64 Zweiter Teil. Das Mittelalter.
schwäbischer Abstammung (Stammburg in der schwäbischen Alp), begegnen uns die Grafen von Zollern zuerst als Burggrafen von Nürnberg. Durch persönliche Tüchtigkeit und besonders auch durch thatkräftige Unterstützung der Kaiser (z. B. Rudolfs von Habsburg) bringen sie es in dieser Stellung allmählich zu hohem Ansehen und großer Macht. Als nun Burggraf Friedrich Vi. dem Kaiser Sigismund bei dessen Kaiserwahl und ersten Regierungshandlungen wesentliche Dienste geleistet hatte, erhielt er zum Lohne dafür die Belehnung mit der Mark Brandenburg. Dieselbe wurde 1417 in feierlichster Weise am 18. April 1417 während des Konzils zu Konstanz auf dem Markte vollzogen, in Gegenwart einer auserlesenen Versammlung (Kurfürsten von Pfalz und Sachsen mit Scepter und Schwert!). Dadurch wurde Friedrich Kurfürst und Reichserzkämmerer. Er stellte nun in der Mark die unter den Luxemburgern eingerissene heillose Unordnung (räuberischer Landadel, Quitzows n. a.) ab und verharrte in seinem freundschaftlichen, helfenden Verhältnis zu Reich und Kaifer. Seine Nachfolger (Friedrich Ii.; Albrecht Achilles 1470 — 1486; Johann Cicero, Joachim Nestor n. s. w.) wußten durch eine kluge Politik und durch persönliche Tüchtigkeit die Bedingungen für eine glückliche Zukunft des Landes immer günstiger zu gestalten.
I. Repetition (V. Periode ca. 1250—1517).
§ 33. 1250—1273 Interregnum, Zeit der Anarchie. Faustrecht und Raubrittertum. Strand- und Grundruhrecht. Selbsthilfe der Städte: rheinischer Städtebund 1254.
1273 — 1291 Rndols von Habsburg. Sein Sieg über Ottokar von Böhmen auf dem Marchfelde 1278: Begrüudung der habsbnrgi-gischen Macht in Österreich. — Rudolfs segensreiche Thätigkeit zur Beseitigung der Raubritterburgen.
1292 — 1298 Adolf von Nassau, von den Fürsten trege.i seines Strebens nach Hausmacht abgesetzt.
1298 — 1308 Albrecht I., Sohn Rudolfs, ermordet durch Johannes Parricida aus Privatrache.
1308 — 1313 Heinrich Vii., aus dem Hause Luxemburg, versucht noch einmal, den alten Glanz des Kaisertums herzustellen. Sein Zug nach Italien (Dante). Er stirbt plötzlich bei Siena.
§ 34. Zwischen Papsttum und Kaisertum bricht aufs neue Streit aus: der unter französischem Einfluß stehende Papst (babylonisches Exil der Päpste zu Avignon 1305—1377) erhebt den Anspruch, daß die Wahl des deutschen Kaisers seiner Genehmigung bedürfe. Unter König Ludwig Iv. dem Bayern (1313—1347; sein Gegenkönig Friedrich der Schöne bei Mühldorf 1322 besiegt) treten die Fürsten in dem Kurverein zu Reuse 1338 diesem Anspruch entgegen: der Papst soll gar keinen Einfluß bei der Kaiser-
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Rudolfs_von_Habsburg Rudolfs Friedrich_Vi Friedrich Sigismund Friedrich_Kurfürst Friedrich Friedrich_Ii Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Johann_Cicero Johann Joachim_Nestor Habsburg Ottokar_von_Böhmen Ottokar Rudolfs Adolf Albrecht_I. Albrecht_I. Rudolfs Johannes_Parricida Heinrich_Vii Heinrich Ludwig_Iv Ludwig Friedrich_der_Schöne Friedrich
§ 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken. 65
wähl haben. Dieser Beschlnß wird zum Reichsgesetz erhoben durch die goldene Bulle 1356, in welcher überhaupt der Vorgang der Kaiserwahl endgiltig geregelt wird: Einsetzung des Kurfürstenkollegs! Dieses Gesetz wurde erlassen unter Kömg Karl Iv. (1347— 1378 ^„Böhmens Vater, des Reiches Erzstiefvater^). Durch ihn 1348 Gründung der ersten deutschen Universität in Prag.
