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1. Geschichte des Mittelalters - S. 182

1888 - Wiesbaden : Kunze
182 Dritte Periode des Mittelalters. begruben französische Söldner den edlen Mann ohne Sang und Klang bei der Brücke von Benevent, wo er gefallen war, trugen Steine zu seinem Grabe herbei und häuften ihm ein bescheidenes Denkmal. Manfreds Familie endete traurig. Seine Witwe wollte mit ihren 4 Kindern zu ihrem Vater entfliehen, aber sie wurde von ihrem treulosen Burgvogt an Karl von Anjou ausgeliefert. Nach einigen Jahren erlag sie im Gefängnis harter Behandlung, ungewohnter Nahrung und ihrem Schmerze. Ihre Tochter Beatrix schmachtete 15 Jahre im Kerker, bis sie 1281 Karl gegen seinen gefangenen Sohn an Peter von Aragonien freigab, der sich mit Manfreds Tochter Konstantia vermählt hatte. Manfreds drei unmündige Söhne blieben in lebenslänglicher Haft; der älteste, Heinrich, erblindete und starb erst nach 43 kummervollen Jahren. Konradin. Karl von Anjou regierte mit empörender Härte in Neapel. Die ghibellinischen Großen baten daher Konrads Iv. Sohn Konrad in, welcher unter dem Schutze seines Oheims, des Herzogs Ludwig von Oberbayern, ausgewachsen war, sein väterliches Erbland in Besitz zu nehmen. Trotz der düsteren Ahnungen seiner Mutter folgte Konrad dem Ruse; er verpfändete seine Güter und zog mit seinem Freunde Friedrich von Baden und einer kleinen Söldnerschar über die Alpen. In Italien sammelten sich die Ghibellinen freudig um das hohenstausische Banner, Rom öffnete ihm, dem Papste zum Trotze, die Thore und empfing ihn mit großem Gepränge. Allein der Ausgang war traurig. Bei Tagliacozzo (oder Scurcola) traf Konradin 1268 auf die Truppen Karls von Anjou und schlug sie in die Flucht. Als sich seine Scharen aber über das feindliche Lager herstürzten, brach eine Schar französischer Reiter aus einem Hinterhalt hervor und entriß ihnen den eben errungenen Sieg. Konradin entkam mit seinem Freunde Friedrich von Baden und vielen Rittern zwar glücklich an die Küste, wo sie ein Schiff bestiegen, aus welchem sie nach Sizilien flüchten wollten; allein der Graf Fr an g i-pani holte sie ein, und obgleich er von den Hohenstaufen viele Wohlthaten empfangen hatte, nahm er die Flüchtigen gefangen und lieferte sie Karl von Anjou aus. Dieser berief ein Gericht zusammen und erhob gegen Konradin und seine Genossen die Anklage auf den Tod. Das Gericht sprach bis auf eine Stimme die im ritterlichen Kampfe Gefangenen frei; aber der grausame Sieger »erhing trotzdem das Todesurteil über sie. Er ließ den letzten Sprößling des ruhmreichen Hohenstaufenhaufes nebst feinem Freunde Friedrich von Baden und andern Getreuen auf dem Markte von Neapel im Angesichte des Meeres (29. Oktober) 1268 öffentlich hinrichten und sah

