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kämpfen: zudem war seine Mutter eine Welfin. Bevor er jedoch die Versöhnung vollenden konnte, mußte er einen Zug gegen Italien unternehmen. Heinrich der Löwe und Pfalzgraf Otto von Wittelsbach begleiteten ihn und leisteten ihm dabei große Dienste. Als nach dem Eiuzug der Deutschen in Rom Barbarossa zum Kaiser gekrönt wurde, erregten die Römer einen Aufstand. Ein heftiger Kampf entspann sich; der Kaiser stürzte vom Pferd und wäre verloren gewesen, wenn nicht Heinrich rasch herbeigesprengt wäre und seinen Herrn beschützt hätte. Bis tief in die Nacht hinein tobte der Kampf. Wo es am heißesten herging, fand man Heinrich, und nicht eher rastete er, bis die Römer in ihre Mauern zurückwichen. Als er darnach voll Siegesfreude in das kaiserliche Zelt trat, ermattet vom Streit, mit Wunden bedeckt, da trocknete der gerührte Kaiser seinem Lebensretter den Schweiß vom Angesicht und mit Tränen in den Augen sprach er, indem er Heinrichs Hände schüttelte: „Heinrich, ich gedenkt Dir!" Er hat es ihm gedacht. Nach der Rückkehr gab er ihm Bayern (1156) und Heinrich der Löwe war nun läuderreicher als sein Kaiser. Er herrschte über Sachsen, Bayern, und auch die slavischen Völker in Holstein, Mecklenburg und Pommern erkannten ihn als ihren Herrn an. Von den Alpen bis zum Meere im Norden reichten seine Besitzungen. Dem früheren Bayernherzog Heinrich Xi., der Bayern herausgeben mußte, wurde die Ostmark verliehen und zwar unter dem Namen Österreich; seine Residenz war Wien.
Nicht minder tapfer als Heinrich der Löwe erwies sich Otto von Wittelsbach. Sein Heldenmut bewährte sich besonders auf dem Rückzüge des Heeres nach Deutschland. Die Bürger von Verona verhielten sich feindlich gegen den Kaiser. Schon als er oberhalb der Stadt über die Etsch setzte, ließen sie schwere Hölzer den Fluß herabschwimmen und gegen die Brücke stoßen. Dieselbe stürzte wirklich ein, aber erst nachdem sie die Deutschen überschritten hatten. Beim Weiterzng des Heeres gelangte dasselbe in die sogenannte Veroneser Klause. Gewaltige Felswände treten ba an den Fluß so nahe heran, daß am linken User nur ein schmaler Streifen für eine Straße übrig bleibt. Als das Heer in diesem Engpaß war, wurde es angegriffen; denn Alberich, ein Edelmann aus Verona, hatte die Höhen besetzt. Der Vormarsch war gehemmt, der Rückzug abgeschnitten. Die Feinde verlangten von jedem Durchziehenden Roß oder Panzer und vom Kaiser eine Summe Geldes. Otto von Wittelsbach ersparte den Deutschen eine solche Demütigung. Mit 200 auserlesenen Kriegern kletterte er, geführt von zwei Wegkundigen, auf weiten, mühsamen Pfaden zu einer steilen Höhe im Rücken des Feindes empor. Seine Begleiter müssen Söhne des bayerischen Hochlandes gewesen sein; denn nur solchen konnte es gelingen, schwer gerüstet über Felsen und Kuppen, der eine den andern stützend, die Lanzen oft als Leitern benützend, da hinaufzuklimmen. Oben au-
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Extrahierte Ortsnamen: Italien Rom_Barbarossa Sachsen Bayern Holstein Mecklenburg Pommern Wien Deutschland Verona Verona
— (O —
Erbansprüchen zurückgesetzt fühlte, so begann der für Bayern so nnheil-volle Spanische Erbfolgekrieg. Die Versprechungen des Königs von Frankreich veranlaßten Max Emannel, statt auf die Seite seines Schwiegervaters, des Kaisers Leopold, ans diejenige des ersteren zu treten. Das war für ihn und für Bavern ein schlimmer Entschlnß.