§ 35. In der zweiten Hälfte des Mittelalters großer Aufschwung der Städte. Im Innern mehr und mehr der Selbstverwaltung teilhaftig, 3“L‘ ^®slhrun9 und Stärkung ihrer äußeren Interessen zu großeu Bündnissen zusammen: a) Die Hansa, Bund vorzugsweise der Küstenstädte der Nord- und Oltsee; Zweck: Förderung und Schutz des Seehandels. Gebietende Stellung der Hansa gegenüber den nordischen Reichen, b) Der rheinische Städtebund, löst sich gegen Ende des 14. Jahrhunderts mehr und mehr auf. c) Der schwäbische Städtebund entwickelt sich im Gegensatz zu den süddeutschen Landesherren zu großer Macht. Sieg über Eberhard von Württemberg bei Reutlingen 1377. Die Macht des Bundes sinkt gegen Ausgang des Mittelalters.
<rrr ^6- Gegen die Mißstände in der Kirche treten auf: in England Wrclef ca. 1360, m Deutschland (Böhmen) Huß ca. 1400. Man suchte eine Reformation an Haupt und Gliedern durchzusetzen durch große
m ®0n5tl äu ^i'a 1409' b) Konzil zu Konstanz ca. 1415 c) Konzil zu Basel ca. 1440. Keines erreicht seinen Zweck. Doch ist das Konstanzer Konzil sehr wichtig a) durch die dort vollzogene Verurteilung und Verbrennung von Huß; b) durch die von Kaiser Sigismund (1410—1437) vollzogene Belehnung des Burggrafen Friedrich von Nürnberg mit dem Kurfursteutum Brandenburg (1417).
s a 137‘ .Vorgeschichte Brandenburgs. Ursprüngliche slavische Bevölkerung durch Heinrich I. und Otto I. christianisiert (Markgras Gero und die „Nord-nlv f unter den Frankenkönigen vernachlässigte Germanifierung dieser Gebiete nimmt wieder auf ca. 1135 Albrecht der Bär aus dem Hau se
iqjfwä" rs ”Un0an Aufblühen Brandenburgs. Aussterben der Askanier 1320 (Waldemar). Zerrüttung der Mark unter den bayerischen und luxemburgischen pursten. 1356 wird Brandenburg durch die goldene Bulle Kurfürstentum. 1417 die Hohenzollern Kurfürsten von Brandenburg, Herstellung der Ordnung durch eine Reihe vortrefflicher Herrscher.
8 38. Die Eroberung von Konstantinopel durch die Türken.
Zwischen der Welt des Morgenlandes und der des Abend-lllndes hatte seit Stiftung des Mohammedanismus beständiger Widerstreit nicht aufgehört. Die Araber waren zwar von der Besitznahme Frankreichs durch Karl Martells Sieg bei Poitiers 732 abgehalten worden, doch hatten sie in Spanien festen Fuß aefakt und Jahrhunderte lang behalten, trotzdem sie in beständigem Kampfe Mit den christlichen Königen und Rittern (der Cid!) lagen.