2. Geschichte des Mittelalters - S. 184

1888 - Wiesbaden : Kunze
184 Dritte Periode des Mittelalters. Recht der Königsrvahl übten. Es waren die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, die Kurfürsten von Sachsen, der Pfalz, Brandenburg und Böhmen. Die geistlichen Kurfürsten begleiteten die Kanzlerwürden der drei Reiche Deutschland, Italien und Burgund, die weltlichen die Ämter des Truchseß, Marschalls, Kämmerers und Mundschenks. Die rheinischen Kurfürsten von Köln, Mainz und der Pfalz wählten den Bruder des englischen Königs Heinrichs Iii., den mit den Welfen und Hohenstaufen verwandten Richard von Cornwallis, die übrigen Kurfürsten wählten den weisen Alfons von Kastilien, einen Enkel Philipps von Schwaben. Aber keiner von Leiden konnte allgemeine Anerkennung im Reiche finden. Richard zog einige Male den Rhein hinauf, verschenkte Schätze und Königsrechte an seine Wähler und fand Anhang, bis in Basel seine Mittel erschöpft waren, worauf er verlassen in sein Land zurückkehren konnte. Alfons betrat nie das Reich, dessen König er geworden war. Die Zeit von Wilhelms Tod bis zur Wahl Rudolss von Habsburg (1256—1273) heißt darum Interregnum (Zwischenreich). Es war eine Zeit des Schreckens für das Reich, wo das Recht mit Füßen getreten wurde und die Faust oder das Schwert entschied. Zucht und Ordnung waren gewichen, Fürsten und Städte lagen in beständiger Fehde, die Ritter hausten auf ihren Burgen wie Räuber und Mörder, überfielen die Kaufleute, wenn diese mit ihren Waren zu den Messen und Märkten zogen, trieben Zölle und Brandschatzungen ein und machten Gefangene, wo sie konnten, um Lösegeld zu erpressen. Da in dieser kaiserlosen, schrecklichen Zeit jeder sich selbst Schutz schaffen mußte, so bildete sich das Städtewesen (§. 41) weiter aus: 1254 entstand der rheinische Städtebund, der über 60 Städte den Rhein entlang umfaßte und im 14. Jahrhundert in den schwäbischen Bund (§. 36, 4) überging. In Westfalen suchte das Fehmgericht (§. 41) unter dem Schutze des Erzbischofs von Köln Gesetz und Recht zu wahren; im Norden entfaltete die deutsche Hansa (§. 41) weit über die Grenzen des Reiches hinaus eine bedeutende Macht zu Lande und zu Meere. Aber nur ein thatkräftiger deutscher Kaiser konnte das Reich vor gänzlichem Verfall bewahren. §• 28. Jxan&reitfi, England", Spanien, 1. Frankreich. Die Äapetinger, welche von 987—1328 über Frankreich regierten, hatten anfangs wenig Macht und Ansehen, da die Herzöge und Grafen des Reichs ihnen bis auf den königlichen Titel gleichstanden. Zudem gehörten

3. Geschichte des Mittelalters - S. 153

1888 - Wiesbaden : Kunze
25, 4. Der vierte Kreuzzug. 153 in die Dienste des Burgvogts, bemühte sich aber vergeblich, den Gefangenen zu sehen. Da stellte er sich eines Tages dem vergitterten Fenster gegenüber und stimmte ein provenyalisches Lied an. Kaum hatte er die erste Strophe geendet, so sang der Gefangene die zweite. Der treue Blondel hatte seinen König gefunden und brachte die Kunde von dessen Schicksal nach England, um die Befreiung desselben zu bewirken. Herzog Leopold stürzte 1194 in einem Turniere zu Graz, zerschmetterte sich das Bein und starb an der Amputation. Richard Löwenherz erhielt 1199 bei der Belagerung einer Burg einen Pfeilschuß in die Schulter, hinzugetretener Brand beschleunigte sein Ende. 4. Der vierte Kreuzzug 1202—1204. Der Kinderkreuzzug 1212. Schon Barbarossas Sohn Heinrich Vi. hatte einen neuen Kreuzzug gelobt, als ihn nach 7 jähriger Regierung 1197 unerwartet der Tod ereilte. Aber 7 Jahre später gelang es dem Papste Innocenz M. die abendländischen Christen abermals zu einem Zuge ins heilige Land zu bewegen. Ein ansehnliches Heer sammelte sich unter den Grafen Balduin von Flandern und Barbarossas Schwiegersohn, Bonisaeius von Montserat, welche sich an das mächtige Venedig wandten, damit dieses die Fahrt über das Meer übernehme. Rat und Volk der reichen Seestadt, deren Schiffe auf allen Meeren fuhren, entsprachen den Wünschen der Kreuzfahrer und führten sie unter Anführung des greisen, fast erblindeten Dogen Dandolo nach Dalmatien über, wo sie zunächst die Stadt Zara, welche der König von Ungarn der Republik Venedig weggenommen hatte, wieder eroberten. Hier erschien der flüchtige Sohn des von seinem Bruder entthronten und geblendeten griechischen Kaisers Isaak Angelus mit der Bitte um Hilfe. Isaak versprach reiche Belohnung, die Vereinigung der griechischen mit der römischen Kirche, wenn er den Thron wieder erlange, und thätige Mithilfe bei der Eroberung Jerusalems. Diese Versprechungen bestimmten die Kreuzfahrer zur Änderung ihres Planes. Sie eroberten Konstantinopel, setzten den griechischen Kaiser Isaak Angelus und seinen Sohn Alexius wieder in ihre Rechte ein und harrten dann der Erfüllung der gegebenen Versprechen. Da aber der neue Kaiser diese zu halten nicht im stände war, und ein Volksaufstand ausbrach, in welchem der Kaiser und sein Sohn umkamen, so erstürmten die Kreuzfahrer die griechische Hauptstadt unter entsetzlichen Greueln und gründeten 1204 in Konstantinopel das lateinische Kaisertum (1204—1261). Der tapfere

