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1. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 223

1855 - Mainz : Kirchheim
223 In vier darauf folgenden Türkenkriegen legte er mit seinen Drago- nern so großen Ruhm ein, daß ihn der Kaiser zum Feldmarschall ernannte. Eugen war ein tapferer Soldat und ein frommer Christ. Nie wollte er sich über Andere erheben. Mitten im Kugelregen stand er so ruhig, als säße er an seinem Schreibtische. Menschenblut hielt er für heilig und nicht einen Mann opferte er unnütz auf. In den Hospitälern sah er täglich selbst nach den Kranken, und fragte sie, ob ihnen etwas abgehe, und wehe den Wärtern und Aerzten, wenn die Klagen der Kranken begründet gefunden wurden! War Zahlungötag, so erhielt jeder Soldat pünktlich sein Geld, sollte Eugen auch aus seiner Kaffe vorstrecken müssen. In den Winterquartieren verschaffte er seinen Soldaten alle möglichen Bequemlichkeiten und Erholungen. Für diese Sorgfalt ward er auch als Vater von ihnen geliebt. Ge- wöhnlich schlief er nur drei Stunden, den Rest der Nacht benutzte er zum Studiren oder er betete. Das Aeußere dieses großen Mannes siel nicht sehr auf; doch hatte sein kleiner Körper viel Gewandtheit, sein Auge viel Feuer, seine Haltung war heldenmäßig, seine Stimme männlich, stark, und im Gespräche faßte er seinen Mann scharf in's Auge. Er hatte schwarze Haare, schwarze Augen und eine lange Nase, die immer mit Spaniol gefüllt war, weßhalb er seinen Mund offen hielt, um athmen zu können. Sein schwarzes Haar wurde früh grau, und da trug er eine große Alongeperücke nach dem Geschmacke des Zeitalters. Im Sommer 1716 rückten die türkischen Schaaren an der Do- nau herauf und Prinz Eugen ihnen entgegen. Bei Peterwardein trafen sie sich. Eugenius zog in die Schanzen ein, die er im Jahre 1697 hatte auswerfen lassen, und schon in einer der folgenden Nächte warfen die Türken ihre Bomben in sein Lager in solcher Menge, daß er vor Ungeduld den Morgen nicht erwarten konnte. Kaum war es Tag, so rüstete er sich und brach dann mit Macht hervor, und schon die erste Schlacht gewann er. 30,000 Türken lagen todt auf dem Schlachtfelde, und unter ihnen der Großvezier. Ungeheure Beute war des Sieges Preis und die Einnahme von Temeswar. Immer noch lag's in seiner Seele, was das Lied sagt: Er wollt' dem Kaiser wied'rum geben Stadt und Festung Belgarad. Das hatte er ja übrig gelassen im früheren Kriege und wollte es nun nachholen. Der Feldzug von 1717 begann, und Belgrad zu nehmen, ehe der neue Großvezier heranrückte, war seine Absicht. Der Großvezier hatte 200,000 Mann in der Nähe; aber er wollte die Christen erst durch Mangel und Seuchen in dem unge- sunden Lande sich erschöpfen lassen, ehe er käme, sie zu vernichten. Als darum Eugenius die Stadt schon tüchtig beschossen hatte und eben stürmen wollte, nahte das ungeheure Heer. Der Türke hatte gut ge-

2. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 410

1855 - Mainz : Kirchheim
410 Namen „westphälischer Friede" erhielt, im Jahre 1648 zu Stande kam. Groß waren die beiden, die dieser blutige Religionskrieg über unser Vaterland brachte. Armuth, Elend und Rohheit traf man allenthalben im verödeten Lande, auf den Schutthaufen der ehemals blühenden Städte und Dörfer. Fremdlinge hatten sich eingemischt in unsere Angelegenheiten, trugen dazu bei, die Flamme der Zwie- tracht zu nähren, und das arme Vaterland mußte sie dafür mit seinem Gelde und mit seinen schönen Provinzen bezahlen. Denn in jenem schmachvollen Frieden erhielt Frankreich Elsaß und einen Theil von Lothringen, Schweden ° Pommern, die Insel Rügen, mehrere Festungen und fünf Millionen Thaler. Auch das Innere von Deutschland erhielt durch diesen Frieden eine andere Gestalt, indem einigen Fürsten ihre Besitzungen genommen und andern zugetheilt wurden. Die Hauptsache aber, die der westphälische Friede festsetzte, war die Religionsfreiheit, welche den lutherischen und Reformirten gewährt wurde. Da es indessen den Landes- herren frei gestellt wurde, die Religion ihrer Unterthanen zu be- stimmen, so wurde durch diesen Frieden für die wahre religiöse Frei- heit nichts gewonnen. Deutschland nach dem westphälischcn Fvieden. Durch den dreißigjährigen Religionskrieg war die Verfas- sung des deutschen Reiches heftig erschüttert worden, und ihrem völligen Untergang eilte sie nun unaufhaltsam entgegen. Diesen Un- tergang beförderten die Eifersucht Frankreichs auf Oesterreichs Macht, die verheerenden Einfälle der Türken in's deutsche Land, die inneren Kämpfe der Deutschen im spanischen und bayerischen Erbfolgekriege und im siebenjährigen Kriege, und vollendete die Un- terjochung eines Theiles von Deutschland durch Napoleon. Die mißvergnügten Ungarn riefen den Christenfeind, die Tür- ken, zu Hülfe/und 1683 erschien zum allgemeinen Entsetzen der türkische Großvezier Kara Muftapha vor Wien. Der Kaiser übertrug dem tapferen Grafen Rüdiger von Stahremberg die Vertheidigung der Stadt und floh nach Linz. 200,000 Türken schlossen Wien ein, das auf das heldenmüthigste von seinen Bewoh- nern vertheidigt wurde. In der höchsten Noth kam am 12. Sep- tember das christliche Heer der hartbedrängten Stadt zu Hülfe. Es waren die Neichstruppen unter Herzog Karl von Lothringen und die Polen unter ihrem ritterlichen König Johann Sobiesky. Bald flohen die Türken und das reiche Lager fiel in die Hände der Sieger. In dem Türken kriege, der noch fünfzehn Jahre dauerte, zeichneten sich die ruhmgekrönten Feldherrn Prinz Eugen von Savoyen und Prinz Ludwig von Baden aus, welche in mehreren Schlachten den Türken bedeutende Niederlagen beibrachten. Während diekr Kämpfe mit den Türken wurde Oesterreich