Wychgram, Lehrbuch der Geschichte, ii. r
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Extrahierte Personennamen: Karl_Iv Karl Eberhard_von_Württemberg Sigismund_( Friedrich_von_Nürnberg Friedrich Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Gero Albrecht Waldemar) Karl_Martells Karl
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Philipp_V._König Philipp_V. Ludwig_Xiv Ludwig Romanow Karl_Xii Karl Karl Karl Peters Friedrichs_I. Albrecht_Achilles Albrecht Joachim Joachim_Ii Friedrich_Ii Friedrich Joachim
— 82 —
machten. An seine Thür schrieben sie: „Joachimcheu, hüte dich; sangen wir dich, so hangen wir dich!" Sie legten ihm einen Hinterhalt, er aber entging ihnen durch die Warnung eines treuen Bauern. In einem Jahre ließ er 70 dieser Räuber hinrichten. Ein Oheim warnte ihn, also gegen den Adel seines eigenen Landes zu wüten. Ihm antwortete er: „Nicht adeliges, sondern nur Schelmenblut habe ich vergossen. Wären diese redliche Edelleute gewesen, so hätten sie keine Verbrechen begangen!" In Berlin gründete er das Kammergericht, das in Streitsachen den letzten und höchsten Spruch fällte. Die Juden verfolgte er grausam und jagte sie aus dem Lande. Lnthern und seinem Werke war er feind. Trotzdem breitete sich die neue Lehre in seinem Lande aus, und sogar die Knrfüstin Elisabeth bekannte sich heimlich dazu. Sie mußte aber vor dem Zorn ihres Gatten bei Nacht und Nebel nach Sachsen fliehen. Hier lebte sie in fleißigem Verkehr mit Luther bis nach dem Tode ihres Mannes. Ihre Söhne holten sie dann zurück und traten beide zur evangelischen Kirche über, Kurfürst Joachim Ii. im Jahre 1539. Sein Wahlspruch war: „Allen wohlzuthun ist Fürstenart." Durch einen Erbvertrag mit den schlesischen Herzögen erwarb er das Recht auf Schlesien, das später Friedrich der Große zur Geltung brachte. Auch die Erwerbung Preußens bereitete er vor.
11. Wie Luther in seiner Familie lebte. Luther verheiratete sich 1525 mit Katharina von Bora und führte mit ihr ein glückliches Eheleben. Er rühmte selbst: „Mir ist's, gottlob, wohlgeraten, denn ich habe ein frommes und getreues Weib!" In seinem Testamente bezeugte er seiner Käthe, „daß sie ihn allezeit lieb und wert gehalten habe". Luther wohnte in dem Augustinerkloster, das ihm der Kurfürst schenkte, als es die Mönche verlassen hatten. Käthe war eine fleißige und sparsame Hausfrau. Sie baute den Garteu, mästete alljährlich ein Schwein, hielt Kostgänger und vermehrte die Einnahmen, wo es ging. Und das war nötig, denn Luther war sehr gastfrei und freigebig,' fein Einkommen aber gering, da er von seinen Büchern nie einen Gewinn nahm. Kein Armer ging nngespeist und nnbeschenkt aus seiner Thür. Weil er alles für andere that, fehlte es ihm oft selbst an dem Nötigsten. Durch Geschenke half ihm oft der Kurfürst aus dieser und jener Verlegenheit. Seine Kinder lieble Luther gar zärtlich, aber streng erzog er sie in der Zucht und Vermahnung zum Herrn. Sein liebes Söhnlein Hans, dem er den lieblichen Brief von dem schönen Garten schrieb, durfte einmal drei Tage nicht vor fein Angesicht kommen. „Ich will lieber einen toten als einen ungeratenen Sohn!" sagte er. Groß war sein Schmerz, als seine vierjährige Magdalene auf dem Sterbebette
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Extrahierte Personennamen: Elisabeth Joachim_Ii Friedrich Katharina_von_Bora Hans
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ja einmal mußte sie sich von einer Bettlerin in den Kot stoßen lassen. Alles ertrug sie geduldig und ohne Murren. Später reuete ihren Schwager seine Härte, und er rief die unglückliche Frau zurück. Sie aber sehnte sich nicht nach fürstlicher Pflege, sondern zog nach Marburg an der Lahn und lebte da still und einsam ihrem Gott und ihren Nächsten. Alle ihre Habe gab sie den Armen und behielt nur ein graues Kleid, darin man sie begraben sollte. Auf dem Totenbette tröstete sie die Umstehenden und ist dann in Gottes Frieden dahingefahren.
