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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 151

1911 - Erfurt : Keyser
— 151 — galtst hielt gute Kameradschaft mit studierenden adeligen ^unfern die Geld hatten, und trieb viele und mancherlei Kurzweil zu' ihrer und des Volkes Belustigung. Durch das engste Gcißchen Ersnrts, dergleichen man nur in Venedig sieht, snhr er mit einem zweispännigen Fuder Heu, wodurch dieses Gaßchen fm alle Seiten den Namen „Doktor Fausts Gäßcheu" erhielt l'^chloiier-straße». Einst kam Faust aus einem Pserde geritten, das sort und fort sratz und nicht zu sättigen war, ein anderes Mal zapfte er allerlei Weine aus einem hölzernen Tische und gaukelte den trunkenen Sechgesellen Trauben vor, die sie abschneiden wollten, uu Faust aber die Blendung schwinden ließ, hatte einer des anderen Nase statt der Weintraube in den Fingern. Ein Han^ in der Schlössergasse soll oben im Dache immer noch eine Oefsnung haben, die nie mit Ziegeln zugelegt werden kann, weil Faust durch dieselbe seine Mantelsahrten zu richten pflegte. Solche Künste weckten freilich manches Mißtrauen. Man witterte etwas teuflischen Schwefelduft um den Magus (Zauberer) und sandte ihm einen gelehrten Mönch, Dr. Klinge genannt, aus den Hals, mit dem er sich unterredete und der ihn so in Harnisch brachte, t,af? er ausrief: „Wenn einem der Teufel das Wort halt, 10 muß man auch dem Teufel das Wort halten!" Da verwünschte Dr. Klinge Fausten und bewog Stadtrat und Universität, den gefährlichen Mann auszuweifen. Bei der Ausweisung selbst spielte Faust aber dem Rat noch einen Streich, indem er sich hartnäckig weigerte, die Stadt zu verlassen. Als man ihn darauf fangen und mit Gewalt aus der Stadt bringen wollte, ritt Faust auf einem feurigen Rappen über die Köpfe feiner Bedränger hinweg und fetzte dabei über das verschlossene Sckmidtstedtertor. Seitdem soll nie wieder zu Erfurt ein Herenmeister aufgekommen W. Bechstein. lern. 47. Das Erfurter liand im Dreißigjährigen Krieg. Wie feiten eine Stadt hat Erfurt unter den Plagen des Großen Krieges zu leiden gehabt. Die Fruchtbarkeit feiner Umgebung, der ausgedehnte Handel feiner Kaufleute, kurz der Ruf feines Reichtums lockte immer wieder neue Kriegsscharen zur Einlagerung herbei. Böhmische Ausreißer im Erfurter Gebiet: Kaum war der böhmische Aufstand vorüber, da erschienen auchjehon Ausreißer und Abgelohnte von dort im Erfurter Gebiet. Sie machten die Landstraßen unsicher, brandschatzten die Wanderer und raubten dem Bauern das Pserd vom Pfluge. Der Rat sah sich daher ge- zwungen, seine Reisigen gegen sie auszusenden. Ltnrmgelänt von den Türmen der Dorskirchen und Notschüsse von weit ins Land schauenden Bergeshöhen mußten ihr Nahen verkünden.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 146

