Am ersten Mobilmachungstage 1914 in Königsberg. 3
der Polizei schwer fiel, den Weg für die Wagen frei zu halten. Unausgesetzt wurden patriotische Lieder gesungen und Hochrufe auf den deutschen und österreichischen Kaiser ausgebracht.
Jeder Soldat, der sich zeigte, wurde stürmisch begrüßt. Alt und jung beteiligten sich in gleicher Weise an diesen Kundgebungen. Die Verteidiger des Vaterlandes, die vielleicht schon am nächsten Tage in das Feld hinausziehen mußten, konnten aus der großen Begeisterung erkennen: Diejenigen, die nicht in der Lage sind, auch zu den Waffen zu greifen, begleiten uns mit den besten Segenswünschen.
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Am Sonntag den 2. August, dem ersten Mobilmachungstage, glich die Innenstadt einem kochenden See. Soldaten, Soldaten und nochmals Soldaten! Vielfach versah neben der Polizei Militär den Ordnungsdienst. Tausende und Abertausende von Menschen wogten in den Hauptstraßen auf und nieder. Es herrschte eine solche Begeisterung, wie sie wohl noch nie, auch nicht im Jahre 1870, Königsberg erlebt hat. Wo sich Truppen zeigten, wurden sie entblößten Hauptes von allen, die am Wege standen, mit Hurra begrüßt. 1 ! , E>,
Man rief sich im Vorübergehen Begrüßungen und freundschaftlichen Trost zu, und das Band einer großen Verbrüderung, in der jeglicher Unterschied des Standes und des Besitzes schwinden, umschlang alle. Man sah zur Fahne Einberufene bald hier, bald da Halt machen, um Freunden und Bekannten zum Abschiede, vielleicht für immer, die Hand zu drücken.
Andere zogen in langen Abteilungen, von wenigen Soldaten geleitet, durch die Straßen. Viele von ihnen trugen zur Hälfte noch bürgerliche Kleidung, zur Hälfte schon militärische Ausrüstung. Sie waren auf dem Wege zur nächsten Kaserne, um dort ihre Einkleidung zu vollenden. Eine große Zahl wurde in Wagen befördert; auch Privatfuhrwerke, Automobile, Pferde waren massenweise im Dienste des Heeres verwendet.
Ungewohnt war es, so manchen, den man sonst nur in Amt und Würden, im Privatberuf und Bürgerkleid gesehen hatte, nun mit einem Male als Angehörigen der bewaffneten Macht zu erblicken.
Während die Reservisten zu den Fahnen eilten, sah man die Linientruppen, mit Blumen geschmückt, unter dem Jubel der Bevölkerung mit klingendem Spiel nach den Bahnhöfen marschieren, um schnell an die Grenze befördert zu werden.
„Die farbenfrohe Uniform*) der Friedenszeit hatte sich in die feldgraue Kleidung des Krieges verwandelt. Jetzt gab es keine rote Husaren und gelbe Dragoner und grüne Jäger mehr. Die leuchtenden Aufschläge, die blinkenden Knöpfe und silbernen Säbelkoppeln, die funkelnden Helmspitzen und die strahlenden Säbelscheiden — weg damit! Jetzt nur keine Aufsehen erregen!
*) Aus: „Kriegsbuch für die Jugend und das Volk." Franckh'sche Verlagshandlung. Stuttgart.
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4 Am ersten Mobilmachungstage 19h in Königsberg.
Grau wie die Erde und das trocknende Heu und der trübe Wolkenhimmel, schlicht grau und doch schön und gewaltig. Als einzige Farbe trugen sie Rosensträuße an der Brust und am Gewehrlauf, die ihnen von weinenden, aber unter ihren ^.ränen aufjubelnden Frauen beim Abzüge aus den Straßen ge-schenkt worden waren. — Lieb' Vaterland, magst ruhig sein!" —
Ungezählte Scharen von Jünglingen und Männern, die freiwillig ihr Leben dem Vaterlande weihen wollten, strömten in Königsberg zu den Anmeldestellen. Wie die Landleute den Pflug stehen ließen und die Sense wegwarfen, so legten die Gelehrten die Feder aus der Hand. Jeder Stand drängte sich zu den Waffen: Kaufleute, Handwerker, Beamte, Lehrer, sogar Jünglinge, die kaum die Waffen tragen konnten. Die Zahl der Freiwilligen war so groß, daß es in den ersten Tagen und Wochen nach der Kriegserklärung recht schwer hielt, in den Heeresdienst eingestellt zu werden*). Wahrlich, ein Zeichen des vortrefflichen patriotischen Geistes, der unter allen Ständen in Stadt und Land herrschte! —
Sämtliche Kirchen in Königsberg waren am Sonntag vormittag überfüllt. In erster Linie nahmen die tief ergriffenen Angehörigen unserer Kämpfer an den Bittgottesdiensten teil. Nicht einmal am Karfreitage waren die Gotteshäuser so besucht wie an diesem Kriegssonntage.