4. Geschichte des Mittelalters - S. 285

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 40, 2. Entdeckungen. 285 mit 11 Schiffen, 700 Mann und 14 Kanonen aus, welcher nach 18 Tagen in dem heutigen Mexiko landete. Die Landesbewohner betrachteten die ankommenden Spanier wie Götter und schlossen sich an Cortez „den Sohn der Sonne" an, welcher ihnen Befreiung von ihrem gewaltthätigen König Montezuma bringen sollte. Cortez eroberte die Hauptstadt Mexiko, nahm den König gefangen und machte sich mit Hilfe seiner Entsetzen erregenden Geschütze zum Herrn seines Landes. Als sich das Volk gegen die Eindringlinge erhob und den König, der sich den Spaniern ergeben hatte, ermordete, warf sich Cortez mit Kühnheit und Todesverachtung den Empörern entgegen, besiegte sie und brachte das ganze Reich innerhalb zwei Jahren in seinen Besitz. Er hob den greuelvollen Götzendienst mit seinen entsetzlichen Menschenopfern auf und führte eine neue Staatsverwaltung ein. Nachdem er das Reich trotz des Mißtrauens, womit ihn die spanische Regierung hemmte, zur Ruhe gebracht, im Süden Honduras, im Norden 1536 Kalifornien entdeckt hatte, ging er 1540 nach Spanien zurück, wo er gleichen Undank ernten mußte wie sein großer Vorgänger Columbus. Mart empfing ihn zwar mit hohen Ehren, erhob ihn in den Grasenstand und beschenkte ihn mit Gütern in dem Lande, das er der Krone Spaniens zuführte, setzte ihn aber nicht mehr zum Statthalter desselben ein. Aus Gram über diesen Undank starb er 1547. Auch Portugal erwarb Gebiet in der neuen Welt, indem der portugiesische Admiral Cabral 1500 Brasilien entdeckte und für Portugal in Besitz nahm. Ferdinand Magelhaen verließ dagegen die portugiesischen Dienste und machte dem König Karl von Spanien das Anerbieten, einen neuen westlichen Seeweg zu den Gewürzinseln zu suchen. Dieser sandte ihn 1519 mit 5 Schiffen nach Brasilien, von wo Magelhaen unter vielen Gefahren nach Süden steuerte. Endlich fand er die nach ihm genannte Magelhasnstraße, fuhr hindurch und erreichte den großen oder stillen Ozean. Die Fahrt wurde ruhig und glücklich fortgefetzt, und doch mußte er drei Monate unterwegs fein, ohne Land zu erblicken. Als die Not auf den Schiffen auf das höchste stieg, fand man die Ladronen, wo man anlegte. Von hier segelte Magelhaen nach der Philippineninfel Sebu und bekehrte den König zum Christentum, verlor aber mit einem großen Teil feiner Leute das Leben. Nur ein Schiff konnte unter der Führung des Sebastian de Cano ungehindert seine Reise um Afrika fortfetzen und erreichte nach mancherlei Erlebnissen 1522 wieder Sevilla. So war die erste Reife um die Welt vollendet.