1911 - Erfurt : Keyser
— 146 — Willen und ohne den der Gemeinde in die Stadt einzudringen. Der Stadthanplmann schwur Tunger folgenden Eid: „Sieh Tunger, wo du mir das heldest, das du mir geschworen, so schwere ich dir widder einen eydt: wo ich pleibe, da saltu auch pleiben!“ Nachdem Güuzburg den vorhin erwähnten Erfolg bei den Vortorern gehabt hatte, begab er sich auf Bitten des Rates hin- aus zu den Bauern, um sie zu beruhigen. Auf seinem Gange begleitete ihn der Obervierherr Schweugfeld. Dieser sragte die Bauern nach ihrem Begehr. Ihre Antwort lautete: „Wir wollen, daß man uns den mainzischen Hof und das Zollhaus gebe." — Hierauf wiederholten sie noch einmal ihren dem Hanptmann gegebenen Schwur. Nun ermahnte Günzbnrg die Bauern, heimzuziehen und ihren Eid zu hallen. Der Einmarsch: Da geschah aus einmal etwas ganz Unerhörtes. Die Vortorer, eben noch bereit, das Feldzeichen niederzulegen, schrien den Bauern zu, sich nicht betrügen zu lassen. Da war's mit deren Ruhe aus; mit Gewalt stürmten sie gegen das Tor. Wohl oder übel mußten die Ratsherren die Flügel öffnen, durch die sich der wüste Hause in das Innere der Stadt wälzte. Zum Glück gelang es dem Stadthauptmann Hoff, der wilden Horde Herr zu werden. Er setzte sich an die Spitze des Bauernheeres, übernahm die Führung und brachte es in leidlicher Ordnung bis vor „den Graden" (Friedrich Wilhelmsplatz). Plünderung: Hier wies er dann den Aufrührern mit seinem Ruse: „Ziehet hin, liebe Männer, esset und trinket mit den be- schorenen Dieben; wenn ihr das Maul wischt, habt ihr die Zeche bezahlt!" den Weg, auf dem sie ihre Wut kühlen konnten. Und sie taten es ordentlich. In drei Stunden zerstörten 100 Bauern mit ihren Aerten das starke Zollhaus; zugleich wurde auch das „Hankhäuslein" mit dem darangebauten Stock, der Gack oder Pranger und das Trillhänschen dem Erdboden gleichgemacht. Schon lange waren diese der Bürgerschaft ein Dorn im Auge, da sie aus dem belebtesten Platze der Stadt standen. Auch übte der Henker als Wasenmeister mit „beynen brennen, tier zustreiffen und schmaltz sieden allerlei ungepürlich Ding aus“, das den „umbliegend nach-pawren nit leidlich war.“ Am schlimmsten hausten die Bauern aber in der Stiftskirche (Dom) und im Mainzerhof (s. Nr. 43). Nach getaner Arbeit mußten dann die fetten Schinken und leckeren Würste des Mainzerhofes den Bauern einen wohlschmeckenden Imbiß liefern, dem später noch ein saftiger Braten vom Fleisch eines seiften Ochsen oder eines zarten Kapauns solgte. Es begann ein Leben herrlich und in Freuden, an dem auch die Bür ger teilnahmen, zumal des Erzbischofs Untertanen im Brühl, sie ließen es sich „sunderlich sere saure werde“, die Wein- und Biersässer im Keller des Mainzerhofes auf ihren Inhalt zu untersuchen, und was die Päter an Ort und stelle nicht bewältigen

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 209

1911 - Erfurt : Keyser
— 209 — fein mät uff’n Bieterfchberg; 's waren an ivelche dronger, dien geschwatzt halten uff de Franzufen, s' war Born Fescher. Kaiser o Sirt, on an 1. November da worden fe alle bfamm abgesteckt cn anne donkle Kasematte, nachen en anne Stobbe t br Kaserne. In dar Kasematte war a Linschen Strnh, da lätte icch Fächer on Kaiser druff. Sirt o Born abber gengen rem. Born wolle verzwahzle, br ahle Sirt abber, dar machte sich neck val draus. O wie nunne Sirt sä te: „No Born, bu hast bodi warklich gar käine Korrafche; was äs ann wäiter? morgen sihren sie onö naus on biebfen ons wack!" Ta grelle Born: „Dommer Cchic, äs'n das Nischt?" — Nachen, wie fe en br Kaserne waren, ba ging de Dähr uff — on fräi waren fe. Dr. Otto dürften. 75. In Erfurt vor und nach der Leipziger Schlacht. Vor der Schlacht: Im Sommer 1813 war bic Stadt dauernd mit Kranken und Verwundeten der französischen Armee und der ihr verbündeten Heere angefüllt. Das Elend dieser Armen war aber geradezu grenzenlos. Selbst bei schlechtem Wetter lagen sie zu Hunderten auf den Straßen und mußten hier tagelang warten, ehe man sie in Quartiere oder Spitäler brachte, in welche man fast alle Klöster umgewandelt hatte. Ju allen Straßen wanderten Krüppel umher und erregten das Mitleid der Bürger. In jedem Winkel, ja selbst auf offenen Plätzen lagen Hausen von Unrat. Ueberall herrschte Gestank und bot sich den Augen ein scheußlicher Anblick. Mit jedem Tage nahm die Sterblichkeit zu. Neben dem gewöhnlichen Totenwagen war noch ein Beiwagen in Benutzung, und doch konnte man mit beiden nicht alle 2eichen nach dem Gottesacker schaffen, der damals vor dem Johaunestor eingerichtet worden war. Rückzug der Franzosen durch Erfurt: Noch schlimmer wurde es gleich nach der Leipziger Schlacht; denn die Stadt wurde von der in wilder Eile fliehenden französischen Armee berührt. In diesen Tagen herrschte ein geradezu entsetzliches Durcheinander in den Straßen. Kürassiere, Dragoner, Husaren, Artillerie und Infanterie, alles schob in buntem Gedränge einher. ~ic meisten Soldaten Hatten keine Uniformen mehr; Bauernkittel und Mützen waren ihre Kleibung. Selbst Offiziere mußten sich bamit begnügen und gingen barfuß. Offiziersfrauen und Marketenbe-rtnncn faßen mit berwunbctcu Soldaten auf bemfelben Wagen. Dabei schrie bic Menge Wilb burcheinanber und stieß oft zu einem undurchdringlichen Knauel zusammen. In dem wüsten Lärm, den der Hufschlag der Pferde und das Raffeln der Kanonen noch erhöhte, war die Stimme des einzelnen nicht mehr zu vernehmen. Dazu strömte der Regen unaufhörlich auf die Menfchenmciffcn herab. Bald waren der Garten vor der Hofstatt, der Platz vor den Graden, der Anger und andere weite Straßen und Plätze in ein