Besonders groß war der Andrang in der altehrwürdigen Domkirche. Die weite Halle des Domes konnte all die Andächtigen nicht fassen, die herbeigeströmt waren, um in dieser ernsten Stunde zum Allmächtigen zu beten, er möchte dem deutschen Schwerte den Sieg verleihen.
Der erste Pfarrer der Domkirche, Konsistorialrat Quandt, hielt eine ergreifende Predigt und flehte den Segen Gottes auf den deutschen Kaiser und den Erfolg der deutschen Waffen herab. Er hatte seiner Predigt folgende Worte des 91. Psalms zu Grunde gelegt: „Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzet und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibet, der spricht zu dem Herrn: Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln. Seine Wahrheit ist Schirm und Schild."
Zu Beginn der Andacht hörte man viel unterdrücktes Schluchzen. Doch allmählich erhellten sich die Gesichter. Ein Hoffnungsstrahl brach durch wie die Sonne nach dem Gewitterregen, wenn sich der Regenbogen am Himmel zeigt. Ruhig gefaßt verließ die Menge am Schlüsse den Gottesdienst, für jeden eine erhebende und tröstende Stunde. —
Zn den entfernteren Stadtteilen Königsberg herrschte tiefster Friede. Freundlich blühten hier die Gärten. Auf den Rasenflächen spielten die kleinen Kinder, und das sonst auch in diesen Gegenden nicht fehlende Geräusch der Großstadt vermißte man hier mit einem Male. Die meisten Erwachsenen waren nach den Hauptplätzen und Hauptstraßen der Innenstadt geeilt. Die Aufregung und allgemeine Begeisterung hatten sie in das Gewoge der großen Volksmenge hineingetrieben. Dort wollten sie das buntbewegte Leben und
^ /) Es haben sich während der ersten Kriegsmonate in Deutschland über eine Million
Freiwillige gemeldet.
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Ostdeutsche Ansiedlerhilfe.
Rußland rund 30000 landwirtschaftliche Arbeiter hereingeholt, die zwar nach der Erntearbeit wieder abgeschoben wurden, aber für unsern Feind die beste Gelegenheit boten, unsere Provinz nach jeder Richtung hin aufs genaueste kennen zu lernen — was ihm während des Krieges nur allzusehr zunutze gekommen ist.
Daß wir durch Heranziehung russischer Gelegenheitsarbeiter uns auch späterhin noch dieser militärisch wie national gleich schweren Gefahr aussetzen dürfen, ist ausgeschlossen. Was unserer Provinz an Menschen fehlt, muß durch planmäßige innere Kolonisation mit Kleinsiedlungen ersetzt werden. Ostpreußen ist für bäuerliche Besiedlung geradezu geschaffen! Der ermländische Bauer ist dafür ein glänzender Beweis.
Hier bietet sich Raum und Gelegenheit für die jüngeren Söhne aus den ländlichen Bezirken im Westen und Süden unseres Vaterlandes, auf eigener Scholle eigener Herr zu werden!
Wie einst vor 600 Jahren durch die westfälischen und niederrheinischen Gaue, so muß jetzt durch das ganze Deutsche Reich, ja soweit die deutsche Zunge klingt, die Losung klingen: „Gen Oostland will'n wi ryden*)!"
Aber auch Ansiedler aus Rußland werden sich melden und haben sich schon gemeldet. Viele Deutsche, fast sämtlich evangelische Familien aus dem bisherigen russischen Polen und aus anderen Gebieten wollen und können nicht mehr dort ihren Wohnsitz behalten. Sie strömen schon jetzt wöchentlich in mehreren Hunderten über die Grenze zurück. Es ist jetzt eine vaterländische bedeutsame Aufgabe, ein umfassendes Hilfswerk für Ansiedler in Ostpreußen zu errichten und, je nach der Entwickelung der Dinge, auf Ostdeutschland und etwaiges ostdeutsches Neuland auszudehnen.
