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1. Heimatkunde vom preußischen Regierungsbezirk Kassel (Kurhessen) - S. 33

1905 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann Kesselring
— 33 — brave Kommandant das schwere Unglück von Hersfeld ab. Die Bürger der Stadt boten ihm aus Dankbarkeit ein großes Geschenk an. Aber der brave Kommandant schlug dasselbe aus und sagte: „Ich lasse mir eine gutetat nicht mit Geld bezahlen! Nur zum Andenken erbitte ich mir von euch ein silberne Münze, aus welcher die Stadt Hersfeld und der heutige Auftritt vorgestellt ist." Der edle Mann war der badische Oberstleutnant Lingg. Derselbe wurde später vom Kurfürsten von Hessen unter dem Namen Lingg von Linggenfeld in den Adelstand erhoben. Er starb als General- leutnant 1842 in Mannheim. Am Süllingswald liegt der Flecken ^Friedewald mit den Trümmern eines Schlosses, das im siebenjährigen Kriege von den Franzosen zerstört wurde. 80 hannoversche Jäger unter dem Leutnant Steigleder vertei- digten es zwei Tage lang gegen 8000 Franzosen. Auch die umliegende Gegend ist durch Krieg und Pest verheert worden. Daher sind viele frühere Dörfer verschwunden. Der Flecken Schenklengsfeld ist am Lan- deckerberg gelegen. Die Bewohner der Umgegend, „die Landecker", halten gleich den Schwälmern treu an alter Tracht und Sitte fest. Im Westen des Kreises finden wir an der Fulda den Flecken ^Niederau!«. 16. Rreis Mnfeld. Derselbe gehört ganz der Vorderrhön (mit dem Soisberg) an. Er breitet sich zwischen Fulda und Ulster aus, wird aber nicht von üenselben berührt. Durch den ganzen Kreis zieht sich der freundliche Wiefengrnnd der Hanne, über dem auch die (kath.) Kreisstadt Hünfeld erbaut ist. Hier und in den armen Gegenden der Borderrhön ist viel Leinwebnei. Die Namen Hünfeld und Hanne. Wie die Sage erzählt, wohnten einst in der Umgebung von Hünfeld Riesen oder Hünen. Von diesen hat die Stadt Hünfeld ihren Namen bekommen. Die Hünen stritten dort in einem gewaltigen Kampfe mit ihren Feinden drei Tage und drei Nächte lang, bis kein Feind mehr übrig war. Von dem vielen Blut, das in Strömen floß, entstand ein Flüßchen. Dasselbe ist noch heute da, hat aber jetzt klares Gebirgswasser. Es heißt von den vielen blutigen Wunden, die einst dort gehauen wurden, noch immer die Haune. Von Hünfeld abwärts breitet sich im weiten Talgrunde der Flecken "Burghaun aus. *Der wilde Haune. Burghaun war die Wiege eines der mächtigsten Geschlechter des Buchenlandes, der Herren von Haune. Diese erbauten im 14. Jahrhundert auf dem spitzen Kegel des Stoppelsberges, welcher sich am rechten User der Haune erhebt, die Burg Hauneck. Die Ruinen der letzteren sind noch vorhanden. Die Ritter von Haune waren berüchtigt durch ihre Raublust. Der schlimmste dieser Raubritter war der wilde Haune. Vor demselben war zuletzt niemand mehr sicher. Da stand die ganze Umgegend gegen ihn auf, und der Landgraf von Hessen rückte mit einem Heere heran und belagerte ihn in seiner Burg. Man beschädigte die Mauern, tötete dem Ritter viele seiner Knechte, machte ihm seine Bundesgenossen abwendig und besetzte die unterirdischen Gänge. Nun verlor der Ritter all seinen Mut und ließ den Land. Wollweder. Regierungsbezirk Kassel. z