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 241

1911 - Erfurt : Keyser
— 241 — 89. Einzug in Feindesland, Sammlung der Regimenter: Am 16. Juli 1870 frühmor- gens ging den Erfurter Regimentern (31. u. 71.) der Mobilmachungsbefehl zu. Wie überall in Nord und Süd, so wurde er er auch hier mit lauter Freude aufgenommen. Bald trafen voll Jubel und mit Singen der „Wacht am Rhein" die Reservisten in Erfurt ein. Sie waren zumeist mit dem Erinnerungskreuz an 1866 geschmückt. Nicht übermäßiges Siegesvertrauen erfüllte die Herzen. Mau war sich bewußt, daß ein schwerer Kampf bevorstand. Aber das Vollgefühl der Kraft, das von den alten Mannschaften ausging, entflammte auch die jüngsten Soldaten und erfüllte alle mit sicherem Vertrauen auf den Ausgang des Krieges. Ans der Fahrt nach Mannheim: Zehn Tage später rückten die Regimenter unter dem Jubel der Erfurter Bürgerschaft nach Mannheim zur Ii. Armee ab, deren Führer wieder wie im Jahre 1866 Prinz Friedrich Karl war. Lauter Jubel brauste ihnen auf allen Stationen entgegen. Der Weg führte die Truppen durch Mitteldeutschland. Mit eigenen Augen erblickten sie noch einmal alle die Herrlichkeiten des Vaterlandes, für das sie jetzt Blut und Leben einsetzten. Für ein solches Stück Erde war der Einsatz nie und nimmer zu teuer! Mit nicht endenwollendem Hurra wurde bei Mannheim der stolze Vater Rhein begrüßt. Als dann aber die Regimenter über die Rheinbrücke marschierten, da brach es los aus tausend Soldatenkehlen wie Sturmgebraus, und die Taufende von Mannheimern, die das Geleit gaben, fielen begeistert ein: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall, Wie Schwertgeklirr und Wogenprall, Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein, Wer will des Stromes Hüter fein? Lieb Vaterland, magst ruhig sein, Fest steht und treu die Wacht am Rhein!" Einmarsch in Feindesland: Am 7. August überschritten beide Regimenter mit weithin schallendem Hurra die französische Grenze. Doch ein mißgünstiges Geschick ließ sie diesmal nicht an den ersten, großen Siegen teilnehmen. Seit dem 20. August von der Ii. Armee abgetrennt und der Maas-Armee unter dem Kronprinzen von Sachsen zugeteilt, war ihr Marsch nach Norden aus Chalons gerichtet. Ihre Aufgabe war, im Verein mit der Iii. Armee den Feind, wo er sich auch stellen würde, zu faffen und ihn möglichst von Paris ab nach Norden zu drängen. Doch Tag für Tag ging hin, und kein Feind ließ sich blicken! Nichts weiter als ewiges Marschieren bei glühender Hitze oder strömendem Regen, ewiges Biwakieren, ewiges Vorpostenstehen! Alles zunächst wie 1866, nur kein Feind! Unter den Truppen herrschte darum eine allgemeine Enttäuschung. Man war neidisch aus die Sieger von 16

5. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 105

1916 - Erfurt : Keyser
— 105 — Bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts war der Dreienbrunnen ein sumpfiges Gelände. Das Wasser lief beliebig ab und bildete verschiedene Teiche, in denen wilde Brnnnenkresse und andere Wasserpflanzen wuchsen. Dann fing man an, den Boden nrbar zu machen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts führte der Erfurter Ratsmeister Christian Reichart die heute noch nutzbringende Bewässerungs- und Anbanart ein. Breite Gräben, Klingen genannt, durchziehen den Boden. Er erhebt sich zwischen den Klingen zu hohen, an den Rändern abgebuchten Beeten. Sie heißen Jähne. Die Klingen sind verschieden breit. Die Gießklingen, nur V2 m breit, dienen zur Bewässerung. Die Klingen aber, in denen die Brunnenkresse angebaut wird, sind 2 m breit. Auf den Jähnen baut der Dreienbrnnnengärtner nacheinander die vorzüglichsten Gemüse. Im ersten Frühling bedeckt Kopssalat das Beet, ihm folgen Blumenkohl und Kohlrabi, zwischen denen noch Sellerie und Porree stehen. Zum Schluß erhält das Beet eine Pflanzung von Kohlrabi und Wirsing. Dnrch einen solchen Betrieb ist der Ertrag sehr hoch. Er läßt sich aber nur mit künstlicher Bewässerung ermöglichen. Mit der Gießschaufel überschüttet darum der fleißige Gärtner täglich mehrmals alle Beete seines Dreien- brnnnenlandes. Früher wurde das Wasser des Dreienbrumiens in die Stadt geleitet. Jetzt fließt das Wasser des Dreienbrunnenteiles, in welchem die genannten drei Quellen liegen, in den Flutgraben. Infolge der nen entstandenen Straßen hat man das Wasser in einen Sammelkanal geleitet, durch den es sich dann an der Pförtchenbrücke in den Flutgraben ergießt. 3abn. D/iiotl Abbild. 25. Dreienbrunnenanlage im Schnitt. 6. Die Brunnenkresse. Die Bruuuenkresse ist eine Wasserpflanze. Ihre oberen Blätter sind unpaarig gefiedert, ihre unteren dreizählig. Sie blüht im Juui. Die weißen Blüten stehen in Trauben. Die Blüte ist eine Kreuzblüte mit 4 langen und 2 kurzen Staubblättern. Die Frucht ist eine Schote. Die Blätter und die jungen Stämmcheu liefern einen wohlschmeckenden Salat. Darum wird die sonst wildwachsende Pflanze angebaut. Der Anbau ist aber nicht überall möglich. Die Brunnenkresse liebt nämlich ein reines, eisenfreies Wasser, das im Winter nicht zufriert. Unser Dreienbrnnnen, der solches Wasser führt, ist darum zum An- bau der Brunnenkresse geeignet. In den schlammigen Boden der Klingen drückt der Gärtner in Spannenweite Häufchen von etwa 10 jungen Pflanzen. Nach etwa 3 Wochen wird die Brunnenkresse beschnitten. Alles, was über den Wasserspiegel ragt, wird entfernt. Dann streut der Gärtner Schaf- oder Kuhdünger in die Klingen. Nach je 4—6 Wochen