Zu diesem Zweck ist eine eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftung gegründet worden: „Ostdeutsche Ansiedlerhilfe."
Was will diese Od.ah.? Sie will nicht selbst ansiedeln, aber sie will deutsche Ansiedler für die deutsche Ostmark gewinnen und deutschen Ansiedlern mit Rat und Tat zur Seite stehen, besonders ihnen beim Erwerb einer eigenen Scholle behilflich sein. . . .
Deutsche Männer sollen für die Ostmark gewonnen werden, sollen dort als freie Männer auf eigener Scholle wohnen.
Deutsche Häuser sollen dort erbaut werden als ein Wahrzeichen deutscher Art und deutscher Arbeit.
Deutsche Frauen sollen dort walten als Schaffnerinnen des deutschen Heims und Hüterinnen des deutschen Herdes.
Deutsche Familien sollen dort erwachsen als unerschöpfliche Quellen für deutsche Volksvermehrung und Wehrkraft.
Deutsches Leben soll dort erblühen gerade auf dem Gebiete, das unsere Feinde mit Mord und Brand, mit Raub und Plünderung zerstören und vernichten wollten!
*) 3n der Zeit zogen viele Ordensritter nach Preußen. Der Hochmeister des Deutschen Ritterordens, Siegfried v. Feuchtwangen, verlegte 1309 seinen Sitz von Venedig nach Marienburg.
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130 Was ich vom deutschen Heere wissen muß.
Und was noch heut' darniederliegt, steht stolzer, fester bald gefügt!
Schläge härten! Wunden festen!
Rund gehämmert hält am besten!
5. Für tausend Opfer, die geschehn, für tausend, die's noch gilt, viel tausend schwarze Nägel gehn in dieses Holzgebild'.
So wächst ein schwarzes Ehrenkleid, das einst dies Volk vor Feinden feit!
Schläge härten! Wunden festen!
Rund gehämmert hält am besten!
Julius Bab.
3. Das Wehr manns-Vivatband.
Zur Feier des Tages der Enthüllung des Eisernen Wehrmanns hatten sich die Bürger Königsbergs, Mann und Frau, alt und jung, mit einem Vivatband geschmückt, das jedem ein hübsches Erinnerungszeichen an diesen gerade in der ernsten Kriegszeit doppelt weihevollen Gedenktag bleiben wird.
Da die Einnahme aus dem Verkauf des Bandes auch für die Hinterbliebenen unseres ersten Armeekorps bestimmt war, so hatte das Band die Kopfinschrift: „Den tapferen Befreiern Ostpreußens!" erhalten. Das Hauptbild ist der Roland, darüber schwebt der Preußische Adler. Darunter steht folgender markige „Königsberger Rolandspruch:"
T. Eisern im Willen, 3. Roland am Pregel,
eisern im Werk, Hochmeistergleich,
eisern in Treue: Schild für Ostpreußen,
Alt-Königsberg! Schwert für das Reich!
2. So stehen zur Wacht wir 4. Und jeder Nagel
seit Anfang der Zeit, sei Schwur und Pfand:
so werden wir stehen Kein Russe komme jemals
für Ewigkeit. wieder ins Land!
Cäsar Flaischlens Spruch auf dem Wehrmanns-Vivatband.
74. Was ich vom deutschen Heerc wissen muß.
G. Schlipköter, nach „Daheim." <
Wer eine Feldpostkarte schreibt, findet darauf allerlei Wörter gedruckt, die er im Frieden selten, im Kriege jedoch häufig hört. Da steht z. B. Armeekorps, Division, Regiment, Kompagnie usw. Das sind die Bezeichnungen für bestimmte Teile unseres Heeres, die man verstehen muß, wenn man die Kriegsberichte begreifen will.
Unser Heer besteht im Frieden aus 25 Armeekorps, an deren Spitze ein Kommandierender General steht. Im Kriege werden außerdem noch viele
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fer, der Papst, die Fürsten, Kardinäle, der Rittersmann, der Mönch, der Kriegsknecht, Bürger und Bauer, Greise, Männer, Weiber, Jünglinge, Jungfrauen und Kinder. Niemand fehlt in dem ernsten Reigen. — Sein berühmtestes Bild ist die Madonna, ein Bild der Jungfrau Maria mit dem Jesuskinde, das ihr in der Dresdener Gemäldegalerie sehen könnt. Die um die Himmelskönigin knieenden Personen stellen die Familie des Bürgermeisters Meyer von Basel vor, die auf diese Weise durch den Pinsel des berühmten Meisters selbst zur Berühmtheit gelangt ist.