3. Theil 2 - S. 324

1864 - Mainz : Kirchheim
324 sehr viele, wohl 3000 Götter und Göttinnen und beteten sie an. Und doch fürchteten sie, es möchte noch einer vergessen sein, dem sie keinen Tempel ge- baut hätten, und der würde sich für diese schreckliche Verachtung rächen. Um nun dessen muthmaßlichen Zorn zu stillen, baueten sie in der Stadt Athen einen Altar und schrieben daran: „Dem unbekannten Gotte," und beteten davor den „unbekannten" Gott auch an. Ach, hätten sie doch Alle dem Paulus aufmerksam zugehört, als der sie mit dem unbekannten Gotte bekannt machen wollte. Apstg. 17. Ihren obersten Gott nannten die Griechen Jupiter und den Gott der Kaufleute und Diebe, der auch zugleich Bote und Redner war, wenn die Göt- ter Etwas an die Menschen zu bestellen hatten, Merkur ins (Apostg. 14, 12). Der Gott, der nach ihrer Meinung tagtäglich ans einem zweirädrigen Wagen den feurigen Sonnenball vom Aufgange bis zum Niedergänge fahren mußte, hieß Apoll (2. Äön. 23, 11.) und seine Schwester Diana. Diese tvurde besonders in Ephesus in einem sehr prachtvollen Tempel angebetet, und ihre Prister wiesen dem abergläubischen Volke ein Bild der Göttin, von dem sie behaupteten, daß es vom Himmel gefallen sei. (Apost. 18, 35) 6. Das hölzerne Pferd. In uralter Zeit belagerten die Griechen die Stadt Troja, welche unweit der Küste in Kleinasien lag. Viele griechische und trojanische Helden verloren dabei ihr Leben. Nachdem die Griechen lang erfolglos die Stadt bestürmt hat- ten, rieth ein Seher, cs nunmehr mit List zu versuchen, damit dem grausamen Kriege ein Ziel gesetzt werde. Der schlaue Ulysses hatte folgendes Mittel er- sonnen: „Wisset ihr Was, Freunde," rief er freudig, „laßt uns ein riesen- großes Pferd aus Holz zimmern, in dessen Versteck sich die edelsten Griechen- helden einschließen sollen. Die übrigen Scharen mögen sich inzwischen mit den Schiffen zurückziehen, hier im Lager aber alles Zurückgelasiene verbrennen, damit die Trojaner, wenn sie dies von ihren Mauern aus gewahr werben, sich sorglos wieder über das Feld verbreiten. Von uns Helden aber soll ein wü- thiger Mann, der keinem der Trojer bekannt ist, außerhalb des Rosses blei- den, sich als Flüchtling zu ihnen begeben und aussagen, daß er sich der Gewalt der Achiver entzogen habe. Er habe sich nämlich unter dem künstlichen Rosse, welches der Feindin der Trojaner, der Göttin Pallas Athene, geweiht sei, ver- steckt und sei jetzt, nach der Abfahrt seiner Feinde, eben erst hervorgekrochen. In der Stadt soll er darauf hinarbeiten, daß die Trojaner das hölzerne Pferd in die Mauern hineinziehen. Geben sich dann unsere Feinde sorglos dem Schlummer hin, so soll er uns ein Zeichen geben und die Stadt mit Feuer und Schwert zerstören helfen." Als Ulysses ausgeredet, priesen Alle seinen erfinderischen Verstand; aber der Sohn des Achilles erhob sich unwillig und sprach: „Tapfere Männer pflegen ihre Feinde in offener Feldschlacht zu be-

4. Theil 2 - S. 329

1864 - Mainz : Kirchheim
329 würde entweder Sparta oder einer seiner Könige fallen. Leónidas pries sich glücklich, jetzt durch seinen Tod den Fall des Vaterlandes abwenden zu können. Er entließ den größten Theil seiner Leute, damit sie sich dem Vaterlande ret- teten. Seine 300 Spartaner behielt er bei sich °, die braven Thespier aber sagten, sie würden ihre Brüder nicht verlaßen; so blieben in Allem 1400 Mann zurück. Am nächsten Morgen, als die Sonne feurig über die Berge heraufstieg, brachte Leónidas das letzte Opfer den Göttern dar. Seine Tapfern hatten sich festlich geschmückt, als ginge es zu einem Reigen und nicht zum Tode. Da- rauf stürzten sie sich durch das Thor den Hohlweg hinab durch die feindlichen Massen. Es war keine Schlacht mehr, sondern ein Schlachten. Als ihre Lan- zen gebrochen waren, hieben sie nur noch mit den Schwertern drein, und die- jenigen, welchen auch diese unbrauchbar geworden, würgten die Feinde milden Händen. Endlich jedoch fiel ihnen der Verräther Ephialtes mit seinem Haufen in den Rücken. Leónidas stürzte, nach einem löwenkühnen Kampfe, von vielen Lanzen getroffen. Das Häuflein zog sich in die frühere Stellung auf einen Hügel zurück. Hier starben Alle nach verzweifelter Gegenwehr, Jeder ein Held. Der Verräther freute sich seines Sündenlohnes nicht. Er wurde erschla- gen, und sein Name nur mit Abscheu genannt. Das dankbare Vaterland, durch des Themistokles herrlichen Sieg bei der Insel Salamis (480) gerettet, setzte, um das Andenken des Leónidas und sei- ner Edeln zu ehren, an die Stelle, wo sie fielen, ein Denkmal, nämlich einen großen steinernen Löwen, und auf dessen Fußgestell die Inschrift: „Wanderer, kommst du nach Sparta, gib Kunde dorten, du habest Uns hier liegen geseh'n, wie das Gesetz es befahl." 9. Die A t h e n e r. S o 1 o n. Bei den Athenern sah es ganz anders aus, wie bei den Spar- tanern. Sie begriffen zwar eben so gut, wie die Spartaner, dass man den menschlichen Leib üben und abhärten müsse, wenn er nicht verweichlicht werden solle, und übten ihn auch wacker durch an- strengende Spiele, durch Hunger und Arbeit. „Aber,“ sagten sie, ,,der Mensch hat auch eine Seele, und die ist mehr werth, als der Leib.“ Und darum bemühten sie sich auch, so weit sie es verstanden und einsahen, die Seele mehr auszubilden, als den Leib, und^ie Hand noch zu andern Hingen zu gebrauchen, als zum Kampfe. Sie baueten sich schöne Häuser und Paläste, malten kostbare Bilder, schnitzten kunitvolle Bildläulen, dichteten treffliche Lieder und schrieben ge- lehrte Bücher, so dass Athen die berühmteste Stadt in der gan- zen Welt wurde, und wer etwas Schönes sehen oder hören wollte, nach Athen leiten musste. Mitten in der Stadt war ein Markt und aut dem Markte eine schöne, grosse und tveite Rednerbühne. Wer