Der Kurfürst zog mit seinem wohlgerüsteten Heere nach Tirol, um dieses Land zu erobern. Schon waren einige Städte genommen, als sich das gesamte Bolk wie ein Mann zur Verteidigung des Vaterlandes erhob. Von den Bergen loderten die Feuerzeichen, welche zu den Waffen riefen. Gegen ein solchen Volksaufstand vermochte der Sieger von Belgrad nichts. Er befahl den Rückzug. In der Nähe von Zirl (westlich von Innsbruck) mußte er an der „reißenden Wand" vorüber, wo der Weg durch Fels und Fluß sehr eingeengt ist. Die Höhen waren vom Feinde besetzt. Um seinem Kurfürsten das Leben zu retten, drängte sich Gras Areo mit seinem Pferd au die rechte Seite desselben. Ein verborgen lauernder Schütze, der kaiserliche Revierwächter Lechleitner, hielt den reichgekleideten Grasen für den Kurfürsten, umsomehr, als er rechts ritt, und jagte ihm eine Kugel durch die Brust, so daß der Graf tot vom Pferde stürzte. Mar Emannel sprengte rasch an der gefährlichen Stelle vorüber; er kam auch glücklich nach Bayern. In sein Land zurückgekehrt, begann der Kurfürst sofort den Kampf gegen das österreichische Heer und zwar zunächst mit Glück. Allein bei Höchstätt und Blindheim an der Donau wurde trotz der ungestümen Tapferkeit der bayerischen Krieger das bayerisch-französische Heer von den vereinigten Österreichern und Engländern vollständig besiegt. Feldherr der Österreicher war Prinz Eugen, von dem es in dem bekannten Schnlliede heißt: „Prinz Eugenius, der edle Ritter". Er hatte sich schon früher in den Türken-kriegen ausgezeichnet.
Nach der Niederlage bei Höchstätt blieb für Max Emanuel nichts anderes übrig als der Rückzug über den Rhein. Er begab sich nach Brüssel und überließ Bayern den Feinden. Diese setzten im Lande einen Statthalter ein; Bayern sollte eine österreichische Provinz werden. Das Land wurde durch Kriegslasten und schwere Steuern hart bedrückt. Noch schlimmer wurde die Lage, als Kaiser Leopold gestorben war und sein Sohn Josephi. den Thron bestieg. Heftigen Groll trug das geknechtete Bolk der Bayern im Herzen. Es bedurfte nur noch eines Anstoßes und das ganze Land erhob sich gegen seine Bedrücker. Bald kam derselbe. Als 12 000 junge Leute zu Soldaten ausgehoben werden sollten, um österreichische Kriegsdienste zu leisten und man dabei sehr hart vorging, brach der Aufstand los.
„Lieber bay'risch sterben
Als österreichisch verderben", war die Losung. Allenthalben wurde zu den Waffen gegriffen. 5000 Bauern zogen in der Christnacht 1705 vor München, um die Söhne des
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Belgrad Zirl Bayern Blindheim Donau Rhein Bayern
§ 39. Der tarentinische Krieg 282—272. 31
Heldentod starb. Nur noch kurze Zeit vermochten jetzt die Samniter Widerstand zu leisten. Sie schlossen 290 Frieden und erkannten fortan die römische Oberhoheit anj
In jenen Zeiten zeichneten sich die meisten Römer dnrch Vaterlandsliebe, Sitteneinfalt und Uneigennützigkeit aus. Cincinnatus soll einst vom Pfluge weg zum Diktator ernannt worden sein. Er führte seine Mitbürger zum Siege, legte darauf seine Gewalt nieder und kehrte zu seiner ländlichen Beschäftigung zurück.
Einst kamen Gesandte der Samniter zu dein Consul Cu r ius Deut atus, als er eben Rüben kochte. Sie hofften ihn bei seiner Dürftigkeit durch Geld für sich zu gewinnen. Aber der Römer wies sie lächelnd von sich und sagte: „Ich will lieber über reiche Leute herrschen, denn selbst reich sein!"