4. Friedrich Barbarossa im Kyffhäuser.
1. Wie die Kyffhänsersage entlkand. Der Kyffhäuserberg liegt an der „goldenen Aue", südlich vom Harzgebirge, und trug ehedem eine kaiserliche Pfalz oder Burg. Der Name Kyffhäuser bedeutet „Häuser auf der Kippe". Ein alter Turm ist der einzige Rest aus alter Zeit. Jetzt wird dem Kaiser Wilhelm I., dem Weißbart, auf dem Berge ein großes Denkmal errichtet, weil er das deutsche Reich erneuert und die lange Zwietracht geendet hat. Vor mehr als 700 Jahren herrschte in Deutschland gar gewaltig der Kaiser Friedrich Barbarossa. Die Stammburg seines edlen Geschlechts war die Burg Hohenstaufen in Schwaben, nicht weit von der Zollernburg. Wegen seines rötlichen Bartes wurde der Kaiser in Italien Barbarossa oder Rotbart genannt. Er zog siebenmal über die Alpen nach Italien, um dort die widerspenstigen Städte zu unterwerfen. Mehr als einmal geriet er in Lebensgefahr. Als Greis unternahm er (1190) einen Kreuzzug in das heilige Land, um Jerusalem und die andern heiligen Orter aus den Händen der Türken zu befreien. Siegreich drang er vor. Aber zum großen Jammer seines Heeres ertrank er in einem Flusse und ward im fernen Lande begraben. Das deutsche Volk glaubte nicht an den Tod des herrlichen Helden und hoffte in den traurigen Zeiten, die nach ihm kamen, immer auf seine Wiederkehr. Einer erzählte dem andern, er sei nicht gestorben, sondern säße verzaubert in einem unterirdischen Schlosse des Kyffhäuserberges. Er stütze sein Haupt auf einen Marmortisch. Sein Bart sei durch und um den Tisch gewachsen. Seine Ritter stünden schlafend umher, und seine Tochter lltchen hüte das verzauberte Schloß. Zuweilen zwinke der Kaiser mit den Augen und schicke einen Zwerg hinauf, damit er nachsehe, ob die Raben noch kreischend um den Berg flögen. Sei dies der Fall, dann müsse er wieder hundert Jahre weiter schlafen. (Vergleiche Rückerts Lied: „Der alte Barbarossa —" und Geibels „Tief im Schlosse des Kyffhäuser —".)
2. Wie zwei Soldaten den Turm erstiegen. Der Turnt, in dem der Kaiser unten schlafen soll, hat keinen Eingang. Nur oben sieht man zwei offene Luken, zu denen man auf vorspringenden Steinen emporklettern kann. Zwei Soldaten wollten den alten Kaiser gern einmal sehen. Aus Tille da stiegen sie auf den Berg und kletterten zu den Luken empor, aber sie fanden sie mit eisernen Läden geschlossen. Unverrichteter Sache kehrten sie um. Als aber die Leute in Tilleda von den Läden hörten, da riefen sie: „O ihr Thoren! Hättet ihr die Läden ausgehoben und mitgenommen, so wären sie zu Gold geworden!" Eilig liefen die Soldaten wieder auf den Berg, aber die Läden an den Luken waren verschwunden.
3. Wie der Kirt von Wennnngen Geräte borgte. Der Hirt in Nennungen wollte Hochzeit machen, hatte aber kein Tischgerät dazu. Da
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Wilhelm_I. Wilhelm_I. Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Barbarossa Barbarossa Barbarossa Wennnngen_Geräte
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der Einbildung des nächtlichen Wanderers Gestalt, und er sieht hier
Zwerge und dort Riesen ihr Wesen treiben, und das ist der Grund
dafür, daß es ebeu in den großartigsten und wildesten Thälern von
Sagen wimmelt. Fast jeder Felsen und jeder Schlund hat seine be-
sondere Geschichte.
Prinzessin Ilse. Hoch oben aus dem Jlsenstein stand einst-
mals das prächtige Schloß des Harzkönigs Jlsnng. Seine Tochter,
die Prinzessin Ilse, übertraf an Schönheit und Anmut alle Jung-
sraueu in weiter Runde. Unten im Thale aber, wo heute das Schloß
von Jlseuburg liegt, wohute eine böse Zauberin mit ihrer einzigen
Tochter, der garstigen Trnte. Als eines Tages ein junger Ritter,
der stattliche Rolf, aus Abenteuer ausging und durch die Harzwälder
streifte, bestürmte die rothaarige Trute ihre Mutter, die alte Zauberin,
ihr einen Liebestrank für Rolf zu brauen.
