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Hoffarth dienlich" öffentlich auf dem Markte verbrannt wurde.
Im Jahre 1453 kam Johann, begleitet von dreißig seiner
Ordensbrüder nach Breslau, wo er bei St. Nicolai von der
Geistlichkeit und dem Volke, bei der Petcrskirche, auf dem Dome
von den Prälaten und den Domherren empfangen, in die Cathe-
drale geführt und, unter Läutung aller Glocken, mit einem einer
feierlichen Anrede folgenden Tedeum begrüßt wurde. Hierauf
predigte er in der Elisabcthenkirche, sowie noch außerdem, täg-
lich dem hinzustrdmenden Volke aus dem Fenster seiner Woh-
nung; jedoch nur lateinisch, welches ein Bruder Dolmetscher
deutsch wiederholte; wobei noch der Umstand vorzüglich bcmcr-
kcnswcrth, daß die Masse bei dieser Wiederholung sich jedesmal
zerstreute — hinlänglicher Beweis, wie den rohen Haufen nicht
Drang nach Belehrung, sondern einzig die Begier getrieben habe,
die aus dem Munde des begeisterten Schwärmers hervorquel-
lenden Töne z» vernehmen. An einem Sonntage ließ er auch
hier aus der ganzen Stadt die Karten- und Brettspiele, ja, selbst
die Spiegel, Larven, nebst verschiedenem weiblichen Putze, aufeinen
Haufen zusammcnwcrfen und Angesichts des ganzen Volks, wel-
ches um das Freudenfeuer in weitem Kreise versammelt stand,
verbrennen. Der allgemeine, durch solche allerdings einwirkcnde
Auftritte das Volk ergreifende, Enthusiasmus begünstigte jedoch
seine Absicht^ den Krcuzzug zu fördern, nur wenig. Erst als
Mohameds siegreiche Waffen Alles zu unterjochen droheten,
wurden die Völker hie und da regsamer. Viele junge Leute lie-
ßen sich freiwillig mit dem Kreuze bezeichnen, um die Sache des
Vaterlandes und des Glaubens mit dem Leben zu verfechten.
Edle Männer und Frauen rüsteten auf eigene Kosten Fußgänger
und Reisige aus. Geistlichkeit und Volk begleiteten unter Ge-
sängen die Kreuzfahrer bis vor die Thore, und entließ sie mit
Thränen und Segenswünschen. — Wenige Monate nach dem
von Hunyad und Capistran vor Belgrad über Mohamed
erfochtenen Siege starb dieser merkwürdige Mann.
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Nicolai Capistran
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39
Aufhebung sie schon oft und auf eine Art gebeten hatten, die
eigentlich unter ihrer Würde war. Sic forderten und zwar in
einem sehr ernsten Tone, die Losgebung der Gefangenen. Der
Kaiser, der ebenso wenig Preußens wie Hollands Freundschaft
aufopfern wollte, machte jetzt ernstlich den Vermittler. Friedrich
Wilhelm entließ die gefangenen Holländer in aller Stille, und
die Generalstaatcn erklärten schriftlich, daß sie an dem Vorfälle
zu Mastricht keinen Theil hätten. Aber des Königs Wuth kehrte
bald wieder zurück und kochte so lange in seiner Brust, biß er
sich gerächt hatte. Er ließ im folgenden Jahre zwei ganz uns
schuldige holländische Unteroffiziere, die ohne Argwohn und böse
Absichten in sein Gebiet kamen, aufknüpfen. Die Holländer,
welche die Repressalien nicht verewigen wollten, ließen cs bei
Klagen bewenden; besonders da ein inzwischen ausgebrochener
Krieg zwischen Frankreich und Deutschland, wegen der polnischen
Königswahl (s. später), die Aufmerksamkeit auf andere Gegen-
stände zog. —
Da der deutsche Kaiserhof gegen den König viele Verbindlich-
keiten hatte, so gestattete er unter gewissen Einschränkungen die
preußischen Werbungen. Es gab in den weitläufigen österreichi-
schen Staaten über dreihundert preußische Werber, welche frei-
willige Leute von ungewöhnlicher Größe aushebcn durften. Da
jene aber die ihnen gegebene Erlaubnis gröblich mißbrauchten,
so befahl der Kaiser im Dccembe^ 1735 allen preußischen Wer-
bern, seine Länder sogleich zu räumen. Eine verlorene Schlacht
hätte den König nicht in größere Bestürzung versetzen können,
als ein solcher Befehl, wodurch ihm eine so ergiebige Quelle
für die Erhaltung und Verschönerung seines Lcibrcgiments und
seines Heeres überhaupt versiegen sollte. Auf sein dringendes
Bitten und die wiederholten Vorstellungen seines Gesandten wurde
ihm endlich bewilligt, daß zwanzig Mann in Böhmen und
Mähren und eine kleine Anzahl in Ungarn für das königliche
Lcibregiment, doch nur freiwillig, geworben werden durfte.