5. Theil 2 - S. 350

1864 - Mainz : Kirchheim
350 gegen das w eibliche Geschlecht waren die vier Haupttugenden der Mitglieder. Zur Zeit der Kreuzzüge stand das Ritterthnin in seiner schönsten Blüthe. Es bildeten sich, gleich den Mönchsorden, drei engere Ver- bb üder un g e n der Ritter unter einander. Das waren die Orden der Jo- hanniter, der Tempelherrn und der Deutschen. Schon im Jahre 1043 hatten Kaufleute aus Amalfi (in Unteritalien) in der Nahe des hei- ligen Grabes ein Kloster bauen lasten zur unentgeltlichen Ausnahme und Ver- pflegung armer und kranker Pilger. Als Gottfried von Bouillon 1099 nach Eroberung der heiligen Stadt dieses Spital besuchte, wurde er von der hingebenden Treue der Mönche, die hier ihr Leben der Krankenpflege wid- meten, so gerührt, daß er der Stiftung eines seiner Güter in Brabant zum Geschenke machte. Nun traten einige Ritter seines Gefolges in das Kloster als dienende Brüder ein, entsagten der Welt, verpflichteten sich zu den gewöhn- lichen K l o st e r g e l ü b d e n des Gehorsams, der Ehelosigkeit und der Armuth und bezeichneten ihre schwarze Ordenstracht mit einem acht- spitzigen, weißen Kreuze. Schnell verbreitete die Dankbarkeit heimkehrender Pilger, die bei ihnen Aufnahme und Verpflegung gefunden hatten, ihren Ruhm durch ganz Europa, und in allen Ländern wetteiferte die Mildthätigkeit der Fromme», durch reiche Gaden sich einen Antheil an diesem Verdienste zu erwerben. Jetzo erhoben sich statt des armseligen Obdachs, das die Brüder bisher zur Aufnahme bieten konnten, Paläste, und daneben wurde ein präch- tiger Tempel zu Ehren des heil. Johannes des Täufers erbaut, und die Brüderschaft führte von nun an den Namen Johanniterorden. — Ihre Güter mehrten sich bald in allen europäischen Ländern, und sie selbst schlugen sich lang heldenmüthig mit den Türken herum, bis auch-sie der Uebermacht welchen mußten. Sie ließen sich dann auf der Insel Cype rn nieder, und als sie auch hier vertrieben wurden, auf der Insel Rhodus. Als sie aber endlich auch hier keine bleibende Stätte mehr fanden, schenkte ihnen im Jahre 1530 der deutsche Kaiser Karl V. die Insel Malta, und von jener Zeit an hießen sie auch Malthes er ritte r. — Der König Balduin von Jerusalem schenkte im Jahre 1118 acht französischen Rittern, die sich heldenmüthig der armen Pilger außer- halb der Hauptstadt gegen die Angriffe der räuberischen Horden angenommen hatten, den Platz, wo einst der Tempel Salomo's stand. Hier bauten sie sich an und erhielten davon den Namen Tempelherrn. Sie trugen ein rothes K re uz aüs ihrem weißen Mantel. Ungewöhnlich schnell stieg das An- sehen dieses Ordens, der größtentheils aus Franzosen bestand, und er gewann durch reiche Mitglieder und fromme Vermächtnisse einen Reichthum, der bald jenen der Johanniter überstieg. Aber dieser Reichthum reizte den habsüch- tigen französischen König Philipp Iv. zum Verderben dieses Ordens. Er klagte die Mitglieder der gröbsten Verbrechen an; sie wurden unschuldig mißhandelt, eingemauert, lebendig verbrannt, und der ganze Orden wurde im