5. Geschichte des Mittelalters - S. 100

1888 - Wiesbaden : Kunze
100 Zweite Perivde des Mittelalters. Ungarn verschont blieb. Im folgenden Jahre züchtigte Heinrich die Danen, welche den Slawen geholfen hatten; er drang bis Jütland • vor und errichtete die Mark Schleswig jenseit der Eider. Nachdem Heinrich die Einheit des Reiches erneuert und die Grenzen gefestigt hatte, ließ er auf einer Versammlung zu Erfurt feinen ältesten Sohn Otto zu feinem Nachfolger erwählen. Der Plan, nach Italien zu ziehen, um die römische Kaiserkrone zu erlangen, kam nicht zur Ausführung. Heinrich starb 936 in Memleben und wurde in Quedlinburg, das er gegründet hatte, bestattet. 3. Otto I. der Große 936-973. Otto I. wurde 936 mit großer Pracht vom Erzbischof von Mainz in Aachen gekrönt. Bei der Krönungsfeier werden zum erstenmal die Ehrenämter genannt, welche später bei allen Krönungsfeierlichkeiten üblich waren. Der Herzog von Lothringen *), zu dessen Herrschaft die Stadt Aachen gehörte, sorgte als Erzkämmerer für des Königs Wohnung; der Herzog von Franken trug als Erz-truchfeß die Speisen auf; der Herzog von Schwaben beaufsichtigte als Erzmundschenk die Mundschenken, und der Herzog von Bayern sorgte als Erzmarschall für Wohnung und Stallung der ganzen Ritterschaft. Otto besaß klaren Verstand, eine rasche Auffassungsgabe und große Vorliebe für Dichtung und Gesang. Sein Gang, feine Haltung, fein Benehmen waren stolz und würdevoll. Sein freundliches Wesen, seine muntere Laune, seine Treue erwarben ihm viele Freunde, sodaß auch diejenigen, welche seine Strenge fürchteten, doch gern in feiner Nähe weilten. Kämpfe im Innern. Otto I. nahm sich Karl den Großen zum Vorbilde und suchte die Macht und Einheit des Reiches, die fein Vater begründet hatte, noch fester zu gestalten. Er behandelte deshalb die deutschen Herzöge, welchen fein Vater noch eine gewisse Selbständigkeit in ihren Ländern gelassen hatte, wie absetzbare Reichsbeamte und verlieh die freigewordenen weltlichen und geistlichen Herrschaften an zuverlässige Verwandte und Freunde. Dieses feste, zielbewußte Verfahren, sowie das Hervortreten des Sachsenstammes wurde anfangs von den Großen der übrigen Stämme übel empfunden und erzeugte eine Unzufriedenheit, die dazu beitrug, daß Ottos Regierungszeit ein ununterbrochener Kampf mit innern und •*) Konrad Iii. verband 1143 die Erzkämmererwürde mit der Mark Brandenburg.

6. Geschichte des Mittelalters - S. 187

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 28, 2. England. 187 dem Eroberer (1066—1087) brachen wiederholt Empörungen aus, die niederzuwerfen seine ganze Kraft erforderten. In den dadurch entstehenden Kämpfen wurden die vornehmsten angelsächsischen Adelsfamilien ausgetilgt und ihre Güter und Ämter gingen an die Normannen über. Wilhelm führte einen neuen Lehnsadel ein, begründete eine strenge Lehnsverfassung und erhöhte die Abgaben an die Krone. Ihm folgte in der Normandie sein ältester Sohn Robert, in England sein zweiter Sohn Wilhelm Ii. (1087—1100), der die Einrichtungen seines Vaters aufrecht erhielt. Aber dessen Bruder Heinrich I. (1100 —1135) und ihr Neffe Stephan (1135 bis 1154) waren genötigt, Kronrechte aufzugeben und an Adlige und Geistliche Freibriefe zu bewilligen. Mit Wilhelms des Eroberers Urenkel Heinrich Ii. kam das Haus Anjou oder Plantagenet (1154 bis 1399) in England zur Regierung. Heinrich Ii. (1154 — 1189) vereinigte mit England die Normandie und die südlich davon gelegenen Küstenländer als Lehen Frankreichs. Er befestigte die Ruhe und Ordnung in seinem Reiche, zerstörte die Raubschlösser und ordnete das Gerichtswesen. 1172 eroberte er Irland, und der König von Schottland mußte ihm den Lehnseid leisten. Als er die Geistlichkeit in weltlichen Dingen der königlichen Gerichtsbarkeit unterstellen, die Berufung nach Rom und die Exkommunikation von seiner Einwilligung abhängig machen wollte, widersetzte sich ihm sein vormaliger Kanzler und Freund Thomas Becket von Canterbury, wurde aber durch vier Diener des Königs, die in die Kirche eindrangen, an den Stufen des Altars ermordet. Obgleich Heinrich dem Frevel fern stand, so benutzte doch der Papst diesen Vorfall zum Nachteil des Königs und drohte mit dem Bann. Heinrich mußte sich der Kirche unterwerfen. Knieend beteuerte er seine Unschuld und pilgerte einige Jahre später zu dem Grabe des heilig gesprochenen Erzbischofs, wo er sich von den Mönchen geißeln ließ und die Nacht auf dem Pflaster der unterirdischen Kirche zubrachte. Richard Löwenherz (1189 —1199), Heinrichs Nachfolger, war ein unbesonnener, heftiger und leidenschaftlicher Fürst und verband mit der größten Tapferkeit einen höchst abenteuerlichen Sinn, Rachsucht und Grausamkeit. Er vereitelte den dritten Kreuzzug, wurde ein Jahr lang in Deutschland gefangen gehalten und brachte die folgenden Jahre in seinen Besitzungen in Frankreich zu, wo er gegen Philipp August kämpfte und bei der Belagerung der Burg eines untreu gewordenen normannischen Vasallen seinen Tod fand.