§ 39.
Ter tarentinische Krieg 282—272. Pyrrhus. Fabricius. 282
\1) Einst legte ein römisches Geschwader bei einem heftigen Sturme im Hafen von Tarent an. Hier ward es von den Tarentinern überfallen und weggenommen, und als daraufhin in Tarent eine römische Gesandtschaft erschien, ward diese beschimpft. Nun brach ein Krieg aus, in welchem der tapfere König Pyrrhus vou Epirus, der die Gründung einer unteritalischen Herrschaft ins Auge faßte, den Tarentinern mit einem trefflichen Heere und zwanzig zum Kriege abgerichteten Elefanten zu Hilfe kam.
2) Bei Heraklea 280 erlitten die Römer eine große aber ehren-280
volle Niederlage. Pyrrhus selbst rief, als er ihre dem Feinde zuge-
kehrten Leichen auf dem Schlachtfelde liegen sah, voll Bewunderung aus: „Hätte ich solche Soldaten, so wäre die Welt mein!" Der Mut der Römer war so wenig gebrochen, daß sie die Friedensvorschläge des Pyrrhus auf den Antrag des erblindeten Senators Appius Claudius hin zurückgewiesen. Der feindliche Gesandte erhielt die Antwort: „Rom macht nicht eher Frieden, als bis Pyrrhus Italien geräumt hat." Er berichtigte dem Könige alles und sagte: der römische Senat sei ihm wie eine Versammlung von Königen vorgekommen.
Bald ward auch dem Könige selbst durch den hochherzigen Römer Fabricius Achtung eingeflößt, welcher wegen Auswechslung der Gefangenen in das feindliche Lager geschickt wurde. König Pyrrhus hatte von dessen Armut gehört und wollte ihn dnrch Anerbietung großer Reichtümer für seine Dienste gewinnen; aber der Römer wies sie zurück. Am anderen Tage wollte der König seine Unerschrockenheit
prüfen. Er ließ in dem Zelte, in welchem er sich mit ihm unterredete, seinen größten Elefanten heimlich hinter einem Vorhänge ausstellen. Während des Gesprächs ward der Vorhaug plötzlich weggezogeu, und der Elefant streckte mit furchtbarem Gebrülle seinen Rüssel über des Fabrieins Kops hin. Aber dieser blieb ruhig und sagte zum Könige: „So wenig mich gestern dein Gold reizte, so wenig schreckt mich heute dein Elefant!"
Die auf kurze Zeit in die Heimat entlassenen römischen Gefangenen stellten sich alle rechtzeitig wieder ein. Todesstrafe hatte der Senat darauf gesetzt, wenn einer wegbliebe.
Später erhielt Fabricius von dein Arzte des Pyrrhus einen Brief, worin jener sich erbot, seinen Herrn vergiften zu wollen. Fabricius aber warnte den König
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60 §58. Die Kreuzzüge 1096—1291. Gottfried von Bouillon. § 59. Das Rittertum.
bigen zur Teilnahme an dem heiligen Unternehmen aufforderte, da drängten sich schon dort viele Tausende herbei, ließen sich als Erkennungszeichen ein rotes Kreuz auf die rechte Schulter heften und bekannten sich so als Streiter Christi. Davon hießen sie „Kreuzfahrer", die Unternehmungen selbst „Kreuzzüge".
1096-1099 Der erste Kreuzzug (1096—1099) zählte fast eine halbe Million Streiter unter dem frommen und tapferen Gottfried von Bouillon, dem Herzog von Niederlothringen, und anderen Fürsten. Sie erreichten teils zu Land, teils zu Wasser unter vielen Mühseligkeiten und Beschwerden im Spätjahre 1096 das als Sammelplatz bestimmte Co n st a ntin o p e l. In Kleinasien angekommen, belagerten sie N i c ä a, welches sich den Griechen ergab, öffneten sich alsbald durch den Sieg bei Dorylänm das kleinasiatische Tafelland und kamen unter großen Verlusten nach Cilicien. 1098 ward auch Antiochia durch Verrat gewonnen und nach Auffindung der heiligen Lanze behauptet.
