte: „Gott behüte das gelobte Land, ich
lobe mir dafür die güldene Aue!" Eine Schwesterburg des Kpsshäuser ist die
Rotenburg auf einem vorspringenden Gipfel desselben Bergzuges. Die Be-
Herrscherin der goldenen Aue im W. ist Nordhausen.
14. Die Provinz Schleswig-Holstein.
(Flächeninhalt: 19000 qkm. _ Bevölkerung: 1,3 Mill, Einw.)
1—3. Die Provinz Schleswig-Holstein nimmt den südlichen Teil der
jütischen Halbinsel ein und hat etwa den 19. Teil der Fläche und den 25.
der Bevölkerung Preußens. (Grenzen?)
4. Der Boden zeigt drei verschiedenartige Streifen. An der Ostküste
zieht sich der holsteinische Landrücken hinaus. Seine östlichen Abhänge
sind mit schönen Buchenwäldern bekleidet. Dazwischen sind fischreiche Seen
eingebettet und blaue Buchten tief ins Land eingeschnitten. In der Mitte
zieht sich die sandige Heide hinauf. An der Westküste liegen zwischen 6—10 m
hohen Dämmen die fetten Marschen mit ihren lachenden Fluren und Wiesen.
„Mit silbernem Pfluge könnten wir ackern, wenn wir die kostspieligen Deiche
nicht zu unterhalten brauchten!" behaupten die Marschbauern.
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— 40 — Ii
Gegenden hat die Grafschaft Mark. Da ist ein „Felsenmeer", wo Riesen mit
wüsten Felsblöcken Ball gespielt zu haben scheinen.
7. Die Provinz zerfällt in 3 Regierungsbezirke: Münster, Minden
und Arnsberg.
Wo liegen Münster (63) (Wiedertäufer und westfälischer Friedei), Minden
(22), die Wächterin der westfälischen Pforte, die durch Leinwandhandel berühmten
Städte Herford und Bielefeld (62), der Bischofssitz Paderborn (2v), Dort-
mund (142), Mittelpunkt der Kohlen-und Eisenindustrie, mit der uralten Feni-
linde, Hamm (29), Knotenpunkt der Eisenbahnen, das fluren- und gartenreiche
Soest (15) und Arnsberg?
18. Die Rheinprovinx.
(Flächeninhalt: 27 000 qkm. — Bevölkerung: 5,2 Mill. Eiliw.)
1—3. Rheinland ist die westlichste und volkreichste preußische Provinz;
neun Städte haben mehr als 50000 Einwohner. Sie hat fast ]/i3 der
Fläche und der Bevölkerung Preußens; 3k davon sind katholisch. Der
südliche Teil liegt im Gebiete des rheinischen Schiefergebirges, der nördliche
in der niederrheinischen Tiefebene. (Grenzen?)
4. 5. Gebirge find: Westerwald, Sieben gebirge, H uns rück, Ei fel,
Venn; Flüsse: Rhein, Lahn, Sieg, Ruhr, Lippe, Nahe und Vissel.
Bezeichne die Lage der Gebirge, Quelle, Lauf und Mündung der Flüsse!
6. Etwa 2/5 find Ackerland, das übrige Wald, Wiese, Weide, Wasser
und Wüstung. Obst- und Weinbau, Handel und Gewerbe, besonders in
Eisen, Leinen- und Wollwaren, blühen.
Der Rhein ist stets von Dampfschiffen und Kähnen belebt; rechts und
links auf feinen Ufern pfeifen und fliegen stündlich Eisenbahnzüge stromauf,
stromab. Der Rhein, das Paradies Deutschlands, ist die große Heerstraße aller
Reisenden, die Gewinn oder Freude suchen. Menschen aller Zungen kommen
hier zusammen; auf jedem Dampfschiff hört man ein Sprachgemisch. An vielen
Stellen hat man den Rhein durch Dämme eingeengt, um tieferes Fahrwasser
zu erhalten. Bei Hochwasser und Eisgang spottet er dieser Fesseln und macht
sich wieder zum Herrn des ganzen Thales. Nirgends erscheint alte und neue
Zeit so nahe zusammengerückt wie am Rhein. Unten brausen auf geraden
Dämmen neben Telegraphendrähten die Bahnzüge durchs Thal. Die weiß-
schimmernden Städte mit fleißiger, froher Bevölkerung wachsen aus den alten
Thoren und Mauern in immer neuen Straßenzeilen. Die rundlichen Hügel
und steilen Hänge des Ufers sind mit Reben bepflanzt, und das fröhliche Volk
der Winzer schafft in den Weinbergen. Die Gipfel sind von Burgen gekrönt,
die entweder immer mehr verwittern oder erneuert worden sind, so Stolzenfels
bei Koblenz. Glockengeläut schallt weihevoll überall durch das Rheinthal.