7. Geschichte des Mittelalters - S. 223

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 35, 1. Adolf von Nassau. 223 mersheim 1291 der Tod. Er war 73 Jahre alt geworden und liegt im Kaiserdom zu Speier neben Philipp von Schwaben begraben. §. 35. Itsotf uon Nassau. Mfketfif I. aon ©ptccifsi. 1. Adolf von Nassau 129*2—1298. Zehn Monate nach Rudolfs Tod (1292) kamen sechs Kurfürsten und ein Abgeordneter des böhmischen Königs in Frankfurt zusammen. Sie beschlossen dort, von der Wahl eines Nachkommen der alten Königshäuser abzusehen und einen mäßig begüterten Fürsten auf den Thron zu erheben, der ihre Rechte mehre und sie in der Ausübung derselben nicht behindere. Albrecht von Östreich erschien zu mächtig und herrschsüchtig und erhielt deshalb keine Stimme. Der Erzbischof von Mainz, Gerhard von Eppenstein, ein Neffe Werners, wußte vielmehr die geistlichen Kurfürsten zu bewegen, ihm ihre Kurstimmen zu übertragen, und nun rief er zur Verwunderung der weltlichen Fürsten seinen Vetter Adolf von Nassau zum Kaiser aus. Dieser war im Besitze bescheidener Güter mit einem Stammsitze an der Lahn und hatte den geistlichen Kurfürsten am Rhein bedeutende Rechte zugesichert; aber er war unternehmend und tapfer und hoffte allmählich Macht und Ansehen zu gewinnen. Es gelang ihm auch nach seiner Erwählung, den Landfrieden aufrecht zu erhalten, und selbst Albrecht von Östreich kam, wenn auch mißmutig, zur Huldigung. Da aber er so wenig wie sein Vorgänger Rudolf auf eine thatkräftige Unterstützung der deutschen Reichsfürsten rechnen konnte, so war sein Hauptstreben, wie bei Rudolf, auf Vergrößerung seiner Hausmacht gerichtet. Um zu Geldmitteln zu gelangen, verkaufte er kaiserliche Rechte in Italien. Sodann verband er sich gegen den König von Frankreich (§. 39, 1), der die Reichsgrenze bedrohte, mit England und empfing 30 000 Mark Silber zur Anwerbung von Söldnern gegen Frankreich. Als ihm aber der Papst die Teilnahme am Kriege untersagte, gab er die erhaltene Summe ungerechter Weise nicht zurück, sondern kaufte mit dem englischen Gelde von Albrecht dem Unartigen die Landgraf-fchaft Thüringen und Meißen. Hier war seit der Flucht Margaretas (§. 27, 6), der Tochter Friedrichsii., Kunigunde von Eisenberg Gemahlin Albrechts geworden. Um ihrem Sohn Apitz die Thronfolge in Thüringen zuzuwenden, hatte