Friedrich Wilhelm konnte es aber nicht über sich gewinnen, in
den vorgesteckten Grenzen zu bleiben, und seine Leute suchten
nach wie vor durch List und Gewalt große Werber wegzukapern.
Ein preußischer Lieutenant, Namens Laurenz, entführte gewalt-
sam einen auf den Gütern des schlesischen Grafen H o-ch bcrg
ansässigen llntcrthanen, dessen Familie dadurch in's tiefste Elend
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
Wilhelm Friedrich Wilhelm Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Laurenz
Extrahierte Ortsnamen: Hollands Frankreich Deutschland Ungarn
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317
sernung eines furchtbaren Gegners erblickte, sah Bonaparte darin
eine Anstellung nach seinem Geschmacks, ein neues Mittel, die
Menschen in Erstaunen zu setzen.
Der Feldzug in Egypten.
Die Blicke von ganz Europa waren jetzt auf die Vorberei-
tungen zu einem Unternehmen gerichtet, durch welches der unbe-
zwungene Feldherr auf dem Boden der stolzen Britannia seine
höchste Glücksprobe bestehen sollte. In allen Häfen, von Ant-
werpen bis nach Brest und Nochefort, und von Toulon
bis nach Livita Vecchia herrschte die lebhafteste Thätigkeit.
Aus dem Innern des Reichs langten immer neue Haufen Ma-
trosen und Soldaten an; die erfahrensten Heerführer, Landtrup-
pen und Seeleute stellten Uebungen im Landen an. Brest
schien der Mittelpunkt der ganzen Unternehmung, und im Fe-
bruar 1798 bereiste Bonaparte die Küsten des Canals, um als
Oberfeldherr das Landungsheer zu besichtigen. Täglich stieg die
Erwartung höher. — Während die öffentliche Anfmerksamkeit aus
diesen Punct hingezogen ward, vergaß und übersah man, daß
bei Toulon 35,000 Mann Kerntruppcn von der italienischen
Armee aufgestellt, und bei der dasigen Ausrüstung mancherlei An-
stalten getroffen wurden, die mehr auf eine Fahrt nach fernen
Erdgegenden, als auf einen Kriegszug gegen England hinwiesen;
so waren eine Menge von Gelehrten und Künstlern, besonders
Naturkundige, Alterthumsforscher und Zeichner zur Thcilnahme
gezogen — denn auch die Wiffenschaften sollten Eroberungen ma-
chen. — Endlich erfuhr man, der linke Flügel der Armee von
England scy zu einer Expedition nach Egypten bestimmt. Je
lauter man aber mit einem Male davon sprach, desto weniger
wollte man daran glauben, weil man ein solches Unternehmen
für zu abenteuerlich hielt; man nahm vielmehr die Vorbereitun-
gen zu Toulon für Täuschungen, um die britischen Verlhcidi-
gungsmaßregcln zu schwächen und die das Königreich deckenden
Flotten irre zu führen.
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Brest Toulon Livita_Vecchia Toulon England England
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— 557 —
Erklärung hervorgetreten, daß England durchaus keine Verpflich-
tung gegen Murat hätte, und daß es mithin von dem Congrcsse
abhinge, das Loos des Königreichs Neapel zu bestimmen. Die-
ser doppelte Umstand bewog Murat, sich zum Kriege zu rüsten.