In vielen Kirchen Deutschlands erblickt man an Altären, Kanzeln, Taufsteinen, Grabdenkmälern, auch an Thüren, Fenstern und anderen Teilen des Gotteshauses kunstvolle Steinarbeit, Holzschnitzerei, auch Metallguß. Die Zeit, wo solche Kunstwerke entstanden sind, fällt gar oft in das Jahrhundert der Reformation zurück. Auch hierin ging Nürnberg voran. Da hören wir von den berühmten Bildhauern und Holzschneidern Veit Stoß und Adam Krafft, von dem kunstreichen Erzgießer Peter Bischer, deren Werke jetzt noch die Bewunderung aller erregen, die das Glück haben, sie zu sehen. Ich möchte euch wünschen, ihr könntet einmal in reiferen Jahren die Sebalduskirche in Nürnberg besuchen. Dort findet ihr die vollendetsten Werke der Genannten.
Zur schriftlichen Darstellung:
1. In wiefern erwachte im 16. Jahrhunderte (außer der kirchlichen Bewegung) ein reges geistiges Leben?
2. Was weißt du von Lukas Crauach?
3. Desgleichen von Albrecht Dürer und Hans Holbein?
4. Was ist auf dem Totentanze dargestellt?
9. Zug im: Miimtim durch toopu. Dir Jesuiten.
Von Deutschland aus verbreitete sich die Reformation auch über andere Länder unsers Erdteils. Die 3 nordischen Königreiche (welche sind das?) nahmen schon um das erste Viertel des 16. Jahrhunderts die evangelische Lehre an. In Schweden war es Gustav Wasa, der Stammvater eines neuen Königshauses, der ihr (1527) zum Siege verhals.
In England herrschte damals Heinrich Viii., ein sinnlicher und gewaltthätiger Fürst. Er wollte von seiner Gemahlin geschieden sein. Da der Papst nicht in diese Scheidung willigte, sagte er sich von Rom los und gab England selbst eine neue kirchliche Einrichtung. An der Stelle des Papstes mußten sie ihn selbst als Haupt der Kirche anerkennen. Die Klöster hob er auf und eignete sich das reiche Klostergut an oder verschenkte es an seine Günstlinge. Nur wenig unterschied sich die neue Kirche, die man die anglikanische nennt, von der alten römischen.
Bon der Schweiz ans ging die reformierte Kirche (wer waren die Stifter derselben?) nach Frankreich. Hier schwankte der König lange, für welche Kirche er sich entscheiden solle. Doch gewährte man den Resor-
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Extrahierte Personennamen: Maria Maria Meyer_von_Basel Adam_Krafft Peter_Bischer Lukas_Crauach Albrecht_Dürer Albrecht Hans_Holbein Gustav_Wasa Gustav Heinrich_Viii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Kardinäle Deutschlands Holzschnitzerei Nürnberg Deutschland Schweden England Rom England Frankreich
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Kreuzfahrer, welche daran Theil nahmen, sich ein rothes Kreuz auf die rechte Schulter heften ließen. Fromme Dankbarkeit gegen den göttlichen Erlöser Jesus Christus hatte seit deu frühesten Zeiten viele Christen veranlaßt, das heilige Land zu besuchen, in welchem der
f eiland gelehrt und gelitten und schon die Mutter Constantins, die aiserin Helene, hatte über der Stelle, die mau für Christi Grab hielt, eine Kirche erbauen lassen, in welcher alle dahin pilgernden Christen ihre Andacht verrichteten. Dies konnte, so lange Palästina unter der Herrschaft der Oströmer und Araber stand, ungehindert geschehen, als aber Syrien und Jerusalem 1076 in türkische Hände kam, wurden die Pilger so gedrückt und gemißhandelt, daß der Wunsch immer lauter wurde, das heilige Land den Ungläubigen zu entreißen. Papstthum wie Kaiserthum, Ritterthum und Bürgerschaft trieb es zur Vereinigung für ein großes Ziel, zu einem Kampfe für den Glauben, der reich an That und Kraft, reich an Aufopferung und Liebe, an Begeisterung und Andacht war. Das Papstthum feierte in dieser Zeit seine höchste Macht, das Ritterthum seine Blüte, das Mönchswesen seine weiteste