Im Regierungsbezirk Düsseldorf liegt das Wupperthal, das ehemals
bergische Land. Die Wupper breitet mit ihren Zuflüssen ein Netz über die
Gegend, von dem jede Masche eine Fabrikanlage hat. Das Thal hat ziemlich
steile Wände. Im weitesten Thalkessel liegen die Schwesterstädte Elberfeld
und Barmen. Auf allen Hängen und in allen Senkungen sind Häusergruppen
mit fleißigen Menschen. Hier ist die dichteste Bevölkerung des preußischen
Staates. Überall rauscht, rollt, rasselt, schleift, schnurrt, hämmert, ächzt und
wimmelt es von Maschinen, Wagen, Karren und Menschen. Bänder, Leinen-,
Baumwollen- und Wollenstosfe jeder Art, Schneidewerkzeuge von den kleinsten bis
zu den größten entstehen in diesem Thale durch die Hände der Weber und Schmiede.
7. Die Provinz zerfällt in die Regierungsbezirke: Koblenz, Köln,
Düsseldorf, Aachen und Trier.
Wie liegen sie zu einander? Wo liegen: das starke und schöne Koblenz
(40) mit seiner Felsenfestung Ehrenbreitstein, das alte und lebhafte Köln
«mit Vororten 371), Mittelpunkt des rheinischen Handels, mit seinem herrlichen
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossas Friedrich Barbarossas Heinrich_I. Heinrich_I. Hedwig Heinrich_Ii Heinrich Johann_von_Böhmen Johann Johann Kasimir_Ii Karls
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zu verhüten, indem er die Geschwister aus andere Weise entschädigte. Dadurch trug die Idee des Staates den Sieg über die familiären Ansprüche davon. Zugleich übernahm er in dem Minister von Dunkelmann einen Mann voll Entschlossenheit und Thatkraft.
A. Friedrich Iii. als Kurfürst, 1688—1701.
1. Seine Teilnahme an den europäischen Streitigkeiten.
a) Die europäischen Verhältnisse wurden damals von „der Verbindung Ludwigs Xiv. mit Jakob Ii. von England beherrscht. Da dieselbe eine Gefahr für Deutschland und die Niederlande in sich schloß, so unterstützte Friedrich trotz der verlockendsten Anerbieten von seiten Frankreichs die Expedition Wilhelms Iii., des Statthalters der Niederlande, nach England, durch die sich derselbe als Schwiegersohn Jakobs Ii. die Krone Großbritanniens erwarb, 1688. Auch den Kaiser und Spanien hatte der Kurfürst zur Zustimmung veranlaßt.
b) Gleichzeitig hatte Friedrich Gelegenheit, für Deutschland einzutreten, als Ludwig Xiv. die Ansprüche auf die erledigte Pfalz mit einer furchtbaren Verwüstung derselben durchzusetzen begann (der pfälzische Krieg, 1688—1697). Der Kurfürst sandte ein Heer an den Niederrhein, während die Reichstruppen sich gegen Mainz wandten. Trotz des Bündnisses, das der Kaiser mit Holland, Spanien und England schloß (erste Koalition katholischer und protestantischer Fürsten gegen eine Macht), und trotz bedeutender Anstrengungen Brandenburgs brachte der Friede zu Ryswijk 1697 den Verbündeten keinen Gewinn, und er war nur als ein Waffenstillstand anzusehen.
e) Endlich stellte der Kurfürst dem Kaiser Hilfstruppen im Kriege gegen die Türken, 1683—1699, die, von Ludwig Xiv. angetrieben, unter dem Großvezier Kam Mustapha gegen Wien vorgerückt, von deni Polenkönige Johann Sobieski aber auf dem Kahlenberge zurückgeschlagen worden waren. Die Brandenburger kämpften in den Schlachten bei Salankemen und Zenta, welche die Entscheidung und den Frieden zu Karlowitz herbeiführten.
2. Die Erwerbung der Königskrone, 1701. Der Friede zu Ryswijk hatte, da die brandenbnrgifchen Gesandten von den Verhandlungen ausgeschlossen waren, die Unzulänglichkeit der Stellung Brandenburgs hinlänglich bewiesen. Der Kurfürst schrieb diese Mängel
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iii Friedrich Ludwigs Jakob_Ii Friedrich Friedrich Wilhelms Wilhelms Jakobs Friedrich_Gelegenheit Friedrich Ludwig_Xiv Ludwig Ludwig_Xiv Ludwig Mustapha Polenkönige_Johann_Sobieski Johann Zenta
Extrahierte Ortsnamen: England Deutschland Niederlande Frankreichs Niederlande England Spanien Deutschland Mainz Holland Spanien England Brandenburgs Wien Brandenburgs