2. Bis zum Interregnum - S. 224

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 224 — e) Gründe für ba§ Mißlingen der Kreuzznge. Eine Ursache des Mißlingens des großen Unternehmens war die Verquickung politischer und religiöser Beweggründe. Den Kreuzzügen fehlte das klar begrenzte Ziel. Nur der Zug Friedrichs Ii. machte in dieser Hinsicht eine Ausnahme; deuu bei ihm kamen kirchliche Juteressen gar nicht in Betracht; der hochstrebende Kaiser zog lediglich als Staatsmann nach Palästina. Ein weiterer Nachteil lag in der mangelhaften Ordnung der Heerfahrten. Die Kreuzzüge sollten ein kriegerisches Unternehmen sein, und doch bildeten die Teilnehmer kein wohlgeordnetes und ausgerüstetes Heer. Es beteiligten sich daran ja nicht nur Ritter, sondern auch allerlei Mitläufer, zuchtloses Gesindel. Darum fehlte die notwendige Manneszucht. Viele Kreuzfahrer wurden durch ihr Rauben und Plündern zu einer Landplage. Man schob fic daher von einer Stadt zur andern. Die lombardischen Städte einigten sich z. V. 1204 darüber, daß niemand einen Fremden länger als eine Nacht beherbergen sollte. Viele Kreuzfahrer unterließen auch für die lange Reise alle Vorbereitungen. Sie brachen auf, als ginge es zu einem Spaziergange. Sie meinten, daß Gott ihnen die notwendigen Lebensrnittel schon geben würde, wie er ja auch das Volk Israel in der Wüste versorgt habe. Es lag eben in den Kreuzzügen viel Schwärmerei und Abenteuerlust. Als sich z. B. der Kinderzug in Bewegung setzte, suchten viele Eltern ihre Kinder mit Gewalt an der Teilnahme zu verhindern und schlossen sie ein; aber sie waren nicht zu halten, sie durchbrachen Türen und Wände. Auf die Frage, wohin sie zögen, antworteten sie: „Nach Jerusalem, das heilige Land zu suchen." Natürlich mußten solche planlose Unternehmungen erfolglos verlaufen. Ein großer Fehler war es endlich, daß viele Heere den Landweg wählten. Man vertraute sich damals noch nicht gern der offenen See an, die Schiffe folgten auch noch immer mit Vorliebe der Küste. Man blieb lieber aus dem Lande, wo man festen Boden unter den Füßen hatte. Hier brach aber wegen der mangelhaften Ausrüstung und Verpflegung zumal bei dem ungewohnten Klima ungeheures Elend über die Kreuzfahrer herein, namentlich in den wüsten Gegenden Kleinasiens. Die Menschen litten infolge der Anstrengungen und Entbehrungen furchtbar. Viele brachen vor Hunger und Ermattung zusammen, andere raffte Krankheit dahin, nicht wenige, namentlich Nachzügler, fielen dem Schwerte umherstreifender Türken zum Opfer. Konrad Iii. wollte die Fuß-

3. Bis zum Interregnum - S. 31

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 31 — einen wohlgezielten Flintenschuß erlegen, sondern man suchte das Tier durch einen sicheren Stoß mit dem Speere zu töten. Von solchem Kampfe trug mancher Jäger eine arge Verletzung davon, aber man achtete der blutenden Wunden nicht. In der Jagdlust verriet der Germane dieselbe Leidenschaft, die wir beim Trinken und Spielen kennen gelernt haben. Die Tiere aber, wie Hirsch und Reh, die sich dem persönlichen Angriff durch die Flucht ent- zogen, wurden gehetzt, wobei das Walddickicht gar oft dem Wild zum Verderben gereichte, aber auch an die Ausdauer der Jäger hohe Anforderungen stellte. War die Jagd beendet, so luden die Jäger ihre Beute aus den Rücken; die schwereren Tiere aber wurden auf einer aus Hölzern schnell hergerichteten Bahre von mehreren getragen, und so ging es heim zum Gehöft, wo die Hausfrau die Ankommenden erwartete. Nun folgte ein fröhliches Gelage. Teile der Jagdbeute, namentlich Rücken-, Brust und Lendenstück von Rot- und Damwild wurden gedünstet oder gebraten, weshalb am germanischen Herrentische die Bezeichnung Wildbret entstanden ist; denn das edle Wildsleisch war nur eine Speise der Vornehmen. Neben der Jagd liebte der Germane in ältester Zeit auch den Vogelfang, den man bekanntlich auch einem späteren deutschen König angedichtet hat. Man bediente sich dabei der mit Leim bestrichenen Ruten, der Schlingen, Fallen und besonders der Netze. Ebenso gab der Fischreichtum der deutschen Flüsse Veranlassung zum Fischfang. Jagd, Vogel- und Fischfang waren in ältester Zeit ein allgemeines Recht jedes Germanen. Später trat darin eine wesentliche Beschränkung ein, indem es sich zu einem Vorrecht der vornehmen und begüterten Klassen entwickelte. Immer aber blieb die urger-manische Lust am frischen, fröhlichen Jagen ein Charakterzug des deutschen Volkes. Es hat das Weidwerk zu einer Kunst ausgebildet und für sie allgemeingültige Regeln festgesetzt. War die Jagd ursprünglich eine Notwendigkeit, so hat sie im Lause der Jahrhunderte den Charakter eines Vergnügens angenommen. ^ Ariegswesen und Gefolgschaft. a) Kriegslust. Noch höher im Werte als die Jagd stand bei den Germanen der Krieg, um den sich vorzugsweise das öffentliche Leben drehte. Jedes Volk durchlebt in feiner Entwicklung