Rolf verliebte sich auch wirklich heftig in Trute, floh aber in
die Nähe von Jlfuugs Schloß, als die Hexeusäfte uach kurzer Zeit
ihre Kraft verloren.
Im frifchgrünen Tannenwalde traf er dann das wunderholde
Königskind Jlfe, und als er ihr in das liebliche, von goldenein Haar
umwallte Angesicht sah, da war es dieses Mal ohne Zauberkräfte uin
sein Herz geschehen. Nachdem er sich nun bald durch seinen edlen
Mannesmut die Gunst der reizenden Ilse erworben hatte, versprach
der König, ihn zu seinem Eidam anzunehmen.
Aber voller Wut veruahmeu Trute und ihre Mutter die Vor-
gänge, und die Alte beschloß, grausame Rache zu übeu. Sie machte
eiueu Vertrag mit dem bösen Beherrscher des Blocksberges, und dieser
sandte in der Walpurgisnacht eine mächtige Wasserflut von dem
Brocken hiuab ins Thal. Die wilden Gewässer unterwühlten den
Felsen, auf welchem Jlfungs Schloß stand, und die prächtige Burg
mit Zinnen und Türmen versank in die grauenhafte Tiese. Nur die
behende Ilse rettete sich auf die äußerste Felsspitze des Jlsensteines,
und noch heute, in nächtlicher Stille, wenn der Mond mit mattein
Scheine die Felsen im Thale beleuchtet, wandelt das einsame Königs-
kind durch die grünen Farrenkräuter und Gräser am User des rauschenden
Bergstromes, welcher ihren Namen trägt.
Sobald aber die Morgenröte anbricht, muß sie zurückkehren in
ihr versunkenes Schloß unter dein Jlsenstein, und iu alte zottige
Tannen, wie sie am Fuße oes Jlseusteins vielfach stehen, verwandelt
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86
höheren Staatsbeamten, wie Herzogen u. s. w., ein hoher Adel,
dessen Macht den größten Einfluß auf die Verwaltung des Reiches
übte und den Königen selbst gefährlich wurde. Ja jene mußten nach
und nach wahre Landesfürsten werden, da sie von ihren großen
Lehnsgütern wieder an kleinere Besitzer vergaben, um diese zu beson-
derer Treue und Dienstleistung gegen sich zu verbinden, und dadurch
ihre Macht zu erhöhen (Afterlehen, Afterlehnsleute). Diese
standen darum nur mittelbar unter dem Kaiser. Doch erwehrten
sich viele kleinere Gutsbesitzer, bald auch die Bürger vieler Städte,
solcher drückenden Verhältnisse und bildeten die sogenannte unmit-
telbare Reichsritterschaft und freien Städte.
So begann Teutfchland in eine Vielherrschaft zu zerfallen, welche
der Einheit und Kraft des Ganzen sehr nachtheilig ward. Und doch
wäre diese nie nöthiger gewesen als um diese Zeit, da Teutfchland von allen
Seiten von Feinden angefallen und schrecklich verwüstet wurde. So beson-
ders von den Ungarn oder Magyaren, welche, ein kühnes und wildes
Reutervolk, das aus Asien gekommen, von ihren heutigen Wohnsitzen
aus alljährlich verheerende Raubzüge in die benachbarten Länder unter-
nahmen; und von den Normannen, welche auf ihren flachen, zahl-
losen Kähnen den Rhein herauf bis Koblenz vordrangen. Aus
Teutfchland schlug sie zwar Arnulf (großersieg bei Löwen 891),
und aus England Alfred der Große (ch 901) zurück. Aber in
Frankreich mußte man ihnen eine der schönsten Provinzen, die von
ihnen genannte Normandie, abtreten (Rollo 911), welche ihre
Herzoge als ein Lehen von Frankreich beherrschten. Einer derselben,
Wilhelm der Eroberer, ging nach England hinüber und wurde
durch die blutige Schlacht bei Hastings 1066 Herr des Landes.
Da seine Nachfolger als Herzoge der Normandie zugleich Vasallen
der Könige von Frankreich waren, so entstanden aus solchem Ver-
hältnisse durch das ganze Mittelalter hindurch zwischen Frankreich und
England langwierige und heftige Kämpfe. (Das Mädchen von
Orleans, Jeanne d'a r c, 1429 zur Zeit des Königes Karl Vii.).