Doch verbarg er vor der Hand noch seine Absichten; er verlegte
im Februar 1815 fast sein ganzes Heer in die päpstlichen Mar-
ken, die er seit dem Frieden noch nicht geräumt hatte, und ver-
langte bald darauf von Oesterreich Erlaubniß für 180,000 Mann
zum Durchmärsche durch Oberitalien nach Frankreich, um die
Bourbons dafür zu züchtigen, daß ihre Minister ihn auf dem
Congreffe zu Wien als König von Neapel nicht anerkennen woll-
ten. Dies Begehr, welches natürlich von Oesterreich abgeschla-
gen ward, veranlaßte in Wien den Befehl, die österreichische
Armee in Italien auf 150,000 Mann zu vermehren; bevor der-
selbe aber vollzogen werden konnte, warf Murat auf die Kunde
von Napoleons glänzender Aufnahme in Frankreich die Maske
ab. Nachdem er seine Gemahlin Caroline, Napoleons Schwe-
ster, zur Negentin bestellt hatte, setzte er sich an die Spitze sei-
ner Armee und fing am 30. März is15 die Feindseligkeiten fräs
mit an, daß er den Nubleone überschritt, Cesena angreifen
ließ und die österreichische Besatzung aus Nim in i warf. In Ni-
mini erließ er einen Aufruf an die Völker Italiens, „für die
llnabhängigkeit ihrer Halbinsel die Waffen zu ergreifen und den
ruhmvollen Boden uralter Weltherrschaft von fremden Gebietern
zu befreien. Ganz Italien sollte fortan, geschützt durch seine
natürlichen Grenzen — das Meer und die Bollwerke der Al-
pen — ein einiges Reich bilden, und somit der Wunsch von
zwanzig Jahrhunderten endlich in Erfüllung gehen." — Die Oe-
sterreicher, der Uebermacht des Angreifers anfänglich nicht ge-
wachsen, wichen zurück bis an den Po; die Regenten von Tos-
cana und Modena entflohen, und acht Tage hindurch durfte
sich Murat an dem Bilde einer weltgeschichtlichen Eroberung als
Wiederhcrsteller Italiens spiegeln. Allein so klug auch sein Opc-
rationsplan ersonnen scyn mochte, so fehlten ihm doch die Streit-
kräfte gegen die überwiegende Macht, als das Volk, dem er so
große Verhängnisse ankündigte, seinem Aufrufe nicht folgte. Als
er am 8. und 9. April von dem Brückenköpfe zu Occhiobello
mit einigem Verluste zurückgcschlagen ward, und die Ocsterreicher
ihre hinter dem Po versammelten Streitkräfte vorrücken ließen,
.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Murat Murat Napoleons Caroline Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: England Neapel Oesterreich_Erlaubniß Oberitalien Frankreich Wien Neapel Oesterreich Wien Italien Napoleons Frankreich Napoleons Ni- Italiens Italien Modena Italiens
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— 333
man hier angelangt, als der Feldherr verschied. — Der Scheck-
kcn, die Bestürzung und der tiefe Schmerz, den diese Nachricht
unter den Franzosen in Cairo verbreitete, sind unbeschreiblich»
Alles lief zu den Waffen; man wußte nicht, woher dieser Schlag
kam, und erschöpfte sich in tausenderlei Muthmaßungen. Die
Generale versammelten sich zu einem Kriegsrathe, der General-
marsch ward in allen Theilen der Stadt geschlagen, und mit
Mühe hielt man die Soldaten ab, sie in Brand zu stecken.
Endlich nach zwei Stunden ward ein junger Mensch vor die
Generale geführt, in welchem der verwundete Portain, der in-
zwischen wieder zur Besinnung gebracht war, sogleich den Mör-
der erkannte.