4. Bis zum Interregnum - S. 220

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 220 — c) Verlauf der Kreuzzüge. Die zu Clermont entfachte Begeisterung wurde durch Volksprediger, die im Aufträge und Dienste des Papstes das Land durchzogen, weiter genährt. Einer von ihnen war z. B. Peter von Amiens. Viele der so erweckten Kreuzfahrer wollten von diesen Diözesanpredigern sofort ins heilige Land geführt werden, und so setzten sich alsbald ungeordnete Scharen, zum Teil aus rohem Gesindel bestehend, räubernd und plündernd nach Osten zu in Bewegung, kamen aber nicht nach Jerusalem. Der erste eigentliche Kreuzzug begann 1096, nachdem die teilnehmenden Fürsten,unter denen Raimund von Toulouse und Robert von der Normandie waren, ihre Mannschaften ausgerüstet und geordnet hatten. Die Führung übernahm Gottfried von Lothringen, auch Gottfried von Bouillon genannt. Deutschland stand, von Haufen niedrigen Volkes aus dem Rhein-lande abgesehen, der ganzen Bewegung kühl gegenüber. Hier lastete auf dem Volke zu sehr der Eindruck des fürchterlichen Jn-vestiturkampfes, der vielfach das Gefühl der Erschöpfung hervorgerufen hatte. Auch war Urban Ii. für die Anhänger des Kaisers nicht einmal der rechtmäßige Papst. So waren es namentlich romanische Völker, Franzosen und Italiener, die die Kreuzzüge eröffneten. Die einzelnen Heerhaufen, die auf verschiedenen Wegen heranzogen, sammelten sich in Konstantinopel, wo lange Verhandlungen mit dem oströmischen Kaiser nötig waren, ehe das Heer seinen Marsch durch Kleiuasieu antreten konnte. Hier begannen nun aber auch die Leiden der Kreuzfahrer. Klima, Entbehrungen und Kämpfe, die namentlich vor Antiochia besonders schwer und verlustbringend waren, rafften viele dahin. Nur eiu Rest von 15000 Kriegern - bei einer Musterung in Kleinasien hatte man außer Weibern, Kindern und Fußtruppen 100000 Reisige gezählt — langte 1099, 3 Jahre nach dem Ausbruch aus dem Abendlande, vor Jerusalem an. Welche Entzückung sich ihrer beim Anblick der heiligen Stadt bemächtigte, ist kaum zu beschreiben. Sie sielen nieder, küßten die Erde und dankten Gott inbrünstig, daß er sie bis dorthin gebracht hatte. Aber erst nach langer Belagerung und endlicher Erstürmung der Stadt, bei der die Christen mit unmenschlicher Grausamkeit gegen die Einwohner wüteten, stand ihnen der Weg zu den heiligen Stätten osfen. Man errichtete in Jerusalem eine christliche Herrschaft und wählte Gott-fried von Lothringen zum Oberhaupt. Er nahm die Würde unter dem Titel eines „Beschützers des heiligen Grabes" an.