8. Geschichte des Mittelalters - S. 226

1888 - Wiesbaden : Kunze
226 Vierte Periode des Mittelalters. der Fürsten durch Heranziehung der Städte zu brechen, zu deren Gunsten er die Rheinzölle aufhob. Als er seine Hausmacht durch Holland und Seeland vergrößern wollte, wo die männliche Linie des regierenden Grafenhauses ausgestorben war, drang er nicht durch, sondern mußte die Länder der weiblichen Linie des Hauses Avesnes überlassen. Böhmen gab er zwar, nachdem Ottokars Enkel Wenzel Iii. ohne Nachkommen gestorben war, 1306 seinem Sohne Rudolf als Reichslehen; doch nach dessen Tode (1307) weigerten sich die böhmischen Stände, wieder einen Ostreicher zum König anzunehmen und beriefen den Herzog Heinrich von Kärnten, den Schwager Wenzels und Sohn Meinhards von Tirol zur Regierung. Thüringen und Meißen suchte er dadurch zu gewinnen, daß er vorgab, sein Vorgänger habe diese Länder für das Reich erworben. Aber Friedrich und Diezmann leisteten aufs neue Widerstand und bereiteten seinem Heer bei Lucka unweit Altenburg eine Niederlage. Ebenso erfolglos war ein Landerwerbsversuch in der Schweiz. Schon seit Karl dem Großen gehörte ein Teil der heutigen Schweiz zum deutschen Reich; Kaiser Heinrich Iv. hatte diesen 1097 dem Herzog Berthold von Zähringen und seinen Nachkommen verliehen. Als diese 1218 ausstarben, kam das Land wieder an das Reich, und Landgrafen verwalteten die Hoheitsrechte desselben. Kaiser Friedrich Ii. trennte die Waldstätte Uri, Schwyz und Unterwalden, welche zu Zürich und zum Aargau gehörten, von der Landgrafschaft und erhob sie, da sie sich durch treue Dienste dem Kaiser verpflichtet hatten, zu unmittelbaren Reichsländern. Zur Zeit des Interregnums hatten die drei Urkantone den Grafen von Habsburg zu ihrem Schirmvogt erwählt, und dieser bestätigte ihnen nachher als deutscher Kaiser die erlangten Freiheiten und Rechte. Nach Rudolfs Tode schlossen Uri, Schwyz und Unterwalden zur Wahrung ihrer Reichsunmittelbarkeit 1291 einen Bund, die Eidgenossenschaft, mit einander. Adolf von Nassau erkannte ihre Rechte und Freiheiten ebenfalls an. Als aber Albrecht I. zur Regierung kam, machte er als Landgraf im Aargau in den drei Urkantonen die Erblichkeit der Schirmvogtei, die sein Vater geübt hatte, geltend und schickte Vögte in dieselben, welche die drei Landschaften zur Aufgebung ihrer Reichsunmittelbarkeit und zum Anschluß an das habsburgische Haus bewegen sollten. Die Vögte übten aber einen solchen Druck über das Volk aus, daß sich die Eidgenossen erhoben und ihre Bedrücker vertrieben, eine That, mit welcher durch spätere einheimische Geschichtschreiber die Sagen von dem Schwur auf dem Rütli, von Geßler und Tell verknüpft worden sind.

9. Geschichte des Mittelalters - S. 235

1888 - Wiesbaden : Kunze
36, 3. Karl Iv. 235 Doch bemühte er sich nicht um die Ausübung der kaiserlichen Oberhoheit in Rom und Italien, sondern begnügte sich damit, auch hier Geldmittel zu erwerben. So bestätigte er der angesehenen Familie Visconti von Mailand für 200 000 Goldgulden den Besitz alles dessen, was sie an sich gezogen hatten; den Florentinern gab er für 100 000 Goldgulden das Versprechen, ihr Gebiet nicht zu betreten. Nach seiner Rückkehr aus Italien erließ er 1356 zu Metz die goldene Bulle, das berühmte Reichsgrundgesetz, welches sein Namen von der goldnen Kapsel trägt, in welcher das Reichssiegel angehängt ist. In demselben bestimmte er 7 Wahl- oder Kurfürsten, welche, wie es schon mehrfach geschehen war, die Wahl des Kaisers vornehmen sollten. Diese 7 Kurfürsten, „die 7 Säulen und Leuchter des heiligen römischen Reiches", waren 3 geistliche und 4 weltliche Fürsten: die Kurfürsten und Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier als Erzkanzler für Deutschland, Italien und Burgund, der Pfalz-gras bei Rhein als Erztruchseß, der Herzog von Sachsen-Wittenberg als Erzmarschall, der Markgraf von Brandenburg als Erzkämmerer, und der König von Böhmen als Erzmundschenk. Als Wahlort wurde Frankfurt, als Krönungsort Aachen, als erster Reichshof Nürnberg festgesetzt. Zugleich veröffentlichte die goldne Bulle das ganze Ceremoniel bei der Wahl und Krönung des Kaisers, die Rechte und erforderlichen Eigenschaften der Kurfürsten, das Verbot der Fehde ohne Absagebrief rc. Dieses Reichsgrundgesetz war jedoch für die Kräftigung und Einigung des deutschen Volkes ohne Bedeutung, es beschränkte die Oberhoheit des Kaisers noch mehr, als es schon geschehen war, und brachte nur den Kurfürsten Gewinn. Diesen war fast unumschränkte Landeshoheit zugestanden worden; sie erhielten das Recht, mit dem Kaiser alljährlich über die Angelegenheiten des Reiches zu beraten und zu beschließen; es wurden ihnen Hoheitsrechte über Zölle, Münze und Bergwerke bewilligt, ihre Länder sollten unteilbar bleiben und ihr eignes Gerichtswesen haben. Die Freiheiten der Städte wurden dagegen beschränkt und ihre Vereinigungen zu gegenseitigem Schutze verboten. Die Folge war, daß die Kurfürsten sich bei jeder neuen Kaiserwahl neue Zugeständnisse machen ließen und das Reich seine Einheit allmählich vollständig einbüßte. Trotzdem Karl Verordnungen gegen das Faustrecht und für die Aufrechterhaltung des Landfriedens gab, vereinigten sich doch in Schwaben 1376 viele Städte zu einem Bündnis, weil sie fürchteten, der Kaiser möchte den Fürsten ihre Rechte verkaufen, und besiegten