Endlich erreichte das auf 20000 Streiter zusammengeschmolzene Kreuzheer Jerusalem; die übrigen waren fast alle auf dem mühevollen Zuge dem Klima, dem Hunger und dem Schwerte der Feinde erlegen. Als das Heer die heilige Stadt erblickte, sielen alle auf die Kniee nieder, küßten den Boden und weinten Thränen des Dankes und der Freude. Wiewohl eine starke türkische Besatzung die Stadt aufs tapferste verteidigte, so fiel sie doch schon am 15. Juli
1099 1099 nach blutigen Kämpfen in die Hände der Kreuzfahrer und ward
dann durch den Sieg Gottfrieds bei Askalon über die Ägyptier für die nächste Zeit gesichert.
Der fromme Gottfried war kurz uach der Eroberung der heiligen Stadt zum Könige von Jerusalem gewählt wordeu. Er weigerte sich aber, da eine Königskrone zu tragen, wo sein Herr die Dornenkrone getragen habe, und nannte sich bloß „Herzog nno Beschützer des heiligen
Grabes". Erst als er im folgenden Jahre starb, nahm sein Brnder
Balduin die Königswürde an.
Da sich aber das neue Reich gegen die wachsende Macht der Türken nur durch fortwährende Unterstützung des Abendlandes erhalten konnte, so wurden fast zwei Jahrhunderte hindurch wiederholt bewaffnete Züge nach dem Morgenlande unternommen.
Die Hauptkreuzzüge wurden unternommen : 1) unter Herzog Gottfried von Bouillon 1096; 2) unter Kaiser Konrad Iii. 1147; 3) unter Kaiser Friedrich Barbarossa, König Philipp August von Frankreich und König Richard Löwenherz von England 1189; 4) unter dem Grafen Balduin von Flandern 1204; 5) unter Kaiser Friedrich Ii. 1228; 6) unter König Ludwig Ix., dem Heiligen, von Frankreich 1248 und 1270.
Diese Züge fruchteten indessen nur sehr wenig. Vielmehr fielen die von den Christen eroberten Orte allmählich sämtlich wieder den Mn-i29i hammedanern in die Hände, am letzten Akkon 1291.
§ 59.
Das Rittertum.
Von allen Einrichtungen des Mittelalters verdankt das Rittertum den Kreuzzügen die höchste Ausbildung; denn nichts konnte den Neigungen des Ritterstandes mehr entsprechen, als der Mmpf gegen die
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Extrahierte Ortsnamen: Christi Niederlothringen Kleinasien Dorylänm Antiochia Jerusalem Jerusalem England Frankreich
130 § 66. Mittlere Geschichte, 476 — 1517 n. Chr.
dem Aussterben der Karolinger (987) kamen (mit dem Herzoge von Francien Hugo Capet) die Capetinger auf den Thron. Auch sie mußten sich die Anerkennung von den großen Vasallen erkämpfen. Der Gottesfriede (treuga dei, 1031; s. § 60, 1) sollte den gegenseitigen Fehden der Vasallen Einhalt thun. Seit Normannenherzoge den englischen Thron bestiegen hatten (s. u. 4), war ein großer Teil Frankreichs mit England verbunden. Philipp Ii. August (1180—1223) suchte die englischen Besitzungen in Frankreich zu gewinnen; er besiegte den englischen König Johann ohne Land und den deutschen Kaiser Otto Iv. bei Bou-viues(1214; s. §64,2) und behauptete die Normandie. Ludwig Vii. (1137—1180) beteiligte sich am zweiten, Philipp Ii. August am dritten, Ludwig Ix. der Heilige (1226—1270) am sechsten und siebenten Kreuzzug (§ 61 und 62). Philipp August, Ludwig Viii. (1223—1226) und Ludwig Ix. führten (1209 bis 1229) Krieg gegen die von Papst Innocenz Iii. mit dem Banne belegten Albigenser (§ 65, 1).