6. Heimatkunde des Stadt- und Landkreises Erfurt - S. 206

1916 - Erfurt : Keyser
— 206 — Am 10. November wurde das Gustav Adolf-Denkmal eingeweiht. Zur Feier waren der Kgl. Gesandte Schwedens aus Berlin nud der Bischof von Gotlaud erschieuen. 1912. Am 27. Januar wurde der Geburtstag unseres Kaisers in den Schulen besonders festlich begangen zur Erinnerung an die Wieder- kehr des 200. Geburtstages König Friedrichs Ii. (24. Januar 1712). Am 19. Oktober wurde der Breslau-Brunnen eingeweiht, durch deu die Stadt die großen Verdienste ihres früheren Oberbürgermeisters ehrte. 1913. Der 10. März wurde als Erinnerungstag an die Stiftung des Eisernen Kreuzes vor 100 Jahren und als Geburtstag der Königin Luise durch Festgottesdienst. Parade und Festvorstellung im Stadttheater feierlich begangen. Der 15. Juni galt der Erinnerung an den Regierungsantritt unseres Kaisers vor 25 Jahren. Die städtischen Behörden beschlossen die Stiftung eines Volksparkes in Erfnrt-N., der den Namen Kaiser Wilhelmpark führen sollte. Er ist bereits vollendet worden. Am 18. Oktober wurde die Jahrhundertfeier der Schlacht bei Leipzig durch Festgottesdienst, Schulfeiern und allgemeine Beleuchtung der Stadt festlich begangen. 1914. Am 27. und 28. März weilte der Kronprinz auf einer Generalstabsreise in uuserer Stadt und wohnte im „Europäische» Hof". Am 1. August brach das gewaltige Völkerringen durch Überreichung der Kriegserklärung Deutschlands an Rußland aus. In den folgenden 10 Tagen der Mobilmachung sah Erfurt einen Teil des gewaltigen Auf- Marsches unserer Heermacht gegen den Feind im Westen. Die bald ein- treffenden Siegesnachrichten lösten immer einen gewaltigen Jubel aus. Tausende füllten am Abend den Anger, um die „Amtlichen Nachrichten" von den Kriegsschauplätzen zu vernehmen. Die große, eiserne Zeit aber wird der deutschen Jugend in Erinnerung bleiben als eine Zeit gewaltigen Heldentums und höchsten Opfersinnes, zumal „die Errungenschaften des Krieges ihr gehören. Sie muß sie erhalten und ausgestalten". Das kann sie aber nur, wenn ihr Herz von echter Vaterlands- liebe erfüllt ist. Die Liebe zum Vaterlande aber wurzelt in der Liebe zur Heimat, zur väterlichen Scholle. Die Liebe zur Heimat gründet sich jedoch auf eiue genaue Kenntnis der Heimat.

7. Theil 3 - S. 145

1880 - Stuttgart : Heitz
Tycho de Brahe. Nikolaus Copernikus. 145 er den berühmten Astronomen Tycho de Brahe in seinem Dienst hatte. Dieser merkwürdige Mann war 1546 in Schonen, dem Theile von Schweden geboren, der damals zu Dänemark gehörte, und hatte sich schon von seinem 14. Jahre an mit aller Wißbegierde auf Sternkunde gelegt, obgleich er diese Lieblingsneigung anfangs nur heimlich verfolgen konnte, weil sein Vater durchaus verlangte, daß er die Rechte studiren sollte. Nachdem er sich auf deutschen Universitäten gebildet hatte, kehrte er nach seinem Vaterlande zurück und machte sich zuerst dadurch bekannt, daß er einen Stern von ungewöhnlicher Größe, den man srüher noch nie gesehen hatte und der 16 Monate am Himmel stand, beobachtete und beschrieb. Auch der König von Dänemark, Friedrich Ii., wurde nun auf ihn aufmerksam und schenkte ihm, um ihn in Dänemark festzuhalten, die im Sunde gelegene kleine Insel Hw een, wo er ihm eine Sternwarte, Uraniborg, erbaute. Hier arbeitete der fleißige Mann 21 Jahre lang, und bald sprach man in ganz Europa von seinem Ruhme. Nur ist zu verwundern, daß er bei seinem großen Fleiße dennoch Vorurtheileu huldigte, deren Ungrund er, sollte man meinen, bald hätte erkennen müssen. Er bildete sich nämlich ein, daß die Erde unbeweglich fest stände, und daß sich um dieses Sternchen das ganze Weltgebäude drehte, nämlich zuerst der Mond, dann die Sonne mit den sie umkreisenden übrigen Planeten, hinter ihnen zuletzt die Fixsterne. Nachdem sein Gönner, der König gestorben war, berief ihn Kaiser Rudolph Ii. zu sich, damit er ihm aus den Sternen wahrsage. Er erbaute ihm eine schöne Sternwarte in Prag, die noch heute steht, unweit des kaiserlichen Schlosses auf dem Hradschin. Aber er lebte hier nnr vier Jahre; da starb er plötzlich, nach einer erhaltenen Einladung zu einem böhmischen Großen, über der Tafel, 1603. Ihm verdanken wir also die richtige Kenntniß der Bewegung der Gestirne nicht. Dies Verdienst hat Nikolaus Eopernicus, der 70 Jahre vor ihm lebte, dessen Belehrung aber Tycho keinen Glauben schenkte. Eopernicus wurde 1473 in Thorn geboren, stubirte in Krakau Mathematik und Astronomie mit großem Eifer, dann eben so in Bologna und Rom, wo man ihn zum Professor machte und gern behalten hätte, wenn et; nicht vorgezogen hätte, nach Frauenburg zu gehen, wo er Domherr war. Hier war es, wo er seine großen Beobachtungen der Gestirne anstellte und, der erste unter allen Astronomen, den wahren Stand derselben erkannte, Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 10

8. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

9. Theil 4 - S. 92

1880 - Stuttgart : Heitz
92 Neueste Geschichte. 1. Periode. Freiheitskampf. nahmen für die kirchlichen Zwecke nicht nöthig waren, wurden für allgemeine Staatszwecke eingezogen, die öffentlichen Abgaben aber gleichmäßiger als bisher vertheilt. Um die Wünsche des Volks an den Thron gelangen zu lassen, wurde ferner eine Vertretung der einzelnen Provinzen angeordnet. Vor allem aber war das Augenmerk der Staatslenker auf die Begründung einer tüchtigen Wehrverfassung gerichtet, durch welche das preußische Volk in den Stand gesetzt werden sollte, das fremde Joch, wenn die Stunde geschlagen hätte, wieder abzuschütteln. Der wackere Scharnhorst, welcher sich von niederem Stande durch Talent und Tapferkeit bis zur Stelle eines Generals emporgearbeitet hatte, schuf in Gemeinschaft mit Gneisen au und Grolmann ein ganz neues Heerwesen, lange der Stolz und die Kraft Preußens, nun auch Deutschlands. An die Stelle der früheren Söldnertruppen trat die allgemeine Wehrpflicht aller dienstfähigen Söhne des Vaterlandes und die Schöpfung der Landwehr, durch welche es möglich wurde, trotz der Beobachtung der vorgeschriebenen Truppenzahl doch eine ungleich größere Anzahl wehrkräftiger Soldaten auszubilden, indem man immer einen Theil der jungen Mannschaft in den Waffen übte, sie dann entließ, um wieder andere an ihre Stelle treten zu lassen und für den Kriegsdienst zu bilden. Dabei war man von oben her und durch allseitig verzweigte Verbindungen bemüht, den Geist der Freiheitsliebe gegen die Fremdherrschaft anzufachen, und durch das ganze preußische Volk hindurch war die Sehnsucht nach Abschütteluug des verhaßten Jochs verbreitet. Kein Wunder, daß die Kunde von dem Ruin der napoleoni-schen Armee in Rußland die patriotische Hoffnung überall belebte; jetzt oder niemals mußte es gelingen, den Feind aus dem Vaterlande wieder zu vertreiben. Schon hatte der entschlossene General Iork, welcher die preußischen Hülfstrnppen gegen Rußland unter dem französischen Marschall Macdonald befehligte, auf eigene schwere Verantwortung hin eine Convention mit dem russischen General Diebitsch abgeschlossen. Zwar mußte ihn der König von Preußen, weil der aufgedrungene Bund mit Frankreich noch nicht gekündigt war, öffentlich deshalb tadeln; aber die Hoffnung der Vaterlandsfreunde, daß Iorks Schritt nur ein Vorbote wichtigerer Thaten der Befreiung sein würde, ging sehr bald durch des Königs eigenes ruhmvolles Beispiel in Erfüllung. Mit frommer, gläubiger Begeisterung unternahm der König

10. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und
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