Verbreitung, das Bürgerthum seine Erhebung. Schon Gregor Vii. hatte zu einem Kreuzzuge aufgefordert; aber erst als Peter von Amiens (auch seiner Kutte wegen Kuttenpeter genannt), ein Einsiedler, der selbst das Elend und die Noth der Pilger im gelobten Lande mit angesehen hatte, auf seinem Esel in ganz Deutschland und Frankreich umherzog und mit glühender Beredsamkeit die Bedrückungen und Grausamkeiten der Türken schilderte, und Papst Urban Ii. noch in demselben Jahre 1095 in der Kirchenversammlung zu Clermont in Frankreich Sündenerlaß für jeden Kreuzfahrer verkündigte, fand die Aufforderung so viel Theilnahme, daß unter dem Rufe: „Gott will es!" sich eine große Menge das rothe Kreuz anheften ließ. Der Drang, das heilige Land wieder zu befreien war so groß, daß schon 1095 die ersten Schaaren unter Peter von Amiens und einem Ritter Walther von Habenichts aufbrachen. Da es ihnen an jeder militärischen Ordnung und Zucht fehlte und sie aus ihrem Zuge raubten und plünderten, so fielen die Einwohner selbst über sie her und schon in Kleinasien gingen sie völlig zu Grunde. Der erste wohlgeordnete Zug setzte sich 1096 unter der Anführung des tapferen Gottfried von Bouillon, Herzog von Lothringen, in Bewegung. An 600000 Krieger brachen auf verschiedenen Wegen nach dem gelobten Lande auf. Unsägliche Mühen und Drangsale hatten sie zu bestehen. Das ungewohnte Klima, Hunger und Durst, anstrengende Märsche und verheerende Seuchen, sowie das Schwert der Feinde lichtete gar bald die Reihen der begeisterten Kämpfer. Mit nur 20000 Fußgängern und 1500 Reitern kam man vor Jerusalem an; am 15. Juli 1099 wehten nach hartem Kampfe die Kreuzesfahnen auf den Zinnen der heiligen Stadt. Der edle Gottfried wurde zum König ernannt, allein da, wo sein Erlöser unter einer Dornenkrone geduldet, wollte er keine Königskrone tragen und nannte sich nur „Beschützer des heiligen Grabes." Erst
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Extrahierte Personennamen: Jesus_Christus Constantins Helene Gregor_Vii Gregor Peter_von_Amiens Urban Peter_von_Amiens Gottfried_von_Bouillon Gottfried
Extrahierte Ortsnamen: Christi Jerusalem Ritterthum Deutschland Frankreich Frankreich Kleinasien Lothringen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Geschlecht (WdK): koedukativ
konung, König, grön, grün, tysk, deutsch. Tyskland, Deutschland,
karl = Mann, karlar = Männer, oster, wester, norder, (süder für
östlich usw. war einst bei Zusammensetzungen in allen germanischen
Sprachen üblich; daher noch Österreich = östliches Reich, d) Probe.
„Känner du landet det herrliga rika,
Badadt af Mälar och östersjövag.
Hemmet för skördar och minnen tillika,
Fredliga bragder och vikingatâg?
Minns Du den stranden, der Mälarens bölja
Suckar af kärlek och dansar af lust?
Lyckliga minne, of fâr jag dig följa
Hem till den sköna, den älskade kust?"1)
„Kennst du das Land, das herrliche reiche — wo sich der Mälar der Ostsee
vereint — reich auch an Ernten, die Heimat der Taten — Taten des Friedens, des
Krieges zugleich? — Kennst du den Strand, wo die Wogen des Mälars — lispeln von
Liebe und tanzen vor Lust? — Seeliges Gedenken, o darf ich dir folgen — heim zu
der schönen, mir teueren Küst'?"
Ii. Norwegen (Norje).
1. Gruß.
0, wie bist du prächtig, meine Heimat, du altes vom Meer umgürtetes Norwegerland ?
0 wie zauberhaft ist das Meer, das dich im Bogen umschließt und das in der Sonne
strahlt wie der Stahlschild auf dem Grabe eines Wikings.
S. 0. Wolff.
2. Norwegische Nationalhymne. (Vers 1.)
Ja, wir lieben dich allein,
Wie du steigst empor,
Land, umwallt von Felsgestein,
Drin sichs Meer verlor.
Ja, wir lieben dich und denken
Unsrer Ahnenwelt.
Und die Sagennacht mag senken
Träume uns aufs Feld.