Früher als in Deutschland kam in der Provence die lyrische Poesie durch die Troubadours (in Nordfrankreich Tron-vöres genannt) zur Blüte. Während der Kreuzzüge hob sich die Königsmacht durch das Aussterben vieler Vasallen.
B. England.
3. Angelsachsen und Dänen, 827—1066. Egbert, König von Wessex, vereinigte die sieben angelsächsischen Reiche (§ 48, 4) zu einem Königreich England (827). Alfred der Große (871—901) besiegte die (seit 787) England bedrängenden Dänen oder Normannen, auch sorgte er für Volksbildung, Gerichtswesen, Schiffahrt, Handel und Befestigung des Landes. Im Jahre 1002 wurden alle in England befindlichen Dänen an einem Tage ermordet (dänische Vesper; 13. November); 14 Jahre darnach vereinigte der Dänenkönig Kanut der Große (1016—1035) England mit Dänemark. Erst 1042 kamen mit Eduard dem Bekenner (1042—1066) die Angelsachsen wieder auf den Thron.
4. Normannische Könige, 1066—1154. Wilhelm I. der Eroberer, Herzog von der Normandie, ein Vetter Eduards des „Bekenners", eroberte durch die Schlacht bei Hastings (1066) England gegen Harald, Eduards Schwager. — Unter den normannischen Königen vollzog sich durch Vermischung des Französisch-Normannischen mit dem Angelsächsischen die Ausbildung der englischen Sprache und Nationalität.
5. Das Hans Anjon oder Plantagenet (1154—1399)
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs England Frankreich Deutschland Nordfrankreich England England England England England England
132 § 66—67. Mittlere Geschichte, 476—1517 n. Chr.
Mauren, denen zuletzt (um 1250) nur Granada blieb. Hoch-gefeiert als „Schrecken der Araber" war in spanischen Liedern Rodrigo Diaz, genannt der Cid, gegen Ende des 11. Jahrhunderts Feldhauptmann des trefflichen Königs Alfons Vi von Kastilien. — Uber den gelehrten Alfons X. den Weisen s. § 64, 7.
§ 67.
Fortsetzung.
D. Die Normannen.
1. Die Normannen (Nordmannen, Skandinavier) plünderten zur Zeit der Karolinger auf ihren Seeraubzügen (Wi-ckingerfahrten) die Küsten von Deutschland, wo sie n. a. Hamburg verheerten (845), von Frankreich und England, drangen aber auch plündernd in das Innere dieser Länder ein. In Frankreich bekehrte sich ihr Anführer Rollo (Robert) zum Christentum und erhielt von Karl dem Einfältigen den Nordosten Frankreichs, d. h. die Normandie (911) und die Lehnshoheit über die Bretagne.
2. In Unteritalien ließen sich Normannen ums Jahr 1022 nieder; daselbst erhielten sie vom deutschen Kaiser Heinrich Iii. Apulien (1047). Jedoch nahm der Normannenherzog Robert Gniscard, ein Sohn Tancreds von Hanteville, Apulien und Kalabrien vom Papste zu Lehen (1059; s. § 60, 4). Roger I., Guiseards Bruder, eroberte Sieilien, Roger Ii. wurde König beider Sieilien (1130). Durch Vermählung Konstanzes, einer Tochter Rogers Ii., mit König Heinrich Vi. kam die unteritalische Normannenherrschaft an die Hohenstaufen, nach diesen (1266) an das Haus Anjou, und im Jahre 1282 Sieilien an Peter von Aragonien (§ 63 u. 64).
3. Von der Normandie aus eroberten die Normannen unter Wilhelm dem Eroberer, dem Sohne Roberts des Teufels, im Jahre 1066 England (§ 66, 4); der Nordwesten Frankreichs wurde ein englisches Lehen.
4. In Skandinavien vereinigte Kannt (Knnd) d. Gr. (1014—1035) die kleineren gotischen und normannischen Reiche und herrschte über Dänemark, Schweden, Norwegen, Schleswig und England (§ 66, 3); er förderte die Ausbreitung des Christentums in Skandinavien, womit schon Ansgar ({ 865) begonnen hatte _ (§ 57, 2). Ums Jahr 1200 (unter Waldemar Ii.) war die dänische Macht auch über die deutschen Ostseeländer ausgebreitet.