6. Theil 4 - S. 112

1880 - Stuttgart : Heitz
112 Neueste Geschichte. 1. Periode. mit erblichen Mitgliedern und eine Deputirtenkammer errichtet und ihnen das Recht der Steuerbewilligung gegeben wurde. Aber die neue Regierung versäumte es, den Geist der Nation, welcher der napoleonischen Herrschaft noch in vieler Beziehung zugeneigt war, zu schonen. Mit großer Uebereilung drängten die Freunde der zurückgekehrten Königsfamilie alle bisherigen Anhänger des vertriebenen Kaisers zurück, besonders aber verletzten sie die Armee und das Volk durch geringschätzige Behandlung der Soldaten, zumal der Garden des Kaiserreichs, und als die zahlreichen Kriegsgefangenen, welche nach dem Friedensschluß aus der fremden Haft entlassen waren, nach Frankreich zurückkehrten, fanden sie in der Mißstimmung des Volks bereits einen günstigen Boden, um ihre Vorliebe für den verbannten Bonaparte wieder zu verbreiten. Diese Stimmung der Gemüther in Frankreich blieb dem auf Elba gefangen gehaltenen, aber nicht streng bewachten Helden nicht unbekannt; viele seiner früheren treuen Diener, besonders der Polizeiminister Fouche, der Marschall Davoust, der Kriegsminister Carnot n. a. ermunterten ihn zu einem neuen kühnen Streich, und da er gleichzeitig erfuhr, daß die Fürsten und Staatsmänner in Wien über die Ländervertheilnng gerade in heftigem Zwiespalt waren, so hielt er den Augenblick für günstig zu einem neuen Versuch, die verlorene Herrschaft wieder zu erlangen. Am 26. Februar 1815 verließ Napoleon Elba mit etwa 1100 alten Soldaten; glücklich entging er den im Mittelmeer kreuzenden Schiffen der Engländer und Franzosen und stieg am 1. März bei Cannes in der Provence ans Land. Bald zeigte es sich, daß er in Bezug auf die Stimmung der Franzosen nicht falsch gerechnet hatte; denn überall im Süden wurde er mit Begeisterung aufgenommen, von Schritt zu Schritt wuchs die Anzahl seiner Getreuen. Mit seiner alten Zuversicht rief er aus: „Mein Adler wird von einem Kirch-thurm zum andern durch Frankreich vor mir herfliegen, bis er sich auf dem Thurme von Notre-Dame in Paris niederlassen wird." Vergeblich sandte Ludwig Xviii. die Generale gegen ihn aus, welche er für die treuesten hielt; kaum befanden sie sich im Angesicht ihres alten, ruhmgekrönten-Kriegsherrn, allste unwiderstehlich zu ihm hinübergezogen wurden, wie auch alle Truppen und Befehlshaber auf dem ganzen Wege von Cannes bis Paris • eben so zu ihm übergingen. In 20 Tagen legte der todtgeglaubte Löwe den Triumphmarsch zurück, und nachdem Ludwig Xviii. von allen, die ihm so eben Treue geschworen, verlassen, nach Gent in