5. Bis zum Interregnum - S. 223

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
— 223 — Die Kreuzzüge waren aber nicht ausschließlich eine kirchlich religiöse Bewegung, sie waren vor allem auch eine Tat des emporgekommenen Rittertums. Der kühne Tatendrang der Ritter, ihre Lust uach Abenteuern fanden in den Kriegszügen nach dem heiligen Lande ein hohes Ziel. Der kriegerische Berus erfuhr durch sie eine Veredlung. Die Ritter stellten ihre Kraft in den Dienst des Evangeliums. Es wurde darum geradezu eine Ehrenpflicht für sie, sich an einem Kreuzzuge zu beteiligen. Wenn sich außer ihnen auch die große Masse des Volkes an den Heerfahrten beteiligte, fo wirkten mitbestimmend die allgemeinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Verhältnisse. Der Jnvestiturstreit hatte Bürgerkriege, allerhand Fehden und Gewalttaten veranlaßt. Die Bauern seuszten unter dem Drucke der Grundherren. Wiederholte Mißernten hatten Mangel an Lebensmitteln hervorgerufen. So war es menschliches Elend, das viele in die Fremde trieb. Wer mittellos da stand, dem erschien die Teilnahme an einem Krenz-znge als die einzige Möglichkeit, ein besseres Dasein zu erlangen. Dem Leibeigenen winkte die Freiheit. Der Schuldner sah sich erlöst von dem Drängen seiner Gläubiger. Dem raublustigen Gesellen eröffnete sich Aussicht auf reiche Beute. Alle wollten ihr Los verbessern, wollten Geld und Gut gewinnen, wollten herauskommen aus einer Lage, die ihnen unerträglich erschien. Die Not, die schon die alten Germanen veranlaßt hatte, sich eine neue Heimat zu suchen, war also auch bei der Völkerwanderung des Mittelalters mit von Einfluß. Ohne sie wären gar viele daheim geblieben. Endlich kam dazu, daß eine Bewegung gegen die Mohammedaner schon im Gange war, als der Papst den Kreuzzugsgedanken verkündigte. Das südliche Europa hatte das Vordringen der Araber bereits mit einem Gegenangriff beantwortet, um sich zum Schutze des Handels der lästigen Feinde zu entledigen. Man hatte bereits feste Stützpunkte an der nordafrikanischen Küste gewonnen, und einzelne Städte, namentlich Genua und Pisa, traten dabei durch ihre Seemacht hervor. In Sizilien rangen die Normannen gegen die Araber. Ganz besonders war Byzanz zum Kampfe gegen die Türken genötigt; es wandte sich um Hilfe an den Papst. Auch in Spanien hatten bereits die Kämpfe der Christen gegen die Araber begonnen. An diese Bewegung knüpfte der Papst in geschickter Weise an und wußte die einzelnen Kämpfe zu einem großen Unternehmen unter seiner Leitung zusammenzufassen.

6. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 26

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
26 Achilleus. riesige Feste nicht mit Sturm nehmen konnte, mußte man warten, bis die Troer hervorkamen, sei es um die Griechen anzugreifen, sei es, um Vor-räte in die Stadt zu holen. Wenn solche aber Achilleus mit seinen Myr-midonen herankommen sahen, so flohen sie eiligst; aber er war der schnellste Läufer und ereilte sie oft, ehe sie das schützende Tor erreichten. Mehrere Söhne des König Priamos fing er so und verkaufte sie als Sklaven in die Fremde. Dazu mußten die Griechen für die Ernährung so vieler Menschen Beutezüge in die Umgegend machen; sie plünderten die Städte, die mit Troja verbündet waren, erschlugen die Männer, entführten das Vieh und die Schätze der Besiegten, nahmen wohl auch Frauen mit und behielten sie als Sklavinnen im Lager. So zerstörte allein Achilleus dreiundzwanzig Städte. So oft aber ein troisches Heer sich aus der Stadt hervorwagte, rückten die Griechen ihnen zum Kampf entgegen. Doch vergingen neun Jahre, ohne daß eine Entscheidung fiel; aber die Griechen beharrten. denn ein Götterspruch kündete ihnen, sie würden im zehnten Jahre die Stadt erobern. 4. Achilleus' Streit mit Agamemnon. Zunächst brachte das zehnte Jahr den Griechen schweres Leid. Wieder führte sie die Unbesonnenheit Agamemnons in Bedrängnis. Bei einem Plünderungszuge war ein Tempel Apollons zerstört worden, und die Tochter des Priesters war geraubt und Agamemnon als Sklavin gegeben worden. Da kam der Vater Chryses klagend ins Lager und flehte um sein Kind. Agamemnon aber wies ihn barsch zurück und gebot ihm, das Lager zu verlassen. Wohl ging der Priester hinweg, doch flehte er zu Apoll um Rache. Alsbald machte der gewaltige Gott sich auf. Die Pfeile klirrten in seinem Köcher, so eilig schritt er dahin. In eine dunkle Wolke gehüllt, setzte er sich dem Lager gegenüber und schoß erst auf die Tiere, dann auf die Menschen. Jeder Pfeil traf, und wer getroffen wurde, der starb an der Pest, und Tag und Nacht hindurch rauchten die Scheiterhaufen, auf denen man die Toten verbrannte. In dieser Not versammelten sich die griechischen Führer zum Rat, und sie fragten Kalchas, was zu tun sei. Zögernd kündete der Seher, Agamemnon habe den Gott beleidigt, er müsse Die Tochter des Chryses zurückschicken und Apollon ein Opfer von hundert Stieren bringen. Heftig ergrimmte Agamemnon, daß wieder der Seher ihm die Schuld gab, und er weigerte sich, die Sklavin herauszugeben. Als aber alle ihn drängten, besonders Achilleus, gab er widerwillig nach, erklärte jedoch, er werde sich dafür Achilleus' Sklavin, die wunderschöne Tochter des Briseus, aus dessen Wohnung holen lassen. Wohl erschrak Achilleus; doch er schwieg, denn er wollte nicht sagen, daß er die Sklavin lieb gewonnen hatte und sie zu seiner Frau machen wollte. Als nun Agamemnon schickte, gab er sie trotzig hin; aber er schwor, er wolle nicht eher wieder mitkämpfen, als bis die Troer seine eigenen Schiffe bestürmten. So saß er trotzig und untätig in seinem Hause, spielte die Harfe und schaute mit seinem Freunde Pätrokkos auf das Meer hinans. — Die

7. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 32

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
32 Odysseus von Jthaka. pflügen. Da aber wurde der Schlaue überlistet: der eine Bote nahm das Knäblein Telemachos aus der Wiege und legte es gerade vor den Pflug auf den Acker. Ein Wahnsinniger hätte ruhig weitergepflügt; der Vater aber lenkte vorsichtig den Pflug um das Kindlein herum. So war er entlarvt, und er konnte nun die Heeresfolge nicht mehr weigern. Traurig nahm er Abschied von Weib und Kind, von seinem Vater Laertes, von der herzlich geliebten Mutter und von den treuen Dienern und Hirten, die mit Liebe an ihrem Herrn hingen. Dann machte er sich rüstig auf nach Aulis. B. Der Trojanische Krieg. Mit den andern Fürsten kam er dann unter Agamemnons Führung nach Troja, und der kluge Odysseus tat gute Dienste im Kriege. In der Versammlung, die meist in der Nähe seines Schiffes in der Mitte des Lagers gehalten wurde, wußte er stets den klügsten Rat zu geben; verloren die Griechen den Mut, so wußte er ihn neu zu wecken; gerieten sie in Streit, so wußte er sie zu versöhnen; ging es zur Schlacht, so ordnete er die Scharen. Als im zehnten Jahre Achilleus im Zelte blieb, versuchte er freilich vergeblich, ihn zum Nachgeben zu überreden; aber Odysseus gehörte dann zu den Helben, die mit tapferer Hand Heftor wiberstanben, die auch um Patroklos' Leiche kämpften, und er wich nicht eher, als bis er selbst verwnnbet war. Ebenso kämpfte er später den ganzen Tag bis zum Abeub um die Leiche Achills, und als enblich Aias die Leiche emporhob, ba schützte ihn Obyssens vor dem Feinde. Nach Achilleus' Tode aber würden dem Odys-seus als dem Tapfersten die göttlichen Waffen des Gefallenen zuerteilt. Aber immer noch trotzten die Mauern Trojas allen Angriffen, ba war es Obyffeus, der durch eine List die Stadt gewann. Er ließ ein großes hölzernes Pserb bauen, und in beffen hohlen Bauch versteckte er sich mit den tapfersten griechischen Helben. Dann schoben auf fein Geheiß die andern Griechen ihre Schiffe ins Wasser, verbrannten ihre Lagerstätten und segelten sämtlich bavon, als wollten sie enblich heimkehren. Nur ein einziger Grieche blieb auf Obyffeus' Anorbnuug zurück und versteckte sich im Schilf des Ufers. Jnbes hatten die Troer von der Stadt aus den Aufbruch bemerkt, und kaum waren die Feinde fort, so strömten sie in Scharen ins Feld, freuten sich an der leeren Lagerstätte und jubelten über die endliche Befreiung. Da sahen sie am Strande das merkwürdige Tier stehen und betrachteten es sehr ver-wunbert. Gleichzeitig brachte man aus dem Schilf bett zurückgebliebenen Griechen herbei, und der erzählte nach heftigem Drängen der Troer, das Roß fei ein Weihgeschenk für Poseibon, damit er den Heimkehrenden gute Fahrt gäbe. Man habe es aber so groß gemacht, damit die Troer es nicht in ihre Stadt ziehen könnten; denn wenn das gelänge, habe der Seher gesagt, so sei die Stadt für immer unüberwindlich. Schon überlegten sie, was sie tun könnten, da ergriff der Priester Laokoon — voll Mißtrauen gegen ein griechisches Geschenk — eine Lanze und bohrte sie dem Roß in die Seite Ein dumpfes, unheimliches Klirren erklang im Innern, sonst rührte sich nichts.

8. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 35

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Odysseus bei den Kyklopen. 35 schwer wie ein Mastbaum. Davon hieb er sich einen Pfahl ab, wie ihn ein Mann gut mit zwei Händen umspannen konnte. Den schabten ihm die Gefährten ganz glatt und spitzten ihn zu, und Odysseus machte Feuer an und ließ die Spitze verkohlen, daß sie ganz scharf und trocken wurde. Dann versteckte er sie, und die Griechen zwangen sich, etwas zu essen und zu trinken. Endlich kam der Riese mit der Herde zurück, und weil er in Gedanken war, trieb er alle Tiere herein, auch die Böcke, und sperrte die Höhle zu. Eilig besorgte er nun seine Geschäfte mit seinen großen täppischen Händen, dann packte er wieder zwei Gefährten des Odysseus und fraß sie. Da aber trat Odysseus vor mit einem hölzernen Becher, aus dem köstlicher Weinduft stieg. „Nimm und trink," sprach er, „es ist ein köstlicher Wein, den wir aus der Ferne mitgebracht haben, und Wein schmeckt gut auf Menschenfleisch!" -Gierig trank der Riese und war entzückt. „Schenk mir noch einmal ein," bat er, „und dann sage mir auch, wie du heißest; denn dir will ich ein Gastgeschenk geben für solche Freude!" Eilig füllte Odysseus ihm den Becher zum zweiten und zum dritten Male, und dabei sagte er: „Mein Name ist Niemand! Nun vergiß auch das Gastgeschenk nicht!" — „Gut", sagte der Riese, „den Niemand will ich zuletzt von euch allen verspeisen, das sei sein Gastgeschenki" Damit leerte der dumme Riese den Becher mit dem starken Weine zum vierten Male, und alsbald fiel er ganz berauscht auf die Erde und schlief so fest wie noch nie. Schnell ließ sich Odysseus den Knüttel reichen, hielt ihn ins Feuer, daß die Spitze glühend wurde, und bohrte sie von oben in das Auge des Riesen, das so groß war wie ein kleines Wagenrad, und zwei Gefährten drehten noch den Pfahl rundum, daß das ganze Auge zuckend verbrannte. Wild sprang der Riese empor; aber er konnte seine Feinde nicht finden, denn er sah ja nichts mehr. Da erhob er ein furchtbares Gebrüll, und die andern Kyklopen eilten neugierig herbei. Aber sie konnten den Block nicht abrücken; so riefen sie von draußen Polyphem zu, wer ihm etwas tue, wer ihn beraube oder ihn würge. „Niemand beraubt mich!" schrie der von innen tobend, „Niemand tut mir Gewalt an!" — „Wenn dir niemand etwas tut", schrien die anderen, „so lege dich fchtafen!" und damit trollten sie sich davon. Polyphem aber tobte weiter bis zum Morgen. Dann schob er den Felsblock etwas zurück und ließ die Tiere heraus; doch setzte er sich in den Eingang und betastete sorgfältig den Rücken der Tiere, ob sich nicht etwa ein Mensch mit ihnen hinausdrängte. Aber Odysseus war wieder klüger. Er band je drei Schafe zusammen, und unter das mittelste und stärkste band er einen seiner sechs noch übrigen Genossen. Für sich aber wählte er den größten und stärksten Widder der Herde, hängte sich unter ihn und krallte sich in seiner Wolle fest. Da das Tier so schwer zu tragen hatte, kam es als letztes an den Ausgang. Der dumme Riese glaubte, es sei traurig über das Unglück seines Herrn, streichelte es und sprach mit ihm, merkte aber nicht, was das Tier zu tragen hatte. Dann schob der Riese sorgfältig den Block 3*

9. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 39

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Odysieus Bei Skylla und Charybdis. 39 Sich selbst aber ließ er von ihnen mit festen Stricken an den Mastbaum binden, sodaß er sich nicht rühren konnte; den Gesang aber wollte er hören. Es dauerte auch nicht lange, da glättete sich die blaue See, und der Zaubergesang scholl herüber. Der war so schön, daß Odysseus alles andre vergaß und an den Stricken riß, um sich zu lösen. Aber als die Gefährten sahen, sprangen zwei auf und schnürten ihn noch viel fester, so sehr er sie auch durch Gebärden anflehte, ihn zu lösen. So kamen sie glücklich vorüber, und langsam verklang der Gesang in der Ferne. Die Sirenen aber stürzten sich ins Meer; denn sie mußten sterben, sobald einer ihrem Zauber widerstand. 5. Odysseus bei Skylla und Charybdis. In eine enge Meeres-straße kam Odysseus jetzt, durch die er hindurch mußte. An deren westlichem Ufer lauerte die Skylla, ein gefräßiges Ungetüm, das mit jedem seiner sechs Köpfe zugleich einen Mann packen und fressen konnte. Am östlichen Ufer aber hauste ein noch schlimmeres Wasserungetüm, die Charybdis: die schlürfte auf ihrer Seite das ganze Meer ein, mit allem, was darin war, auch mit den Schiffen, die sich genähert hatten; dann spie sie es nach einiger Zeit wieder aus; aber nur zertrümmert kamen die Fahrzeuge wieder heraus, und kein Lebender entrann aus ihrem Rachen. Da mußte Odysseus das kleinere Übel wählen, er steuerte nach Westen. Wohl stellte er selbst sich mit Helm und Lanze vorne aufs Schiff, um gegen das Ungeheuer zu kämpfen; aber plötzlich hörte er Jammergeschrei über sich. Die Skylla war aus einer Höhle oben in der Felswand hervorgeschossen, und sechs der Genossen zappelten in ihren sechs scheußlichen Rachen. Da war alle Hilfe unmöglich, und schnell ruderten sie weiter. Sie legten nun an einer Insel an; aber da die Genossen gegen den Willen des Odysseus die dort weidenden Rinder des Sonnengottes schlachteten, beschlossen die Götter ihr Verderben. Als sie wieder auf dem Meere waren, kamen fürchterliche Stürme, das Schiff wurde in Stücke zerschellt, und alle Genossen trieben auf den Wellen, bis sie ertranken. Nur Odysseus, der unschuldig an dem Frevel war, entrann. Er band Mast und Kiel des zerstörten Schiffes mit einem Strick, der am Maste hing, zusammen; so hatte er ein kleines Floß und setzte sich darauf. Aber er konnte nicht steuern und trieb unaufhaltsam der Charybdis