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Extrahierte Personennamen: Rodrigo_Diaz Alfons_X Robert) Karl Karl Heinrich_Iii Heinrich Robert_Gniscard Guiseards Rogers Heinrich_Vi Heinrich Peter_von_Aragonien Wilhelm Roberts Ansgar_( Waldemar_Ii
Extrahierte Ortsnamen: Granada Kastilien Deutschland Hamburg Frankreich England Frankreich Frankreichs Unteritalien Apulien Apulien Kalabrien Haus_Anjou England Frankreichs Skandinavien Schweden Norwegen Schleswig England Skandinavien
2. Periode, 843—1273. Ii. Die außerdeutschen Länder. 133
E. Der Osten.
5. Den Preußen (Borussen an der untern Weichsel)
verkündete Adalbert, Bischof von Prag (f 997), das Evangelium , erlitt aber bei ihnen den Märtyrertod (§ 59, 6).
Der Deutschherrenorden, welcher unter dem Landmeister Hermann Balk das Land eroberte (1228—1283), verbreitete mit dem Christentum auch deutsche Kultur (§ 61, 3).
6. Über die Polen oder die Slaven an der mittleren
Weichsel herrschte von 840—1370 das Haus der Piasten.
Im zehnten Jahrhundert fand von Böhmen aus das Christentum in Polen Eingang. Herzog Boleslav Chrobry der Glorreiche (ums Jahr 1000) führte das Reich nach Osten und Westen zu bedeutender Ausdehnung (§ 59, 7). Der Königstitel, den schon Boleslav vorübergehend angenommen hatte, blieb den polnischen Herrschern seit 1295.
7. Rußland (Haus Rurik, 862—1598). Das russische Reich mit finnischen, slavischen und tatarischen Völkern entstand, als ein Normanne Rurik aus dem Stamme Ruß im neunten Jahrhundert das Fürstentum Nowgorod gründete; später stand das Großsürstentum Kiew an der Spitze der übrigen russischen Fürstentümer. Die Großfürstin Olga'ließ sich taufen (955), ihr Enkel Wladimir der Große (f 1015) vollendete die Einführung des Christentums; er bekannte sich zur griechisch-katholischen Kirche. Uber zweihundert Jahre (1240—1480) war Rußland den Mongolen zinspflichtig (s. Nr. 11).
8. Die Ungarn (vom 9. Jahrhundert bis 1301 unter den Arpaden) gründeten sich nach ihren Niederlagen an der Unstrut und auf dem Lechfelde (§ 59) feste Wohnsitze in den Ebenen der mittleren Donau und Theiß und nahmen unter ihrem ersten König Stephan dem Heiligen (ums Jahr 1000) das Christentum an. Nur kurze Zeit (1044—1047) war Ungarn deutsches Lehen. Im 12. Jahrhundert siedelten sich niederdeutsche Ansiedler (Sachsen) in Siebenbürgen an; sie bewahrten deutsche Sitten, Sprache und Einrichtungen bis auf den heutigen Tag. König Andreas gab den ungarischen Magnaten (weltlichen und geistlichen Standcshenen) einen Freiheitsbrief "das goldene Privilegium" (1222). Auch Ungarn hatte durch die Einfälle der Mongolen zu leiden (1241).
9. Das byzantinische Reich verlor unter der macedo-nischen Dynastie (867-—1056) und dem Herrscherhaus der ilomnenen (1057—1203) von seinen auswärtigen Besitzungen Kleinasien an die Seldschucken, Unteritalien an die Normannen. Im 13. Jahrhundert gründeten die Kreuzfahrer an Stelle des
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Balk Boleslav_Chrobry Stephan Andreas
225
Zu schwach doch, daß ihr Druck allein den Feind zermalme.
Zog sie zur Hilfe bei den Schaft der Kokospalme.
Sie zog zum Schaft hinan den Tiger und ein Krach
War hörbar, als sie ihm die eh'rnen Rippen brach.