Aus den Verhören, die mit dem Verhafteten, der sich So-
liman nannte und aus Aleppo in Syrien gebürtig war, ange-
stellt wurden, ergab sich, daß der Mord auf Veranlassung des
Großveziers verübt war, und daß Soliman, ein junger Fana-
tiker, die That in der festen Ueberzeugung übernommen habe,
durch sie den sichersten Weg ins Paradies zu finden. Drei
Schciks, die um daè Vorhaben gewußt, wurden jeht ebenfalls
verhaftet, und eine Commission niedergesetzt, den Mörder und
seine Mitschuldigen zu richten. Diese fällte schon am folgenden
Tage das Urthcil, dem zufolge den drei Scheiks die Köpfe ab-
geschlagen werden sollten; Soliman aber ward zu der landesüb-
lichen grausamen Strafe der Pfählung verurthellt. Die Voll-
streckung dieses Urtheils ward, den Sühnungen der Alten ähn-
lich, bis zu den Obsequien des Generals aufgeschoben, dessen
Leichnam in dieser Zeit einbalsamirt und in einen bleiernen Sarg
gelegt ward. Am 17« Juni kündigten, sogleich nach Tagesan-
bruch, Artilleriesalven von der Citadelle, die von allen Forts
wiederholt wurden, an, daß die Armee dem Verstorbenen die
letzte Ehre erzeigen wolle. Die Soldaten aller Waffengattungen
und aller Grade strömten herbei, die leblosen Ueberreste des ge-
liebten Feldherrn mit Lorbeer- und Cypresscnzweigen zu bedecken.
Der Leichnam ward auf einen mit Cypressen umpflanzten Hügel
gesetzt, der zu diesem Zwecke mitten in einer Bastion des Feldes
war errichtet worden.
Als diese Ceremonie beendigt war, versammelte sich die
ganze Armee auf dem Platze, den man zur Hinrichtung des Mör-
ders und seiner Mitschuldigen bestimmt hatte. Das Urthcil
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— 268 —
und die Sieger versuchten nun, den eroberten Palast in Brand
zu stecken. Bald zeigte sich Rauch; die Massen zogen sich her-
aus, lagerten sich rings um das Hotel her, und erklärten, nicht
eher vom Platze weichen zu wollen, bis das Gebäude vom Giebel
bis zum Grunde von den Flammen verzehrt sei. Gegen vier Uhr
kamen die Spritzenmeister mit den Feuerspritzen herbei; man er-
laubte ihnen nicht zu löschen, sie mußten wieder nach dem Rath-
häuft zurückkehren. Das brennende große Gebäude diente nun-
mehr zum Vereinigungspunkt. Hierauf wurden die Waffen-
schmiede und Büchsenmacher gezwungen, ihre Waffenvorrathe her-
auszugeben , welche das Volk unter sich vertheilte; andere Ge-
wehre wurden den Soldaten entrissen, oder von ihnen freiwillig
hergegeben, um nicht zum Feuern genöthigt zu sein. In der
Nahe des Justizpalastes umringten Handwerker einen Offizier,
setzten ihm das Pistol auf die Brust, und forderten ihm sein Eh-
renwort ab, auf das Volk nicht feuern zu lassen.
Gegen fünf Uhr Morgens (2g. Äug.) entwickelte sich die
bewaffnete Macht etwas mehr. Ein Grenadier- und ein Jager-
Bataillon vertheilten sich kompagnieweise in den unruhigsten Stra-
ßen. Auf dem Sablonplatze, wo der gedrängte Offizier sich
gezwungen sah, zum Pelotonftuer zu commandiren, floß das
erste Blut, und bald ward in den Nebengassen der Kampf allge-
mein; man sah Verwundete forttragen und Todte lagen anf den
Straßen. •— Das Militair, das über die Platze eilte, die Schüsse,
welche man von allen Seiten fallen horte, die verschlossenen
Schüren, die mit Frauen und Neugierigen besetzten Hauser, die
Straßen, welche bald eingenommen wurden, bald mit Menschen
bedeckt, bald öde und verlassen waren, die mit Flinten, Säbeln,
Eisenstöcken bewehrten, an den Ecken aufgestellten Einwohner
gaben der Stadt ein unheilvolles, einer mit Sturm eroberten Fe-
stung ähnliches Ansehen. — Auch das Haus des königlichen
Proamitors Scheuerma n n wurde noch wahrend der Nacht
angegriffen und die Fenster zerstört und Morgens zwischen acht
und neun Uhr das Regierungsgebaude eingenommen.