7. Theil 2 - S. 96

1880 - Stuttgart : Heitz
96 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. zu kämpfen, da immer neue Schaaren wie aus dem Meere aufstiegen. Vergebens rief Alsred seine Unterthanen zu einem neuen Kampfe auf. Manche flohen in die Berge, Andere über die See, und die Uebrigeu unterwarfen sich den Siegern. Alfred, von Allen verlassen, von den Dänen ausgesucht, entließ seine Hofleute und flüchtete sich in Bauernkleidern. Er trat als Knecht in die Dienste eines seiner Rinderhirten, eines treuen Menschen, der nicht einmal seiner Frau den hohen Stand seines Gastes verrieth. Als er nun hier bemerkte, daß die Dänen nicht mehr so eifrig Ihn aufsuchten, begab er sich nach einem Versteck in Somersetshire (im südlichen England am Kanal von Bristol). Hier war eine von kleinen Flüssen, Morästen und Buschwerk umgebene Gegend, die Insel Athelney. Diese befestigte er; und dazu war hier Alles so unwegsam, daß Niemand ahnte, daß sich hier Menschen aufhielten. Von hier aus griff er mit einem gesammelten Haufen ' Sachsen öfters die Dänen an, die daraus wohl sahen, daß er noch da sei, aber nicht erfahren konnten, wo er sich aufhalle. Endlich hörte er, daß ein sächsischer Graf den Dänen eine Niederlage beigebracht und ihnen ihre Zauberfahne weggenommen habe, auf welcher von drei Schwestern unter Zaubersprüchen ein Rabe gestickt war und die durch ihr Wehen Kriegsglück und Unglück verkündigte. Nun wollte auch er offen hervortreten, vorher aber ))as Lager der Feinde erspähen. Als Harfenspieler verkleidet begab er sich dahin, er spielte ihnen vor und erwarb durch heitere Scherze ihr Vertrauen so, daß sie ihn überall frei umhergehen ließen, ja daß sogar einer ihrer Prinzen ihn mehrere Tage in seinem Zelte behielt. Da er ihre große Sicherheit bemerkte, war schnell sein Plan gemacht. Er verschwand aus dem dänischen Lager und schickte heimlich Boten zu den Angesehensten der Sachsen: daß sie sich an einem bestimmten Tage in einem dazu ihnen angewiesenen Walde einfinden möchten. Da sie längst die Tyrannei der Dänen unerträglich gefunden hatten, so kamen sie und empfingen den geliebten König freudig in ihrer Mitte. Sie versprachen ihm Treue und Gehorsam. Er benutzte ihre Begeisterung und führte sie sogleich gegen die Dänen. Diese waren überrascht von der Erscheinung der Sachsen, die sie ganz muthlos geglaubt hatten, und über das Wiederauftreten Alfreds. Sie erlitten bei Eddington unweit Bristol eine vollständige Niederlage, flüchteten sich in eine Festung und mußten sich hier an Alfred ergeben. Dieser war so großmüthig, sie im Lande zu behalten; er wies sie nach dem Norden Englands (Ostangeln und