Am Boden lag er nun; sie aber, kampfesmatt,
Zog sich um auszuruh'n hinauf ins Palmenblatt.
Das war der erste Tag der Schlacht, wo zu wir sah'n,
Nur wenige, von fern; wer hätte dürfen nah'n? —
Der zweite Morgen kam, da war die Zahl der Späher
Gewachsen und ihr Mut, dem grausen Kampfplatz näher.
Wir sahen durchs Gebüsch ihr zu und wollten nicht
Sie stören, wie sie sich bereitet' ihr Gericht.
Gelb überkleisterte ihr Speichel rote Klumpen
Des Aases, die ihr Schlund sich anstrengt', einzupumpen.
Einwürgend hatte sie den Tag vollauf zu tun. -
Darüber Nacht es ward und wir sie ließen ruh'n. —
Am dritten Morgen war herbeigeströmt die Schar
Von Weib und Greis und Kind; vorbei ist die Gefahr.
Da lag die Siegerin, die starre, schlaffe, matte,
Die an dem Siegesmahl sich übernommen hatte.
Sie mochte sich getrau'n den Tiger ohne Grau'n
Zu töten, aber nicht den toten zu verdau'n.
Von Beutelustigen ward sie gemach erlegt
Und von den Fleischessenden bald hundertfach zerlegt,
Indes die Reineren an ihrem Teil sich freuten.
Die lang versagte Frucht der Palmen zu erbeuten.
Friedrich Rückert.
1-193. Der Hamster.
Ein Hamster war vom frühen Morgen
Bis in die späte Nacht bedacht,
Sich auf den Winter zu versorgen,
Wie jeder kluge Wirt es macht.
Sein Nachbar hielt nicht viel auf Fleiß und Sparsamkeit;
Er war noch jung und ließ die edle Zeit
Ganz ungenützt vergehn. Denn weil das ganze Land
Jetzt noch bedeckt mit reichen Saaten stand,
Hielt er's für albern, sich mit Vorrat zu versehn,
Und glaubt',, es würden allemal
Die vollen Ähren ohne Zahl
Wie jetzt auf allen Feldern stehn.
Lesebuch für Mittel- und Oberklassen.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Rückert Friedrich
232
Nun schwur der Kaiser, er werde die Krone nicht wieder aufsetzen,
bis er solch frechen Trotz gebrochen habe. Er bezwang ihn durch
Schwert und Hunger. Barfuß und barhaupt, in zerrissenen
Kleidern, ein bloßes Schwert oder einen Strick am Halse und
Asche auf dem Haupte, das Kreuz voran, kamen sie hinaus in
sein Lager und baten um Frieden und Gnade. Er aber ließ die
Mauern der Stadt niederreißen und die Bewohner mußten sich
in offenen Flecken ansiedeln. Aber bald entstand an einer anderen
Stelle eine neue, gegen Friedrich feindliche Stadt, Alessandria,
so genannt nach dem Papst Alexander Iii., welcher der lombar-
dischen Städte Freund und Helfer war. So dauerte der Kampf
noch lange fort. Der Kaiser kam selbst oft in Lebensgefahr: bei
der Etschklause hatte der Feind in einem engen Paß zwischen
Fels und Fluß das Heer umzingelt und nur der Tapferkeit
Ottos von Wittelsbach verdankte Friedrich seine Rettung; in Susa
hatten Bürger sich verschworen ihn im Schlafe zu ermorden;
aber der treue Hartmann von Siebeneichen half dem Kaiser zur
Flucht, indem er sich selbst in dessen Bett legte; die Feinde ehrten
diese Treue und schenkten ihm das Leben.