Erst 1558 verloren die Engländer mit Calais ihre letzte Besitzung
in Frankreich.
Auch in Unteritalien hatten sich normännische Schaaren
niedergelassen, und dort, wie in Sicilien, seit 1050, ein blühendes
Königreich gestiftet.
8- 64.
Die sächsischen Kaiser. 918 — 1024.
Nach dem Ausgange der Karolinger (911) wählten die Teut-
schen, der alten Sitte eingedenk, Konrad I. (911—918), einen frän-
kischen Grafen, zum Könige.
Von dieser Zeit an war Teutfchland ein Wahlreich, was viel
zur Zersplitterung desselben beitrug, obgleich man gern bei einer
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Extrahierte Personennamen: Rollo Wilhelm Jeanne_d'a Karl_Vii Karl Konrad_I.
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Asien Rhein England Frankreich Frankreich England Frankreich Frankreich England Frankreich Unteritalien Sicilien
91
Anderer Anführung voraus, bezeichneten ihren Zug durch blutige
Verfolgungen der verhaßten Juden, kamen aber selbst größtentheils
um. Das Hauptheer unter Gottfried von Bouillon, Herzog
von Niederlothringen; seinem Bruder Balduin, Grafen von Flan-
dern ; Robert, Herzog der Normandie; Raimund, Grafen von Tou-
louse; Boemund, Fürsten von Tarent; Tancred, seinem ritter-
lichen Neffen, und vielen anderen Helden, kam im Spätjahre 1096 in
Constantinopel an. Doch fehlte Einheit und Plan beim ganzen
Unternehmen. Darum kamen von dem Ungeheuern Heere, wohl gegen
300.000 Mann stark, nach unsäglichen Mühen und Leiden, und un-
ter beständigen Kämpfen mit den Türken in Kleinasien kaum
30.000 streitbare Männer am 6. Juni 1099 in der Nahe Je-
rusalems an. Als das Heer die heil. Stadt erblickte, sielen Alle
auf die Kniee, küßten den Boden und weinten Thränen des Dankes
und der Freude. Nach einer mühevollen Belagerung ward endlich,
15. Juli 1099, im blutigen Kampfe die heil. Stadt erstürmt. Der
fromme Gottfried, der unter den Ersten die Mauer erstiegen, ward
nun zum Könige von Jerusalem gewählt; aber er wollte da keine
Königskrone tragen, wo der Erlöser die Dornenkrone trug, und
nannte sich nur Schutzherr des heil. Grabes. Erst als Gott-
fried 1100 starb, nahm sein Bruder und Nachfolger Balduin
den Titel eines Königs an. Aber das neue Reich, das sich längs
des Mittelmeeres von Antiochia bis gegen Ägypten hin erstreckte,
konnte sich bei der wachsenden Macht der Sarazenen nur durch
neue Züge und Verstärkungen, die von jetzt an von Zeit zu Zeit aus
Europa herbeikamen, erhalten. So brachen 1147, vorzüglich durch
den heil. Bernhard von Clairvaur bewogen, der teutschekai-
ser Konrad Iii. und der französische König Ludwig Vii. dahin
auf. Allein die alten Ursachen, Verrätherei der Griechen, Unbekannt-
schaft mit Ort und Klima, Angriffe der immer zahlreicher werden-
den Türken, Uneinigkeit und Eifersucht der Christen untereinander
vereitelten auch den glücklichen Erfolg dieses Kreuzzuges. Darum
gelang es dem tapferst und edelmüthigen Sultan von Ägypten, Sa-
ladin, nach einem blutigen Siege über die Christen bei Liberias, die
heil. Stadt zu erobern (1187). Mit Schrecken und Unmuth erfüllte
die Kunde hievon das Abendland. Da unternahmen sogleich der
teutsche Kaiser Friedrich I. und die Könige Richard Löwen-
herz von England und Philipp August von Frankreich den drit-
ten großen Kreuzzug. Wohlgeordnet und siegreich drang das teut-
sche Heer, unter dem allein über 20,000 Ritter waren, in Kleinasien
vor.^ Aber in Syrien starb der greise Friedrich plötzlich durch
Erkältung in einem Flusse (1190); da schwand mit dem Haupte des
Ganzen auch die Einigkeit der Glieder. Große Noth kam über die
Pilger, die sich meist zerstreuten; den Rest führte des großen Kaisers
edler Sohn, der Herzog Friedrich von Schwaben, vor Ptolemais
oder Akko, wo sich die Franzosen und Engländer, die zur See an-