3. Die Entstehung Norwegens in der Sage.
Als Gott die Erde geschaffen hatte, brachte der Teufel ein unge-
heures Felsstück herbei und schleuderte es in die Tiefe. Hoch und
finster stieg es aus der Flut bis in die Wolken; zackig, wild und zer-
rissen sanken seine nackten Wände in unergründliche Tiefen und
füllten das Meer mit zahllosen Klippen und Spitzen auf viele Meilen.
/) Als Sprachprobe wohl manchem erwünscht. Zu beachten ist, daß der Ton
fast immer auf der ersten Silbe ruht. Kä — am Anfange von Känner und Kärlek
wie dsch, sjo und skö in östersjö, skördar und sköna wie schötillika hat den Ton
auf der zweiten Silbe —\ y in lyckliga wie ü _ â — ö.
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Extrahierte Personennamen: Lyckliga Wolff
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Norwegen Norwegens
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
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Diomedes, Odysseus schwer verwundet, selbst Ajax entsloh, die Troer stürmten das Lager der Griecheu, voran Hektor, der ein Thor zertrümmerte, und ihre tapferen Verbündeten Sarpedon und Glan kos, welche die Brustwehr erstiegen. ^ Schou schwang Hektor die Fackel, um die Schiffe anzuzünden. Da eilte Patroklos, der treue Kampfgenosse des Achilles, Thränen vergießend zu seinem Freunde und bat ihn um die Erlaubnis, am Kampfe teilnehmen zu dürfeu. Achilles, tief ergriffen von der Not der Griechen, verweigerte dem Freunde die Gewährung nicht, ja er gab ihm selbst seine Waffen und seinen Streitwagen mit dcu unsterblichen Rossen, aber er gebot ihm, nur die Schisse zu verteidigen und nicht über den Graben vorzudringen. Nun eilte Patroklos zum Kampfe, und die Myrmidonen folgten ihm. Mit leichter Mühe trieb er die Troer zurück, Sarpedon fiel von seiner Hand. In der Begierde des Kampfes vergaß er die Warnung des Freundes, überschritt den Graben und gelangte siegreich bis au die Mauern Trojas. Dort aber nahm sich Apollon der bedrängten Stadt an. Er gesellte sich zu Hektor und entstammte diesem den Mut in der Brust, daß er dem Unwiderstehlichen entgegentrat und ihn zum Kampfe nötigte. Erst warf Hektor den Wagenlenker in den Staub, dann drang er auf Patroklos selbst eiu. Apollon betäubte diesen, und zum Tode getroffen von Hektors Speer sank er zur Erde. Noch entspann sich ein surchtbaier Kampf nm die Leiche, es gelang den Griechen, sie aus ihre Seite zu ziehen, anch die unsterblichen Rosse enteilten ins Lager; aber die Waffen des Achilles erbeutete Hektor.
Der erste Eindruck, den der Tod des Freundes auf Achilles machte, war tiefste Trauer. Er warf sich weinend zur Erde, zerraufte sein Haar und bestreute sich mit -Afche. Dann klagte er seiner göttlichen Mutter den schmerzlichen Berlnst. Diese tröstete ihn und versprach ihm neue Waffen. Hephästos. meinte sie, werde ihr die Bitte erfüllen und ihren Sohn von neuem ausrüsten. Der Schmiedegott war sogleich bereit dazu und fertigte dient Achilles eine Rüstung, die an Schönheit und Gediegenheit die frühere übertraf. Besonders kunstvoll war der Schild. Die bildlichen Darstellungen darauf umfaßten Himmel und Erde und das ganze menschliche Leben im Kriege und im Frieden: eine Volksversammlung, eine Schlacht, die Ernte, Jagd und Tanz. Unterdessen hatte Achilles den Leichnam waschen, salben und reinlich bekleidet auf ein Bett legen laffen. Als Thetis die neuen Waffen brachte, regte sich in Achilles die Kampflust, verbunden mit dem Durste nach Rache. Er versammelte das Volk und verlangte einen gemeinsamen Angriff auf Troja. Gern stimmten die Griechen zu; Agamemnon gestand mit edler Selbstverleugnung, daß er die dem göttlichen Helden zugefügten Beleidigungen bereue, und versöhnte diesen mit herrlichen Geschenken. Nun entbrannte die Schlacht noch einmal mit allen ihren Schrecken, und noch einmal nahmen die Götter teil am Kampfe; Zeus donnerte vom Himmel dazwischen, Poseidon erschütterte die Erde. Achilles stürzte wie ein Rasender unter die Feinde, alles um sich niederschmetternd. Niemand vermochte ihm standzuhalten, in Scharen irrten die Flüchtigen vor ihm her und stürzten sich in den Skamander. Aber auch hier verfolgt sie das Schwert des Gewaltigen, die Fluten des Stromes werden blutrot, auf dem Grunde türmen sich die Hausen der Leichen empor. Da erhebt sich der Flußgott wie ein gewaltiger Riefe, wirft dem Helden die Wogen des Flusses entgegen und droht ihn zu versenken. Erst als aus Hermes' Geheiß Hephästos den Strom