8. Theil 2 - S. 95

1880 - Stuttgart : Heitz
Alfred von England. 95 62. Alfred von England (871—901) und Wilhelm der Eroberer (1066). Von England ist am Schluffe der alten Geschichte erzählt worden, daß 449 ein Schwarm Angelsachsen unter Hengift und Horsa auf Bitten der Briten aus Deutschland herübergekommen sei und ihnen zwar gegen deren Feinde, die Pikten und Skoten, beigestanden, sich aber dann in England festgesetzt und die Briten unterworfen habe. Es waren immer neue Schwärme nachgekommen und die Häuptlinge derselben errichteten sieben Königreiche in England, die sogenannte Heptarchie (Siebenherrschaft). Es war dies eine unglückliche Zeit; denn die unterdrückten Briten machten unaufhörliche Versuche, das ihnen aufgelegte Joch der Angelsachsen wieder abzuwerfen, und erst nach und nach fanden- sie sich in ihr Schicksal oder zogen sich in die Berge von Wales oder Cornwall zurück. Endlich vereinigte ein König von Wefsex (in Süd-England), Egbert, alle sieben Reiche (827) und machte also der Heptarchie ein Ende. Er war als Prinz, um sich vor den Verfolgungen seiner eigenen Verwandten zu retten, nach Frankreich geflohen und hatte am Hofe Karls des Großen seine Ausbildung erhalten. Mit Kenntnissen und Erfahrungen bereichert, kam er zurück, und mit ihm begann für England eine ruhigere Zeit. Doch wurde die Ruhe manchmal durch die Landung der Dänen oder Normänner, kühner Seeräuber, die von Dänemark und Norwegen aus das Meer durchschifften, gestört. Sie raubten Menschen und Güter, und schifften dann reich beladen nach Hause. Noch großem Ruhm als Egbert erlangte sein Enkel, Alfred, den man auch wohl den Großen genannt, und der von 871 bis 901 über England regierte. Als Knabe hatte er nichts gelernt, weil ihn sein schwacher Vater (Ethelwolf) verzärtelte; aber seine Mutier Judith, eine Tochter Karls des Kahlen, lehrte ihm die altsächsischen Lieder. Diese machten auf sein Gemüth einen wunderbaren Eindruck und entwickelten in ihm die Begeisterung für alles Edle und Große, die er hernach als König überall zeigte. Kaum hatte er den Thron bestiegen, so landeten neue Haufen von Dänen, die damals die Küsten nicht nur Englands, sondern auch Frankreichs und Deutschlands zu verwüsten pflegten. Nach mehrern vergeblichen Kämpfen verloren die Angelsachsen den Muth, ferner

9. Theil 2 - S. 98

1880 - Stuttgart : Heitz
98 Mittlere Geschichte. 2. Periode. England. behandelte Dänen und Sachsen mit gleicher Gerechtigkeit und suchte beide Völker einander näher zu bringen. Nach seinem Tode (1035) regierten seine beiden irnfähigeu Söhne (Harald Hasenfuß und Hartiknnt) sechs Jahre lang. Als der letzte derselben (Hartiknnt) starb, benutzten die Engländer die Abwesenheit des einzigen Sohnes Kannts, der König von Dänemark und Norwegen war, und wählten einen einheimischen Prinzen, Eduard denbekenner, einen Bruder Edmunds Jronside. Die in England wohnenden Dänen widersetzten sich der Wahl nicht, weil sie unter sich uneinig und überdies mit den Sachsen ziemlich ausgesöhnt waren. Eduard erhielt seinen Beinamen (des Bekenners, d. i. des Heiligen) von seiner strengen Enthaltsamkeit, die man damals für einen Beweis von Frömmigkeit nahm. Er war der letzte sächsische König, und da er keine Kinder hatte, so setzte er den jungen Herzog der Normandie, Wilhelm, zu seinem Nachfolger ein.*) Dieser Wilhelm war ein Sohn Roberts, der wegen der Wildheit, mit welcher er die Länder seiner Nachbarn verwüstete, unter dem Beinamen des Teufels bekannt ist und auf einer Pilgerreise nach Jerusalem gestorben war.**) Eduard hatte vor seiner Thronbesteigung am herzoglichen Hofe in Rouen gelebt, kannte den Herzog *) Ein tapferer Normannenanführer, Rollo, hatte unter den schwachen karolingischen Königen von Frankreich (911) die Normandie als Lehen erhalten und dort ein normannisches Fürstenhaus gegründet. **) Besonders arg trieb er es in seiner Jugend, wo er unaufhörlich Fehden suchte, Dörfer, Städte und Schlösser zerstörte und Alle, die sich ihm widersetzten, ermordete. Sein eigener Vater zog gegen ihn zu Felde, konnte aber den Sohn nicht bändigen, und starb endlich vor Gram, indem er über ihn den Fluch aussprach. Robert aber setzte sein wüstes Leben fort. Die Sage erzählt: Einst drang er mit seiner Rotte in ein Schloß ein, das seine Bewohner bis auf die Burgfrau und einige Diener aus Furcht verlassen hatten. Er verlangte Wein und befahl, als Alle berauscht waren, daß die Burgfrau vor ihm erscheinen sollte. Sie trat verschleiert in den Saal. Robert gebot ihr herrisch, den Schleier zu heben, und als sie es that, erblickte er — seine Mutter vor sich stehen. Mit Thränen hielt sie dem entsetzten Sohne sein schlechtes Leben vor, verkündigte ihm den Fluch des sterbenden Vaters und forderte ihn auf, nun auch die Mutter zu morden, wie er den Vater in die Grube gebracht habe. Außer sich sank er auf die Kniee nieder und flehte sie an, ihren und des Vaters Fluch von ihm zu nehmen. „Ich selbst," antwortete sie, „will dir nicht fluchen; aber den Fluch deines Vaters kann nur die Kirche aufheben; an diese wende dich, aber erst bessere dein Leben und versöhne dich durch Reue und Buße mit dem Himmel." Robert entsagte sogleich allen Fehden, ließ seine Bande auseinandergehen, legte ein härenes Gewand an und pilgerte nach Jerusalem, um seiner Sünden quitt zu werden.