Ganz besonders hinderlich war es für Friedrich bei diesen
Kämpfen, daß er sich auf die Unterstützung der deutschen Fürsten
nicht verlassen konnte. Die Ordnung im deutschen Reiche war
nämlich diese: der König überließ einen Teil des ihm gehörigen
Landes an Edelleute auf unbestimmte Zeit. Eine solche Besitzung
hieß Lehen, der Geber Lehnsherr, der Inhaber Lehnsmann oder
Vasall. Dieser mußte seinen Lehnsherrn mit Leib und Leben,
Gut und Ehre verteidigen und ihm in seine Kriege folgen. Nun
wurden aber die Vasallen übermächtig und übermütig und Her-
zoge, Fürsten und Grafen führten oft Krieg auf eigene Hand,
auch gegen ihren König, oder sie weigerten sich ihm mit ihren
Leuten im Kriege zu Dienste zu sein. Der mächtigste unter diesen
Vasallen war zu Friedrichs Zeit der Herzog Heinrich der Löwe
aus dem Geschlechte der Welfen; ihm gehörten Braunschweig und
Lüneburg, Bayern und Sachsen. Dieser stolze Mann weigerte
sich dem Kaiser Heerfolge gegen die lombardischen Städte zu leisten.
Der Kaiser bat ihn, ja er fiel ihm zu Füßen. Alles umsonst.
Da nahte die Kaiserin ihrem Gemahl und sprach: „Stehet auf,
lieber Herr; Gott wird Euch helfen, wenn Ihr einst dieses Tages
und Hochmutes gedenket!" Dieser Abfall Heinrichs des Löwen
war hauptsächlich schuld an der Niederlage, welche Friedrich
bei Legnano durch die Italiener erlitt. Wie oft hat doch die
Uneinigkeit der Deutschen ihren Feinden zum Siege geholfen!
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Alexander_Iii Alexander Ottos_von_Wittelsbach Ottos Friedrich Friedrich Hartmann Friedrich Friedrich Friedrichs Heinrich_der_Löwe Heinrich Heinrichs Friedrich
bei_Legnano Friedrich
238
So kam er in ein Dorf geritten;
Da liefen die Leute aus allen Hütten.
Und schauten an die zottige Haut,
Riefen ihm zu und jubelten laut,
Sagten, nun wäre die Gegend frei,
Er hab' erlegt den großen Leu.
Als er die Männer höret sagen,
Daß er der Tiere König erschlagen,
Von dessen Mut und wilder Stärke
Man ihm erzählt viel Wunderwerke,
Da wendet sich der Knecht fürbaß,
Der längst den harten Strauß vergaß,
Besieht die Haut sich für und für:
»Eine gelbe Katze schien es mir.
Längst hätt' ich gern den Leu gesehn;
Nun ist's mir schier im Traum geschehn,
Daß ich gar einen hab' erschlagen!"
Und ritt voran mit gutem Behagen. Wouganq Bisa«
201. Das Kamel, das Schiff der Wüste.
Wo die Natur den Menschen nur kümmerlich nährt, bietet
sie ihm gemeiniglich ein Ersatzmittel, welches ihm eben sein
Heimatland als das Paradies der Erde erscheinen läßt. Der
Bewohner der nördlichen Polarzone hat für hundert ihm ver-
sagte Dinge sein Renntier erhalten und in ihm allein den Ab-
helfer fast aller seiner Bedürfnisse. Dem wildkühnen Araber,
dem Sohn der weiten, pfadlosen Wüsten und Steppen, ist daß
Kamel dasselbe, was dem Bewohner des hohen Nordens das
Renntier ist. Wenn das Kamel im allgemeinen für die Völker
des Morgenlandes als Lasttier von unschätzbarem Werte ist, ss
bat es für den Araber insbesondere doch eine noch viel höhere
Zlichtigkeit, da er mit allen seinen Bedürfnissen von ihm abhängt
und ihm gleichwie der Lappe dem Renntier auch Nahrung und
Kleidung verdankt. Die Milch des Kamels ist für ihn ein
Hauptnahrungsmittel; denn sie liefert ihm Butter und Käse.
Er ißt das Fleisch, besonders der jungen Tiere, das für ihn
außerordentlich wohlschmeckend ist und in Gefäßen, mit Fett
bedeckt, aufbewahrt wird. Das Haar dient zur Verfertigung
von Kleidungsstoffen und bildet einen wichtigen Handelsartikel
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