10. Geschichte der Neuzeit - S. 45

1887 - Wiesbaden : Kunze
§. 2, 11. Der schmalkaldische Krieg. 45 Kranach, welcher Bürgermeister von Wittenberg war, die Gefangenschaft seines Herrn zu teilen und ihm nach Innsbruck zu folgen. Auch ließ er den evangelischen Gottesdienst bestehen, und erwiderte dem Herzog Alba, welcher die Gebeine des „Erzketzers" Luther ausgraben und verbrennen lassen wollte, sehr treffend: „Lasset ihn ruhen; er hat seinen Richter gefunden. Ich führe Krieg mit den Lebenden, nicht mit den Toten." Mit nicht geringem Schrecken vernahm der Landgraf Philipp von Hessen die Folgen der unglücklichen Schlacht bei Mühlberg. Sein Schwiegersohn Moritz von Sachsen und der Kurfürst Joachim von Brandenburg hatten sich bemüht, den Kaiser mit ihm auszusöhnen, allein dieser verlangte unbedingte Unterwerfung. Endlich kam eine Übereinkunft zu stände, wonach der Landgraf sich aus Gnade und Ungnade ergeben, fußfällig um Verzeihung bitten, 150 000 Gulden zahlen, alle seine Festungen bis auf Kassel oder Ziegenhain schleifen, sowie den Herzog Heinrich von Braunschweig sammt dessen Söhnen aus der Haft entlassen sollte. Moritz fügte noch das Versprechen bei, es solle der Landgraf weder an Leib und Gut, noch mit Gefängnis oder Schmälerung seines Landes beschwert werden. So hart die Bedingungen auch waren, so entschloß sich der Landgras doch zur Annahme derselben. Während er vor dem Throne des Kaisers kniete, las sein Kanzler die Abbitte ab. Beim Vorlesen soll der Landgras höhnisch gelächelt und der Kaiser ihm mit drohend ausgehobenem Finger in seiner niederländischen Mundart gesagt haben: „Wart, ich will dich lachen lehren!" Nachdem der Landgras bei dem Herzog Alba zu Abend gespeist hatte, wurde er verhaftet. Die Vorstellungen der beiden Kurfürsten Moritz und Joachim von Brandenburg blieben unbeachtet; Philipp der Großmütige erfuhr eine härtere Behandlung.*) Als er einen vergeblichen Fluchtversuch gemacht hatte, ward ihm ein kleines Gefängnis in der Citadelle von Mecheln angewiesen, dessen Fenster sogar vernagelt waren. Die Diener des Landgrafen wurden hingerichtet oder vor seinen Augen in Spieße gejagt. Auch seine treue Gemahlin Ehristina, welche mit unüberwindlichem Mute für ihn wirkte (§ 7, 10) und flehte (sie war eine Toch- *) Ob in betreff seiner Gefangennehmung die kaiserlichen Räte einen Betrug geübt und das Wort der Kapitulation „einiges" mit „ewiges" Gefängnis vertauscht haben, oder ob von Moritz und Joachim in der Eile ein Lesefehler gemacht fei, bleibt dunkel: die beiden Fürsten glaubten an einen Betrug.
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