TM Hauptwörter (50): [T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
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dann verwandelte sie ihn in einen hinfälligen, mit Lumpen dürftig bekleideten Greis und riet ihm, vor allein zu erkunden, wer ihm treu geblieben fei. Odysfeus ging zuerst zu dem Sauhirteu Eumäos. Dieser wies ihm mitleidig einen Platz am Herde an, bald begann er von Odyssens zu reden und zeigte sich als ein treuer Diener seines Herrn. Hierher kam auch Telemach, der von der Reise zurückkehrte. Odysseus konnte es nicht über das Herz bringen, sich ihm in seiner wahren Gestalt zu zeigeu, weinend schloß er den staunenden Sohn in seine Arme. Dann berieten sie, wie sie an den übermütigen Freiern Rache nehmen wollten. Sobald der Morgen anbrach, ging Telemach zur Mutter/ verriet ihr aber nicht die Heimkehr des Vaters. Odysseus folgte, wieder in einen Bettler verwandelt, mit dem Sauhirteu nach. Als er den Hos betrat, kam sein alter, treuer Hund Argos auf ihn zu und leckte seine Hand^ aber gleich Darauf fiel er tot um Odysseus setzte sich an der Schwelle des Saales nieder und ließ alle Schmahreden über sich ergehen, ja er ertrug es geduldig, als ihm ein Schemel an die Schulter geworfen wurde, denn er wollte jeden einzelnen seiner Gegner genau kennen lernen. Nachdem die Freier sich entfernt hatten, trug er mit seinem Sohne Telemach alle Waffen, die an den Wänden umher hingen, in eine entfernte Kammer. Telemach ging nun schlafen, Odysseus aber blieb im Saale zurück. Was er hoffte, geschah. Penelope, die von dem Bettler als einem Weitgereisten etwas über ihren Gemahl erfahren wollte, kam mit ihren Mägden herab und fing mit ihm ein Gespräch an. Er erzählte ihr mancherlei von Odysseus, ohne sich zu verraten. Penelope aber erwähnte, daß sie gesonnen sei, morgen die Freier aus eine harte Probe zu stellen. Sie wolle, wie sie es oft von ihrem Gemahl gesehen habe, zwölf Äxte hintereinander aufstellen und sie auffordern, mit dem Bogen des Odyffeus einen Pfeil durch die Öhre hindurch zu schießen. Sie wisse wohl, daß keiner im stände sein werde, den gewaltigen Bogen zu spannen. Odysseus billigte ihr Vorhaben.
Am andern Tage, als die Freier wie gewöhnlich geschmaust hatten, kam Penelope herab und schlug die Bogenprobe vor. Die Freier waren es zufrieden, aber keiner vermochte den Bogen zu spannen. Da trat Odysseus herzu, spannte die Sehne mit leichter Mühe, und der Pfeil flog durch die zwölf Öhre. Sogleich legte er einen zweiten Pfeil auf und schoß ihn unter die Freier. Nun begann das Blutbad. Telemach, Eumäos und der Rinderhirt Philötios standen dem zürnenden Helden bei, der die seinem Hanse angethane Schmach rächen wollte. Alle Freier wurden getötet, nur der Sänger und der Herold, die ihnen mit Widerstreben gedient hatten, behielten das Leben. Als Odysseus mit seinen Getreuen die Toten in den Hof getragen und den Saal mit brennendem Schwefel gereinigt hatte, ging die alte Schaffnerin Enryklea hinaus zu Penelope und weckte sie aus dem tiefen Schlummer, in den Athene sie gesenkt hatte, damit sie das Getümmel im Saale nicht höre. Triumphierend verkündete sie ihr die Rück kehr des Gemahls. Penelope eilte herab und sah Odyssens, der seine frühere Gestalt wieder erhalten hatte. Lange zweifelte sie, ob er auch wirklich der Gemahl ihrer Jugend sei, erst, als er unzweideutige Beweise gegeben, daß er alles im Hause genau kenne, überließ sie sich ganz der Freude des Wiedersehens. Die nächste Zeit war freilich noch eine stürmische. Denn als die Kunde von dem Tode der Freier sich verbreitete, rotteten sich die Verwandten derselben zusammen, um Blutrache zu üben. Aber Odysseus besiegte die Aufständischen mit Hilfe Athenens und regierte hinfort in Frieden über fein Reich.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
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Phantasie, die den Dichter hoch über das Erdenleben erhebt. Denn die Dichtkunst verherrlicht ja die Helden und entspringt so gleichsam aus ihren Thaten. Heute noch sagt man von einem, der zu dichten unternimmt: Er besteigt den Pegasus.