10. Lebensbilder aus Sage und Geschichte - S. 41

1910 - Leipzig [u.a.] : Kesselring
Orestes' Muttermord. 41 Iphigenie durch falsche Vorspiegelungen geraubt hatte. ■ Als ein Jahr nach dem andern ohne Nachricht verging, hoffte sie, er sei tot, und vermählte sich mit einem andren Manne, mit dem Vetter Agamemnons, Ä gift hos, und dieser wurde nun König von Mykene. Übermütig lebte das Paar im Königspalaste, und die jüngere Tochter, Elektra, die ihren Vater zärtlich liebte, mußte den Frevel schweigend mitansehen. Nur eins konnte sie tun: sie rettete ihren kleinen Bruder Orestes, da er vor dem Stiefvater nicht sicher war, und ließ ihn nach Phokis zu einem Freunde des Hauses bringen, wo er mit dessen Sohn, Pylades, in treuer Freundschaft aufwuchs. Da kam plötzlich, durch Flammenzeichen von Berg zu Berg gemeldet, die Nachricht von Trojas Fall; aber das ehebrecherische Paar rüstete sich zur Abwehr. Als Agamemnon festlich in Mykene einzog, trat ihm die tückische Frau freudestrahlend entgegen und führte ihn auf Purpurdecken ins Haus. Als aber drinnen der Reisemüde ein Bad nahm, warf sie ihm plötzlich ein weites, faltiges Gewand über den Kopf, so daß er sich wie in ein Netz drinnen verstrickte, und ehe der König sich wehren konnte, schlich Ägisthos herbei, und beide schlugen ihn tot. Dann blieben sie König und Königin in Mykene. Elektra aber, die sie während des Mordes im Frauengemach eingeschlossen hatten, pflegte das Grab des Vaters und sann aus Rache. B. Orestes' Muttermord. Indes war Orestes herangewachsen, und er machte sich mit seinem Freunde Pylades nach Mykene aus. Unerkannt betraten sie das Königshaus und erzählten Klytämestra, ihr Sohn Orestes sei gestorben. Da jubelte das wilde Weib laut auf, denn es hatte in ihm den Rächer gefürchtet. Orestes aber ergrimmte, als er das sah, und schlug die Frohlockende tot, während Pylades zugleich den Ägisthos niederstieß. So war Agamemnons Tod gerächt. Als aber Orestes Klytämestra tot vor sich sah, da graute ihm, — er hatte seine eigene Mutter erschlagen! Alsbald sah er aus dem Boden die finsteren Er in Yen, die Rachegöttinnen, aufsteigen. Blutrote Fackeln schwangen sie in den Händen, und um ihre grausigen Häupter flatterten Schlangen statt der Haare. Entsetzt floh der Muttermörder ; aber die Erinyen jagten hinter ihm her und ließen ihm nirgends Ruhe. C. Orestes' Entsühnung. Endlich flüchtete er sich in Apollons Tempel zu Delphi, den durften die finstren Rachegöttinnen nicht betreten. So lagerten sie sich auf der Schwelle. Orestes aber ging hinein und fragte den Gott, was er tun müsse, um sich von den Erinyen zu befreien. Da riet ihm der, er solle nach Tauris ziehen, um das Bild der Schwester zu holen. Orestes hatte schon gehört, daß in Tauris ein berühmtes Bild der Artemis sei; so machte er sich mit seinem treuen Pylades auf. Tauris aber war ein ungastliches Barbarenland: jeder Fremde, der seinen Strand betrat, wurde der Artemis geopfert. So griff man auch Orestes und Pylades, band sie und führte sie zur Priesterin, daß sie sie opfere; die Priesterin aber war Iphigenie, und fast hätte die Schwester den Bruder geschlachtet, da erkannten
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TM Hauptwörter (200)200

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