Wahrend des Kampfes hatten sich mehrere achtbare Bürger
auf das Rathhaus begeben und beim Magistrat um Waffen und
inn Entfernung der Truppen gebeten, zugleich aber sich anheischig
gemacht, das Volk zu beruhigen. Ihre Forderung wurde, wie
cs sich gebührte, aufgenommen, die Herren vom Rache führten
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— 358 —
Erbfolgekrieg in Portugal. — Nhron-
Hesteignmg der »Königin Maria
da Gloria.
Brasilien hatte sich, wie uns aus dem Früheren bekannt ist,
schon früher die Unabhängigkeit errungen, und Portugal sie aner-
kennen müssen (f. S. 181.). Doch bald gerieth der constitutione^
Kaiser Pedro I. in harte Bedrangniß, als eine demokratische
Partei sich gegen ihn erhob, die, von Tage zu Tage kühner, ihm
eine Stütze nach der andern entriß. Im Vertrauen auf die Er-
gebenheit der Soldaten, entließ er am 5. April 1s31 die ihm auf-
gedrungenen Minister und ernannte andere an deren Spelle.
Darüber brach ein Volksaufstand zu Rio «Janeiro aus. Die
Truppen versagten dem Kaiser die geforderten Dienste; sich zu
retten, flüchtete er mit seiner Familie auf ein englisches Schiff,
und um nicht nachgeben zu dürfen, entsagte er am folgenden
Tage dem brasilianischen Throne zu Gunsten seines unmündigen
Sohnes Pedro ll. (geb. 2. Decbr. 1825). Diesen zurücklassend,
segelte er noch an demselben Tage mit seiner Gemahlin, (einer
Prinzessin von Leuchtenberg, die er ku^z zuvor geheirathet
hatte) und mit seinen Schätzen nach Europa ab. Die Deputirten
zu Rio - Janeiro erkannten den Knaben als Kaiser an und
ernannten eine Commission, die in seinem Namen regieren
sollte.
Der Exkaiser begab sich zuerst nach London, wo er bei
König Wilhelm Iv. freundliche Aufnahme fand; darauf nach
Paris zu Ludwig Philipp; hier nahm er an der Feier der
Inlitage Theil. Don Miguel, den er aufgefordert hatte, die
Krone der rechtmäßigen Königin zurückzustellen, ertheilte die Ant-
wort: „diese Krone gehöre ihm durch das Recht der Geburt, wie
durch die Anerkennung der Nation, da Don Pedro als Kaiser
Brasiliens für Portugal ein Fremder geworden sei. Jetzt sei er
als Herzog von Braganza sein Unterthan, und wenn er als
Rebellenhaupt und Friedensstörer in feinen Staaten austrete, solle
er als solcher behandelt werden." — Inzwischen betrieb Don
Pedro mit gutem Fortgange die Ausrüstung einer Expedition zur
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Extrahierte Personennamen: Maria
da_Gloria Maria Pedro_I. Pedro_ll Decbr von_Leuchtenberg Wilhelm Ludwig_Philipp Ludwig Philipp Pedro Pedro
Extrahierte Ortsnamen: Portugal Brasilien Portugal Europa London Paris
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- 79 —
Befreiung von Ali's Joch und ihre alle Unabhängigkeit^), Vier-
zehn starke Westen waren Ali's Bollwerke; er selbst lag mit
10,To Mann Kerntruppen in Ianina. Der Anfang des Feld-
zugs war äußerst glänzend für die türkischen Waffen gegen den
furchtbaren Rebellen. Ali, an dessen Redlichkeit fast Niemand
glaubte, ward von dem größten Theile seiner Anhänger verlassen.
Selbst seine Söhne, Aeli und Saleh Pascha, sielen von ihm
ab und überlieferten sich, um Gnade beim Großherrn zu finden,
freiwillig in die Hände des Befehlshabers der türkischen Flotte.
Muhamed, ein Neffe Ali's, übergab nach kurzem Widerstände
die Festung Parga. Mehrere andere Festungen öffneten den Sie-
gern die Thore, und dem verlassenen Ali blieb nichts übrig, als
sich mit seinen treuen Anhängern in die Beste Janina und das
für unüberwindlich gehaltene Fort Tepleni zurückzuziehen. Js-
mael begann die Belagerung Janina's. Nun aber nahm die Sa-
che durch Ali's unerschütterliche Sündhaftigkeit und stets rege
Schlauheit, sowie durch die Unentschlossenheit und Uneinigkeit der
türkischen Heerführer und den Mangel an Disciplin unter ihren
Truppen, für den Bedrängten eine weit günstigere Gestalt an.