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Extrahierte Personennamen: Gottfried_von_Bouillon Balduin Robert Raimund Gottfried Balduin Bernhard_von_Clairvaur Konrad_Iii Konrad Ludwig_Vii Ludwig Friedrich_I. Friedrich_I. Philipp_August_von_Frankreich Philipp August Friedrich Friedrich Friedrich_von_Schwaben Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Niederlothringen Tarent Constantinopel Kleinasien Jerusalem Antiochia Europa Liberias England Kleinasien Syrien Akko
160
Vater die mit dem Herzogthume Kärnthen verbundene Mark
Verona zur Verwaltung erhalten, und daher dentitel Markgraf
angenommen, welcher nachher auf seine ganze Nachkommenschaft
überging; alsantheil aus dem zähringischen Familiengute aber besaß
er die Herrschaft Hochberg im Breisgau mit einigen anderen
Stücken. Hermann wäre also eigentlich der Stammherr des
hochbergischen Hauses; aber durch seine Gemahlinn Jtha, eine
Tochter aus dem uralten Grafengeschlechte von Eber stein, erheira-
thete er die Burg Baden im Osgau, mit dem gleichnamigen
Flecken, welcher sich aus den Trümmern der römischen Bäderstadt
Aurelia erhoben hatte; worauf sein Sohn, Hermann Ii., daselbst
seinen Sitz nahm und sich Markgraf von Baden nannte (um
1100).
Im vierten Geschlechte nach Hermann demheiligen trennte
sich das badische Haus zum erstenmal in zwei Linien, durch Her-
mann V. und Heinrich I., die Söhne Markgraf Hermanns
Iv., welcher auf einem Kreuzzuge im heiligen Lande gestorben war
(1190); der ältere behielt Baden (wozu er noch die Städte Dur-
lach und Ettlingen erwarb), der jüngere dagegen empfing die
Stammherschaft Hochberg, und erscheint somit als Stifter des
hochbergischen Markgrafengeschlechts, das 1417 ausstarb,
worauf dessen Besitzungen an Baden zurückfielen.
Aber der erste eigentliche Gründer der Markgrafschaft Baden
als eines Fürstenthums, war Rudolph I. (f 1288), der zweite
Sohn Markgraf Hermanns V. Denn dieser Fürst benutzte die
verwirrten Zeiten des großen Zwischenreichs nach Ausgang der
Hohenstaufen zur Vermehrung seines Hausgutes durch Besitznahme
von Reichsgütern und Reichsrechten, welche ihm später zwar Kaiser
Rudolph l. in einer heftigen Fehde wieder abnahm, deren größten
Theil er jedoch nach hergestelltem Frieden fortbehauptete. Änd so
erhielt unter anderen sein Enkel Markgrafru do l ph Vi., vom Kaiser
Karl Vi. im Jahre 1362 die urkundliche Belehnung mit dem
»Fürstenthume der Markgrafschaft Baden, als dem
Lande von Graben bis Mühlberg an der Alb und von da bis
an die Schwarzach, mit dem Hard, der Stadt Ettlingen,
mit Wildbäumen, Forsten, Geleiten, Münzen und Gerichten, wie
solches seine Vorältern als Lehen vom Reiche hergebracht hätten.«
Von dem an wuchs nun das badischefürftenthum sowohl
an Ausdehnung als an Kultur mehr und mehr heran, nament-
lich unter den vier auf einander folgenden trefflichen Markgrafen
Bernhard I. (seit 1380), Jakob I. (seit 1430), Karl 1. (seit
1453) und Christoph I. (seit 1475), welche kauf-, erb- und
pfandschaftsweise viele Güter und Rechte erwarben, durch weise Ein-
richtungen, Gesetze und Stiftungen den Wohlstand ihres Landes be-
förderten und sich durch vielfältige Verträge den Besitz desselben sicher-
ten. Die Markgrafschaft zerfiel damals in die obere und in
TM Hauptwörter (50): [T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Hermann Jtha Hermann_Ii Hermann Heinrich_I. Heinrich_I. Hermanns
Iv. Hermanns_V. Rudolph_l Karl_Vi Karl Karl_1._( Karl
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Zur Wahl des neuen Königs luden der Erzbischof von
Mainz, als der erste der Geistlichen, und der Pfalz graf am
Rhein, als der erste der weltlichen Fürsten, durch besondere Schrei-
den ein. Die Wahl mußte auf fränkischer Erde Vorgehen.