3. Herkules (Herakles).
Auch Herakles war ein Sohn des Zeus. Er stammte aus dem berühmten Geschlechte des Perseus, das Argos beherrschte. Aber seine Mutter Alkmene und Amphitryon, deren Gemahl, waren aus Argos vertrieben worden und hatten sich nach Theben gewandt, wo Herakles geboren wurde. Schon in der Wiege bewies er seine göttliche Abstammung durch eine außerordentliche That. Here nämlich, die außer sich und ihren Kindern niemandem die Gunst des Zeus gönnte, haßte ihn und ließ zwei Schlangen an das Lager des Kleinen herankriechen, die ihn töten sollten. Aber Herakles faßte die Tiere mit seinen Händchen und erwürgte sie. Der starke Knabe zeigte bald Lust zu kriegerischen Übungen. Daher ließ ihn sein Vater von den besten Lehrern im Bogenschießen und Wagenlenken unterrichten. Auch das Zitherspiel sollte er erlernen, aber dazu zeigte er wenig Neigung. Deshalb sandte ihn sein Vater, als er zum Jünglinge herangewachsen war, auf das Gebirge, die Herden zu hüten. Auch hier zeigte er seine Stärke. Achtzehn Jahre alt erschlug er einen großen Löwen, der die Rinder fortschleppte, und band sich die Haut desselben so um, daß sie ihm den Rücken bedeckte und die Bordertatzen über der Brust zusammengeknüpft waren. Aus einem der stärksten Bäume schnitzte er sich eine Keule, die war seine liebste Waffe. Während er einst über die Bestimmung des Menschen nachdachte, traten zwei Frauengestalten zu ihm heran. Die eine, prächtig gekleidet und von frechem Ausfehen, versprach ihm alle Genüsse der Welt, wenn er ihr folgen wolle, die andere, ernst und sittsam, warnte ihn vor diesem Wege, weil er zur Schande, zur Reue und zum Tode führe. Wenn er ihr folgen wolle, so gelange er sicher zu unsterblichem Ruhme, aber freilich dürfe er vor Arbeit und Entbehrung nicht zurückschrecken. Die erste war das Laster, die zweite die Tugend. Herakles besann sich keinen Augenblick, er gelobte den Weg der Tugend einzuschlagen.*) Dann begab er sich nach Delphi und fragte das Orakel um Rat, was er thun solle. Dieses befahl ihm, seinem Vetter Eurystheus, der König von Mykenä in Argolis war, zu dienen. Eurystheus aber war ein feiger, hinterlistiger Mann, daher kam es dem edlen Sohne des Zeus schwer an, sich ihm unterzuordnen, aber er bezwang seine Abneigung, weil der göttliche Ausspruch es forderte, und bot dem Eurystheus feine Dienste an. Der König von Mykenä trug ihm zwölf Arbeiten auf, die kein gewöhnlicher Mensch zu verrichten im stände gewesen wäre.
Zuerst sollte er den nemeischen Löwen töten. Dieses Ungeheuer hauste in einem waldigen Thale bei Nemea und setzte ganz Argolis in Schrecken, indem es Menschen und Tiere zerriß. Herakles suchte den Löwen im Walde von Nemea aus und schoß nach ihm. Aber der Pfeil prallte ab, denn die Haut des Löwen war fo hart wie Stein. Da drang er mit der Keule auf das Tier
*) Herakles am Scheidewege ist nicht Sage, sondern eine Allegorie, die zur Zeit des Sokrates von einem Philosophen ausgedacht worden ist.
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