Ali sparte auch seine seit sechzig Jahren aufgehäuften Schatze nicht,
und Geldgier und Nohheit der umwohnenden Horden verschafften
ihm bald neue Anhänger. Die Neste der Sulioten, 900 Köpfe
stark, unter Kizzos und Markos Bozzaris erschienen von
neuem unter den Belagerern; Ali kaufte sich von diesem. Feinde
los, indem er ihnen ihre Berge wieder gab. So zogen nach sieb-
zehnjähriger Trennung die tapfern Bewohner von Suli wieder in
ihre Heimath ein. Bald vereinigten sich 3000 griechische Flücht-
linge mit ihnen. Sie übersielen einen türkischen Transport von
zweihundert mit Munition und Lebensmitteln beladenen Wagen
(im Dec. 1820), wodurch die in den Ebenen von Janina lagernde
türkische Armee dem Hunger und den größten Entbehrungen preis-
gegeben ward; welches dann, wie gewöhnlich, bewirkte, daß Tür-
ken, Albanesen, Griechen k. schaarenweis die Fahnen verließen,
um sich plündernd und mordend über das unglückliche Land zu
+) Solimans Schreiber, ein Grieche und Hetärist, hatte die Pxoclamation
so verfaßt, daß sie einen förmlichen Aufruf an die Griechen zu den
Waffen gegen die Pforte enthielt. Soliman mußte mit seinein Kopfe
diesen Trug seines Schreibers bezahlen.
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
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— 79 —
achtjähriger Sohn, und viele Andere mehr, die alle- glühend von
Neligionseifer und Durst nach Abentheuern, entschlossen waren,
sich unter den Augen eines kriegerischen Königs auszuzeichnen.
Ein ungeheurer Troß folgte dem Heere. Ganze Schaarcn von
Fuhrleuten, Marketendern und andcrm Gesindel, Bedienten und
Leibeigenen, Freudenmädchen und Weibern, ja, sogar mehr als
zweihundert saugende Kinder, begleiteten dasselbe. Viele dieser
thörichten Menschen, von leichtgläubiger Hoffnung verblendet,
unternahmen die Reise, um sich in den Provinzen, welche das
Heer erobern würde, niedcrzulassen, und hatten sich zum Thcil
mit Stricken versehen, um die gefangenen Mauren, ihre künftigen
Sclaven, damit zu binden. Die Menge der Nichtstreitendcn
übcrtraf bei weitem die Zahl der Kriegslcute; ein portugiesischer
Schriftstetter selbst giebt jene auf 26,000 Köpfe an. Das Loos
dieser Unglücklichen war schrecklich; die wenigsten sahen ihr Va-
terland wieder.
Die Fahrt über die Meerenge ging glücklich von Statten.
Der König selbst mit einigen Schiffen landete bei Tanger, wo
ihn sein Schützling Mulci Mohamet mit einem Gefolge von 300
maurischen Kriegern erwartete. Man hatte aber weder daran
gedacht, einen zweckmäßigen Plan für den Feldzug zu entwerfen,
noch die ndthigcn Anstalten für den Unterhalt des Heeres getrof-
fen; denn Sebastian war zwar ein braver Soldat, aber die Ta-
lente und Kenntnisse eines Fcldhcrrn fehlten ihm gänzlich.
Mulci Molukko hatte seinerseits Alles angewendet, um sei-
nem Gegner den nachdrücklichsten Widerstand entgegen zu setzen
und sich im Besitze des marokkanischen Throns zu behaupten.
Er zog, obgleich durch eine heftige Krankheit äußerst entkräftet,
in Person den Christen entgegen. Sein Heer ward auf 40,000
Streiter geschätzt. Es befand sich bei demselben eine zahlreiche,
trefflich berittene Reiterei, unter der eine Schaar reitender Büch-
senschützen, die sämmtlich rothe Mützen trugen, sich vorzüglich
auszeichnete.