Dort versammelten sich die teutschen Fürsten mit ihren Völkern.
Gewöhnlich ernannte man einen engern Ausschuß, dem man die
Wahl übertrug; das Volk gab durch lauten Zuruf seine Beistimmung
zu erkennen. Allmählig bekamen die Inhaber der sieben obersten
Reichswürden oder Erzämter den größten Einfluß und gegen das
Ende des dreizehnten Jahrhunderts ausschließendes Recht auf die Wahl
des Königs. Gesetzlich aber ward den sogenannten Kurfürsten (von
kuren,wählen) jenes Recht erst durch die goldene Bulle 1356 durch
Kaiser Karl Iv. zugestanden. Durch diese wurden die Erz ä m ter und
damit die Kurwürde für bestimmte Länder, da sie früher oft noch
wechselten, festgefetzt: für die drei Erzbischöfe von Mainz, Köln und
Trier das Erzkanzleramt in Teutschland, Italien und Bur-
gund; für die Pfalz, Sachsen, Böhmen und Branden-
burg die Erzwürden eines Truchseß, Marschalls, Schenken
und Kämmerers. Denn die großen Herzogtümer in Südteutsch-
land, Schwaben, Franken und Baiern waren seit dem Aus-
gange der Hohenstaufen gesunken, und in viele kleinere Fürsten-
thümer und freie Reichsstädte zerfallen. Zugleich ward durch die
goldene Bulle, Frankfurt als gesetzlicher Wahlort, und
Aachen als Krönungsort des teutschen Königs festgesetzt.
Nach der Krönung zu Aachen trat der neue König seinen soge-
nannten Römerzug nach Italien an, wo er auf der ronkali-
schen Ebene die Huldigung der italienischen Vasallen, und zu Rom
durch den Papst die Kaiserkrönung erhielt.
Uber allgemeine Gesetze und alle wichtigeren Angelegenheiten
des Reiches entschieden die Reichstage, zu denen der Kaiser be-
rief, und wo vorzüglich nur die reichsunmittelbaren Stände Sitz
und Stimme hatten. Uber die Angelegenheiten der einzelnen Pro-
vinzen beratschlagten die Landtage, wozu der Herzog oder Fürst
der Provinz berief.
Geschriebene Gesetze gab es in Teutschland bis zum dreizehnten
Jahrhunderte wenige. Die Gerichte waren nach teutscher Art immer noch
öffentlich, und die Richter waren Schöffen oder Geschworne.
Die Drdalien oder Gottesurtheile, wie Zweikampf, Wasser-
probe, Feuerprobe u. s. w. galten immer noch als Mittel, um in
schwierigen Fällen zur Entscheidung zu kommen. Die oberste Ge-
richtsbarkeit übte der Kaiser in eigener Person. Die ersten grö-
ßeren Sammlungen teutscher Rechte und Gewohnheiten sind der
Sachsenspiegel (um 1215) und Schwabenspiegel (um 1255).
Aber das römische Recht bekam seit dieser Zeit immer größer»
Einfluß und verdrängte das germanische Gewohnheitsrecht.
Beck, Lehrb. der allgem. Geschichte. Ir Cursus. 8
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
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TM Hauptwörter (200): [T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T118: [Karl Ludwig Reich Sohn Lothar König Lothringen Frankreich Herzog Tod]]