10. Theil 2 - S. 99

1880 - Stuttgart : Heitz
Wilhelm der Eroberer. 99 Wilhelm persönlich und hatte eine große Vorliebe für ihn und alle Normannen. Als Eduard 1066 starb, bemächtigte sich Harald, Herzog von Mercia und Kent, der reichste und mächtigste der englischen Großen, des Thrones und wurde allgemein anerkannt. Wihelm fuhr zornig auf und verlangte Abtretung des Thrones, und da Harald die Forderung abschlug, so rüstete er sich. Pie.normänner waren die tapfersten Krieger jener Zeit; außerdem boten die kriegslustigen Ritter anderer Länder dem Herzoge ihre Dienste an. Aus einer zahlreichen Flotte setzte dieser nach der Südküste Englands über und landete glücklich. Als er ans Ufer sprang, fiel er. „Ein übles Vorzeichen!" murrten die Umstehenden. Aber er faßte sich schnell und ries, als wenn er absichtlich sich hingeworfen hätte: „So nehme ich von diesem Lande Besitz!" Harald eilte herbei. Es kam zu einer blutigen Schlacht bei Hastings (Hehstings) an der Südküste (1066). Die Normänner gewannen einen großen Sieg; Harald fiel mit zweien seiner Brüder und einem großen Theil der sächsischen Ritterschaft. Wilhelm der Eroberer — so wurde er nun genannt — wurde nun ohne Widerspruch König von England; ein kräftiger Mann mit einer starken Seele, aber rauh, stolz und hart. Anfangs regierte er strenggerecht; er duldete keine Unordnung, suchte Normänner und Engländer durch Heirathen einander näher zu bringen und hörte jeden Unterthan an. Aber das änderte sich bald, als er nach der Normandie zurückreiste. Die nach England übergesiedelten Normänner ließen die unterworfenen Engländer ihren Uebermuth fühlen; der Haß gegen die Fremden, wuchs, und schon war der Tag bestimmt, an welchem man die Fremden, wie einst die Dänen, niedermachen wollte. Da kehrte Wilhelm schleunig nach England zurück und hielt ein strenges Gericht über die Uebelthäter. Jeder neue Aufftand führte neue Härten herbei. Er nahm den Engländern ihre Güter, machte diese zu Kronbesitznngen und übertrug sie seinem normannischen Adel. Mit eiserner Hand drückte er die Engländer in Sklaverei nieder und wandte Ehre, Reichthümer und Vertrauen nur den Normännern zu. Nur die Furcht hielt die unglücklichen Engländer von neuen Empörungen zurück. Als er nach 21 jähriger Regierung starb (1087), war die Freude der Engländer groß, und die bittere Reue, die er im Sterben über seine Härte empfand, konnte die Gemüther nicht mit seinem Andenken versöhnen.
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