An einem glühend heißen Tage (4. Aug. 1578) rückten die
Heere zur Schlacht aus. Die öde, weite Ebene unweit der
Stadt Alkassar, in welcher das Lager der Christen stand,
ward der Schauplatz des furchtbaren Kampfes, welcher in weni-
gen Stunden Tausenden von llnglücklichcn Leben und Freiheit
kostete. Der Bischof von Coimbra, welchem die Nacht zuvor
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
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Extrahierte Personennamen: Schützling_Mulci_Mohamet Sebastian Mulci_Molukko
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
I
— 346 —
Kaisers, erbot sich Wallenstein, demselben ein Heer von 40,000
Mann in's Feld zu stellen und auf eigene Kosten auszurüsten,
wenn man ihm nur den unumschränkten Oderbefehl und die Er-
laubniß geben wolle, in den kaiserlichen Erblanden zu werben.
Der Antrag wurde Anfangs als ein leeres Hirngespinnst, als die
Frucht eines unbegrenzten Stolzes und Uebermuthcs, verworfen.
„Wenn man — sagten die kaiserlichen Räthe — nicht im Stande
ist, 20,000 Mann zu werben und zu unterhalten, wie will man
erst 40,000 aufbringen und besolden?" — „Das Letztere ist leich-
ter, als das Erste — erwiedcrte Wallenstein. Eine Armee wie
diese muß vom Brandschatzen leben. Zwanzigtausend Mann kann
ich nicht ernähren, die würden mir vor Hunger sterben müssen,
mit funfzigtausend aber kann ich fordern, was ich will." —
Man beschloß endlich, ihm die Werbung in Böhmen zu gestatten.
Der bisherige Fürst von Friedland ward zum Herzoge und zum
„General - Obristen - Veldthauptmann" der zu schaffenden Armee
ernannt, mit der Vollmacht, alle Officierstellen allein vergeben
zu dürfen (25. Juli 1.625).
Sobald sein Aufruf ergangen, strömte die junge Mannschaft
in Menge seinen Werbeplätzen zu. Er war nicht nur als ein
guter General, sondern auch als ein treuer Pfleger seiner Trup-
pen bekannt.^) Männer vom höchsten Range boten ihm ihre
Dienste an; Hauptleutc führten ihm Compagnien, Obristcn ganze
Regimenter zu Fuß und zu Roß zu; aus Polen zogen Kofacken,
aus Ungarn Kroaten herbei, so daß er schon nach einem Monate
ein Heer von mehr denn 20,000 Mann beisammen hatte. Sein
Hauptquartier nahm er mit gutem Vorbedachte nicht auf seinen
Gütern, die er durch die Werbungen von thätigen Arbeitern ent-
*) Welche große Summen der Herzog gleich Anfangs, auf die Aus-
rüstung des von ihm errichteten Heeres verwendete, geht aus einem
Briefe seines Landeshauptmanns, von Taxis, dat. Prag vom 11.
Juni 1625, nach Wien an ihn hervor, worin derselbe sich ent-
schuldigt: „die Waffen aus Unbedachtsamkeit 22,000 Gulden zu theuer
bezahlt zu haben." Er berichtet dann weiter: „Neuerdings sind auf
drei Regimenter Wehren bestellt worden; die Musketen à 2 1/2 Tha-
ler, die Rüstung sammt der pica à 5 1/2 Gulden und eine kurze Wehr
rr 70 Kreuzer, welches alles längstens innerhalb fünf Wochen nach Pil-
sen geliefert werden soll. Die ersten Lieferanten sind Betrugs halber
bereits gesanglich eingezogcn."
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen]]
TM Hauptwörter (100): [T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T85: [Friedrich Schlacht Heer Sachsen Schlesien Sieg König Böhmen Feind Kaiser], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T1: [König Held Herz Mann Volk Siegfried Land Lied Hand Tod]]
TM Hauptwörter (200): [T60: [Mann Heer Jahr Offizier Soldat Landwehr Truppe Krieg Armee Regiment], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T30: [Gustav Schweden Adolf Wallenstein Kaiser Heer Tilly König Krieg Schlacht], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T98: [König Jahr Mitglied Verfassung Regierung Republik Präsident Kammer Gewalt Staat]]
Extrahierte Ortsnamen: Friedland Polen Ungarn Wien